Ulrich Eigler / Georg Wöhrle Theophrast De odoribus Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Ernst Heitsch, Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen Band 37 m B. G. Teubner Stuttgart Theophrast De odoribus Edition, Übersetzung, Kommentar Von Ulrich Eigler Georg Wöhrle Mit einem botanischen Anhang von Bernhard Herzhoff £ B. G. Teubner Stuttgart 1993 Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Eigler, Ulrich: Theophrast De odoribus: Edition, Übersetzung, Kommentar / von Ulrich Eigler; Georg Wöhrle. Mit einem botanischen Anh. von Bernhard Herzhoff. — Stuttgart: Teubner, 1993 (Beiträge zur Altertumskunde; Bd. 37) ISBN 3-519-07486-9 NE: Wöhrle, Georg:; Theophrastus: De odoribus; GT Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts- gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt besonders fur Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © B. G. Teubner Stuttgart 1993 Printed in Germany Druck und Bindung: Röck, Weinsberg Vorwort Erst in den letzten Jahren scheinen die opuscula Theophrasts wieder Interesse zu finden.1 So haben sich Caley-Richards (1956), Eichholz (1965) und Coutant (1971)2 mit übersetzten und kommentierten Einzeleditionen den Kleinen Schriften des Theophrast zugewandt. Mit der hier vorgelegten übersetzten und kommentierten Neuedition soll auf diesem Weg fortgefahren werden. Es handelt sich um eine Gemeinschaftsarbeit, in der die von den Herausgebern gemeinsam angefertigte Übersetzung den Ausgangspunkt der Verständigung über den Text bildete. Ein Aufenthalt in Vandoeuvre/Genöve mit einem Stipendium der Fondation Hardt war dafür von großem Nutzen. Die Edition (Ulrich Eigler) entstand im Rahmen eines zweijährigen Studiums der Griechischen Paläographie, das durch ein „Post-Doc-Stipendium" der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 1989 bis 1991 ermöglicht wurde. Be- sonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Herrn Prof. Dr. Guglielmo Cavallo (Universitä La Sapienza, Roma) für seine Hilfe und Beratung bei der Anfertigung der Edition sowie Herrn Prof. Dr. Burnikel (Saarbrücken) für die Überlassung des Themas. Zu danken ist auch den jeweiligen Bibliotheken für die Zusendung von Microfilmen, besonders aber für die Unterstützung bei der Arbeit an den Handschriften bzw. Drucken selbst, wie sie in der Biblioteca Vaticana, der Burgerbibliothek Bern, der Staatsbibliothek München und der Bibliotheca Bodmeriana, Geneve, gewährt wurde. Der Kommentar (Georg Wöhrle) ist das Ergebnis bereits längerer Beschäfti- gung mit Theophrast. Ein Heisenberg-Stipendium der DFG ermöglichte seine zügige Fertigstellung. Unser gemeinsamer Dank richtet sich an Dr. Bernhard Herzhoff (Trier), der den Index Botanicus beisteuerte, aber seine botanischen und philologischen Fachkenntnisse auch sonst gerne für die Arbeit am Gesamtprojekt zur Ver- fügung stellte. Unser Dank gilt weiterhin Herrn PD Dr. Volker Langholf (Hamburg), der sich der Mühe unterzog, die Edition kritisch gegenzulesen und etliche wichtige Hinweise gab, den Herausgebern für die freundliche Aufnahme der Arbeit in ihre Reihe, besonders aber Herrn Prof. Dr. Heitsch. Er machte zahlreiche förderliche Verbesserungsvorschläge. Bamberg, Juli 1992 Ulrich Eigler Georg Wöhrle 1 Ältere Arbeiten liegen vor von Gercke zu De igne, von Ross, Forbes zur Metaphysik, von Gigon zu De ventis (s. Literaturverzeichnis). Eine wesentlich erweiterte Grundlage für die Beschäftigung mit den opuscula und dem Werk Theophrasts insgesamt bietet jetzt die im Rahmen des 'Project Theophrastus' unter der Ägide von W.W. Fortenbaugh edierte Sammlung der Fragmente und Testimonien. 2 S. Literaturverzeichnis. Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Einleitung zur Edition 8 Zu Kommentar und Übersetzung 11 Edition und Übersetzung 19 Kommentar 58 Index der Pflanzen und ihrer Erzeugnisse 78 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur . . .. 96 Einleitung zur Edition Arthur Hort stellt zu Beginn der Loeb-Ausgabe der biologischen Schriften Theophrasts fest: „To provide a satisfactory apparatus it would probably be necessary to collate the manuscripts afresh."1 Diese Forderung ist mittlerweile von Walter Burnikel erfüllt worden, der eine genaue Untersuchung zur Überlieferungsgeschichte der opusculaTheophrasts vorgelegt hat;2 seine Ergebnisse wurden allerdings noch nicht für eine Neu- edition genutzt, wie sie von Hort gefordert wurde. Die üblicherweise benutzte Textausgabe von Friedrich Wimmer3 stammt aus dem Jahre 1862, beruht im wesentlichen auf der Arbeit von Schneider4 und geht, was die Verwendung weiterer Textzeugen betrifft, kaum über diesen hinaus.5 Burnikel vermutet zu Recht, daß Wimmer die Handschriften, die er zu Beginn seiner Edition auf- führt,6 nur gelegentlich herangezogen hat.7 Auch die Loeb-Ausgabe von Hort8 stellt hinsichtlich des Textes keinen Fortschritt dar, da sie Wimmers Text weitgehend übernimmt, die wenigen Änderungsvorschläge Horts beruhen nicht auf dem Studium der Handschriften.9 Es ist das Hauptergebnis der Arbeit Burnikels, nach gründlichen Untersu- chungen aller Handschriften10 den Vat.graec.1302 als .Ahnherrn aller Hand- schriften, die das Corpus der neun opusculaTheophrasts enthalten," erwiesen zu haben.11 Alle übrigen uns erhaltenen Handschriften, die de odoribus über- liefern, gehen auf ihn zurück, haben also als eliminandi zu gelten.12 1 Hort Π, p. VII. 2 Burnikel (1974). 3 Wimmer (1862). 4 Schneider I-V. 5 Schneider hatte sich als erster bemüht, durch Heranziehung von Lesarten des Voss.graec.Q 25 die Zahl der für die Textkonstitution benutzten Handschriften gegenüber den vorangegangenen und von ihm berücksichtigten Textausgaben, wie dem Aldi- nendruck, Turnebus und Heinsius, zu vermehren. 6 Wimmer (1862), praef. p.IV; Wimmer (1866) praef. XVIII. 7 Burnikel (1974), 22A.17; insbesondere Vat.graec.1302 und Paris.graec.2277, die Wimmer nur in Kollationen von Brandis kannte, scheinen „nur sporadisch ausgewertet" worden zu sein. 8 S.A.1. 9 Hort II, p. VII und 324 („a few slight alterations are mentioned in the text"). 10 Zu den seit dem Erscheinen von Wimmers Textausgabe gemachten Handschriftenfunden s. Wilson (1961), 109 und Wilson (1962), 96-102. 11 Burnikel (1974), 84-91 (mit Stemma S.90). Die Ergebnisse von Burnikel haben allgemein Zustimmung gefunden: Lasserre; Janäcek; Nachtergael; Wilson (1979). Zu einem anderen Stemma kommt Coutant, p. XXVI, der nur die Schrift De igne betrachtet; s. dazu die Auseinandersetzung mit Coutant bei Burnikel (1974) 170-172. 12 Von den 9 opuscula Theophrasts ist nur für die Metaphysik und De igne ein bifides 9 Die vorliegende Edition folgt daher in der fast ausschließlichen Berücksich- tigung der vom Vat. 1302 (P) getragenen Überlieferung Burnikels Forderung1 und zieht Lesarten aus den übrigen Handschriften allenfalls als Konjekturvor- schlag heran.2 Es stellte sich heraus, daß von diesen hauptsächlich der Ot- tob.graec.153 (K) mehrere Ρ wesentlich verbessernde Konjekturen lieferte, die sich in den Konjekturvorschlägen moderner Ausgaben wiederfinden.3 So wurde z.B. S. 20 Α. I4 der in Ρ zu findenden Lesart άηόεϊς das von Κ überlieferte άειδεϊς vorgezogen, in S. 44 A.5 für κατακλίσει (Ρ) das ebenfalls einen durch die Aussprache bedingten Kopistenfehler korrigierende κατακλύσει (Κ) oder in S. 54 A.10 ταΐς (Κ) statt τάς (Ρ) gewählt. In einigen Fällen wird im Bongars.graec.402 gefundenen Korrekturen5 (X2) der Vorzug gegeben, die für De odoribus vor der Abschrift von Ζ vorgenommen wurden. So verlangte es S. 26 A.13 eindeutig der Kontext, statt des in Ρ überlieferten μαλακωδέστερα die in X von zweiter Hand vorgenommene Korrektur κακωόέστερα oder S. 54 A.8 νιτρώδη (X2) statt des offensichtlich verstümmelten Ιτρώδη (Ρ) zu wählen. Auf die Lesarten der übrigen Handschriften wurde nur selten zurückgegriffen. Für die Textherstellung war die Absicht bestimmend, die aufgrund des teil- weise schlecht überlieferten und schwer verständlichen Textes durchgeführten Textänderungen, wie sie zuletzt in die Ausgabe von Wimmer einmündeten, rückgängig zu machen oder demjenigen zuzuweisen, von dem sie erstmals unternommen wurden. Sigla:6 D (18) Vossianus Graecus Q 25 Universiteitsbiblioteek Leiden, 15.Jh. I (13) Palatinus Graecus 162 Biblioteca Vaticana, 1442-57. Stemma zugrundezulegen, muß der Archetyp also rekonstruiert werden; vgl. Burnikel (1974) 143. 1 Burnikel (1974) 84. 2 Für eine Beschreibung aller bekannten Handschriften s. Burnikel (1974) p. XXII-XXX1II. Für den Vat.graec.1302, dessen Datierung zwischen der zweiten Hälfte des 13. und der ersten des 14. Jahrhunderts schwankt, s. Burnikel (1974) 89 und Burnikel-Wiesner 142. Zu der problematischen Annahme des Kopisten Michael Kalotheos s. aber Prato (1979) 187, A.87 (mit weiterer Literatur). 3 Burnikel (1974) 60f. Es handelt sich nach dem Urteil von Harlfinger (1971) 411 bei dem Schreiber um Theodoras Gazes. 4 S.Edition. 5 Zu den Korrekturen im Bernensis vgl. Burnikel (1974) 25-29,31-34. 6 Die Liste enthält die für die vorliegende Edition genau untersuchten Handschriften und die wichtigsten bisherigen Editionen. Die Zahlen in Klammern geben die Bezeichnung .der Handschriften durch Burnikel (1974) an, ich folge allerdings mit den Buchstaben den Sigla, die Coutant in seiner Edition von De igne verwendete. S. dagegen auch die Sigla bei Eichholz 48. 10 Κ (24) Ottobonianus Graecus 153 Biblioteca Vaticana, 16.Jh. Μ (17) Urbinas Graecus 108 Biblioteca Vaticana, 15.Jh. Ρ (16) Vaticanus Graecus 1302 Biblioteca Vaticana, 13./14.Jh. Q (14) Ambrosianus Ρ 80 sup. Biblioteca Ambrosiana Milano, 15Jh. U (23) Parisinus Graecus 2277 Bibliothfcque Nationale Paris, 15.Jh. X (19) Bongarsianus Graecus 402 Burgerbibliothek Bern, 1480-1500. Ζ (15) Londinensis Graecus Add. 5113 British Museum London, 15.Jh. Aid. (22) Aristotelis (et Theophrasti) opera Bd.m Venedig 1497 (Aldus Manutius). Furl. Korrekturen des Furlanus enthalten in seinem Kommentar. Heins. Korrekturen von Heinsius. Hort Korrekturen bei Hort. Sch. Textversion in Schneider, Bd.I (1818). Sch.IV Korrekturen zu Schneider, Bd.I in Schneider, Bd.IV(1818). Sch.V Weitere Korrekturen in Schneider, Bd.V(1821). Turn. Textgestalt in Furlanus, Turnebus. Turn. Von Schneider der lateinischen Übersetzung von Turnebus ent- nommene Korrekturvorschläge. W. Text bei Wimmer.