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AIDS-Pravention und Sexualverhalten: Die Theorie des geplanten Verhaltens im empirischen Test PDF

289 Pages·1997·5.496 MB·German
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J ost Reinecke AIDS-Prävention und Sexualverhalten Studien zur Sozialwissenschaft Band 177 J ost Reinecke AIDS-Prävention und Sexualverhalten Die Theorie des geplanten Verhaltens im empirischen Test Westdeutscher Verlag Alle Rechte vorbehalten © 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzu lässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http://www.westdeutschervlg.de Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt ISBN 978-3-531-13054-5 ISBN 978-3-322-91671-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-91671-6 Vorwort Das vorliegende Werk ist ist das Ergebnis einer über fünf Jahre angelegten Forschungsarbeit, die als Habilitationsschrift im Fachbereich 6 - Sozialwis senschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Januar 1996 eingereicht wurde. Der Titel dieser Habilitationsschrift lautete: Der empirische Stellenwert von Rational-Choice Theorien in den Sozi alwissenschaften und die Entwicklung von linearen und dynamischen Modellen zur Prüfung von Entscheidungs- und Verhaltenstheorien un ter besonderer Berücksichtigung der Theorie des geplanten Verhaltens am Beispiel des präventiven Sexualverhaltens Jugendlicher und junger Erwachsener Die jetzt veröffentlichte Fassung ist in wesentlichen Teilen überarbeitet und durch neuere Studien aktualisiert worden. Betreuung und Beratung in theo retischen wie empirischen Fragen verdanke ich den Herren Prof. Dr. Icek Aj zen von der University of Massachusetts at Amherst (USA), Prof. Dr. Pet er Schmidt vom Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) in Mannheim und Prof. Dr. Achim Schrader vom Institut für Soziologie der Universität Münster, der durch viele anregende Diskussionen in seinem For schungskolloqium den Abschluß dieser Arbeit wesentlich beschleunigte. Die Ergebnisse dieser Arbeit wären ohne die Förderung der Deutschen For schungsgemeinschaft (DFG) durch ein Habilitationsstipendium nicht zustande gekommen. Diese Stipendium ermöglichte mir einen längeren Forschungsauf enthalt bei Prof. Dr. Icek Ajzen und eine intensive Zusammenarbeit bezüglich der von ihm entwickelten Theorie des geplanten Verhaltens. Tatkräftige Unterstützung bei Erstellung der Druckfassung dieses Buches und der Zusamnenstellung der Literatur sicherten mir Ulrich Attermeyer und Jochen Wittenberg. Für Korrekturen stand mir dankenswerterweise Frau Marie-Luise Inhester mit Rat und Tat zur Seite. Münster, im April 1997 J ost Reinecke Inhal tsverzeichnis Vorwort v 1 Einleitung 1 2 Allgemeine wissenschaftstheoretische Betrachtungen 5 2.1 Die individualistische Perspektive in der Soziologie 6 2.1.1 Der methodologische Individualismus .... 6 2.1.2 Das Forschungsprogramm "Rational Choice" 8 2.2 Das Grundmodell soziologischer Erklärungen ... . 11 2.2.1 Das Konzept der analytisch-nomologischen Erklärung 11 2.2.2 Die Erklärung makrosoziologischer Phänomene durch mikrosoziologische Fundierung .............. 13 2.3 Die weltweite Ausbreitung des HIV . . . . . . . . . . . . . . .. 21 2.3.1 Entwicklungen und Trends der HIV-Infektionen und der AIDS-Fälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 21 2.3.2 Einstellungen und Verhaltensweisen heterosexueller Personen gegenüber AIDS und HIV .... . . . . . .. 29 2.4 Die Entwicklung eines Mikro-Makro-Modells zum Sexualver- halten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 35 3 Mikrosoziologische Theorien im Kontext der Gesundheitsforschung 41 3.1 Die Theorien des überlegten Handeins bzw. geplanten Verhaltens 41 3.1.1 Die Theorie des überlegten Handeins (TORA) ..... 41 3.1.2 Kritik an der Theorie überlegten Handeins (TORA) und die Erweiterung zur Theorie geplanten Verhaltens (TOPB) ........................... 45 3.1.3 Empirische Untersuchungen zur TORA und TOPB im Kontext der AIDS-Prävention und der Kontrazeption . 53 3.2 Der Stellenwert anderer theoretischer Modelle. . . . . . . . .. 57 3.2.1 Die Theorie gesundheitlicher Überzeugungen (Health Belief Model) ....................... , 57 3.2.2 Die Selbstwirksamkeitstheorie (Self Efficacy Theory) .. 60 3.2.3 Die Theorie der Schutzmotivation (Protection Motiva- tion Theory) ........................ 61 3.2.4 Das AIDS-Risikominimierungsmodell (AIDS Risk Re duction Model) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 64 3.2.5 Das Informations-Motivations-Verhaltensmodell (Infor- mation-Motivation-Behavior Model) ......... " 66 Vlll Inhaltsverzeichnis 4 Methoden und Techniken der Längsschnittdatenanalyse 69 4.1 Lineare Strukturgleichungsmodelle für Paneldaten ....... 70 4.1.1 Das Programm LISREL . . . . . . . . . . . . . . . . .. 77 4.1.2 Exemplarische LISREL-Spezifikation eines Struktur gleichungsmodells mit drei Meßzeitpunkten . . . . . .. 83 4.1.3 Schätzung von Strukturgleichungsmodellen mit ordina- lern Meßniveau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 88 4.2 Stochastische Differentialgleichungsmodelle .. . . . . . . . .. 90 4.2.1 Die zeitkontinuierlicher Modellformulierung von Diffe- rentialgleichungen ................... .. 92 4.2.2 Das Zustandsraummodell als stochastisches Differen- tialgleichungsmodell . . . . . . . . . . . . . . . .. 94 4.2.3 Maximum-Likelihood-Schätzung des stochastischen Differentialgleichungsmodells . . 96 4.2.4 Der KaIman-Filter-Algorithmus . 99 4.2.5 Das Programmsystem LSDE .. 100 4.3 Methoden zur Handhabung fehlender Werte bei Längsschnitt- daten .................... 101 4.3.1 Arten von fehlenden Werten. . . . 102 4.3.2 Die Ursachen der Panelmortalität . 104 4.3.3 Die Behandlungsmäglichkeiten . . 107 4.3.3.1 Fallweiser und paarweiser Ausschluß fehlender Werte ....................... 110 4.3.3.2 Maximum-Likelihood-Schätzungen für konti nuierliche Paneldaten . . . . . . . . . . . . . . 111 5 Die empirische Studie 117 5.1 Auswahl der Untersuchungspersonen 119 5.1.1 Erste Erhebung. . . . . . . . 119 5.1.2 Zweite und dritte Erhebung. 121 5.2 Die Operationalisierungen der TOPB . 124 5.2.1 Die Operationalisierung der TOPB für den Bereich Schwangerschaftsverhütung . . . . . 125 5.2.1.1 Die Deskription der Messungen ......... 125 5.2.1.2 Soziodemographische Unterschiede ....... 135 5.2.1.3 Die Korrelationen der Wert*Erwartungspro- dukte ....................... 140 5.2.2 Die Operationalisierung der TOPB für den Bereich AIDS-Prävention ...................... 144 5.2.2.1 Die Deskription der Messungen ......... 144 5.2.2.2 Soziodemographische Differenzen in den Mes- sungen .............. . 152 5.2.2.3 Die Korrelationen der Messungen 155 5.2.3 Zusammenfassung ............. . 157 Inhaltsverzeichnis IX 5.3 Die Konstruktvalidierung der TOPB 158 5.3.1 Erste Panelwelle . 159 5.3.2 Zweite Panelwelle . 166 5.3.3 Dritte Panelwelle . 171 5.3.4 Zusammenfassung 175 5.4 Strukturgleichungsmodelle der TOPB 176 5.4.1 Schwangerschaftsverhütung . . 177 5.4.2 AIDS-Prävention........ 182 5.4.3 Prüfung auf Interaktionseffekte zwischen Verhaltens- kontrolle und Intention .................. 191 5.4.4 Zusammenfassung ..................... 195 5.5 Simultane Analyse der TOPB im Längsschnitt (AIDS-Präven- tion) . . . . . . . . . . . . 197 5.5.1 Erstes Teilmodell . . . . . ............. 199 5.5.2 Zweites Teilmodell . . . . ............. 207 5.5.3 Spezifikation und Test eines Gesamtmodells unter Berücksichtigung fehlender Werte ............. 211 5.5.3.1 Deskriptive Beschreibung der fehlenden Werte und die Imputation 214 5.5.3.2 Die Modelltests ........... . 216 5.5.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . 221 5.6 Dynamische Analyse der TOPB (AIDS-Prävention) . . 222 5.6.1 Stochastische Differentialgleichungsmodelle ohne exoge- ne Variablen ........................ 223 5.6.2 Stochastische Differentialgleichungsmodelle mit exoge- nen Variablen. . . . 233 5.6.3 Zusammenfassung ..................... 241 6 Zusammenfassung und Schluß 243 Literaturverzeichnis 251 Anhang: Listing des SAS/IML-Programms 275 1 Einleitung Diese Forschungsarbeit ist der Integration verschiedener Ideen gewidmet. Die Sozialwissenschaften und speziell die Soziologie durchlaufen seit Jahrzehnten unterschiedliche theoretische, methodische und methodologische Entwicklun gen, die in der Regel getrennt und selten integrativ verlaufen. Für die theore tische Entwicklung ist ein zentrales Dilemma immer wieder aufgetreten: Ent weder werden zur Erklärung komplexer, gesellschaftlicher Zusammenhänge Theorien entwickelt, die sich wegen unzureichender, modell theoretischer Über legungen und fehlender Meßkonzepte nicht empirisch überprüfen lassen; oder die überprüfbaren Sachverhalte sind informationsarm und von jeder theoreti schen Grundlage losgelöst. Am eindrucksvollsten hat dieses Dilemma der Chicagoer Soziologe J ames Coleman mit seinem in deutscher Sprache übersetzten dreibändigem Werk "Grundlagen der Sozialtheorie" zu überwinden versucht. Aus der wissen schaftstheoretischen Perspektive des methodologischen Individualismus hat seiner Auffassung nach soziologische Theorie nicht nur mit dem Erkennen und Erklären von Strukturen in der Gesellschaft zu tun, sie muß sich auch, unter Rückgriff auf individuelle Handlungsmuster, dem Prozeßcharakter einer sich wandelnden Gesellschaft widmen. Diese Prozeßbetrachtung umfaßt min destens zwei Ebenen: Die Ebene des individuellen Akteurs und die Ebene der gesellschaftlichen Institutionen bzw. der kollektiven Akteure. Die folgende Arbeit orientiert sich an dieser individualistisch geprägten Perspektive (Abschnitt 2.1), die unter Rückgriff auf Hypothesen über indi viduelles Verhalten zu zeigen versucht, wie der soziale Kontext individuel le Handlungen beeinftußt, die ihrerseits Rückwirkungen auf diesen Kontext haben. Die individualistische Theorieperspektive impliziert ein Grundmodell soziologischer Erklärungen (Abschnitt 2.2), das deduktiv-nomologische Ab leitungen und die konkreten Verbindungslinien zwischen der Mikro- und der Makroebene beinhaltet. Inhaltlich bezieht sich individuelles Verhalten auf Sexualverhalten mit dem Schwerpunkt Präventionsverhalten gegenüber der Immunschwäche AIDS. Zunächst wird die Entwicklung der Immunschwäche AIDS beschrieben und In formationen über die Ausbreitung von AIDS erörtert. Dem schließt sich eine Diskussion über Einstellungen und Verhaltensweisen der Allgemeinbevölke rung an, die über verschiedene empirische Untersuchungen ermittelt wurden (Abschnitt 2.3). Ein Erklärungsmodell zum Sexualverhalten wird in Abschnitt 2.4 mit der Unterscheidung in eine Mikroebene des Individuums und eine Ma kroebene des sozialen Kontextes konzeptualisiert (Abschnitt 2.4), das sich auf 2 1 Einleitung das Grundmodell soziologischer Erklärungen stützt. Es enthält auf der Ma kroebene Variablen, die aus der inhaltlichen Aufarbeitung in Abschnitt 2.3 als mögliche Erklärungsfaktoren individueller Dispositionen resultieren. Zur Erklärung AIDS-präventiven Verhaltens wird auf der Mikroebene eine Hand lungskette aus individuellen Dispositionen skizziert. Handlungsprozesse auf der Mikroebene erfordern eine mikrosoziologische Theorie, die die Kausalkette von Überzeugungen, Einstellungen, Absichten und Handlungen hinreichend abbilden kann und sich in unterschiedlichen Kon texten empirisch bewährt hat. Das Konzept der Theorie überlegten Handeins, entwickelt von den Sozialpsychologen Martin Fishbein und lcek Ajzen, und die Weiterentwicklung zur Theorie geplanten Verhaltens gehören zu den Mikro theorien, die eine differenzierte Vorhersage individuellen Verhaltens gewähr leisten können (Abschnitt 3.1). Durch einen Vergleich mit anderen, zum Teil speziellen, gesundheitstheoretischen Modellen wird die Überlegenheit und der höhere Allgemeinheitsgrad der Theorie geplanten Verhaltens für den Bereich der Prävention gegenüber AIDS belegt (Abschnitt 3.2). Das Mikro-Makro-Modell zum Sexualverhalten und die darin eingebette te Theorie geplanten Verhaltens implizieren eine empirische Erhebung der relevanten Informationen im zeitlichen Verlauf. Seit den bahnbrechenden Ar beiten von Paul Lazarsfeld auf dem Gebiet der Wahlforschung haben Längs schnittstudien einen immer breiteren Raum innerhalb der empirischen Sozial forschung eingenommen, zumal nur durch sie die in der soziologischen Theo rie postulierten Prozesse überprüfbar werden. Die Gleichzeitigkeit von Kon tinuität und Wandel, von Stabilität und Veränderung ist aber nicht nur auf individuelle Entwicklungen begrenzt. Sie gilt vielmehr auch für die Prozesse auf der Makroebene, deren Analyse sich vornehmlich die Soziologie widmen. Ob es um die Analyse kurzfristiger sozialer Veränderungsprozesse oder um den längerfristigen sozialen Wandel von Gesellschaften geht: Vielfach sind es gerade die Veränderungsprozesse unterhalb der Systemebene, welche die Sta bilität des Systems oder dessen strukturelle Veränderungen hervorbringen. Ob sich zum Beispiel innerhalb einer Gesellschaft der Prozentsatz von Perso nen verändert, der für eine bestimmte Sache eintritt, hängt nicht nur davon ab, wieviele Personen über die Zeit hinweg bei ihrer ursprünglichen Meinung bleiben, sondern auch davon, wieviele ihre Haltung in die eine oder andere Richtung verändern. Möglich ist auch, daß erst die unterhalb der Systemebe ne ablaufenden Veränderungen die Stabilität des Systems garantieren. Es wird deutlich, daß Stabilität und Veränderung nicht nur auf verschie denen Ebenen bzw. Aggregationsstufen angesiedelt sein können. Wie sich ein System entwickelt, hängt auch davon ab, welche Entwicklungen innerhalb des Systems in den Biographien der einzelnen Akteure auftreten. Eine Längs schnittanalyse individueller Entwicklungen kann so auch zum Verständnis der Entwicklung des sozialen Systems beitragen. Das Instrumentarium der Längs schnittdatenanalyse und speziell der Panelanalyse eignet sich daher gut eine "innere Analyse von Systemverhalten" (Coleman 1995a: 3).

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