Sozialunternehmen in Deutschland Stephan A. Jansen • Rolf G. Heinze Markus Beckmann (Hrsg.) Sozialunternehmen in Deutschland Analysen, Trends und Handlungsempfehlungen Unter Mitarbeit von Rieke Schües Herausgeber Prof. Dr. Stephan A. Jansen Prof. Dr. Markus Beckmann Zeppelin Universität Friedrichshafen Friedrich-Alexander-Universität Deutschland Erlangen-Nürnberg, Deutschland Prof. Dr. Rolf G. Heinze Ruhr-Universität Bochum, Deutschland „Sozialunternehmen in Deutschland“ ist im Rahmen des Mercator-Forscherverbunds „Innovatives Sozia- les Handeln – Social Entrepreneurship“ entstanden, der von der Stift ung Mercator initiiert und gefördert wurde. ISBN 978-3-658-01073-7 ISBN 978-3-658-01074-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-01074-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Lektorat: Dr. Cori Mackrodt, Daniel Hawig Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhalt Geleitwort: Social Entrepreneurship - Innovationen, die sich rechnen ................................ 9 Bernhard LorentzlFelix Streiter Einleitung: "Nur noch kurz die Welt retten" Oder: Nur noch kurz Deutschlands Sozialunternehmer vermessen... ............ 13 Stephan A. Jansen I Süd-Konsortium Eine Vermessung der Landschaft deutscher Sozialunternehmen .................... 21 Woifgang Spiess-KnajllRieke SchüeslSaskia RichterlThomas ScheuerlelBjörn Schmitz Begriffs-und Konzeptgeschichte von Sozialunternehmen Differenztheoretische Typologisierungen ........................................................ 35 Stephan A. Jansen Skalierung von sozialer Wirksamkeit Thesen, Tests und Trends zur Organisation und Inuovation von Sozialunternehmen und deren Wirksamkeitsskalierung .......................... 79 Stephan A. Jansen Hemmnisse der Wirkungsskalierung von Sozialunternehmen in Deutschland ................................................................................................ 101 Björn SchmitzlThomas Scheuerle 6 Inhalt Governancestrukturen bei Sozialunternehmen in Deutschland in verschiedenen Stadien der Organisationsentwicklung .............................. 125 Thomas ScheuerlelBjöm SchmitzlMartin Hölz Sozialunternehmen und ihre Kapitalgeber ..................................................... 153 Ann-Kristin AchleimerI Judith Mayer IWoifgang Spiess-Knaj/ Zivilgesellschaft und Sozialuntemehmen. abgeordnetenwatch.de als Motor für politische Partizipation jenseits von Parteien? ...................................................................................... 167 Saskia Richter Social Intrapreneurship - Innovative und unternehmerische Aspekte in drei deutschen christlichen Wohlfahrtsträgem ..................................................... 187 Björn SchmitzlThomas Scheuerle 11 Ost-Konsortium Zwischen Facebook und Festival-Instrumente des Social Marketing und ihre Wirkung ........................................................................................... 219 Marianne Henkel! Christian Dietsche III Nord-Konsortium Wenn gute Lösungsansätze keine Selbstläufer werden: Vemetzung als Skalierungsstrategie in fragmentierten Entscheidungslandschaften am Beispiel des Social Labs in Köln ................. 253 Markus BeckmannlSteven Ney Social Entrepreneurship in Deutschland: Debatte, Verständnis und Evolution ............................................................... 285 Steven NeylMarkus BeckmannlDorit GräbnitzlRastislava Mirkovic Inhalt 7 IV West-Konsortium Social Entrepreneurship im etablierten Wohlfahrtsstaat. Aktuelle empirische Befunde zu neuen und alten Akteuren auf dem Wohlfahrtsmarkt. .............................................................................. 315 RolfG . Heinze/A nna-Lena Schönauer / Katrin Schneiders / Stephan Grohs / Claudia Ruddat Die Verankerung von Social Entrepreneurship im Sozialgesetzbuch ........... 347 Ataner Öztürk v Zusammenfassende Handlungsempfehlungen der Konsortien ................ 363 Autoreninformation ........................................................................................ 381 Geleitwort: Social Entrepreneurship - Innovationen, die sich rechnen Bernhard Lorentz/Felix Streiter Die Strategie der Stiftung Mercator sieht unter anderem vor, eigeninitiativ so genannte "explorative" Forschungsthemen zu f"drdern. Damit sind Themen ge meint, die innovativ sind, die noch nicht durch die öffentliche Finanzierung hreit gefördert werden und die auch ein gewisses Maß an Risikobereitschaft seitens der Stiftung und seitens der Wissenschaftler erfordern. Als wir uns in der Stiftung Mercator vor drei Jabren für ein Engagement im Bereich Social Entrepreneurship entschieden haben, trafen wir auf solch ein Thema: ein mediales Phänomen, das weder in der Forschung noch in der Lehre an Universitäten in Deutschland verankert war. Die Erforschung der Bedingun gen für sozialunternehmerisches Handeln war bis dahin von der angelsächsischen Sichtweise aufUnternehmerturn, Sozialstaat und Gesellschaftsordnung geprägt. Wir wollten aber wissen, welche Wirkungsmacht die Sozialuntemehmer hier in Deutschland haben. Bislang hat Social Entrepreneurship im deutschen Wirt schaftssystem einen verschwindend geringen Anteil, irgendwo im einstelligen Prozentbereich. Das entspricht aus unserer Sicht nicht seiner Bedeutong für die deutsche Gesellschaft. Wir sehen hier ein großes Potential. Um dieses zu heben, galt es zunächst, einen Forschungs-und Handlungsansatz zu entwickeln, der die spezifischen Erfahrungen des deutschen Sozialstaats berücksichtigt. Wichtig war uns, dass nicht bloß einzelne Fallbeispiele erfolgreicher oder ge scheiterter Social Entrepreneurs analysiert werden, sondern dass das Phänomen in seiner Gesamtheit erfasst wird. Daher haben wir das Projekt als einen breit angelegten Forscherverbund gestaltet, in dem Anwendbarkeit, Nutzen, Grenzen und Wirkung des Konzepta Social Entrepreneurship als ein Modell für innovati ves sozialunternehmerisches Handeln multidisziplinär und ergebnisoffen unter sucht wird. Insgesamt hat die Stiftung Mercator für das Vorhaben rund eine Mil lion Euro zur Verfügung gestellt. Der Forscherverbund bestand aus rund 25 Wissenschaftlern, die in vier Teil projekten an insgesamt acht deutachen Universitäten und Forschungsinstituten ge arbeitet haben: der Zeppelin Universität in Friedrichshafen, der Technischen Uni- 10 Bernhard Lorentz/Felix Streiter versität München, dem Centrum für soziale Investitionen und Innovationen x der Universität Heidelberg, der Universität Bochum, der Jacobs University Bremen, der Universität Lüneburg, dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin und der Universität Greifswald. Der Verbund umfasste sowohl die rüh renden Wissenschaftler in dem Bereich als auch Post-Docs und Doktoranden. Das Besondere war, dass in diesem Ralunen erstmals Wissenschaftler aus ganz Deutschland und aus vielen verschiedenen Fachrichtungen (insbesondere Sozi al-, Wirtschafts-, Politik-und Rechtswissenschaften) gemeinsam über Social En trepreneurship forschten. Im Zentrum der wissenschaftlichen Analysen standen Fragen wie Organisations- und Marktstrukturen, Gründungsmotivationen, Fi nanzierungskonzepte, Skalierungsstrategien, Kommunikationsanalysen, Legiti mität, Wirksamkeitsmessungen und Beziehungsrähigkeiten. Im Ralunen der zweijährigen Projektlaufzeit (2010 bis 2012) hat der For scherverbund das Ziel, Social Entrepreneurship wissenschaftlich fundiert in ei nen deutschen Kontext zu stellen, eindrucksvoll erreicht. Die nun vorliegende Verbundstudie stellt die erste umfassende, interdisziplinäre und vergleichende Vermessung von Sozialunternehmen in Deutschland dar. Aus den Forschungs ergebnissen haben die Wissenschaftler zudem praxisorientierte Handlungsemp fehlungen für Unternehmer, Förderer, Wirtschaft, Politik, Hochschulsystem und etablierte Wohlfahrtseinrichtungen abgeleitet. Erstmals vorgestellt wurden die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen auf der Abschlusskonferenz des Forscherverbundes am 28. und 29. Juni 2012 an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Mit einem Parlamentarischen Abend am 13. September 2012 wurden die Handlungsempfehlungen auch dem Berliner Fachpublikum präsentiert. Man kann lange darüber streiten, ob Social Entrepreneurship ein altes Phä nomen oder ein neuer Ansatz ist. Viel wichtiger ist uns als Stiftung die langfris tige Wirkung der Social Entrepreneurs: die Lösung gesellschaftlicher Probleme durch innovative Ideen. Es ist gut und hilfreich, wenn seit einigen Jahren durch Ashoka und ande re die mediale Aufmerksamkeit auf das Sozialunternehmertum gelenkt wird, in dem beispielhaft besonders erfolgreiche Social Entrepreneurs mit Preisen ausge zeichnet werden. Aber um die gesellschaftliche Problemlösungskompetenz zu erhöhen, reicht es nicht aus, individuelle Heldengeschichten zu erzählen. Weitere Maßnalunen sind wichtig, um über den Einzelfall hinaus systemische Wirkung zu erzielen. Das wiederum gelingt nur auf einer sicheren Faktenbasis. Dieses Fun dament bilden die Ergebnisse des Mercator Forscherverbundes Innovatives So ziales Handeln - Social Entrepreneurship. Der Forscherverbund hat die Social Geleitwort: Social Entrepreneurship - Innovationen, die sich rechnen 11 Entrepreneurs gewissermaßen aus der Mythologie befreit. Jetzt muss man dar an arbeiten, die Rahmenbedingungen für soziale Unternehmer zu verbessern. In den Handlungsempfehlungen der Wissenschaftler stehen zahlreiche Vorschläge, wie dies gelingen kann. Um ein paar Beispiele hervorzuheben: Sozialunternehmer zu werden ist leicht, es zu bleiben ungleich schwerer. Förderprogramme für die Startphase gibt es einige: Die Vodafone Stiftung und die Schwab Foundation fördern studentische Initiativen. Seit diesem Jahr bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau ein spezi elles Förderprogramm für Sozialunternehmen an. Hinzu kommen die herkömm lichen Programme zur Gründerfinanzierung, die zumindest für die Sozialunter nehmer in Betracht kommen, die langfristig kostendeckend arbeiten wollen. Die Erkenntuisse des Forscherverbunda belegen indes, dass nicht diese Gründungs phase, sondern die anschließende Wachstumsphase die entscheidende Hürde für soziale Initiativen und Innovationen darstellt. Das ist nicht nur ein Nischenprob lem von Sozialunternehmern. In einem weiteren Sinne geht es auch darum, wel che Chancen die deutsche Gesellschaft innovativem Engagement einräumt. Hier gibt es viel zu verbessern: auf Seiten des Staates, auf Seiten der einzelnen Social Entrepreneurs, die sich in vielen Bereichen professionalisieren können, und auf Seiten der etablierten Wohlfahrtsverbände, die sich gegenüber Social Entrepre neurs etwas aufgeschlossener zeigen könnten. Wir sind beeindruckt, dass es trotz vergleichsweise geringer finanzieller An reizstrukturen offensichtlich eine große Gründungsenergie gibt. Ebenfalls bemer kenswert finden wir, dass fast die Hälfte aller Initiativen mehr als zehn Jahre Be stand hat. Die Erfolgsquote von herkömmlichen, gewinnorientierten Start-Ups ist viel kleiner. Außerdem zeigen die Umfragen, dass die Sozialunternehmer besser miteinander vernetzt werden müssen, und zwar regional- und themenbezogen. Wichtig ist zudem, dass die etablierten Akteure und die Newcomer vermehrt mit einander sprechen. Nicht nur die Entrepreneurs, sondern auch die Intrapreneurs verdienen mehr Aufmerksamkeit und Förderung. Hier sind vor allem die etablier ten Wohlfahrtsinstitutionen gefragt, geeignete interne Anreizstrukturen zu setzen. Einige Institutionen sind da bereits auf einem guten Weg, aber eben nicht alle. Wir hoffen, dass die in diesem Band vorgestellten Forschungsergebnisse und Handlungsempfehlungen die Grundlage für neue Entscheidungsprozesse bilden, die langfristig dazu beitragen können, dass sich soziale Innovationen und die da mit verbundenen Investitionen für die Gesellschaft rechnen. Wir danken allen beteiligten Wissenschaftlern für ihre engagierte Arbeit in den letzten zwei Jahren. Unser Dank gilt außerdem den Social Entrepreneurs und Vertretern von Wohlfahrtsinstitutionen, die sich an den Umfragen und Ver-
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