Taterprofile bei Gewaltverbrechen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Cornelia Musolff Jens Hoffmann (Hrsg.) Taterprofile bei Gewaltverbrechen Mythos, Theorie und Praxis des Pro filings Mit 44, zum Teil farbigen Abbildungen und 7 Tabellen Springer Corn elia Musolff IVA Uelzen Breidenbeck 15 29525 Uelzen e-mail: [email protected] Jens Hoffmann TU Darmstadt Fachbereich 3, Psychologie 64293 Darmstadt e-mail: [email protected] ISBN 978-3-662-10224-4 Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme Tăterprofile bei Gewaltverbrechen : Mythos, Theorie und Praxis des Profilings/Hrsg.: Cornelia Musolff; Jens Hoffmann. ISBN 978-3-662-10224-4 ISBN 978-3-662-10223-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-10223-7 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der VervielfaItigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbei tungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfăltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestim mungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulăssig. Sie ist grundsătzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. http://www.springer.de © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2002 Urspriinglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 2002 Softcover reprint of the hardcover l st edition 2002 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass soiche Namen im Sinne der Warenzeichen und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wăren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Produkthaftung: Fiir Angaben iiber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewăhr iibernommen werden. Derartige Angaben miissen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit iiberpriift werden. Einbandgestaltung: de'blik, Berlin Satz: Fotosatz-Service Kiihler GmbH, Wiirzburg Gedruckt auf săurefreiem Papier SPIN: 10887608 26/3111-54321 Vorwort Vor dem Hintergrund seiner aktuellen Bedeutung betrachtet, ist das Profiling in Deutschland eine ausgesprochen junge Disziplin. Ais wir 1994 begannen, uns aus psychologischer Sicht mit der Taterprofilerstellung auseinander zu setzen, gab es nur sehr wenige Experten, die sich mit dem Thema iiberhaupt beschaf tigten. Die Fallanalyse, wie sie inzwischen hierzulande bevorzugt genannt wird, wuchs in nur wenigen Jahren zu einem fest etablierten Fachgebiet heran. Dem Wesen nach interdisziplinar, zugleich iiber ein ausgereiftes Methodeninventar verfiigend, gehort sie mittlerweile zu den Standardinstrumenten der Ermitt lungsarbeit und steht zunehmend auch im Fokus wissenschaftlichen Interesses in Deutschland. In diesem Buch solI ein Uberblick iiber die zahlreichen Aktivitaten in diesem Feld gegeben werden. Dabei war es uns wichtig, fiihrende Experten aus unter schiedlichen Bereichen der Polizei und Wissenschaft zu gewinnen, urn das Pha nomen Profiling in seiner ganzen Komplexitat darzustellen. Wir waren iiber die positive Resonanz auf unsere Anfragen fiir das Projekt hoch erfreut. Die unge heure Sachkenntnis der Autoren und die Leidenschaft fUr ihre Arbeit schlagen sich eindrucksvoll in den vorliegenden Kapiteln nieder, welche sich zu einer in Deutschland bislang einmaligen Publikation zusammenfUgen. Am Anfang des Buches wird mit "Taterprofile und Fallanalyse" von Cornelia Musolff zunachst ein Uberblick iiber die internationale Geschichte und metho dische Grundlagen gegeben. Wie wohl kaum eine andere angewandte Disziplin ist das Profiling iiberzogen von einem Mythos, der in mannigfaltigen medialen Darstellungen urn die dunkle Seele des Gewaltverbrechens und den mutigen Blick des Profilers in den Abgrund kreist. Den Leser leichtfUBig durch die Tie fenstruktur dieser ganz besonderen Art von Detektiv-Erzahlung fiihrend, den literarischen Ausdrucksformen und kulturell-methodischen Bedingungen nachspiirend, zeigt Jo Reichertz in "Meine Mutter war eine Holmes" auf, wie selbst die FBI-Pioniere des Profilings sich im Mythos verstrickten. Warum er langte das Bild des Serienkillers die enorme kulturelle Signifikanz unserer Tage? In einem historischen und soziologischen Exkurs macht Sebastian Scheerer deutlich, was der Blick der Gesellschaft iiber sie selbst verrat. "Mythos und My thode" verbliifft zudem durch die Erkenntnis, dass der Mythos der Arbeit der Profiler nicht nur schaden, sondern ihr vielleicht sogar nutzen kann. Fiir Laien immer wieder iiberraschend ist die Tatsache, dass die Erstellung von Taterprofilen nicht das Werk einzelner psychologischer Genies ist, sondern auf differenzierten Erkenntnissen und Methoden basiert. In "Auf der Suche VI Vorwort nach der Struktur des Verbrechens" fuhrt Jens Hoffmann in die theoretischen Grundlagen des Profilings ein und stellt in einer Obersicht einige klassische An satze und Erkenntnisse vor. In Westdeutschland wird man sich erst allmahlich bewusst, welche fallanalytische Kompetenz im Osten des Landes bereits seit lan gem vorhanden ist. Ais einer der Pioniere pragte Lutz Belitz an der Berliner Humboldt-Universitat ma6geblich das Feld der Ermittlungspsychologie mit. Auch anhand ausgewahlter Fallbeispiele stellt er in "Wege der Autklarung" diese speziell fur die kriminalistische Praxis entwickelte psychologische Disziplin und die Methodik der Versionsbildung vor. Auf welche Weise spiegelt sich die Struk tur der Personlichkeit eines Taters in seinen kriminellen Handlungen wider? In "Tausend Spuren und eine Erzahlung" erlautert Cornelia Musolff den faszinie renden Ansatz der objektiven Hermeneutik, der von den Experten des Bundes kriminalamtes fur die Fallanalyse ubertragen wurde. Internationalen Einfluss auf die Theoriebildung im Bereich des Profilings hat das "Centre for Investiga tive Psychology" an der Universitat von Liverpool.Als fruheres Mitglied der dor tigen Forschungsgruppe veranschaulicht Andreas Mokros das Konzept der em pirischen Taterprofilerstellung und deren komplexe statistische Verfahren. In "Facetten des Verbrechens" liefert er so ein au6erst pragnantes Fazit des aktuel len Standes der Forschung. Einer der Kernsatze der Fallanalyse besagt, dass der Tater seine charakteristischen Spuren am Tatort hinterlasst. Diese gilt es zu ent schlusseln - eine Aufgabe, die Wissen aus verschiedenen Disziplinen erfordert. Der Titel von "Die Bedeutung rechtsmedizinischer Untersuchungsergebnisse bei der Erstellung von Fallanalysen" halt, was er verspricht. In dem Kapitel von Klaus Puschel und Judith Schroer wird die Relevanz der Rechtsmedizin fur die Analyse von Gewaltdelikten unmittelbar ersichtlich. Zugleich geben die Autoren einen beeindruckenden Einblick in die Moglichkeiten ihres Faches fUr die kri minalistische Autklarung. Weitere Disziplinen, die ma6geblichen Einfluss auf das Profiling besitzen, sind die Psychiatrie und die Psychologie. Auf welche Art und Weise Forschungen auf diesem Gebiet Fallanalytiker bei ihrer Arbeit zu un terstutzen vermogen, zeigt plastisch das Kapitel von Simone Ullrich und An dreas Marneros. In "Was ist das nur fUr ein Mensch, der so etwas tun konnte?" stellen sie eine empirische Studie vor, deren Ergebnisse hilfreich sein konnen, unbekannte Tater anhand ihres Deliktes zu beschreiben. Die Fallanalyse als Sachverstandigen-Gutachten vor Gericht steht in Deutschland erst am Anfang. Bislang gibt es nur sehr wenige Beispiele fur derartige Expertisen. Michael Bruns stellt in "Die Bedeutung der operativen Fallanalyse im Strafprozess" einen solchen Fall vor und zeigt grundsatzliche juristische Implikationen auf, ein pra zise formulierter Ausblick, der auch von Nicht-Juristen mit Spannung und Ge winn gelesen werden kann. Das Profiling als angewandte Disziplin muss sich naturlich immer auch an den Leistungen in der Praxis messen lassen. In "Fallanalyse im Einsatz" schildert Jens Hoffmann exemplarisch anhand von Kriminalfallen die Entwicklung, An wendungsgebiete und Methoden der Fallanalyse in Deutschland. Damit neue Ideen und Zugangsweisen eine Chance erhalten, sind Experten vonnoten, die es wagen, auch das Ungewohnliche auszuprobieren. Am Morddezernat Munchen setzen Kriminalbeamte in einem Pilotprojekt erstmalig die Profiling-Methoden des FBI in Deutschland ein. In "Neue Wege in der Ermittlungspraxis" berichtet Vorwort VII Udo Nagel iiber die Erfahrungen seines Teams, die maBgeblich zur bundeswei ten Einfiihrung der "Operativen Fallanalyse" beitrugen. Von der Neugierde und Bereitschaft der Ermittlungsbeamten vor art, durch das Profiling eine neue Per spektive auf einen bisher nicht losbaren Fall zu erhalten, erzahlt Hermann Friese. Sein "Protokoll einer Aufklarung" ist ein packender Bericht iiber die manchmal zermiirbende Jagd nach einem Serienvergewaltiger und die Hoff nung, die sich mit der Einfiihrung fallanalytischer Instrumente fiir die Polizei verbindet. Der Fall der Ermordung einer Frau in einem Dorf in Ostdeutschland steht im Zentrum des letzten Kapitels "Versionen eines Mordes". Detailliert zeichnet Stephan Lack die Ermittlungsarbeit und die Erstellung eines Taterpro fils nach, welches schlieBlich zur Identifizierung des Morders fiihrte. Gleichzei tig stellt er aufschlussreich den theoretischen Hintergrund der Untersuchungs planung und ostdeutscher Methoden der Verbrechensanalyse dar. Berlin, 2001 Cornelia Musolff Jens Hoffmann Inhaltsverzeichnis 1 Taterprofile und Fallanalyse Eine Bestandsaufnahme 1 C. Musolff Mythos 2 "Meine Mutter war eine Holmes" Uber Mythenbildung und die tagliche Arbeit der Crime-Profiler ... 37 J. Reichertz 3 Mythos und My thode Zur sozialen Symbolik von Serienkillern und Profilern . . . . . . . .. 71 S. Scheerer Theorie 4 Auf der Suche nach der Struktur des Verbrechens Theorien des Pro filings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 89 J. Hoffmann 5 Wege der Aufklarung Theorien und Methoden der Ermittlungspsychologie . . . . . . . . . . 127 1. Belitz 6 Tausend Spuren und ihre Erzahlung Hermeneutische Verfahren in der Verbrechensbekampfung ...... 151 C. Musolff 7 Facetten des Verbrechens Entwicklungen in der akademischen Tiiterprofilforschung ....... 181 A.Mokros X Inhaltsverzeichnis 8 Die Bedeutung rechtsmedizinischer Untersuchungsergebnisse bei der Erstellung von Fallanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 K. Piischel und J. Schroer 9 "Was ist das nur fur ein Mensch, der so etwas tun konnte?" Von der Individualisierung zur Typologisierung von Taterprofilen .. 257 S. Ullrich und A. Marneros 10 Die Bedeutung der operativen Fallanalyse im Strafprozess ...... 281 M.Bruns Praxis 11 Fallanalyse im Einsatz ........................... 305 J.Hoffmann 12 Neue Wege in der Ermittlungspraxis ................... 331 U. Nagel 13 Protokoll einer Aufldarung Der Ermittlungsgewinn durch ein Taterprofil bei der Suche nach einen Serienvergewaltiger ...................... 355 H. Friese 14 Versionen eines Mordes .......................... 371 S.Lack Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389