Ansgar Klein· Frank Nullmeier (Hrsg.) unter Mitarbeit von Oliver von Wersch Masse - Macht - Emotionen Ansgar Klein· Frank Nullmeier (Hrsg.) unter Mitarbeit von Oliver von Wersch Masse - Macht - Efllotionen Zu einer politischen Soziologie der Emotionen Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Klein, Ansgar: Masse -Macht -Emotionen : zu einer politischen Soziologie der Emotionen I Ansgar Klein; Frank Nullmeier (Hrsg.). Unter Mitarb. von Oliver von Wersch. - Opladen ; Wiesbaden : Westdt. VerI., 1999 ISBN-13: 978-3-531-13263-1 e-ISBN-13: 978-3-322-87317-0 001: 10.1007/978-3-322-87317-0 Aile Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden, 1999 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fur Vervielfaltigungen, Dbersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www.westdeutschervlg.de Hochste inhaltliche und technische Qualitiit unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Bucher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf siiu refreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Po lyathylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Inhalt Ansgar Klein! Frank Nul/meier! Oliver von Wersch Einleitung 9 I. Masse, Barbarei, Fundamentalismus Helmut Konig Wiederkehr des Massethemas? 27 Friedbert W Rub Die RUckkehr der Barbarei. Nationalismus, ethnische Konflikte und Genozid im ehemaligen Jugoslawien 40 Thomas Meyer Fundamentalismus. Kehrseite der Modeme 66 II. Zur Geschichte von 'Masse' uDd 'Emotionen' in den Sozialwissenschaften Volker Heins Demokratie als Nervensache. Zum Verhaltnis von Politik und Emotion bei Max Weber 89 Thomas Noetzel Max Webers "Neue Menschen"-Das Leben als Bewiihrungsaufstieg 102 Timm Genett Vom Zivilisierungsagenten zur Gefolgschaft. Die Masse im politischen Denken Robert Michels' 116 Theresa Wobbe! Dirk Truller Georg Simmels Soziologie emotionaler Vergemeinschaftungen. Zu Gruppenbildungen in der rechten Skinheadszene 137 Hans J. Lietzmann Siikularisierung und Massendemokratie. Die Emotionalitiit der Menschen als Problem der politischen Theorie des 20. Jahrhunderts 151 6 Inhalt Alex Demirovic Kritische Theorie bilrgerlicher Herrschaft und die Widerspriichlichkeit der Massen 167 III. Sozialwissenschaftliche Analytik der Emotionen Helena Flam Soziologie der Emotionen heute 179 Birgit Sauer "Politik wird mit dem Kopfe gemacht." Oberlegungen zu einer geschlechtersensiblen Politologie der Gemhle 200 Claudia Ritter Passion und Politik. Zur Rationalitlit von Emotionen in Prozessen politischer Identitlitsbildung 219 IV. Massediskurs und Bewegungsforschung Roland Roth Bewegung statt Masse. Der Massediskurs aus der Sicht der Bewegungsforschung 241 Bert Klandermans Identitlit und Protest. Ein sozialpsychologischer Ansatz 260 Heiko Geiling Mentalitlitsanalyse der neuen sozialen Bewegungen. Eliten und Massen in den Protestbewegungen der siebziger und achtziger Jahre 271 V. Kulturen der Massenemotionalitiit RudolfS peth Nation und Emotion. Von der vorgestellten zur emotional erfahrenen Gemeinschaft 287 Andreas Dorner Medien und Mythen. Zum politischen Emotionsmanagement in der populliren Medienkultur am Beispiel des amerikanischen Films 308 Inhalt 7 Diedrich Diederichsen "We were half a million strong ... " Massenereignisse, Festivals und Paraden in Pop-und Gegenkulturen 330 Ausblick Ansgar Klein! Frank Nul/meier/ Oliver von Wersch Zum kiinftigen Umgang mit "Emotionen" in der Politikwissenschaft 345 Autorinnen und Autoren 360 Einleitung Ansgar Klein! Frank Nul/meier! Oliver von Wersch "Masse" ist im Dreiklang der Titeltermini jener Begriff, der eine niihere Unter suchung des Verhaltnisses von Macht und Emotionen, von Politik und Gefiihl in so zialwissenschaftlicher Theorie und politischer Praxis weithin dominiert hat. Wer im Schnittfeld von Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie Erkundungen zum Thema Emotionen und Macht vornehmen will, ist daher aufgefordert, sich mit "Mas se" auseinanderzusetzen. Wann imrner kollektive GefUhlslagen politisch bedeutsam werden, drangt sich der Begriff der Masse auf. In der Geschichte des politischen Denkens haben sich zwar positive wie negative Bezugnahmen auf "die Masse" oder "die Massen" abgewechselt, doch beherrscht ein sich den Traditionen der Massen psychologie verdankendes grundsatzliches Misstrauen den offentlichen Diskurs tiber das politische Wirksamwerden von Emotionen und politisch mobilisierten Mengen. Unter der Dominanz der "Masse" ist es deshalb zur Biockierung einer we iter greifenden Thematisierung von politi scher Macht und kollektiven Geftihlen gekom men. Der klassische massenpsychologische Diskurs hat weitgehend zu einer auch spater kaum aufgehobenen dichotomischen Perspektive auf das Begriffsfeld gefUhrt: hier die von irrationalen Emotionen getriebene Masse, dort die Rationalitat des Ftih rungspersonals als gangbarer Weg kontrollierter Herrschaftsaustibung. Die Emotio nalitat der Menschen wird hier zur einzudamrnenden Pathologie, zumindest was den Offentlichen Raum betrifft. Infolge dieser Zuordnung wird auch der Begriff der Mas se stets mit negativen Konnotationen belegt -die "einsame" Masse (Riesman) steckt, normativ-theoretisch betrachtet, ebenso im Fahrwasser der Unbestimrntheit und Konturlosigkeit wie die Begriffe der "Massendemokratie", der "Massenloyalitat" oder des "Massenprotestes". Werden mit dies en Begrifflichkeiten Emotionen ver kntipft, so sind auch sie Opfer der dichotomischen Konnotierung: hier der Monolith der potenziell aufwiegelnden, umsrurzlerischen, "dunklen", "weiblichen" Emotionen der Masse, dort die sie kontrollierende Instanz der rationaien, normativ verlasslichen Herrschaftsaustibung. Angesichts des Umstandes, dass in den ietzten lahren neb en den StraJ3enprotest und die mehr oder minder friedliche kollektive Mobilisierung Phanomene "massen hafter" Barbarisierung und fundamentalistischer Massenaktivierung getreten sind, lasst jedoch an einer allzu schnellen Verabschiedung des Massediskurses wieder zweifeln. Denn sie scheinen wieder aufzutreten, die irrationalen, "gefahrlichen", dik taturanfalligen Massen, denen mit allerhOchstem Misstrauen zu begegnen ist. 1m Kontrast zu dieser Deutung fallt helles Licht auf die fur notwendig erachtete Kon trolle der Affekte durch die rationalisierten Mechanismen der reprasentativ-demokra tischen Machtaustibung. Demokratischer Politik fallt damit wieder die Aufgabe der zivilisierenden Affektkontrolle zu. 10 Ansgar Klein/ Frank Nullmeier/ Oliver von Wersch Die "Masse" beschert zudem als ihr Pendant die "Elite". In der Masse-Elite Unterscheidung, wie sie von den klassischen Elitetheoretikem wie Mosca oder Pa reto entfaltet wurde, verk6rperte sich eine Bedrohung der biirgerlichen Schichten durch die Mehrheit der nicht-biirgerlichen Klassen: Wie kann, so das herrschafts theoretische Problem aus Sicht der Elite, einer Minderheit der Einfluss auf die Ge sellschaft gesichert werden, wenn der Einfluss der Masse infolge einer Demokra tisierung zunimmt? Mit der Zuschreibung unkontrollierter Emotionen an die Masse kann die Elite als rationalisierte Kontrollinstanz gelten, deren Fiihrerschaft aus Ver nunftgriinden unhintergehbar ist. Derartige Konnotationen in der Unterscheidung von "Wahlvolk" und "demokratischer Elite" treten heute im verstarkten Ruf nach politischer Fiihrung auf und pragen die Wahrnehmung von Politik. So scheint auch die heutige Lage der Demokratien Griinde zu liefe m, den Begriff der Masse zu the matisieren. Und auch dann, wenn neue kulturelle Phanomene groBer kollektiver Erregungen und Erlebnisse -man denke an Lady Di's Beerdigung oder die Love Parade, die auch zu intensiver sozialwissenschaftlicher Betrachtung eingeladen haben - auftreten, sind der Massebegriffund all die mit ihm verbundenen Vorstellungswelten nicht fern. Die modeme Massengesellschaft scheint ihre MaBstabe eben nicht aus der emotional en Authentizitat einzelner Kunstwerke, sondem aus ihrer "technischen Reproduzierbar keit" und Vermarktungsfahigkeit zu gewinnen. Der Ausruf "Can't I do anything ori ginal?", der Andy Warhol zugeschrieben wird, driickt demgegeniiber eine Art ratio nalisierter Verzweiflung vor den Mechanismen der 6ffentlichen Verwertung und Vermassung aus -auch Emotionen werden reproduzierbar gemacht. Wichtig und neu ist demgegeniiber die positive Bewertung von Emotionen im Kontext aktivbiirgerlichen politischen Handelns. Mit Rekurs auf die identitatsgene rierenden Kontexte sozialer Bewegung und politischer Partizipation geraten Emotio nen ins Blickfeld einer naheren Reflexion politischen Handelns: von "Wut" und "Angst" zu "SpaB", "Lust" und SolidaritatsgefUhlen. Derartige Emotionen werden als identitatsstiftende und zugleich handlungsanleitende Motive und als notwendige Elemente eines demokratischen Prozesses identifiziert. Die Zuschreibung von Emo tionen an die in Bewegungen handelnden Subjekte bzw. an die Bewegungen selbst legt die Konnotation nahe, den emotional aktiven, handlungsfahigen, identitatsgene rierenden Part auf Seiten der Bewegung zu sehen, wahrend die Massengesellschaft Individuen lediglich atomisiert und in politische Apathie fUhrt. Emotionalitat und Rationalitat stehen sich hier nicht gegeniiber, sondem k6nnen gleichermaBen den bewegten und mobilisierten Teilen der politischen Offentlichkeit zugeordnet werden. Start Emotionen nur als zu zivilisierende, den Mechanismen der Ratio zu unterwer fende "psychische" Schwache in den Blick zu nehmen, findet sich die Entdeckung der Emotionen als politischer Produktivkraft, noch bevor deren kultur- und psycho industrielle Banalisierung in den Modethemen "emotionaler Intelligenz" ihren Aus druck fand. So widmet sich dieser Band der sozialwissenschaftlichen Durchsicht der ver schiedenen Masse-Diskurse, urn das Feld freizulegen fUr eine politische Soziologie der Emotionen, die sich nicht auf bestimmte Phanomene, bestimmte politisch ideologische Deutungen derselben oder vorgangige normative Uberzeugungen fest- Einieitung 11 legen muss. Eine politische Soziologie der Emotionen, die das ganze Spektrum poli tisch wirksamer Emotionen -von der hOchst sparsamen Hintergrundemotionalitllt ei nes diffizilen Policy-Problems bis zu den grausamsten Barbarisierungserscheinungen - zum Thema zu Machen versteht, eine politische Soziologie der Emotionen zudem, die sich neue Zug!i.nge zur Gegenuberstellung von Vemunft und Gefilhl und der da mit hliufig verbundenen Logik der Trennung (z.B. 5ffentlich-privat) verschaffi:. Zu fragen ist bei alledem, ob es gegenOber den diversen Varianten der Massetheorien andere M5glichkeiten der sozialwissenschaftlichen Theoretisierung der Zusammen h!i.nge von Politik, Macht und Emotion gibt, die auch Anwendung fUr jene Ph!i.no menbereiche finden k5nnen, die noch heute mit dem Massebegriff bezeichnet wer den. Idee und Konzept zu diesem Sammelband sind aus einer Tagung mit gleichem Namen hervorgegangen, die gemeinsam vom Arbeitskreis Soziale Bewegungen der DVPW und dem Forschungsjoumal Neue Soziale Bewegungen vom 14. bis 16. Marz 1997 in der Gustav-Heinemann-Akademie in Freudenberg durchgefilhrt wurde. AIle Autorinnen und Autoren, die an dieser Tagung teilnahmen, haben teilweise urn fangreiche Uberarbeitungen an ihren Manuskripten vorgenommen, was nicht nur auf unsere Anregung, sondem vor allem auf die Breite und Intensitat der dort gefilhrten Diskussionen zuriickzufiihren ist. 1m ersten der fiinf Abschnitte dieses Bandes unter dem Titel "Masse, Barbarei, Fundamentalismus" wird auf grundlegende Konzepte und Ausgangspunkte sowie aktuelle Bezugspunkte des Massediskurses eingegangen. In ihm werden Argumente einer Kontroverse sichtbar, die zwischen dem Pladoyer, auf den Begriff Masse zu verzichten, und dem analytisch eingefangenen Erschrecken besteht, dass in den neunziger Jahren verstiirkt politische Erscheinungen aufireten, die an die massenpsy chologischen Theorien gemahnen. Daran anschlieBend werden theoretische Schlag lichter auf die "Geschichte von 'Masse' und 'Emotionen' in den Sozialwissenschaf ten" geworfen -von Max Weber uber Robert Michels bis hin zur Kritischen Theorie. In diesem Teil geht es darum, Bandbreite und Fiille der AnknOpfungsm5glichkeiten fUr eine politische Soziologie der Emotionen deutlich zu machen. 1m Abschnitt "So zialwissenschaftliche Analytik der Emotionen" werden dann erste Ansatzpunkte und Uberblicke uber dieses neu zu erschlieBende Feld erOffnet, dass ohne die Kenntnis sozialer Bewegungen und der Ober sie verfertigten Theorien zwischen "Massediskurs und Bewegungsforschung" nur schwerlich weiter betrachtet werden dilrfte. Der mnfte Teil zu "Kulturen der Massenemotionalitat" zeigt exemplarisch an drei Fel dem, dass die Suche nach angemessenen Konzepten zur Untersuchung von Masse, Macht und Emotionen mr die Politikwissenschaft auch Fragen mit kulturtheoreti schen und -empirischen Implikationen aufwirft. 1m ersten Abschnitt "Masse, Barbarei, Fundamentalismus" fragt zunachst Helmut Konig nach den Folgen einer Wiederkehr des Massethemas. Kann die Bewegungs forschung von einer Rehabilitation des Massebegriffs profitieren, urn das Moment des Unkalkulierbaren, des Spontanen und Unorganisierten in ihren Forschungen bes ser zu berucksichtigen? Der Autor beantwortet diese Frage mit einem klaren Nein. Die Semantik des Massediskurses ist nicht in der Lage, Fragen nach dem Verhaltnis 12 Ansgar Klein! Frank Nullmeierl Oliver von Wersch von Bewegungen und Organisation, von Mentalitat und Institution, von Ich und Wir, von Interessen und Emotionen oder von Symbol und Politik theoretisch produktiv zu bearbeiten. Diesen Schluss zieht Kt>nig aus einer Geschichte des Erklarungskonzepts der Masse. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ist die Masse als ein Folgeproblem gesellschaftlicher Differenzierung der modemen Industriegesellschaft - Verstadte rung, Pauperisierung, geographische Mobilitat - ein sozialer Tatbestand. Aufstandig keit und Protest der Masse kennzeichnen den politischen Tatbestand. Die Semantik des Massebegriffs entfaltet sich in Kontexten politischer Diskussion (Konservatis mus, Liberalismus und Nationalismus), in der gesellschaftstheoretischen Thematisie rung der Masse (Pauperismus-Diskussion, Marx und Engels sowie die Analyse der Massengesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts) und -mit der grt>Bten Resonanz - in der Psychologie (von Le Bon bis Freud). Nach dem Zweiten Weltkrieg spielt das Thema in der bundesrepublikanischen Diskussion eine bedeutsame Rolle bei der Er klarung des Nationalsozialismus, doch gegen Ende der fiinfziger Jahre wird es im politischen und gesellschaftstheoretischen Diskurs bedeutungslos - ein Umstand, der sich auf die integrative Wirkung des W ohlfahrtsstaates zurUckfiihren lasst. Der W ohlfahrtsstaat ersetzt die aufstandische Masse durch die "einsame Masse" (Ries man). In der Soziologie It>st der Collective Behaviour-Ansatz mit deutlicher Entge gensetzung zum Irrationalismusvorwurf der Massenpsychologie das Massekonzept ab und die Gruppenpsychologie (Hofstatter) profiliert sich mit einer die Besonnen heit der Gruppe hervorhebenden 'Kritik der Massenpsychologie'. Die Bewegungs forschung ist angesichts der Geschichte des Erklarungskonzepts gut beraten, die Be deutung von Emotionen und Interessen in sozialen Bewegungen und damit die Massethematik zu beerben, aber die Massensemantik im RUckgriff auf genauere und subtilere Theoriekonzepte aufzugeben. Dass die Massethematik doch aktuelle Relevanz beanspruchen kt>nnte, legt der fol gende Beitrag nahe. Nationalismus, die konflikthafte Politisierung von Ethnizitat und Genozid sind infolge des Zerfalls des ehemaligen Jugoslawien auf die Agenda der europaischen Politik zuruckgekehrt. Wie, so fragt Friedbert W Rub am Beispiel der Konflikteskalation in Bosnien-Hercegovina, ist die gewollte und bewusste AufkUn digung konsensual geteilter, zivilisatorischer Verhaltensmuster vonstatten gegangen? Welche Interaktionsmuster haben zur Eskalation existierender nationaler und ethni scher Unterschiede in Richtung kriegerischer Auseinandersetzung und letztlich des Vt>lkermordes gefiihrt? Rub betrachtet Krieg und Genozid nicht als determinierte Folge staatlicher Desintegration, sondem als bewusste Handlungen von Akteuren in politischen Machtkampfen im spezifischen Kontext einer post-kommunistischen Ge sellschaft. An drei Aspekten lassen sich dabei Zusammenhange von mobilisierten, "gefahrlichen" Massen, Ethnonationalismus und Emotionen aufspUren: Die Verfas sunggebung scheiterte Ende der achtziger Jahre am Widerstand der nationalistisch republikanischen Eliten und an der zunehmenden Politisierung der Ethnizitat; in der Folgezeit wurde unter der Maxime der "anti-biirokratischen Revolution" die Dein stitutionalisierung der Politik und umgekehrt die <>ffentliche, emotionale Mobilisie rung der Massen initiiert. Befordert durch Wahlsiege der nationalistischen Parteien, vor allem in Serbien und Kroatien, wurde die ethnoradikale Mobilisierung sowohl
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