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Agora Initiative: Das Handbuch der oeffentlichen Meinung (Einprozent.de) PDF

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Das Handbuch der öffentlichen Meinung Inhaltsverzeichnis Das Handbuch der öffentlichen Meinung 4 1 Die Manipulationstechniken 4 1.1 DieStereotypisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2 DieInstrumentalisierungvonGrundbedürfnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.3 DieWiederholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.4 DasFraming . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.5 DasLabeling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.6 DieKampfbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.7 DieFragmentierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.8 DieSpaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.9 DieAblenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.10 DieInformationsüberflutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.11 DieAtomisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.12 DieLügeunddasSchweigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.13 DieMonopolisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.14 DieScheindebatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.15 DasWechselspielderAutorität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.16 DiekognitiveDissonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.17 DasAgendaSetting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.18 DieKontaktschuld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.19 DieEmotionalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.20 DieDämonisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.21 DieMohawk-Valley-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.22 DasOverton-Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.23 DasSchwarz-Weiß-Malen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.24 DieInfantilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.25 DieIdolerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.26 DieErzeugungvonKultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.27 DieEntpolitisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.28 DieBlindheitfürdasNamenlose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2 Die politische Bildung 17 2.1 Buchempfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.2 DigitaleundgedruckteMedien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3 Die humanistische Bildung 21 3.1 KlassischeLiteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.2 Hörbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 4 Der Imperialismus 24 2 5 Was tun? 28 5.1 Flugblätterverteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5.2 EineDiskussionbeginnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5.3 Flaggezeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.4 Entscheidungsträgerkontaktieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.5 DieeigeneKulturleben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.6 DenSelbsthassüberwinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.7 DenWegderTugendgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.8 Sichzusammenschließen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Quellen 31 Impressum 35 3 Das Handbuch der öffentlichen Meinung IneineridealenDemokratiebestimmtdasVolküberdiePolitikseinesStaates.DieserUmstand verleihtderöffentlichenMeinungeinewahrhaftherausragendeBedeutung.Vielevonunsneh- mendieMeinungen,IdeenundDenkmuster,welcheinunsererUmgebungerscheinen,diskutiert werdenundwiederverschwinden,alsgegebenhinundbegegnenihnenmitArglosigkeitund Naivität.DochsobaldmaneinengenauerenBlickaufdiesesThemawirft,erkenntman,dass zahlreicheGruppenwieParteien,Unternehmen,Staaten,PR-AgenturenundMedienkonzerne eingroßesInteressedaranhaben,dieseöffentlicheMeinungzuihrenGunstenzuformen.Indie- semHandbuchgebenwireinenEinblickindieTechniken,welchezurFormungderöffentlichen Meinungverwendetwerden,undzeigenWegeauf,welchedieErlangungeinerumfassendenund ausgewogenenAnschauungermöglichen.UnserZielistes,demmündigenBürgerWerkzeuge andieHandzugeben,welcheihnzurMetabetrachtungdespolitischenDiskursesbefähigen undihmerlauben,aktivandergesellschaftlichenMeinungsbildungteilzunehmen. 1 Die Manipulationstechniken KennenSiedieBegriffe„Framing“,„Labeling“und„Fragmentierung“?EssindBegriffeausder angewandtenPsychologie,hinterdenensichTechnikenverbergen,dieesermöglichen,unse- reVerhaltens-undDenkmusterunterbewusstzubeeinflussen.DiesesGebietderPsychologie beschränktsichjedochnichtnuraufdiesedreiWörter,sondernesgibtBücher,jaganzeBiblio- theken,welchesichmitderMassenpsychologieundderVerhaltenssteuerungbeschäftigen.Die WerbungistnurdieoffensichtlichsteManipulationunsererWünscheundVorlieben,dochesgibt wenigeroffensichtliche,aberweitausgefährlichere,wennmanseinenBlickaufdieBereicheder politischenBeeinflussungundderKriegspropagandawirft.WiebringtmaneineBevölkerung dazu, in einen Krieg zu ziehen, den sie nicht will? Wie bringt man sie dazu, eine bestimmte Agendazuverfolgen,diegegenihrefundamentalenInteressenverstößt?EsgibtTechniken,die eingesetztwerden,umdieseZielezuerreichen.UndambestenfunktionierendieseManipula- tionstechniken,wennsichderBeeinflusstegarnichtdarüberbewusstist,dassermanipuliert wird.DamitSieinZukunfteinoffenesAugefürManipulationbesitzen,wollenwirIhnenhiermit einigedieserTechnikenkurzvorstellen. 1.1 Die Stereotypisierung DieStereotypisierungistdieGrundlagevielerManipulationstechniken.DerBegriff„Stereotyp“ wurde1922vondemUS-amerikanischenJournalistenWalterLippmanninseinemWerkDie öffentlicheMeinunggeprägt.1(S.79−159)IndieserSchriftwendetergrundlegendeerkenntnistheore- tischeEinsichtenaufdasGebietderMassenpsychologiean.KeinMenschkenntdieWelt,wiesie wirklichist;jederkenntnurdieVorstellung,dieervonderWeltbesitzt.DieseVorstellungbesteht ausIdeen,WörternundZusammenhängen,welchenotwendigerweiseeineVereinfachungder realenSachverhaltesind.Wörterwie„Baum“oder„Mensch“sindstereotypeVereinfachungen der unendlichen Komplexität und Mannigfaltigkeit, welche sich hinter realen Bäumen oder Menschenverbirgt.UnserBewusstseinisteineAnsammlungsolcherStereotypen,diewirdurch Lerneninunsaufgenommenhaben.DieseEinsichtführteWalterLippmannzudemSchluss,dass dieUmwelt,diewirfürunerschütterlichundfesthalten,letztendlichnureinePseudo-Umwelt, bestehendauserlerntenGrundannahmen,WertungenundVereinfachungen,ist.1(S.15) Daraus ergibtsich,dassdieMediendurcheinegezielteVerwendungvonWortenundWertungeninder Lagesind,diewahrgenommeneWeltderMenschenzuformenundgewisseTeilbereicheerstzu 4 erzeugen.TechnikenwiedasFraming,dasLabeling,dieDämonisierungoderdieEmotionali- sierungberuhenaufderSchaffungvonStereotypen,welcheindasBewusstseinaufgenommen werden und so die wahrgenommene Umwelt beeinflussen. Die Tatsache, dass diese massen- psychologischenErkenntnisseschonfasteinJahrhundertaltsind,aberkaumeinBürgereiner westlichenGesellschaftjevonihnengehörthat,bedeutet,dasseineAuseinandersetzungmit diesenThemenlängstüberfälligistundinderVerantwortungjedesEinzelnenliegt. 1.2 Die Instrumentalisierung von Grundbedürfnissen DieTechnik,menschlicheGrundbedürfnissezunutzen,umeingewünschtesVerhaltenhervorzu- rufen,wurdevondemUS-AmerikanerEdwardBernaysetabliert.EdwardBernayswareinNeffe SigmundFreudsundMitbegründerdermodernenPublicRelations.2 SeinepsychologischenStu- dienführtenihnzuderErkenntnis,dassdieKopplungeinerBotschaftmiteinemmenschlichen GrundtriebzurerfolgreichenAufnahmederBotschaftindasBewusstseinführt.AlsGrundtriebe nennterinseinem1923erschienenBuchCrystallizingPublicOpinion:dieSelbsterhaltung,wozu dasStrebennachNahrung,Gesundheit,SexundUnterkunftzählen,denZorn,dieAngst,die Eitelkeit,dieelterlicheFürsorge,dieNeugierde,dieBesitzlust,dieSelbstverwirklichungunddie Geselligkeit.3(S.150−162) DieVerwendungdieserTriebewirdvoralleminderWerbunggenutzt undIhnenfallensicherzahlreicheBeispieleein,beidenendasStrebennachSex,Gesundheit oderAnsehenverwendetwurde,umbestimmteProduktezuverkaufen.Jedochkönnenauchim politischenBereichimRahmenderDämonisierungs-undEmotionalisierungstechnikenTriebe wieZorn,AngstundMitleidverwendetwerden,umBotschaftenzuübermitteln. 1.3 Die Wiederholung Die Wiederholung ist das Fundament jeder erfolgreichen Manipulation. Indem der zu ver- mittelnde Slogan unermüdlich wiederholt wird, brennt er sich in das Unterbewusstsein der Medienkonsumentenein.HierbeiistdieVermittlunglogischerundfaktischerZusammenhänge meistunerwünscht,dadieemotionaleVereinnahmungimVordergrundsteht.Diesistvorallem inderWerbebranchezubeobachten,wodasErzeugenvoneinprägsamenWerbeslogansforciert wird.DochauchinallenanderenBereichenderÖffentlichkeitsarbeit,vonderParteienwerbung biszurKriegspropaganda,istdasstetigeWiederholenderzuvermittelndenBotschaftoberstes Gebot. 1.4 Das Framing EinewichtigeManipulationstechnikistdasFraming.Framebedeutet„Rahmen“unddieTechnik dientdazu,einenDeutungsrahmenzuschaffen,welchereinenSachverhaltimgewünschtenLicht erscheinenlässt,obwohlmanihnauchausanderenPerspektivenbetrachtenkönnte.4(S.167−169) EinBeispielistdieTatsache,dassKriegeoftdamitbegründetwerden,manmüssedenMenschen desLandes,gegendasmanKriegführt,helfen,manmüsseihnendieFreiheitunddieDemokratie bringen.DerDeutungsrahmen,derhiererzeugtwird,ist:„WirführenKriegfürdieMenschen- rechte“.DabeiwirdderSachverhaltineinembestimmtenLichtdargestellt,obwohlmanihnauch ineinemanderenKontextzeigenkönntewiezumBeispiel:„WirführenKriegfürÖl“oder„Wir führenKrieg,umunseregeostrategischeMachtpositionauszubauen“,wasinfastallenFällenein valideresErklärungsmusterdarstellt.DiesePropagandatechnikistbesondersgefährlich,dasie ofteingesetztwird,umdasFührenvonKriegenalsgerechtfertigtdarzustellen.Siewirdjedoch 5 nichtnurdortverwendet,sondernfindetinvielenBereichenderBerichterstattungAnwendung, weshalbmanseinAugefürsieschulensollte. 1.5 Das Labeling EineengmitdemFramingverwandteTechnikistdasLabeling.DortwerdenemotionaleSchlag- wortebenutzt,umeinenbestimmtenNarrativzuerzeugen.LabelbedeutetEtiketteunddiese TechnikdientzurEtikettierungundStigmatisierungbestimmterZusammenhänge.Eswerden emotionale, wertende Begriffe geschaffen und mit einer Sache verknüpft, wodurch es dem Manipulierten unmöglich wird, eine emotionale Reaktion beim Nennen der Sache zu unter- drücken.EinBeispielistdasWort„Assad-Regime“.BeidemBegriff„Regime“istbereitseine negativeemotionaleKomponenteenthalten,dienichtausgeblendetwerdenkannundderSache, indiesemFallAssad,notwendigerweiseeinebestimmteWertungverleiht.EswirddasWort „Assad-Regime“verwendet,währenddiefundamentalreligiöseDiktaturSaudi-Arabieninden Medienals„Königreich“undnichtals„Saud-Regime“bezeichnetwird.Hierzeigtsich,dass sichzweiEtikettenauchlogischwidersprechenkönnen,ohnedassdieWirkungderTechnik verlorengeht. DieseLabeling-Technikkanndazugenutztwerden,eineSachepositivodernegativdarzustellen. Die positiven Etikettierungsbegriffe dienen als Euphemismen negativ wahrnehmbarer Sach- verhalte(KönigreichstattRegime,LuftschlägestattBombardierungen,Kollateralschädenstatt zivile Opfer, Militärintervention statt Angriffskrieg) oder dazu, einer Sache schon bei deren NennungeineunbewusstwahrgenommeneemotionaleKonnotationzuverleihenundsoKritik imVornhereinauszuschalten.Eswerdeneinfache,repetitiveSlogansgeschaffen,diekeinensach- lichenInhaltbesitzen,abersoformuliertwerden,dassaufgrundderemotionalenKomponente niemandgegensieseinwill.5 BeispielehierfürsinddieBegriffe„Bunt“und„Vielfalt“,welche oftinZusammenhangmitderMigrationverwendetwerden.SieweckenpositiveEmotionen underlaubenimGrundenureinBefürwortendesThemas,welchessichhinterihnenverbirgt. Wer könnte schon etwas gegen „Vielfalt“ haben? Wenn man jedoch einmal den emotionalen Anteil bei Seite lässt und sachlich über diese Themen nachdenkt, dann stellt man fest, dass „Vielfalt“keinesfallsnotwendigerweiseeine„Bereicherung“darstellt.IndenStaatenmiteiner großen „Vielfalt“, wie den USA oder Südafrika, gibt es große Probleme mit Konflikten und SpannungenzwischendenverschiedenendortlebendenethnischenundreligiösenGruppen, währendGebietemitgeringer„Vielfalt“,wieJapan,PolenundFinnland,keinederartigeninneren Zerwürfnisseaufweisen.40,6%derKinderunterfünfJahrenhabeninDeutschlandbereitseinen Migrationshintergrund.6,7(S.36) IstesfüreinLandwirklicheine„Bereicherung“,sichineineKo- piederUSAzuverwandeln?WelchesachlichenVorteilehateinegroße„Vielfalt“?Fallsessolche Vorteilegibt,überwiegensiedieNachteile,welcheeineirreversibleSpaltungderGesellschaft mitsichbringt?DurchdiepauschalenEtikettierungsbegriffe„Vielfalt“und„Buntheit“wirdein derartigessachlichesNachdenkenverhindert.DieethnischeundreligiöseInhomogenitätwird alsunhinterfragbarundbedingungslosgutdargestellt,obwohlbeiobjektiverBetrachtungein ganzanderesBildentstehenwürde. 1.6 Die Kampfbegriffe WenndasLabelingdazuverwendetwird,einenGegnerzudiskreditieren,zuverleumdenund herabzusetzen,dannnenntmandieseBegriffe„Kampfbegriffe“.8(S.74−78) AuchdurchKampfbe- griffewirddieDiskussionwegvomeigentlichensachlichenInhalthinaufeinereinemotionale Ebeneverlagert,wasdazuführensoll,dassmansichnichtmehrmitdenArgumentendesGegen- übersauseinandersetztenmuss,sondernesalleindurchdenBegriffdiskreditiert.Manerkennt 6 Kampfbegriffe daran, dass sie eine besonders starke negative Emotion hervorrufen und also nichtdenVerstand,sonderntieferliegendepsychologischeReflexeansprechen.DieseBegriffe werden von allen Seiten des politischen Spektrums verwendet. Rechten Kampfbegriffen wie „Gutmensch“oder„Zecke“stehenlinkeKampfbegriffewie„Wutbürger“oder„Nazi“entgegen. DieBegriffewerdenundifferenziertundverallgemeinerndverwendet,umdieGegenseiteabzu- werten.DieVerwendungvonKampfbegriffenzieltdaraufab,einersachlichenDiskussiondurch dieEmotionalisierungderDebatteauszuweichen.DieEtikettierungsolldiebetreffendeGruppe stigmatisieren,delegitimierenundausdemöffentlichenDiskursausschließen,sodassallderen ArgumentedurchdieseeinfachenParolenübertöntwerden. Ein weiterer Kampfbegriff, der stark emotional aufgeladen ist und eine große diffamierende Wirkungbesitzt,–wasjederanseinereigenenemotionalenReaktionbeimNennendesBegriffs beobachten kann – ist das Wort „Verschwörungstheoretiker“. Der Begriff zielt darauf ab, die DebattenüberverborgenepolitischeVorgängezuunterdrücken.Ersuggeriert,dassesabsurd wäre,überderartigesnachzudenkenodergardarüberzudiskutieren,jedochzeigtdieGeschichte einanderesBild.DieMassenüberwachungdesInternetsdurchdieNSAisteineVerschwörung,9 dieerfundenenMassenvernichtungswaffenimIrakwareneineVerschwörung,10dieIran-Contra- AffärewareineVerschwörung,11 dieBrutkastenlügewareineVerschwörung,12,13 dieInvasion inderSchweinebuchtwareineVerschwörung,14 dieGeheimoperationen„Condor“,15,16 „Cyclo- ne“,17 „AirAmerica“18 und„TimberSycamore“19,20 warenVerschwörungen,diepolitischen Umstürze der demokratisch gewählten Regierungen durch die CIA im Iran 1953 (Operation Ajax),21 in Guatemala 1954 (Operation PBSUCCESS)22 und in Chile 1973 (Project FUBELT)23 warenVerschwörungen.Diesallesistheutebekanntundgutdokumentiert.ImJahr2018gaben die USA 57 Milliarden US-Dollar für ihre Geheimdienste aus, deren tagtägliche Aufgabe es ist,Verschwörungenzuorganisieren.24 ImpolitischenBereichsindVerschwörungenseitder ErmordungCäsarsbekannt,jedochwirddurchdiesenKampfbegriffallesDerartigemittelseiner mentalenVerklammerungalsabsurdhingestellt.EsgibtzweiArtenvonVerschwörungstheorien, die pseudowissenschaftlich-esoterischen und die politischen. Erstere handeln von abstrusen Dingen wie Außerirdischen, Reptiloiden, der flachen Erde oder freier Energie, Letztere dre- hensichumdiepolitischenInteressenvonMenschen,wiesieschonimmerinderGeschichte existierten. Indem diese zwei unterschiedlichen Kategorien in einen Topf geworfen werden, wirddiegesamtepolitischeDiskussionvergiftet.EswirddadurcheineganzeDenkweisezum mentalen Sperrgebiet erklärt. Lassen Sie sich von derartigen Kampfbegriffen nicht blenden, sonderndenkenSieeigenständignach.Immerwennabwertende,emotionaleBegriffefürdie BeschreibungeinespolitischenGegnersverwendetwerden,solltemanhellhörigwerdenund beideSeitenkritischbetrachten,bevormansichemotionalvereinnahmenlässt. 1.7 Die Fragmentierung FragmentierungbedeutetsovielwieZerstückelungoderAufspaltungundderBegriffkannin zweiverschiedenenZusammenhängenverwendetwerden.ImerstenZusammenhangbeziehter sichaufdieFragmentierungvonInformation.Dadurch,dasseinSachverhaltnichtinseinervollen Tiefe,sondernnurBruchstückartiggezeigtwird,kannervomPublikumauchnuroberflächlich verstandenwerden.8(S.32−44) DiesgiltbesondersfürdieBerichterstattungindenNachrichten. DortwirdfüreineMinuteüberdieKriseinderUkraine,füreineMinuteüberSyrienundfür eine dritte Minute über den Euro geredet, woraufhin das Publikum denkt, es sei über diese Themeninformiert,obwohleinwirklichesVerständnisnichtindreiMinutenzuerreichenist. DieInformationwirdinkleineTeilezerbrochen,welcheeineIllusionderInformiertheitgeben, aber das eigentliche tiefgreifende Verständnis der Sache unmöglich machen. Ein Beispiel ist diepolitischeSituationinÄgypten.SiehabensicherschoneinmaldieNamenMubarak,Mursi 7 undSisiindenNachrichtengehört.KönnenSiejedochdieseNamenirgendeinemausführlichen Sachverhalt zuordnen? Dasselbe gilt für die Situation in Syrien und der Ukraine. Wir haben alle schon die Schlagworte „Maidan“, „Poroschenko“, „Janukowytsch“, „Rebellen“, „Assad“ und„ISIS“gehört,dieimmerwiederwiederholtwerden.Wissenwiraberwirklich,wasesmit all dem aufsich hat? Schon einBlick auf dieWikipedia-Artikel zudiesen Themen zeigt, wie oberflächlichunserVerständniseigentlichist. de.wikipedia.org/wiki/Staatskrise_in_%C3%84gypten_2013/2014 de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_der_Ukraine_seit_2014 de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien_seit_2011 DaWikipediaalspolitischeInformationsquelledeutlicheMängelaufweist,25 empfehlenwirals fundierteQuellenzudenKonflikteninSyrienundderUkrainedieBüchervonMichaelLüders undGabrieleKrone-Schmalz. 1.8 Die Spaltung Der zweite Zusammenhang, in dem der Begriff „Fragmentierung“ verwendet wird, bezieht sich auf eine Technik zur Kontrolle von Bevölkerungen. Fragmentierung bedeutet hier die AufspaltungeinerBevölkerunginverschiedene,einanderwiderstrebendekleineGruppen,die nurihrEigeninteresseimSinnhabenundsokeinenGemeinwillenmehrartikulierenkönnen. DiesesPrinzipheißt„Divideetimpera“–„Teileundherrsche“undschondasrömischeImperium verwendetees.IndemmaneineBevölkerungspaltet,lässtsiesichleichtkontrollieren,dasie innerlichzuzerstrittenist,umihrAugenmerkaufdenSpaltendenzurichten.DieSpaltungkann entlangpolitischer,ethnischer,gesellschaftlicherundreligiöserLinienverlaufen.Siekannzum BeispielzwischenLinksundRechts,AltundJung,SchiitenundSunniten,Einwanderernund Einheimischen,MannundFrauoderProgressivenundKonservativenerzeugtwerden. WennspezielldieSpaltungzwischenverschiedenenEthnieneingesetztwird,dannnenntman dieseTechnikauch„demographischeKriegsführung“.EswirdaufdieseWeisemöglich,den GemeinwilleneinerBevölkerungzubrechen,wassichamBeispielTibetsbeobachtenlässt.China siedeltdortmassenhaftchinesischeSiedleran,umdieBevölkerungshomogenitätaufzulösenund sodasLandunterKontrollezubringen.26 EineTaktik,mitderdasantikeRomseineHerrschaft im gesamten Mittelmeerraum festigte. Neben der Besiedlung durch die eigene Bevölkerung, welcheschoninNiccolòMachiavelliswegweisenderSchriftDerFürstausdemJahre1513als wirksamesMittelderHerrschaftssicherungbeschriebenwurde,27(S.40) lassensichauchnoch andereSzenarienderdemographischenKriegsführungentwerfen.Nehmenwiran,einLand würdeeinzweitesLanddurchSanktionenunddurchdieUnterstützungmilitanterGruppenso destabilisierenundsoinsChaosstürzen,dassdieMenschendieseszweitenLandesmassenhaft die Flucht ergreifen müssen. Und dann würde das erste Land diese flüchtenden Menschen als Mittel der demographischen Kriegsführung gegen ein drittes Land verwenden, dessen Bevölkerung auf diese Weise fragmentiert wird. Da so zwei Staaten auf einmal geschwächt werden,wäreeinsolchesanPerfiditätnichtzuübertreffendesVorgehenfürdasersteLandsicher eineWin-win-Situation. 1.9 Die Ablenkung EinweiteresPrinzip,dasschondenaltenRömernbekanntwar,istdasderAblenkung.Damals hießes„Panemetcircenses“–„BrotundSpiele“.Heuteheißtes„FastFoodundFernsehen“. 8 IndemmaneineBevölkerungineinenseichtenDämmerzustandversetzt,siesattundmitbelang- losenSpielereienbeiLaunehält,vergisstsie,sichmitdenbrennendenpolitischenThemenzu befassen.DieBeschäftigungmitUnterhaltungssendungen,Fußballturnieren,Computerspielen, Alkohol, Pornographie, Shopping, Festivals und Freizeitparks lässt uns die ernsten Themen vergessen. 1.10 Die Informationsüberflutung MitderAblenkungengverwandtistauchdasKonzeptderInformationsüberflutung.Durcheine permanenteÜberflutungeinerBevölkerungmitteilsrelevanter,teilsirrelevanterInformation kanndiesedengroßenZusammenhangnichtmehrerkennen.DerSoziologePaulFelixLazarsfeld nenntdiesdie„narkotischeDysfunktion“derMedien.28IndemdieMedienzuwichtigenThemen nureinoberflächlichesBildderLage,aberkeintiefgreifendesWissenvermittelnundgleichzeitig eine Flut an belangloser Information zur Verfügung stellen, ist die Bevölkerung so mit dem KonsumdieserInformationbeschäftigt,dasssievergisst,etwaszuunternehmen,umdieSituation zuverbessern.DieMediensindsoeinesderbedeutendstensozialenNarkotika. 1.11 Die Atomisierung EinResultatdergesellschaftlichenFragmentierunginKombinationmitderAblenkungdurch Werbung,UnterhaltungundHedonismusistdieAtomisierung,alsodieSpaltungeinerBevölke- runginderenkleinstmöglicheEinheit,dasIndividuum,welchesnunganzfürsichalleinsteht undkeinetiefgreifendeVerbindungmehrzudenanderenIndividueninseinerUmgebunghat. IneineratomisiertenBevölkerungistkeinGemeinwesenmehrvorhandenundjederkümmert sich nur noch um sich selbst. Das Hauptaugenmerk einer solchen atomisierten Gesellschaft richtetsichaufdenKonsum;denKonsumvonFreizeitaktivitäten,denKonsumvonProdukten wie Autos, Inneneinrichtung und Mode und den Konsum von Medien. Diese Konsumgüter werdenvongroßenKonzernenproduziertundaufdemfreienMarktangeboten.Damitsichder KonsumentdieseProdukteleistenkann,benötigterGeld,wasihndazuzwingt,seineArbeitauf demArbeitsmarktandieseKonzernezuverkaufen.UndsoschließtsichderKreisausArbeitund Konsum,indemderatomisierteMenschseinganzesLebenverbringt.Ideale,dieseinemLeben einenhöherenSinngebenwürden,kennterkeine.DiePolitikinteressiertihnnurinHinblick aufseineegoistischenEigeninteressen. 1.12 Die Lüge und das Schweigen EineTechnik,welchewirbesondersmitManipulationinVerbindungbringen,istdiederLüge undspätestensseitdemFallRelotiuswissenwir,dassLügenauchinetabliertenZeitungenvor- kommenkönnen.DochdasErfindenvonGeschichtenzurAuflagensteigerungistnochharmlos, wenn man es mit der unhinterfragten und bereitwilligen Verbreitung von politischen Lügen vergleicht, wie es bei den erfundenen Chemiewaffen im Irak im Jahr 2003 der Fall war, was zu einem verhängnisvollen Krieg führte.29,30 In beiden Fällen kann selbst bei nachträglicher RichtigstellungderverursachteSchadennichtwiedergutgemachtwerden.DieLügeistjedoch generellgeseheneinrelativriskantesWerkzeug,dasieaufdenLügnerzurückfallenkann.Um dengewünschtenEffektzuerzielen,sindschonwesentlichsicherereundsubtilereMittelaus- reichend,dieweithäufigeralsdieLügeeingesetztwerden.EinepassendereBezeichnungals „Lügenpresse “ ist daher der von Prof. Ulrich Teusch geprägte Begriff der „Lückenpresse“.31 9 DieAuslassungistnämlicheinederwichtigstenPropagandatechniken,welcheauchbeim„Fra- ming“,beim„Labeling“undbeider„Fragmentierung“Verwendungfindet.DurchdieSelektion bestimmterSachverhalte,derenüberproportionaleAufblähungdurchWiederholungunddurch dieAuslassungandererZusammenhänge,kannderPropagandisteingezieltesBildderWelt erzeugenunddemPublikumalsRealitäterscheinenlassen,ohnedabeiwirklichlügenzumüssen. DasZieldiesesProjektsistes,durchdiezusammenhängendePräsentationderInformationen, welche von den Medien ausgelassen oder nur fragmentiert gezeigt werden, ein Bewusstsein fürdiemanipulativeNaturderheutigenBerichterstattungzuschaffen.WolltemandasProjekt medialdiffamieren,sowürdemandessenHauptpunkteignorieren,irgendeineKleinigkeither- ausgreifen,diesemitKampfbegriffenversehenundsolangewiederholen,bisjedereinentstelltes Zerrbild statt des eigentlichen Inhalts vor Augen hat. Dieses Zerrbild führt dann dazu, dass niemandmehrdasOriginalauchnuransehenwill,danurSchlechtesdarüberberichtetwird.Das istderentscheidendePunktbeidiesemVorgehen.EineguteDiffamierungmussverhindern,dass dieGegenmeinungangehörtwird.WenndasPublikumdieArgumentebeiderSeitenhörenund vergleichenwürde,dannkönntedieGefahrbestehen,dassessicheinedifferenzierteMeinung bildetunddieDiffamierungdurchschaut. 1.13 Die Monopolisierung DieMonopolisierungwirdoftinKombinationmitderAuslassungvonInformationverwendet. Monopolisierungbedeutet,dasseinbestimmterSachverhaltimmernurauseinerPerspektive gezeigtwird,sodassdasPublikumdenkt,esgäbenurdieseeineSichtweise,daesnieeinezweite zuGesichtbekommt.28 IndemmaneinThemamedialmonopolisiert,istesleicht,diediesbezüg- licheMeinungeinerBevölkerungzusteuern,dadiesetagtäglichnureinePerspektivevorAugen hat und diese also gar nicht mehr als Meinung oder Perspektive, sondern als alternativlose Wahrheitsieht.NurdurchkurzesNachdenkenfallenIhnensicherzahlreicheThemenein,welche inallengroßenMedienimmernurausderselbenPerspektivedargestelltwerden.DakeinBürger alskleinerTeileinesStaatesdietatsächlicheöffentlicheMeinungüberblickenkann,siehterdie indenMedienveröffentlichteMeinungalsdieMeinungderÖffentlichkeitan,obwohldiesin HinblickaufzahlreicheThemenganzundgarnichtderFallist.WenndortalsoeinThemaimmer nuraufeinebestimmteWeisedargestelltwird,dannverleiteteszudemSchluss,dassmandoch verrücktseinmüsse,umandersdarüberzudenken,alsesdortgezeigtwird.Diesführtdazu, dasskritischdenkendeMenschendenEindruckerhalten,zumAußenseiterzuwerden,wennsie ihreMeinungoffenäußern.Sieschweigenundsetzendamitdiesogenannte„Schweigespirale“ inGang.32EinTeufelskreisauseinseitigerBerichterstattungundimmergrößerwerdenderAngst, sichabweichendzuäußern,beginnt,wasdenrealenzwischenmenschlichenDiskursvollends unterbindet.DieMedienwerdenzumeinzigenOrgan,dasdieöffentlicheMeinungbestimmt. Eine derartige Illusion kann nur durch den persönlichen Kontakt der Bürger untereinander überwundenwerden.Manmussdamitbeginnen,dieöffentlicheMeinungausersterHandzu erfahren,anstattnurüberzentraleMediendarüberinformiertzuwerden,wasdieMenschen umunsangeblichdenken. 1.14 Die Scheindebatte UmeinebestehendeMonopolisierungzuverschleiernundvonwirklichkritischenFragestellun- genabzulenken,kannesnützlichsein,eineScheindebattezuinszenieren.DerMIT-Professor NoamChomskynennthierfürinseinemBuchMediaControldasBeispielNicaraguasimJahr 1986.IndenUSAherrschtezudiesemZeitpunktdieöffentlicheDebatte,obmandieals„Regime“ bezeichnete Regierung Nicaraguas durch die Unterstützung der militanten „Contras“ oder 10

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