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Moderne Stahlgießerei für Unterricht und Praxis PDF

271 Pages·1936·16.635 MB·German
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Moderne Stahlgiei3erei Moderne Stahlgiefierei fur Unterricht und Praxis Von Dr.-Ing. e. h. Bernhard Osann Geh. Bergrat, Professor 1. R. der Bergakademie ClausthaJ Mit 216 Textabbildungen Berlin Verlag von Julius Springer 1936 ISBN-13:978-3-642-90214-7 e-ISBN-13:978-3-642-92071-4 DOl: 10.1007/978-3-642-92071-4 AIle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1936 by Julius Springer in Berlin. Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1936 Vorwort. Dieses Buch ist fill die Praxis und fill den Unterricht an Hoch- und Fachschulen, sowie zum Selbststudium bestimmt. Die Sprache ist allgemein verstandlich. Es war das Bestreben des Ver fassers, mit wenig Worten viel zu sagen. Das Gebiet del' StahlgieBerei ist sehr umfangreich. .Abgesehen von del' Roheisen-Erzeugung umfaBt es das ganze Eisenhuttenwesen. Fur die Heranbildung des Nachwuchses ist dies von Bedeutung. Die zahl reichen Beispiele konnen als Seminar-.Aufgaben fur angehende Hutten-Inge nieure benutzt werden. .Auch fur Maschinen-Ingenieure ist die Beschaftigung mit Fragen der StahlgieBerei und des Eisenhuttenwesens unerlaBlich, damit sie mit dem Werkstoff vertraut werden, den sie an richtiger Stelle verwenden und bearbeiten sollen. Die Kapitel, welche von den Eigenschaften der unlegierten und legierten StahlguBstucke und von ihrer Veredlung durch Gluhen und Verguten handeln, haben fUr sie besonderes Interesse. Dem im StahlgieBerei-Betrieb beschaftigten Ingenieur solI das Buch zeigen, mit welchem Schmelzverfahren und welchen Legierungszusatzen er im Einzelfall dem Material die geforderten Eigenschaften geben kann. -Bau und Betrieb der ()fen, die Herstellung der Formen und die Nach behandlung der GuB-Stucke sind eingehend dargestellt; die Bedeutung wirt schaftlicher Gesichtspunkte wird uberall besonders hervorgehoben. Der Verfasser hat in seiner langen Lehrtatigkeit in Clausthal stets die .Anforderungen der Praxis in den Vordergrund gestellt. .Auch dieses Buch berucksichtigt darum in erster Linie die Bedurfnisse· del' Praxis. Moge es auch dem deutschEm Vaterlande Nutzen bringen! Hannover, im Januar 1936, Bernhard Osann. Inhaltsverzeichnis. Seite I. Einleitung. 1. Einteilung und Kennzeichnung des gewerbsmaBig hergestellten Eisens und Stahl 1 2. StahlguBstticke .. .. . . . . . . . . . .. . .. 2 3. Geschichtliches. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 4. Statistik. . . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 5. Aligemeines tiber Schmelzen, Frischen, Desoxydation und Fertigmachen. Die chemische Zusammensetzung unlegierter StahlguBstticke . . . . . . . . . 6 II. Das Schmelz en im Tiegel. 6. Geschichtliches, Wirtschaftliches und Technisches tiber die Tiegelschmelzerei auf StahlguB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 9 III. Das Schmelzen im Siemens-Martinofen. 7. Geschichtliches tiber Martinofen . 11 8. Saurer oder basischer Martinofen . . . 13 9. Das Fassungsvermogen . . . . . . . . 14 10. Die Bestimmung der Ofenabmessungen 15 11. Die Baustoffe. Ofenhaltbarkeit . . . . 19 12. Der Betrieb mit Generatorgas. . . . . . . . . . 21 13. Der Betrieb mit anderen gasfOrmigen Brennstoffen 24 14. Der Betrieb mit fltissigen Brennstoffen. . . . . . 27 15. Der Betrieb mit Kohlenstaubfeuerung . . . . . . 27 16. :pie Gesamtanlage des Martinwerks . . . . . . . 29 17. Uberblick tiber die Arten der Heizung . . . . .. .. 29 18. Die Veranderung der Gaszusammensetzung in Kanalen und Kammern 30 19. Der Frischvorgang im Of en .. 33 20. Das Verhalten des Kohlenstoffs 34 21. Das Verhalten des Siliziums. 35 22. Das Verhalten des MangallS .. 36 23. Das Verhalten des Phosphors . 38 24. Das Verhalten des Schwefels . 39 25. Das Verhalten der anderen Eisenbegleiter 41 26. Das Verhalten der Eisenstoffverbindungen . . . 43 27. Die Zusammensetzung und Verwendung der Schlacke 44 28. Die Vorbereitung des Of ens vor dem Einsetzen . 40 29. Das Einsetzen . . . . . . . . . . . 46 30. Das Schmelzen und Auskochenlassen 48 31. Das Fertigmachen der Schmelze . 48 32. Das Abstechen des Of ens . . . . 53 33. Duplexverfahren . . . . . . . . 53 34. Storungen beim Schmelzbetriebe 53 35. Betriebsdaten und Warmerechnung 54 IV. Das Kleinkonverterverfahren. 36. Die Kennzeichnung des Windfrischens . . . . . . . . . . . 56 37. Die geschichtliche Entwicklung des Kleinkonverterverfahrens . 57 38. Das Fassungsvermogen ............ . 58 39. Der Konverter. . . . . . . . . . . . . . . . . 59 40. Die Ermittelung der Abmessungen des Konverters 60 41. Die Auskleidung des Konverters.. ..... 61 42. Die Windversorgung des Konverters . . . . . . . 61 Inhaltsverzeichnis. VII S eite 43. Die chemischen und physikalischen V organge beim Blasen. . . . . . . 65 44. Die Warmerechnung . . . . . . . . . . . . . . 69 45. Fliissiges Roheisen aus dem Hochofen . . . . . . 70 46. Die Erzeugung des flussigen Roheiseneinsatzes im Umschmelzbetriebe . 71 47. Das Anwarmen des Konverters 74 48. Das FUllen des Konverters 75 49. Das Blasen . . . . . . . 76 50. Das Fertigmachen ... . 77 51. Duplexverfahren .... . 79 52. Mit 01 geheizte Konverter 80 V. Allgemeines fiber das Schmelzen im elektrischen Olen (Elektroofen). 53. Die elektrische Warmeerzeugung. . . . . . . . 80 54. Die Einteilung der Elektroiifen . . . . . . . . 81 55. Die geschichtliche Entwicklung der Elektroofen . 83 56. Statistik der Elektroofen . . . . . . . . . . . 91 VI. Lichtbogenofen. 57. Der zugefiihrte Strom bei Lichtbogenofen . . . . 93 58. Die Transformatoren bei Lichtbogenofen . . . . . 95 59. Die Stromzufiihrung zu den Elektroden der Lichtbogenofen 98 60. Das Schaltschema der Lichtbogenofen ... ; ..... 101 61. Der GrundriBplan einer Lichtbogenofenanlage. . . . . . 103 62. Die Berechnung der Abmessungen eines Lichtbogenofens 104 63. Der Ofenmantel und seine Armierung bei Lichtbogeniifen 105 64. Das feuerfeste Mauerwerk bei Lichtbogenofen. . . . 110 65. Die Haltbarkeit des Mauerwerks bei Lichtbogenofen 112 66. Die Elektroden und ihre Armierung ....... . 112 67. Der Warme- und Stromhaushalt bei Lichtbogenofen 116 68. Die chemischen Vorgange im Lichtbogenofen . . . . 122 69. Die Temperatur im Elektroofen ............... . 127 70. 'Der Betrieb bei sauer zugestellten Lichtbogeniifen mit Beispielen. . 128 71. Der Betrieb bei basisch zugestellten Lichtbogenofen mit Beispielen . 130 72. Der Betrieb bei Anwendung von Duplexverfahren mit Beispielen. 137 73. Wirtschaftliches iiber Lichtbogenofen ..... 138 74. Saurer oder basischer Lichtbogenofen? . . . . . 141 75. Fester oder fliissiger Einsatz bei Lichtbogeniifen? . 142 VIT. Induktionsofen. 76. Aligemeines iiber Induktionsofen ........ 144 77. Niederfrequenzofen mit Beispielen . . . . . . . . 145 78. Mittelfrequenzofen . . . . . . . . . . . . . . . 147 79. Der Bau der kernlosen Induktionsofen (Hochfrequenzofen). . 147 80. Die chemischen Vorgange beim Schmelzen in Hochfrequenzofen 153 81. Wirtschaftliches iiber Induktionsofen. . . . . . . . . . . . . . . . .. 155 82. Beispiele fiir das Schmelzen in kernlosen Induktionsofen (Hochfrequenzofen) 157 VIII. Die Eigenschaften von unlegierten und legierten StahlguBstiicken. 83. Unlegierte StahlguBstiicke .......................• 159 84. Die Bezeichnungen zwischen der chemischen Zusammensetzung und den Festig keitseigenschaften bei unlegierten StahlguBstiicken. . . . . . . . . . . . . • 163 85. Die Beziehungen der Festigkeitseigenschaften untereinander, bei unlegierten Stahl- guBstiicken :. . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 86. Das metallographische Gefiigebild des unlegierten Stahlgusses 167 87. Legierter StahlguB. Einteilung und Statistik . 170 88. ManganstahlguBstiicke . . 172 89. SiliziumstahlguBstiicke . . 176 90. NickelstahlguBstiicke • • . 180 91. NickelsonderstahlguBstiicke 185 92. ChromstahlguBstiicke . . . 185 VIn Inhaltsverzeichnis. Seite 93. Ohromlegierte SonderstahlguBstiicke 190 94. KupfeIstahlguBstiicke. . 195 95. MolybdanstahlguBstiicke . . . . . 196 96. VanadiumstahlguBstiicke . . . . . 197 97. WolframstahlguBstiicke . . . . . . 197 98. TitanstaWguBstiicke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 99. Die Einteilung von legierten StahlguBstiicken, nach ihrer Verwendungsart geordnet 198 100. StahlguBstiicke mit hohen Festigkeitseigenschaften bei gewohnlicher Temperatur 198 101. Hitzebestandige StahlguBstiicke . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 102. Rost- und saurefeste StahlguBstiicke (korrosionsfeste StahlguBstiicke) 202 103. Legierte StahlguBstiicke mit besonderen Eigenschaften ...... 204 104. Del' Schmelzbetrieb zwecks Erzeugung von legierten Stahlen . 205 IX. Die Herstellung der StahlguBstiicke. 105. Die Formtechnik bei StahlguB . . . . . . . . . . . . 208 106. Del' Unterschied zwischen EisenguB- und StahlguBformen 217 107. Die Formstoffe. . . . . . . . . 219 108: Die Aufbereitung del' Formstoffe 223 109. Die EinguBtechnik ..... 224 110. Die Verhiitung des Lunkerns . 226 111. Die Verhiitung des ReiBens . . 229 112. Das GieBen . . . . . . . . . 235 113. Einige besondere GieBverfahren 237 114. Das Putzen ........ . 237 115. Das Gliihen und Vergiiten . . 242 116. Gliih- und Vergiitungsanlagen . 249 11 7. Beispiele fUr das Gliihen und Vergiiten 252 118. Das SchweiBen und Flicken. . . . . . 256 119. Die Selbstkostenrechnung in del' StahlgieBel'ei 258 I. Einleitung. 1. Einteilung und Kennzeichnung des gewerbsmiU3ig hergestellten Eisens und Stahls. Unter Eisen ist in keinem FaHe reines Eisen, sondern immer eine Legierung zu verstehen. Unter den Eisenbegleitern nimmt der Kohlenstoff die wichtigste SteHung ein. Er entscheidet iiber die Eigenschaft der Schmiedbarkeit (schmied bares Eisen), der Hartbarkeit (Stahl) und der GieJ3fahigkeit (Gu£eisen). Tecbnisch verwertbares Eisen. Roheisen Schmiedbares Eisen mit 2 bis etwa 5 % Kohlenstoff, leicht mit 0,03 bis 2% Kohlenstoff, schmiedbar, schmelzbar, nicht schmiedbar. 1st es zur schwer schmelzbar Herstellung von GuBwaren (meist in um geschmolzenem Zustande) benutzt, nennt SchweiBeisen, FluBeisen, man es GuBeisen. im teigigen Zustande im fliissigen Zustande erhalten. (1m hart erhalten. (1m hart Einteilung des Roheisens. baren Zustande baren Zustande 1. Graues - halbiertes - weiBes. "S ch weiBstahl" "FluBs.tahl" 2. Holzkohlenroheisen - Koksroheisen. genannt) genannt) 3. a) GieBereiroheisen. b) Puddelroheisen. c) Bessemerroheisen. d) Thomasroheisen. e) Stahleisen. <f) Spiegeleisen. g) Eisenmangan (Ferromangan). h) Eisensilizium (Ferrosilizium). In der Neuzeit folgt man in Deutschland vielfach dem Beispiel der Englander und Amerikaner und nennt jedes FluBeisen, gleichgiiltig, ob es hartbar oder nicht hartbar iat, "Stahl". Schema der Erzeugungsarten des Eisens. Hochofenverfahren Rennverfahren erzeugt Roheisen erzeugt schmiedbares Eisen in Form von SchweiBeisen und aus Erzen. SchweiBstahl aus Erzen (in allen Kulturlandern ausgestorben). ~----------------------------------------------------------~ GieBereiroheisen Roheisen zur Umwandlung in schmiedbares Eisen d. i. Roheisen zur Er (80% der deutschen Erzeugung). zeugung von EisenguB Es geschieht dies durch Bindung des Kohlenstoffs an Sauerstoff, waren. 20% der deut- um ibn zu entfernen. Derartige Verfahren heiBen Frischver schen Erzeugung. fahren. Sie werden ausgeiibt 1. in Frischherden(veraltet)}ES wird SchweiBeisen und SchweiB- 2. in PuddelOfen· stahl in Gestalt von Luppen erzeugt1 3. in Konvertern (Windfrischverfahren oder Bessemerverfahren) a) saures Verfahren oder Bessemerverfahren Es wird im engeren Sinne FluBeisen und b) basisches Verfahren oder Thomasverfahren FluBstahl 4. in Siemens-Martiniifen erzeugt. a) saures Verfahren b) basisches Verfahren 1 Die SchweiBeisen- und SchweiBstahlerzeugung ist heute nur noch in Bruchteilen eines Prozents an der deutschen Erzeugung beteiligt. Osann, Stablgief3erei. 1 2 Einleitung. 1m .Altertum und Mittelalter waren nur die beiden erstgenannten Erzeugnisse des Rennherdes oder Stiickofens bekannt. Erst nach 1300 wird Roheisen und GuBeisen (d. i. in Formen gegossenes Roheisen) genannt. Friiher war auch das Wort "Gliihfrischen" in Anwendung, urn eine Um wandlung des GuBeisens in schmiedbares Eisen ohne Schmelzung zu kennzeichnen. Man sprach dann auch von "Schmiedbarem GuB". Heute geschieht dies nicht mehr, weil dabei irrige Vorstellungen entstanden sind. Man spricht heute in einem solchen FaIle von Tempern und TemperguBstiicken. Unter GieBereiroheisen versteht man ein Roheisen, das ausschlieBlich zur Erzeugung von GuBstiicken Verwendung findet. Es ist ein Roheisen mit hoherem Si-Gehalt und niedrigem Mn-Gehalt, das je nach den Umstanden phosphorarm oder phosphorreich ist. 2. Stahlgu6stiicke. Unter StahlformguBstiicken oder StahlguBstiicken - dieses Wort wird heute wegen seiner Kiirze bevorzugt - versteht man GuBstiicke aus Stahl. Es handelt sich bei dieser Bezeichnung darum, einen Gegensatz zu geschiniedetem und gewalztem Stahl zu schaffen. In diesem Sinne soli man das Wort "GuB stahl" vermeiden; denn dies umfaBt auch Schmiedestiicke, die aus StahlblOcken erzeugt sind. Will rp.an den Ursprung kennzeichnen, so muB man sagen:, "StahlguB stiicke aus dem Tiegel oder aus dem Martinofen oder aus dem Kon verter oder aus dem Elektroofen". Gegeniiber EisenguBstiicken werden StahlguBstiicke durch ihren geringeren Kohlenstoffgehalt (meist 0,3% gegeniiber 3,5%) und die dadurch bedingte hOhere ZerreiBfestigkeit und durch das Vorhandensein einer Dehnung und Streckgrenze abgegrenzt. Die ZerreiBfestigkeit und Dehnung der TemperguBstiicke bleibt hinter den Werte n des Stahlgusses weit zuriick. Man hat unlegierte und' legierte StahlguBstiicke. Siliziumstahl, Manganstahl, Nickelstahl, Chromstahl sind Beispiele fiir legierten Stahl. Vielfach mag die Ansicht verbreitet sein, daB StahlguB in anbetracht des Wettbewerbes cl,er geschweiBten Konstruktionen und vieler Metallegierungen keine Zukunft habe. Diese Ansicht ist irrig. Sie wird am besten dadurch wider legt, daB die beiden groBen amerikanischen Lokomotivfabriken die Am. Lok. Co. und die Baldwinworks, im Jahre 1931 eine groBe StahlgieBerei in Eddystone Pa., mit dem Aufwand von 13000000 Dollar errichtet haben, die jahrlich 60000 t StahlguB erzeugen kann1. 3. Geschichtliches. Die ersten StahlguBstiicke erzeugte Jakob Mayer als Mitinhaber der Firma Mayer & Kiihne in Bochum im Jahre 1847. Es ist eine deutsche Erfindung, die eine interessante Geschichte hat. Jakob Mayer wurde 1813 als der Sohn eines schwabischen Bauern in Dunningen bei Rottweil geboren. Er machte bei einem Oheim in Koln eine Lehrzeit als Uhrnlacher und ·Mechaniker durch und blieb auch nach dieser Zeit einige Jahre in KoInI. Dieser Oheim versuchte in seinen MuI3estunden GuI3stahl zu erzeugen, um sich von dem Bezuge des englischen Uhrfederstahls freizumachen. 1 Stahl u. Eisen 1931 S. 1438. I Vergl. den Vortrag von Bauwens im Jahre 1930. GieI3erei 1930 S. 317. Geschichtliches. 3 Die Uhrfeder gab also ebenso wie bei der Erfindung des Tiegelgu13stahls durch Benjamin Huntsman im Jahre 1740 den Ansporn zum Fortschritt, und es war auch in gleicher Weise ein Uhr- und Werkzeugmaoher, wie es Huntsman war. Diese Versuohe des Oheims veranla13ten Mayer naoh Sheffield zu reisen, urn die Erzeugung des englisohen Gu13stahls kennenzulernen und die Teohnik naoh Deutsohland zu verpflanzen. Er hatte anfangs Erfolg, mu13te aber sohlie13lioh fliehen und erreiohte mit Miihe und Not ein Sohiff, das ihn in Sioherheit vor der Verfolgung duroh seine mi13trauisoh gewor denen Mitarbeiter braohte. Er versuohte nun in seinem Geburtsort eine Sohmelzhiitte zu errichten, hatte aber keinen Erfolg. Dasselbe gesohah naoh seiner Ubersiedelung nach Koln. Naohdem er alles ersparte Geld aufgebrauoht hatte, gelang es ihm, den Magdeburger Kaufmann Eduard Kiihne als Sozius zu gewinnen und die eingangs genannte Firma zu griinden, die im Jahre 1854 in eine Aktiengesellsohaft unter dem Namen Boohumer Verein fiir Bergbau und Gu13stahlfabrikation umgewandelt wurde. 1m Jahre 1847 gelang es Mayer zum ersten Male ein brauohbares Stahlgu13stiiok herzu stellen. Dies war ein Erfolg, der zum Teil auf das Konto der Firma Mathias und Johann Brandenburg kommt, welohe die feuerbestiindige Formmasse geliefert hatte. 1m Jahre 1851 wurde die erste Kirohenglooke aus Tiegelgu13stahl gegossen, und im Jahre 1855 war der'Boohumer Verein auf der Pariser Weltausstellung mit drei soloher Glooken vertreten. Dies war auoh insofern ein Ereignis, als man es bis dahin nioht fiir moglioh hielt, Tiegel gu13stahl in Formen zu vergieBen. Alfred Krupp hatte es versuoht und sogar das Zen trifugalgieBverfahren angewendet, urn Eisenbahnradreifen herzustellen. Es war nioht ge lungen, und Krupp spraoh auoh auf der PariserWeltausstellung die Ansioht aus, daB man TiegelguBstahl nur durch Sohmieden verformen konne. Als man aber eine der drei Glooken zertriimmerte, muBte er seine Ansioht andern. Er tat in der Folgezeit alles mogliohe, urn den Vorsprung des Boohumer Vereins einzu holen, aber es gelang ihm erst in spaterer Zeit. Die ersten Kruppsohen StahlguBstiioke wurden 1863 in Essen gegossen. 1m Jahre 1867 stellte Krupp gegossene Lokomotivrader von 1,88 m Durohmesser in Paris aus, naohdem der Boohumer Verein solohe Rader bereits 1862 in London gezeigt hatte. Bisher war nur von TiegelguBstahl die Rede. Es war ein bedeutsamer Fort schritt, daB die Firma Krupp Ende der sechziger Jahre Martinofen aufstellte1 und mit ihrer Hilfe ausschlieBlich StahlformguB erzeugte. Ein anderes Erzeugnis, wie harter StahlformguB in Gestalt von Walzen, Herzstiicken, Kammwalzen, Geschossen usw., kam damals fiir Martinofen nicht in Betracht. Die Entwicklung des Martinverfahrens geht also yom StahlguB aus, wenn man von den nicht mit bleibendem Erfolg gekronten Versuchen Pierre Martins, Gewehrlaufstahl zu erzeugen, absieht (1864). Ein weiterer bedeutsamer Fortschritt bestand darin, daB man es nach ttber windung groBer Schwierigkeiten lernte, einen weichen StahlformguB, wie ihn der Maschinen- und Schiffsbau als Ersatz fiir die teuren Schmiedestiicke forderte, aus dem Martinofen zu gieBen. Es geschah dies zuerst 1887 auf den Kruppschen Werken. Der Leser, der weiteres iiber die damalige Entwicklung des Stahlgusses in Deutschland und dem Auslande nachlesen will, sei auf das Lehrbuch des Ver fassers: Eisen und StahlgieBerei2, Beck: Geschichte des Eisens3 und die Schrift: "Zehn Jahre Verein deutscher StahlformgieBereien"4 hingewiesen. AuBer dem TiegelguB- und Martinverfahren ist auch das Kon verterver fahren zu nennen, daB aber erst spater (etwa um 1906) die Schwierigkeiten so weit iiberwunden hatte, daB es mit Erfolg als Kleinkonverterverfahren in den Betrieb eingefiihrt werden konnte. 1 Dabei wirkte auoh der spatere erste Gesohaftsfiihrer des Vereins deutscher Eisen hiittenleute Friedrioh Osann mit. 2 Leipzig bei Wilhelm Engelmann. 3 Braunsohweig bei Vie'Yeg. 4 Verlag Stahleisen in Diisseldorf 1930. 1*

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