LEHRBUCH DER DIFFERENTIALDIAGNOSE INNERER KRANKHEITEN VON PROFESSOR DR. MAX MATTHES t EHEMALS DIREKTOR DER MEDIZINISCHEN UNNERSITATSKLINIK IN KONIGSBERG I. PR. GEHEIMER MEDIZINALRAT FORTGEFÜHRT UND NEU BEARBEITET VON PROFESSOR DR. HANS CURSCHMANN EMER. DIREKTOR DER MEDIZINISCHEN UNIVERSITATSKLINIK IN ROSTOCK I. M. ZWÖLFTE NEUBEARBEITETE AUFLAGE MIT 130 ZUM TEIL FARBIGEN ABBILDUNGEN Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH ISBN 978-3-662-01559-9 ISBN 978-3-662-01558-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-01558-2 HANS CURSCHMANN BERLIN, 14. VIII. 1875 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNCl IN FREMDE SPRAOHEN, VORBEHALTEN COPYRIGHT 1919, 1934, 1937, 1940 AND 1943 BY SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag OHG., Berlin-Göttingen-Heidelberg 1943. Softcover reprint ofthe hardcover 12th edition 1943 VERÖFFENTLICHT UNTER ZULASSUNG NR. US-W-1093 DER NACHRICHTENKONTROLLE DER MILITXRREGIERUNG DRUCK DER UNIVERSITXTSDRUCKEREI H. STÜRTZ AG., Wü.RZBURG (UNTER VERWALTUNG DER AMERIKANISCHEN MILITÄRREGIERUNG) 5000 EXEMPLARE V orwort zur zwölften Auflage. Auch bei der Neubearbeitung der zwölften Auflage habe ich versucht, durch zahlreiche Zusätze und Korrekturen den MATTHES-CURSCHMANN auf der Höhe der Forschung zu halten. Auch diesmal mußten aber manche Kürzungen vorgenommen werden, um den Umfang des Buches nicht zu vermehren. Seestadt Rostock, im April 1947. HANS CURSCHMANN. Inhaltsverzeichnis. Seite 1. Die Differentialdiagnose akuter fieberhafter Infektionlilkrank- heiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1 A. Die Differentialdiagnose beginnender Infektionen und solcher,ohne hervor- stechende LokalZeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1 1. Zentrale croupöse Pneumonie . . . . . . . . 5 2. Anfangszustände einiger anderer Krankheiten . . . . . . . . .. 9 Anhang: Tularämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13 3. Typhus abdominalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 14 über Verlaufsweisen und Komplikationen des Typhus, die zu diagnostischen Schwierigkeiten führen können S.20. - Verände rungen des Krankheitsbildes durch die Schutzimpfung S. 29. - Paratyphus S.32. 4. Akute Miliartuberkulose . . . . . . . . . . . . . . . 34 5. Septil!che und pyämische Erkrankungen . . . . . . . . 40 6. Akute Leukämie und leukämoide Erkrankungen . . . . 50 B. Krankheiten mit recurrierendem Fieber . . . . . . . . . 54 Maltafieber S.54. - BANGSche Krankheit S.56. - Recurrens S.59. Wolhynisches Fieber (HIssche Krankheit) S.62. - Malaria S.64. C. Krankheiten mit vorwiegender Beteiligung der Respirationsorgane . 75 1. Influenza (Grippe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 75 2. Keuchhusten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 79 D. Kryptogenetische Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 81 E. Erkrankungen mit vorwiegender Beteiligung des Nervensystems . " 81 Polyneuritis S. 82. - Polyomyelitis acuta S. 83. - Encephalitis epidemica S. 84. F. Die Differentialdiagnose der Exantheme und anderer Hauterkrankungen bei akuten Infektionskrankheiten 91 1. Scharlach. . . . . . 93 2. Masern . . . . . . . 99 3. Die Röteln . . . . . 102 4. Erythema infectiosum 104 5. Das Erysipel. . . . . 104 6. Fleckfieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 7. Pocken, Windpocken und pockenähnliche Ausschläge 112 8. Erytheme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 9. Hämorrhagische Diathesen . . . . . . . . . . . . 119 10. Bläschen und Pusteln . . . . . . . . . . . . . . 125 G. Die Differentialdiagnose der akuten fieberhaften Gelenkentzündungen 126 H. Die Differentialdiagnose der akuten fieberhaften Muskelerkrankungen 130 J. Die Differentialdiagnose der Entzündungen und Beläge des Rachens und der Mundhöhle ........................ 135 K. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen mit besonderem Hervortreten akuter Magendarmerscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . .. 143 1. Akute Gastroenteritis. . 143 2. Cholera. . . . . . . . 148 3, Dysenterie, Ruhr . . . 150 4. WEILsche Krankheit . . 158 L. Wundinfektionskrankheiten 164 1. Tetanus. . 164 2. Lyssa . . 166 3. Rotz. . . 167 4. Milzbrand 168 M. Lepra.. . . . 170 Inhaltsverzeichnis. v Seite II. Die Differentialdiagnose subfebriler bzw. ohronischer Fieber· zustände . • . . . . . . . . . . . . . . . 171 A. Die Diagnose der beginnenden Lungentuberkulose . . . . . . . . . . 172 B. Andere chronische Fieberz"llstii.nde . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 III. Die Differentialdiagnose des meningitischen Symptomenkom- plexes . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 A. Akute Meningitisformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 B. Chronische Meningitisformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 IV. Die Differentialdiagnose des peritonitischen Symptomenkom - plexes . . . . . . . • . . . . 213 A. Allgemeine akute Peritonitiden . . . . . . . . . 213 B. Peritonitisähnliche Zustände. . . . . . . . . . . 220 C. Akute lokale Peritonitiden . . . . . . . . . . . 229 D. Die Differentialdiagnose der chronischen Peritonitis 237 V. Die Differentialdiagnose des Ileus und der Darmstenosen. 245 A. Die chronischen Darmstenosen .................. 247 B. Die Differentialdiagnose des Deus . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 nber die Diagnose des Sitzes und der Art des mechanischen Deus. 256 C. Der funktionelle Deus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 Die Differentialdiagnose des peritonitischen und mechanischen Deus 260 VI. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen des Kehlkopfes und der Trachea. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 VII. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen der kleineren Bron- chien und der Lunge ..................... 273 A. Hämoptoe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 B. Die krankhaften Veränderungen der Atmung . . . . . . . . 275 C. Die Differentialdiagnose des Asthma ........... 277 D. Die Differentialdiagnose der infiltrativen Prozesse der Lunge. 281 1. Die Differentialdiagnose der akuten Infiltrationen ........ 282 Die croupÖBe Pneumonie S. 282. - Die Bronchopneumonien S. 288. 2. Die Differentialdiagnose der chronischen Infiltration . . . . . . . 290 E. Die Differentialdiagnose der Höhlenbildungen der Lunge. . 304 F. Die Differentialdiagnose der Lungentumoren . . . . . . . 309 G. Der Lungenechinococcus . . . . . . . . . . . . . . . . 312 VIII. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen der Pleura 314 A. Die trockene Pleuritis. . . . . . . . . . . . . . 314 B. Die Differentialdiagnose der pleuritischen Ergüsse. . . . 316 C. Die Differentialdiagnose der pleuritischen Schwarten und der Pleuraver- wachsungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 D. Die Differentialdiagnose des Pneumothorax . . . . . . . 328 IX. Die Differentialdiagnose der Kreislauferkrankungen 333 A. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 B. Die subjektiven Klagen. . . . . . . . . . . . 335 C. Die Funktionsprüfungen .. . . . . . . . . . 339 D. Die Differentialdiagnose der Rhythmusstörungen 344 1. Die extrasystolischen Arhythmien 347 2. Leitungsstörungen . .. ......... 355 3. Vorhofflimmern . . . . . . . . . . . . . . 358 4. Kammerflimmern . . . . . . . . . . . . . . 362 5. Paroxysmale Tachykardie . . . . . . . . . . . . . . . 363 6. Differentialdiagnostisches über den Einfluß der Herznerven 366 7. Die Differentialdiagnose der Bradykardien . . . . . . . . 368 8. Die respiratorische Arhythmie. . . 370 9. Pulsus alternans . . . . . . . . . 371 10. Pulsus paradoxus. . . . . . . . . 371 E. Differentialdiagnostische Besprechung einiger Folgeerscheinungen der Kreislaufskrankheiten . . . . . . . 373 1. Cyanose. . . . . . . . . . . . . 373 2. Ödeme . . . . . . . . . . . . . . 374 3. Erscheinungen von seiten der Lungen 375 4. Erscheinungen von seiten der Nieren. . . . . 380 5. Erscheinungen von seiten des Nervensystems . . 381 6. Erscheinungen von seiten der Verdauungsorgane 385 VI Inhaltsverzeichnis. Seite F. Differentialdiagnostisohe Erwägungen des objektiven Herz- und Gefäß- befundes • . . . . . . . . . . . • . • . • . . • . . . . . . . • 385 1. Die Differentialdiagnose der angeborenen Herzfehler. . . ... . . . 405 2. Die Differentialdiagnose der Herzstörungen ohne Klappenfehler . . . 408 3. Differentialdiagnostische Bemerkungen über einige seltene Erkrankungen 443 4. Die Differentialdiagnose der Unfallerkrankungen des Herzens. . . . 445 5. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen des Perikards . . . . . 447 X. Die Differentialdiagnose der Milzerkrankungen . . . . . . . . . 751 XI. Die Differentialdiagnose der Le ber-und Gallen wegserkrankungen 473 A. Einleitung . . • . • . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473 B. Die Untersuchungsmethoden . . . . . . . . • . . . • . . . . . 476 1. Physikalische und Röntgenuntersuchung . . . . . . . . . . . . . 476 2. Die Prüfungen der Leberfunktionen . • . • . . . . . . . . . . . 478 Prüfung der Leberfunktion im Eiweißstoffwechsel S.479. - Die Prüfung der Lävulose- und Galaktosetoleranz S. 480. - Die Uro bilin- und Urobilinogenproben S.482. - Funktionsproben mittels der Duodenalsonde S. 483. - Prüfung des Einflusses der Leber auf den Wasserhaushalt S.485. - Zusammenfassung und Bewertung der funktionellen Methoden S.485. C. Die Differentialdiagnose des Ikterus . . . . . . . . . . . . . . . . 486 D. Die Differentialdiagnose der von Leber und Gallenblase ausgehenden Schmerzen . . . . . . . • . . . . . • . • . . . . . 494 E. Die diffetentialdiagnostische Bedeutung des Fiebers . . . 495 F. Die Differentialdiagnose der diffusen Lebervergrößerungen 499 G. Die Differentialdiagnose der cirrhotischen Prozesse. . . . 501 H. Die Differentialdiagnose der ungleichmäßigen Lebervergrößerungen 506 J. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen der Gallenwege . . . . 510 XII. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens und Darms und des Pankreas. . . • . . . . 520 A. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen der Speiseröhre 520 B. Die Differentialdiagnose der Magen-Darmerkrankungen .. 528 1. Magen-Darmsymptome bei anderen Erkrankungen. . . . 528 2. Die Differentialdiagnose des Schmerzes im Oberbauch . 530 3. Die Differentialdiagnose der Hämatemesis • . . . . . . 537 4. Die Bedeutung des Nachweises der okkulten Blutungen . 538 5. Die spezielle Differentialdiagnose der Magenerkrankungen . 540 6. Die Differentialdiagnose der Bewegungsstörungen des Magens 543 7. Die Differentialdiagnose der Sekretionsstörungen . . . . . . . . . 550 8. Die Sekretions-und Motalitätsstörungen als Ausdruck konstitutioneller Anomalien . . . . . . . . . . . . . . . 558 9. Die Neurosen des Magens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 10. Die Differentialdiagnose der Gastritis chronica . . . . . . . . . . 563 11. Die Differentialdiagnose des Magenulcus . . . . . . . . . . . . . 567 12. Die Differentialdiagnose des Magencarcinoms • . . . . . . . . . . 573 13. Differentialdiagnostische Bemerkungen über einige seltene Magenerkran- kungen . . . . . . . . . . . . . • . . . . . 579 14. Die Differentialdiagnose des mcus duodeni ........... 582 15. Andere Geschwüre des Darmes . . . . . . . . . . . . . . . . . 587 16. Die Differentialdiagnose der chronischen Diarrhöen . . . . . . . . 588 Anhang: Intestinale Autointoxikation und Dysbakterie . . . . . . 598 17. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen der unteren Darmabschnitte 599 18. Die Differentialdiagnose der Obstipation . . . . . . . . . 603 C. Die Differentialdiagnose der Pankreaserkrankungen . . . . . . . . . 609 XIII. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen der Harnorgane 617 A. Die Erkrankungen der Harnwege und die einseitigen Nierenerkrankungen 617 1. Die Anomalien der Harnentleerung . . . . . . . . . . . . . . . 617 2. Die Diagnose des Urinbefundes • . . . . . . . . . . . . . . . . 624 Eiweiß und Zylinder S. 624. - Pyurie S. 625. - Die Differential diagnose der Hämaturie S. 627. - Die Differentialdiagnose einiger auffallender anderer Urinbefunde S. 631. 3. Die Differentialdiagnose des Palpationsbefundes ...... 632 .4. Die Differentialdiagnose der Schmerzphänomene . . . . . . 641 B. Die Differentialdiagnose der doppelseitigen Nierenerkrankungen . 644 1. Die Einteilung der doppelseitigen Nierenerkrankungen 644 2. Die Prüfung der Nierenfunktion •..•••.•••••• 648 Inhaltsverzeichnis. VII Seite 3. Vergleichende Symptomatologie. . . . . . . . . . . . . . . . . 655 Ödem S. 655. - Blutdruck und Herzhypertrophie S. 657. - Die Augenbefunde S. 659. - Urämie, Klagen der Nierenkranken S. 659. 4. Die Differentialdiagnose der einzelnen Krankheitsformen ..... 663 Die Unterscheidung nephrotischer und nephritischer Krankheits bilder S. 663. - Besondere Formen der Nierenerkrankungen S. 669. - Die Dauerstadien der Nephritiden und Nephrosen und ihre Ab grenzung gegen andere Albuminurien S. 671. 5. Die Schrumpfnieren . . . . . . . . . . .. ......•• 673 XIV. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen des Stoffwechsels bzw. der endokrinen Drüsen . . . . . . . . . . . . . . . • . . 675 A. Die Differentialdiagnose der Fettsucht und Magersucht 675 B. Die Differentialdiagnose der BAsEDowschen Krankheit . 681 C. Die Differentialdiagnose des Myxödems. . . . . . . 684 D. Die Differentialdiagnose der ADDIsoNschen Krankheit 689 E. Die pluriglandulären Erkrankungen . . . . . 694 F. Die Differentialdiagnose des Diabetes mellitus. . . . 696 Anhang: Die Spontanhypoglykämien . . . . . . . . 702 XV. Die Differentialdiagnose der Erkrankungen des Blutes 705 A. Anämien. . . . . . . . . . . . . 705 1. Die Anämien durch Blutverlust. . . 707 2. Die Chlorose. . . . . . . . . . . . 708 3. Die BIERMERsche perniziöse Anämie 710 4. Andere symptomatische Anämien . . 719 5. Die Anämien des Kindesalters . . . . . . ... . . . 721 Die alimentären Anämien S. 721. - Die infektiösen Anämien des Kindesalters S. 722. - Die JAKScH-HAYEMBche Krankheit S.723. Die Neugeborenen- und Frühgeborenen-Anämien S.724. 6. Die Differentialdiagnose der Leukämien . . . . . . . . . . . . . 725 B. Die Differentialdiagnose der Polycythämie . . . . . . . . . . . • . 728 XVI. Die Differentialdiagnose der chronischen Gelenkerkrankungen . 732 A. Die Differentialdiagnose der Gicht. . . . . . • . . . . . . 732 B. Die Differentialdiagnose der chronischen, nicht gichtioschen Gelenk- erkrankungen . . . • . . . . . . . • . • . . . . • 739 XVII. Die Differentialdiagnose der Knochenerkrankungen 750 A. Die Differentialdiagnose der Rachitis ......... 751 B. Die Differentialdiagnose der Osteomalacie .... . . . 753 XVIII. Die Differentialdiagnose der Neuralgien und neuralgiformer Schmerzen . • . . . . . . • . . • . . . . . . . . . . • • . • • 759 A. Die Differentialdiagnose der Ischias . . . . . . . . . 759 B. Über einige andere Neuralgien des Beines . . • . . . 763 C. Die Differentialdiagnose der Intercostalneuralgie . . . 764 D. Die Differentialdiagnose der Neuralgien des Armplexus 765 E. Die Differentialdiagnose der Trigeminusneuralgien 766 XIX. Die Differentialdiagnose des Kopfsohmerze. 767 XX. Die Differentialdiagnose des Schwindels 772 Sachverzeichnis .•.............. 779 I. Die Differentialdiagnose akuter fieberhafter Infektionskrankheiten. Voll entwickelte akute Infektionskrankheiten rufen meist sehr charakte ristische Krankheitsbilder hervor. Jeder Arzt wird einen typischen Fall von Scharlach, croupöser Pneumonie oder Typhus leicht diagnostizieren. Es kann deswegen nicht hauptsächliche Aufgabe dieses Buches sein, solche wohl ausgebildeten Krankheitsbilder zu schildern; es sollen vielmehr die mehr deutigen Symptome und Symptomenkomplexe der akuten Infektionskrank heiten in erster Linie erörtert werden. Mehrdeutig kann eine akute fieber hafte Erkrankung namentlich im Beginn erscheinen, weil die Entwicklung charakteristischer klinischer Kennzeichen, z. B. eines Exanthems eine gewisse Zeit erfordert. Mehrdeutig sind besonders auch die Infektionskrankheiten, bei denen die Allgemeinerscheinungen die Lokalzeichen überwiegen, wie z. B. Miliartuberkulose, Sepsis und Typhus. Differentialdiagnostische Erwägungen sind also namentlich in den Anfangs stadien der Infektionen und bei den Erkrankungen ohne hervorstechende Lokalzeichen notwendig. Außerdem wird es nützlich sein, auch die Kom plikationen, besonders die selteneren, zu besprechen, die erfahrungsgemäß öfter dazu führen, daß der Arzt in seiner bereits gestellten Diagnose wieder schwankend wird. A. Die Differentialdiagnose beginnender Infektionen und solcher ohne hervorstechende Lokalzeichen. Setzen wir den Fall, daß der Arzt zu einem akut erkrankten fiebernden Patienten gerufen wird und zunächst bei der üblichen Untersuchung außer der Temperaturerhöhung und allgemeinen Symptomen, wie etwa Kopfschmerz, Abgeschlagenheitsgefühl, Appetitlosigkeit nichts oder jedenfalls nicht so viel findet, daß er sofort eine bestimmte Diagnose stellen kann. Der Arzt wird dann gewiß auch bei negativem Organbefund einen mehr oder minder bestimmten Gesamteindruck des Krankheitsbildes gewinnen. Aber richtiger ist es, sich nicht von einem derartigen Eindruck leiten zu lassen, sondern systematisch die Reihe der Erkrankungen durchzudenken, die mit geringem oder negativem Organbefund beginnen können. Für die Aufnahme der Anamnese sei daran erinnert, daß manche fiebernde Kranke, auch wenn sie nicht benommen sind, subjektive Klagen über Be schwerden, die sie eigentlich empfinden müßten, nur auf ausdrückliches Be fragen oder überhaupt nicht angeben. Von Kindern, Benommenen und geistig Defekten sind brauchbare anamnestische Angaben natürlich noch weniger zu erwarten. Die Wichtigkeit der Anamnese ist aber auch bei Infektionskranken sehr groß. Auch diese Kranken frage man stets, worauf sie die Krank heit zurückführen. Besonders wichtig ist die Feststellung gleichartiger Erkrankungen in der Familie oder der sonstigen Umgebung des Kranken; ferner Matthes·Curschmann, Differentialdiagnose, ] 2. AufI . 1 2 Die Differentialdiagnose beginnender Infektionen. die Frage, wo und wann die Infektion stattgefunden hat, z. B. in der Heimat oder im Ausland (etwa den Tropen). Auch der genaue Krankheitsbeginn ist stets zu eruieren. Aus ihm sind oft wichtige diagnostische Schlüsse zu ziehen. So wenig man einem Kranken voreingenommen entgegentreten darf, so muß es doch als diagnostische Regel gelten, daß man das Nächstliegende immer für das Wahrscheinlichste halten und davon nur abgehen soll, wenn bestimmte Gründe dagegen sprechen. Wenn beispielsweise eine Puerpera fiebert, so ist es apriori viel wahrscheinlicher, daß sie an Wochenbettfieber als etwa an Typhus erkrankt ist. Bevor wir auf die Schilderung der einzelnen differentialdiagnostisch zu trennenden Krankheitsbilder eingehen, müssen aber einige differentialdia gnostisch besonders wichtige Methoden erwähnt werden. Bei jeder fieberhaften Erkrankung sollte der Untersuchungsbefund durch die Bestimmung der Zahl und Art der Leukocyten ergänzt werden. Es ist bekannt, daß bereits das Resultat der Leukocytenzählung allein in vielen Fällen ein feineres und eindeutigeres Reagens als die Temperaturkurve ist. Das gilt in noch höherem Maße von der Leukocytenforme1. Aus der Bestimmung der Leukocytenarten, aus ihren Granulationen und ihren Kernformen können differentialdiagnostiBche Schlüsse gezogen werden, so daß man das Blutbild als Spiegel pathologischer und besonders infektiöser Prozesse und ihres jeweiligen Standes ansehen kann. Es soll hier nicht auf die noch bestehenden Streitfragen eingegangen werden. Nur soviel mag gesagt werden, daß die Be deutung der Veränderungen der Kernformen zuerst von ARNETH erkannt wurde, daß dann verschiedene Vereinfachungen der komplizierten ARNETHBChen Einteilung versucht wurden, um sie diagnostisch brauchbarer zu gestalten und daß von diesen das SCHILLINGBChe Hämogramm die weiteste Verbreitung gefunden hat. ARNETH hatte bereits die sog. Kern verschiebung nach links, nach der Seite der Myelocyten hin, und nach rechts, nach der Seite der reifen polymorphkernigen Granulocyten hin, erkannt und diagnostisch verwertet. SCHILLING hat dann die früher als Metamyelocyten bezeichneten Zellen in solche mit breiten, gut gezeichneten wurstförmigen Kernen und in solche mit dunklen, saftarmen, stabförmigen Kernen unterschieden und glaubt, daß nur die ersteren Jugendformen entsprächen, während er die stabkernigen als ein Produkt schlechter Ausbildung oder früher Degene ration ansieht. Er hat betont, daß bei der "Linksverschiebung" in erster Linie die Stabkernigen vermehrt gefunden würden. SCHILLING hat ferner angegeben, daß man bei Infektionen eine polynucleäre Kampfphase, eine monocytäre überwindungsphase und eine lymphocytäre Heilungsphase unterscheiden könne, so daß man durch die Beachtung der Kernverschiebung die Schwere der Infektion, durch die Beachtung der einzelnen Leukocytenformen den Ablauf verfolgen könne. Schon früher hatte man auch den verschiedenen Granulationen diagnostische Be deutung beigemessen, namentlich der eosinophilen Granulation. Denn eosinophil granu lierte Zellen sind bei manchen Infektionskrankheiten, z. B. der Trichinose, dem Scharlach, aber auch bei den allergischen Zuständen vermehrt, verschwinden dagegen bei anderen und kehren erst als postinfektiöse Erscheinung wieder. Aber erst in neuerer Zeit ist der toxischen Granulation gerade differentialdiagnostische Bedeutung zugeschrieben worden. Betonte doch NÄGELI, daß die toxischen Veränderungen der Granulation für die septi schen und insbesondere für die Kokkeninfektionen so kennzeichnend seien, daß man nicht selten schon beim ersten Blick auf das Blutpräparat die Diagnose Kokkensepsis stellen könne, während andere Infektionen, wie die HEINE-MEDINsche Krankheit, die Encephalitis epidemica, der Tetanus und die Herpesausbrüche die weißen Blutkörperchen in keiner Weise schädigten, so daß man zwischen Toxinen unterscheiden müsse, die das Mesenchym angreifen, und solchen, die neurotrop sind. Für ein eingehenderes Studium der "toxischen Blutbilder" sei auf die Darstellung von W. GLOOR1) und die neueren Arbeiten von V. SCHILLING verwiesen. Man hat schließlich bei manchen infektiösen, besonders hämor rhagiAchen Erkrankungen auch die Zahl und die Formen der Blutplättchen zu beachten. Während die genaannten Untersuchungen meist am gefärbten Ausstrich vorgenommen werden, hat V. SCHILLING die dicke Tr.opfen-Untersuchung als besondere Methode emp fohlen, die nach H. SCHULTEN wie folgt ausgeführt wird: "Auf einen Objektträger werden 1 oder 2 Bluttropfen aufgefangen und mit einer Nadel auf Pfenniggröße ausgebreitet. Nach gründlicher Trocknung werden die Präparate mit GIEMSA.-Lösung (1 Tropfen GIEMSA Lösung auf 1 ccm Wasser) bedeckt. Nach einigen Minuten steigt von dem Tropfen eine 1) W. GLOOR, Die klinische Bedeutung der qualitativen Veränderungen der Leuko oyten. Leipzig: Georg Thieme 1929. Die Differentialdiagnose beginnender Infektionen. 3 rötliohe Hämoglobinwolke auf, die duroh vorsiohtiges Zugießen von neuer Farblösung fort· gespült wird; weitere Färbung des Präparates 20 Minuten lang. Alsdann sorgfältige Ab· spülung und Lufttrooknung des Präparates, das nio4P mit Fließpapier abgewischt werden darf. In diesen Präparaten erkennt man bei einiger Ubung die einzelnen Leukooytenarten und kann unseres Erachtens den Anteil der Eosinophilen schätzen oder zählen. Ferner erkennt man an Stellen, wo polyohromatophile oder vitalgranuJierte Erythrooyten gelegen haben, feine Netzstrukturen, deren :Menge man abschätzen kann." Auch zur Feststellung der hämoglobinämisohen Innenkörper bei manchen Anämien ist der "dioke Tropfen" naoh SCHILLING geeignet. Am besten aber hat sioh die :Methode bei der Untersuchung auf :Malaria· plasmodien bewährt. Außer den morphologischen Blutuntersuohungen haben a.uch chemisohe und physi. kalisch chemisohe Methoden Eingang in die Diagnostik gefunden. Es sei von diesen für die Infektionskrankheiten als besonders bedeutungsvoll nur die Bestimmung der Sen· kungsgesohwindigkeit der Erythrocyten erwähnt. Die Senkungsreaktion und die Verfolgnng ihres Verhaltens im Verlauf der Krankheit hat bei chronisohen und auch akuten Infektionen große diagnostische und prognostische Wiohtigkeit. Theorie und Teohnik der" Senkungsreaktion" , deren wir noch in vielen Kapiteln gedenken werden, bedürfen folgender kurzen Erläuterung: Durch Citratzusatz ungerinnbar gemaohtes Blut, das in bestimmte Röhrchen gebracht ist, zeigt eine mehr oder minder schnelle Senkung der Erythrooyten, die durch eine Störung der elektrisohen Ladung der Roten und von einer Verschiebung des Verhältnisses der Globulinfraktion im Plasma zum Albumin bedingt ist. Beim Ansteigen der ersteren und einer Verminderung des letzteren kommt es zur Besohleuni· gung der Senkung. Besonders gebräuohlioh sind die :Meßmethoden von WESTERGREN, der die Höhe des Blutsedimentes in Millimeter bestimmte, und die :Methode von LINZENMEIER, der die Zeit, innerhalb deren die Roten eine bestimmte Marke erreiohen, feststellt. Normal· wert naoh WESTRGREN naoh einer Stunde 2-6 mm für Männer, 4--10 mm für Frauen; nach LrnZENMEIER für Männer 10, für Frauen 5-6 Stunden. Neben anderen Autoren hat neuerdings FRIMBERGER1 eine Modifikation der WESTERGREN·Methode empfohlen, die in einfaoher Form ausführbar, Schlüsse auf den "Plasmaballungsfaktor" und das Gesamt volumen der Roten erlaubt. V. SCHILLING hat die Methode erprobt und empfohlen. Freilich darf die gesamte Blutuntersuchung in ihrem Werte auch ja nicht überschätzt und diagnostisch stets nur im Rahmen des gesamten klinischen Bildes verwertet werden. Außer der Blutunters~chung sollte bei unklaren fieberhaften Erkrankungen regelmäßig der Urin nicht nur auf Eiweiß und Zucker geprüft, sondern auch die Diazoreaktion und die Untersuchung auf Urobilinogen und Urobilin vorgenommen werden; ebenso muß auch auf Bakterien, z. B. Bacterium coli, im Urin untersucht werden. Leicht ausführbar am Krankenbett ist ferner die Lum balpunktion bzw. der Suboccipitalstich. Der letztere sei übrigens dem Praktiker als entschieden gefährlicher weniger empfohlen. Man wird die Spinalpunktion im allgemeinen auf die Fälle beschränken, in denen man Verdacht auf eine Erkrankung des ZentralnervensysteIllS hat. Die außerordentlich wichtige bakteriologische und serologische Untersuchung des Blutes und Liquors und die bakteriologische des Urins und der Faeces wird der praktische Arzt den Untersucbungsstellen überlassen müssen. Seine Pflicht ist es aber, diese bakteriologischen oder serologischen Untersuchungen in allen Verdachtsfällen zu veranlassen. Die Technik der bakteriologischen Untersuchung soll hier nioht geschildert werden. Der Arzt in der Praxis kann sie doch nicht selbst ausiiben; und dem Krankenhausassistenten stehen ausführliche Beschreibungen in den einschlägigen Lehrbüchern der Bakteriologie zur Verfügung. Die Entnahmfl des Untersucbun~smaterials ist in Deutschland dadurch bekanntlioh sehr bequem, daß in den Apotheken entspreohende Untersuchungsgefäße vorrätig gehalten werden. Die Blutentnahme geschieht am besten durch eine Venenpunktion, im Notfall genügt die Entnahme aus dem Ohrläppohen. Für die Untersuohung auf Typhus ist die Beschiokung von Galleröhrohen zu empfehlen. 1 FRIMBERGER, Med. Welt 1940, S.478. 1*