ebook img

1 VO Antike II: Grundzüge der frühen Hochkulturen Pädagogische PDF

13 Pages·2007·1.88 MB·German
by  
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview 1 VO Antike II: Grundzüge der frühen Hochkulturen Pädagogische

VO Antike II: Grundzüge der frühen Hochkulturen Pädagogische Hochschule der Diözese Linz Sommersemester 2007 Ao.Univ.Prof. Dr. Christian ROHR Politische, wirtschaftliche und kulturelle Merkmale früher Hochkulturen Gemeinsamkeiten der Hochkulturen Ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. entwickelten sich in kli- matisch begünstigten Regionen so genannte Hochkulturen, die gemeinsa- me Merkmale aufwiesen: • Es kommt zur Ausbildung einer Schrift, die von einer größeren Anzahl von Menschen gelesen und geschrieben werden kann. • Durch das Vorhandensein einer Schrift kann eine Verwaltung aufgebaut werden, die auch für Großreiche funktioniert. • Die bedeutendsten frühen Hochkulturen entstehen an großen Flüssen in einem warmen, aber nicht zu trockenen Klima. Regelmäßige Über- schwemmungen der Flüsse machen größere Landstriche fruchtbar und für ertragreichen Ackerbau geeignet. Durch den Bau künstlicher Kanäle können die Überschwemmungen auch abseits der Flüsse nutzbar ge- macht werden. • Durch Arbeitsteilung (Bauern, Handwerker, Händler) wird das Leben in Städten möglich. Für den Warenaustausch ist wiederum die Kenntnis der Schrift nötig, da Aufzeichnungen über Tauschverträge und Besitz- verhältnisse die notwendige Rechtssicherheit garantieren. Ägyptischer Schreiber • An der Spitze des Großreichs steht ein mächtiger Herrscher, der allein (um 1370 v. Chr., Kairo, mit seiner Familie und seinem Hofstaat regiert. Häufig wird er sowohl Nationalmuseum) als weltlicher Herrscher als auch als Gott verehrt. • Durch technische Neuerungen, etwa die Erfindung des Rades, werden auch Großbauten (Pyramiden, Tempel etc.) möglich. Räumliche Verbreitung der Hochkulturen Die früheste Hochkultur entstand um 3200 v. Chr. entlang der beiden Flüsse Euphrat und Tigris im heutigen Irak: In diesem „Zwischenstromland“ (Meso- potamien) gründeten zunächst die Sumerer einzelne Stadtstaaten; ab etwa 2200 v. Chr. kam es erstmals zur Ausbildung von Großreichen, die sich um die Zentren Babylon im Südosten Mesopotamiens sowie Assur und Ninive im Nordwesten gruppierten. Im 6. Jh. übernahmen die Perser, aus dem Hochland von Iran kommend, die Macht auch in Mesopotamien. In Ägypten entwickelte sich ab etwa 3000 v. Chr. eine Hochkultur entlang des Nils; auch hier kam es zu Großreichsbildungen ab etwa 2900 v. Chr. In Ostasien breitete sich zunächst ab etwa 2500 v. Chr. am Indus im westli- chen Indien eine Hochkultur aus, die nach ihrer Hauptstadt Harappa-Kultur benannt ist. Etwa ein Jahrtausend später kam es auch an den großen Flüs- sen Chinas (Janktsekiang und Hoangho) zu Großreichsbildungen und zur Ausbildung einer Schrift. Auch in Vorderasien entwickelten die Menschen eigene Schriften und grün- deten Reiche mit einer wohl organisierten Verwaltung, obwohl dort keine großen Flüsse für vorzügliche Ackerflächen sorgten: Im Hochland von Ana- tolien (asiatischer Teil der Türkei) gründeten die Hethiter ab etwa 2000 v. Chr. ein Reich. Die Phönizier besiedelten um 1400 v. Chr. die Ostküste des Mittelmeeres (heute Syrien und Libanon); sie waren die ersten, die weniger ein Großreich als eine Vorherrschaft im Seehandel anstrebten. Etwa 200 Jahre später entstanden bei den Hebräern und Israeliten kleine Reiche, die aber ebenso alle wesentlichen Merkmale einer Hochkultur aufwiesen. Die ersten Hochkulturen in Europa bildeten sich ab etwa 2000 v. Chr. in Kreta und ab etwa 1700 v. Chr. auf dem südgriechischen Festland heraus. 1 Altersbestimmungen – die C -Methode (Radiokarbonmethode) 14 In jedem organischen Stoff – in Menschen, Tiere, Pflanzen, aber auch in organischen Resten in Ton – befindet sich eine bestimmte Menge von leicht radioaktiven Kohlenstoffatomen, so genannten C -Atomen (weil der Atom- 14 kern aus 14 Teilchen besteht). Beim Absterben der Lebewesen zerfallen diese Atome in einer bestimmten Geschwindigkeit (Halbwertszeit). Durch genaue Messungen kann festgestellt werden, wie viele der C -Atome noch 14 vorhanden sind. Ist der organische Stoff schon länger abgestorben, sind schon mehr C -Atome zerfallen und umgekehrt. Somit kann zurückgerech- 14 net werden, wann der Zerfallsprozess begonnen hat. Diese Methode hat einen Ungenauigkeitsfaktor von etwa 50-100 Jahre: Ein Gegenstand, der auf das Jahr 1900 v. Chr. datiert wird, könnte auch aus den 50-100 Jahren davor oder danach stammen. Arbeitsfragen zum Text: • Liste jene Merkmale auf, die eine Kultur haben muss, um als „Hochkultur“ zu gelten! • Welche Hochkulturen entwickelten sich entlang großer Flüsse, welche nicht? Materialien Von der Bilderschrift zur Buchstabenschrift Zu den wichtigsten Kennzeichen einer Hochkultur gehört die Verbreitung einer Schrift, wenn auch die Gleichsetzung „Schrift = Hochkultur“ heute nicht mehr so deutlich gezogen werden kann. So verfügte etwa auch die so genannte Vinča-Kultur auf dem Balkan schon im 6. bis 4. Jahrtausend v. Chr. über ein Zeichensystem, doch fehlen dort alle übrigen Merkmale einer Hochkultur. Am Beginn standen sowohl bei den Sumerern in Mesopotamien als auch in Ägypten Bilderschriften. Im Lauf der Zeit wurden sie zu einfach und schnell schreibbaren Formen verändert, bis schließlich abstrakte Zeichen für Einzelwörter, Silben oder Laute entstanden. Diese Entwicklung lässt sich vor allem in Ägypten nachvollziehen: die Hieroglyphen (= heilige Zeichen) entwickelten sich zur hierati- schen Schrift weiter, bei der die Bildzeichen schon sehr schnell und abstrakt geschrieben wurden. Die demotische Schrift, die seit etwa 700 v. Chr. gebräuchlich war, hat den Bildcharakter schließlich ganz verloren. Sie beeinflusste später die Entstehung der arabischen Schrift. Der Übergang von einer Bil- der- und Silbenschrift zu einer Buchstabenschrift ist erstmals um 1400 v. Chr. in der Handelsstadt Ugarit (heute Ras Šamra, Syrien) festzustellen. Für die dort ansässigen Kaufleute war es besonders wichtig, sich einer einfachen Schrift bedienen zu können. Die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphenschrift gelang zu Beginn des 19. Jahrhunderts dem Franzosen Jean-François Champollion (1790-1832) auf der Basis des Steins von Rosette, den man im Zuge des englisch-französischen Krieges 1799 im Nildelta fand. Die Inschrift darauf stammt aus dem Jahr 196 v. Chr. und ist in Hieroglyphen, in demotischer und in griechischer Schrift angebracht. Sie handelt vom Sieg des Pharaos Prolemaios V. Epiphanes über aufständische Ägypter. Die Mehrspra- chigkeit der Inschrift erklärt sich daraus, dass die Hieroglyphen immer noch dazu verwendet wurden, um die göttliche Stellung des Pharaos zu betonen, die demotische Schrift damals die am weitesten verbreitete Schrift unter der ägyptischen Bevölkerung darstellte und schließlich das Griechische längst zur dominierenden Weltsprache im östlichen Mittelmeerraum geworden war. Ptolemaios V. gehörte selbst der 30. und letzten ägyptischen Pharaonendynastie an, die sich von Ptolemaios, einem der wichtigsten Feldherrn und Nachfolger Alexanders des Großen ableitete, und demnach griechische Wurzeln hatte. Je weiter die Schriftlichkeit verbreitet war und je mehr Abläufe des täglichen Lebens schriftlich fest- gehalten wurden, desto mehr musste auch die Schrift schnell schreibbar sein. Parallel dazu erfolgte auch der Aufschwung des Papyrus. Während die Hieroglyphen vorrangig auf Stein oder auch Holz angebracht wurden (etwa an den Wänden von Tempeln und Grabbauten sowie auf Sarkophagen, etc.), wurden die hieratische und demotische Schrift fast ausschließlich auf Papyrus geschrieben, der wohl mit Abstand billigste Beschreibstoff der Antike. Der Papyrus (πάπυρος) diente seit dem Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. in Ägypten als Beschreib- stoff. Er wird aus dem Halm der Papyrusstaude, einer Schilfpflanze, gewonnen, die vor allem am Nil gedeiht. Der Halm wird zunächst mit einem Messer in Streifen geschnitten, die senkrecht und waag- recht übereinander gelegt, dann glatt gehämmert und gepresst werden. Durch den Saft der Pflanze 2 kleben die Streifen von selbst zusammen. Die Oberfläche wird zudem noch mit einem Bimsstein ge- glättet. Papyrus wurde in langen Rollen aufbewahrt, die jeweils in Spalten beschrieben wurden. Eine Buchrolle wurde später von den Römern als volumen bezeichnet, ein Begriff, der in der englischen, italienischen und französischen Bezeichnung volume für „Band“ weiterlebt. Hieroglyphenschrift, hieratische Schrift und demotische Schrift aus Ägypten (aus: Harald Haarmann, Universalgeschichte der Schrift, Frankfurt/New York 1990, S. 104 f.) Arbeitsaufgabe: • Warum ist eine Zeichenschrift nur begrenzt brauchbar? Wann stößt eine solche an ihre Grenzen? Ägypten und Mesopotamien im Vergleich Einigung lokaler Fürstentümer und Stadtstaaten Die Jahresangaben zur Bis um etwa 3000 v. Chr. waren im fruchtbaren Niltal mehrere kleine Reiche altägyptischen Ge- entstanden, in denen sich die Hieroglyphenschrift verbreitete. Unter dem schichte weichen teil- sagenhaften Pharao Menes sollen diese lokalen Fürstentümer um 2900 v. weise deutlich vonein- Chr. schließlich zu einem Großreich vereint worden sein. Um 2700 v. Chr. ander ab. Dies liegt war dieser Einigungsprozess jedenfalls weitgehend abgeschlossen: das so daran, dass es schwie- genannte Alte Reich umfasste das gesamte Niltal von Assuan bis zum Nil- rig ist, die Daten aus delta. den ägyptischen Quel- Die früheste Hochkultur entstand jedoch nicht in Ägypten, sondern um 3200 len mit denen aus ande- v. Chr. zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris im heutigen Irak. Zunächst ren frühen Hochkulturen bildeten sich unter dem Volk der Sumerer Stadtstaaten heraus, die aus ei- in Verbindung zu setzen nem städtischen Mittelpunkt und dem Umland bestanden; die bedeutends- (so genanntes cross 3 ten waren Ur und Uruk. Die Sumerer verwendeten zunächst eine Bilder- dating, v.a.mit der mi- schrift, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zu abstrakten Keil- noischen Kultur und der schriftformen weiterentwickelte. hethitischen Kultur). Während des 3. Jahrtausends v. Chr. wanderten in mehreren Wellen weite- re semitische Stämme aus der arabischen Wüste ins Zwischenstromland ein. Von der Stadt Akkad aus einigte der Gottkönig Sargon I. um 2200 v. Semiten: Chr. die sumerischen Stadtstaaten erstmals zu einem Großreich. eine Gruppe sprachlich und kulturell verwandter Die Ausbildung einer gesellschaftlichen Ordnung und Verwaltung Völker in Vorderasien Der Pharao war ein unumschränkter Herrscher, der als Gottheit, zunächst als Verkörperung des Falkengottes Horus, später des Sonnengottes Re, verehrt wurde. Er regierte mit Hilfe seiner Großfamilie, der Priester und ei- nes Beamtenapparates. In dem hierarchisch gegliederten Gesellschaftssys- tem unterstanden dem Pharao und seiner Familie Priester, Beamte sowie Krieger. Diese wiederum verpachteten Land an die Bauern und besaßen weiters Sklaven, die völlig rechtlos waren. Durch dieses straff organisierte System gelang es schon bald, ein großes Reich aufzubauen und zu verwal- ten. Auch in Mesopotamien waren die Könige sowohl weltliche Herrscher als Beamte beim Vermes- auch oberste Priester und damit Vermittler zwischen den Gottheiten und der sen eines Kornfeldes Erde. Der Ensi, der Regent der sumerischen Stadtstaaten, galt als Stellver- (Wandmalerei aus dem treter des jeweiligen Stadtgottes. Grab des „Ackervorste- hers des Amun“ in The- Pyramiden und Zikkurate ben-West, um 1397/87 Die Pyramiden waren prunkvolle Begräbnisstätten für den Pharao und seine v. Chr.) Familie. Sie wurden während der 3. und 4. Pharaonendynastie (ca. 2600- Mit einem Seil, das durch 2500 v. Chr) unter großem menschlichen und technischen Aufwand errich- Knoten unterteilt war, tet; dabei kamen wichtige Erfindungen, beispielsweise die des Rades, hilf- wurde die Fläche des Feldes bemessen und die reich zum Einsatz. Die ersten Pyramiden waren noch stufenförmig angelegt, dafür zu entrichtende etwa die für den Pharao Djoser in Sakkara. Wenige Generationen später Grundsteuer festgelegt. Im ging man aber dazu über, alle Seitenflächen glatt auszukleiden; die berühm- unteren teil des Bildes sind testen Beispiele dafür sind die Pyramiden für die Phraonen Cheops, Cheph- Schreiber dargestellt, die ren und Mykerinos in Gizeh. Im 2. Jahrtausend v. Chr. begann man schließ- die Ergebnisse auf Papy- lich, die Gräber der Pharaonen in Felsen zu hauen. Allein das Tal der Kö- rus festhalten. nige in Mittelägypten umfasst nicht weniger als 64 Grabstätten für Pharao- nen und einige andere hoch gestellte Personen in deren Umkreis. Der Pharao wurde nach seinem Tod mumifiziert. Dazu wurde sein Körper zunächst mit Salz behandelt, um dem Gewebe Flüssigkeit zu entziehen; danach wurde er mit harzhältigen Salben einbalsamiert, um das Eindringen von Insekten, Pilzen und Bakterien zu verhindern. Schließlich wurde er in Binden gewickelt und in einen prunkvollen Sarkophag (ein reich verzierter steinerner Sarg) gelegt. In die Grabkammer wurden auch Schmuck und prunkvolle Kultgegenstände mitgegeben. Die Wände wurden mit Bildern und Hieroglyphen bemalt, die dem Verstorbenen unter anderem Ratschläge für seine Reise ins Jenseits geben sollten. Obwohl die Grabkammern nach dem Begräbnis fest verriegelt wurden und oft nur durch geheime Gänge erreichbar waren, wurden sie zumeist noch in der Antike ausgeraubt. Turmbau zu Babel Auch die Sumerer errichteten aus luftgetrockneten Ziegeln stufenförmige (Gemälde von Pieter Großbauten, die Zikkurate. Dabei handelt es sich aber nicht um Begräbnis- Breughel dem Älteren, stätten, sondern um Tempelanlagen, die besonders für astronomische Beo- 1563, Kunsthistorisches bachtungen verwendet wurden. Auf die Sumerer geht auch der erste Kalen- Museum Wien). Das Gemälde gibt den der zurück: Die Monate wurden nach den Mondzyklen mit 29 bzw. 30 Tagen Zusammensturz des berechnet; das Mondjahr von 354 Tagen wurde zudem durch den Einschub Turms wieder, wie er in zusätzlicher Tage mit dem 365-tägigen Sonnenjahr in Beziehung gesetzt. der Bibel erzählt wird. Der Die Zikkurate wurden schließlich zu Symbolen der mesopotamischen Kultu- Maler des 16. Jh. n. Chr. ren insgesamt: Als sich das Volk der Israeliten im 6. Jh. v. Chr. in der süd- hat mit Sicherheit nie Zik- mesopotamischen Stadt Babylon in Gefangenschaft befand, bezeichnete kurate selbst gesehen; er man die Großbauprojekte des Königs Nebukadnezar als „Turmbau von Ba- gab daher rein seine bel“ – Zikkurate wurden zum Inbegriff mesopotamischen Größenwahns. Phantasie dazu wieder. Gesamtreiche und „Zwischenzeiten“ in Ägypten 4 Die erste Blütezeit der ägyptischen Hochkultur bildete das so genannte Alte Der Tempel von Abu Reich (ca. 2707-2170 v. Chr.). Danach zerfiel das Alte Reich in kleinere Simbel in Südägypten Einheiten, bis es um 2020 v. Chr. von Oberägypten aus wieder vereinigt ist vielleicht das bedeu- wurde. Dieses Mittlere Reich besaß seinen Mittelpunkt in Theben (heute tendste Kunstwerk aus Luxor), doch zerfiel auch dieses Großreich, als um 1650 v. Chr. das Reiter- der Regierungszeit des volk der Hyksos in Ägypten einfiel. Diese waren militärisch vor allem durch Pharaos Ramses II. Als den Einsatz von Pferden und Streitwagen den Ägyptern überlegen. der Stausee des Assu- Im 16. Jh. v. Chr. verloren die Hyksos ihre Vorrangstellung wieder. Ägypten anstaudammes diesen wurde um 1550 erneut zu einem Großreich, dem Neuen Reich, geeint. Im in den Fels gehauenen Gebiet um Theben (Luxor) zeugen heute noch die gewaltigen Tempelanla- Tempel zu überfluten gen und die Gräber im Tal der Könige von der Macht der Pharaonen im drohte, wurde er in den Neuen Reich. Unter Pharao Ramses II. (ca. 1292-1225) dehnte sich das Jahren 1965-1968 mit ägyptische Reich bis in die Südosttürkei aus, sodass es sogar zu Zusam- Hilfe der UNESCO, der menstößen mit den dort ansässigen Hethitern kam. Nach der vermutlich Kulturorganisation der unentschiedenen Schlacht bei Kadesch wurde um 1275 v. Chr. der erste UNO, in über 120000 bekannte internationale Friedens- und Freundschaftsvertrag der Weltge- Teile zerschnitten und schichte geschlossen. in sicherem Abstand Bemerkenswert ist auch die Regierung des Pharaos Amenophis IV. (= Ech- zum Stausee wieder naton, ca. 1365-1347 v. Chr.): Er versuchte gemeinsam mit seiner Gattin aufgebaut. Nofretete, den Vielgottglauben der Ägypter durch den Kult des Sonnengot- tes Aton zu ersetzen. Es handelte sich dabei um den einzigen Eingottglau- ben außer dem Judentum vor der Zeitenwende. Echnatons Vorhaben schei- terte jedoch am Widerstand der mächtigen Priester, die nach seinem Tod zu den bisherigen Kulten zurückkehrten. Um 1085 v. Chr. zerfiel das dritte ägyptische Großreich wieder. Diese Spät- zeit der ägyptischen Hochkultur war vor allem durch Machtkämpfe geprägt. Schließlich wurde Ägypten Teil des Perserreiches (525-322 v. Chr.) und des Reiches Alexanders (322-30 v. Chr.). Babylonier und Assyrer in Mesopotamien Am Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. stieg die Stadt Babylon im Südosten Mesopotamiens zur führenden Macht auf. Vermutlich kurz vor 1700 v. Chr. gelang es König Hammurapi, von Babylon aus Mesopotamien unter seine Gewalt zu bringen. Er begründete damit das so genannte Altbabylonische Reich, das etwa 200 Jahre Bestand hatte. Hammurapi baute einen straffen Codex Hammurapi (um Beamtenapparat auf, förderte den Handel und baute seine Hauptstadt Ba- 1700 v. Chr, Musée du bylon prächtig aus. Berühmt wurde vor allem seine Sammlung von Rechts- Louvre, Paris) sätzen, der so genannte „Codex Hammurapi“. Es handelt sich dabei um das Der König erhält vom älteste Gesetzeswerk der Weltgeschichte. Richtergott Schamasch die Nach dem Ende des Altbabylonischen Reiches wechselten die Herrscher Zeichen der richterlichen Gewalt auf Erden. des Zwischenstromlandes häufig, bis um 883 v. Chr. die semitischen Assy- rer mit dem so genannten Neuassyrischen Reich wieder ein dauerhaftes Großreich errichten konnten; Hauptstädte waren Assur und Ninive im Nord- Palästina westen Mesopotamiens. Durch zahlreiche Kriege dehnten die Assyrer ihre Im 6. Jh. v. Chr. wurde Herrschaft im 7. Jahrhundert bis nach Ägypten aus. Jerusalem zweimal Gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. war das Assyrerreich durch Kriege erobert, der Tempel der und innere Unruhen so weit geschwächt, dass es schließlich von Babylon Israeliten zerstört und aus vernichtet wurde. Auch dieses so genannte Neubabylonische Reich große Teile des Volkes stützte sich vor allem auf seine militärische Stärke: König Nebukadnezar II. nach Mesopotamien (um 604-562 v. Chr.) eroberte Syrien und Palästina und kontrollierte damit deportiert. Die Verban- auch den Handel vom Mittelmeer bis zum Persischen Golf. Nach dem Tod nungszeit der Israeliten, Nebukadnezars II. zerfiel das Neubabylonische Reich durch Machtkämpfe die auch in der Bibel gut im Inneren rasch. 539 eroberten die Perser vom heutigen Iran aus das Neu- dokumentiert ist, wird babylonische Reich und machten es zur Provinz des Perserreiches. als „Babylonische Ge- fangenschaft“ bezeich- net. Arbeitsfragen zum Text: • Erkläre die folgenden Begriffe und skizziere deren Bedeutung: Zikkurat, Ensi, Stufenpyramide, Schlacht bei Kadesch, Babylonische Gefangenschaft, Codex Hammurapi, Neues Reich in Ägyp- ten! 5 • Arbeite Parallelen Unterschiede zwischen den Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien her- aus! Materialien Aus dem ältesten Gesetzeswerk der Welt Bei Ausgrabungen französischer Archäologen in der mesopotamischen Metropole Susa wurde 1901/02 eine mehr als zwei Meter hohe Stele aus schwarzem Stein (Diorit) gefunden, die den altbaby- lonischen Gottkönig Hammurapi während eines Gebets für eine Gottheit, wohl den Sonnen- und Rich- tergott Schamasch, zeigt (siehe Bild dazu im Haupttext): der König erhält von der Gottheit einen Rich- terstab, das Zeichen der richterlichen Gewalt auf Erden. Darunter ist in Keilschrift (51 Spalten von oben nach unten beschrieben) der erste ausführliche Gesetzestext der Weltgeschichte überhaupt überliefert. Prinzipiell ist aber davon auszugehen, dass es ähnliche Gesetzessammlungen in Mesopotamien schon längere Zeit gegeben haben dürfte. Allerdings sind vom Gesetzeswerk des Sumerers Urnammu aus Ur (um 2000 v. Chr.) und von König Lipitischtar aus Isin (um 1800 v. Chr.) nur bruchstückhafte Abschriften erhalten. Ganz offensichtlich war der Stein mit der Rechtssammlung (Codex) des Hammu- rapi öffentlich aufgestellt und diente allen Menschen, die lesen konnten, zur Rechtssicherung. Die Gesetze des Codex Hammurapi lassen freilich kein Gesamtkonzept eines umfassenden Rechts- systems erkennen, sondern gehen vielmehr auf konkrete Vorfälle aus dem Alltag ein. Man muss daher weniger von unumstößlichen „Gesetzen“ in unserem Sinn ausgehen als von der Aufzählung von Prä- zedenzfällen, an denen sich Richter in Zukunft orientieren konnten, aber nicht mussten. Dies wird etwa dadurch deutlich, dass die zahlreichen aus altbabylonischer Zeit stammenden Keilschrifttafeln, die Rechtsurkunden beinhalten, oft nicht mit den Bestimmungen des Codex Hammurapi übereinstim- men. Allgemein wirken die Bestimmungen im Vergleich mit späteren Rechtstexten aus der griechischen und römischen Antike, als sehr streng, doch finden sich auch im Alten Testament (Buch Numeri) Parallelen zu der Rechtsauffassung, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Die Bestimmungen hatten wohl vor allem die Funktion der Abschreckung. Sie lassen auch eine Ungleichbehandlung verschiedener sozia- ler Schichten erkennen. „§ 1 Wenn ein Bürger einen anderen Bürger bezichtigt und ihm Mord vorwirft, ihn jedoch nicht ü- berführt, so wird derjenige, der ihn bezichtigt hat, getötet. § 195 Wenn ein Sohn seinen Vater schlägt, soll man ihm eine Hand abschneiden. § 196 Wenn ein Bürger ein Auge eines Sohnes eines Bürgers zerstört, so soll man ihm ein Auge zerstören. § 197 Wenn er einen Knochen eines Bürgers bricht, soll man ihm einen Knochen brechen. § 199 Wenn er ein Auge eines Sklaven … zerstört oder einen Knochen eines Sklaven … bricht, so soll er die Hälfte seines Kaufpreises zahlen. § 200 Wenn ein Bürger einem ihm ebenbürtigen Bürger den Zahn ausschlägt, so soll man ihm einen Zahn ausschlagen. § 201 Wenn er einem Palastdiener den Zahn ausschlägt, so soll er eine Drittelmine Silber zahlen. § 209 Wenn ein Bürger die Tochter eines Bürgers schlägt und bei ihr eine Fehlgeburt verursacht, so soll er zehn Scheqel Silber für ihre Leibesfrucht zahlen. § 210 Wenn diese Frau stirbt, so soll man ihm eine Tochter töten.“ (Codex Hammurapi, Paris, Musée du Louvre, um 1700 v. Chr., Auswahl einzelner Bestimmungen, zitiert nach H.-Dieter Viel, Der Codex Hammurapi) Arbeitsaufgaben: • Wo findet sch nach deiner Meinung Ungerechtigkeit im Codex Hammurapi? • Welche Prinzipien stehen hinter dieser Rechtsauffassung? • Was könnten die strengen Strafen bewirken? 6 Die Stellung der Ehefrau im Alten Ägypten Die Stellung der Frauen hing bei den Ägyptern in erster Linie vom sozialen Rang ab. So waren Phara- oninnen an der Spitze des Staates keine Seltenheit. Zentrale Gottheiten in der ägyptischen Religion wie etwa die Fruchtbarkeits- und Muttergöttin Isis, die Liebesgöttin Hathor oder Maat, die Göttin für Recht und Ordnung, stellten sich die Ägypter als weiblich vor. Auch in den gehoben Schichten, etwa in der Verwaltung, erscheinen die Frauen stets als gleichrangig mit ihrem Gatten. Ob man allerdings ganz allgemein von einer Gleichstellung der Frau sprechen kann, bleibt umstritten. In jedem Fall hatte die ägyptische Frau im Vergleich zu anderen Hochkulturen eine herausragende Stellung inne. Die Ehe hatte in der ägyptischen Gesellschaft weder eine öffentliche noch eine religiöse Funktion, sondern war eine private Abmachung zwischen Mann und Frau. In diesem Sinne war sie auch ohne größere Probleme auflösbar und zwar, wie die Textstelle eindeutig erkennen lässt, auch seitens der Frau. Zu diesem Zweck war es aber auch wichtig, dass beide Seiten im Falle einer Scheidung finan- ziell ausreichend abgesichert waren. Der folgende Ehevertrag aus dem Jahr 219 v. Chr. – aus früheren Zeiten sind keine derartigen Doku- mente überliefert – darf wohl mit einiger Vorsicht auch auf frühere Zeiten der ägyptischen Hochkultur umgelegt werden. In dieser Zeit regierte in Ägypten die 30. und letzte Pharaonendynastie, die grie- chischstämmigen Ptolemäer. Dennoch lässt der Vertrag in keiner Weise die deutliche Schlechterstel- lung der Frau in der griechischen Gesellschaft erkennen, sondern führt offensichtlich altägyptische Traditionen fort. Schon allein die Tatsache, dass es mitten in der Ehe (es sind schon Kinder vorhanden) zur Abfassung eines Ehevertrags kommt, spricht für die hohe Stellung der Frau in der Gesellschaft. Ganz offensicht- lich entstand er nach dem Willen der Frau zur Absicherung. Die Bestimmung, dass der Mann alle von der Frau in die Ehe eingebrachten Vermögenswerte (die „Frauensachen“, also die Mitgift) zurückgibt, Geldzahlungen leistet und zudem ein Drittel des gemeinsamen Vermögens ihr überantwortet, garan- tiert, dass der Frau auch nach der Scheidung (oder auch nach dem Tod des Mannes?) ein weitge- hend abgesichertes Leben oder ein Neubeginn möglich war. Fraglich ist nur, wie weit ein derartiger Vertrag nur die soziale Stellung der Frauen in den gehobenen Schichten reflektiert oder auch auf die bäuerliche Bevölkerung umgelegt werden kann. „Es sagte der in Ägypten geborene Her-em-heb zur Frau Ta-is ...: Ich habe dich zur Ehefrau gemacht. Als deine Frauengabe habe ich dir zwei Silberlinge ... gegeben. Entlasse ich dich als Ehefrau, sei es, dass ich dich hasse, sei es, dass ich dir eine andere Frau vorziehe, so gebe ich dir zwei Silberlinge ... außer den zwei Silberlingen, die oben genannt sind und die ich dir als deine Frauengabe gegeben habe, um voll zu machen vier Silberlinge. ... Und ich gebe dir ein Drittel von all und jedem, was sein wird zwischen dir und mir von jetzt an. Die Kinder, die du mir geboren hast und die du mir noch gebä- ren wirst, sind die Herren von all und jedem, was mir gehört und was ich noch erwerben werde. Die Wertsumme deiner Frauensachen, die du mit dir in mein Haus gebracht hast, beträgt in Kupfergeld drei Silberlinge ... Ich soll keinen Eid gegen dich wegen deiner Frauensachen geben können, die oben beschrieben sind, sagend: ‚Nein, du hast sie nicht mit dir in mein Haus gebracht.’ Deine Frauensachen, ... du hast sie mit dir in mein Haus gebracht, ich habe sie vollständig aus deiner Hand empfangen, ohne einen Rest. Mein Herz ist zufrieden mit ihnen. Wenn ich dich als Ehefrau ent- lassen werde oder wenn du zu gehen beliebst, so gebe ich dir die Frauensachen, die du mit dir in mein Haus gebracht hast, oder ihren Wert in Silber entsprechend dem Preis, der diesbezüglich ge- schrieben ist. Mein ist ihre Verwahrung.“ (Staatliche Museen, Berlin, Papyrus Hauswaldt 6, 219 v. Chr., gekürzt; zitiert nach Steffen Wenig, Die Frauen im Alten Ägypten, Wien/München 1969, dort S. 24) Arbeitsaufgaben: • Wer erbt im Falle einer Scheidung den gemeinsamen Besitz? • Wie wird mit dem Vermögen, das die Frau in die Ehe mitbringt (Frauensachen), im Falle einer Scheidung umgegangen? • In welchen Bereichen scheint die Frau ihrem Mann praktisch gleichberechtigt zu sein? • Worin unterscheidet sich das Verhältnis von Ehe und Scheidung, wie es sich hier zeigt, von unse- rem „modernen“ Verständnis? 7 Die Entwicklung von der Bilderschrift zur Keilschrift in Mesopotamien Mesopotamische Bilderschrift und Keilschriftformen (aus: Harald Haarmann, Universalgeschichte der Schrift, Frankfurt/New York 1990, S. 159) 8 Das Weltreich der Perser Meder und Perser Im Gegensatz zu Mesopotamien, wo zumeist semitische Völker ihre Reiche errichteten, war das Hochland von Iran seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. von indogermanischen Völkern besiedelt. Zunächst standen sie im Einflussbereich der mesopotamischen Großreiche. Erst als die Meder sich maßgeblich am Sturz des Neuassyrischen Reiches beteiligten (614/612 v. Chr.), stiegen diese zu einer eigenständigen Großmacht im iranischen Hochland auf. Schon bald nach der Begründung des medischen Großreiches wurden des- sen Könige von den ihnen untergebenen Persern gestürzt. Innerhalb von wenigen Jahren dehnten sich die Perser vom Iran aus auch über das Hoch- land von Anatolien (546 v. Chr.), über ganz Mesopotamien (539 v. Chr.) und über Ägypten (525 v. Chr.) aus. Im Zuge der Ausdehnung nach Westen bis an die Küste des ägäischen Meeres waren gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. auch die griechischen Kolonien an der Ostküste der Ägäis unter persische Oberhoheit geraten. Diese erhoben sich zwischen den Jahren 500 und 494 v. Chr., waren aber der persischen Übermacht nicht gewach- sen. Im Gegenzug versuchte der persische König Dareios I. (521-486 v. Relief am Königspalast Chr.), Griechenland zu erobern, doch stieß er im Jahr 490 ebenso auf erbit- von Persepolis (Iran) terten Widerstand wie zehn Jahre später sein Nachfolger Xerxes. Die Per- Dargestellt sind hohe ser mussten sich für die Zukunft im Westen mit dem Besitz Kleinasiens be- Beamte während einer gnügen. Schließlich brach das Perserreich nach Jahrzehnten innerer Prozession. Machtkämpfe unter dem Ansturm Alexanders des Großen (334-331 v. Chr.) wie ein Kartenhaus zusammen. Ein straff organisiertes Großreich Das Weltreich der Perser erstreckte sich um das Jahr 500 v. Chr. von Indien bis zur Meerenge zwischen Europa und Asien und bis nach Ägypten. Das Reich war im Inneren straff organisiert, sodass es gelang, einen Herr- schaftsbereich von noch nie da gewesener Größe über 200 Jahre zu halten. Der König stützte sich auf einige Vertrauensleute, die „Augen und Ohren des Königs“, denen die Aufgabe zufiel, die übrigen Beamten und die Statt- halter (Satrapen) in den Provinzen (Satrapien) zu kontrollieren. Eine strenge Gesetzgebung diente zur Abschreckung. Die großen Städte mit Statthalter- schaften waren durch Fernstraßen (so genannte Königsstraßen) verbunden, die sowohl dem Militär als auch dem Handel dienten. Maße und Gewichte sowie das Geld waren für das gesamte Reich vereinheitlicht. Als Schrift diente die von den Mesopotamiern übernommene Keilschrift. Religion und Kultur Königliche persische Die persische Religion geht auf den Propheten Zarathustra (6. Jh. v. Chr.) Leibgarde (emailliertes zurück: Er verkündete eine Lehre, die vom starken Gegensatz zwischen Ziegelrelief im Königs- dem Lichtgott Ahuramazda und dem Reich der Finsternis, zwischen Gut und palast von Susa) Böse geprägt war. Über Zwischenstufen beeinflussten diese Gegensatzpaa- Das Relief, das sich heute re auch das Christentum. im Pariser Louvre-Museum Viele der persischen Traditionen lebten zunächst im Weltreich Alexanders befindet, zeigt die Leib- des Großen weiter, der eine Vermischung von griechischer und persischer wächter in voller Pracht: Kultur anstrebte. Nach dem Zusammenbruch der Nachfolgestaaten des die Kleidung besteht aus Alexanderreiches stiegen die Parther zu den neuen Machthabern im Hoch- wertvollen Stoffen, die land von Iran sowie in Mesopotamien auf, später die Sassaniden; beide Köcher sind mit Gazellen- waren eine fast ständige Bedrohung für die östlichen Teile des Römerrei- fell überzogen. ches. 9 Die Hochkulturen im Fernen Osten Indien Zunächst entwickelte sich um 2800/2500 v. Chr. am Fluss Indus im Westen des heutigen Staates Indien und in Pakistan eine städtische Kultur. Diese so genannte Induskultur kannte auch schon eine Schrift, die bis heute noch nicht entziffert ist. Nach dem Ende der Induskultur (um 1800 v. Chr.) wan- derten Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. aus dem Hochland von Iran die indogermanischen Arya (Arier, „die Edlen“) ein und nahmen die fruchtbaren Ebenen am Indus und am Ganges in Besitz. Durch die Verwendung von Eisen und den Einsatz des Streitwagens waren sie der ansässigen Bevölke- rung militärisch überlegen. Die Gesellschaft war in streng voneinander abgegrenzte Kasten (sozialen Gruppen) eingeteilt; damit sollte die Vermischung von Zugezogenen und Urbevölkerung verhindert werden. Neben den drei sozial geachteten Klas- sen der Krieger (Kshatriyas), Priester (Brahmanas) und freien Bauern (Vaishyas) gab es als vierte Klasse die „Unreinen“ (Shudras), zumeist Un- terworfene, unfreie Bauern und Mischlinge. Außerhalb dieses Systems standen die völlig ausgegrenzten Paraiyas (Parias, die „Unberührbaren“). Eheschließungen zwischen den Kasten waren kaum möglich. Nach den Vorstellungen der Inder konnte man in eine höhere Kaste war nur aufstei- gen, indem man nach einem rechtschaffenen Leben in eine neue Kaste geboren wurde. In weiter entwickelter Form bestand das Kastensystem in Brahmanismus: Indien bis zum Ende des 20. Jh.! benannt nach der indi- Zunächst dominierte im indischen Kulturkreis der so genannte Brahmanis- schen Priesterkaste; mus als Religion. In einer künstlich geschaffenen Sprache, dem Sanskrit, Vielgötterglaube mit wurden religiöse Lieder und Sprüche in den Veden („Wissen“) aufgezeich- dem Glauben an eine net. Neben dem Brahmanismus entstand aus der Vermengung von brah- Seelenwanderung als manischen und vorarischen Elementen der Hinduismus. In feierlichen Ge- zentralem Element. dichten (Epen) wird einerseits von sagenhaften Königen und Göttern er- zählt; andererseits finden sich darin religiös-sittliche Anleitungen. Im Ge- Buddhismus: gensatz zu vielen anderen Religionen gibt es im Hinduismus keinen Prophe- vom Adeligen Gautama ten oder Religionsgründer. Ab dem 5. Jh. v. Chr. fand auch der Buddhis- Siddharta (Buddha) im mus rasche Verbreitung, vor allem weil er den Menschen mehr als Einzel- 6./5. Jh. v. Chr. in Nord- wesen denn als Mitglied einer bestimmten Kaste sah. indien gegründete reli- Im Gegensatz zu China stand Indien stets in einem intensiven Handelskon- giös-philosophische takt mit benachbarten Kulturen: Die Induskultur unterhielt Beziehungen mit Lehre, die die Abkehr den zeitgleichen Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien. Ab dem 7./8. von allen Begierden und Jh. n. Chr. drang über arabische Kaufleute auch der Islam bis nach Indien Leidenschaften zum vor und verbreitete sich schnell. Besonders in den großen Hafenstädten Ziel hat. In Japan erfolg- herrschte eine weitgehende religiöse Toleranz: Hindus, Muslime und Juden te die Weiterentwick- lebten zwar nicht konfliktfrei nebeneinander, doch vermischten sich Sprache lung zum Zen- und Kultur immer mehr. Im 11. und 12. Jh. übernahmen die aus Innerasien Buddhismus, in dem die eingewanderten Türken die Herrschaft und gründeten das Sultanat von Sitzmeditation und die Delhi. Dieses wiederum wurde 1526 von der Mogul-Dynastie übernommen, ästhetische Gestaltung die aus Samarkand im heutigen Usbekistan geflohen war. Unter der musli- der eigenen Umwelt misch dominierten Mogulherrschaft (1526-1858) wurde fast ganz Indien zu eine besondere Rolle einem Reich vereinigt. Charakteristisch für diese Zeit ist eine Verschmel- spielen. zung von muslimischen und altindischen Elementen in allen Bereichen der Kultur und des Alltagslebens. Die Gesellschaft im chinesischen Kaiserreich Schon um 2000 v. Chr. entwickelte sich an den großen Flüssen Chinas, dem Huangho und dem Yanktsekiang, eine Hochkultur. 221 v. Chr. nahm der König Qin den Titel eines Kaisers (huang-ti = „Göttlich Erhabener“) an. Er sah sich als „Sohn des Himmels“ und Stellvertreter des Himmels auf Erden. Sollte er jedoch nicht weise regieren, verliere er den „Auftrag des Himmels“, was Missernten, Krieg und Naturkatastrophen im Land zur Folge habe. In diesem Falle haben die Untertanen sogar die Pflicht, einen neuen „Sohn des Himmels“ auf den Thron zu heben. Nach außen hin erwartete der 10

Description:
Politische, wirtschaftliche und kulturelle Merkmale früher Hochkulturen .. Wer erbt im Falle einer Scheidung den gemeinsamen Besitz? • Wie wird mit
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.