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50 Jahre Datenverarbeitung in der Flurbereinigungsverwaltung Baden-Württemberg 1957-2007 : Dokumentation PDF

76 Pages·2008·1.94 MB·German
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Preview 50 Jahre Datenverarbeitung in der Flurbereinigungsverwaltung Baden-Württemberg 1957-2007 : Dokumentation

G G 50 Jahre N N Datenverarbeitung U U L K N C D I W R T O N E g U n D u n E N d r N o A n e d in der Flurbereinigungsverwaltung R L o B Baden-Württemberg U D s al 1957-2007 N L r h e F U m Dokumentation . Schriftenreihe Heft 17 Baden-Württemberg REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART LANDESAMT FÜR FLURNEUORDNUNG Vorwort War die Installation einer IBM-Lochkartenanlage im Jahr 1957 noch etwas Außergewöhnliches, so ist heute die Da- tenverarbeitung nicht mehr aus der täglichen Arbeit der Flurneuordnung wegzudenken. Im Laufe eines Flurneuordnungsverfahrens wird eine Viel- zahl an Daten erfasst, weiterverarbeitet und anschließend insbesondere in Form von Karten und Verzeichnissen visua- lisiert, beziehungsweise strukturiert. Die Verwaltung hat frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und als erste Flurneuordnungsverwaltung in der Bundesre- publik Deutschland die EDV eingeführt, sich dabei einen gu- ten Namen gemacht und eine Vorreiterrolle gespielt. Die folgenden Beiträge dieses Bandes der Schriftenreihe Flurneuordnung dokumentieren anschaulich die 50-jährige Entwicklung, die die Datenverarbeitung in der Flurneuord- nungsverwaltung Baden-Württembergs durchlaufen hat. Ganz herzlich möchte ich mich an dieser Stelle bei allen be- danken, die an der Entwicklung der Datenverarbeitung in der Flurneuordnung und an dieser Broschüre mitgearbeitet haben. Karl-Otto Funk Landesamt für Flurneuordnung Abteilung 8 Regierungspräsidium Stuttgart Impressum Herausgeber, Regierungspräsidium Stuttgart – Herstellung und Landesamt für Flurneuordnung Gestaltung Stuttgarter Straße 161, 70806 Kornwestheim LF 06.08 . Schriftenreihe Heft 17 Inhaltsverzeichnis Vorwort Ein Zeitzeuge berichtet 11 88 Einleitung Dezentrale Datenverarbeitung (Hardware und IuK-Fachverfahren) 22 88..11 Zentrale Datenverarbeitung Bürocomputer HP 85/86 22..11 88..22 Hardware Textverarbeitung im Landesamt 22..22 88..33 IuK-Fachverfahren Weiterentwicklung der Daten- und 22..33 Informationsverarbeitung in der Landwirtschaftliche Förderprogramme Flurbereinigungsverwaltung WEDIF 88..44 33 Sachdatenverwaltung SDV Programmierung 88..55 33..11 Client/Server-System Schalttafel 88..66 33..22 Landentwicklungs-Geoinformationssytem Programmiersprachen LEGIS 33..33 Entwicklungstechniken 99 Zentralisierung 44 Datenhaltung 99..11 LEGIS 44..11 Lochkarte 99..22 Führungs-und Informationssystem 44..22 Magnetband Flurneuordnung FIS-FNO 44..33 Magnetplatte 99..33 Internet, Intranet 44..44 Datenbanken 99..44 Kostenplanung 55 Datenerfassung 1100 Übersicht EDV-Entwicklung 55..11 Zeittafel Belegdatenerfassung 55..22 Datenkonvertierung 1111 Entwicklung der Organisationseinheiten in der EDV 66 Datenverarbeitung 66..11 1122 Stapelverarbeitung Erläuterungen von Fachbegriffen 66..22 Datenfernverarbeitung (DFV), 1133 Datenfernübertragung (DFÜ) Quellenverzeichnis 77 1144 Grafi sche Datenverarbeitung Autorenverzeichnis 77..11 Automatische Kartierung 77..22 Digitalisierung 77..33 Interaktiv Grafi sches System SICAD 77..44 Geo-Informationssystem DAVID 50 Jahre Datenverarbeitung Ein Zeitzeuge berichtet „...Im Jahre 1957 wurde beim Landesamt für Flurbe- reinigung und Siedlung (LFS) Baden-Württemberg in Ludwigsburg als erster Flurber einigungsverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland nach den ent- sprechenden Vorarbeiten und Versuchen eine eigene Datenverarbeitungsstelle eingerichtet, um mechani- sierbare Arbeiten der Flurbereinigung mit Hilfe von Lochkartenanlagen durchzuführen. Man ging von der Überlegung aus, die Daten der Flurstücke einmal in Lochkarten zu speichern, um hieraus durch entsprechende Sortiervorgänge die Flurbereinigungsverzeichnisse schneller, sicherer und fehlerfreier erstellen zu können als bei manueller Bearbeitung. Mit der Lochkartenanlage sollte auch versucht wer- den, die bei der Flurbereinigung in großem Umfang anfallenden geodätischen Berechnungen durchzu- führen...“ Eberhard Wahl erster Leiter der Geodätischen Rechenstelle ab 1957 „...Im ersten, mittels Schalttafeln gesteuerten Pro- „...Die Übernahme der geodätischen Berechnungen gramm, wurden die aus dem Grundbuch und Katas- (Koordinaten- und Flächenberechnungen) auf die ter erhobenen Daten der in das Lochkartenanlage war schwierig, da der zur Verfü- Flurbereinigungsverfahren eingebrachten Flurstücke gung stehende elektronische Rechenstanzer hinsicht- maschinell miteinander verglichen und die vorhande- lich der Speicherkapazität und der Anzahl der nen Unstimmigkeiten und Fehler festgestellt“... Programmierschritte sehr begrenzt war. Der Re- chenstanzer, das „Elektronengehirn“ der Lochkarten- anlage hatte nur 146 Speicherstellen, bei der Programmierung waren nur 70 Einzelschritte mög- lich“... „...Mit eigenem Fachpersonal des LFS wurden nun die weiteren Programme für die Erstellung der Ver- zeichnisse entwickelt. Als wichtigste seien hier die Flurbereinigungsnachweise des Alten und Neuen Bestandes sowie die Grundbuch- und Katasterbe- richtigungsunterlagen genannt“... . Schriftenreihe Heft 17 Ein Zeitzeuge berichtet „...Die größte Schwierigkeit bereitete damals die Be- „...Mit dieser Lochkartenanlage des LFS konnten bis stimmung des Arcustangens, die vor allem bei der 1964 bereits folgende Arbeiten durchgeführt wer- Ermittlung von Richtungswinkeln notwendig wird. den: Die schnelle und wirtschaftliche Berechnung des Ar- (cid:127) Berechnung der Polygonierung custangens war erst möglich durch die Veröffentli- (Tagesleistung ca. 110 Züge) chung von Prof. Gotthardt in der ZfV 1958 „Näherungsfunktionen für den Arcustangens“. (cid:127) Koordinatenberechnung der Polarpunkte (3.000 Punkte/Tag) Die in der Abhandlung beschriebene Kettenbruch- entwicklung für die Berechnung des Arcustangens (cid:127) Berechnung der Spannmaße (700 Maße/Tag) eignete sich für den Rechenstanzer besonders, da bei einer Berücksichtigung von 10 Gliedern die Pro- (cid:127) Blockteilberechnung grammschritte für das 1. Glied mit den beschränkten (cid:127) Flächenberechnung der Blöcke, Wege und Möglichkeiten des Rechenstanzers ausreichten und Gewässer (12.000 Begrenzungspunkte/Tag) die restlichen 9 Glieder dann automatisch in dieser Rechenschleife verarbeitet werden konnten. (cid:127) Berechnung der Absteckungsmaße für die Damit stand der Aufstellung der Programme für die neuen Flurstücke unbedingt erforderliche Koordinatenberechnung (Berechnung der Polygonierung und der Polar- (cid:127) Flächenberechnung der neuen Flurstücke.“ punkte) nichts mehr im Wege. Insbesondere konnte jetzt der zeitsparende maschinelle Koordinatenübertrag aus den Koordinatenkarten auf die nachfolgenden Berechnungskarten durchgeführt werden“... „...Der Erfolg der Automation hängt jedoch nicht nur von der Größe und Leistungsfähigkeit der EDV-Anla- ge ab, sondern in gleichem Maße von der fl üssigen und reibungslosen Zusammenarbeit der Flurbereini- gungsämter als Datenerfassungsstellen mit der zen- tralen Datenverarbeitungsstelle. Weiterhin ist die Qualität der von den Flurbereinigungsämtern gelie- ferten Daten ausschlaggebend für die schnelle und fehlerfreie Durchführung der Arbeiten. In den vergangenen Jahren wurde deshalb das Per- sonal der Flurbereinigungsämter systematisch ge- schult.“ SScchhuulluunnggsslleehhrrggaanngg 11996611 Auszüge aus einem Aufsatz von Eberhard Wahl, veröffent- licht in einem Sonderdruck, der anlässlich der Emeritierung von Prof. Ernst Gotthardt herausgegeben wurde. Veröffentlichung der DGK Reihe B Heft Nr. 216 München 1976 50 Jahre Datenverarbeitung 11 Einleitung Mitte der 50er Jahre gab es erste Überlegungen, die elek- Auf Anregung des Bundesministeriums für Ernährung, Land- tronische Datenverarbeitung für die Durchführung von Flur- wirtschaft und Forsten hat das Landesamt für Flurbereini- bereinigungsverfahren einzusetzen. gung und Siedlung Baden-Württemberg die Aufgabe Der in dieser Zeit im Landesamt für Flurbereinigung und übernommen, in enger Zusammenarbeit mit der IBM-Ge- Siedlung für die Technik zuständige Herr Anton Stegmann schäftsstelle Stuttgart die Möglichkeit des IBM-elektro- informierte sich in Schweden zu diesem Thema. nischen Rechenverfahrens, d. h. des sogenannten Die nachfolgende Zusammenfassung stellt seine Lochkartenverfahrens, bei der Durchführung von Flurberei- wichtigsten Erkenntnisse dar. nigungen unter Berücksichtigung der in der Bundesrepublik üblichen Arbeitsweise zu untersuchen. Vermessungsreferendare aus Baden-Württemberg haben sich 1955 ebenfalls mit dem Thema befasst und in einer An- Es gab seinerzeit schon Rechenautomaten, auf denen frage an die Firma IBM die Einsatzmöglichkeiten von Loch- größere mathematische Formeln programmiert werden kartenanlagen in der Flurbereinigung untersucht. konnten. Das Landesamt besaß zu dieser Zeit den relaisge- Eine Zusammenfassung der Untersuchung ist ange- steuerten Rechner Zuse Z-11, mit dem verschiedene schlossen. Rechenoperationen wie Berechnung von Polarpunkten, Flächen und Spannmaßen sowie Helmerttransformationen Bericht Stegmann über eine Studienreise nach Schweden durchgeführt und mit Hilfe einer angeschlossenen Schreib- maschine automatisch protokolliert werden konnten. Der Im Sommer 1955 veranstaltete das Bundesministerium für entscheidende Nachteil bestand jedoch darin, dass die Ko- Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine Studienreise ordinatenwerte vor jeder Durchführung einer Berechnung nach Schweden, um kennen zu lernen, welche strukturver- manuell über eine Tastatur eingegeben werden mussten. ändernden Maßnahmen für die Landwirtschaft allein oder Dies ist für Einzelberechnungen sinnvoll, aber nicht für in Verbindung mit einer Flurbereinigung durchgeführt wer- Massenberechnungen, wie sie in Flurbereinigungen auftre- den und wie im übrigen die schwedische Landwirtschaft ten. Durch den erforderlichen Zeitaufwand für die sich stän- rationalisiert wird. dig wiederholende manuelle Dateneingabe kam die Im Verlauf dieser Studienreise führte Distriktslandmesser Rechenleistung des Geräts nicht zum Tragen. Turesson am statistischen Reichsamt in Stockholm den Teil- Diese manuelle Dateneingabe konnte bei Verwendung der nehmern die Anwendung des Lochkartenverfahrens Lochkartenanlage maschinell durchgeführt werden, da die- (Hollerithverfahren) bei Flurbereinigungsarbeiten vor. se Maschinen die Möglichkeit boten, aus einer Lochkarte Daran teilgenommen haben: (Koordinatenkarte) bestimmte Daten (Koordinatenwerte) in (cid:127) Ministerialrat Steuer vom Bundesministerium für andere Lochkarten zu übertragen. Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Abt. IV - Dieser bedeutende Vorteil eines sicheren und schnellen Da- Referat Flurbereinigung tenfl usses sowie die Lösung des schwierigen Problems für (cid:127) Ministerialrat Dr. Heckenbach vom Ministerium für die Bestimmung des Arcustangens, die vor allem bei der Er- Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mittlung von Richtungswinkeln notwendig wird, trug im Nordrhein-Westfalen und Jahre 1957 nach entsprechenden Vorarbeiten und Versu- (cid:127) Oberregierungs- u. -vermessungsrat Stegmann vom chen maßgebend dazu bei, beim Landesamt für Flurbereini- Landesamt für Flurbereinigung und Siedlung gung und Siedlung Baden-Württemberg in Ludwigsburg als Baden-Württemberg erster Flurbereinigungsverwaltung in der Bundesrepublik Mit Hilfe dieses Lochkartenverfahrens wurden sämtliche für Deutschland eine eigene Datenverarbeitungsstelle einzu- die Verfahrensbearbeitung erforderlichen Verzeichnisse und richten, um automatisierbare Arbeiten der Flurbereinigung Register vereinheitlicht, schneller, sicherer und fehlerfrei er- mit Hilfe einer Lochkartenanlage durchzuführen. stellt. Die Teilnehmer waren von den Vorführungen beeindruckt und davon überzeugt, dass die Anwendung des Loch- kartenverfahrens auch in der Bundesrepublik sehr zur Beschleunigung wesentlicher Abschnitte des Flurbereini- gungsverfahrens und damit zur Beschleunigung des Gesamtablaufs der Flurbereinigung selbst beitragen könnte. . Schriftenreihe Heft 17 11 Einleitung Zusammenfassung des Berichtes der Vermessungs- Auf der Basis der Merkblätter wurden dann folgende Loch- referendare aus Baden-Württemberg über karten entworfen: „Die Einsatzmöglichkeiten des Lochkartenverfahrens Lochkarte 1 altes Flurstück (Teilnehmer- und in der Flurbereinigung“ Flächennachweis) Lochkarte 2 Eigentümername Von den 50er bis in die 70er Jahre war die Datenverarbei- Lochkarte 3 Elemente = kleinste Flächen- tung überwiegend zentral auf Großrechnern und vom Loch- stücke (siehe unten) kartenverfahren geprägt. Einen interessanten Einblick in die damalige Zeit gibt ein Bericht, den Vermessungsreferendare Der Vergleich zwischen Grundbuch und Kataster erfolgte im September 1955 nach einem Besuch bei IBM über die maschinell. Im Rahmen der Untersuchung Möglichkeiten des Lochkartenverfahrens zusammengestellt ergaben sich folgende Besonderheiten für die haben. Lochkarte 1: Eine Lochkarte war ein rechteckiges Kärtchen von ca. (cid:127) Als problematisch erwiesen sich Flurstücke mit 17 x 7,5 cm mit insgesamt 80 Spalten und 12 Zeilen, auf mehreren Nutzungsarten. der Daten oder Computerbefehle abgelocht wurden und (cid:127) Aufgrund der Länge wurden Eigentümernamen, zwar je Spalte entweder eine Ziffer, ein Buchstaben, Son- Gemarkung und Rechtsverhältnis derzeichen oder Leerstellen. nur mit Ordnungsnummern oder Kennziffern Die Löcher wurden mit einem Kartenlocher gefertigt, der im angegeben. Grunde eine überdimensionierte Schreibmaschine mit Stan- (cid:127) Lage und Nutzungsart wurden ausgeschrieben. zer sowie einem Kartenzuführ- und Abführmechanismus Für die Lochkarte 2 ergab sich: war. Bessere Maschinen konnten auch Lochkarten auf (cid:127) Als Zuordnung musste die Ordnungsnummer verwendet Knopfdruck duplizieren. Ein Lochschriftübersetzer bedruckte werden. den Rand der Karte mit den gelochten Daten. (cid:127) Bei sehr langen Namen und Adressen mussten weitere Dazu gab es Sortiermaschinen, welche die Karten nach Lochkarten bei den jeweiligen Gruppen sortieren konnten. Eine Tabelliermaschine konnte Eigentümern hinzugefügt werden. Auch bei Bevollmäch- die Daten von nach bestimmten Vorgaben geordneten tigten usw. wurde so verfahren. Lochkarten auf Tabellen schreiben. Bis zu sechs Durchschlä- ge waren möglich. Der chronologische Ablauf des Verfahrens war wie folgt: Zur Rentabilität führt die Untersuchung aus, dass die zeit- 1. Erstellung Grundbuchauszug raubendste Arbeit das Lochen und Prüfen der Karten war. 2. Erstellung Katasterauszug Rentabel wurde eine Lochkarte, wenn sie mindestens in 3. Erhebung der Nutzungsarten vor Ort 3 bis 4 Arbeitsgängen zum Einsatz kam. 4. Ablochung der meisten Daten mit Sortierung und Es wurden Möglichkeiten für den Einsatz in der Flurbereini- Prüfung gungsverwaltung Baden-Württemberg untersucht. Grundla- 5. Aufklärung der Differenzen zwischen Kataster und ge waren zum Teil modifi zierte Daten und Karten aus einem Grundbuch Flurneuordnungsverfahren wie Flurkarten Alter Bestand, 6. Ablochung von Lage und Nutzungsart Bodenschätzung, neues Wegenetz und Flurkarten Neuer Be- 7. Schreiben der Flächennachweise mit der Tabellier- stand. maschine Aufgrund der Beschränkung der Datenmenge auf einer 8. Umsortierung der Lochkarten und Schreiben der Lochkarte musste sehr genau überlegt werden, welche Da- Teilnehmernachweise ten verwendet werden konnten und wie diese ggf. zu kür- zen oder zu verschlüsseln waren. Eine Rolle spielten dabei Ordnungsnummer, Rechtsverhältnis, Grundbuchheft, Ge- markung, Gemeinde, Kreis, Gemarkungskarte, Flurstücks- nummer, Gebäude, Lage, Nutzung und Fläche. Zunächst wurde der Flächen- und Teilnehmernachweis im Alten Bestand erstellt. Als Grundlage für die Lochkar- ten dienten zwei „Merkblätter“ (eine Art Beiblätter oder Erfassungsblätter) aus kariertem Papier, welche die Grund- buch- und Katasterauszüge enthielten. 50 Jahre Datenverarbeitung 11 Einleitung Abschließend wurde das Lochkartenverfahren mit der bis- Weg (1) mit einem Versuch weiter beschritten. Dafür wurde herigen manuellen Bearbeitung verglichen. Als Vorteile wur- die Lochkarte 3 (Elementlochkarte) entworfen. den gesehen: Zur Berechnung von Abzugs- und Kostenpfl icht mussten (cid:127) Der Vergleich zwischen Kataster und Grundbuch kann entsprechende Kennziffern eingeführt werden. Es wurden maschinell erfolgen. Abzüge für gemeinschaftliche und öffentliche Anlagen, Son- (cid:127) Summieren und Schreiben sind schnell und fehlerfrei derabzüge und Abzüge für Unternehmen berücksichtigt. möglich. Die Nummerierung der „kleinsten Flächenelemente“ war (cid:127) Es können beliebig viele Abschriften erstellt werden. nach zwei Systemen möglich, innerhalb des alten Flurstücks oder innerhalb der Nutzungsart. Die Blöcke wurden nach Und als Nachteile: Flurkarten nummeriert, um Spalten auf der Lochkarte und (cid:127) Das Ablochen und Prüfen ist zeitaufwändig. damit Speicherplatz zu sparen. Hinzu kam die Blockteilnum- (cid:127) Da die Bearbeitung zentral erfolgt, ergibt sich eine mer. zusätzliche Reisezeit vom Amt zur Rechenstelle zur Als Schätzungsergebnisse wurden – ebenfalls um Spalten Behebung der Differenzen zwischen Kataster und zu sparen – die Klassenzahl verwendet und nicht die Wert- Grundbuch. verhältniszahl pro Hektar. (cid:127) Die Rechte und Lasten des Grundbuchauszuges müssen Zu der Lochkarte 3 wurde noch ein Merkblatt entworfen, zusätzlich in die Teilnehmernachweise eingetragen das nach aufsteigenden Flurstücksnummern geordnet war. werden. Für die Aufstellung des Merkblatts wurden zwei Wege über- legt, jedoch konnte man sich nicht auf einen einigen. Im zweiten Teil der Untersuchungen begann man mit dem Das Merkblatt war die Grundlage für die Kartenlochung. Es Flurbereinigungsnachweis Alter Bestand mit Wert, folgte eine Prüfung und dann die Wertberechnung. dem Blockteilverzeichnis, der Anspruchsberechnung Durch die Auswertung der Elementlochkarten erfolgte die und der Kostenumlage. Hierbei handelte es sich teilweise Aufstellung des Flurbereinigungsnachweises. Sie erwies um Abschätzungen bzw. Vorschläge, da diese damals nicht sich als die komplizierteste Maschinenarbeit, die im gesam- im gesamten Umfang mit dem Lochkartenverfahren ten Versuch vorkam. Die zur Verfügung stehende Tabellier- getestet werden konnten. maschine reichte dazu nicht mehr aus und als möglichen Ob die Aufstellung eines Blockteilverzeichnisses mit dem Ersatz gab es in Deutschland nur ein einziges neueres Mo- Lochkartenverfahren Sinn macht, wurde anhand von zwei dell, von dem aber kein Exemplar zur Verfügung stand! Lösungswegen untersucht. Dabei musste ein „kleinstes Flä- Zunächst mussten die Elementlochkarten nach Reihenfolge chenelement“ defi niert werden, das jeweils in einer Loch- sortiert werden: karte dokumentiert wurde. Elementnummer, Flurstücksnummer, Gemarkung, Rechtsver- Bei einer Aufstellung mit Lochkarten (1) wurden die Ele- hältnis, Unternummer der ONr. und Ordnungsnummer. mente begrenzt von alten Flurstücksgrenzen, Nutzungs- Bei jeder ONr. wurden die Lochkarten 2 einsortiert. Dann artengrenzen, Schätzungsklassengrenzen und neuen konnte der Flurbereinigungsnachweis geschrieben werden. Block- bzw. Blockteilgrenzen. Bei der Aufstellung ohne Hinzu kamen verschiedene Summenbildungen aus den Ele- Lochkarten (2) fi elen die Block- bzw. Blockteilgrenzen mentfl ächen oder den Elementwerten je Klasse in jeder weg, weswegen beim ersten Weg mehr Elemente entstan- Nutzungsart, je Nutzungsart, je altes Flurstück, je Rechts- den. verhältnis, Gesamtsumme ONr. und Gesamtsumme Flurbe- Für die weitere Bearbeitung ergaben die beiden Wege fol- reinigungsgebiet. gende Vor- bzw. Nachteile: Die Berechnung des Abfi ndungsanspruchs begann mit (cid:127) (1) ergibt erheblich mehr Lochkarten und der Ermittlung des abzugspfl ichtigen Wertverhältnisses. die Wertverhältnisse der alten Flurstücke Hierzu wurden drei Berechnungswege überlegt. Einmal als stehen erst sehr spät fest, was nachteilig für Nebenprodukt bei der Aufstellung des Flurbereinigungs- die Berechnung von Kostenumlagen ist. nachweises oder zwei Varianten aus den Elementlochkarten (cid:127) (2) ergibt nur ein manuelles Blockteilver- über Summenlochkarten. Die Berechnung bei teilweisen Be- zeichnis. Dazu gibt es keine maschinellen freiungen konnte damals nicht geklärt werden. Die weitere Summenbildungen und keine maschinell Berechnung war eine Mischung aus manuellen und berechneten Wertverhältnisse. maschinellen Berechnungen. Als Ergebnis wurde Weg (2) als der bessere gewertet, aber . Schriftenreihe Heft 17 11 Einleitung Die Ermittlung der kostenpfl ichtigen Wertverhältnisse Aufgrund der nun bekannten Informationen und Erkennt- erfolgte ähnlich dem Abfi ndungsanspruch. nisse sowie der Ergebnisse der Versuche wurde beschlos- Die Blockteilverzeichnisse entstanden aus den Element- sen, in der Flurbereinigungsverwaltung Baden-Württemberg lochkarten. für die Durchführung von Verfahren eine IBM-Lochkarten- Als weitere Möglichkeiten zur Anwendung des IBM-Loch- anlage einzusetzen. kartenverfahrens wurden angesehen: Mit der Anmietung eines elektronischen Rechenstanzers 1. Verschiedene Berechnungen zu den Kosten wie IBM 604 und der Ergänzungsmaschinen begann 1957 die Zahlungsbescheide, Mahnungen, Gesamtabrechnungen elektronische Datenverarbeitung in Ludwigsburg, Alleen- mittels Eigentümer-Konten-Lochkarten straße 25. 2. Gliederung des Abfi ndungsanspruchs im Alten Bestand 3. Geldausgleichungen wegen unvermeidbaren Mehr- oder Minderausweisungen 4. Ersatzansprüche Ehemann gegen Eheleute(!) 5. Der gesamte Neue Bestand Bei Änderungen wurden nicht die Lochkarten fortgeführt, sondern manuell die ausgedruckten Nachweise. Erst bei Er- stellung eines komplett neuen Verzeichnisses sollten die Änderungen in die Lochkarten übernommen werden. Bei späteren Fortführungen sollten die Nachweise mit anderen Farben geändert werden, damit klar war, was bereits in die Lochkarten übernommen worden ist. Zum Abschluss wurde der Bedarf an Lochkarten für die Flur- bereinigungsverwaltung von Baden-Württemberg pro Jahr hochgerechnet. Bei 60 laufenden Verfahren zu je rund 500 ha, also 2,5 Ver- Maschinensaal Lochkartenanlage fahren je Amt und insgesamt 150.000 Flurstücken ergaben sich 1,1 Millionen Lochkarten. Bei Arbeiten ohne Blockteil- verzeichnis etwa 0,6 Millionen. Die maximale Maschinenka- pazität wurde damals mit 1,5 Millionen Lochkarten pro Jahr angegeben. Als Fazit schrieben die Referendare: Diese Maschinenkapazität wird aber nur sehr schwer und nur bei ausgezeichneter Organisation (kein Leerlauf!) er- reicht. Die geschilderten Untersuchungen und Überlegungen zei- gen in beeindruckender Weise, wie mühsam die zentrale EDV vor 50 Jahren war und wie einfach heute die Verfah- rensbearbeitung mittels LEGIS geworden ist. Dazwischen sind gewaltige Entwicklungssprünge erfolgt. Der Verfasser Klaus-Dieter Michael (3.4.1928 – 15.7.2007) war später bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1993 Pro- fessor an der Staatsbauschule bzw. Fachhochschule für Technik in Stuttgart. Die Lochkarten dominierten die großmaßstäbliche zentrale Datenverarbeitung noch bis zum Ende der 70er Jahre. Mit dem Umzug des Landesamts von Ludwigsburg nach Korn- westheim im Jahre 1988 sind dann rund 3,6 Tonnen Loch- karten als Altpapier entsorgt worden. 50 Jahre Datenverarbeitung 11 Einleitung Hier noch einige Anmerkungen zu den Themen Personal Der Einsatz verwaltungseigenen Personals in der und Finanzen,die beim Aufbau der Datenverarbeitung eine Rechenstelle erwies sich als äußerst vorteilhaft: wichtige Rolle spielten. (cid:127) Die Organisatoren und Programmierer be- Personal herrschten fachlich die zu entwickelnden Sachge- biete, was eine kürzere Entwicklungszeit und Die Pionierarbeit „Aufbau einer Datenverarbeitung in der qualitativ höherwertige Programme zur Folge hatte Flurbereinigungsverwaltung“ wurde von drei Bediensteten begonnen. Die Herren Vermessungsrat Wahl vom Flurberei- (cid:127) Der junge Personalkörper (20 - 30 Jahre) hat sich nigungsamt Herrenberg, Vermessungsinspektor Roll und der Aufgabe freiwillig gestellt, weshalb hoch- Vermessungstechniker Schiemer, beide Flurbereinigungsamt motivierte und einsatzbereite Mitarbeiter - auch an Heilbronn wurden dazu zum Landesamt für Flurbereinigung Wochenenden und in vielen Nächten - zur Verfü- und Siedlung (LFS) versetzt. Der neue Aufgabenbereich gung standen erhielt die Bezeichnung „Geodätische Rechenstelle“ (GR). (cid:127) Die Mitarbeiter hatten einen Bezug zu „ihrer Der weitere Personalausbau der Rechenstelle in den Berei- Verwaltung“, weshalb das Problem „Fluktuation“ chen Organisation, Programmierung, Systemtechnik u.a. verbunden mit „Effi zienzverlusten“ nie bestand wurde ausnahmslos mit verwaltungseigenem Personal vor- Durch Stellenstreichungen bei den Flurbereinigungsämtern genommen. wurden ab 1990 in geringem Umfang Mitarbeiter aus dem Bei den Flurbereinigungsämtern besaßen viele junge Mitar- Arbeitsmarkt eingestellt. beiter des höheren, gehobenen und mittleren Dienstes die Für die Datenerfassung auf Kartenlochern, die Bedienung Motivation und Bereitwilligkeit, ihre Fähigkeiten in dieses der Digimeter und Kartiergeräte wurden ausschließlich Mit- neue und interessante Aufgabengebiet einzubringen. arbeiterinnen und Mitarbeiter vom Arbeitsmarkt eingestellt So konnte die Rechenstelle in den Folgejahren Zug um Zug und angelernt. und bedarfsorientiert ihren Personalbestand ohne Zwangs- Der Personalkörper der Geodätischen Rechenstelle betrug versetzungen ausbauen. in den 80er Jahren und bis zur Herauslösung des Bereiches Die notwendigen EDV-Kenntnisse erwarben sich die Mitar- Programmentwicklung im Jahr 1991 ca. 55 Bedienstete. beiter durch den Besuch intensiver Schulungskurse in den Diese gliederten sich auf in 9 Beamte und ca. 46 Angestellte. Bereichen 2007 sind noch 5 Bedienstete im Referat 86 für die Produk- (cid:127) DV-Organisation tion Flurneuordnung, 14 Bedienstete in der Programment- (cid:127) Programmierung wicklung Flurneuordnung im EBZI und 18 Bedienstete für (cid:127) Systemtechnik die Abwicklung landwirtschaftlicher Förderprogramme in (cid:127) Operating der SEU beschäftigt. . Schriftenreihe Heft 17

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