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Wählt König Arthur! PDF

348 Pages·2016·2.01 MB·German
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Peter David Wählt König Arthur! Piper München Zürich Version: 1.0 Das Buch Nach 1500 Jahren ist der legendäre König Arthur zurückge­ kehrt, um die Herrschaft seines neuen Camelot anzutreten: New York City. Aus der Versenkung emporgestiegen, steht er plötzlich in den belebten Straßen der hektischen Metropole und möchte an der Wahl zum Bürgermeister teilnehmen. Als geborener Anführer, gut aussehend und charismatisch, ist sich Arthur der Stimmen seiner Wählerschaft sicher – erst recht mit der professionellen Unterstützung seines zehnjährigen Helfers Merlin. Und tatsächlich: Im Nu hat der smarte Arthur die Her­ zen der New Yorker Bürger erobert. Wenn da nicht seine Halbschwester Morgan Le Fey wäre, die bereits dunkle Pläne schmiedet und alles für ihren letzten Feldzug gegen Arthur vorbereitet. Ein rasanter Spaß über den legendärsten Helden der Fantasy und seine Abenteuer im Dschungel des Big Apple … Der Autor Peter David, geboren 1956, wurde vor allem durch seine Bücher zu TV- und Comicverfilmungen bekannt. Viele seiner Star- Trek-Romane waren auf den Bestsellerlisten. Darüber hinaus schrieb er zahlreiche Bände im Bereich Fantasy und Horror. Für das Kino und Fernsehen verfasste er diverse Drehbücher, entwickelte die TV-Serie »Space Cases« und schrieb etliche Bühnenstücke. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Töch­ tern in New York. VORREDE Schon seit Jahren ist »Wählt König Arthur« der am schwersten auf­ zutreibende aller meiner Romane. Diejenigen, die durch Comics oder durch die Star Trek-Romane auf mein Werk gestoßen sind, ha­ ben es meist nicht geschafft, die Erstausgabe in Antiquariaten aufzu­ treiben, und wollten immer wieder wissen, ob und wann der Roman neu aufgelegt wird. Der Dank dafür, dass meine kleine Geschichte über Arthur wieder in Druck gegangen ist und sogar eine Fortset­ zung erhalten wird, gebührt ausschließlich Ginjer Buchanan, die das Buch auch beim ersten Mal betreut hat. Allerdings … Vor ein paar Jahren schrieb ich während einiger Versuche, »Wählt König Arthur!« auf die Leinwand zu bringen (woraus, wie Sie sicher schon vermutet haben, nie etwas geworden ist), eine Drehbuchversi­ on des Buchs. Dabei musste ich mit Entsetzen feststellen, dass etli­ ches darin … nun ja, nicht falsch, aber zumindest nicht so richtig war, wie ich es gern gehabt hätte. Die Geschichte stimmte, aber ich hatte vieles nicht eingehend genug beschrieben, und außerdem gab es einige Schwierigkeiten mit der Geschichte selbst, die ich seiner­ zeit nicht hatte lösen können, weil mir das Rüstzeug dazu fehlte. Es hatten sich journalistische Stilelemente eingeschlichen, die ich da­ mals häufig einsetzte, und einige Szenen dienten eher meinem eige­ nen Vergnügen als dem Fortgang der Erzählung. Die Geschichte war so gut, wie ich sie damals hatte schreiben können, aber ich spür­ te, dass ich es inzwischen besser konnte. Das Schreiben des Dreh­ buchs zwang mich dazu, bildlicher zu denken, und schließlich gefiel mir das Drehbuch in vieler Hinsicht besser als das veröffentlichte Buch. Ich wäre gern durch die Zeit zurückgereist und hätte das ur­ sprüngliche Buch »repariert«. Daher sah die Abmachung mit Ginjer vor, dass ich zu dem ur­ sprünglichen Manuskript zurückkehrte und alles verbesserte, was verbessernswert war. In gewisser Weise war das recht amüsant, denn bei Lesungen lautet eine der Standardfragen: »Schreiben Sie an einem neuen Roman?« Worauf ich auf meine überhebliche Art zu antworten pflegte: »Nein, ich habe beschlossen, nur noch alte Roma­ ne zu schreiben.« Das kann ich inzwischen nicht mehr behaupten, denn ich habe nicht nur Teile meines Drehbuchs in diesen Roman eingearbeitet, sondern auch versucht, die Geschichte stärker an mei­ nen neuen Stil anzupassen, der sich über die Jahre weiterentwickelt hat. Bestimmt gibt es ein paar alte Fans meiner Werke, die sich über diese Entscheidung ärgern, denn sie könnten den Eindruck gewin­ nen, sie sollten nun ein Buch kaufen, das sie schon besitzen. Falls sie es sich wirklich noch einmal besorgen, werden sie deshalb behaup­ ten, dass sie keinen Unterschied zwischen dieser und der früheren Version feststellen. Diesen Leuten möchte ich versichern, dass die Veränderungen mehr als nur kosmetischer Natur sind. Der ur­ sprüngliche Roman hatte knapp über 65.000 Wörter; die vorliegende ›Wiedergeburt‹ aber hat 95.000 und ist damit fast noch einmal halb so lang wie der erste Text. Und es wird neue Leser geben, die sich ärgern, dass sie nun doch nicht das Original haben. Ihnen möchte ich sagen, dass sie das Origi­ nal wahrscheinlich im Kleinen (zum Beispiel ein Büro voller klap­ pernder Schreibmaschinen und als neuartig empfundene Computer) als auch im Großen (Republikaner als unwesentliche Kraft in der New Yorker Politik) als veraltet empfunden hätten. Und Ihnen allen möchte ich sagen: Wenn Sie ein Buch mit meinem Namen darauf kaufen, schulde ich Ihnen das beste Buch, das ich Ih­ nen anbieten kann. Die Erstausgabe war so gut, wie es mir damals möglich war. Nun glaube ich, dass ich es besser kann, und hoffe, dass es mir gelungen ist. Bevor es losgeht, habe ich noch etwas zu erledigen. Der Autor möchte die folgenden Bücher und/oder Autoren aus­ drücklich nennen: LeMorte d'Arthur von Sir Thomas Malory Der König auf Camelot und Das Buch Merlin von T. H. White Merlins Abschied und verschiedene andere Titel von Mary Stewart König Artus von John Steinbeck Die Geheimnisse von Camelot von Thomas Berger Alle diese Titel wurden vom Autor dieses Werks sorgfältig gelesen, gekauft oder aus der öffentlichen Bücherei ausgeliehen und nie zu­ rückgegeben. Zur Vorbereitung dieses Buchs hat der Autor zumin­ dest die Klappentexte und Inhaltsverzeichnisse aller oben angegebe­ nen Bücher überflogen und noch viele andere Bücher gelesen, die zu zahlreich oder zu schwer zu finden sind, um hier Erwähnung zu fin­ den. Der Autor dankt allen oben angegebenen Kollegen für ihren Bei­ trag zu diesem Werk, wie klein er auch sein mag. Sie sollten dafür aber kein Honorar erwarten. DAS ERSTE CAPITUL Die dunkle Wohnung wurde lediglich von dem schwachen Flackern des schäbigen Schwarzweißfernsehers erhellt, der auf einem ver­ kratzten Wohnzimmertisch stand. Dem Apparat war sein Alter mehr als deutlich anzusehen; er war vor Jahren gebraucht von ei­ nem Motel gekauft worden, das gerade in Konkurs gegangen war. Auf dem Fernseher steckte eine verbogene Antenne, und der Bild­ schirm war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, in die jemand den launigen Spruch »Mein Leben bringt mich um« geschrieben hat­ te. Die Wohnung wirkte völlig heruntergekommen. Die Tapete war vergilbt und hing in Fetzen herunter; Rechtecke und Kreise zeigten an, wo früher Bilder gehangen hatten. Der Boden war nackt, die Die­ len gebogen und uneben. Von einer Seite zweigte eine kleine Küche ab, deren Gasherd irgendwann zu Hoovers Zeiten das letzte Mal ge­ reinigt worden war. Im Kühlschrank lagen zwei angeknickte Eier, ein halber Laib altbackenes Brot und eine Flasche Mineralwasser. Und drei Sechserpack Dosenbier. Im nicht eben schmeichelhaften Licht des flackernden Bildschirms war auch die Mieterin der Wohnung sichtbar. Das Einzige, was die­ ser Mieterin geschmeichelt hätte, wäre vollkommene Dunkelheit ge­ wesen. Im Fernseher lief eine alte Serienkomödie. Die Frau hatte sie schon gesehen. Sie hatte alles schon gesehen. Es machte ihr nichts aus. Ihr machte nichts mehr etwas aus. Sie lächelte schwach über die Mätzchen der Schiffbrüchigen auf dem Bildschirm. Irgendwie schaffte es Gilligan immer wieder, sie zum Lächeln zu bringen. Er war ein Possenreißer, ein simpler Narr. Ganz einfach. Sie erinnerte sich an die Zeit, als ihr eigenes Leben einfach gewe­ sen war. Sie nahm einen Schluck Bier, trank die Dose leer und warf sie in die Dunkelheit. Sie glaubte, dort hinten müsse irgendwo ein Abfall­ eimer stehen, aber falls dort wirklich einer stand, hatte sie ihn voll­ kommen verfehlt, denn sie hörte, wie die Dose gegen die Wand prallte, bevor sie über den Boden klapperte. Vielleicht hatte sie doch getroffen, aber es lagen schon so viele Dosen in dem Eimer, dass die­ se einfach heruntergefallen war. Wie dem auch sein mochte, es war ihr völlig einerlei. Ächzend wuchtete Morgan Le Fey die schwere Masse ihres Kör­ pers auf die Beine. Sie trug einen verblichenen Morgenmantel, der früher einmal purpurn gewesen war; die geschwollenen Füße steck­ ten in großen plüschigen Pantoffeln. Die einst rabenschwarzen Lo­ cken waren mit Grau durchsetzt. Die früher so schönen Gesichtszü­ ge, das schmale Kinn und die hohen Wangenknochen, gingen nun nahtlos ins Schlüsselbein über. Sie hatte es aufgegeben, die Wülste ihres Vielfachkinns zu zählen, denn regelmäßig wie ein Uhrwerk kam alle zehn Jahre ein neuer Wulst hinzu. Während sie in die Küche watschelte, zerrten die Knöpfe protestie­ rend an dem Morgenmantel und drohten aus dem dünnen Stoff zu reißen. Morgan kickte eine herumliegende Bierdose fort und zog die Kühlschranktür auf. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie etwas über den Küchenboden huschte. Viel Glück bei der Suche nach etwas Essba­ rem, dachte sie freudlos, als sie in den Kühlschrank starrte. Sie blin­ zelte, denn die Birne strahlte im Gegensatz zum Zwielicht in der restlichen Wohnung beinahe blendend hell. Sie griff hinein, riss eine weitere Bierdose aus einem halb verbrauchten Sechserpack und schlurfte durch die Küche zurück, wobei die Pantoffeln ihr gegen die Fersen schlugen. Sie sank zurück in den Schaukelstuhl, legte die Hände wie immer auf die Armlehnen und sah zu, wie der Abspann der Schiffbrüchi­ gen-Serie über den Bildschirm lief. Sie hatte noch mehr für Schiff­ brüchige übrig als Gilligan. Sie war selbst eine Schiffbrüchige. Sie schwamm und trieb auf einer Insel der Vereinsamung. Vom Zufall ausgestoßen, vom Schicksal allein gelassen. Einsam, vergessen … Und mit einer Neigung, sich in ausführlichen Bekundungen von Selbst­ mitleid zu ergehen. Vergiss das nicht, fügte sie im Geist hinzu. Sie drückte den Verschluss der Dose nach unten und schlürfte das Bier. Das kalte Getränk rann ihr die Kehle hinunter und badete sie in dem vertrauten Gefühl von Wärme und Nebel. Liebevoll streichelte sie die Dose. Ihr einziger Freund. Ihr Hilfsgeist. Sie hielt die Dose hoch und prostete sich zu. »Auf die mächtige Morgan«, krächzte sie. Ihre Stimme knisterte aufgrund des man­ gelnden Gebrauchs. »Auf das ewige Leben und auch die dreimal verdammten Götter, die mir gezeigt haben, wie ich es erlangen kann.« Morgen hustete, und zum ersten Mal seit langer Zeit dachte sie darüber nach, was aus ihr geworden war. Mit einem herzzerrei­ ßenden Seufzer streckte die den Arm nach hinten und schleuderte die halb leere Dose in den Fernseher. Es war aber kein gewöhnlicher Arm, der die Dose geworfen hatte, und es war auch kein gewöhnlicher Wurf. Jahrhunderte von Lange­ weile, Enttäuschung und schrecklicher Wut lagen darin. Gegen eine solche Kraft hatte der alte Fernseher keine Chance. Der Bildschirm implodierte in einem Regen aus Glas und Funken, die wie ein befrei­ ter Geisterschwarm davonflogen. Es gab ein zischendes Geräusch, und beißender Rauch stieg aus der Rückseite des Fernsehers auf. Morgan Le Fey presste die Hände vor das Gesicht und weinte laut. Ihre Flanken hoben und senkten sich, der Atem rasselte in der Brust. Die Fettrollen, aus denen sich ihr Körper zusammensetzte, wurden von Wut und Enttäuschung durchgeschüttelt. Sie heulte und ver­ fluchte sämtliche Schicksalswindungen, die sie bis zu diesem Punkt in ihrem Leben gebracht hatten. Das war der Augenblick, da sie sich entschloss, allem ein Ende zu setzen. Es war nicht das erste Mal, doch immer, wenn sie in der Vergangenheit ihrem elenden Leben hatte entkommen wollen, war sie in letzter Minute wieder umge­ schwenkt. Ihr Abscheu hatte sich regelmäßig nach außen gerichtet. »Ich kann noch hassen, also kann ich auch noch leben«, hatte sie dann gesagt und so getan, als sei das ihre ehrliche Meinung. Doch diesmal war etwas in ihr zerbrochen. Sie hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen und welches Ereignis dafür verantwortlich war. Vermutlich war es kein Einzelumstand. Möglicherweise war es das Gewicht des Ganzen, das sie zu Boden gedrückt und sich als uner­ träglich erwiesen hatte. »Das Sein nur um des reinen Seins willen ist kein Sein mehr«, er­ klärte sie laut. »Ich bin nichts als ein Pilz. Ich habe schon zu lange gelebt; es wird Zeit, mich zur Ruhe zu begeben.« Einen Augenblick lang wartete sie darauf, ob ihr Verstand ihr möglicherweise mitteilte, dass sie sich irrte, aber nichts dergleichen kam. Sie wusste, dass sie das Richtige tat. Mit größerer Zuversicht stand sie auf, denn nun hatten ihre Bewegungen einen Zweck, der über den reinen Selbsterhalt hinausging. Sie schlurfte in die Küche und kramte in einer Schublade herum, die mit Plastiklöffeln aus Eis­ dielen und gleichermaßen harmlosen Messern von Kentucky Fried Chicken vollgestopft war. Schließlich zog sie ein Fleischmesser her­ vor. Sie erbleichte beim Anblick des Rosts auf der Klinge, doch dann begriff sie, dass dieser Rost für sie kein Problem mehr darstellen würde. Sie setzte sich wieder vor den Fernseher und schaukelte das Mes­ ser seelenruhig in der Armbeuge. Der Bildschirm hatte sich wunder­ barerweise selbst repariert. Es war noch ein Netz aus Haarrissen darauf zu sehen, die aber allmählich verblassten. Doch auch das hat­ te für Morgan keine Bedeutung mehr. »Noch ein letztes Mal, mein alter Feind«, sagte sie. Sie zog die ge­ schwungenen, dünnen Augenbrauen bis zur Stirn hoch, doch ihre Augen waren immer noch kaum mehr als Schlitze unter den grün angemalten Lidern. Sie tastete in der Schublade neben sich nach der Fernbedienung und drückte darauf. Zeit hatte keine Bedeutung mehr für sie. Wie lange war es her, seit sie ihn zum letzten Mal be­

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