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1 Heinrich Khunrath Vom hylealischen Chaos der naturgemäßen Alchemie und Alchemisten Dem ... PDF

652 Pages·2016·4.9 MB·German
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Heinrich Khunrath Vom hylealischen Chaos der naturgemäßen Alchemie und Alchemisten Dem heutigen Sprachgebrauch angepasste, ergänzte und mit ausführlichen Erläuterungen, Quellenangaben und Kommentaren versehene Neufassung von Wolfgang Tomischko. Dem Buch ist eine aufrichtige Mahnung an alle wahren Alchemisten angefügt, sich vor den Betrügern der falschen Alchemie zu hüten. Was helfen Fackeln, Licht und Brillen Weil jedermann nach seinem Willen In der Chymia ängstlich sucht Dass ihm das Herz im Leibe pocht. Er suchet zwar die kreuz und quer Alleine nichts das findet er Und setzt er auf alle Brillen Weil er nur tut nach seinem Willen So wird er doch nicht treffen an Die Wahrheit die erfreuen kann. Versuchs und lies das mit Verstand Und tapp´ nicht blindlings nach der Wand Gebrauch recht Fackeln, Licht und Brillen So wird Gott deinen Wunsch erfüllen! 1 Vorwort des Bearbeiters Ziel dieser Arbeit war es, diesen zur Entstehungszeit revolutionären und bis heute relevanten Text in eine für den heutigen Leser geeignete Form zu bringen. So soll er einem möglichst großen Publikum zugänglich werden. Mein Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, die Vernünftigen unter den Naturwissenschaftlern und Naturphilosophen mit deren bereichsweise hohen Kompetenzen für einen Dialog zu befähigen. Die Angst ist eine furchtbar destruktive Kraft und tarnt sich ständig in neuen Verkleidungen. Eine besonders tückische Verkleidung ist die Wissenschaftlichkeit. Sie gaukelt uns vor, objektiv zu sein und schreit doch nur die ganze Zeit: „Ich bin nicht Natur, ich hab damit gar nichts zu tun, rühr´ mich ja nicht an!“. Die Psychologie kennt dieses Phänomen seit langem. In gleicher Weise grinsen uns Wut und Machtgier an, wenn wir hören: „Ethik ist Privatsache, in Wirtschaft, Technik und Wissenschaft zählt nur das Machbare!“. Die grausamen Konsequenzen dieser menschen- und naturverachtenden Denkweise durften wir in vielen Schreckensgeschehnissen erleben. Weitere sind zu erwarten. So scheint die Denkweise von Khunrath, dass der Naturphilosoph Labortätigkeit und Gebet in gleichem Maße ausüben muss, als rettende Mahnung aus längst vergangener Zeit. Weigern sich viele Naturwissenschaftler beharrlich, auch nur die Existenz der nichtmateriellen Aspekte der Schöpfung anzuerkennen, selbst wenn sie ihnen direkt vor der Nase liegen, Nur einige Beispiele: Wie viele Moleküle eines Versuchsaufbaus stecken in der dazu gehörigen Publikation? Wie viele Newton Kraft bringt eine Verkehrsampel auf, wenn sie dutzende tonnenschwere Autos zum Stehen bringt? Wie viele Moleküle Stolz stecken in den Dressen der Spieler des Fußballweltmeisters? Diese Beispiele sind keineswegs höhnisch gemeint, sondern sollen darauf hinweisen, die prinzipielle Reichweite eines Systems zu beachten, bevor man falsche Schlussfolgerungen zieht! so neigen bedauerlicherweise allzu viele Esoteriker zu einer irrealen und pathetischen Sicht des Lebens. So vergisst man leicht, dass der Adam Kadmon obgleich die ideale, vollständige und gesunde Form, nichtsdestotrotz ein absolut dem alltäglich lebenden Menschen innewohnender Zustand ist! Ich meine: Wer im Lied „Great balls of Fire“ 1957. Label: Sun Records, Musik: Otis Blackwell, Text: Jack Hammer, Klavier und Vocals: Jerry Lee Lewis. 2 (Nach http://de.wikipedia.org/wiki/Great_Balls_of_Fire_(Lied) letzter Zugriff 17.08.2014). Das Lied konnte am 04.05.2015 auf https://www.youtube.com/watch?v=7IjgZGhHrYY bzw die Filmfassung unter https://www.youtube.com/watch?v=ZD8YPY8RBQc gehört werden. nicht die Sephirah Ausführliche Informationen über den Lebensbaum siehe beispielsweise bei Papus oder in meinem Text „Versuch einer Kontaktaufnahme zwischen Naturwissenschaft und Naturphilosophie“, welcher auf http://www.rudolf-werner-soukup.at/Forum.htm (letzter Zugriff 16.10.2014) zu finden ist. Jesod und in einem wunderschönen Sonnen – Strandurlaubstag mit Calamari und Liebe nicht die Sephirah Tiphereth erkennt, dem ist weder zu helfen noch wird er für andere eine große Hilfe sein. Die Feiglinge, die gar nicht daran erinnert werden wollen, dass Malchuth vollständig genau hier und jetzt ist, mögen sowieso weiterhin Träume für Esoterik halten, aber die Naturphilosophen in Ruhe lassen! Ich danke Herrn Prof Dr Rudolf Werner Soukup, dass er mir diesen Text zugänglich gemacht hat und mich stets ermuntert und mit wichtigen Daten versorgt hat, wenn ich an meine Grenzen gekommen bin. Er hat als erster meine Zweifel an den Grundlagen der Naturwissenschaft nachvollziehen können und mich auf den Weg zur Klärung gebracht. Dafür danke ich ihm zutiefst! Weiters danke ich ihm für die liebevolle und kompetente Korrektur der vorliegenden Arbeit. Weiters danke ich den AssistentInnen des Instituts für chemische Technologien und Analytik der Technischen Universität Wien Herr Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Roland Haubner Herr Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Wolf-Dieter Schubert Herr Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Erwin Rosenberg Herr Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr.techn Christian Gierl-Mayer Herr Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Christian Edtmaier Herr Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr.techn. Thomas Konegger Frau Dipl.-Ing. Dr.techn. Susanne Strobl Herrn OR Mag.pharm. Dr.rer.nat. Ernst Pittenauer für essentielle Diskussionen und Literaturrecherchen. 3 Hinweise zur Neufassung Die Neufassung eines mehr als 400 Jahre alten Textes führt zum Problem der Entscheidung über die angemessene Wortwahl. Ein philologisch korrekter Begriff mag durch neue Entwicklungen von Gesellschaft und Sprache fehlerhaft sein. Daher habe ich versucht, gemäß der Auffassung des Autors „Wortklauberei bringt nichts“ Worte und Begriffe möglichst verständlich zu machen und dem heutigen Sprachgebrauch anzupassen. Wenn dem Leser Zweifel kommen, wird auf die gut verfügbaren Urtexte verwiesen. Die Aufstellung der mir bekannten Ausgaben findet man auf S.34 in dieser Arbeit. Lateinische und griechische Stellen des Originals wurden, soweit sie nicht schon in der Ausgabe von 1786 auf Deutsch vorliegen, dankenswerterweise von Frau MMag. Dr. Sonja Martina Schreiner ins Deutsche übersetzt. Leider sind besonders die in lateinischer Sprache abgefassten Randglossen von besonders fragmentarischem Charakter, oftmals sind sie lediglich Ausrufe. Um einen lesbaren Text zu schaffen, musste ich daher gerade an diesen Stellen weitgehende Eingriffe in den Urtext im Sinn einer Nachdichtung durchführen. Ob ich dabei das rechte Verhältnis zwischen Lesbarkeit und philologischer Korrektheit getroffen habe, mag der Leser entscheiden. Zugunsten der Übersichtlichkeit wurden Randglossen in den Fließtext integriert. Die Lesbarkeit des Originaltextes leidet unter langen Schachtelsätzen, denen es zusätzlich häufig an Prädikaten mangelt. Überlange Sätze wurden daher entflochten, fehlende Bezüge ergänzt und Listen explizit formatiert. Hinzufügungen sind kursiv geschrieben. Zur Vereinfachung des Bezuges zum Originaltext wurden die Seitennummern der Ausgabe 1990 in klein eingefügt. In vielen Fällen habe ich mich – auch im Gegensatz zur Ausgabe von 1786 – dazu entschlossen, lateinische Fachbegriffe als Lehnworte zu verstehen. Dabei werden die Begriffe zwar lateinisch belassen, grammatikalisch aber gemäß den Regeln der deutschen Sprache behandelt. So bleibt „Materia Prima“ Materia Prima, auch wenn der Begriff nicht im Nominativ verwendet wird. Die Bezeichnungen einiger Bücher der Bibel haben sich inzwischen verändert. Sie wurden ohne weiteren Kommentar durch die in der Einheitsübersetzung verwendeten Namen geändert. 4 Ich habe versucht, Khunraths Quellen nachzuvollziehen. Aufgrund der chaotischen Datenlage sowie dem vielfältigen gegenseitigen Zitieren bzw Abschreiben samt der damit häufig verbundenen Korrumpierung der Texte musste dies ein Versuch bleiben. Trotzdem hoffe ich, damit einen kleinen Beitrag zur Aufklärung der Verflechtungen zwischen den Literaturstellen geleistet zu haben. Leider waren auch Bibelstellen sehr häufig falsch angegeben. Sofern ich die richtigen gefunden habe, ist die Korrektur angegeben. Ein weiteres zentrales Anliegen dieser Arbeit ist, zu den wichtigen alchemistischen Werken die Adressen anzugeben, unter denen sie in digitaler Form vorliegen. Wichtige allgemeine Übersetzungen und Begriffsänderungen: „Catholisch“ im Sinn von „allgemein“ wurde wegen der heute üblichen nicht urtextgemäßen Interpretation als „zur katholischen Kirche gehörig“ entweder durch „allgemein“ ersetzt oder je nach Satzsinn überhaupt weg gelassen. In der Ausgabe von 1786 heißt es „universell“. „Großwelt“ wurde mit „makrokosmischer Welt“ oder „Makrokosmos“ übersetzt. Der Makrokosmos beschreibt das große Ganze, das vom Menschen nicht mehr ohne technische, gedankliche, seelische oder mathematische Hilfsmittel Wahrnehmbare der Welt. So beginnt der Makrokosmos schon am Horizont, wo der Mensch die Krümmung der Erdoberfläche in der Regel nicht mehr wahrnehmen kann. Der Makrokosmos ist also alles, was aufgrund seiner Dimensionen, die die Begriffsmöglichkeiten der menschlichen Sinne übersteigen, nicht mehr ohne Hilfsmittel wahrgenommen werden kann. (Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Makrokosmos letzter Zugriff 24.08.2014. Ergänzung aufgrund meiner persönlichen Nähe zur Eckankar Bewegung. Weitere Informationen dazu entnehme man http://soundcurrentrider.com/HigherPlanes.html letzter Zugriff 24.08.2014). Bei Khunrath ist der Makrokosmos einfach die ganze Erde, die Natur. „Kleinwelt“ wurde mit „mikrokosmischer Welt“ oder „Mikrokosmos“ übersetzt. In der Philosophie bezeichnet Mikrokosmos einen Ausschnitt der geordneten Welt, in dem sich die Ordnung und Struktur des Makrokosmos widerspiegelt. In der Lehre des Aristoteles gilt der Mensch als Mikrokosmos. (Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Mikrokosmos_(Begriffserklärung) letzter Zugriff 24.08.2014.) 5 Khunrath sieht das ein wenig anders. Bei ihm ist der Mikrokosmos die Substanz des Steins der Weisen, die Magnesia. Auf S.151 und anderen macht er explizit klar, dass für ihn der Mensch kein Mikrokosmos ist! Das Wort „künstlich“ wird heutzutage als Hinweis auf minderwertige Zutaten verstanden. Viele Alchemisten bezeichneten sich hingegen als Künstler, „künstlich“ erscheint im Text auch in gleichartigen Zusammenhängen wie „alchemistisch“. Aristoteles definiert gleich zu Beginn seiner Metaphysik, was er unter Kunst (téchnē) versteht: Der Künstler kennt die Ursache, der Handwerker nur das „dass“, die Erfahrung und die Gewohnheit, was sie den Tieren ähnlich macht. (Persönliche Kurzfassung nach Metaphysik 980a ff S.37ff). Aus diesen Gründen wurde „künstlich“ durch „mittels alchemistischer Kunst“, „kunstvoll“ oder dergleichen interpretiert. Khunraths gerne benutztes Schimpfwort „Arg – Chymisten“ wurde mit „Betrüger der falschen Alchemie“ oder ähnlich übersetzt. Khunrath nennt die vielen Betrüger, die sich als Goldmacher betätigten „Buben“. Die Bedeutung ist sicherlich der „böse Bube“ der Lutherschen Geisteswelt. Doch dieser Begriff wird heutzutage eher scherzhaft interpretiert. Ebenso wird „Bub“ heutzutage (gemäß Herkunftswörterbuch S.86) eher als männliches Kind verstanden. Ich habe entsprechende Textstellen mit „Verbrecher“ neu interpretiert. Man mag diese harte Interpretation anzweifeln, ich begründe sie mit Luthers „Predigten durch ein Jahr – Kapitel 4". Dort heißt es unter anderem: „Den Eltern können böse Buben entlaufen, aber dem Henker können sie nicht entlaufen. Darum was der Vater nicht zwingen kann mit der Rute, dass soll des Henkers Strick und Schwert zwingen. Willst du dich an die Lebensstrafe nicht kehren, so leide die Todesstrafe, die ist dein verdienter Lohn." (Aus: http://gutenberg.spiegel.de/buch/predigten-durch-ein-jahr-271/4 letzter Zugriff 02.07.2015). In ähnlicher Weise fordert Khunrath für die verhassten Arg – Chymisten in den letzten Kapiteln dieses Buches mehrfach und mit literarisch wertvollen Umschreibungen den Tod am Galgen. „Materia debita“ wurde wie in der Ausgabe von 1786 mit „rechter Materie“ übersetzt. Diese Übersetzung ist problematisch. Wörtlich übersetzt heißt es die Materie, die man schuldig ist. Eigentlich geht es dabei um das Wesen eines Opfers für Gott, denn man ist es Gott schuldig, ihm ein angemessenes Opfer darzubringen. Der Begriff Materia debita taucht häufig im Zusammenhang mit der Eucharistie auf und es gab lange Streitschriften zur Frage, welche Brotsorte für das Heilige Abendmahl zu verwenden ist. Hier erkennt man auch die enge Assoziation 6 des Opus zur Konsekration, der Wandlung von Wein und Brot zu Leib und Blut Christi. Im alchemistischen Sinn geht es wohl um die Frage, welcher Stoff als Basis des Opus zu verwenden ist. „Schwärmerei“ wurde aufgrund der geänderten Wortbedeutung mit „Illusion" übersetzt. Das Herkunftswörterbuch schreibt dazu: „Als umgangssprachliche Rückbildung zu „schwärmen“ bedeutet das Wort „Liebhaberei“, auch „Geliebte bzw Geliebter“. Ableitung „schwärmen“ „sich als Schwarm bewegen“, besonders von Bienen. In der Reformationszeit für das Treiben der Sektierer gebraucht, erhält „schwärmen“ die übertragene Bedeutung „wirklichkeitsfern denken, sich begeistern“. Dazu Schwärmer (im 16. Jh für Sektierer, später „begeisterter Phantast“)“. „Subject“ wurde mit „Wesen“ übersetzt. Die heute übliche Bedeutung „Gegenstand“ ist im Kontext des 16. Jahrhunderts definitiv falsch. Subject leitet sich vom griechischen hypokeimenon ab, das Darunter – Geworfene. Gemeint ist das Substrat von Zuständen und Wirkungen. Folglich könnte man das Wesen jedes Elementes der Schöpfung durch die Menge all seiner Interaktionen mit seiner Umwelt beschreiben. Weitere Ausführungen dazu findet man bei Fritz Mauthner: Gegenstand. (Aus: www.gleichsatz.de letzter Zugriff 16.08.2014.) „mediate vel immediate” wurde mit „mittelbar und unmittelbar“ übersetzt. Diese harmlos klingende Phrase hat große theologische Sprengkraft. Immediate, die unmittelbare Eingebung oder gar Berufung oder Erleuchtung, die nicht unbedingt eines vorherigen Prozesses bedarf, sondern ein reiner göttlicher Gnadenakt ist, wurde bereits 1620 von der Amtskirche als Fanatismus, Enthusiasmus und Lästerung der Kirche verurteilt. Doch schon beim Konzil von Trient 1545 – 1563 wurde der katholische Kanon ausschließlich auf die kanonischen Schriften und die katholische Tradition bezogen. Dieser Schritt war theologisch beachtlich, da sich die Kirche damit über die göttliche Gnade stellte! Ein wichtiger Grund dafür scheint mir die – aus Sicht einer Amtskirche sinnvolle, ja notwendige – Beschränkung der religiösen Inspiration auf vergangene Quellen sowie der Institution als Ganzes, womit der einzelne Gläubige von der direkten göttlichen Inspiration per kirchlicher Lehre abgeschnitten wurde. Jeder Kontakt zwischen Mensch und Gott musste daher über die Vertreter der Amtskirche erfolgen. Diese Entwicklung erfolgte bereits im 2. und 3. Jh., unter anderem aufgrund der zeitweise verbreiteten Lehre des Montanismus: „Das Verhältnis von Amt und Geist wurde dahingehend geklärt, dass der Heilige Geist nicht in Einzelgestalten und wunderbaren Phänomenen wirke, sondern der apostolischen Kirche 7 als Institution gegeben sei. Die Exklusivität des biblischen Kanons wurde festgestellt und der Normativitätsanspruch anderer Offenbarungen wie der des Montanus abgelehnt.“ (Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Montanismus letzter Zugriff 12.12.2015.). Man erkennt, dass wesentliche Entscheidungen des Konzils zu Trient bereits in römischen Zeiten begründet lagen! Für Khunrath hatte dieser Zustand die Konsequenz, dass er sich trotz all seiner expliziten, ja plakativen „katholischen“ Religiosität gegen die katholische Kirchenlehre wandte. Mit dem Urteil von 1620 war die Abtrennung gegen den neu entflammten Pietismus vollzogen. Dieses Thema beschäftigt uns bis heute in der Sektenfrage. Erkenntnistheoretisch scheint die Polarität der a–priori – Erkenntnis (Einsicht, Schau) zur a–posteriori – Erkenntnis (aufgrund von Forschung) gleichgestalt und für die Alchemie gültig. Eine weitere ähnliche Polarität finden wir bei der Bezeichnung „utrius que medicinae doctor“, zu Deutsch „beyder Arznei – Doktor“, der sowohl Einsicht als auch aus der Untersuchung kommende Information benötigt, um ein effektiver Arzt zu sein. Diese Bezeichnung scheint zur Zeit des Paracelsus üblich gewesen zu sein. Auch Khunrath ist im September 1588 zum „Doctor utrius que medicinae“ promoviert worden. Definitionsgemäß ist der Pietismus die nach der Reformation wichtigste Reformbewegung im deutschen Protestantismus. Ursprünglich diente das Wort als spöttische Bezeichnung für „Frömmelei“. Als positive Selbstbezeichnung bedeutet es das Streben nach intensivierter, vertiefter und vor allem persönlicher Frömmigkeit. Der Pietismus in dieser Form wurde erst 1675 durch Spener gefasst, das Bedürfnis nach persönlicher Frömmigkeit abseits und oft im Gegensatz zu Amtskirche und Naturwissenschaft ist aber deutlich älter. (Nach http://de.wikipedia.org/wiki/Pietismus letzter Zugriff 16.08.2014.). Die Begriffe „Conditiones“ oder gleich übersetzt „Gelegenheiten“ wurden mit „Beschaffenheit“ übersetzt. Eine Gelegenheit bedeutete eigentlich die „Lage der Dinge“ oder „Stand der Dinge“ im Sinn eines angrenzenden Landes. Die heutige Bedeutung „günstige Möglichkeit“ (Herkunftswörterbuch) ist in vorliegendem Kontext wohl unpassend. Die Übersetzung von Conditio ist überhaupt zweifelhaft. Ursprünglich bedeutete das Wort „Schöpfung, Erschaffung“. (http://de.pons.com letzter Zugriff 13.09.2014). Ins Deutsche übertragen dann „seelisch – körperliche Verfassung“ (www.duden.de letzter Zugriff 13.09.2014). Ich bin im Zweifel der Interpretation von Grimm 3a) gefolgt. Das Wort „eifrig“ wurde als Attribut Gottes mit „eifersüchtig“ übersetzt. Der Grund ist, dass eifrig heute nur mehr als „tätig, arbeitsam“ verstanden wird. In den Bibelstellen 2.Moses 20:5, 5.Moses 4:24, 5.Moses 5:9 und 5.Moses 6:15 steht in manchen – vor allem älteren – Bibelübersetzungen „ich bin ein eifriger Gott“, in der 8 Einheitsübersetzung steht „ich bin ein eifersüchtiger Gott“, was im Kontext plausibler scheint. Das Wort „eitel“ wird heute als selbstverliebt verstanden. Bei Khunrath ist jedoch, auch aus dem Kontext, davon auszugehen, dass damit gemäß Herkunftswörterbuch die spezielle biblische Bedeutung „nichtig, gehaltlos, wertlos“ gemeint ist. Daher habe ich je nach Kontext so neu interpretiert. Das Wort „Gemüt“ habe ich mit „Geist“ neu interpretiert, da der Originalbegriff im heutigen Sprachgebrauch praktisch ausschließlich für emotionelle Aspekte unseres Wesens verwendet wird. Gemäß Grimm 4) ist das zulässig. Khunrath verwendet das Wort „Gott-Weislich“ recht häufig. Offenbar handelt es sich um die etwas gezwungene deutsche Übersetzung von „Theosophisch“. Ich habe die Bezeichnung rückübersetzt, da sie heute keinem deutschen Wort entspricht. Zu Khunraths Verständnis von „theosophisch“ siehe den Kommentar zu Absatz XI der Vorrede. „Oratorium“ wird wie im Originaltext selbst immer mit „Betkammer“ übersetzt. „Caluminant“ wird gemäß Lateinwörterbuch immer mit „Verleumder“ übersetzt. „Monumenta“ wird gemäß Lateinwörterbuch immer mit „Zeugnisse“ übersetzt. „Mutwillig“ wurde gemäß www.duden.de letzter Zugriff 18.04.2015, mit „böswillig“ übersetzt, da der Originalbegriff im heutigen Sprachgebrauch nur für Vandalenakte verwendet wird. Der Originalbegriff „vleissig“ oder auch in der Schreibweise „fleissig“ wird gemäß Herkunftswörterbuch mit „sorgfältig“ neu interpretiert, da fleißig heute als arbeitsam verstanden wird. Sämtliche astrologischen Bezeichnungen der Metalle wurden kommentarlos vermittels der Metallbezeichnungen übersetzt. Die abwertende Bezeichnung „sudelhaft“ wird von Khunrath mehrfach für die schlechte Arbeitsweise minderqualifizierter Alchemisten verwendet. Diese Bezeichnung wird heute nicht mehr verwendet. Sie scheint nicht einmal in www.duden.de auf. (Letzter Zugriff 22.08.2014). Das Grundwort „Sudel“ ist ebenso 9 gegenwärtig nicht mehr gebräuchlich, es bezeichnet „Schmutz“. In „Campe: Wörterbuch der deutschen Sprache, Braunschweig 1810“ (bei https://books.google.at/books?id=y5REAAAAcAAJ verfügbar, letzter Zugriff 06.02.2015) wird Sudelwerk als „schlechtes Werk“ definiert (S.746). Bei Grimm heißt sudelhaft: schmutzig, hässlich, nachlässig. Gemäß dieser Quellen wurde „sudelhaft“ mit „stümperhaft“ sowie „herum gesudelt“ mit „stümperhaft gearbeitet“ interpretiert. Khunrath verwendet das Wort „kurzbegreiflich“ recht häufig. Leider zeigt www.duden.de letzter Zugriff 24.08.2014 keinen Treffer, auch im Herkunftswörterbuch scheint dieser Begriff nicht auf. Doch schon in der Vorrede der Ausgabe von 1597 (S.4, je nach Zählweise) wird es für synoptice verwendet. www.duden.de schreibt am 06.09.2014 als Bedeutung für „synoptisch“ „1. (übersichtlich) zusammengestellt, nebeneinandergereiht“. Aufgrund der Verwendung im Originaltext habe ich „kurzbegreiflich“ schließlich als „zusammengefasst“ neu interpretiert. Khunrath bezeichnet seiner Ansicht nach minderqualifizierte Mitmenschen mehrfach als „Lappen“ oder „Lappisten“. Da dieser Begriff im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr üblich ist, habe ich ihn mit „Dummkopf“ übersetzt. Meine Interpretation geht auf das mittelhochdeutsche Substantiv „Lappe" für „einfältiger Mensch" zurück. Bis heute erhalten sind die Formen Laffe für Trottel, läppisch für verwirrt und Lappen für Gegenstände, die schlaff herabhängen. (Nach Herkunftswörterbuch und www.duden.de letzter Zugriff 28.08.2014). Das häufig vorkommende Wort „bequem“ bedeutet heute gemäß Herkunftswörterbuch „angenehm, träge, faul“. Doch diese Bedeutung stammt erst aus dem 18. Jh. und ist in vorliegendem Kontext sicher unpassend. Daher habe ich den Begriff gemäß Herkunftswörterbuch zu „tauglich“ oder „angemessen“ neu interpretiert. Das Wort „leibhaftig“ wurde durch „leiblich“ ersetzt. Der Originalbegriff wird in der heutigen Umgangssprache bestenfalls als Relikt magischen Denkens bedrohlich verstanden, was in diesem Text keinesfalls angemessen ist. Das Synonym wurde aus www.duden.de letzter Zugriff 24.08.2014 entnommen. Das lateinische Wort „Regimen“ wird von Khunrath in der deutschen Übersetzung „Regirung“ verwendet. Die „klassischen“ Übersetzungen [1] Lenkung, Leitung, Regierung, Herrschaft [2] Steuerruder [3] Leiter (Lateinwörterbuch) schienen im 10

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In der Philosophie bezeichnet Mikrokosmos einen Ausschnitt der .. Zitate und Links zu Websites Dritter werden nur zur Information angegeben und bedeuten keine .. Mit E.P.J.H. ist laut Federico Gualdi Philosophia Hermetica.
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