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Alaska Saedelaere PDF

489 Pages·2002·2.25 MB·German
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Perry Rhodan Kosmos-Chroniken 2 Alaska Saedelaere von Hubert Haensel Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt Alle Rechte vorbehalten © 2002 by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt www.moewig.de Redaktion: Klaus N. Frick/Sabine Kropp Titelillustration: Johnny Brück Druck und Bindung: GGP Media, Pößneck Printed in Germany 2002 www.perry-rhodan.net ISBN 3-8118-7513-2 »Es ist dunkler, wenn ein Stern erlischt, als wenn er nie geleuchtet hätte.« (Das murmelte Alaska Saedelaere im Selbstgespräch» Der Satz gefiel ihm, er würde ihn sich merken.) Meinem Vater gewidmet, dem ich die Liebe zur SF verdanke. Leider durfte er den Mythos Alaska Saedelaere nur unvollständig erleben. Es sind die Faszination einer zukünftigen Technik, die ungeheure Weite der Schöpfung und die Begegnung mit fremden Wesen (auch in uns selbst), die PERRY RHODAN zur größten Science-Fiction-Serie der Welt machten. Ich danke meiner Ehefrau und unseren Töchtern für Geduld und Nachsicht während der Arbeit an diesem Buch. Ad astra! Hubert Haensel 1. BUCH Schicksalsschläge 3428 n. Chr. und früher 1. Der Schmerz traf ihn unvorbereitet. Alaska Saedelaere taumelte; stöh- nend riss er die Arme hoch, aber die abwehrende Bewegung kam viel zu spät. Ein grässliches Pochen plagte sein Gesicht. Vom Haaransatz bis zum Kinn schienen alle Nerven bloßzuliegen. Qualvolle, wenig menschlich klingende Laute drangen über seine Lippen. Er verkrallte die Hände im Gesicht, seine Daumen drückten auf die Kiefergelenke, und die Finger wühlten sich zwischen die Haarwurzeln. Beide Daumen stießen in wei- ches, schwammiges Gewebe. Als gäbe es keine Wangenknochen mehr. Auch die Stirn schien sich in eine wogende Masse verwandelt zu haben, die kaum Widerstand bot. Alaska Saedelaeres Brustkorb hob und senkte sich unter hastigen Atemzügen. Die Furcht hatte ihn eben wie ein tückisches Raubtier an- gesprungen. In Gedankenschnelle wuchs sie zur Panik. Dennoch igno- rierte sein Verstand das Unglaubliche. Er hörte Schritte heranhasten. Eine verzerrte Stimme durchbrach das dröhnende Hammerwerk in seinem Schädel: »Mr. Saedelaere, end- lich. Sie werden seit Stunden erwar...« Ein halb ersticktes Gurgeln ließ den Satz abbrechen. Dann erklang es stockend: »Drei kleine Siganesen, die wär'n gern groß gewesen. Einer erstickte am Genetikbrei, da blieben nur noch zwei. Du brennst, du ...« Die Stimme wechselte zum tiefen Bass: »Versteck dich nicht!« und schraubte sich in schrillen Diskant em- por: »Ich seh dich ... ich seh dich ...« Zwei kräftige Fäuste umklammerten Saedelaeres Handgelenke und rissen seine Arme zur Seite. Weil er verzweifelt nach einer Erinnerung suchte, konnte und wollte er sich nicht dagegen wehren. Er war schlicht hilflos und wusste nicht, was geschehen war. Sein Gegenüber starrte ins Leere. Speichel rann über Saedelaeres Kinn, doch das bemerkte er nicht einmal. Mit einem verzweifelten Ruck befreite er sich aus dem lasch werdenden Griff. Auf gewisse Weise erinnerte ihn sein Gegenüber an einen Roboter, dessen Motorik von einer Sekunde zur anderen ausge- fallen war. Der abklingende Schock des Transmitterdurchgangs ließ das Zucken in seinem Gesicht intensiver werden und den Drang, sich herumzuwer- fen und in panischem Entsetzen zu fliehen, schier übermächtig. Haut- nah spürte Alaska Saedelaere das Unheimliche, das mit jedem Atemzug mehr Macht über ihn gewann. Seine Finger tasteten über Wangen und Kinn und berührten warmes, nachgiebiges Fleisch. Es schien der Berührung auszuweichen. Unvollständige Rematerialisation, durchzuckte ihn ein aberwitziger Gedanke. Probleme während des Hyperraumdurchgangs. Bruchstückhaft flackerte die Erinnerung auf. Alaska hatte den Trans- mittersprung von Bontong nach Peruwall empfunden, als würde sein In- nerstes nach außen gekehrt. Eine alles verzehrende Glut und zugleich die unbeschreibliche Kälte des absoluten Nichts hatten jede Regung erstarren lassen ... Waren für ihn die theoretischen Gefahrenmomente wahr geworden, angefangen von nicht kompensierten unterschiedlichen Bewegungsvek- toren im Bereich von Sende- und Empfangstransmitter bis hin zu extre- men mehrdimensionalen Störfeldern? Seine Panik wuchs ... Er fühlte fremde Blicke wie Seziermesser auf der Haut. Mit eisigen Fingern krallte sich das Unheimliche fest, als wol- le es nie wieder loslassen. Saedelaere schrie, weil er das Zucken im Gesicht nicht mehr ertrug. Es würde ihn in den Wahnsinn treiben. Reiß es heraus!, hämmerte ein wilder Gedanke. Vernichte das Ding, ehe es vollends von dir Besitz ergreift! Seine Finger verkrampften. Alaska Saedelaere glaubte schon zu spüren, wie er die Nägel ins Fleisch schlug und an dem wogenden Etwas zerrte. Ekel schüttelte ihn, während ein Rest klaren Denkvermögens davor warnte, der Panik nachzugeben. Die kosmetische Chiroplastik brachte noch ganz andere Kunststücke zuwege, als nur ein verlorenes Gesicht neu aufzubauen. Stimmen in allernächster Nähe erschreckten ihn. Abermals ergriff je- mand seinen Arm. Die Berührung war unangenehm. Weil Alaska erst mit sich selbst ins Reine kommen musste. Er war nicht mehr der Mensch, der auf Bontong den Transmitter betreten hatte - er hatte sich auf eine Art und Weise verändert, die er selbst noch nicht verstand. »Lasst mich!«, keuchte er, während er mit beiden Händen den form- losen Klumpen Fleisch bedeckte, der mit einem menschlichen Gesicht wenig Ähnlichkeit hatte. Um das zu erkennen, brauchte er keinen Spie- gel, das konnte er fühlen. Drei Männer hielten ihn fest und redeten auf ihn ein. In einem Ton- fall, der seinen Zorn wachsen ließ. »Ich bin nicht verrückt!«, keuchte er. »Aber ich weiß nicht, was ge- schehen ist.« Die Männer gehörten zum Ordnungsdienst. Das nahm er wie durch einen dichten Schleier hindurch wahr. Schweiß und Tränen brannten in seinen Augen. Er blinzelte heftig, als seine Hände zur Seite gezerrt wur- den - zugleich kam er frei. Unkontrollierte Laute ausstoßend, wichen die Uniformierten vor ihm zurück. Einer setzte noch zum Reden an, zumindest schnappte er nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen - und übergab sich. Wür- gend brach es aus ihm hervor, während er auf die Knie sank. Die beiden anderen torkelten davon. Sie stürzten schon nach weni- gen Schritten. Während sich der eine zuckend in Embryonalhaltung zu- sammenrollte, versuchte der andere, auf allen vieren davonzukriechen. Sein Heulen wurde zum erstickten Wimmern, als Alaska ihm folgte und sich über ihn beugte, und verstummte jäh, als der Techniker ihn festhielt. Endlos lange Sekunden vergingen, bis Saedelaere begriff, dass der Mann nicht mehr atmete. Er zerrte den schlaffen Körper hoch und schüttelte ihn. Aber sein Gegenüber war tot. Alaska musste Ordnung in seine wirr durcheinander wirbelnden Ge- danken bringen. Es gelang ihm nicht. Tief im Unterbewusstsein wuchs die entsetzliche Gewissheit, dass er selbst für alles verantwortlich war. Rasend hämmerte sein Herz gegen die Rippen. Ein unsichtbares Band zog sich um den Brustkorb zusammen und hinderte ihn am At- men, aber immer noch krallte er beide Hände in die Uniform des Toten, als wolle er nie wieder loslassen. »Keine hastige Bewegung, Mister!« Saedelaere erstarrte in vornübergebeugter Haltung. Aus den Augen- winkeln heraus gewahrte er zwei Kampfroboter und die flirrenden Ab- Strahlmündungen ihrer Waffenarme. Der Wachmann, den die Kampf- maschinen flankierten, hielt ebenfalls einen Kombistrahler im An- schlag. Der Mann, der sich eben noch erbrochen hatte, kippte wimmernd zur Seite. Und der Dritte kreischte schrill: »Schießt! Macht das Monstrum alle! Schießt doch, schießt...« Alaska zitterte wie Espenlaub. Lange konnte er sich nicht mehr so gebückt halten. Die Roboter waren heran. »Geh langsam auf die Knie! - Leg dich auf den Bauch! - Spreiz die Arme zur Seite!« Alaska widersprach nicht. Er war sogar erleichtert darüber, dass ihm die Entscheidung abgenommen wurde, und drückte das Gesicht auf den Boden. Die Kühle des Stahlplasts stach wie mit Nadeln ins Fleisch und weckte neue Lebensgeister. Gleich daraufhätte er schreien können vor Schmerz. Was immer mit ihm geschehen war, sein Immunsystem schien einen gewaltigen Kampf auszufechten. Jede Körperzelle rebellierte. Alaska biss sich die Unterlippe blutig. Die Kampfroboter standen neben ihm. Mit einigem Abstand folgte der Wachmann. »Wilston war mein Freund. Warum hast du ihn getö- tet?« Die Geräusche verrieten Saedelaere, dass der Uniformierte in die Hocke ging, den Strahlenkarabiner neben sich legte und den Leichnam auf die Seite drehte. »Wie hast du ihn umgebracht?« Ein scharfer Befehl veranlasste die Roboter, Saedelaere auf die Bei- ne zu stellen. Schwer hing er im Griff der Kampfmaschinen. Dem Wächter blieb der Aufschrei im Hals stecken, als er den Techniker an- starrte. »Mörder«, gurgelte er. »Mör-der!« Zitternd hob er den auf Thermo- Modus geschalteten Karabiner. Sein irres Lachen klang wie in einem schlechten Film. Warum ging dieser Albtraum nicht endlich vorbei? »Ich habe nichts verbrochen!«, stieß Saedelaere hervor. Ein wildes Kichern - dann, stockend: »Wer ... schickt dich?« Die Waffe ruckte unruhig hin und her. Der Mann ist wahnsinnig geworden, erkannte Saedelaere. Hatte das mit seinem Gesicht zu tun? Wenn er es recht bedachte ... Ein Schuss fauchte. Alaska schloss die Augen. Er wollte den Tod nicht sehen, spürte nur ein grenzenloses Bedauern. Wie würde es sein, zu sterben, ohne den wahren Grund dafür zu kennen? Die sengende Hitze blieb aus. Saedelaere registrierte es beinahe wi- derwillig. Der Schuss hatte nicht ihm gegolten, vielmehr war der Wach- mann von einem der Kampfroboter paralysiert worden. »Warum?«, ächzte er ungläubig. »Es ist meine Aufgabe, Leben zu schützen. Sie benötigen medizini- sche Versorgung.« »Und wenn ich ablehne?« Alaska verstand selbst nicht, weshalb er das sagte. Seine Verbitterung und Enttäuschung wuchsen mit jedem Atemzug. Ihm war klar, dass die Veränderung in seinem Gesicht eine unglaubliche Bedrohung darstellte. Mit einem Mal war alles anders. Keiner seiner hochfliegenden Pläne hatte noch Sinn. Er dachte an Liv, ihre gemeinsame Zeit und die Jahre, die sie noch miteinander hatten verbringen wollen. Sein Gesicht pulsierte und schien aufzuplatzen wie eine dünne Mem- bran unter Überdruck. »Sie stehen unter Quarantäne, Sir!«, sagte einer der Roboter. »Die Mediziner werden alles Weitere entscheiden.« »Ich brauche keinen Arzt. Was soll der tun? Das herausschneiden, was in mir zuckt? Es verändern? Offenbar verliert jeder den Verstand, der mich anschaut - oder er stirbt.« »Die Ursache wird erforscht werden.« »Ich muss zurück, den Transmittersprung wiederholen und ...« Alaska riss sich los. Er handelte instinktiv und ohne nachzudenken. Er hatte ein Problem, und der Transmitter erschien ihm als die einzig mögliche Lösung. Noch einmal entstofflichen und abstrahlen. Irgend- wohin. Darauf hoffen, dass das, was sich in ihm eingenistet hatte, die Verbindung verlor. Eine vage Hoffnung, aber die einzige überhaupt. Zwei, drei weit ausgreifende Sätze. Alles um ihn her verwischte zur Bedeutungslosigkeit, er sah nur noch den Transmitter vor sich. Das Gerät war abgeschaltet, und ohne Justierung auf eine Gegensta- tion baute sich das Entstofflichungsfeld nicht auf. Als Techniker be- herrschte Saedelaere die erforderlichen Handgriffe im Schlaf. Wenige Sekunden würden ihm genügen, die Verbindung wieder aufzubauen. Aber was kam danach? Egal. Nur dieses verfluchte Ding wieder loswerden, das sich in ihm einge- nistet hatte. Es war fremd. Und es lebte. Das spürte Alaska überdeut- lich. Ein Schlag zwischen die Schulterblätter ließ ihn taumeln. Er biss sich die Lippe auf, und der warme Blutgeschmack würgte ihn erneut. Weiter! Er spürte seinen Rücken nicht mehr. Das Gefühl der Taubheit griff auf die Arme über und breitete sich weiter aus. Alaskas Schritte wurden langsamer. Der Transmitter, fast schon zum Greifen nahe, begann vor seinen Augen zu verschwimmen. Die Luft erschien ihm plötzlich zähflüssig wie Sirup. Sie dämpfte je- des Geräusch; nicht einmal den eigenen keuchenden Atem hörte er noch. Mühsam kämpfte Saedelaere sich vorwärts, zeitlupenhaft, un- wirklich. Dann stürzte er, kippte einfach vornüber und hatte nicht einmal mehr die Kraft, die Arme auszubreiten. Eine endlose, düstere Tiefe empfing ihn. Es war ein eigenartiges Empfinden, wahrzunehmen, wie die eigenen Gedanken verwehten, sich in hauchzarte Nebelschleier auflösten ... ... und eine rasch um sich greifende Leere zurückließen. Der Lähmschuss aus der Roboterwaffe hätte nur seine bewussten Körperreaktionen ausschalten sollen, nicht auch den Geist. Halbherzig fragte sich Alaska Saedelaere, was mit ihm geschah. Nie hatte er über sein Ende nachgedacht. Bis dahin, hatte er immer geglaubt, lagen noch hundert lange Jahre vor ihm - und die Medizin machte rasante Fort- schritte. Mit künstlichen Ersatzteilen im Körper zu leben, mit einem ge- klonten Herzen, Biofiltern oder Knochen aus Terkonit, erschien ihm keineswegs unmenschlich. Als Techniker mit Leib und Seele schreckte er nicht vor solchen Gedanken zurück, sondern betrachtete sie eher als persönliche Herausforderung. Die Schwärze raubte ihm den Atem. War das der Tod? Es hieß, man sehe sein Leben in diesem Moment noch einmal vor sich vorbeiziehen - die Wahrheit war anders. Einige wenige zusammenhängende Gedanken konnten unmöglich sein ganzes Leben gewesen sein. Eine friedvolle Stille umfing ihn. Selbst das unheimliche Zucken im Gesicht ebbte ab. Der Sturz schien unaufhaltsam ... ... die Unendlichkeit verschluckte ihn. Zugleich erlosch seine letzte Wahrnehmung.

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