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Mindstorms: Kinder, Computer und Neues Lernen PDF

274 Pages·1982·7.96 MB·German
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B Seymour Papert Mindstorms Kinder, Computer und N eues Lernen mit einem Vorwort von Michael Dtte Springer Basel AG Die Originalausgabe erschien 1980 unter dem Titel: «Mindstorms. Children, Computer, and Powerful Ideas» bei Basic Books, Inc., Publishers, New York © 1980 by Basic Books Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gabriela Steinke Cip-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Papert, Seymour: Mindstorms : Kinder, Computer u. neues Lernen / Seymour Papert. Mit e. Vorw. von Michael Otte. [Aus d. Amerikan. übers, von Gabriela Steinke]. - Basel ; Boston ; Stuttgart : Birkhäuser, 1982. Einheitssacht. : Mindstorms <dt.> ISBN 978-3-0348-5358-3 ISBN 978-3-0348-5357-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-5357-6 Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren reproduziert oder in eine für Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsanlagen, verwendbare Sprache übertragen werden. © Springer Basel AG 1982 Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag Basel 1982 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1982 Umschlaggestaltung: Albert Gomm swb/asg, Basel Inhalt Vorwort zur deutschen Ausgabe . . . . . . . . . . . . . .. 7 Vorwort: Die Zahnradgetriebe meiner Kindheit 21 Einleitung: Computer fur Kinder . . . . . . 25 Kapitel 1: Computer und Computerkulturen . . . . . . .. 43 Kapitel2: Mathophobie: Die Angst vor dem Lemen. . .. 65 Kapite13: Schildkrotengeometrie: Eine Mathematik, die furs Lemen gemacht ist. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Kapitel 4: Sprachen fur Computer und fur Menschen 126 Kapitel5: Mikrowelten: Brutkasten fur Wissen . . . 152 Kapitel 6: Grof3e Ideen in geistgerechten Bissen . . 169 Kapitel 7: Die Wurzeln von LOGO: Piaget und AI . 193 Kapitel 8: Bilder der Lemgesellschaft. . 216 Epilog: Das mathematische Unbewuf3te 230 Nachwort und Dank. . . . . . . . . . . 250 Anmerkungen und kommentierte Bibliographie 260 Register ..................... 269 V orwort zur deutschen Ausgabe Wissen als «society of minds» Das vorliegende Buch ist so reich an Einsichten und geistigen Anstonen, mit den en sich der Leser auf seine eigene Weise und unter Umstanden kritisch auseinandersetzen kann, dan es mir zwecklos erscheint, aus der Fiille der Ideen nun mehr oder min der wahllos hier einige herauszugreifen. Auf eines mochte ich jedoch besonders aufmerksam machen: Obwohl der Computer eine wesentliche Rolle fUr die Entfaltung der Papertschen Gedanken gespielt hat, wendet sich dieses Buch keinesfalls nur oder in besonderem Mane an Computerspeziali sten oder Leute, die in irgendeiner besonderen Weise an dem Computer und seinem Gebrauch interessiert waren. Dieses Buch ist das beste mathematikdidaktische, oder allgemeiner, wissen schaftsdidaktische Buch, das ich kenne, und es ist eine der ganz wenigen exzellenten Darstellungen einer faszinierenden Episte mologie der Mathematik. Auf dem 2. Weltkongren fUr Mathematikpadagogik in Exeter in England hat der grone franzosische Mathematiker Rene Thorn gesagt: <<]ede Mathematikpadagogik griindet sich, auch wenn sie nur wenig koharent ist, ob man es will oder nicht, auf eine Philo sophie der Mathematik.» Der in diesem Satz angesprochene Zu sammenhang beschaftigt Papert im vorliegenden Buch eigentlich an jeder Stelle und bestimmt alle darin entwickelten Uberlegun gen. Wie viele Lehrer sieht er, dan die Probleme des Lernens nicht die einer methodischen Verpackung sind, sondern grundle gende Rekonzeptualisierungen des Wissens und einen verander ten Denkstil verlangen. Papert beschreibt in seinem Buch eine «auf dem Wissen basierende Lerntheorie . . . eine Theorie, die 7 das Studium dessen, wie Mathematik gelernt wird, nicht yom Studium der Mathematik trennt». Seine Uberlegungen dazu und insbesondere seine in Kapitel 8 zusammengefafite Vision einer Gesellschaft, in der die Wissenschaft allen zuganglich ist und fur alle da ist, verbindet er mit einer grundsatzlichen Kritik der heu tigen Schule. Papert nimmt dabei zunachst das Stichwort von den zwei Kulturen, einer literarisch-humanistischen und einer mathe matisch-naturwissenschaftlichen, die unsere Zivilisation trennen, wieder auf, ein Stichwort, welches einem Vortrag von Sir Charles Snow im Jahre 1959 zugrunde lag, der dann in England und in den USA eine ungewohnlich breite und heftige offentliche Dis kussion hervorgerufen hatte. Eine· Diskussion, die heute einen neuen Akzent und eine weitere Zuspitzung durch die drangende Frage nach der sozialen Rolle der Wissenschaften in unserer Ge sellschaft erhalten hat. Auch das Problem der Allgemeinbildung in unseren Schulen, das viele Lehrer bewegt, ist nicht mehr zu losen, wenn sich die Welt der Erkenntnis total in zwei entgegengesetzte Perspektiven aufspaltet, die die Frage <was bedeutet es, zu verstehen?> jeweils in einer anderen, absoluten Art und Weise entscheiden (vgl. die schone Thematisierung, die Papert dieser Frage gibt, auf S. 149). Fur die Schule ist die Kooperation aller Lehrer, und insbesondere der Lehrer der verschiedenen Facher, eine wichtige Bedingung dafUr, dafi die Schule zu einer Chance fur den Heranwachsenden wird, die Wechselwirkung der verschiedenen gesellschaftlichen Wissens- und Funktionsbereiche zu erleben, was eine wesentliche Bedingung seiner Personlichkeitsentwicklung darstellt. Es ist zu nehmend deutlich geworden, dafi, urn es mit Paperts Worten zu sagen, «unsere Wissensauffassungen die Art und Weise uber uns selbst nachzudenken und unser Selbstbild» beeinflussen. Zentrale Bedeutung fUr diesen Zusammenhang haben nun zweifellos die Mittel und Werkzeuge unseres Denkens, von denen der Computer eines ist, sowie ihr Gebrauch im sozialen Verkehr. Dabei sieht Papert jedoch fur meinen Geschmack den Zusam menhang zwischen Mittel und Denkinhalt manchmal zu punktu ell und zu direkt. Die Mittel der geistigen Tatigkeit determinie ren unser Denken keinesfalls in der direkten und unmittelbaren Art und Weise, wie dies Werkzeuge gegenuber der korperlichen 8 Tatigkeit tun. Gliche der wissenschaftliche Begriffvollkommen ei nem Werkzeug, dann wiirde jeder, der in die Situation kame, die gerade dieses Werkzeug erforderte, seinen Gebrauch ohne allzu grofie Miihe und ohne weitere Voraussetzungen erlernen. Papert iiberbetont aus dem genannten Grund auch bestimmte Funktio nen geistiger Technologien, namlich die heuristische und instru mentelle (vgl. S. 226) gegeniiber anderen, etwa dem Aspekt der substantiellen Verallgemeinerung oder der Rolle der Fakten und des Tatsachenwissens. Letztere Aspekte sind auch eher mit einem anderen Element im Gesamtsystem unserer geistigen Mittel, namlich dem gedruckten Text verbunden oder, wie Papert es nennt, der Papier- und Bleistifttechnologie. Die Rolle der geistigen Werkzeuge wird dementsprechend deutlicher und klarer, wenn man diese Mittel und Werkzeuge als ein Gesamtsystem betrachtet. Und weil sie bedeutsam nur als Ge samtsystem sind, vermag der Stellenwert eines einzelnen Ele ments darin, beispielsweise des Computers, eine Steigerung zu erhalten, die seine unmittelbare Bedeutung als einzelnes Mittel weit iibersteigt. Dieser Sachverhalt begriindet die eigentliche Fas zination des vorliegenden Buches von Papert. «Schildkroten-Geometrie ist ein anderer Stil der Geometrie, wie auch Euklids axiomatischer Stil und Descartes' analytischer Stil sich unterscheiden. Euklids Stil ist ein logischer Stil; Descartes ist ein algebraischer Stil und Schildkroten-Geometrie reprasen tiert einen algorithmisierten Stil der Geometrie» (S. 84), so be ginnt das Kapitel 3. Nicht zufallig fallen die genannten Etappen in der historischen Entwicklung des geometrischen Denkens zu sammen mit grofieren Veranderungen im System der geistigen Mittel, wie sie etwa die Einfiihrung des eigentlichen phoneti schen Alphabets im antiken Griechenland oder die Erfindung des Buchdrucks im 15.Jahrhundert bzw. die Entwicklung des Com puters heute darstellen. Dabei ist es wesentlich, diese Entwicklun gen nicht nur in ihren mehr oder minder revolutionaren Veran de rung en zu sehen, sondern ebenso in ihren Kontinuitaten. Der Euklidische Stil verschwand nicht mit der Erfindung des Buch drucks, sondern wurde durch diesen zu einer Grundlage fiir den Descartesschen StH. Und selbst der Wissensstand der euklidi schen Geometrie verschwand zwar mit dem Hinzutreten des neu- 9 en fiihrenden Elements im System der Mittel, mit dem Hinzutre ten des gedruckten Buches, aus dem Zentrum des theoretischen Wissens, blieb aber weiterhin unentbehrlicher Bestandteil des Wissensbestandes mathematischer Anwender und Praktiker, als da sind Landvermesser, Astronomen, Navigatoren und Lotsen, Handwerker usf. Der Buchdruck hat im 16.Jahrhundert und im Rahmen der sogenannten wissenschaftlichen Revolution des 17 .Jahrhunderts das Wissen nicht in erster Linie quantitativ verandert, sondern er hat es in erster Linie transformiert durch die Veranderung des Verhiiltnisses des Menschen zum Wissen. Und zwar in erster Linie dadurch, daf3 er es ermoglicht hat, aIle anderen Elemente geisti ger Technologie (aIle Instrumente der Astronomen, Navigatoren, Landvermesser us£.) weiter zu entwickeln. Zur Illustration ein Beispiel aus der Entwicklung der Mathematik. Aus dem 16.Jahrhundert gibt es bildliche Darstellungen von Rechenwettbewerben, die zeigen sollen (Menninger, S. 250), daf3 das schriftliche Rechnen, wie es damals iiblich war, in operativer Hinsicht nicht mit clem Rechenbrett konkurrieren konnte. Aber das Stellensystem der natiirlichen Zahlen war eine Modellierung, die aIle wesentlichen operativen Eigenschaften des Rechenbretts enthielt und die dariiber hinaus zwanglos in dem neuen Medium des gedruckten Buches vermittelt werden konnte. Die hochiiber legenen kommunikativen Moglichkeiten und insbesondere die leichtere Lehr- und Erlernbarkeit setzten das schriftliche Rechen verfahren gegen das Rechenbrett durch. Das Stellenwertsystem ist also nichts anderes als ein Rechenbrett auf dem Papier, das als Text sehr viel leichter und schneller verbreitet, gelehrt und ge lernt werden konnte. Geleistet haben das bei uns die vielen Re chenmeister des 15. und 16.Jahrhunderts, von denen uns Adam Riese aufgrund seiner Erfolge als deutscher Lehrbuchautor noch heute namentlich geHiufig ist. Zu dieser sozial-kommunikativen Verallgemeinerungsmoglichkeit gesellte sich aber dann auch noch eine inhaltlich gegenstandliche, eben durch den Begriff der Variablen. Die Variable ist auf dem Rechenbrett, wo man das All gemeine nur an Beispielen auffiihren kann, nicht zuganglich. In der symbolischen Modellierung des Textes laf3t sich das Unbe kannte zeichenmaf3ig fixieren und so behandeln, als ob man es 10 schon kennte, und gerade dadurch eroffnen sich neue Moglich keiten der Exploration und der Verallgemeinerung des Wissens. In der Mathematik bedeutet Verallgemeinem die Einfiihrung von Variablen. In Kapitel 3 (S. 84-125) beschreibt Papert, wie der Computer es ermoglicht, den zeitbezogenen Aspekt der Varia bIen, wie er sich im Konzept der Rekursion ausdriickt, zur Gel tung zu bringen. Wir vermogen durch derartige Uberlegungen die Schliisselrolle des Variablenbegriffs fUr die gesamte Schulma thematik zu sehen. Aber, wie gesagt, wesentlich fiir die fiihrende Rolle des Buch drucks war historisch, dafi er das Verhaltnis des Menschen zum Wissen und damit die Auffassung vom Wissen in der Gesellschaft grundlegend verandert hat (vgl. dazu Keitel u. a.). Urn hier nur einen Aspekt zu nennen: In dem historischen Augenblick, in dem durch die Moglichkeit des Buchdrucks das Wissen selbst zum Ge genstand des Marktes werden konnte, bekam es eine gewaltige Bedeutung. Dafi uns der Name Adam Riese heute noch gelaufig ist, ist der Tatsache zuzuschreiben, dafi er nicht wie die friiheren Rechenmeister sein Wissen als ein personliches und geheimes Wissen, als eine individuelle Eigenschaft behandeln mufite, son dem seine soziale und okonomische Position und sein Selbstver standnis mit der allgemeinen Verfiigbarkeit seines Wissens in Form gedruckter Lehrbiicher verbunden war. Ebenso verwandel te der Druck von geografischen Karten das geheime und person liche Wissen der Lotsen, Navigatoren und der Druck von Zinsta bellen die Fahigkeiten der Rechenmeister und Bankiers in allge meines, gesellschaftliches Wissen. Dadurch erhielt die Wissens entwicklung eine Dynamik, so dafi man bereits im 16.Jahrhun dert von einer Wissensexplosion sprach. In der industriellen Revolution des 18. und 19.Jahrhunderts erhielt das Verhaltnis des einzelnen zum Wissen als Quelle der Dynamik der Wissensentwicklung eine neue Intensitat. Uber ei nen speziellen Aspekt dieses Prozesses bezogen auf Schute und Mathematik schreibt beispielsweise H. N. Jahnke in einer Rezen sion des Papertschen Buches: «AIs an der Wende yom 18. zum 19.Ja hrhundert in verschiedenen europaischen und aufiereuropa ischen Staaten verstarkte Bemiihungen einsetzten, ein umfassen- 11

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