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Acta Demographica 1993 PDF

259 Pages·1994·10.341 MB·German-English-French
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Acta Demographica Heinz Galler· Gerhard Heilig Gunter Steinmann (Hrsg.) Acta Demographica 1993 Mit Beitragen von A. Amann, B. Brecht, A. Bideau, S. Dudey, E. Elsner E.-1. Flothmann, U. Lebok, R. Mackensen, P. Michels H.-W. Milller, S. O. Nadalin, M. Rupp, E. Schulz K. Schwarz, W. Seifert, V. Steiner, 1. Singelmann L. A. Vaskovics, 1. Velling, A. Walker R. A. Wojtkiewicz Mit 46 Abbildungen Physica-Verlag Ein Unternehmen des Springer-Verlags Professor Dr. Heinz Galler Wirtschaftswissenschaftliche Fakultat Lehrstuhl fUr Okonometrie Martin-Luther Universitat Halle-Wittenberg GroBe Steinstrai3e 73 D-06108 Halle (Saale) Dr. Gerhard Heilig International Institute for Applied Systems Analysis, IIASA SchloBplatz 1 A-2361 Laxenburg, Osterreich Professor Dr. Gunter Steinmann Wirtschaftswissenschaftliche Fakultat Lehrstuhl fUr Konjunktur und Wachstum Martin-Luther Universitat Halle-Wittenberg GroBe SteinstraBe 73 D-06108 Halle (Saale) Manuskripte und Mitteilungen werden erbeten an: Professor Dr. Gunter Steinmann lSBN-13: 978-3-7908-0567-3 e-1SBN-13: 978-3-642-47687-7 001: 10.1 007/978-3-642-47687-7 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendungen, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vor behalten. Eine Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepu· blik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zuilissig. Sie ist grund siitzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urhe berrechtsgesetzes. © Physica-Verlag Heidelberg 1994 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wiiren und daher von jedermann benutzt werden diirften. 8812202-543210 -Gedruckt auf siiurefreiem Papier Inhalt SCHWARZ, K. Bericht tiber die 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft fur Bevolkerungswissenschaft vom 25. bis 27. Februar 1993 in Bad Homburg v.d.Hohe zum Thema "Die alter werdende Gesellschaft" .................................................... 1 WALKER, A The Living Conditions of Older People in the EC ............................................................... 7 MOLLER, H.-W. Zur Harmonisierung der Rentenversicherungssysteme in den alten und den neuen Bundeslandem .................................................................................................................. 25 AMANN, A Der Ubergang von der Erwerbstatigkeit in den Ruhestand ................................................ 47 LEBOK, U. Die Auswirkungen von AuBenwanderungen fur die deutsche Bevolkerungsdynarnik unter besonderer Berucksichtigung der Aussiedler ........................ 61 SEIFERT, W. Okonomische und soziale Mobilitat von Auslandem in der Bundesrepublik ..................... 79 STEINER, V.I VELLING, J. Deterrninanten der erwarteten Aufenthaltsdauer von Gastarbeitem der ersten und zweiten Generation in der Bundesrepublik Deutschland ................................................... 93 s.o. BIDEAU, AI NADALIN, Sexualite et contacts culturels: Les immigrants allemands et leurs descendants au Parana - Bresil- 1866-1939 .......................................................................................... 109 FLOTHMANN, E.-J. Muster des Migrationsverhaltens aus kohortenanalytischer Sicht.. .................................. 125 SCHULZ, E. Zur Wirkung verstarkter Wanderungen auf die regionale Bevolkerungsentwicklung ............................................................................................... 149 MACKENSEN, R. Urbanization under Federalist and Centralist Government -The Case of two German States 1980-1988 -............................................................................................. 165 V ASKOVICS, L.AI RUpp, M. Junge Paare in nichtehelichen und ehelichen Lebensgemeinschaften -ein Vergleich ........................................................................................................................ 197 SINGELMANN, J./ WOJTKIEWICZ, R.A. The Effects of Household Structure on Educational Attainment and Vocational Training in West Germany .............................................................................................. 219 VI DUDEY, S. Kosten im Gesundheitswesen ......................................................................................... 229 BRECHT, B.I MICHELS, P. Remigration von Gastarbeitem -Eine Analyse mit nichtparametrischen Schatzverfahren .............................................................................................................. 243 ELSNER, E. Ehrung eines gro6en Statistikers ..................................................................................... 257 Anschriften der Autoren ................................................................................................. 261 Bericht tiber die 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft fUr Bevolkerungswissenschaft vom 25. bis 27. Februar 1993 in Bad Homburg v.d.Hohe zum Thema "Die alter werden de Gesellschaft" VON KARL SCHWARZ Der 1. Vorsitzende erofihete die gut besuchte Jahrestagung mit dem Hinweis auf das von der Europaischen Gemeinschaft ausgerufene Jahr 1993 zum "Jahr der alteren Mit biirger und der SolidaritiU der Generationen". Obwohl das Thema "Alterung" ein "Urthema" der Bevolkerungswissenschaft mit einer langen Forschungstradition sei, gebe es immer noch MiBverstandnisse tiber die BestimmungsgrOnde und die Folgen. Auf dem Hintergrund der starken Zuwanderung nach Deutschland sei der Glaube hin zugetreten, Einwanderung konne den AlterungsprozeB verhindem. Die gerade hierzu vorliegenden zahlreichen Modellrechnungen, die beweisen wiirden, daB selbst eine Zuwanderung von mehreren hunderttausend im Jahr die Alterung der Bevolkerung nur maBigen, aber nicht aufhalten konnten, nahmen die Politik und groJ3e Teile der Offent lichkeit kaurn zur Kenntnis. Es werde auch nicht tiberall erkannt, daB es sich urn ein weltweites Problem handele, das eines Tages auch die Lander erreichen werde, die heute noch eine Altersgliederung hatten wie Deutschland urn 1900. Von heute 20 % werde der Bevolkerungsanteil der tiber 60jahrigen in Deutschland allmahlich auf etwa 35 % ansteigen, es sei denn, es fmde eine -aus heutiger Sicht kawn zu erwartende Zunahrne der KinderwOnsche statt. Doch werde der Anteil der tiber 60jahrigen selbst bei einer die Erhaltung des Bevolkerungsstandes sichemden Geburtenhaufigkeit mehr als 25 % erreichen. So wurde schon in der Erofihung gezeigt, daB die mit dem Alter werden der Gesellschaft verbundenen Probleme Strategien erfordem, deren Durchset zung zu den wichtigsten Aufgaben der Gegenwart und Zukunft gehoren. Rechtzeitig ergriffen, werden sie dadurch erleichtert, daB es sich urn eine Entwicklung handelt, die -wenn auch so gut wie unvermeidlich -nicht plotzlich, sondem allmahlich auf die Gesellschaft und die Politik zukommt. In einer GruBbotschaft unterstrich die am Kommen verhinderte Bundesministerin fur Familie und Senioren, Frau Hannelore Ronsch, die Bedeutung des Jahres der alteren Mitbiirger fur die Offentlichkeit und fur ihr Haus. Der Oberbiirgermeister der Stadt Bad Homburg, Herr Assmann, begruBte die Teilnehmer an der Jahrestagung personlich und unterstrich die Bedeutung der behandelten Themen fur die Kommunalpolitik. Das Vortragsprogramm wurde mit dem Thema "BestimmungsgrOnde der Alterung der Bevolkerung in Deutschland - Gestem, heute und Morgen" durch die Direktoren des Bundesinstituts fur Bevolkerungsforschung, Frau Professor Dr. Ch. Hohn und Dr. G. Hullen aus dem gleichen Institut erofihet. Ihre - weitgehend auf Modellrech nungen fuBenden -Thesen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Acta Demographica 1993 H. Galler/G. Heilig/G. Steinmann (Hrsg.) ~ 1994 Physica-Verlag Heidelberg 2 K. Schwarz Das Geburtenniveau ist die wichtigste, aber nicht einzige Ursache des Umfangs der Alterung einer Bevolkerung; das gilt vor allem fUr die Vergangenheit. Bei der Beurteilung der Bedeutung der Sterblichkeit fUr die Altersstruktur einer Bevolkerung ist zu bedenken, daB der ROckgang der Sterblichkeit in Deutschland in der Vergangenheit in erster Linie ein ROckgang der FrOhsterblichkeit war, der dem ROckgang der Geburtenhaufigkeit entgegenwirkte. Die Bedeutung des ROck gangs der Geburtenhaufigkeit fUr die Alterung der Bevolkerung kann daher leicht Oberschatzt werden. Ein weiterer ROckgang der FrOhsterblichkeit ist zwar durchaus noch moglich, fallt aber fUr die Altersstruktur der Bevolkerung in Deutschland nicht mehr ins Ge wicht. Geht man von einem weiterhin niedrigen Geburtenniveau aus, wird die Altersglie derung der Bevolkerung in der Zukunft also in erster Linie yom Sterblichkeitsni veau der Alteren bestimmt. Selbst bei einem Geburtenniveau, das langfristig fUr den Erhalt des Bevalkerungs standes ausreichend ware, WOrde der Anteil der Alteren noch wachsen. Wollte man es sich zum Ziel setzen, den Anteil der Alteren auf das frohere Niveau zu senken, mOBte man versuchen, ein Geburtenniveau zu erreichen, wie es vor dem Ersten Weltkrieg zu beobachten war. Bei den heutigen Sterblichkeitsverhaltnissen WOrde das jedoch zu einer Bevalkerungsentwicklung fiihren, die derjenigen in den heutigen Entwicklungslandern sehr ahnlich ware und deshalb nicht infrage kom menkann. Schon heute waren in Deutschland erheblich mehr als 20 % Ober 60jahrige zu ver zeichnen, wenn im Zweiten Weltkrieg nicht so viele Menschen gefallen waren. Uber die wahre Situation tauschen aber auch die schwachen Geburtsjahrgange aus der zweiten Halfte des Ersten Weltkriegs hinweg. Der Altenanteil in Deutschland wird selbst dann auf fiber 30 % steigen, wenn eine jahrliche Zuwanderung von mehreren Hunderttausend unterstellt wird. Weit starker als eine Fortsetzung der hohen Zuwanderung WOrde sich eine hahere Geburtenhaufigkeit mildernd auf den AlterungsprozeB auswirken. Es folgte das Referat von Dr. G. Heilig yom International Institute for Applied Sy stems Analysis in Laxenburg, Qsterreich zum Thema "Modellrechnungen zur Alterung der Bevalkerung in anderen Landern". Heilig stotzte sich in erster Linie auf die Er gebnisse der neuesten Bevolkerungsvorausschatzungen der Vereinten Nationen. Er zerstreute darnit die Vorstellung, der AlterungsprozeB sei eine typische Erscheinung der europaischen Industrielander. In West-, Nord- und Mitteleuropa trat der deshalb froher ein, weil hier zuerst die Kinderzahl stark beschrankt wurde und zugleich die Le benserwartung immer mehr zunahm. Die heutigen Entwicklungslander werden den AlterungsprozeB schon deshalb nacherleben, weil auch dort eine Begrenzung der Kin derzahl unvermeidlich ist. Schon jetzt schreitet die Alterung der Bevalkerung in gro Ben Teilen Ost-und Sfidostasiens rasch voran. Das Referat von Dr. H. Bucher von der Bundesforschungsanstalt fur Landeskunde und Raumordnung in Bonn-Bad Godesberg fiber "Regionale Aspekte der Alterung der Be valkerung" konnte wegen Krankheit des Autors nicht vorgetragen werden, lag aber im Manuskript vor. Nach Bucher hat die Suburbanisierung in den alten Bundeslandern wahrend der vergangenen Jahrzehnte durch Abwanderung junger Familien aus dem Bericht iiber die 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft tur Bevolkerungswissenschaft 3 Kern der Verdichtungsgebiete in das Umland dort zu einer relativ jungen Bevolkerung gefiihrt. Zurfick blieben viele Altere. Demgegentiber treten in den neuen Bundeslan dem kaum kleinraumige Unterschiede der Altersstruktur auf. Wegen des Nord-Sud Gefalles der Fertilitat sind jedoch in den alten Industriegebieten des Sudens hahere Altenanteile entstanden. Modellrechnungen zur weiteren Bevolkerungsentwicklung haben gezeigt, daB sich im Westen die Strukturen umkehren werden, weil die fiiiheren Zuwanderer in den suburbanen Raumen allmahlich alter werden. Das macht es in die sen Raumen erforderlich, fUr die altere Bevolkerung eine Infrastruktur aufzubauen, die in den Ballungszentren zu einem erheblichen Teil schon besteht. Der Vormittag des zweiten Tages war medizinischen und sozial-psychologischen Fra gen gewidmet. Als erster sprach Professor Dr. R.M. Schutz, Leiter des Klinikums der medizinischen Hochschule Lubeck zum Thema "Die Aussichten auf ein langes Leben in Gesundheit". Die Zitierung einiger klassischer Texte machte deutlich, daB der Wunsch nach einem langen Leben so alt wie die Menschheit ist. Genau so alt sei die Suche nach einem "Jungbrunnen". Diese Suche sei zwar vergeblich, andere aber nichts an der Berechtigung der Frage nach Wegen zu einem gesunden Alter. In einer Gesell schaft mit immer mehr alten Menschen werde sie sogar besonders dringlich. Voraus setzung fUr langes Leben in Gesundheit seien MaBigkeit in allen Dingen, geistige Reg samkeit und ein altersgemaBes korperliches Training. Dabei musse man sich damber im klaren sein, daB die Organe unterschiedlich altern. Der Ehrgeiz, es den Jungen in korperlichen Leistungen gleichzutun, sei schadlich. Professor Dr. A. Amann, Universitat Wien, berichtete uber Beobachtungen beim "Ubergang von der Erwerbstatigkeit in den Ruhestand". Die Bedeutung dieser Le bensphase ergebe sich neuerdings aus der wachsenden Zahl von Regelungen zur Steuerung eines fiiihzeitigen Ubergangs von der Erwerbstatigkeit in den Ruhestand aus arbeitsmarktpolitischen Grunden, dem wachsenden Druck auf die alteren Beschaftigten aus leistungsorientierten Grunden und schlieBlich der hohen Bereitschaft der Alteren, das Erwerbsleben endgUltig zu verlassen. Staatliche Regelungen, betriebliche Verein barungen und individuelles Handeln wirkten hierbei zusarnmen. Der Referent setzte sich in diesem Zusarnmenhang besonders kritisch mit der Lage der Frauen auf dem Arbeitsmarkt auseinander, die sozusagen in jeder Lebensphase aus verschiedenen Grunden diskriminiert wiirden. Falsch sei es davon auszugehen, die Arbeitnehmer schieden ungern aus dem Erwerbsleben aus. Viele seien jedoch nicht in der Lage mit dem Ruhestand als neuem Lebensabschnitt fertig zu werden. Skeptisch wurde die Moglichkeit beurteilt, die Lebensarbeitszeit beliebig auszudehnen. Es werde dabei immer wieder ubersehen, daB die Anpassungsfahigkeit des Menschen an neue Anfor derungen mit zunehmendem Alter abnehme und ein groBer Unterschied darin bestehe, ob jemand bisher hauptsachlich korperlich oder intellektuell tatig gewesen sei. Das Thema "Was machen wir mit den gewonnen Lebensjahren?" behandelte Professor Dr. L. Vaskovics von der Universitat Bamberg. Aufgrund von Daten aus empirischen Untersuchungen kam der Referent zu dem Ergebnis, daB die Antworten hierauf offen sichtlich recht unterschiedlich ausfallen. Dies resultiere nicht zuletzt aus der Tatsache, daB das Alter kein einheitlicher Lebensabschnitt sei; denn man musse zwischen den riistigen jungen Alten und den hochbetagten alten Alten unterscheiden. Je nach Ge burtsjahrgangskohorten und darnit unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Schicksa- 4 K. Schwarz len ergebe sich gerade fur die Attesten eine Hille unterschiedlicher Sichtweisen, in denen sich die Zeitgeschichte, aber auch der unterschiedliche soziale und bildungsma Bige Hintergrund widerspiegele. In der Diskussion bestand Einigkeit dariiber, daB sich Lebenswelt und Lebensart der Alten in der Zukunft schon deshalb stark verandern wiirden, wei I immer mehr Menschen auf eine qualifizierte Ausbildung ZUIiickblicken konnen. Ob das Alter mehr als Last denn als Gewinn angesehen wird, hange selbst verstandlich auch stark von der materiellen Lage und der gesundheitlichen Verfassung abo Ausgewahlte Probleme aus einer sozialstaatlichen Betrachtung der alter werdenden Gesellschaft wurden in einer speziellen Arbeitsgruppe A behandelt. Als erster Referent berichtete Direktor H.W. Miiller yom Verband Deutscher Rentenversicherungstrager iiber die "Finanzierung der Alterssicherungssysteme unter Beriicksichtigung der neuen Bundeslander". Da diese nach dem sog. Umlageverfahren und nicht nach dem Kapital deckungsverfahren geschehe, reagiere sie besonders empfindlich auf Veranderungen der Altersstruktur; denn die Beitrags- und Steuerzahler, also in erster Linie die Berufs tatigen, fmanzieren die Leistungen an die Rentenempfanger. Es erwies sich, daB eine Verschlechterung der Relation Beitragszahler zu Leistungsempfanger wegen der Alte rung der Bevolkerung unausweichlich ist. Sie kann auch kaum durch eine vermehrte Frauenerwerbstatigkeit und durch die vermehrte Beschaftigung von Einwanderern auf gefangen werden, weil sich aus der Entrichtung von Beitragen spater automatisch An spriiche auf Leistungen ergeben. Am ungOnstigsten wird die Lage voraussichtlich zwi schen den Jahren 2025 und 2035 sein, weil sich dann die starken Jahrgange der in den 60er Jahren Geborenen im Rentenalter befmden, und ihre Altersversorgung durch die nachfolgenden schwachen Jahrgange gesichert werden muB. Besonderen Wert legte der Referent auf die Feststellung, daB die demographische Entwicklung zwar ein be sonders wichtiger Bestimmungsgrund fur das Funktionieren der Alterssicherungssy sterne, auch der Beamten und Freiberutler, sei, es daneben aber auch stark auf die okonomische Entwicklung ankomme. Dipl.-Volkswirt S. Dudey von der Universitat Bochum hatte sich des Themas "Kosten im Gesundheitswesen" mit dem Versuch angenommen, aus der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen, speziell der Gesetzlichen Krankenversicherung, und der demogra phischen Struktur auf die kiinftige Entwicklung der Beitragssatze in einem umlagefi nanzierten System zu schlieBen. Eine wichtige EinfluBgroBe sind dabei die hoheren Krankheitskosten der alteren Bevolkerung im Vergleich zur jiingeren. Die vorgetrage nen Modellrechnungen des Referenten zeigten, daB unter plausiblen Annahrnen iiber die Bevolkerungsentwicklung, deren Altersstruktur, den Umfang der Erwerbstatigkeit etc. ein Anstieg der Beitragssatze in der GVK nicht verrnieden werden kann, selbst wenn die Kosten der Gesundheit pro Kopf der Bevolkerung nicht schneller steigen als die Pro:'Kopf-Einkommen. Doch bezeichnete der Referent den Anstieg von ca. vier Prozentpunkten in den nachsten 40 Jahren wohl zurecht als relativ gering. Er glaubte allerdings nicht, daB es gelingen werde, den Kostenanstieg auf die Wachstumsrate je Einwohner zu begrenzen, da dies schon in der Vergangenheit aus vielen Griinden nicht gelungen sei. Die Frage "Bekommen wir einen Ptlegenotstand?" war das Thema von Dr. W. Riickert yom Kuratorium Deutsche Altershilfe in Koln. Er betonte die vielen Aspekte des Pfle gepotentials. 1m farnilialen Hilfenetz sinke das Tochter-Potential und das Ehegattenpo- Bericht tiber die 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft fur Bevoikerungswissenschaft tential wegen der Abnahme der Kinderzahl und der Heiratsneigung sowie der Zunahme der Ehescheidungen. Durch das NachrUcken starkerer, yom Zweiten Weltkrieg ver schont gebliebener Mannerjahrgange werde die Pflegebedtirftigkeit mehr als z.Zt. ein Mannerproblem werden. Andererseits muBten die noch rUstigen Manner verstarkt Pflegeaufgaben ubernehmen. 1m professionellen Bereich fehle es an einem Pflegeleit bild und wissenschaftlich geschulten Lehr- und Fiihrungskraften. Die Pflegequalitat und die Arbeitsbedingungen der Pflegekrafte lie Ben stark zu wUnschen ubrig. Es muB ten groBe Anstrengungen in Bezug auf Ausbildung, Arbeitsbedingungen und Vergii tung untemommen werden, urn den Pflegeberuf auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfahi ger zu machen. 1m ganzen bestand in der Arbeitsgruppe der Eindruck, daB nur ein schmaler Ausschnitt aus den mannigfachen sozialpolitischen Konsequenzen geboten werden konnte, die sich aus der Alterung der Bevolkerung zwangslaufig ergeben. Bedauert wurde das Fehlen einer Darstellung zu den Problemen der Finanziellen Absicherung im Pflegefall, welche die Politik und Offentlichkeit wegen ihrer Dringlichkeit schon lange mit Unge duld beschaftigten. In der Arbeitsgruppe B sollten die materielle Lage der Alteren und Hilfeleistungen der Generationen im international en Vergleich behandelt werden. Doch fielen zwei der drei im Programm hierzu vorgesehenen Referate aus unterschiedlichen Grunden aus. Wegen der Kiirze der Zeit konnte nur fur ein Referat Ersatz gewonnen werden. Professor A. Walker von der Universitat Sheffield berichtete uber den "Lebensstandard und die Lebensweisen der Ruhestandler im EG-Bereich". Er hob drei EindrUcke besonders hervor: - Die in neuerer Zeit eingetretenen Hebungen im Einkommensniveau; - die in den meisten Landem nach wie vor bestehende Armut und - die wachsenden Ungleichheiten zwischen den Menschen im Ruhestand. Dazu komme bei der alteren Bevolkerung der zunehmende Anteil Alleinlebender. Die damit eng verbundenen Pflegeprobleme wurden im Zusammenhang mit Fragen der Vereinsamung und der gegenseitigen UnterstUtzung der Generationen behandelt. M. Reichenwaller von der Universitat Frankfurt/Main referierte zum Thema "lnformale soziale Netzwerke alterer Menschen in Deutschland". Nach einfiihrenden Bemerkun gen wies die Referentin darauf bin, daB vor allern die Haushalte alleinlebender alterer Menschen, also in der Hauptsache die Haushalte alterer Witwen, deutliche materielle und emotionale Defizite aufweisen. Nach wie vor hatten die nahen Verwandten, vor allem die Ehegatten und Kinder fur das Wohlbefmden der Alteren eine uberragende Bedeutung. Viele Altere beklagten den Mangel an informeller UnterstUtzung, doch gebe es kaum eine deutlich defizitare Gruppe. Insbesondere "jiingere Alte" engagierten sich haufig in Institutionen und in ihrer Umgebung. Die Referentin schloB ihre Ausfuhrung mit dem Hinweis, daB es wegen der zu erwartenden Verkleinerung der verwandtschaftlichen Netzwerke viel mehr als fiiiher notwendig werde, nach Formen der sozialen Einbindung auBerhalb der Familie Ausschau zu halten. Den AbschluB bildeten die Referate von M. Dietzel-PapakyriakoulUniversitat Essen, uber "Die alteren Auslander in der Bundesrepublik Deutschland", Professor Dr.

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