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Kulturwissenschaftliche Hermeneutik: Fallrekonstruktionen der Kunst-, Medien- und Massenkultur PDF

183 Pages·1996·5.431 MB·German
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Roswitha Heinze-Prause . Thomas Heinze Kulturwissenschaftliche Hermeneutik Roswitha Heinze-Prause· Thomas Heinze Kulturwissenschaftliche Hertneneutik Fallrekonstruktionen der Kunst-, Medien- und Massenkultur Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Heinze-Prause, Roswitha: Kulturwissenschaftliche Hermeneutik: Fallrekonstruktionen der Kunst-, Medien-und Massenkultur / Roswitha Heinze-Prause; Thomas Heinze. - Opladen: Westdt. Verl., 1996 ISBN 978-3-531-12499-5 ISBN 978-3-322-97038-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97038-1 NE: Heinze, Thomas: Alle Rechte vorbehalten © 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuläs sig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Umschlagbild: Emil Schumacher, Großes rotes Bild, 1965 (Ausschnitt), © VG Bild-Kunst, Bonn 1994 Gedruckt auf säurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12499-5 Inhalt Vorwort 9 I Das Konzept der objektiven (strukturalen) Hermeneutik 1 Vorbemerkung 13 1.1 Die Theorie der individuellen Bildungsprozesse 13 1.2 Der Begriff der "sozialisatorischen Interaktion" 14 1.3 Gegenstandsbestinunung und Textbegriff der objektiven Hermeneutik 15 2 Grundannahmen der objektiven Hermeneutik 16 2.1 Der Begriff des Subjekts 16 2.2 Die generative Linguistik Noam Chomskys 17 2.3 Die Theorie der objektiven Bedeutung sozialen HandeIns von George Herbert Mead 21 3 Bezugspunkte der objektiven Hermeneutik zu den Entwick- lungstheorien des Subjekts 22 3.1 Die soziale Konstituiertheit des Subjekts und die "latente Sinnstruktur" 22 3.2 Der Regelbegriff der objektiven Hermeneutik 24 3.3 Die Textförmigkeit sozialer Wirklichkeit 28 4 Das Verfahren der objektiven Hermeneutik als Kunstlehre 29 4.1 Das Regelwissen als Basis der Rekonstruktion 30 4.2 Die Sequenzanalyse 31 4.3 Das Verfahren der Feinanalyse 32 4.4 Zur Geltungsbegründung von Interpretationen 35 5 Das Kunstwerk als künstlerischer Text 37 5.1 Kunstwerk und Lebenspraxis 37 5.2 Zur Nichtalltäglichkeit des Kunstwerks 38 5.3 Zur Konstitution von Bedeutung in künstlerischen Texten 40 5.4 Zur semantischen Dimension der Syntax in Sprache und Bildern 40 5.5 Das Verfahren der strukturalen Analyse und Interpretation eines ästhetischen Objekts 41 5.6 Resümee: Die Innovation der "objektiven Hermeneutik" 45 11 Bild-Analyse "Grosses rotes Bild" (Emil Schumacher) Strukturale Analyse 1 Konstruktion von Lesarten und Paraphrase des künstlerischen Textes 48 1.1 Entwicklung von Lesarten 48 l.2 Paraphrasierung des Bildes 50 1.3 Probleme der Paraphrasierung 53 2 Explikation des ästhetischen Objekts 54 2.1 Explikation der objektiven Motive .. 54 2.2 Welche Reaktionen des Betrachters fordert das Bild? 59 2.3 Auffinden der individualspezifischen Besonderheiten 60 2.4 Rückgriff auf die "Lesarten" 67 2.5 Strukturgeneralisierung 70 3 Verallgemeinerung 77 3.1 Die Tradition der Moderne und die Romantik 78 3.2 Die Theorie des Erhabenen 85 111 Bild-Analyse "Der rote Baum" (Piet Mondrian) Strukturale Analyse 1 Konstruktion von Lesarten und Paraphrase des künst- lerischen Textes 94 1.1 Entwicklung von Lesarten 94 1.2 Paraphrasierung des ästhetischen Objekts 95 1.3 Exkurs: Die Darstellung eines Baumes in der bildenden Kunst 96 2 Explikation des ästhetischen Objekts 99 2.1 Explikation der objektiven Motive 99 2.2 Explikation der Funktion des künstlerischen Produkts hin- sichtlich der Reaktionen des Betrachters 101 2.3 Explikation der individualspezifischen Besonderheiten des künstlerischen Textes 101 2.4 Extrapolation der Struktur des künstlerischen Produkts auf weitere Werke und die Biographie des Künstlers 109 2.5 Rekurs auf die Lesarten 114 6 IV Film-Analyse "M - eine Stadt sucht einen Mörder" 121 1 Kontextwissen zum Film 121 2 V erschriftlichungsschema 126 3 Interesseleitende Fragestellungen 134 4 Sequenzanalyse 138 5 Abschließende Interpretation 146 6 Grenzen und Möglichkaiten der "objektiven Hermeneutik" 153 V Fernseh-Analyse 1 Kontext der Analyse und Erkenntnisinteresse 156 2 Analyse-Schema 160 3 "Die Schwarzwaldklinik" -Fallinterpretation 162 4 "Unsere Hagenbecks" -Fallinterpretation 170 5 Bezug zur Kritischen Medientheorie 180 VI Literatur 183 7 Vorwort Die Hermeneutik wurzelt in den Anfangen abendländischer Geistesgeschichte. Die Botschaften der Götter mußten ausgelegt und in eine fur den Menschen verständliche Sprache übersetzt werden. Unverständliche bzw. schwer ver ständliche Botschaften oder Texte sollten mit Hilfe der Hermeneutik erschlos sen werden, die zu diesem Zweck eigene Methoden und Techniken des Ver stehens entwickelt hat. Schleiermacher entwickelte als erster aus der Analyse des Verstehens systematisch eine allgemeine Hermeneutik: Entsprechend dem Ineinander eines allgemeinen (Sprache) und eines individuellen Faktors (Denken) sind in jeder Rede im Verstehen die beiden Momente grammatischer und psychologischer Interpretation zu unterscheiden. Das Verstehen ist nach Schleiermacher (1977) die Umkehrung des Aktes geistiger Produktion, hat divinatorischen Charakter und zielt auf die Beziehung von Autor und Werk. Es gilt, "die Rede ebenso gut und dann besser zu verstehen als ihr Urheber". Schleiermachers Hermeneutik bedeutet wegen ihrer Begründung des Verstehens auf das Gespräch und die zwischenmenschliche Verständigung schlechthin eine "Tiefe rlegung der Fundamente" (Gadamer 1974), die zugleich die Errichtung eines auf hermeneutischer Basis begründeten Wissenschaftssystems gestattete. Die Hermeneutik wurde zur Grundlage fur alle historischen Wissenschaften. In der Nachfolge Schleiermachers verdient insbesondere Dilthey (1959) Erwähnung, dessen Überlegungen die Scheidung von Natur- und Geistes-(Kul tur)wissenschaften definierten und zur wissenschaftstheoretischen Begründung der Geisteswissenschaften fuhrten. Die Frage nach den Methoden von Natur und Geistes(Kultur)wissenschaften beantwortet Dilthey mit der zentralen Unterscheidung von Erklären und Verstehen: Naturwissenschaftliche Sachverhalte werden erklärt - geisteswissenschaftliche Sachverhalte können verstanden werden (vgl. Dilthey 1959, Bd. 5). Die Hauptschubkraft des hermeneutischen Denkens ging nach der Veröf fentlichung von Gadamers "Wahrheit und Methode" (1960) in eine andere Richtung. Gadamer kritisiert die psychologische Grundlage der idealistischen Hermeneutik (SchleiermacherlDilthey) mit der Frage, ob sich der Sinn eines Textes wirklich in dem gemeinten Sinn erschöpft - Verstehen also nichts als die Reproduktion einer ursprünglichen Produktion ist. Demgegenüber weist er darauf hin, daß das Verstehen nicht als eine subjektive Angelegenheit zu den ken sei, "sondern als Einrücken in ein Überlieferungsgeschehen, in dem sich 9 Vergangenheit und Gegenwart beständig vermitteln" (Gadamer 1960, S. 274). Die Problematik der Hermeneutik habe sich von der subjektiv-psychologischen Basis weg in die Richtung des objektiven, wirkungsgeschichtlich vermittelten Sinns hin verschoben. Verstehen werde durch Diskurs erreicht und sei losgelöst vom Cartesianischen Individualismus, auf dem es bei Dilthey gegründet war. Statt dessen sei Verstehen auf Sprache bezogen als dem Medium der Intersubjektivität und als konkreter Ausdruck der "Traditionen" (vgl. Gadamer 1974). Die Universalität der hermeneutischen Dimension beruht zweifellos auf der Zentral stellung, die die Sprache einnimmt. Allerdings: Nicht nur in Rede und Schrift, sondern in alle menschliche Schöpfungen ist "Sinn" eingegangen, der hermeneutisch erschlossen werden kann. So gehört z.B. das Kunstwerk als "etwas, das etwas zu sagen hat" (Gadamer 1967, S. 3), in den Zusammenhang all dessen, was zu verstehen ist und deshalb zum Gegenstandsbereich der Her meneutik. Nicht von entscheidender Bedeutung ist, ob ein Kunstwerk sprachli cher bzw. nichtsprachlicher Natur ist: "Das, was die Sprache des Kunstwerks genannt wird, um deretwillen es erhalten und überliefert wird, ist die Sprache, die das Kunstwerk selbst fuhrt, ist der Sinnüberschuß, der im Werk selbst liegt und seine Unausschöptbarkeit ausmacht" (ebd., S. 5). Daraus resultiert als Aufgabe der Hermeneutik, "den Sinn dessen, was es sagt, zu verstehen und - sich und anderen - verständlich zu machen" (ebd.). Dabei ist zu beachten, daß der "eigentliche Sinn des Gesagten immer darüber hinausgeht, was Gesagtes aussagt. Diese Aufgabe schließt gleichzeitig die Bereitschaft ein, sich etwas sagen zu lassen" (ebd.). In diesem Sinne ist Verstehen eines Kunstwerks Selbstbegegnung: D.h., die Erfahrung der Kunst muß "in das Ganze der eige nen Wertorientierung und des eigenen Selbstverständnisses" integriert werden (ebd., S. 6). Auf Gadamer nehmen sowohl Bätschmanns Verfahren der "Kunstgeschichtlichen Hermeneutik" als auch Oevermanns struktural-rekon struktiv vorgehende Methode der "objektiven Hermeneutik" Bezug. Im Gegen satz zu dem Konzept der "Kunstgeschichtlichen Hermeneutik" (Bätschmann 1987/1988), das als subsumtionslogisch determiniertes Verfahren allenfalls fur die AnalyselInterpretation gegenständlicher Kunstwerke geeignet ist, erschließt die objektive Hermeneutik die Sache selbst in ihrer eigenen Sprache ohne Rückgriff auf vorgegebene theoretische Annahmen. Auch die in diesem Zusammenhang erwähnenswerten von der Phänomenologie geleiteten methodischen Versuche betreiben nur eine Metaphysik des Kunstwerks, da sie die Subjektivität als absoluten, sinngebenden Grund bestimmen. Dies impliziert, daß als Ergebnis der "phänomenologischen Reduktionen" nicht der objektive, sondern der vom Künstler subjektiv gesetzte und der vom Betrachter durch Intuition subjektiv-geschaute Sinn hervorscheint. Eine Steigerung erfahrt diese Sicht in der Bestimmung des existentiellen Typus des Kunstwerks (Sartre), nach der der Betrachter ausschließlich in der "imaginierenden Einstellung" das 10 Wesen des Kunstwerks erschließen kann. Das Kunstwerk als reales, em pirisches Objekt wird in die niederen Regionen der Materie verbannt. Nur die imaginäre Folie des Betrachters kann die Intentionen des Künstlers erschließen. Die Bewußtseine von Künstler und Betrachter transzendieren das reale Objekt. Ziel dieser Metaphysik ist die Konstitution von Welt im Imaginären: So kann sich das Subjekt mit Hilfe des Kunstwerks als welterzeugende Autonomie erfahren. Von diesen nicht-rekonstruktiven, subjektiven und der Willkür des Interpre ten offenen Verfahren setzt sich das von dem Soziologen U. Oevermann ent wickelte Verfahren der objektiven (strukturalen) Hermeneutik dezidiert ab. Die metatheoretischen, methodologischen und methodenpraktischen Prämissen dieses Verfahrens sowie die daraus zu folgernden kunstsoziologischen Überle gungen (Kap. I) und die Anwendung dieser Methode im Kontext der struktura len Analyse des "Großen Roten Bildes" (E. Schumacher, Kap. II) sowie des "Roten Baumes" (P. Mondrian, Kap. III) geben dem kunstwissenschaftlich und kunstsoziologisch interessierten Leser einen umfassenden Einblick in das Kon zept. Der Universalitätsanspruch dieses hermeneutischen Verfahrens ist "total": Sowohl "narrative" Kunstwerke als auch nicht-gegenständliche Exponate (vg!. Heinze-Prause 1990/1992), im Prinzip alle Objektivationen des Menschen, also literarische Produktionen, Handlungsprotokolle, Bilder, Musik etc., können Gegenstand der Analyse sein. Diese Dokumente begreift Oevermann als textförmige (sprachliche/nicht-sprachliche) Ausdrucksgestalten jeweiliger Lebenspraxis. Damit steht dieses Konzept in der Tradition der gei steswissenschaftlichen Hermeneutik: Für Dilthey ist die Hermeneutik die Kunstlehre des Verstehens schriftlich fixierter Lebensäußerungen. Um die Gültigkeit des Anspruchs und die herausragende Bedeutung des Konzepts der "objektiven" (strukturalen) Hermeneutik zu demonstrieren, wer den am Beispiel von Produktionen der Bildenden Kunst (Kap. II/III) sowie der Medien- und Massenkultur (Kap. IV/V) konkrete Analysen nach Maßgabe dieses Konzepts vorgefuhrt. Für die Kapitel I - III sind Roswitha Heinze Prause, fur das Kapitel IV Ursula Krambrock, fur das Kapitel V Thomas Heinze verantwortlich. Diese Buchpublikation spricht Lehrende und Studierende der Geistes-, Kul tur- und Sozialwissenschaften, aber auch Berufspraktiker aus den verschiede nen Bereichen unseres kulturellen Lebens an. 11 I Das Konzept der objektiven (strukturalen) Hermeneutik 1 Vorbemerkung Das von Ulrich Oevermann entwickelte Konzept der "objektiven Hermeneutik" ist das seit Jahren in den Sozialwissenschaften am häufigsten rezipierte und diskutierte Verfahren der Textinterpretation (vgl. AufenangerlLenssen 1986; GarzlKraimer 1983, 1991; Reichertz 1988; Terhart 1981). Zum Ausgangspunkt der Entwicklung dieses Verfahrens wurde die Analyse sozialisatorischer Interaktion. In seinen Schriften "Die Architektonik von Kompetenztheorien und ihre Bedeutung fur eine Theorie der Bildungsprozesse" (Oevermann 1973) sowie "Überlegungen zu einer Theorie der Bildungsprozesse" (Oevermann 1976 b) kritisiert Oevermann eine Situation in der Sozialisations- und Bildungsfor schung, die seines Erachtens u. a. durch einen theoretisch unreflektierten Umgang mit den Forschungsmethoden gekennzeichnet ist. Als Konsequenz entwickelt er eine Metatheorie der Bildungsforschung, die er als "Theorie der individuellen Bildungsprozesse" bezeichnet. Im Anschluß an seine Kritik formuliert er in den methodologischen Arbeiten zur "objektiven Hermeneutik" eine Methodologie, die den Prozeß der Konstitution empirischer Relationspro zesse in den Mittelpunkt stellt. 1.1 Die Theorie der individuellen Bildungsprozesse Basis der Theorie der individuellen Bildungsprozesse als Metatheorie der Sozialisationsforschung ist die Explikation der Erfahrung des universellen und kulturellen Charakters von Sozialisation. Als erste Aufgabe einer Theorie der Bildungsprozesse formuliert Oevermann die theoretische Explikation der Struktur des sozialisierten Subjekts. Diese Explikation wird zum Bezugspunkt der Analyse von Sozialisationsprozessen. Dabei wird vorausgesetzt, daß das sozialisierte Subjekt prinzipiell der Sprache, des logischen Urteils und der Selbstreflexion fähig ist. Es beteiligt sich an der intersubjektiven Verständigung durch Regelbefolgung und "role-taking", es kann seine Bedürfnisse und Interessen sozial angemessen artikulieren und strategisch handeln. Damit be schreibt dieses Konzept die basalen Dimensionen des menschlichen Subjekts und seine prinzipiellen Fähigkeiten.

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