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Aktuelle Kunst 1 PDF

62 Pages·2012·5.45 MB·German
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S.D. Sauerbier Zwischen Kunst und Literatur Übersicht über Text /Bild-Beziehungen. Beispiele für eine Typik. Ausführlich diskutiert wurde in den letzten Jahren die Tendenz und die Konzeption der visuell wahrnehmbaren Posie, insbesondere der Konkreten Poesie, die heute bis in die Schulbücher vorgedrungen ist. Diese Sorte von Literatur im Grenzbereich zur bildenden Kunst macht sich den Umstand zunutze, daß die Schrift nicht unmittelbar auf das im Gedicht bezeichnete Objekt Bezug nimmt - wie die gesprochene Sprache ihre Gegenstände symbolisiert -, sondern daß sie zunächst erst diese gesprochene Sprache bezeichnet. Der Autor ,komponiert' Schrifttexte in der Fläche. Die Qualitäten und Merkmale der sichtbaren Gestalt von Lettern, Wörtern und Texten auf der Buchseite, dem Blatt, werden zusätzlicher Informationsträger für .ästhetische Botschaften'. Aus der visuellen Präsentation von Schrifttexten werden zusehends Bilder entwickelt; oft werden auch visuell Gegenstände nachgebildet, die den sprachlich bezeichneten Gegenständen entsprechen, diese demonstrieren, wiederholen, paraphrasieren oder aber in Widerspruch zum sprachlichen Inhalt stehen. Ein bedenkenswerter Fall der Mittelfunktion von Schrift als Bestandteil von Bildern ist gegeben, wo Schrift(- Elemente) als verweisende, indexikalische Elementarzeichen in Bildzeichen vorkommen: Kleinste Bestandteile von Bildern sind Indizes auch dann, wenn man Bilder als sinnlich-ähnliche, ikonische Zeichen auffaßt; und als minimale Einheiten oder Ganzheiten für abbildliche, ikonische Muster von Bild-Gegenständen können z. B. Lettern als Raster-Elemente vorkommen. Gegenstände der Abbildung können dabei selbst wiederum Lettern sein. Die Lettern als Raster-Elemente sind indexikalische Subzeichen; sie sind als Bestandteile hier Exemplare von Teilzeichen (tokens) für höhere Zeichengestalten als Ganzheiten, nämlich Superzeichen (types). Wahrnehmungsmuster bilden solche types als Zeichengestalten aus, (re-)aktivieren oder applizieren sie, projizieren sie mitunter auch nur auf objektiv nicht entsprechende Sachverhalte. Zeigen lassen sich diese Bestimmungen an J. M. Kraußes Arbeit ,Das beschriebene Blatt" (1966). Bildgedichte können differenziert werden: Piktogramme demonstrieren oftmals visuell/präsentativ/ikonisch, was sie sprachlich/diskursiv/symbolisch bezeichnen. Wenn Inhalte und Bezeichnungen von Gedichten auf ihre visuelle Erscheinung selbst angewendet werden, so können die Gegenstände auch Prinzipien, Regeln oder Gesetzmäßigkeiten sein - das ist bei Ideogrammen der Fall (insbesondere in der ostasiatischen Kalligraphie, aber auch in der Konkreten Poesie). Schließlich demonstrieren Typogramme ihren Inhalt sozusagen abstrakt und scheinen daher vielfach konkret ,sinnleer' zu sein. CARLO BELLOLI, aus: texte poeme/poeme texte, 1961 CLAUS BREMER, 1966 J.M. KRAUSSE, "Das beschriebene Blatt´, 1966 EUGEN GOMRINGER, Aus 59, "4 führ 4 für vier" JIRI KOLAR, Fontana, o.J. CLAUS BÖHMLER ARAM SAROYAN, "Poster-Poem", 1965/66 HEINZ GAPPMAYR, o.T., 1979 LUDWIG GOSEWITZ, aus: typogramme, 1962 PEDRO XISTO, "Logogramm", 1966 MATHIAS GOERITZ, aus: "die goldene Botschaft" Vollzugstexte Mitteilungen über Ergebnisse von Tätigkeiten geben Vollzugstexte, zu denen diese Texte selbst Anweisungen erteilten. Anweisungen können als Textsorte, aber auch als Gegenstand von anderen Texten bestimmt werden. - Wie können Anweisungen, z. B. zur Wahrnehmung, als implizite Zeichen aus realisierten Zeichen expliziert oder rekonstruiert werden? Eine Anweisung kann sich z. B. auf topologische Punkte für Raumoder Flächenbestimmungen beziehen. Anweisungen, welche die Wahrnehmung betreffen, kann man als Vor-Zeichen zu Zeichengestalten auffassen. Der vorschreibende Text und der nach der Vorschrift realisierte Text beziehen sich zumeist auf unterschiedliche Gegenstände oder Inhalte. - Wann haben beide Texte die gleichen oder gar dieselben Objekte und Bedeutungen? EMILIO PRINI, "Projekt", 1969 J.M. KRAUSSE, "errata", (hergestellt mit Kraußes POETOR), 1966 FREDERICK BARTHELME, "Substitution", 1970 Selbstbezeichnungen/Textverweisungen Visuelle Texte beziehen sich mitunter auch auf Bestandteile ihrer selbst, verweisen auf Textteile, auf Buchstaben oder Wörter, auf Zeichenexemplare oder aber auf Zeichenträger; sie demonstrieren dann das sprachlich Bezeichnete unmittelbar - dazu drei Beispiele aus dem Buch "das gute duenken" von Tomas Schmit (1970): vier buchstaben zehn buchstaben achtzehn buchstaben Im ersten Fall bezieht sich die Selbstbezeichnung des Zählens auf das Zahlwort; im zweiten Fall bezieht sie sich auf das Substantiv; und im dritten bezieht sich die Selbstbezeichnung sowohl auf das Numerale wie auf das Substantiv, auf beide zusammen. Weiteres Beispiel für Selbstbezeichnung von Schmit: die Arbeit "nach wie vor" aus demselben Buch; hier liegen zwei Zeichengestalten (types) vor, die ein einziges Zeichenexemplar (token) benutzen. Timm Ulrichs' "tautologie" (1969/70) ist nach des Autors Intention auch eine Selbstbezeichnung - in einem Gerät zum Vorführen von .laufender' Schrift, wie sie zu Reklamezwecken in Schaufenstern aufgestellt werden, wird im Schleifentext "eine tautologie ist eine tautologie ist. . ." wiedergegeben. Dabei liegt indes ein Fehler vor: Nicht das Wort "tautologie" ist selbst schon eine Tautologie, sondern erst die Phrase "eine tautologie ist eine tautologie" ist eine Tautologie; konsequent müßte es ja heißen: »";eine tautologie' ist keine tautologie" ist keine tautologie«. TOMAS SCHMIT, "winkel", 1972 BEN (VAUTIER), Zeichnung, o.J. TOMAS SCHMIT, Seiten aus "das gute duenken", 1970 TOMAS SCHMIT, Seiten aus "das gute duenken", 1970 TIMM ULRICHS, das wort ,wort´/die silben ,sil´, ,ben´/die buchstaben ,b´, ,u´, ,c´, ,h´, ,s´, ,t´, ,a´, ,b´, ,e´, ,n´, 1961 BEN (VAUTIER), Bild, 1965 JOSEPH KOSUTH, "Three color sentence´ JASPER JOHNS, "Folly Beach", 1962 TIMM ULRICHS, "am anfang war das wort am", 1962 Letternobjekte Viele Wort/Bild-Beziehungen, die sich auf Schrift, nämlich auf Lettern beziehen, erweitern die beschriftete Fläche der Buchseite und dehnen sie in den Raum aus; dabei wird auf plastische Qualitäten, auf Merkmale des Materials oder auf Kennzeichen der Präsentationsmittel von Schrift als Lettern Bezug genommen. Ein solches Schriftobjekt ist "the weightless sentence" von George Brecht (1969 - 2. Version 1975): senkrecht aneinandergehängte Schrift-Schablonen aus Blech; darin sind die Buchstaben this sentence is weightless ausgespart; ,gewichtig' oder ,schwerwiegend' ist allein die Umgebung der Schrift - angezeigt wird das Gewicht von einer Federwaage, an der das Letternobjekt hängt. "noli me längere" ("Rühr' mich nicht an") von KP Brehmer (1971) enthält diese drei Wörter als vergrößertes Bild-Relief, in Braille-Schrift. Von Timm Ulrichs gibt es diese Zeile "noli me längere" ebenfalls in Blindenschrift auf zwei Metallflächen, die zu einem .Buch' mit Gummirücken verbunden sind; zudem steht dieses Objekt unter Strom: "das buch der berührungsängste (mimose/mimese)" (1978). Qualitäten von Materialien wie Weichheit und ungewöhnliche Dimension sind Aspekte vieler Plastiken und Zeichnungen von Claes Thure Oldenburg - etliche beschäftigen sich mit Schriftproblemen. JOSEF BAUER, Fotoskizzen, 1968 CARL ANDRE, "Möbius-Schleife", (mit Wortkarten beklebt.), 1966 CLAES OLDENBURG, "Weicher Kalender für den Monat August", 1962 TIMM ULRICHS, "Die Buchschlager-Buch-Staben-Buche", Text-Aktion zur Frankfurter Buchmesse ´76 CLAES OLDENBURG, "Alphabet/Good Humor", 1975 JOSEF BAUER

Description:
ANDY WARHOL, "Fox Trot", (Bodenbild), 1961 . "Steckbrief" (1966) von J.M. Krauße ist ein Kinder-Steckspiel mit Buchstaben, das die Angaben des Autors zur.
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