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Suburbanisierung in Deutschland: Aktuelle Tendenzen PDF

269 Pages·2001·14.83 MB·German
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Suburbanisierung in Deutschland Klaus Brake/Jens S. Dangschat/ Günter Herfert (Hrsg.) Suburbanisierung in Deutschland Aktuelle Tendenzen Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2001 Titelbild: Luftaufnahme von Leipzig, G. Herfert, Bildarchiv des IfL, Leipzig Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - ClP-Einheitsaufnahme ISBN 978-3-8100-3172-3 ISBN 978-3-663-11566-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-11566-3 © 2001 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 2001 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung au ßerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages un zulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Editorial Klaus Brake, Jens S. Dangschat und Günter Herfert Suburbanisierung in Deutschland - aktuelle Tendenzen. ... .............. ................................ 7 Suburbanisierung - theoretische Fragestellungen Klaus Brake Neue Akzente der Suburbanisierung Suburbaner Raum und Kemstadt: eigene Profile und neuer Verbund .............................. 15 Wolfgang Müller und Ruth Rohr-Ziinker Amerikanisierung der "Peripherie" in Deutschland? ............ ........................................... 27 Aspekte der Suburbanisierung Jiirgen Aring und Günter Herfert Neue Muster der Wohnsuburbanisierung ......................................................................... 43 Elmar Kulke Entwicklungstendenzen suburbaner Einzelhandelslandschaften...................... ................. 57 Martin Karsten und Hartmut Usbeck Gewerbesuburhanisierung - Die Tertiärisierung der suburbanen Standorte ............... ...... 71 Ulrich Hatz/eid Freizeitsuburhanisierung - Löst sich die Freizeit aus der Stadt? ...................................... 81 Markus Hesse Mobilität und Verkehr im suburbanen Kontext ............................................................... 97 Heinrich Mäding Suburbanisierung und kommunale Finanzen .......... ............ ........ ...... ....... ................... ...... 109 Regionale Beispiele der Suburbanisierung Wolf Beyer und Marlies Schulz Berlin - Suburbanisierung auf Sparflamme?!................................................................... 123 6 Inhalt Günter Herfert und Dietmar Röhl Leipzig - Region zwischen Boom und Leerstand ............................................................ 151 Andreas Kagermeier, Manfred Miosga und Klaus Schußmann Die Region München - Auf dem Weg zu regionalen Patchworkstrukturen ........................................................... 163 Ruth Bördlein Region Rhein-Main: Region ohne Grenzen? 175 Ti/man Harlander und Johann Jessen Stuttgart - polyzentrale Stadtregion im Strukturwandel................................................... 187 Hartmut Usbeck Die Thüringer Städtereihe - Suburbanisierung außerhalb der Agglomerationsräume ................................................... 201 Suburbia und Stadtregion - Gestaltung und Struktur Klaus R. Kunzmann Welche Zukünfte für Suburbia? Acht Inseln im Archipel der Stadtregion .......................................................................... 213 Achim Hahn Lebenswelten am Rand Interpretationen zum kulturellen Ausdruck von Wohnsuburbanisierung.......................... 223 Thomas Sieverts Jenseits von Zwischenstadt: Die Regionale als Mobile Ein Beitrag zu einer gestaltenden Regionalplanung ......................................................... 235 Michael Bose Raumstrukturelle Konzepte für Stadtregionen ................................................................. 247 Rainer Danielzyk und Axel Priebs Suburbia und stadtregionale Kooperation .............................. ... .... ......... .......... ...... .......... 261 Resümee Klaus Brake, Jens S. Dangschat und Günter Herfert Suburbanisierung in Deutschland .................................................................................... 273 Verzeichnis der Farbabbildungen S. 129-144................................................................... 281 Die AutorInnen ... ................. ......... ...................... ........... .... ........... ........ .......... .... ..... ... ..... 283 Suburbanisierung in Deutschland - aktuelle Tendenzen 1 Klaus Brake, Jens S. Dangschat und Günter Herfert Seit dem Ende der 1970er Jahre wurde das nehmen bislang ihre Standorte eher inner Thema der Suburbanisierung in Deutschland halb der Kernstädte bzw. verlagerten sie in nicht mehr umfassend und systematisch be deren Umland, so kommen neuerdings Un handelt (vgl. zuletzt ARL 1975; ARL 1978). ternehmen häufig auch von außerhalb der Dieses ist umso verwunderlicher, als zu Stadtregion direkt in das Umland. Des Wei nehmend allgemein von neuen Tendenzen in teren haben sich seitdem veränderte Wer der Suburbanisierung ausgegangen wird. Es temuster und Lebensstile ausgeprägt; sie scheint sich daher anzubieten, die gegen wirken sich insbesondere in den Bereichen wärtige Situation überblicksartig zusam Wohnen und Freizeit aus. menzufassen und in ihren Facetten zu analy sieren. Dieses ist der Anspruch des Buches. Erscheinungsformen ... Im Ergebnis ist auffällig, wie weit sich Orte Was hat sich verändert? im suburbanen Raum inzwischen funktional, ökonomisch, städtebaulich und sozial profi Wachsender Wohlstand, verbesserte Er liert haben. Damit ist ein Bedeutungswandel reichbarkeit, Engpässe der zentralen Stand verbunden, der sie als Standorte "voll orte dicht bebauter Stadtagglomerationen ständiger" werden lässt, was wiederum die und zunehmende Konkurrenz der Gemein zunehmende Attraktivität, den weiteren den untereinander haben dazu beigetragen, Ausbau der Verkehrswege und das wach das System unterschiedlicher Standortgunst sende Maß an funktionaler Autonomie be innerhalb von Agglomerationen zu verschie einflusst. ben. Anlässe sind veränderte Dispositionen Zwei Entwicklungen scheinen sich dort von Unternehmen, was ihre ökonomische zu überlagern. Im bislang schon suburbanen Logik, Standortpräferenzen und Flächennut Raum entwickeln sich ansatzweise, wenn zung anbelangt. Fanden die meisten Unter- auch auf einfacherem Niveau, klein- und mittelstädtische Zentrenqualitäten, wie sie als "gewachsene Kerne" für die Attraktivität Um die Qualität des Buches als Arbeitsmate des Lebens und W ohnens nicht unerheblich rial zu steigern, wurden insbesondere Gra sind. Die Grundstruktur bilden neue Kon phiken, Tabellen, Karten und Fotos - teilwei se auch in Farbe - in die Publikation aufge sumstandorte. Sie orientieren sich nicht nommen. Für deren kartographische Bear mehr allein auf die Versorgung des suburba beitung wie auch für die Unterstützung bei nen Raumes, sondern haben - in ihrem je der Vorbereitung und Erstellung der gesam weiligen Segment - inzwischen die ganze ten Publikation danken die Herausgeber dem Stadtregion im Blick; sie sind eher von den Institut für Länderkunde in Leipzig sehr herzlich. Gesetzen der Logistik bestimmt und dem- 8 Klaus Brake, Jens S. Dangschat und Günter Herfert entsprechend bevorzugt über Autobahn-Ab Suburbanisierung vorherzusagen. Dennoch fahrten erreichbar. Konsum bedeutet vor al ist noch immer relativ umstritten, inwiefern lem auch Erlebnis: Einkaufspassagen, Groß diese sich als "nachholende Modernisie kinos und Unterhaltungsparks stehen dafür. rung" oder aber als "Sonderweg" heraus Ergänzend entstehen hier zudem Büro-Cen stellen wird. Zwar ist es aufgrund der Re ter, Gewerbeparks sowie Forschungs- und gulation zur DDR-Zeit zu einem aufgestau Entwicklungseinrichtungen. ten Wunsch nach Eigentumsbildung und ei Zusätzlich greift die Suburbanisierung nem "Wohnen im Grünen" gekommen, je als "urban sprawl" auch in das weitere Um doch kann die Wohnsuburbanisierung nicht land hinaus, ohne im äußeren Bereich flä einfach als .. Überlaufphänomen der Kern chendeckende Siedlungsstrukturen auszubil städte" aufgefasst werden. Die rasante den oder gar dem planerischen Idealbild der Wohnbebauung im Umland lässt sich viel "dezentralen Konzentration" zu folgen. Im mehr im Wesentlichen aus der Logik von weiteren Hinterland wird nun ländlicher Steuervorteilen und der Eigentumsförderung Raum zunehmend suburbanisiert. Damit von Bund und Ländern erklären. schafft sich das Nach-außen-Drängen groß Ähnlich verhält es sich mit der gewerbli städtischer Dynamik, wie es seit der Indu chen Suburbanisierung. Hier ging es um strialisierung zu beobachten ist, eine noch strategische Entscheidungen, in bestimmten mals erweiterte Arena und einen "zweiten regionalen Märkten schnell präsent zu sein. Ring". Insbesondere im Lebensmittel-Einzelhandel Zugleich weisen aber auch die Kern ist es daher zu einem erheblichen Überange städte einen deutlichen Entwicklungsschub bot an Verkaufs flächen gekommen. Die auf, denn sie haben sich in ihrer Zentren Anlässe für eine Entwicklung auf der grünen funktion weiterentwickelt. Die Cities der Wiese boten insbesondere die unübersichtli Kernstädte prägen nach wie vor das Image che Eigentumssituation (Restitution), oft der Stadtregion als Orte gehobener Kultur, mals hochgradig kontaminierte Böden und der Vielfalt und Gegensätze bzw. des Um eine schlechtere Erreichbarkeit in den Innen gangs mit Fremden. Außerdem haben die städten sowie eine weitgehend abwesende Subzentren der Kernstädte ihre ei~enen regionale Raumplanung. Es entstanden da Standortqualitäten weiterentwickeln können; her in unmittelbarer Nähe zur Stadtgrenze sie stellen eine Alternative dar zwischen der und entlang von Ausfallstraßen häufig über funktionalen und städtebaulichen Schlicht dimensionierte Flächen für Supermärkte, heit mancher suburbanen Orte und den teil Büros, Handel, Ausstellungen und Hotels weise überfordernden Cities. sowie Wohngebiete, in denen nicht Selbst Vor allem zu diesen innerstädtischen nutzer bauten, sondern Renditeobjekte steu Subzentren stehen einige Umlandgemeinden ergünstig erstellt wurden, die heute, sofern nun in unmittelbarer Konkurrenz. Aufgrund noch nicht vermietet, häufig nur schwer ver ihrer neuartigen Angebotsstruktur können marktbar sind. auch von dort aus Fühlungsvorteile der Kernstadt z.T. wahrgenommen werden. Die ... im Zuge säkularer Entwicklungslinien ser Strukturwandel und Sichtwechsel von Suburbanisierung setzt sich mit den 1990er Aus den 1970er Jahren sind theoretische Jahren deutlich durch. Neben den Erschei Ansätze über Entwicklungsphasen von Ag nungsformen der Suburbanisierung haben glomerationen bekannt, überwiegend aus sich vor allem die Kontexte gewandelt, in den Niederlanden und Großbritannien (vgl. denen veränderte Anlässe sich konkret aus Klaasen et al. 1981; van den Berg 1987). wirken. Demnach nehmen Stadtregionen zunächst Für die Suburbanisierung in den neuen durch einen absoluten Zuwachs in den Kern Bundesländern treffen diese Bedingungen so städten an Bedeutung zu (Urbanisierung). nicht zu. Zu Beginn der 1990er Jahre war es Eine Phase, in der das Umland beständig an nicht schwierig, für sie eine zunehmende Wachstumsanteilen hinzugewinnt, beschert Suburbanisierung in Deutschland - aktuelle Tendenzen 9 dann den Kemstädten erst relative, dann abso denen Nutzen und Kosten bedarf bzw. lute Verluste (,Sub-Urbanisierung'). Schließ Transaktionskosten mit sich bringt, die ins lich verlieren Stadtregionen insgesamt an gesamt und in ihrer Zurechnung mit weniger Potenzial, vor allem zu Lasten der Bereiche Reibungsverlusten gestaltet werden müssen. außerhalb der Region (,Des-Urbanisierung'). Parallel beginnen Kemstädte, wieder an spe . .. mit neuartigen Konstellationen zifischer Wirtschaftstätigkeit und an Bevöl kerung hinzuzugewinnen (,Re-Urbanisie Die jüngere Phase der Suburbanisierung ist rung'). Empirische Daten belegten seiner insbesondere geprägt durch die vermehrte zeit, dass es in Europa Städte in den Phasen Ansiedlung von Arbeitsstätten im suburba der Urbanisierung, hauptsächlich der Subur nen Raum, darunter erstmalig auch produk banisierung und bereits auch der Des-Urba tionsorientierter Dienstleistungen. Jedoch nisierung gab, wobei die "forerunner" die handelt es sich überwiegend um solche, die sehr großen Städte in den Regionen waren, zwar auf die gesamte Stadtregion orientiert, die sehr frühzeitig industrialisiert wurden. aber nur auf geringer interaktive Kommuni Eine aktuelle Bilanz steht noch aus. kation angewiesen sind. Mit einer größeren Seit den 19 60er Jahren ist in West Anzahl an Arbeitsstätten erhöhen sich wie deutschland ein relativ stärkeres Wachstum derum die Möglichkeiten, komplexere Akti des Umlandes gegenüber der Kemstadt ein onszusammenhänge wie etwa zwischen Ar getreten, vielfach kam es auch zu absoluten beiten und Wohnen oder zwischen verschie Verlusten der Kemstädte. Die Suburbanisie denen Freizeit-Aktivitäten auch innerhalb rung hat sich sei t den 1980/90er Jahren in des suburbanen Raumes selbst wahrzuneh ihren quantitativen Ausmaßen und Reich men. Insofern verändern sich die Mobili weiten fortgesetzt, keineswegs dramatisch, tätsmuster: Tangential- und Querbeziehun jedoch stetig. Die gegenläufigen Trends gen im Außenbereich nehmen zu. und be zwischen Kemstadt bzw. Umland bezüglich stimmte Umlandgemeinden werden Zielorte der Zahl und der sozialen Zusammensetzung von Pendelmobilität, auch für Arbeitnehmer der Bevölkerung, der Arbeitsplatzentwick aus der Kemstadt. lung und der Wertschöpfung haben sich Die neue funktionale Zuordnung von überwiegend verstärkt. Gleichzeitig scheint Wohnen und Arbeiten erleichtert die Anla die Binnenheterogenität sowohl der Kern gerung von Versorgungs-, Freizeit- und Kul städte wie auch die des suburbanen Umlan tureinrichtungen. Damit kann eine Attrakti des jeweils in Form residenzieller Segrega vität einzelner Umlandgemeinden gesteigert tion und funktionaler Differenzierung zuge werden, die eher einem "städtischen Lebens nommen zu haben. stil" entspricht. Der weitere Verlauf der Suburbanisie Die zunehmende Eigenständigkeit su rung wird sich - was Ansiedlungsdruck und burbaner Orte lässt sich als eine "Emanzi siedlungsstrukturelle Effekte anbelangt - pation von der Kemstadt" interpretieren. nicht primär durch Quantensprünge aus Phänomene, die bislang der Stadt zugerech zeichnen: Relative Schrumpfungstendenzen net wurden, lassen sich zunehmend auch in von Stadtregionen und ein ausgeprägterer Umlandgemeinden feststellen. Zugleich sind Gestaltungswille, auch im Zusammenhang Reurbanisierungs-Tendenzen von Kernstäd mit Nachhaltigkeit, hilden Eckpunkte dafür. ten zu beobachten. Mit einer solchen Profi Jedoch wird sich die Binnenheterogenität lierung einzelner Teilräume würde sich eine der Kemstadt und der suburbanen Gemein Stadtregion als ein Raum darstellen, der von den weiter ausprägen. Und immer deutlicher tradierten Betrachtungsweisen deutlich ab werden die Aufgaben der Steuerung: Sie weicht: auf dem Weg zu einem multizentri hängen - wie etwa an den Kommunal-Fi schen "Gesamt-Standort"? nanzen ablesbar - damit zusammen, dass ei ne zunehmend komplexere Stadtregion einer rationaleren Behandlung der damit verbun- 10 Klaus Brake, Jens S. Dangschat und Günter Herfert ... und mit unbefriedigenden Erklärungen Fragen Die neuartige Situation von Suburbanisie Ein ganzes Bündel von Fragen zur Suburba rung wird zwar vielfach beschworen aber nisierung in Deutschland ergibt sich, die für auch kontrovers charakterisiert. Für das zwi die jüngere Vergangenheit kaum systema schenräumliche "Nichts" funktionaler Kon tisch beantwortet wurden. Überlagern sich sistenz und städtebaulicher Gestaltung in hier Formen weitergehender Des-Urbanisie den Übergängen von Kernstadt bzw. Um rung und beginnender Re-Urbanisierung? land wurde der Begriff der ,,Zwischenstadt" Welche Rolle spielen Dezentralisierung und geprägt (Sieverts 1998). Die zunehmende Neu-Formung branchenspezifischer Cluster Verstädterung des Umlandes wird vereinzelt industrieller Arbeitsplätze für andere Wirt auch als "Postsuburbanisierung" hingestellt. schaftsbereiche (unternehmensbezogene Um allerdings das zutreffend zu charakteri DienstIeister, vorgeblich standortunabhängi sieren, was denn "post" Suburbanisierung ge Betriebe der "new economy" oder des E abläuft, wäre jedoch gezielt Bezug zu neh Commerce etc.)? Wie verhalten sich hiesige men auf die Verstädterung, die inzwischen Tendenzen einer Urbanisierung des (alten) jenseits des ehemals suburbanisierten Rau suburbanen Raums zu "edge cities" in den mes, im noch ländlich geprägten "Hinter USA? Was bedeutet eine "Emanzipation des land" stattfindet. Auch wurde vom "Ver suburbanen Raumes" im Kontext seiner schwinden der Städte" gesprochen (vgl. Stadtregion? Wie selbstständig wäre er ein Krämer-Badoni 1997), worunter aber vor zuschätzen? Und welche Rolle spielen die allem wohl der Bedeutungsverlust der Kern Kernstadt bzw. andere Teilgebiete des su stadt als "europäische Stadt" verstanden burbanen Raums im Bild eines "Gesamt wird. Standortes"? Diese zugespitzte Thematisierung unter Wie tragfähig ist der neu auftretende Ge schiedlicher Akzente von Suburbanisierung, staltungswille einzuschätzen? Sei es, weil die auf jeweils eigene Verlaufsformen ab das "Funktionieren" der Region sicher- oder hebt, hat dennoch kaum dazu geführt, empi wiederhergestellt werden soll, sei es, um risch mehr über die Verschiebungen und Ziele der Nachhaltigkeit in der Region zu er Verhältnisse zwischen den Kernstädten und füllen oder - soweit die Kernstadt selbst ei dem Umland zu erfahren. Nicht einmal das ne Metropolfunktion übernimmt - mit Blick Interesse von Freizeit-Großindustrie bzw. auf internationale Konkurrenzfahigkeit. Wie Einzelhandel, in diesen weitgehend unge verhält er sich dazu, dass die Umlandge ordnet entwickelten Gebieten zu agieren, hat meinden den Wettbewerb nicht nur gegen systematische Analysen der Umlandregio über der Kernstadt, sondern insbesondere nen nach sich gezogen. Ebenso wurde die untereinander forcieren? zunehmende Attraktivität innenstadtnaher Zu vertiefen ist auch, inwieweit mit ent Mischgebiete insbesondere für "new gene sprechend kooperativen Strukturen der Poli rations" als eine Gegentendenz zur Suburba tik und Verwaltung die Entwicklung von nisierung kaum zu einer Analyse der Wech Stadtregionen gesteuert werden kann. Dar selbeziehungen zwischen Kernstadt und über gibt es unterschiedliche Positionen: Ei Umland weitergeführt. Auch die neue Be nerseits wird dafür plädiert, einer zu raschen deutung der Region - sei es unter der Glo und intensiven Verlagerung der Schwerge balisierungs-Rhetorik als Grundeinheit zur wichte in das Umland deutlich gegenzusteu Vernetzung in strategischen Allianzen, sei ern, um Kontinuität zu wahren bzw. "ameri es unter den Zielen der Nachhaltigkeit als kanische" Verhältnisse zu vermeiden. Ande kleinster geeigneter Einheit für "vor-Ort" rerseits wird darauf hingewiesen, dass Su Konzepte, hat die Aufmerksamkeit kaum burbanisierung als Ausdrucksform markt intensiver auf die Suburbanisierung gelenkt. wirtschaftlicher Prozesse der Standortfin dung zwar nicht unterbunden werden kann, der Wandel jedoch gestaltet werden sollte. Suburbanisierung in Deutschland - aktuelle Tendenzen 11 Über das Buch nerhalb dieser Segmente beschrieben und in ihren Auswirkungen auf Suburbanisierungs Mit diesem vorliegenden Buch sollen die prozesse eingeordnet. Im nächsten Teil soll neuen Entwicklungen und Tendenzen der anhand ausgewählter Fallstudien das Zu Suburbanisierung zur Diskussion gestellt sammenwirken dieser Aspekte im Kontext und die offenen Fragen bearbeitet werden. konkreter Stadtregionen untersucht werden. Anhaltspunkte sind zum einen diejeni Am Beispiel von Berlin, Leipzig, der Thü gen allgemeinen Veränderungen, die länger ringer Städtereihe und München geht es ins schon angelegt sind ("Strukturwandel") und besondere um die Kernstadt-Umland-Be die in den 1990er Jahren unverkennbar zum ziehungen, in den Regionen Rhein-Main und Ausdruck kommen, und zum anderen dieje Stuttgart vor allem um Aspekte polyzentra nigen Verlaufs formen von Suburbanisie ler Stadtregionen. Die Fallstudien geben rung, die sich seit 1990 unterschiedlich vor darüber hinaus Hinweise darauf, wie die allem in West- bzw. Ostdeutschland dar Herausforderungen der weitergehenden Su stellen. burbanisierung wahrgenommen werden und Die zentralen Fragestellungen dieses mit ihnen umgegangen wird. Dieses bildet Bandes richten sich auf die Überleitung zum abschließenden Block von Beiträgen, in denen die Steuerung der • die Ursachen des Suburbanisierungspro Stadtregion zum Thema gemacht wird, um zesses, d.h. auf die Gründe, warum die die innere Kohäsion ebenso wie die Wett gegenwärtige Art der räumlichen Orga bewerbsposition der gesamten Region weiter nisation in der oben umrissenen Weise zu entwickeln. In dem abschließenden Re das Umland der Kernstädte erfasst; sümee werden dann noch einmal die über • die Kräfte, d.h. das raumbezogene Han greifenden Resultate zusammengefasst und deln der institutionellen und individuel weiterführende Fragen formuliert. len AkteurInnen, insbesondere im Zuge von Entscheidungen für Standorte inner halb von Stadtregionen; Literatur • die raum- und zeitgebundenen Kontexte als konkrete historisch/kulturelle Situa ARL (= Akademie für Raumforschung und Lan desplanung) (Hrsg.) (1975): Beiträge zum tionen vor Ort, in denen sich Standort Problem der Suburbanisierung. Forschungs wahl und Flächennutzung ausformen; und Sitzungsberichte, Bd. 102. Hannover. • die Erscheinungsformen der Suburbani ARL (Hrsg.) (1978): Beiträge zum Problem der sierung, d.h. die jeweiligen physischen, Suburbanisierung (2. Teil). Ziele und Instru Wirtschafts- und Sozialstrukturen der mente der Planung im suburbanen Raum. Region, deren funktionale und soziale Forschungs- und Sitzungsberichte, Bd. 125. Hannover. Netzwerke sowie spezifische Kulturen. Berg, L. van den (1987): Urban Systems in a Dy namic Society. Aldershot. Nach einem theoriegeleiteten Auftakt mit Klaassen, L. H. et al. (1981): Transport and Blick ebenso in unsere Geschichte wie auch Reurbanisation. Aldershot. auf einen ganz anderen kulturellen Kontext Krämer-Badoni, Th. u. P. Petrowsky (Hrsg.) sollen die neuen Entwicklungen der Subur (1997): Das Verschwinden der Städte. Uni versität Bremen (KUA), ZWE "Arbeit und banisierung nach zentralen Aspekten wie Region". Wohnen, Einzelhandel, Gewerbe, Freizeit, Sieverts, T. (1998): Zwischenstadt. Zwischen Ort Verkehr und Finanzen untersucht werden. und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land. Hier werden die veränderten Tendenzen in- BraunschweiglWiesbaden (2. Aufl.).

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Das Buch ist die erste systematische und zusammenfassende Darstellung der Suburbanisierungsproblematik in Deutschland seit den 70er Jahren. Der Suburbanisierungsprozess in Deutschland hat in den 90er Jahren wieder eine hohe Aktualität erfahren. Neue Erscheinungsformen, Ursachen und Akteure sowie ne
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