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Selbstreflexive Avantgarde. Bazon Brock über Innovation und Tradition PDF

248 Pages·2022·2.017 MB·German
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Selbstreflexive Avantgarde Andrea Seyfarth Selbstreflexive Avantgarde Bazon Brock über Innovation und Tradition Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zgl. Dissertation, Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2020 Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. © 2022 Brill Fink, Wollmarktstraße 115, D-33098 Paderborn, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau und V&R unipress. www.fink.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn ISBN 978-3-7705-6661-7 (hardback) ISBN 978-3-8467-6661-3 (e-book) Inhalt Siglenverzeichnis  ................................................... vii Einleitung  .......................................................... ix 1. Aktuelle Forschung  .............................................. 1 1.1 Der Philosoph Brock  ......................................... 3 1.2 Der Künstler Brock  .......................................... 12 2. Brocks selbstreflexive Avantgardetheorie  ......................... 21 2.1 Theorieentwicklung  ......................................... 25 2.2 Das Neue der Avantgarde  .................................... 40 2.3 Avantgarde als Rezeptionsphänomen  ......................... 70 3. Avantgarde und Moderne – Zwei Theoriekulturen?  ................ 107 3.1 Avantgarde ist ein radikalmodernes Unterfangen  .............. 111 3.2 Avantgarde ist ein modernekritisches Unterfangen  ............ 127 4. Gescheiterte Avantgarde?  ........................................ 143 4.1 Exkurs: Avantgarde – eine verfehlte Metapher?  ................ 144 4.2 Künstlerische Innovation als Auslaufmodell  ................... 149 4.3 Scheitern durch Erfolg  ....................................... 168 5. Avantgarde als Bedingung des Klassischen  ........................ 181 5.1 Das Verhältnis von Avantgarde und Klassik – Drei Wege  ........ 182 5.2 Der vierte Weg – Avantgarde schafft Klassik  ................... 196 Literaturverzeichnis  ................................................ 225 Internetquellen  ............................................. 232 Siglenverzeichnis ÄV = B azon Brock: Ästhetik als Vermittlung. Arbeitsbiographie eines Generalisten, Köln: DuMont 1977, (Herausgegeben von Karla Fohrbeck). GPv = B azon Brock: Im Gehen Preußen verstehen. Kulturlehrpfad der historischen Imagination, Berlin: Internationales Design Zentrum e.V. 1981, (Heraus- gegeben von Kristin Riedemann). BS d7 = B azon Brock: Besucherschule zur documenta7. Die Hässlichkeit des Schönen, Kassel: D+V Paul Dierichs GmbH & Co KG 1982. ÄU = B azon Brock: Ästhetik gegen erzwungene Unmittelbarkeit. Die Gott- sucherbande. Schriften 1978–1986, Köln: DuMont 1986, (Herausgegeben von Nicola von Velsen). RD = B azon Brock: Die Re-Dekade. Kunst und Kultur der 80er Jahre, München: Klinkhardt und Biermann 1990. BK = B azon Brock: Der Barbar als Kulturheld. Gesammelte Schriften III, 1991– 2002, Köln: DuMont 2002, (Herausgegeben von Anna Zika). LT = B azon Brock: Lustmarsch durchs Theoriegelände – Musealisiert Euch!, Köln: DuMont 2008. UE = B azon Brock und Hans Ulrich Reck: Utopie und Evidenzkritik. Diskursive Twin Towers. Erster Band, Hamburg: Philo Fine Arts 2010, (Herausgegeben von Christian Bauer). KkV = B azon Brock: Kritik der kabarettistischen Vernunft. Ein autobiografisches Scherbengerücht. Band 1, Berlin: Distanz-Verlag 2016. Th = B azon Brock: Theoreme. Er lebte, liebte, lehrte und starb. Was hat er sich dabei gedacht?, Köln: Verlag Walther König 2016, (Herausgegeben von Marina Sawall). Einleitung Der Titel dieser Untersuchung Selbstreflexive Avantgarde mag auf einige Leser irritierend wirken. Nicht, dass der Begriff der Selbstreflexivität ein Problem darstellt, vielmehr könnte man – völlig zu Recht – fragen, ob denn einer Arbeit über die Avantgarde in der heutigen Zeit nicht etwas Antiquiertes anhaftet. Lohnt denn die Mühe angesichts eines Phänomens, das entweder der Nost- algie zugerechnet wird oder dem Mainstream anheimgefallen ist? Sie lohnt! Nämlich genau dann, wenn der Avantgardebegriff jenseits von nostalgischer Verklärung und gesamtgesellschaftlicher Neuheitssucht stark gemacht werden kann. Wenn gezeigt werden kann, dass der Avantgardebegriff ein Instrument an die Hand liefert, auch zeitgenössische Phänomene auf den Begriff zu bringen. Wenn er also als nach wie vor fruchtbare und erkenntnisbringende Kategorie Anwendung findet. Ein solches Avantgardekonzept findet man in den Schriften Bazon Brocks. Seit mehr als vier Dekaden entwickelt und verteidigt Brock ein Avantgardever- ständnis, das der landläufigen Meinung, aber auch der gängigen Forschung, eine Alternative an die Seite stellt. Landläufig wird unter Avantgarde meist eine Bewegung verstanden, die der Kunst ihrer Zeit voraus ist und gerade deshalb Maßstäbe setzt. Die Avantgarden sind die Ersten auf unbekanntem Terrain – der Rest folgt. Die wissenschaftliche Forschung zum Thema ver- anschlagt andere genuin avantgardistische Bemühungen. Hier geht es zwar auch darum, ‚vorn‘ zu sein, wesentlicher ist jedoch die Auffassung, den Avantgarden die Entgrenzung künstlerischer Praktiken zu attestieren. Sie hätten, so die beinahe kanonische Einschätzung der Forschung, den Versuch unternommen, Kunst in Lebenspraxis zu überführen und den Werkbegriff aufzulösen. Hier wie da stößt der Avantgardebegriff jedoch schnell an seine Grenzen. Denn vorn zu sein, voraus zu sein, innovativ zu sein, ist mittlerweile kein Proprium des künstlerischen Feldes mehr – wenn es das jemals war – sondern beschreibt eine gesamtgesellschaftliche Forderung. Der Innovations- zwang ist nicht nur in der Ökonomie fest verankert, sondern greift bis in die persönlichen Beziehungen hinein und bestimmt unser Selbstbild. Ständig sollen wir uns selbst und unsere Beziehungen neu erfinden. Wenn alle (oder zumindest ein Großteil) permanent auf Neuheit verpflichtet sind, braucht es keine Avantgarde mehr. Und wenn es sie noch gäbe, wäre sie schlicht unsichtbar. Mit Blick auf die Forschung steht es für die Avantgarde ähnlich schlecht. Zwar gibt es durchaus Forschungsbeiträge, die für die Verteidigung des Avantgardebegriffs plädieren. Die Fixierung der Avantgarde auf Praktiken der künstlerischen Entgrenzung führt jedoch allzu oft zu einer Historisierung, x Einleitung die den heutigen und den Nachkriegsavantgarden einen Bärendienst erweist. Die Avantgardebewegungen des frühen 20. Jahrhunderts werden zwar in ihren Leistungen für die Entwicklung der Künste gewürdigt, mithin als innovativ, wegweisend und Ketten sprengend beschrieben. Doch schon die Avantgarden nach dem Zweiten Weltkrieg gelten in der einschlägigen Forschung als epi- gonenhaft. Zwar gesteht man einzelnen Künstlern oder Künstlergruppen zu, in der Tradition der Avantgarde zu stehen, eine zeitgenössische Avantgarde kann jedoch, so scheint es, nicht als eigenständig angesprochen werden. Und so ver- wundert es kaum, dass mittlerweile die Rede von einer klassischen Avantgarde beinahe selbstverständlich geworden ist und der Begriff ‚Avantgarde‘ endgültig still gestellt und inhaltlich fixiert anmutet. Jenseits der Dichotomie des Verschwindens oder Versteinerns entwickelte Bazon Brock eine Avantgardetheorie, die einen homogenen Avantgardebegriff verteidigt und so historische wie zeitgenössische Phänomene zu fassen ver- mag. Brocks Kerngedanke ist folgender: Als Avantgarde kann nur bezeichnet werden, was die Neukonstruktion von Traditionen initiiert. Im Zentrum seiner Avantgardetheorie steht also die Dynamik von Innovation und Tradition. Damit setzt er sich von der gängigen Forschung ab. Denn weder historisiert er die verschiedenen Avantgarden, noch fixiert er die Avantgarde auf bestimmte Entgrenzungsphänomene. Ihm ist vielmehr eine funktionale Beschreibung der Avantgarden gelungen, die den Zusammenhang zwischen heutigen Hervorbringungen und historischen Beständen in ihr Zentrum aufnimmt. Bemerkenswert ist seine Avantgardetheorie aber vor allem aus folgendem Grund: Bei Brock wird die Avantgarde zu einem Rezeptionsphänomen. Erst in der Rezeption zeigt sich, ob von Avantgarde gesprochen werden kann. Nur wenn die (künstlerischen) Hervorbringungen dazu veranlassen, neue Traditionen aufzubauen, ist die Avantgarde am Werk. Diese rezeptions- ästhetische Fundierung ist es, die Brocks Avantgardetheorie auszeichnet und aus dem Angebot möglicher Alternativen hervorhebt. Diese rezeptionsästhetische Wendung ist es auch, die Brocks Avantgarde- theorie zu einer selbstreflexiven werden lässt. Denn Brock war und ist als Künstler tätig, der die Gleichwertigkeit von Produktion und Rezeption als Grundlage seines Schaffens begreift. Er weist also die Teilung zwischen aktiv produzierendem Künstler und passiv rezipierendem Publikum zurück, zugunsten der Idee einer das Werk mitschaffenden Rezeption. So wird das Publikum zum Co-Produzenten. Brock entwickelt seine Avantgardetheorie aus dem Zentrum seines künstlerischen Selbstverständnisses heraus und verankert in ihr die Produktions- und die Rezeptionsebene gleichermaßen. Der Künstler muss zwar etwas Neues produzieren, aber der Rezipient muss dieses Neue als Neuerschließung von Traditionen aneignen und somit zur

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