ARBEITSGEMEINSCHAFT FüR FORSCHUNG DES LANDES NORD RHEIN-WESTFALEN GEISTESWISSENSCHAFTEN 32. Sitzung am 13. Juli 1955 in Düsseldorf ARBEITSGEMEINSCHAFT FüR FORSCHUNG DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN GEISTESWISSENSCHAFTEN HEFT 49 Friedrich Karl Schumann Mythos und Technik Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-00803-3 ISBN 978-3-663-02716-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02716-4 © 1958 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1958 Mythos und Technik Professor D. Dr. Friedrich Karl Schumann, Münster rVW(J.oaUV1)b &<pocve\: )(ocA€1t"6l"t"oc'r6v Ecr'r~ VO'iicrOCL a Mt'rpov, a~ 1t"&V'rWV 1t"dpoc'roc (J.Oüvov !x.e~. Solon. Die Technik, genauer die moderne Krafttechnik, die Verwandlerin unserer Welt, ist sich selbst unter unseren Augen zur Frage, zum Thema, zum Pro blem geworden. Die Verwandlerin selbst ist offenbar in tiefer Verwandlung begriffen, deren Ende noch niemand absehen kann. Und das Wissen um diese Verwandlung ist neu und hat uns wie über Nacht überfallen. Gewiß ist diese Technik, seit sie im vorigen Jahrhundert sich auszuwirken und auszu breiten begann, gelegentlich unter Frage gestellt worden, von Jakob Burck hardt über Friedrich Nietzsche zu Rainer Maria Rilke, Oswald Spengler und Ernst Jünger ist die neue Welt dieser Technik von Denkern und Dich tern auf verschiedene Weise als problematisch empfunden und beurteilt worden. Heute aber ist diese Technik nicht von außerhalb ihrer, sondern in ihrem eigenen Bereich zum Problem geworden. Und im Zusammenhang damit geht es heute letztlich nicht mehr um Wertungs-, sondern um Seins fragen. Der Verein deutscher Ingenieure hat nun schon zum vierten Mal die anthropologische Relation der Technik, den Fragezusammenhang »Mensch und Technik" zum Gegenstand von Sonder tagungen gemacht. Es ist kenn zeichnend, daß am Ende der letzten Tagung, die 1955 in Münster statt fand, die entscheidenden Fragen kaum geklärter, sondern eher verwirrter erschienen. Das bedeutet nicht einen Vorwurf gegen die Art ihrer Behand lung, ist aber jedenfalls ein Zeichen dafür, daß in diesem Bereich Problem verschlingungen ungewöhnlichen Ausmaßes vorliegen. Angesichts dieser Lage sei es dem Theologen gestattet, auf einige, bisher nicht genügend be achtete Zusammenhänge hinzuweisen. I Es mag auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen, wenn zu diesem Zweck gerade auf die Beziehung zwischen Mythos und Technik eingegangen wir.d. Noch vor fünfzig Jahren hätte wohl kaum jemand das Thema so 6 Friedrich Karl Schumann gestellt. Inzwischen ist es uns so gestellt worden. Um die Jahrhundertwende war die damalige Technik sich selhst noch kein Prohlem, und das Wort "Mythos" lebte eigentlich nur als Terminus der Religionsgeschichte, und zwar weithin einer - besonders von der Pariser SoziologenschuJe Emile Durkheims her - stark positivistisch bestimmten Religionsgeschichte. Die Sinndeutung, die das Phänomen ,Mytlhos' von dem Göttinger Philologen Heyne an über Schelling und Creuzer bis zu Bachofen erfahren hatte, war fast vergessen, jedenfalls unwirksam geworden. Für den Positivismus war in den Bahnen Auguste Comtes Mythos eine Angelegenheit der vorwissen schaftlichen Stufe der Menschheit, die, nachdem die wissenschaftliche Stufe erreicht war, keine sachliche Bedeutung mehr hatte, sondern nur noch histo risches Interesse beanspruchen konnte. So war denn auch die historische Forschung jener Pariser Schule vorwiegend den "primitiven" Kulturen zu gewandt. Hier aber konnte höchstens eine Gegensatzrelation zwischen Mythos und Techn~k gesehen werden: die Technik s,etzt die exakte Natur wissenschaft voraus; je weiter aber diese ihren Bereich ausdehnt, desto mehr schmilzt der Bereich des Mythos zusammen, und unter der Auswirkung der modernen Naturwissenschaft und Technik ist er in deren Reichweite bereits auf Null reduziert. Eine Welt der Technik ist notwendig eine mythoslose Welt. In dem Maße aber, in dem die Technik heute sich selbst zum Problem wird, gewinnt die Frage nach dem Verhältnis von Mythos und Technik wieder Sinn und Gewicht. Zunächst vollzieht sich ein Wandel in Verständ nis und Beurteilung des Mythos auf geisteswissenschaftlichem Gebiet. Die Gedanken Schellings, Creuzers und Bachofens werden wieder lebendig und drängen die positivistische Behandlung des Mythos in der Religionswissen schaft zurück - man denke etwa an die Arbeiten von Walter F. Otto und Karl Kerenyi zum griechischen Mythos. In der evangelischen Theologie be wegt sich in letzter Zeit die einzige Kontroverse, die über den fachJichen Be1"eich hinaus Anteilnahme fand, um den Begriff des Mythos (Rudolf Bult manns Programm der "Entmytlhologisierung der neut,estamentlichen Bot schaft"). In der Dichtung treten seit der Hölderlinrenaissance nach dem ersten Weltkrieg die Gestalten des griechischen Mythos immer stärker her vor, so besonders bei den französischen Existentialisten Sartre und Anouilh, in Deutschland bei Friedrich Georg Jünger und bei Viktor Meyer-Eckardt. Inmitten einer hochtechnisierten Welt ist so "Mythos" mit einern Schlag wieder eine Art Existential geworden. Und schließlich tritt die technische Welt reIbst wieder in eigentümliche Verbindungen mit der Welt und der Mythos und Technik 7 Sprache des Mythos. Nicht nur wurde der Schauplatz des antiken Mythos in die Pläne der Reiseindustrie einbezogen, auch der Film wandte sich mythischen Stoffen zu, und in den Bereich der modernsten Physik drängten sich mythische Ausdrücke ein, wie denn der urmythische Gedanke des »Na turgesetzes" hier nie ganz verschwunden war. Die Art und Weise voll ends, wie man in Sowjetrußland von den großen Kraftwerken zu sprechen sich gewöhnte, zu denen geradezu Wallfahrten veranstaltet werden, trägt ganz unverkennbar mythische Zügle. Die Ansicht jedenfalls, daß in einer technisiertJen Welt die letzten Restbestände von Mythos wegschmelzen müß ten, bestätigt sich nicht, wenn inmitten einer solchen Welt das Phänomen des Mythos von neuem Sinn und Gewicht gewinnt. Die Beziehungen zwi schen Mythos und Technik sind also offenbar nicht so rein gegensätzlich und ausschließend, wie das positivistische Denken gemeint hatte. Bestehen hier etwa doch tieferliegende Zusammenhänge, die bisher übersehen oder doch nicht genügend beachtet worden waren? Wir setzen zunächst ein mit der Frage, ob sich im antiken Mythos ein Wissen um das Phänomen der Technik zeigt, um dann weiterzugehen zu der Frage, ob sich in ihm auch ein Wissen um einen echten Ursprungszusam menhang zwischen Mythos und Technik meldet. Es scheint mir nun un bezweifelbar, daß im griechischen Mythos - der für uns der geschichtJIich existentiell in erster Linie zugeordnete Mythos ist - das Phänomen der Technik ergriffen und in den Blick gebracht ist. Es gibt eine ganze Anzahl mythischer Gestalten, an denen sich das erkennen läßt. Es handelt sich vor allem um Daidalos und Ikaros, in denen die Möglimkeit des menschlichen Fluges mythisch vorkonzipiert ist, besonders aber um Prometheus und 1 Epimetheus, um Hephaistos2, der in Athen mit Prometheus kultisch ver bunden ist, und um die ursprünglich titanismen Kabiren auf Lemnos 3; auch die eigentümlichen Verbindungen des Gottes Hermes zu dem Titanen Pro menheus gehören hi,erher4• Prometheus ist für uns die wichtigste Gestalt, weil bei ihm die Beziehung auf den Menschen, sein Tun und seine Daseins situation offenkundig, ja thematisch ist. Er ist es, der den Menschen das 1 Zu Prometheus vgl. vor allem K. Kerenyi, Die Mythologie der Griechen 1951, S. 222 H. und ders., Prometheus, das griechische Mythologem von der Existenz des Men schen, 1956. 2 Zu Hephaistos s. bes. L. Malten, Hephaistos, Arch. Jahrbücher XXVII, 1912, S. 232 H. und M. P. Nils50n, Ges<hidlte der griechischen Religion Bd. I. S. 496 H. a Auf den engen Zusammenhang zwischen Prometheus und den Kabiren hat bes. K. Kerenyi, Prometheus S. 37 H. hingewiesen. • s. K. Kerenyi, Prometheus S. 33 H. 8 Friedrich Kar! Schumann ihnen von Zeus entzogene Feuer wiedergebracht hat. Die Bedeutung dieser Tat für den Menschen ist im Mythos klar erkannt. Die Menschen erhalten mit dem Feuer etwas, über das im Zeitalter der olympischen Götterherr schaft Zeus allein verfügen will und das, wenn sie gegen den Willen des Zeus jetzt ihrerseits wieder darüber verfügen können, ihre gesamte Situation verändert. Das Feuer ist den Menschen das erste, alles weitere eröffnende Mittel, aus naturgegebenen Gegenständen "Materialien" für ihre Zwecke zu gewinnen. Das Feuer ist der Anfang aller Technik. Und auch die Tiefe der durch den Besitz des Feuers bedingten Veränderung des menschlichen Da seins ist im Prometheusmythos erkannt: Zeus ermißt, was das Feuer in de·r Verfügung der Menschen bedeutet - eine Gefahr für die Herrschaft der olympischen Götter. Daher beginnt er seinen Kampf gegen das menschliche Geschlecht und belegt Prometheus, der sich auf die Seite der Menschen geschlagen hat, mit Strafen von unabsehbarer Dauer Es ist deutlich, daß der Mythos von Prometheus 5. das Phänomen der Technik im Blick hat. Damit ist freilich noch nichts für unsere Frage Entscheidendes gewonnen. Wir sind damit im Grunde noch nicht über die Stellung zum Mythos hinausgelangt, welche das positivisti sche Denken vertritt: Mythische Gestalten und Vorgänge sind primitiv-vor läufige, unbegriffliche, daher vage und undeutliche Vorahnungen von spä teren, empirisch gesicherten, mathematisch formulierten und begrifflich aus gelegten "wissenschaftlichen" Erkenntnissen. Sobald solche erreicht sind, haben die mythischen Bilder jeden sachlichen Sinn und Wert verloren und können nur noch »entwicklungsgeschichtliches" Interesse beanspruchen. Wir erfahren aus ihnen nur, daß die alten Griechen vor dreitausend Jahren oder noch früher "auch schon" eine Vorahnung von den späteren natur wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Möglichkeiten der Menschheit gehabt haben. Für die uns heute bedrängende Frage, was es um die heutige Technik im Horizont des Menschseins sei, würde aus dieser Sicht des Mythos nichts gewonnen. Wir befragen im Folgenden ·den Mythos in einer grundsätzlich anderen Weise. Nicht darauf hin, ob in ihm vor langen Zeiten auch schon etwas geahnt worden sei, was wir heute viel besser wissen. Das scheint ohne dies ein allzu hescheidenes Er gebnis wiss·enchaftlichen Fragens zu sein. Für gewissenhafte, wissenschaft liche Bemühungen ist das Problem des Mythos nicht erledigt, solange nicht , Zur Interpretation des Prometheusmythos vgl. jetzt vor allem auch Friedrich ~gner, Wissenschaft in unserer Zeit, Die Gestalt, Abhandloungen zu einer allgemeinen Morpho logie, Heft 27, 1957, S. 12 ff. Mythos und Technik 9 der Versuch unternommen ist, ihn auf einen auch für die Gegenwart wich tigen Sinngehalt zu befragen. Wir befragen also im Zusammenhang unseres Themas den Mythos - konkret den Prometheusmythos - darauf hin, ob aus der Weise, wie in ihm das Phänomen der Technik ergriffen ist, sich für das heutige Verständnis des Wesens auch der heutigen Technik Bedeutsames gewinnen lasse. Diese Fragestellung hat natürlich nur unter der Voraus setzung einen Sinn, daß es mindestens möglich und vertretbar ist, den My thos auch anders zu sehen denn als eine primitive, heute überholte Kos monogie und Kosmologie. Die Möglichkeit, ja die Notwendigkeit, den Mythos anders zu sehen und zu deuten, wird nun nicht nur dadurch nahege legt, daß er sich, wie wir sahen, in der von der Technik beherrschten Gegen wart in bedeutsamer Weise wieder meldet, sondern vor allem durch den Mythos selbst. Der antike Mensch sah im Mythos nur zu einem geringen Teil und auch hier vielleicht schon durch Mißverständnis eine Auskunft über Fragen theoretischer Welt- und Gegenstandserkenntnis. Fast die ganze grie chische Tragödie lebte aus dem Mythos, und niemand wird sie heute da durch für erledigt erklären, daß wir eine exakte Naturwissenschaft haben; das bedeutet, daß in der Tragödie der Mythos nicht kosmologisch, son dern existential verstanden war. Im Mythos wird gestalthafte Konzeption der Grundstruktur des Daseins gesehen. Es geht um Ursprung, Zeit, Schicksal, Schuld, Fluch und Sühnung im menschlichen Dasein, also um Tat bestände, die in einem völlig anderen Bereich liegen als in dem einer spä teren, exakten Wissenschaft. Und der wissenschaftliche Versuch, den Mythos in dieser Richtung zu interpretieren, ist uns mindestens so lange aufgegeben, wie er sich nicht in der Durchführung endgültig als sinn- und ergebnislos erwiesen hat 6. 6 Ich möchte hier, soweit es in Kürze möglich ist, auf eine Frage eingehen, die Herr J achmann in der Aussprach.e gestellt hat. Er meinte, wenn man diese Art, den Mythos zu verstehen, einmal als berechtigt unterstelle, so müsse dann jedenfalls ein Kriterium dafür angegeben werden können, welche mythischen Erzählungen in diesem Sinne als wahr heitshaltig und welche nur als Erzeugnisse fabulierender Phantasie anzusprechen seien. Diese Frage ist gewiß berechtigt, und die antike Mythenkritik hat sie, worauf Herr Jach mann selbst hinwies, in ihrer Weise schon gestellt. Die Schwierigkeit betrifft die An und Weise, wie man zu dieser Unterscheidung gelangen kann. Mit einem formalen, von vorn herein angebbaren und anwendbaren "Kriterium" ist nur da durchzukommen, wo es sich um empirische Objekterkenntnis handelt, nicht aber da, wo es um Verständnis von Aus sagen und um Wahrheit von Gedanken geht. Hier kann man nur so verfahren, daß, wo immer ein Zug an einem mythischen Geschehen Strukturen des Daseins zu enthüllen scheint, man dies Verständnis an das Ganze der mythischen Erzählung und alles sachlich mit ihr Zusammenhängende exponiert und dadurch als echt zu erweisen sucht. Voraus- 10 Friedrich Kar! Schumann So werden wir also weiter fragen dürfen: Kann etwa der antike Prome theusmythos dazu beitragen, das uns heute bedrängende Problem des Wesens der modernen Technik aufzuschließen? Haben wir heute nicht nur aus histo rischem, sondern auch aus sachlichem Interesse Anlaß, diesen Mythos darauf hin zu befragen? Sollte aber ein solches Erschließen des Wesens der Technik durch den Mythos möglich sein, so hätte sich damit ergeben, daß Mythos und Technik, weit davon entfernt, sich auszuschließen, vielmehr s,einsmäßig zusammen gehören und ursprunghaft aufeinander bezogen sind. Wir sahen schon, wie im Prometheusmythos das von Prometheus den Menschen zurückgewonnene Feuer in seiner grundsätzlichen Bedeutung als Prinzip der Technik verstanden ist. Mit ihm gewinnt der Mensch - nicht des vergangenen, goldenen, sondern des nunmehr Gegenwart gewordenen Zeitalters - freilich nicht nur diese oder jene Einzelmöglichkeit, sein Leben zu erleichtern und zu verbessern, sondern er überschreitet seinen bisherigen Seinsstand in ein N eues hinein. Ist dies Neue ein ihm von vornherein Zueigenes, eine rein menschliche Möglichkeit, oder <liber ein dem Menschen ursprunghaft Fremdes, ihm wesentlich nicht Zugehörendes? Erfüllt der Mensch mit dem Gebrauch des Feuers sein Menschsein, oder gefährdet er es? Diese Frage ist, wie mir scheint, im Prometheusmythos deutlich mit ein geschloss'en. Das Feuer und mit ihm die durch es symbolisierte Technik ist einerseits ein dem Menschen von der Urzeit, dem goldenen Zeitalter, her Eignendes, andererseits wird es ihm in seinem Jetzt von außen, von jenseits setzung für dies Verfahren ist natürlich, daß die Grundlagen (Texte und sonstige Ur kunden) kritisch gesichert sind und bewährte hermeneutische Methoden beobachtet werden. Es war sicher einer der Mängel von F. Creuzers symbolischer Mythendeutung in seiner ,.Symbolik und Mythologie der alten Völker" (1810-12), daß in ihr sowohl die Sicherung der Grundlagen, wie das hermeneutische Verfahren auch nach dem damaligen Forschungs stand mancherlei zu wünschen übrig ließ. Aber trotz aller Mängel solcher Art, wie sie sich auch später wieder bei dem tiefsinnigen ]. ]. Bachofen finden, bleibt die Aufgabe einer existentialen Interpretation des antiken Mythos durch diesen selbst gestellt, auch wenn sie von der Natur der Sache her notwendig immer ein Wagnis bedeutet, dessen Risiko nicht ausgeschaltet werden kann. Plato, der selbst den Mythos so interpretiert hat, hat das sehr deutlich .ausgesprochen: »Diese Annahme scheint mir ... wert, es mit ihr zu wagen. Denn das Wagnis ist schön, und man muß derartiges gleichsam sich selbst zu singen, und darum spinne ich auch so lange an dem Mythos." Phaidon 114 d, übers. von R. Guardini. Was den Prometheusmythos im besonderen anlangt, so stimme ich Herrn Jachmann durchaus darin zu, daß nach antiker Auffassung das Feuer, die Gabe des Pro metheus, als eine Wohltat für die Menschheit zu verstehen ist. Aber das entscheidende in diesem Mythos ist nicht die Bewertung des Feuers als solche, sondern die Einsicht, daß man die Wohltat des Feuers nicht nutzen kann, ohne damit an dem Frevel teil zu gewin nen, den die Tat ,des Prometheus bedeutet. Es geht nicht um Bewertungen, sondern um die Seinssituation, in der sich der Mensch im Bereich der Tat des Prometheus findet.