Januar 2016 www.studentenpack.de 2 — Editorial The Interview Frohes Neues! Wir hoffen, ihr seid gut Unseren ersten Versuch in Richtung Buzz- reingerutscht und habt noch ein wenig feed (man muss ja noch Vorbilder haben) Zeit vor dem Lernstress. Diese Zeit könn- machen wir mit unserer Wahl zum Un(i)- tet ihr nutzen um das neue Studenten- wort des Jahres (Der Gewinner wird euch PACK zu lesen, in dem euch der Präsident auf Seite 18 überraschen) und mit un- der Uni im Interview (Seite 8) versichert, glaublichen Fakten über unsere Uni. Im dass ihr auf dem Campus einen Platz zum Ernst, wusstet ihr, dass die Uni mal einen lernen finden werdet, wenn nicht, ist er Zoo hatte (Seite 15)? euer Ansprechpartner. Neben dem gro- Abgerundet wird die Ausgabe mit ei- ßen Präsidenteninterview haben wir uns nem Bericht über die KoMa, die letzten mit Rassismus beschäftigt. Eine Umfrage November stattfand (Seite 25). hat festgestellt, dass es an der Uni Lübeck Natürlich gibt es wie immer einen Co- überdurchschnittlich häufig zu rassisti- mic, eine Kolumne und Gremienberichte schen Vorfällen kommt (Seite 4). zu lesen. Wer über das Titelbild staunt, Es geht auch mal wieder um Geld: sollte wissen, dass es unser Redakteur Falschgeld. Was macht man eigentlich, Henrik gemalt hat und ja, es ist tatsächlich wenn man bei genauerer Betrachtung fest- ein Ölgemälde. stellt, dass man einen falschen Zwanziger Wir wünschen viel Spaß, Erfolg bei den untergejubelt bekommen hat (Seite 20)? Klausuren und natürlich einen tollen Start ins Jahr 2016... …eure StudentenPACKer Impressum Design und Satz Das StudentenPACK erscheint während der Vorlesungszeit meist monatlich mit Johann Mattutat einer Auflage von 500 Stück im Eigenver- Kontakt lag des AStA der Universität zu Lübeck und wird unentgeltlich abgegeben. AStA der Universität zu Lübeck in 23538 Lübeck Redaktion Telefon: 0451 3 05 04 39 Fabian Schwarze (V.i.S.d.P.), Albert [email protected] Piek, Annika Munko, Florian Berberich, www.studentenpack.de Henrik Bundt, Johann Mattutat, Johan- Druck nes Zanken, Lukas Ruge, Nina Denker Mitarbeiter an dieser Ausgabe Anne Zbikowski, Benjamin Eurich, Jonah Goldyn, Philipp Bohnenstengel, Philip Queßeleit, Sonja Jäckle Gremien und Gruppen — 3 Der Unichor bei seinem Probenwochenende im Sommer. Foto: Kris Schneider Konzert Der Unichor stellt sein Semesterprogramm vor. Tage, die die Welt verändern von Sonja Jäckle. gen, unter anderem „Call of Wisdom“ und „Fyer Fyer“. In diesem Semester erarbeiteten wir mit Am Sonntag, den 14. Februar um 17 unserem neuen Chorleiter Thimo Neu- Uhr habt ihr die Gelegenheit, euch für 4 mann ein vielseitiges Programm. Und Euro (Normalpreis: 8 Euro) im Dom zu nein, dieses Mal handelt es sich nicht aus- Lübeck dieses spannende Programm an- schließlich um ein geistliches oder kirch- zuhören. Karten sind an den bekannten liches Werk, wie es für gewöhnlich in den Vorverkaufsstellen im Pressezentrum, an letzten Semestern der Fall war. Diesmal der Konzertkasse im Hause Hugendubel besteht unser Programm aus einer Aus- sowie im Klassik Kontor erhältlich. Außer- wahl verschiedener englischer Stücke. dem könnt ihr am Dienstag und Donners- Das Hauptstück „Five Days that Chan- tag vor dem Konzert in der Mensa und im ged the World“ von Bob Chilcott werden Zentralklinikum von 12 bis 14 Uhr Karten wir zusammen mit Klavier und Pauke erwerben. aufführen. Dieses Werk besteht aus fünf Wer an dem Sonntag verhindert ist, hat einzelnen Teilen, in denen je ein Tag cha- die Möglichkeit, das Konzert schon am rakterisiert wird: Die Erfindung des Buch- Samstag, den 13. Februar um 17 Uhr in drucks, die Abschaffung der Sklaverei, der Hamburg-Duvenstedt in der Cantate-Kir- erste motorisierte Flug, die Entdeckung che zu besuchen. Der Eintritt ist frei, um des Penicillins und der erste Mensch im Spenden wird gebeten. Wir freuen uns auf Weltall. Zudem werden wir weitere Stü- euch! cke aus den verschiedensten Epochen sin- 4 — Uni-Intern Rassismus Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage geben zu denken. Wir sind alle keine Rassisten, aber... Foto: Lukas Ruge von Henrik Bundt. nen Leib erfahren, 8% sogar physische. Die Resultate der jüngsten Umfrage bestätigen Wir haben ein Problem. Ein Problem, das dies. Bundesweit sind es im Vergleich 8%, viele von uns womöglich gar nicht wahr- die verbale, und 3%, die physische Atta- nehmen, weil sie das Glück haben, dass cken erlebt haben. Auch das ist noch im- man es ihnen ansieht, in einem der wohl- mer zu viel, im Vergleich zu Lübeck jedoch habendsten und freiesten Länder der Welt deutlich weniger. All diese Zahlen sind üb- geboren worden zu sein. Ein Umfrage im rigens in den veröffentlichten Umfrageer- Sommer vergangenen Jahres, durchge- gebnissen nachzulesen. führt in Zusammenarbeit verschiedener In- Rassismus als Alltag stitutionen der Universität hatte das Ziel, die Ergebnisse einer früheren Erhebung Auch die übrigen Zahlen sind erschre- des Deutschen Akademischen Austausch- ckend. 69% der insgesamt 115 befragten dienstes zu überprüfen. Leider mit ernüch- Studierenden mit Migrationshintergrund terndem Ergebnis. Die Studie des DAAD oder ausländischen Studierenden geben von 2014 hatte ergeben, dass es in Lübeck an, dass sie das Gefühl haben, dass ihnen überdurchschnittlich häufig zu schweren wegen ihres Aussehens, ihrer Herkunft verbalen und physischen Attacken gegen oder ihrer Religion bestimmte Eigenschaf- ausländische Studierende oder solche mit ten zugeschrieben werden, und noch im- Migrationshintergrund kommt. 15% aller mer die Hälfte fühlt sich aufgrund dessen ausländischen Studierenden oder Studie- anders behandelt als Studierende ohne render mit Migrationshintergrund haben Migrationshintergrund. bereits schwere verbale Angriffe am eige- Uni-Intern — 5 Das Bedauerliche hieran ist, dass solche anderen wurde aufgrund seiner Hautfarbe Dinge oft nicht böse gemeint sind und häu- eine Wohnung verweigert und stattdessen fig sogar unabsichtlich geschehen. Aber eine in einem anderen Stadtteil angeboten. auch wenn man in einer Unterhaltung Dies passt zu Berichten, dass ausländische überlegt, ob man bestimmte Themen aus Studierende in Wohnheimen gezielt in Rücksicht lieber vermeidet oder anders dieselben WGs gesteckt werden. Auf diese anspricht, ist dies noch immer durch ein Weise wird eine gute Integration kaum ge- Vorurteil bestimmt und wirkt auf das Ge- lingen. Selbstverständlich sind die erschüt- genüber womöglich diskriminierend. Ein ternden Ergebnisse der Umfragen nicht Klassiker ist auch die Frage „Wo kommt ausschließlich auf diese Arten des All- deine Familie eigentlich wirklich her?“. tagsrassismus zurückzuführen, sonst wür- Viele Studierende beklagen auch, von ih- den kaum so viele von massiven verbalen ren Kommilitonen gemieden zu werden oder gar physischen Attacken berichten. und bei Gruppenarbeiten wegen ihrer Die verbalen Angriffe reichen hierbei von vermeintlich schlechten Sprachkenntnis- flüchtigen Bemerkungen hin zu offenen se nur schlecht Anschluss zu finden. Und Beschimpfungen und dem Beklagen man- manchmal sind es sogar positive Klischees, gelnder „Rassenreinheit“. Und nicht selten wie das des disziplinierten Chinesen oder genug enden solche Konflikte dann in phy- des überpünktlichen Deutschen, die am sischer Gewalt. meisten stören. Auch wenn diese gut oder Nicht wegsehen! scherzhaft gemeint sind, reduzieren sie die Betroffenen doch auf ihre Herkunft und Interessant ist in diesem Zusammenhang Abstammung. Nicht jede Art des Rassis- auch, wie sich deutsche Studierende ohne mus ist aggressiv oder abweisend – ist und Migrationshintergrund verhalten, wenn bleibt aber trotzdem rassistisch. Dies mag sie Zeugen solcher Ereignisse werden. 27% jetzt nach übermäßiger politischer Kor- gaben an, diese Arten der offenen Diskri- rektheit klingen, aber oft sind es eben die minierung bereits beobachtet zu haben, kleinen Dinge, die den größten Ausschlag davon haben sich nur 43%, also weniger geben. als die Hälfte, eingemischt. Die meisten Andere Formen des Alltagsrassismus davon haben versucht, verbal zu schlich- sind wesentlich signifikanter. So berich- ten und die Situation zu deeskalieren, ten 38% der ausländischen Studierenden andere holten die Polizei und setzten die und 12% der deutschen Studierenden mit Täter sogar fest, bis diese eingetroffen ist. Migrationshintergrund von Schwierig- Mehr als die Hälfte der Befragten tat je- keiten bei der Wohnungssuche. Bei den doch gar nichts. Sie ignorierten die Situa- Deutschen ohne Migrationshintergrund tion vollkommen oder gingen eilig weiter. ist es dagegen nur 1%. Einige dieser Fäl- Einige gaben an, dass die Situation nicht le mögen auch auf rechtliche Unsicherheit bedrohlich genug gewesen sei, um eine zurückzuführen sein, weil beispielswei- Einmischung nötig zu machen, oder dass se unklar ist, wie das mit der Bürgschaft es sich um eine Lappalie handelte. Aber funktioniert. Allerdings sollte man die Si- selbst oder gerade dann ist es wichtig, sich tuation nicht verharmlosen. So berichtet deutlich zu positionieren und ein Signal zu ein Studierender beispielsweise, dass eine senden, dass man so etwas nicht duldet. potentielle Nachmieterin allein wegen ih- Einerseits, um das Opfer zu unterstützen, res Nachnamens gar nicht erst zur Woh- andererseits, damit der Täter das nächste nungsbesichtigung geladen wurde. Einem Mal vielleicht besser überlegt, ob seine 6 — Uni-Intern Äußerungen angebracht sind oder nicht. sich als Ansprechpartner anzubieten. Die meisten, die nicht halfen, taten dies je- Unabhängig davon, ob die Opfer über doch aus Angst. Aus Angst davor, selbst in ihre Erlebnisse sprachen, haben diese je- den Fokus der Täter zu geraten oder phy- doch oft unmittelbare Auswirkungen auf sisch angegriffen zu werden. Dies mag in ihr Wohlbefinden und sogar ihre Studien- einigen Situationen ein gültiges Argument leistungen. Weit über die Hälfte, 64,9% sein, zum Beispiel wenn man allein einer gibt an, dass sich rassistische Erfahrungen Gruppe gegenübersteht. Doch selbst dann auf ihr Befinden und Verhalten ausgewirkt könnte man noch immer die Polizei rufen. haben. Die meisten grübelten viel über Im normalen Alltag jedoch, wenn ein das Erlebte nach und fühlten sich nieder- Fahrgast den schwarzen Busfahrer be- geschlagen. Andere vermieden bestimmte schimpft, ein Freund nicht in den Club Orte und Situationen oder änderten ihre gelassen oder ein Mensch mit Migrations- Lebensführung, womit der Rassismus, dem hintergrund auf offener Straße beleidigt sie ausgesetzt waren, also direkt ihr freies wird, gibt es kaum eine Entschuldigung, Leben in unserem hoch geschätzten Land sich nicht einzumischen. Wenn wir in die- beeinträchtigt hat. Ein Teil fürchtete sogar sen Momenten nicht klar Stellung bezie- massiv um die eigene Sicherheit. Weniger, hen und den Opfern helfen, gibt es wenig aber noch immer ein knappes Drittel der Hoffnung, dass sich in naher Zukunft et- Befragten, erzählt von negativen Folgen auf was bessern wird. Jeder sollte sich einmal das eigene Studium. Aufgrund von Nieder- selbst fragen, wie er oder sie in solchen Si- geschlagenheit und Konzentrationsschwie- tuationen handeln würde. Und dann über- rigkeiten oder weil sie sogar bestimmte legen, ob man mit der Antwort zufrieden Lehrveranstaltungen gemieden haben, hat ist. sich bei vielen die Leistung verschlechtert oder das Studium verzögert. Eine Person Von Niedergeschlagenheit bis zum hat wegen ihrer negativen Erfahrungen so- Studienabbruch gar das Studienfach gewechselt. Auch hier Studierende, die Opfer von solchen Atta- ist es die Aufgabe der Universität und der cken werden, sprechen nur selten darüber Lehrenden, solche Probleme zu erkennen mit denjenigen, deren Aufgabe es wäre, und ihnen rechtzeitig entgegenzuwirken. dagegen vorzugehen. Nur etwas mehr als Aber nicht nur. Vor allem liegt es auch bei die Hälfte hat überhaupt mit jemandem den Kommilitonen und Kommilitoninnen, über diese Erfahrungen gesprochen und ihren Mitstudierenden zu helfen und ihnen dann meist mit Kommilitonen oder Freun- beizustehen, wenn sie bemerken, dass et- den außerhalb der Uni und der Familie. was nicht stimmt. An dieser Stelle sollte Von den Befragten wandte sich keiner an man sich erneut fragen, ob man mit sei- das Dezernat für Chancengleichheit und nem eigenen Verhalten uneingeschränkt Familie, die Studiengangsleitung, ihre zufrieden sein kann. Mentoren oder den Psychosozialen Dienst. Ein einsamer Abend der Vielfalt Einer der Gründe hierfür ist wohl, dass vie- le dieser Einrichtungen unter den Studie- Welche Lehren wird die Universität aus renden kaum bekannt sind. Und bei den all dem ziehen? Dass etwas getan werden Bekannten ist es zum Teil offenbar nicht muss, darin sind sich alle einig. Auch Prä- klar, ob und wie diese helfen können. Hier sident Hendrik Lehnert sieht den Hand- ist ganz eindeutig die Uni gefragt, aktiv lungsbedarf groß. Erste Maßnahme war auf die Studierendenschaft zuzugehen und der Abend der Vielfalt am 2. Dezember Uni-Intern — 7 Der Abend der Vielfalt sollte zur Diskussion anregen. Der Saal war jedoch nicht einmal halb gefüllt. Foto: Jannik Klingert letzten Jahres. Als ein Abend, der die sendet, der sich offen gegen die Aufnahme breite Masse auf das Problem aufmerk- von Flüchtlingen ausspricht, den Sturz der sam machen und zur Diskussion anregen Bundeskanzlerin fordert und ob der ge- sollte, hat dieser aber leider versagt. Der stiegenen Zuwanderung die Verdrängung Hörsaal eins des Audimax war nicht ein- der christlich-abendländischen Kultur mal zur Hälfte gefüllt, und einen Großteil prophezeit kann sich einmal jeder selbst der studentischen Zuhörerschaft machte überlegen. Weitere von der Universität der Unichor aus. Das ist sehr schade, da geplante Maßnahmen sind unter anderem der Vortrag von Hauptrednerin Noah Sow ein neues Merkblatt für Erstsemester in durchaus sehr interessant war und einige dem beschrieben wird, wie man sich in be- Aspekte angesprochen hat, über die bis- stimmten Situationen verhalten sollte und her wohl nur die wenigsten nachgedacht an wen man sich wenden kann, Kurse zu hatten. Man kann der Uni auch nicht interkulturellem Training und inter- und vorwerfen, zu wenig Werbung für diesen transkulturellem Lehren, sowie weitere Abend gemacht zu haben. Vielmehr wäre Schritte, die derzeit noch dabei sind Ge- ein wenig mehr Interesse und Engagement stalt anzunehmen. All das sind Schritte in der Studierendenschaft wünschenswert die richtige Richtung, aber trotzdem darf gewesen. Aber auch die Universität macht man sich weder darauf ausruhen, noch in dieser Sache sicherlich noch nicht alles die Verantwortung allein bei der Universi- richtig. tätsverwaltung sehen. Letztlich muss sich Unter anderem sprach Noah Sow von jeder selbst fragen, wie er oder sie zu ei- Signalen, die eine Institution wie eine Uni- ner Verbesserung der Situation beitragen versität auch unterschwellig an ausländi- kann. Dass über das Problem Rassismus sche Studenten oder solche mit Migrati- offen gesprochen wird, ist dabei nur der onshintergrund senden kann. Was für ein erste Schritt. Signal beispielsweise ein Honorarprofessor 8 — Titel Ein Jahr nach seinem Amtsantritt haben wir beim Präsidenten nachgefragt, wie es denn so läuft. Foto: Annika Munko Interview Präsident Lehnert über Platzmangel, Rassismus, Stiftungsgelder und den Namen der Uni. „Den Handlungsbedarf sehe ich als hoch“ Das Interview wurde per E-Mail ge- PACK: Welche uni-internen Ereignisse aus führt. dem letzten Jahr sind Ihnen besonders in Er- innerung geblieben? StudentenPACK: Inzwischen ist Ihr erstes Jahr als Präsident der Uni Lübeck zu Ende Lehnert: Ein wichtiges internes Anliegen gegangen, haben Sie sich in diesem Jahr gut ist uns gewesen, bei aller Dynamik, die die in das Amt eingefunden? Entwicklung der Universität derzeit prägt, immer auch für diejenigen da zu sein, die Hendrik Lehnert: Ja, unbedingt. Ich fühle neu hinzukommen. Das gilt natürlich, wie mich in dem Amt sehr wohl. Wie gut ich in jedem Jahr, für die Erstsemesterbegrü- mich dann tatsächlich eingefunden habe, ßung und die Vorwoche zum Studienbe- müssen natürlich andere beurteilen. Titel — 9 ginn. Wir konnten die Einführungsange- PACK: Wie viele Stiftungsgelder wurden bis bote 2015 nochmals deutlich ausweiten, Ende des Jahres 2015 eingeworben? nicht zuletzt dank der zusätzlichen Bundes- mittel aus dem „Qualitätspakt Lehre“, für Lehnert: Die Gesamtsumme der 2015 dessen zweite Förderperiode 2016 – 2020 durch die Stiftungsuniversität eingewor- wir gerade ebenfalls die Zusage erhalten benen Fördermittel beträgt aktuell 2,35 haben. Unsere besonderen Anstrengungen Millionen Euro. Die Förderer des ersten müssen in der aktuellen Lage der Qualifi- Jahres waren namentlich die Possehl-Stif- zierung und Integration studieninteressier- tung, die Jürgen-Wessel-Stiftung, das ter Flüchtlinge gelten. Hierzu haben wir in Lübecker Software- und Beratungsunter- den letzten Wochen ein umfassendes Kon- nehmen Mach AG, die Parcham’sche Stif- zept erarbeitet und umgesetzt. Aber unser tung, die Kaufmannschaft zu Lübeck, die „Willkommen“ gilt selbstverständlich in Hans-Heinrich-Otte-Stiftung sowie ein ho- gleicher Weise allen Mitarbeiterinnen und hes testamentarisches Vermächtnis. Wei- Mitarbeitern, die wir mit unseren neuen tere Zusagen stehen unmittelbar vor der Angeboten auf der Plattform NEW („New Umsetzung. Employees Welcome“) begrüßen. Den neu PACK: Im Interview im April 2014 sagten an die Universität berufenen Professorin- Sie, es sollen mehr Forschungseinrichtungen nen und Professoren haben wir erstmals auf den Campus geholt werden. Gab es Er- gemeinsam mit der „Gesellschaft zur Be- folge? förderung gemeinnütziger Tätigkeit“ einen Empfang in der Stadt bereitet. Und dann Lehnert: Ganz sicher. Sehen Sie sich nur natürlich unsere Forschungserfolge – aber an, wie eindrucksvolle Neubauten in den dazu kommen wir ja noch. vergangenen Monaten entstanden sind. Wer einige Zeit nicht auf dem Campus PACK: Das große Projekt des letzten Jahres war, braucht einen Wegbegleiter. Und die ist sicherlich die Umsetzung der Stiftungs- vielen Kräne zeigen, wie viel noch weiter universität. Wo steht die Stiftungsuniversität hinzukommen wird. Die Highlights aus heute? dem vergangenen Jahr sind die Eröffnung Lehnert: Wir haben zusammen einen ful- des Forschungsneubaus für die Fraunho- minanten Start der Stiftungsuniversität fer-Einrichtung für Marine Biotechnologie erlebt. Der Stolz und die Freude über das und die Grundsteinlegung für das Zentrum gemeinschaftlich erreichte Ziel kamen in für Infektions- und Entzündungsforschung vielen persönlichen Statements zum Aus- Lübeck (ZIEL) neben dem CBBM-Gebäu- druck, die wir in den ersten Wochen 2015 de. Aber auch vergleichsweise kleinere auf der Homepage der Universität veröf- Baumaßnahmen wie die Erweiterung des fentlicht haben. Inzwischen ist in zahlrei- GründerCubes markieren wichtige Ent- chen konkreten Projekten spürbar, dass wicklungsfortschritte wie in diesem Fall diese Kraft des Neuanfangs weiter trägt für den Brückenbereich Entrepreneurship und in sichtbare Ergebnisse umgesetzt zwischen Universität und Fachhochschule wird. Wir haben ein erfolgreiches Fundrai- und unseren Weg zum Gründercampus. sing aufgebaut. Die Resonanz von außen PACK: Im Februar haben Sie Ziele bis zum zeigt uns, dass die Stiftungsuniversität uns Jahr 2025 festgelegt, wie beispielsweise eine eine gesteigerte Aufmerksamkeit und ein Studierendenzahl von 5000 oder die Fertig- hohes Maß an Zuwendung und Unterstüt- stellung von Forschungsgebäuden für Entzün- zung einbringt. 10 — Titel dungsforschung und Medizintechnik sowie Lehnert: Die Einrichtung der Par- ein Haus der Lehre. Nun wird schon jetzt das cham-Lounge ist für das kommende Früh- CBBM ein Jahr verspätet eröffnet. Sind die jahr geplant. Weitere außerplanmäßige Ziele noch erreichbar? Maßnahmen hängen nicht zuletzt vom Einwerben der dafür erforderlichen Mittel Lehnert: Für die Forschung zu bauen, ge- ab. hört in der Planung wie auch in der Re- alisierung zum anspruchsvollsten Bauen PACK: Wenn es keine Räume für die Studie- überhaupt. Unerwartete Verzögerungen renden gibt, warum dann überhaupt die Be- lassen sich dabei nie ganz ausschließen. mühung, mehr Studierende an die Uni zu ho- Die Ursachen, die beim CBBM eine Rolle len? Wäre es nicht sinnvoller, innezuhalten? gespielt haben, waren klar lokalisierbar Oder anders gefragt: Wo sollen wir eigentlich und begrenzt, sodass das Gesamtprojekt zu im Februar alle für die Klausuren lernen? keinem Zeitpunkt behindert gewesen ist. Manchmal dauert es ein wenig länger in Lehnert: Ein Innehalten hieße, angesichts Schleswig-Holstein – was nicht immer zu des doppelten Abiturjahrgangs die Augen unserer Ungeduld passt. Die Forschungs- zu verschließen und damit der gesell- gruppen, die unter dem Dach des CBBM schaftlichen Aufgabe der Hochschulen für zusammengeführt werden, arbeiten nur die gegenwärtige Generation nicht gerecht etwas länger in ihren bisherigen Laboren. zu werden. Wer das Recht auf Bildung be- Dadurch ist keines unserer Ziele berührt. jaht, kann starke Studienjahrgänge nicht Wir freuen uns sehr auf die feierliche Er- sich selbst überlassen. Die Selbstverpflich- öffnung im Februar. tung der Universität zu einer Erhöhung der Studierendenzahl bringt uns auf der PACK: Bei immer mehr Studierenden wird anderen Seite im Rahmen des Hochschul- das Verhältnis zwischen Räumen zum Lernen pakts 2020 mit dem Land Schleswig-Hol- und Arbeiten und den Studierenden immer stein einen Aufwuchs und die langfristige schlechter. Man hört, es soll bis zum Jahr Sicherung unserer Grundfinanzierung. Die 2018 schlechter werden, ehe mit den neuen erforderlichen Räume für die neuen Studi- Gebäuden Besserung eintreten kann. Ist das engänge sind in unseren Planungen einkal- eine begründete Befürchtung? kuliert. Kommen Sie gern jederzeit aktuell auf mich zu, wenn es konkrete Engpässe Lehnert: Nein, im Gegenteil. Mit Hilfe gibt. Wir bemühen uns dann um Abhilfe. einer der ersten Stiftungen für die Stif- tungsuniversität (Parcham’sche Stiftung) PACK: Die wachsenden Studierendenzahlen verbessern wir die Arbeitsbedingungen in werden gelegentlich auch auf den Hochschul- der Hochschulbibliothek und schaffen dort pakt III zurückgeführt, welcher der Uni Geld 200 zusätzliche studentische Arbeitsplät- pro Studienanfänger verspricht. Wie stehen ze. An zusätzlichen Maßnahmen arbeiten Sie zu diesem Finanzierungsprinzip? wir. Lehnert: Sie sprechen den Zusammen- PACK: Wann wird der Umbau der Hoch- hang, wie er im Rahmen des Hochschul- schulbibliothek, also die Einrichtung der Par- pakts 2020 (Hochschulpakt III) vereinbart cham-Lounge, abgeschlossen sein? Und was ist, ganz zutreffend an. Gegen eine Finan- sind es für zusätzliche Maßnahmen, von de- zierung der Hochschulen nach Maßgabe nen Sie sprechen? dessen, wie sie der Erfüllung ihres Kernge- schäfts nachkommen, wird man vernünf-