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Says Gesetz. Eine Reformulierung und Kritik PDF

30 Pages·2007·0.85 MB·German
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Oskar Lange Says Gesetz: Eine Reformulierung und Kritik Übersetzt von Thomas Huth Metropolis-Verlag Marburg 2007 Says Gesetz: * Eine Reformulierung und Kritik Oskar Lange 1. Says Gesetz ist die Behauptung, dass es keinen Überschuss des Ge samtangebotes aller Waren (ein allgemeines Überangebot) geben kann, weil das Gesamtangebot aller Waren identisch gleich ist der Gesamtnach frage nach allen Waren. Unter gewissen Annahmen, die das Wesen der Geldnachfrage betreffen, erscheint diese Behauptung als einfacher Hilfs satz der allgemeinen Preistheorie. Mit ihr wird die Behauptung assoziiert, dass es ein Defizit der gesamten unternehmerischen Einnahmen relativ zu den gesamten unternehmerischen Kosten, so dass in der gesamten Wirt- schaft Verluste gemacht werden, nicht geben kann. Im vorliegenden Pa pier sollen die Beziehungen zwischen diesen Behauptungen und die Imp likationen des Sayschen Gesetzes hinsichtlich des Problems der Unterbe schäftigung, der allgemeinen Preistheorie und der Geldtheorie untersucht werden. 2. Wir wollen ein geschlossenes System betrachten, in dem n Waren aus getauscht werden, eine von ihnen - sage die n-te Ware - fungiert als Tauschmedium und numéraire, d.h. als Geld. Man bezeichne mit p den Preis der i-ten Ware. Wir haben p = 1. Es seien D = D(p , i n i i 1 p , ..., p ) und S = S(p , p , ..., p ) die Nachfragefunktion bzw. 2 n-1 i i 1 2 n-1 die Angebotsf unktion für die i-te Ware. Die Gleichgewichtspreise sind durch die n–1 Gleichungen bestimmt. Die Stabilitätsbedingungen des Gleichgewichts des Preissystems 2 werden durch (n-1) Ungleichungen und Gleichungen ausgedrückt. [1] Es gibt nur n-1 unabhängige Nachfragefunktionen und n-1 unabhängige Angebotsfunktionen, die Nachfrage- und Angebotsfunktion für die als Geld fungierende Ware kann aus den anderen hergeleitet werden. Wir haben Unter Berücksichtigung der letzten beiden Beziehungen erhalten wir die Gesamtnachfrage (gemessen im Geldwert) für alle n Waren Ebenso ist das Gesamtangebot (gemessen im Geldwert) aller n Waren Deshalb ist d.h. die Gesamtnachfrage und das Gesamtangebot sind identisch gleich. Ich schlage vor, diese Identität Walras’ Gesetz zu nennen, denn Wal ras war der erste, der ihre fundamentale Bedeutung für die Formulierung der mathematischen Preistheorie erkannte. Es sollte beachtet werden, dass Walras’ Gesetz nicht verlangt, dass Nachfrage und Angebot für jede Ware oder irgendeine von ihnen im Gleichgewicht sind. Die Identität (2.7) ist gültig, unabhängig davon, [2] ob die Gleichungen (2.1) erfüllt sind oder nicht. 3. Wir wollen nun alle Waren außer Geld betrachten. Um die Ausführung zu vereinfachen, wird der Ausdruck „Ware“ im weiteren so verstanden, dass er Geld ausschließt. Wir werden somit den „Waren“ „Geld“ gegen überstellen. Die gesamte Warennachfrage (ausgenommen Geld) ist D und i das ge samte Warenangebot (ausgenommen Geld) ist . Aus (2.3) und (2.4) folgt direkt, dass wenn und nur wenn d.h. wenn die Geldnachfrage gleich dem Geldangebot ist. Aber D und S sind in einem besonderen Sinne die Nachfrage n n nach und das Angebot von Geld, nämlich das im Austausch gegen angebotene Waren nachgefragte Geld und das im Austausch gegen nachgefragte Wa ren angebotene Geld. Es ist bequemer, (3.2) zum existierenden Geldvorrat und zur Nachfrage nach Kassenbeständen in Beziehung zu setzen. Eine Differenz zwischen dem im Austausch gegen Waren nachgefragten Geld und dem im Austausch gegen Waren angebotenen Geld impliziert das Verlangen, die Kassenbestände relativ zur verfügbaren Geldmenge zu verändern. Die angestrebte Veränderung ist gleich dieser Differenz. Wir wollen mit ΔM den angestrebten Gesamtzuwachs der Kassenbestände (über eine mögliche Geldmengenvermehrung hinaus) aller [3] Individuen bez eichnen. Wir haben dann Bedingung (3.2) kann nun in der Form geschrieben werden d.h. es gibt kein Verlangen, die Gesamtsumme der Kassenbestände relativ zur Geldmenge zu verändern. Das bedeutet, dass die gesamte Nachfrage nach Kassenbeständen gleich dem existierenden Geldvorrat ist. Deshalb ist die notwendige und hinreichende Bedingung der Gleichh eit der ge samten Warennachfrage mit dem gesamten Warenangebot, dass die Ge- samtnachfrage nach Kassenbeständen gleich der existier enden Geldmenge ist. Wir könnten die Erfüllung dieser Bedingung monetäres Gleichgewicht nennen. Die Gesamtnachfrage nach Waren ist nur in einem Zustand des mon etären Gleichgewichts gleich dem Gesamtangebot an Waren. 4. Says Gesetz behauptet etwas viel Strengeres als Walras’ Gesetz oder die Gleichheit der gesamten Warennachfrage und des gesamten Warenan gebotes unter den Bedingungen des monetären Gleichgewichts. Es besagt, dass die gesamte Warennachfrage (ausgenommen Geld) identisch gleich ist ihrem gesamten Angebot: Aus (2.3) und (2.4) erkennen wir sofort, dass es notwendig und hin- rei chend ist, wenn Says Gesetz gültig sein soll, dass was wegen (3.3) auch geschrieben werden kann d.h. die Gesamtnachfrage nach Kassenbeständen muss identisch gleich der vorhandenen Geldmenge sein. Deshalb impliziert Says Gesetz eine bestimmte Art der Geldnachf rage, nämlich die, dass die Individuen unseres Systems alle zusammen immer durch die existierende Geldmenge zufriedengestellt werden und niemals entweder mehr oder weniger halten wollen. Es gibt niemals das Verlangen, die gesamten Kassenbestände aus einem anderen Grund als zur Anpassung an eine veränderte Geldmenge zu verändern. Unter diesen Umständen werden Warenkäufe nie aus Kassenbeständen finanziert, noch dienen Warenverkäufe dazu, die Kassenbestände zu ver größern. Diese spezielle Art der Geldnachfrage, die durch Says Gesetz impliz iert wird, wurde von seinen ursprünglichen Verfechtern genau verstan den. Sie unterstellten diese explizit, indem sie behaupteten, dass Geld lediglich ein Tauschmedium sei, und von seiner Funktion als „Warenspeic her“ abstrahierten. Im Traité d’economie [4] politique behauptet Say expli zit, dass, wenn es ein Überangebot von bestimmten Waren gibt, die Schwierigkeit, sie zu verkaufen, nur scheinbar am Geldmangel liegt, um sie zu kaufen. Der Geldmangel, sagt Say, ist nichts anderes als ein Aus druck des Mangels an anderen Waren, denn das Geld, das angeboten wer den muss, um die Waren, die im Überangebot sind, zu kaufen, kann nur durch den Verkauf anderer Waren beschafft werden. Diese Sicht schließt den Gebrauch von Kassenbeständen zur Finanzierung von Warenkäufen aus. Die gleiche Ansicht wird auch von Ricardo vertreten: „Produkte wer den immer von Produkten oder von Diensten gekauft, Geld ist [5] lediglich der Vermittler, durch den der Tausch bewerkstelligt wird“. 5. Seit seiner allerersten Formulierung wurde Says Gesetz mit der Be hauptung assoziiert, dass es eine „universelle Marktüberschwemmung“ oder „allgemeine Überproduktion“ in dem Sinne, dass alle Unternehmer Verluste machen, nicht geben könne. Wie Ricardo es in einer folgenden der gerade zitierten Passage ausdrückt: „Es kann zuviel von einer be stimmten Ware produziert werden, von der dann ein solches Überangebot auf dem Markt vorhanden sein mag, dass das aufgewendete Kapital nicht zurückerstattet wird. Das kann jedoch nicht in bezug auf alle Waren [6] der Fall sein“. Die gesamten unternehmerischen Einnahmen werden für ident isch gleich den gesamten unternehmerischen Kosten, zusätzlich irgend einer Maßeinheit der Profite (die später diskutiert werden soll), gehalten und ein Defizit der Einnahmen für irgendeine Ware muss deshalb von einem Einnahmeüberschuss für irgendeine andere Ware begleitet sein. Eine „Überproduktion“ kann nur „partiell“ sein, und jede partielle Überp roduktion wird irgendwo anders im System von einer partiellen Unterp roduktion begleitet. Wir werden die Beziehung dieser Behauptung zum Sayschen Gesetz unter besonderer Beachtung der Art der involvierten „Maßeinheit der Profite“ untersuchen. Wir wollen zwischen von den Unternehmern gekauften Waren und von den Unternehmern verkauften Waren unterscheiden. Wir werden die ersten „Faktoren“ und die anderen „Produkte“ nennen. Eine Ware mag beides, Faktor und Produkt, oder keines von beiden sein. Somit erhalten wir die folgenden vier Warenklassen: Waren, die ausschließlich Faktoren sind, Waren, die sowohl Faktoren wie Produkte sind, Waren, die aus schließlich Produkte sind und schließlich Waren, die weder Faktoren noch Produkte sind. Wir werden diese vier Klassen „Primärfaktoren“, „Zwi schenprodukte“, „Endprodukte“ und „private Dienstleistungen“ nennen. Um die Notation zu vereinfachen, wollen wir die Gesamtnachfrage und das Gesamtangebot (beide im Geldwert gemessen) einer Warenklasse durch D und S mit einem die Klasse indizierenden Subskript bezeichnen. Man benutze die Subskripte F, I, P und C, um Primärfaktoren, Zwischenp rodukte, Endprodukte und private Dienstleistungen zu bezeichnen. Wei terhin wollen wir die Nachfrage nach Zwischenprodukten aufteilen in die Ersatznachfrage für die während der fraglichen Periode (d.h. die Periode, in der die Nachfrage gemessen wird) verbrauchten Zwischenprodukte und die Nachfrage für den Nettozuwachs des Bestands von [7] Zwischenprodukt en (Neui nves tition) , wobei wir die Subskripte IR und IN zur Bezeich nung der beiden Nachfragearten nach Zwischenprodukten benutzen wol len. Schließlich wollen wir wie vorher mit D und S die Nachfrage und das Angebot von Geld im n n Austausch gegen Waren bezeichnen. Da unsere Klassifikation erschöpfend ist, haben wir und Nach Walras’ Gesetz haben wir wobei wie vorher ΔM ≡ D - S . Der eingeklammerte Teil auf der n n linken Seite der Gleichung ist die im Geldwert gemessene Nachfrage der Untern ehmer nach Primärfaktoren und zum Ersatz der verbrauchten Zwischenp rodukte, d.h. die Gesamtkosten, die die Unternehmer tragen wollen. Der eingeklammerte Teil auf der rechten Seite ist das in Geld gemessene Güterangebot, d.h. die von den Unternehmern geplanten Gesamterlöse. Ihre Differenz ist der Gesamtprofit, den die Unternehmer einzunehmen planen. [8] Dies ist der gesamte Profit, der sich durch die unternehmerischen Entscheidungen, Güter im Werte von (S + S ) anzubieten und I p [9] Faktoren im Werte von (D + D ) einzusetzen, ergibt. Wir werden F IR ihn den geplanten Gesamtprofit nennen. Unter Berücksichtigung von (5.2) können wir (5.1) reformulieren Jeder der Terme in dieser Identität, ausgenommen ΔM, repräsentiert eine unabhängige Menge von Entscheidungen. Die Terme der ersten Klammer repräsentieren die Unternehmerentscheidungen und die Terme in der zweiten repräsentieren Entscheidungen, von den Unternehmern zu kaufen und an die Unternehmer zu verkaufen. Wir werden diese Entscheidungen die kapitalistische Sphäre der Entscheidungen nennen. Auf der rechten Seite repräsentiert der Term ΔC die Entscheidungen, private Dienstleis tungen zu verkaufen und zu kaufen. Weil die Angebote, private Dienstl eistungen zu verkaufen oder zu kaufen, nicht an die Unternehmer ge richtet werden, werden wir diese Entscheidungen die nicht-kapitalistische Sphäre der Entscheidungen nennen. Unter Berücksichtigung von (5.2) ist die Differenz zwischen dem von den Unternehmern angebotenen und von den Unternehmern nachgefragten Geldstrom. Sie ist der Netto- Geldstrom, den die Unternehmer nachfragen. Der Ausdruck (D -S ) ist die Differenz zwischen dem Geldstrom, der den P F Unternehmern angeboten wird und dem Geldstrom, der bei den Unternehmern nachgefragt wird. Sie ist der Netto-Geldstrom, der den Unternehmern angeboten wird. Auf der rechten Seite ist ΔC ≡ S - D die Differenz zwischen dem nachgefragten und dem an- C C gebotenen Geldstrom im Austausch gegen private Dienstleistungen oder die Nachfrage zur Aufstockung der Kassenbestände, die in der nicht-ka pitalistischen Entscheidungssphäre entsteht. So, wie ΔM die gesamte Nachfrage zur Aufstockung der Kassenbestände (relativ zur vorhandenen Geldmenge) ist, so ist ΔM - ΔC die Nachfrage zur Aufstockung der Kas senbestände (relativ zur Geldmenge), die in der kapitalistischen Entscheid ungssphäre entsteht. Wir werden sagen, dass ein monetäres Gleichge wicht in der kapitalistischen Entscheidungssphäre existiert, wenn ΔM - ΔC = 0. Wenn (D -S ) = (Π - D ) ist, dann ist der den Unternehmern P F IN ange botene Netto-Geldstrom gleich dem von ihnen nachgefragten Netto-Gelds trom, und die Unternehmer können ihre geplanten Gesamtprofite und ihre Nachfrage nach Neuinvestitionen realisieren. Wenn jedoch (D -S ) < (Π - D ) ist, dann ist der den Unternehmern P F IN angebotene Netto-Geldstrom kleiner als der von ihnen nachgefragte Netto-Geldstrom. Wenn ihre Nachf rage nach Neuinvestitionen gegeben ist, können die Unternehmer ihre geplanten Gesamtprofite nicht realisieren. Sie müssen entweder geringere als die geplanten Gesamtp rof ite akzeptieren oder statt dessen D , d.h. ihre IN Nachfrage nach Neuinvestitionen erhöhen. Die Nachfrage nach Neu- investitionen ist ein Angebot der Unternehmer, bei sich selbst zu kaufen. Deshalb verm indert ein Anstieg der Nachfrage für Neuinvestitionen den von den Unternehmern nachgefragten Netto-

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