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Untersuchungen über den Muskel- und Kreatinstoffwechsel im gesunden und kranken Organismus PDF

47 Pages·1965·1.023 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.1558 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt Prof. Dr. med. Fritz Menne P~siologisch-Chemisches Institut der Universität Münster Untersuchungen über den Muskel- und Kreatinstoffwechsel im gesunden. und kranken Organismus Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-06539-5 ISBN 978-3-663-07452-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07452-6 VerIags-Nr. 011558 © 1965 by Springer Fachmedien Wiesbaden Urspriinglich erschienen bei Westdeutscher Verlag, Kii1n und Opladen 1965 Inhalt I. Einleitung und Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 11. Die biologische Bedeutung des Kreatins .......................... 8 Grundlagen des Kreatinstoffwechsels ............................. 8 Ausscheidung von Kreatinkörpern vom gesunden und kranken Organismus ................................................... 11 III. Kreatinsverluste und Kreatinaufnahme durch isolierte Herzen bei Durchströmung mit kreatinhaltigen Lösungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15 Methodisches ................................................. 16 Bestimmungsmethoden 18 Versuchsergebnisse ............................................ 19 Besprechung der Versuchsergebnisse ............................. 27 Zusammenfassung ............................................. 28 IV. Kreatinurie während unterkalorischer Diät und nach Gaben von ( +)-Trijod-thyronin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 29 Methodisches ................................................. 29 Ergebnisse ................................................... 29 Diskussion ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 36 Zusammenfassung ............................................. 36 V. Schlußfolgerungen ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 38 VI. Literaturverzeichnis ............................................ 39 5 1. Einleitung und Fragestellung Die vorliegenden Untersuchungen gingen von der bekannten Tatsache aus, daß bei verschiedenen Stoffwechsel störungen und Krankheiten, besonders aber bei der Dystrophia musculorum progressiva, der Organismus vermehrt Kreatin im Harn ausscheidet. Bei der Muskeldystrophie kommt es darüber hinaus zu großen Kreatinverlusten in der Muskulatur. Von verschiedenen Autoren wurde wieder holt versucht, durch perorale Gaben von Kreatin oder Substanzen, die der bio logischen Kreatinbildung dienen, das verlorengegangene Kreatin zu ersetzen. Der Erfolg dieser Therapieversuche war im allgemeinen unbefriedigend. Der kranke Muskel konnte das angebotene Kreatin nicht speichern. Deshalb erschien es als lohnende Aufgabe, zu untersuchen, unter welchen Bedingungen im Tierexperi ment eine Kreatinspeicherung im Muskel erzielt werden kann. Außerdem sollte die Kreatinurie bei der Muskeldystrophie mit der Kreatinausscheidung bei anderen Krankheiten und veränderten Reaktionslagen des Organismus verglichen werden. Dem Bericht über die experimentellen und klinischen Untersuchungen wird - soweit das in diesem Zusammenhang interessiert - ein Überblick über die biologische Bedeutung des Kreatins und seine Beziehungen zu verschiedenen Krankheitsbildern und Stoffwechselstörungen vorangestellt. 7 11. Die biologische Bedeutung des Kreatins Grundlagen des Kreatinstoffwechsels Im menschlichen und tierischen Organismus kommt Kreatin in den Muskeln, verschiedenen Organen und Körperflüssigkeiten vor. Der Gehalt der mensch lichen Skelettmuskulatur an Kreatin beträgt etwa 440 mg/l00 g. Das Herz enthält im linken Ventrikel 200 mg/l00 g und im rechten 125 mg/l00 g. Somit findet sich im Herzmuskel etwa halb so viel Kreatin wie in der Skelettmuskulatur. Auch im Uterusmuskel und im Gehirn kommt Kreatin vor. Im schwangeren Uterus ist der Gehalt an Kreatinphosphat und Adenosintriphosphat (ATP) stark vermehrt [18]. Die Frage nach der biologischen Bedeutung dieses Stoffes ist noch nicht vollends geklärt, obwohl man weiß, daß Kreatinphosphat [24] ein wichtiger Energie speicher ist und in engem Zusammenhang mit der Muskelkontraktion steht. Das im Verlauf normaler Stoffwechselvorgänge frei gewordene, nicht zu Kreatin phosphat resynthetisierte Kreatin wird im Muskel oder in der Leber zu Kreatinin umgewandelt und gelangt als solches in den Harn. Bei kreatinfreier Ernährung stammen die Kreatinkörper des Harnes zum größten Teil aus dem Kreatinphosphat des Organismus [11]. Kreatinphosphat enthält eine Phosphatbindung, deren Hydrolyse von einem hohen Abfall der freien Energie begleitet ist [48]. In Kreatinphosphat und anderen Verbindungen werden die sogenannten »energiereichen« Bindungen [38] durch eine gewellte Linie '" an Stelle eines Valenzstriches gekennzeichnet. Die bei der Spaltung von Kreatinphosphat frei werdende Energie beträgt 8,5 kcal/Mol. Der Gehalt an freier Energie von Kreatinphosphat liegt nahe bei dem von Adenosin triphosphat. Mit der Muskelarbeit geht eine Aufspaltung von Kreatinphosphat zu Kreatin und Phosphat einher. Zur Rephosphorylierung von Kreatin dient ATP. Die Über tragung eines Phosphatrestes von A TP auf Kreatin [39] wird durch eine spezifische NH2 NH",POaH2 / / + + A-P",P",P HN =C-NCH2• COOH:=:;: HN =C A-P",P I I N-CH ·COOH 2 I CHa Adenosin ATP Kreatin Kreatinphosphat diphosphat (ADP) 8 ATP-Kreatin-Transphosphatase (Kreatin-Kinase) katalysiert. Die enzymatische Aktivität der Kreatin-Kinase wird durch Thyroxin gesteuert [4]. Bei der Thyreo toxikose kann das Überangebot von Thyroxin die Speicherung von Kreatin phosphat im Muskel und die Kreatinphosphat-Synthese stören. Bei dieser Reaktion entsteht aus ATP Adenosindiphosphat (ADP). Umgekehrt kann Kreatinphosphat die energiereiche Bindung mit Hilfe einer Kreatin-Trans ferase auf ADP übertragen und so ATP regenerieren. Kreatinphosphat kann man als Energievorratssystem und A TP als Energieüber tragungssystem ansehen. ENNOR und ROSENBERG [20] andererseits vermuten auf Grund der Tatsache, daß sie in zahlreichen Geweben Kreatinphosphat nachweisen konnten, daß dieses nicht nur als Energiereservoir für das Adenylsäuresystem dient, sondern daß es ohne dessen Vermittlung Energie an endergonische Reak tionen abgeben kann. Es liegt nahe anzunehmen, daß die verschiedenen energieliefernden Prozesse, deren Zusammenhang mit der Muskelkontraktion erwiesen ist, sich in einer bestimmten zeitlichen Folge und in einer bestimmten inneren Abhängigkeit von einander vollziehen [35]. Früher nahm man an, daß die zeitlich erste energieliefernde Reaktion, die mit der Kontraktion in Zusammenhang steht, die Spaltung von A TP ist. In den letzten Jahren haben jedoch verschiedene Autoren über Befunde berichtet, die nicht mehr mit dieser Vorstellung vereinbar sind. Beispielsweise bewirkt Kreatinphosphat ohne Vorhandensein von A TP eine Ver kürzung von Myofibrillen in Gegenwart eines Enzymsystems, das den Charakter einer Phosphokinase hat [51]. FLECKENSTEIN und Mitarbeiter [25] bestreiten die Rolle von A TP als unmittel baren Energiedonator für den Kontraktionsvorgang. Sie sehen in dem hohen Konzentrationsunterschied zwischen intra- und extrazellulärem Kalium und Natrium ein arbeitsfähiges osmotisches System, das den primären Energiespeicher der Muskulatur darstellt. Nach dieser Theorie sind Kreatinphosphat und ATP nicht die unmittelbaren Energiequellen der Kontraktion, sondern die Träger des Restitutionsprozesses. Von der Membran der Muskelfaser kann Kaliumchlorid gespeichert werden [30]. Durch partielle Depolarisierung an der Oberfläche der Muskelfasern werden chemische Prozesse in Gang gebracht, die normalerweise im Zusammenhang mit der Muskelkontraktion ablaufen. Die Wanderung des Kaliums wird durch Acetylcholin ausgelöst, das die Fähigkeit der Muskeleiweißkörper Myogen und Myoalbumin zur Kaliumbindung in Ab hängigkeit vom pH-Wert des Mediums ändert [33]. Diese spezifische Wirkung von Acetylcholin tritt nur in Gegenwart von Kreatinphosphat, dagegen nicht von A TP in Kraft. Danach würde Kreatinphosphat vor A TP eine dominierende Rolle bei der Muskelkontraktion spielen. Zwar nimmt Acetylcholin an der Reaktion der Stoffe, denen im Muskel eine energetische Rolle zukommt, nicht teil, doch beein flußt es das Salzgemisch der Eiweißkörper des Sarkoplasmas und schafft dadurch Voraussetzungen für die Kontraktion des Muskels. Die Einwirkung von Kreatinphosphat auf die Muskelkontraktion tritt in den 9 Vordergrund, wenn A TP in so geringer Konzentration vorliegt, daß es nur eine unvollständige Kontraktion hervorruft. Dann ist der Grad der Verkürzung von Aktomyosin in Gegenwart des Systems Kreatinphosphat, Kreatinphosphopherase und ATP wesentlich höher als in Gegenwart von ATP allein [3]. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß dem Kreatinphosphat und A TP eine grund sätzliche Bedeutung für die Arbeitsfähigkeit des Muskels zukommt. Diese bei den energiereichen Phosphate bilden eine funktionelle Einheit mit den kontraktilen Proteinen. Doch ist die Reihenfolge der chemischen Reaktionen, an denen sie beteiligt sind, weiterhin umstritten und nicht bekannt, wie die energiereichen Phosphatbindungen in den Elektronentransport-Systemen erzeugt werden [43). Ferner ist nicht geklärt, wie sich die Umwandlung der chemischen Energie in die mechanische Energie der Kontraktion abspielt. Das bei der Muskelarbeit und anderen Körperfurtktionen aufgespaltene Kreatin phosphat kann nicht in jedem Fall quantitativ rephosphoryliert werden. Von dem frei gewordenen, nicht wieder gespeicherten Kreatin geht ein Teil durch die Aus scheidung verloren. Der Verlust wird durch biologische Synthese ausgeglichen. Der Hauptort der Kreatinsynthese sind Leber, Nieren und Bauchspeicheldrüse [62). Auch Herz- und Skelettmuskel können kleine Mengen Kreatin syntheti sieren. Nach Versuchen von SCHOENHEIMER [10, 16] wird Kreatin auf folgendem Wege gebildet: Das Enzym Arginin-Glycintransamidinase bildet aus Arginin und Glykokoll Guanidinoessigsäure (Glykocyamin). Glykocyamin wird durch Methionin zu Kreatin methyliert. Nebenprodukte bei diesen Reaktionen sind Ornithin und Homocystein. NH 2 / ---t ----t HN=C " ~ NH + I CH31· S . CH2 N·CH3 I + -~ I I CH2 CH2· COOH CH2· COOH CH2 CH2·COOH I I CH2 Glykokoll Guanidino H-C-NH2 Kreatin I essigsäure I CH2 (= Glykocyamin) COOH I H~C~NH2 Methionin I COOH Arginin t Ornithin Homocystein 10 Transmethylasen, die aus Glykocyamin und Methyldonatoren Kreatin aufbauen können, befinden sich sowohl in Leber und Niere als auch im Muskel. Im quer gestreiften Muskel kann aus Arginin [36] und aus Glykocyamin [45] Kreatin aufgebaut werden. Zur Fixation von Kreatinphosphat im Muskel sind Myosineiweißkörper erforder lich [29]. Die Kreatinspeicherung und wahrscheinlich auch der Kreatinaufbau im Muskel sind weitgehend vom Funktionszustand der Muskulatur abhängig. Ein Muskel ist um so reicher an Kreatin, je flinker er zuckt [54]. Die am schnellsten zuckenden Muskeln haben außerdem den höchsten Kaliumgehalt [25]. Kreatinphosphat liegt im Muskel als Dikaliumsalz vor, das unter Abspaltung von einem Mol Phosphorsäure und 2 Mol Kalium Kreatin liefern kann [40]. Wie aus Untersuchungen über den Kreatin-und Kaliumgehalt der Extremitätenmuskulatur bei Endangitis obliterans und Arteriosklerose hervorgeht, sinkt mit der feingeweb lich nachweisbaren Veränderung des Muskels auch der Kreatin-und Kaliumgehalt ab [19]. Im experimentell atrophischen Muskel läuft der Verlust an Kreatin parallel dem von Kalium. Die Einbuße an beiden Bausteinen beträgt 30 Tage nach der Denervierung etwa 10% [46, 14]. Einen weiteren Beweis für die enge funk tionelle Verknüpfung von Kreatin und Kalium liefert die im 24-Stundenharn parallel verlaufende Ausscheidung von Kreatinin und austauschbarem Kalium [49]. Nach VERZAR [61] liegt im Muskel eine komplexe Glykogen-Myosin Kalium-Verbindung vor. Aus der Zusammenfassung dieser Befunde ergibt sich eine funktionelle Einheit von Glykogen-Kalium-Kreatin-Myosin. Ferner bestehen nach Befunden von HOTTINGER [31], MATILL und PAPPENHEIMER [42] und MARKEES [41] nahe Beziehungen des Glykogen-Kalium-Kreatin Myosin-Komplexes zum Vitamin E und Inosit. Erleidet einer dieser Teilnehmer eine Veränderung, so wird das Gleichgewicht des Systems gestört. Bei der Vitamin-E-Mangel-Dystrophie findet sich eine Abnahme an Myosin und eine Zunahme der durch Magnesium aktivierten Adenosintriphosphatase [22]. Mit der Verminderung von Myosin gehen Kreatinverluste einher [58]. Sinkt plötzlich der Kohlenhydratgehalt im Gewebe ab, so wird Kreatin freigesetzt. Ausscheidung von Kreatinkärpern vom gesunden und kranken Organismus Der Typ der Kreatinausscheidung ändert sich im Laufe des Körperwachstums. Der gesunde kindliche Organismus scheidet täglich größere Mengen Kreatin im Harn ab. Die Kreatinurie des Kindesalters ändert sich mit fortschreitendem Lebensalter, bleibt aber im geringen Maße auch beim gesunden Erwachsenen erhalten [17]. Der Harn gesunder Kinder im Alter von 4 Jahren enthält etwa täglich 234 mg Kreatin. Mit 17 Jahren beträgt die durchschnittliche Kreatin Tagesmenge im Harn 108 mg. Beim Erwachsenen werden in 24 Stunden nor malerweise 0,10-0,50 g Harn-Kreatin gefunden. Während der Menses und post parturn erscheinen täglich 0,50-1,50 g Kreatin im Harn [64]. 11 Umgekehrt vergrößert sich die Kreatininausscheidung mit dem Wachstum. Die Kreatininmenge im Harn steigt von täglich 362 mg im vierten Lebensalter auf etwa 1600 mg im 17. Lebensjahr an (Abb. 1). Die durchschnittliche Menge Harn- 70 0 60 o SC o J4O0 o o o o o o 1100 o o o 0 o C mgITag 1600 1500 Abb. 1 Tägliche Kreatin-(inin-)Ausscheidung bei gesunden Kindern im Alter von 4-17 Jahren kreatinin beträgt beim Erwachsenen pro Tag 0,5-2,5 g. Aus dem Verhältnis von Kreatin zu Kreatinin errechnen WILDER und MORGULIS [64] einen Quotienten, der klinisch-diagnostische Bedeutung hat: QuoU. ent Kr = -Kr-ea-tin- (b-es-tim-m-t -als- K-re-ati-ni-n) -X -10 0 Gesamtkreatinin Der Quotient beträgt normalerweise bei Männern 2,6-10,2 und bei Frauen 11,8 bis 18,0. In den Abb. 1, 4 und 5 bedeuten die schwarzen Säulen die Kreatinin-Tagesaus scheidung und die schraffierten Säulen die Kreatin-Tagesausscheidung. Die offenen Kreise stellen QKr-Werte dar, die im Normalbereich liegen, die schwarzen aus gefüllten Kreise gesteigerte QKr-Werte. Die Kreatinausscheidung kann aus verschiedenen Gründen gesteigert sein. Eine besonders hohe Kreatinurie mit KreatinjKreatinin-Quotienten bis 71 findet sich bei der Dystrophia musculorum progressiva. Das bei der Dystrophia musculorum progressiva ausgeschiedene Harnkreatin entstammt nicht nur dem Muskel, wie Untersuchungen der Patienten mit Hilfe von Glykokoll N15 zeigten [7]. Die Kreatinurie ist bei dieser Krankheit eine Folge des mangelnden Gleichgewichtes zwischen dem in Leber, Niere und Pankreas 12

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