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Vom Sinn des Lebens PDF

127 Pages·2006·5.51 MB·German
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Jean Grondin Vom Sinn des Lebens Vandenhoeck & Ruprecht Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 10: 3-525-30153-7 ISBN 13: 978-3-525-30153-1 © 2006, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen Internet: www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fäl len bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht wer den. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr-und Unter richtszwecke. Printed in Gennany. Umschlagabbildung: Roberto Fantini, II senso della vita Druck und Bindung: lifl Hubert & Co, Göttingen Inhalt Ausgangspunkt: das innere Gespräch ....................................... 7 I. Die Frage nach dem Sinn des Lebens: eine etwas moderne Frage ........................................... 17 II. Der Sinn des Sinns ....................................................... 24 111. Zur Kritik der konstruktivistischen Sinnkonzeption ... 32 IV. Die Sprache des Sinns, der Sinn der Sprache .............. 42 V. Erweiterung der Frage nach dem Sinn des Lebens ..... 52 VI. Die Hoffnung des Lebens ............................................ 58 VII. Das Glück des Glücks ................................................. 70 VIII. Der Sinn des Guten ...................................................... 77 IX. Muss man die Moral begründen? ................................ 84 X. Von den Quellen des Sinns .......................................... 95 XI. Leben, als ob das eigene Leben gerichtet werden sollte .............................................................. 113 XII. Von der Selbstüberwindung ...................................... 120 Ausgangspunkt: das innere Gespräch Ein Leben ohne Selbstprüfung verdient nicht, gelebt zu werden Platon (Apologie des Sokrates, 38 a) Schon seit einer Reihe von Jahren sage ich mir, dass man doch eines Tages vom inneren Gespräch, das wir sind, reden sollte, dass man es sozusagen riskieren müsste, es gleichsam nach außen zu verlagern, mit allen Fallstricken, die damit zusam menhängen. Aber wie könnte man es denn aussprechen? Und wo anfangen, da es immer schon im Gange ist? Rene Des cartes mag uns hier als Wegweiser dienen, gehört er doch zu den wenigen, die bestens verstanden haben, dass man immer nur von der eigenen Denktätigkeit ausgehen kann. In einem der bekanntesten Aussprüche der abendländischen Philosophie sagte er »ich denke, also bin ich«. Ich wäre beinahe versucht, die Formel umzukehren und zu sagen »ich bin, deshalb denke ich«. Das Denken erwacht in uns, weil wir eben in diese ge heimnisvolle Existenz hineinprojiziert sind und uns dieses Geworfenseins in seiner unumkehrbaren Tragik bewusst sind. Das wesentliche Denken umkreist den Sinn dieser Existenz: Was tun wir hier eigentlich? Warum sind wir da? Was soll das alles? Was dürfen wir erhoffen? Es ist nicht nötig, hierzu das Zeugnis großer Philosophen aufzurufen. Dies sind nun einmal die grundlegenden philosophischen Fragen, die einzigen, die wichtig sind. Sie stellen sich jedem von uns. Nichtsdestoweni ger handelt es sich um Fragen, auf die man nur unvollständige Antworten findet, wenn überhaupt, Fragen, denen man so gerne ausweicht, bis man wirklich Zeit hat, sich mit ihnen zu beschäftigen. Als ob wir immer Zeit hätten! Dieses den Fragen 8 Ausgangspunkt Aus-dem-Wege-Gehen ist schon zum Verzweifeln fiir em Wesen, das, wenn schon nicht Herr über sein Leben, so doch zumindest verantwortlich fiir die eigene Lebensorientierung sein kann. Man wird wohl eines Tages auf diese Fragen zu rückkommen, so beruhigt man sich, aber nicht gerade jetzt, wo es so viel Dringenderes zu erledigen gibt. Wirklich Dringende res? Vielleicht handelt es sich um müßige, leere, im nebligen Sinne des Wortes »metaphysische« Fragen? Ein Großteil der heutigen Philosophie versucht tatsächlich und allen Ernstes nachzuweisen, metaphysische Fragen seien sinnlos. Eher solle man danach trachten, sich von ihnen zu befreien, damit die Menschheit (zu ihrem eigenen Wohl) endlich aufhörte, sich mit unlösbaren Fragen zu plagen. Wie das allzu oft geschieht, erweist sich die Philosophie hier als ihr eigener schlimmster Feind. Diese Philosophie, die sich selbst zerfleischt, wird mich im Folgenden überhaupt nicht interessieren. Die Selbstdestruktion der Philosophie ist ein steriles Spiel, das - Gott sei Dank - so gut wie niemanden interessiert. Die grundsätzlichen philo sophischen Fragen aber, die eben noch ins Gedächtnis gerufen wurden, sie beschäftigen jeden, in dem Sinne, dass jeder ihnen gegenübersteht. Es ist wirklich so: Der Mensch ist das einzige Wesen, das die Frage nach dem Sinn seiner eigenen Existenz stellen kann. Dies liegt daran, dass er die Begrenztheit seiner Lebenszeit erfasst und sich fragen kann: Hat denn diese Zeit einen Sinn? Besteht das Menschsein nur in einer »nutzlosen Leidenschaft«, wie Jean-Paul Sartre am Ende von Das Sein und das Nichts ausrief? Sind wir nichts anderes als eine Nich tigkeit, auf die das permanente Nichts wartet? Philosophie entspringt aus dieser Frage. Sie ist der Schrei der Existenz über sich selbst, aber auch gegen sich selbst, da es keine Philo sophie ohne einen Hauch von Rebellion gibt. Hinter allen Ausgangspunkt 9 Fragen der Philosophie ist der verzweifelnde Ausruf zu hören: Warum um Gotteswillen dieses ganze Theater? Ist nicht alles eigentlich nur ein gigantischer Zirkus? Dass dies nicht der Fall ist, ist die Hoffnung der Philosophie. Das Leben kann einen Sinn haben. Aber diese Hoffnung ist eben nur eine Hoffnung, sie wird sich nie in Gewissheit verwandeln lassen. Jede Philo sophie, jedes Leben gründet auf Hoffnung. Die bescheidene Hoffnung dieses Buches ist es, diese Hoffnung zu artikulieren. Diese Philosophie wird auf den folgenden Seiten eine di rekte Gestalt annehmen, so hoffe ich jedenfalls. Es ist nämlich üblich und praktisch, Philosophie so zu betreiben, dass man das Denken anderer und vorzugsweise der großen Denker vorträgt. Das bleibt wichtig, ich tue es selber sehr gern in anderem Zusammenhang. Die großen Philosophen sind tat sächlich die treuesten, unabdingbarsten Gesprächspartner des Philosophen, insofern als niemand ohne sie denken kann. Ihre Gegenwart kann indes etwas erdrückend werden, wenn es darum geht, auf die ersten Fragen zu antworten, denn man kann ja nur in der ersten Person antworten. »Antworten«, n!pondre in meiner französischen Muttersprache (respondere im Lateinischen), heißt ja immer »sich aufs Spiel setzen«, »etwas von sich riskieren«, »sich engagieren« (spondeo heißt »ich verpflichte mich«, »ich verspreche etwas«). Die hier riskierte Philosophie geht also davon aus, dass man wirklich nur in der ersten Person, ja in der denkenden Einsam keit philosophieren kann. Wer existiert und folglich denkt, ist immer ein »Ich« (selbst in den Sprachen, in denen dieses Per sonalpronomen nicht existiert), das man am besten klein schreiben sollte, also ein »ich«, das alles andere als ein imperi ales ego versinnbildlicht, da es sich ohne eigenes Zutun in diese Existenz geworfen weiß. Wir kommen zum Denken und d. h. zur Ratlosigkeit über uns selbst, weil wir hier so wenig verstehen und beherrschen, auch wenn wir uns das Gegenteil 10 Ausgangspunkt so gern einreden. Wer sich ein Wissen wünscht, in dem das »ich« ausgeblendet bleibt, darf sich getrost anderen Diszipli nen und Wissenschaften zuwenden, nur nicht der Philosophie. Die Geschichte der Philosophie bestätigt es zur Genüge: Alle Versuche-und Gott weiß, wie viele es gegeben hat -,aus der Philosophie eine reine Wissenschaft zu machen, sind geschei tert: Philosophie beginnt dort, wo Wissenschaft aufhört, wo man »trotzdem denkt«, wie es Odo Marquard einmal formu lierte. Das so aus dem »ich« wachsende Denken strebt nichtsdes toweniger danach, das Denken eines möglichen »Wir« zu sein (eines möglichen »Wir«, weil ein solches »Wir« seinem Ver sprechen selten gewachsen ist, ebenso wenig wie das »ich« übrigens). Man philosophiert vielleicht einsam, aber nie allein. Das rührt daher, dass wir uns alle in derselben Situation, »im selben Boot« befinden, sodass es möglich sein muss, Erfah rungen miteinander zu teilen und auszutauschen, wenn man der eigenen Partikularität nicht verhaftet bleiben will. Da es auf die Existenz keine unabhängige, positionslose, rein objek tive Sicht gibt, die das Äquivalent einer bird"s eye view oder einer visiu sub specie ueternitutis ())im Lichte der Ewigkeit«) böte, haben wir nichts als diese geteilte Erfahrung, das ge meinsame Sprechen, um uns zu orientieren und uns über uns zu erheben. Wie jedermann weiß, sind aber die Sozialwissenschaften schon seit langem eifrig bemüht, uns einzuhämmern, dass das Denken des »ich« kein eigenes sei, da es aus einer Sprache, einer Gemeinschaft, einer Tradition und linguistischen Struk turen erwachse. Mit gewissem Recht versucht man dabei gel tend zu machen, dass nicht wir denken, sondern dass »es« in uns denkt, sodass das autonome Denken nicht so autonom ist, wie es den Anschein hat. All das ist zum Teil richtig, aber es hat die perverse Konsequenz, uns jeder Verantwortung zu

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