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Umweltwissen: Daten, Fakten, Zusammenhänge PDF

174 Pages·1994·20.069 MB·German
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Hartmut Bossel Umweltwissen Daten, Fakten, Zusammenhange Zweite unveranderte Auflage mit 310 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Budapest Univ.-Prof. Dr. Dipl.-Ing. Hartmut Bossel Forschungsgruppe Umweltsystemanalyse Wissenschaftl. Zentrum ill »Umweltsystemforschung« Fachbereich Mathematik GesamthochschulelUniversitat Kassel Monchebergstra8e 11 34125 Kassel ISBN-13: 978-3-540-57225-1 e-ISBN-13: 978-3-642-95714-7 DOl: 10.1007/978-3-642-95714-7 C]P~Eintrag beantragt Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begrUndeten Rechte. insbesondere die der Obersetzung, des Nach· drucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen. der Funksendung. der Mikroverfilmung ader Vervielfal tigung auf anderen Wegeo und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, 8uch bei Dur auszugsweiser Verwertung. vorbehalten. Eine VervielfaItigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes istauch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in derjeweils geltenden Fassung zuUissig. Sic ist grundsatzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1994 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im SinDe der WareDzeichen-uod Markenschutz Gesetzgebung als frei zu betrachten wliren und daher von jedermann benutzt werden durften. Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z.B. DIN, VOl, VOE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewiihr fUr die Richtigkeit, Vollstandigkeit oder AktualiUit Ubernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls fUr die eigenen Arbeiten die vollstandigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gUltigen Fassung hinzuzuziehen. Satz: Reproduktionsfertige Vorlage vom Autor 60/3020 -5 4 3 2 1 0 - Gedruckt auf ,~urefreiem Papier Vorwort zur zweiten Auflage Der Erfolg von Umweltwissen macht eine Neuauflage friiher als vorgesehen notwendig. Die zweite Auflage ist gegentiber der ersten nicht verandert worden: an den relevanten Zu sammenhangen und Umweltentwicklungen, die in Umweltwissen dargestellt werden, hat sich zwischenzeitlich nichts geandert. An den wenigen Stellen, wo sich Aussagen auf die "alte" Bundesrepublik Deutschland von vor 1990 beziehen, hatte ich gem Korrekturen angebracht, die der Situation im vereinigten Land Rechnung tragen. Wegen der bis heute sehr unterschiedlichen Entwicklung in den Ge bieten der ehemaligen BRD und der DDR ist unter Umweltaspekten eine getrennte Betrach tung vorlaufig aber weiterhin noch sinnvoll. Entsprechende Verbesserungen mtissen daher einer spateren Auflage vorbehalten bleiben. Januar 1994 Hartmut Bossel Vorwort In nur wenigen J ahren haben wir einsehen und begreifen mtissen, daB sich Entwicklungen in unserer Umwelt sehr oft nicht durch einfache Ursache-Wirkungszusammenhange verstehen oder gar beeinflussen lassen. Immer noch fallt es vie1en schwer, eine Verbindung zwischen ihrem Auto und dem Waldsterben, zwischen ihrem Ktihlschrank und dem Verschwinden der Ozonschicht, zwischen ihrer G1tihlampe und der Klimaveranderung, zwischen ihrem Schnit ze' dem Futtermittelanbau in Tropenlandem, hungrigen Slumbewohnem und dem Verschwin den tropischer Regenwalder zu sehen. Und doch gibt es diese Verbindungen im komplexen System der Interaktionen zwischen der mensch lichen Gesellschaft und der nattirlichen Um welt. Es sind jeweils Reaktionen eines komplexen Wirkungsgefiiges, das sich vor allem da durch auszeichnet, daB Veranderungen tiber Rtickkopplungen (mit Zeitverziigerungen) auf sich selbst verstiirkend oder abschwachend zuriickwirken kiinnen. Ohne fundierte System kenntnisse kiinnen wir mit Vorgangen dieser Art nicht angemessen umgehen. Systemverstandnis erfordert zweierlei: Kenntnis der einzelnen Systemelemente und ihrer cha rakteristischen Prozesse, und Kenntnis der Wirkungsverkntipfungen zwischen Systemele menten. Das System ist daher mehr als die Summe seiner Teile; das Systemverhalten wird durch Systemelemente und Systemstruktur bestimmt. In Umweltwissen ist Wissen sowohl tiber die Einzelprozesse des Systems »Umwelt und menschliche Gesellschaft« wie auch tiber die systemaren Verkntipfungen zwischen Einzel prozessen systematisch zusammengetragen und in Text und Bild dargestellt worden. Hierbei wurde eher auf weitgehende systemare Vollstiindigkeit der Infonnation, als auf Feinheit im Detail Wert gelegt. Es ist eine grundlegende Erkenntnis der Systemtheorie, daB das Verhal ten von Systemen weitgehend von der Systemstruktur, und nur selten yom genauen Zahlen wert eines Parameters bestimrnt wird. Umweltwissen ist durch drei Einfliisse wesentlich gepriigt. Zum ersten: durch das didakti sche Experiment einer entsprechenden Vorlesung (mit individuellen und schriftlichen Haus aufgaben und der entsprechenden Riickkopplung) an der GesamthochschulelUniversitiit Kassel an einigen tausend Studenten (vorwiegend der Ingenieur-und Planungswissenschaften) in elf Jahren. Zum zweiten: durch die realen Entwicklungen und raschen Veriinderungen in einer zunehmend mehr gefiihrdeten Umwelt; sie zwangen zur Konzentration aufWesentli ches, das auch in der weiteren kaum vorhersehbaren Entwicklung Bestand haben wird. Zum dritten: durch meine Forschungsausrichtung auf Systemforschung im Umweltbereich, die mich die Bedeutung struktureller Zusarnmenhange fiir die Dynamik und Entwicklung von Systemen gelehrt hat. Die Textgestaltung verdanke ich (wieder einmal) Ursula Marquardt; Kendrik Bossel zeich nete den groBten Teil der Graphiken per Hand und Computer. Beiden danke ich fiir mehrere Monate intensiver Mitarbeit. Juli 1990 Hartmut Bossel Inhaltsverzeichnis Umweltwissen -Einfiihrung ............................................................................. 3 Ubersicht... ......................................................................................................................................... 3 11. Tendenzen und Entwicklungen ....................................................................................................... 4 12. Zusammenhange, Systemkomponenten, Systementwicklung ...................................................... 6 13. Altemativen und langfristige Orientierung .................................................................................... 9 Bevolkerungsentwicklung und Populationsdynamik .................................. 12 Ubersicht .......................................................................................................................................... 12 Pl. Entwicklung der Weltbevolkerung ................................................................................................ 12 P2. Exponentielles Wachstum .............................................................................................................. 13 P3. Wachstum bei begrenzter Tragfiihigkeit; demographischer Ubergang ................................... 15 P4. Bevolkerungspyramide .................................................................................................................... 17 P5. Bevolkerungsmodelle ...................................................................................................................... 19 P6. Zukiinftige Weltbevolkerung und ihre Versorgung .................................................................... 20 Klimasphlire: Energiequelle Sonne, Atmosphare, Hydrosphlire ................ 24 Ubersicht .......................................................................................................................................... 24 Kl. Energiedurchsatz zur Systemerhaltung und Systementwicklung .............................................. 25 K2. Energiequelle Sonne ...................................................................................................................... 26 K3. Aufbau und Funktion der Atmosphiire ........................................................................................ 29 K4. Globale atmosphiirische Zirkulation ............................................................................................ 31 KS. Lokalklima ........................................................................................................................................ 33 K6. Globaler Wasserkreislauf ............................................................................................................... 34 K7. Wasserspeicher und regionaler W asserhaushalt ......................................................................... 36 KS. Schichtun~ und Zirkulation in Gewiissem und Meer ................................................................. 38 K9. Klimastabilitiit .................................................................................................................................. 40 Energiehaushalt und Produktivitat von Okosystemen ................................ 42 Ubersicht .......................................................................................................................................... 42 El. Struktur und Funktion von Okosystemen ................................................................................... .42 E2. EnergiefluB im W aldokosystem ..................................................................................................... 44 E3. Nahrungsketten ................................................................................................................................ 46 E4. ~:;d~=~~o:06~~~~~c:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::~~ E5. E6. Faktoren der Pflanzenproduktivitiit .............................................................................................. 52 Nahrstoffbedarf, Nahrstoffkreislaufe, Boden ............................................... 55 Ubersicht .......................................................................................................................................... 55 Nl. Niihrstoftbedarf. ............................................................................................................................... 55 N2. Kreislauf der Niihrstoffe ................................................................................................................. 57 N3. Kohlenstoffkreislauf ........................................................................................................................ 59 N4. Stickstoffkreislauf.. .......................................................................................................................... 61 N5. Phosphorkreislauf ............................................................................................................................ 63 N6. Schwefelkreislauf ............................................................................................................................. 64 N7. Boden ................................................................................................................................................ 65 Okosysteme und ihre Entwicklung ............................................................... 69 Ubersicht .......................................................................................................................................... 69 S1. Systeme in der Umwelt ................ ;. ................................................................................................. 69 S2. Systeme: Grundbegriffe, Verhaltensweisen.: ................................................................................ 71 S3. Dyn~ von Pop:wationen; Stabilitiit v~n Okosystemen ........................................................... 74 S4. Entwicklung von Okosystemen: SukzesslOn ................................................................................. 77 S5. Selektion und Evolution .................................................................................................................. 80 Nutzung erneuerbarer Ressourcen ............................................................... 81 Ubersicht .......................................................................................................................................... 81 R1. Verfiigbare erneuerbare Ressourcen ............................................................................................ 82 R2. Landnutzung ..................................................................................................................................... 84 R3. Moderne Landwirtschaft ................................................................................................................ 87 R4. Nachhaltige Landwirtschaft ........................................................................................................... 91 RS. Nahrung aus Gewiissern ................................................................................................................. 94 R6. Wassernutzung ................................................................................................................................. 95 R7. Aussterben von Arten ..................................................................................................................... 98 R8. Wichtige Gesetze und Verordnungen im Umweltbereich ....................................................... 100 Verbrauch nicht-erneuerbarer Ressourcen ................................................ 101 Ubersicht ........................................................................................................................................ 101 M1. Verbrauch von Material· und Energieressourcen .................................................................... 102 M2. Energie· und Rohstoffvorriite ...................................................................................................... 104 M3. Energieversorgungssystem: BR Deutschland ............................................................................ 107 M4. Material· und Energiedienstleistung ........................................................................................... 109 MS. Materia1riickfiihrung, bessere Nutzung, Substitution ............................................................... 113 M6. Alternativen der Energieversorgung ........................................................................................... 116 Umweltbelastung durch Schadstoffe .......................................................... 119 Ubersicht ........................................................................................................................................ 119 C1. Pfade der Umweltschadstoffe ...................................................................................................... 120 C2. Schadwirkungen (aUgemein) ....................................................................................................... 122 C3. Luftbelastungen ............................................................................................................................. 125 C4. Gewiisserbelastungen .................................................................................................................... 131 G. Bodenbelastungen ......................................................................................................................... 136 C6. Belastungen der Lebens· und Arbeitsumwelt und der Nahrung ............................................ 138 C7. Radioaktivitiit ................................................................................................................................. 140 Orientierung: Kriterien, Alternativen, Zukunftspfade ................................. 145 Ubersicht.. ...................................................................................................................................... 145 01. Verantwortungshorizont ............................................................................................................... 146 02. Entfaltungsfiihigkeit und ihre Leitwerte ..................................................................................... 146 03. Bedingungen fiir nachhaltige Entfaltungsfiihigkeit ................................................................... 148 04. Zielauswahl und Zeithorizont ...................................................................................................... 149 05. Okologische Problematik des Weltmarkts ................................................................................. 151 06. Handlungsbedarf und Forschungsaufgaben .............................................................................. 152 07. Zusammenfassung ......................................................................................................................... 155 Literaturhinweise und QueUen ..................................................................... 156 Index .............................................................................................................. 162 UMWEL TWISSEN -EINFUHRUNG auf Fortschritte in der Umwelt-und der Systemwissenschaft angewiesen. Obersicht Das bessere Verstiindnis unserer Umwelt und der Wirkun gen und Riickwirkungen unserer Eingriffe ist eine der not Und sie sligten an den Men, wendigen Voraussetzungen filr die Sicherung unserer Le auf denen sie sajjen und sehrien sieh zu We Eifahrungen, bensbasis. Eine zwelte notwendige Voraussetzung ist das wie man besse sagen k01I1III Erkennen oder Auffinden von AItemativen filr bisherige und fuhren mit Krachen in die Tiefe Vorgehensweisen und Eingriffe, die wir als langfristig Dicht und die ihnen zusahen beim Sagen durchhaltbar erkennen miissen. Und die drItte notwendige sehattelten die KOpfe Voraussetzung, die uns erst ein sinnvolles Handeln ermiig und sligten kritftig weiler. licht, ist das Vorhandensein von BewertungsmaBstiiben (Bert Brecht) (Kriterien), um AIternativen und we Folgewirkungen ver gleichend abzuwiigen und uns filr die 'bessere' Uisung zu Die Umwelt spielte im DeDken der meisten Menschen noch entscheiden. Es diirfte kIar sein, daB diese Bewertung auch vor wenigen Jahren kaum eine Rolle. Von lokalen Umwelt auf die 'Interessen' der Umwelt Riicksicht nelJmen muB, belastungen abgesehen, die auf zu Diedrige Schornsteine ge wenn wir uns Dicht selbst ilefiihrden wollen. Hier zeigt sich schoben wurden, war die Natur 'ewig' und schon und der in aIIer Schiirfe, daB die bisher immer noch in Hochschule, Mensch dam bestimmt, sie sich 'untertan' zu machen. Diese Betrieb und Politik vermittelte Orientierung allein an gesell Grundeinstellung findet sich noch heute in den Ausbil schaftspolitischen, 'wissenschaftlichen', technischen undl dungsgingen der Berufe, die den groSten EinfluB auf un oder betriebswirtschaftlichen MaBstiiben schlicht unverant s~re natiirljche Umwelt haben: etwa der lngeDieure, Land wortlich ist. WIlte und Okonomen. In dieser ZusanJmenstellung von Umweltwissen wird ver Inzwischen wird uns stiindig und mit wachsender Intensitiit sucht, (1) grundlegende Zusammenhinge, Fakten und W'1r vor Augen gef\lhrt, daB (1) sich der Zustand der natiirlichen kungsbeziehungen aus dem Umweltbereich darzulegen, (2) Umwelt verschlechtert, daB (2) wir aber direkt oder indirekt A1ternatlven anzudeuten und (3) Bewertungsma8stibe zu von ihr als Lebensbasis abhiingig sind, und daB (3) es miihe begriinden und zu vermitteIn. Die Darstellung wendet sich voller! kostspieliger und langwieriger Anstrengungen bedarf, hesonders an diejenigen, die gewohnt sind, ihre Entschei um diesen Verfall aufzuhalten und unsere zukiinftige Exi dungen auf Fakten zu griinden und rational abzuwiigen: stenz zu sichern. UmweItwissen geht heute jeden an, und es etwa Ingenieure, Planer, Betriebswirte. g~h~rt zwingend ~ die Ausbildungsginge aller, die spiiter In diesem einfiihrenden Kapitel werden Aussagen der spii nnt ihren Entscheldungen oder Unterlassungen EinfluB auf teren Kapitel beispielbaft vorweggenommen, um einen Ge Umweltentwicklungen haben konnen. samtiiberblick zu vermitteln. Die Darstellun$ in den ande Der Mensch ist als Organismus und darnit als offenes Sy ren Kapiteln folgt etwa der folgenden Logik (5. bierzu 12): stem auf seine Ver-und Entsorgung durch die Umwelt an Die Belastungen der Umwelt und der Ressourcen sind im gewiesen. 1st diese Nutzung extensiv, wie etwa beim Jager wesentlichen mit Produktion und Konsumption verbunden. und Sanmler, so bedeutet sic keine irreversible Belastung Deren AusmaB wird vor allem durch zwei Faktoren be filr die Umwelt. W'lrd sie intensiv, etwa durch hohe Beviil stimmt: (1) der Bevolkerungszabl (der betrachteten Re kerungskonzentrationen oder durch die EinschaItung der gion), und (2) dem spezifischen Pro-Kopf-Verbrauch, der Technik als 'Potenzverstiirker' des Menschen, so kann es zu durch das jeweilige technisch-okonomische System be irreversiblen Schiiden kommen. Damit reduziert sich die stimmt ist. Produktion und Konsum belasten die UmweIt 'okologische Tragfahigkeit' weiter, die Intensitiit der Bela auf verschiedene Weise: (1) durch die Nutzungsrate der stung steig! an, und der Verfall beschleunigt sich. (regenerierbaren) Umweltressourcen etwa filr Versorgung Die Einsicht in die Verkopplung des Menschen, seiner Ge und 'Entsorgong', (2) durch die Rate der Belastung mit sellschaft und Technik mit seiner natiirlichen Umwelt und Schadstoffen, (3) durch die Nutzungsrate der (Dicht-regene ihren vielfiiltigen Komponenten fiihrt zwangsliiufig dazu, rierbaren) Ressourcen. ('Rate' bedeutet bier: 'Durchsatz daB das Systemdenken in der Umweltkunde einen breiten pro Zeiteinheit'). Riickwirkungen auf Bevolk~ und Raum einnehmen muB. 'Lineares' Denken nach dem einfa technisch-olmnomisches System ergeben sich bei Obemut chen Schema, jeder Wirkung eine eindeutige Ursache zuzu zung der Okosysteme und Erschopfung der Ressourcen. ordnen, ist bier - von Einzelbetrachtungen abgesehen - Hierbei kann es sich sowohl um rechtzeitige freiwillige meist fehI am Platze. Vielfiiltige Vemetzungen und Riick Kurskorrekturen wie auch um katastrophaIe Zusammenbrii kopplungen der Systemkomponenten untereinander sind ge che handeln. radezu charakteristische Merkmale sowohl filr Okosysteme Diesem Bild des Gesamtsystems entsprechend, wird wie auch filr deren Verkniipfungen mit dem Menschen und zuniichst in Kap. P die Beviiikerunpentwicklung als we seinen Systemen. sentlicher Bes~ungsfaktor der weiteren Umweltbela Diese Systemeigenschaften des Gesamtkomplexes erschwe stung betrachtet. Okosysteme und die menschliche Gesell ren Dicht nur das Erkennen der ZusanJmenhiinge und das schaft und ihre Technik sind eingebettet in we K11ma Abschiitzen der dynamischen Entwicklung, sie entsprechen spbllre (Boden, Wasser, Luft: Atmosphiire, Hydrosphiire, auch iiberhaupt Dicht dem linearen ErfaIrrungswissen der Pedospbiire) mit denen sie im Stoffwechsel stehen; Grund Entscheider oder dem Forschungsansatz der traditionellen wissen bierzu findet sich im Kap. K. Es folgen die Grund Wissenschaft (Laboransatz mit ceteris paribus Bedingun prinzipien der Funktion von Okosystemen: w Energie gen). Zur Sicherung unserer Lebensgrundlage sind wir aber bausbalt und we Produktivitiit in Kap. E, ihre Niihrstotf auf ein besseres Verstiindnis des Gesamtsystems und darnit kreisliiufe in Kap. N, we systemare Entwicklung in Kap. S. 4 Umweltwissen -Einfilhrnng Die weiter!<n Kapitel befassen sich zuniichst mit der Nut 11. Tendenzen und Entwlcklungen zung von Okosystemen und Ressourcen durch den Men schen und den Wirkungen dieser Nutzungsbelastungen. In An vielen Einzelentwicklungen der letzten Jahre und Jahr Kap. R wird die Nutzung e!Deuerbarer Ressourcen: Gewiis zehnte in den Industrieltindem wie in Entwicklungsltindem sem, Land, Boden und Okosystemen (vor aIlem fur die lliJ3t sich dUTChgtingig eine sttindige Verschlechterung der Um Land-und Forstwirtschaft) behandelt. In Kap. M wird die weltbedingungen teststellen. In vielen Flillen beschleunigt sich Nutzung der (nicht-erneuerbaren) Energie- und Material die Problematik exponentiell (mit konstanten Zuwachsraten; Rohstoffe besprochen. Der Entstehung, Verteilun~ und An z.B. Kohlendioxidpegel der Atmosphlire) oder aberexponentiell reicherung von Umweltschadstoffen (einschlie6lich radio (mit wachsenden Zuwachsraten; z.B. Aussterben der Men). aktiver Stoffe) ist Kap. C gewidmet. Vieltach wird die Grenze der okologischen Tragftihigkeit er reicht und beschleunigter Veifall oder Zusammenbrnch ist die Das letzte Kap. 0 entwickelt fur die langfristige Orientie Folge (z.B. Waldsterben). rung einen Bewertungsrahmen und ein Kriteriensystem fur die (vergIeichende) Beurteilung von umweltrelevanten Die meisten dieser Entwicklungen sind nicht isoliert zu sehen; MaBnahmen aus der Forderung nach Nachhaltigkeit der oft beschleunigt sich der Veifall durch Rilckkopplung oder Nutzung und Entfaltungsfahigkeit der betroffenen Systeme Verkopplung mit anderen Veifallsprozessen im System. Die (Umwelt und Gesellschaft). Damit konnen die Folgen und strnkturelle Einbindung dieser Prozesse im Gesamtsystem muJ3 Wirkungen von A1ternativen auf rationale Weise verglichen daher beachtet und berucksichtigt werden. Die gegenwlJrtige werden. globale Entwicklungsdynamik hat historische Parallelen nur in frilheren regional begrenzten Episoden; sie lliJ3t sich nicht Wie generell bei Systemzusammenhiingen, so kommt es auch im Umweltbereich weit mehr darauf an, den systema· dUTCh das A/gument vom TISch wischen, daJ3 es derlei ren Zusammenhang zu erkennen und zu verstehen, aIs sich Prozesse schon immer gegeben habe. in Feinheiten auszukennen. Die einzelnen, oft nur knapp und stichwortartig skizzierten Wissensbrocken wurden so ausgewiihlt, daB sich (hoffentlich) aus diesen Mosaiksteinen ein zusammenhiingendes Gesamtbild der verschiedenen be handelten Bereiche ergibt, und daB der Zusammenhang mit (11.1) Die Weltbeviilkerung verdoppelt slch in weniger anderen Bereichen deutIich wird. Literaturhinweise verwei aIs 40 Jahren; pro Jahr wachst sie zur Zeit um sen auf Quellen und sollen bei weitergehendem Interesse rund 90 M1U1onen. In manchen LIIndern verdop weiterhelfen. pelt slch die Beviilkerung in rund 17 Jabren (z.B. Kenla). Das Bevolkerungswachstum stellt enonne und heute weit Inhalt dieses ElnfOhrungskapltels gehend unerfiillbare Forderungen an den Ausbau der Ver sorgung und der Infrastruktur. Das Problem wird noch da 11. Tendenzen und Entwicklungen: Bevolkerungsentwick durch verschiirft, daB der hohe Kinderanteil an der Ge lung, CO2-Anstieg, AbhoIzung, Waldsterben, Wiistenbil samtbevolkerung eine zukiinftig weit hOhere Elternzahl aIs dung, RoliStofferschopfung, Schadstoffbelastung. heute garantiert, und damit spiitere MaBnahmen zur Bevol kerungskontrolle sehr drastisch ausfaIlen miissen. Wach 12. Zusammenhllnge, Systemkomponenten, Systement sende Bevolkerungszahl bedeutet iiberproportionalen An '!icklung: Bevolkerung, technisch-okonomisches System, stieg der Umweltbelastungen und beschleunigte Zerstorung Okosysteme, Ressourcen, Nutzungen und Belastungen. der Versorgungs-und Entsorgungsbasis. Riickkopplungen, Verstiirkungen, Dynamik, EinfluB der Struktur. 13. A1ternativen und langfristige Orientierung: bessere WELTBEVOLKERUNG Rohstoff- und Energienutzung, geringere Umweltbelastun gen, Stoffriickfiihrung, Lebensdauer. Orientierung an Nach Entwicldung und Prognosen haltigkeit und Entfaltungsfiihigkeit. Kriterien. VergIei 12 chende Bewertung von A1ternativen. St06richtungen gIo balen Handelns. 10 2 1970 1980 19'JO 2000 '2010 2020 2030 Jahr I1. Tendenzen und Entwicklungen 5 (11.2) Der Kohlendioxldpegel der Atmosphiire ist in (11.4) In IndnstrieUlndem mhrt ein 'Waldsterben' zu er hundert Jahren nm 2S Prozent gestiegen; Kli heblichen Zuwaehsverlusten und zum vorzeltigen maiinderungen erscheinen unvermeidbar. Absterben bei fast aUen Waldbaumarten. Der Kohlendioxidpegel in der Atmosphare steigt seit der Seit etwa 1985 ist mehr als die Hiilfte des Waldes in der IndustriaIisierung stiindig an. Hauptursache des Anstiegs ist BRD geschadigt; die Absterbeverluste iibersteigen teilweise der Verbrauch fossiler Brennstoffe; die entstehende Koh den normalen Holzeinschlag. In abgestorbenen Baumen lendioxidmenge iibersteigt die Aufnahmefahigkeit der Bio wird Zuwachsriickgang iiber die letzten zwei J a1trzehnte sphare und der Ozeane. Mehr CO2 in der Atmosphiire be festgestellt (Jahresringe). Als Schadursache kommen nur deutet mehr 'Wiirmediinunung' una hOhere mittlere Ja hres Luftschadstoffe in Frage, die fast ausschlieBlich aus Ver temperaturen sowie besonders starke Tempe~.aturerhOhun­ brennungsprozessen stammen (Kraftwerke, Verkehr). Die gen an den Polen, Klimaveriinderungen und Anderung der Erhebungen (Bild) enthalten nieht die bereits entnomme Wachstumsbedingungen. nen toten Baume. KOHLENDIOXID-PEGEL WA LDSTERBEN C02-Anslieg in der Atmosphlire Die HAlfle der B8um .. ist Icrank .00 700 90 600 110 SIlO 70 400 60 300 50 200 40 .00 JO o 20 10 ol-J!.l~~~ .960 ••1 10 2000 21)20 211411 ,.110.93',932.913._.9&5 ••1 16'917,_.9891990 Jabr Jabr (11.3) In Entwicklungsliindem findet gegenwiirtig eine (11.5) Dureh Ausbreitung der Wiisten geht weltweit Waldvemichtung groRen Ausma8es statt: die jiihrlich mr die landwirtschaftliehe Nutzung eine Waldlliiche dort halbiert sich etwa aUe 20 Jahre. Flache verloren, die der gesamten landwirtschaft Jahrlich wird weltweit elne Flache von etwa der lichen Nutzflache der BRD entspricht. GroRe des Bundesgebiets entwaldet. Hauptsachliche Ursachen rur die Ausbreitung der Wiisten: Die Abho1zung zur Holz- und Landgewinnung .fiihrt meist Waldrodung (Niihrstoffverluste, Humusverlust, Erosion), zu weitgehender Zerstorung funktionierender Okosysteme Ubemutzung durch Landwirtschaft (HangIagen, Grenzer (Erosion, Niih!stoffverluste, Verlust der Wasserspeicherfa t.~agsbOden, Erosion), Brennbolznutzung (Zerstorung des higkeit mit UberschwemmungenITrockenheit als Folge, Okosystems, Erosion, Niihrst9ff-und Humusverlust, Verlust Artenverlust). Diese Veriinderungen sind z.T. grundsatzlich der Wasserhaltefiihigkeit), Uberweidung (Zerstorung der nicht mehr umkehrbar. Hieraus folgen einsc,hneidende Kon Vegetation, Erosion usw.), Bewiisserung (Zerstorung der sequenzen fiir Versorgung, Stabilitat der Okosysteme, ge Fruchtbarkeit durch Sa1ze und Alkalien). sellschaftliche Entwicklung und Klima. WALDFLACHE WOSTENFLACHE Wald:r.erstOrung in der Drillen Welt Die Wilsten breilen sicb aus Willio.e.. Qudratt.iJo.c.lcr ~====================~ '6 __ ALc=~~---~--~---~ -.--~ '4 1r--~~~--~ 12 .0 o .975 2000 2= Jam

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