Ä^^^BI SFcohrrsicfhtuennrgesifhoerumÖffentlicheSicherheit Kritische Infrastrukturen aus Sicht der Bevölkerung Daniel F.Lorenz,M.A. Forschungsforum FreieUniversität Berlin ÖffentlicheSicherheit FreieUniversitätyftMUfijBerlin Forschungsforum ÖffentlicheSicherheit Kritische Infrastrukturen aus Sicht der Bevölkerung DanielF. Lorenz, M.A. ForschungsforumÖffentlicheSicherheit SchriftenreiheSicherheitNr.3 Oktober2010 ISBN:978-3-929619-62-1 Anschrift: Tel: +49(0)3083857367 FreieUniversitätBerlin Fax:+49(0)3083857399 Fabeckstr.15 www.schriftenreihe-sicherheit.de 14195Berlin [email protected] ÜberdenAutor DanielF,Lorenz,M.A,istwissenschaftlicherMitarbeiteranderKatastrophenforschungsstelle amInstitutfürSozialwissenschaftenderChristian-Albrechts-UniversitätzuKiel.Nachdem StudiumderPhilosophie,SoziologieundPolitischenWissenschaftpromovierterimFach SoziologiezumUmgangmitUnsicherheitundRisikeninOrganisationen.Seine ForschungsschwerpunkteliegenimBereichdersozialwissenschaftlichenKatastrophen-und Risikoforschung. KontaktzumAutor: DanielF.Lorenz,M.A. Westring400 Katastrophenforschungsstelle(KFS) D-24098Kiel InstitutfürSozialwissenschaften Tel: +494318804552 Christian-Albrechts-UniversitätzuKiel [email protected] 3 4 n 1 Inhaltsverzeichnis 1.Einleitung 7 2.StromausfallalssozialesEreignis 11 71 FinekurzeGeschichte Str-nmansfalK ]_L 2.2.EngeKopplungen 12 3.Katastrophenkultur.StromausfälleimgesellschaftlichenKontext 17 3.1.Risikowahrnehmung 18 3.1.1.GrundsätzlicheErkenntnissederForschungzurRisikowahrnehmung 19 3.1.2.Medienabdeckung 21 3.1.3.HoheVersorgungssicherheit 21 3.1.4.Ui-sachendi.skurs 22 3.1.5.GeteilteVerantwortungslosigkeit 24 7 KiiiknknmmnnikaHnn 24. 32.1 KonllikllinienumRisikokommunikalinn 25. 3.2.2.GelingendeRisikokommunikation 26 3.3.Krisenkommunikation 29 3.4.MöglichkeitenderEinbindungderBevölkerung 31 3.5.SelbsthilfefähigkeitderBevölkerung 33 3.5.1.AbwesenheitvonMangelsituationen 37 3.5.2.(l'nQKenntnisvonInformationskampagnen 38 3.5.3.Katastrophenschutzferne 39 T54-Armut , , , , , 411 4.BevölkerungsverhaltenwährendStromausfällen 41 4.1.Phase1:UnmittelbareReaktionen , , , M. 47 Phase7-MittelhareRoaktmne 4R 4-21 InformationundKommunikation iE. 5 A.72 KrisrnknmmunikatinnwährendStrnmausfällfMi üfl. 4.2.3.UnterschiedlicheAuslastungfürFeuerwehr,RettungsdienstundPolizei 52 4.2.4.VergemeinschaftungundSolidarität 54 4.2.5.Selbstorganisation;VersorgungmitTrinkwasserundNahrungsmitteln 58 4.2.6.ZusammenbruchderGesundheitsversorgung 63 4.2.7.VulnerabilitätinderBevölkerung 65 4.2.8.KrisenmanagementundEinbindungderBevölkerung 68 4.3.Phase3:LängerfristigeReaktionen 70 4.3.1.KnappheitundKonflikt 70 4.3.2.Plünderungen 73 4.3.3.NewYork.1977 73 44PrnhlpmpHpi-Rpstihifinn Z5. 5.Empfehlungen 77 l.itf>ratiirvrT7t'irhni<; „ Z2 6 1. Einleitung Kritische Infrastrukturen existieren für die Bevölkerung im Allgemeinen weder begriffs-nochsachbezogen.DerBegriffder.kritischenInfrastruktur'entstammtdem akademischenundpolitisch-administrativenSprachgebrauchundfindetsichkaumin der Alltagssprache. Aber auch als Sachproblemc - es mag in der Natur von Infrastrukturen liegen,dassdiesealszugrundeliegendeStrukturenimAlltagsvollzug verborgenbleibenundihreExistenzerstbeiStörungenentbergen-tauchenkritische Infrastrukturen für die Bevölkerung allenfalls in Ausnahmesituationen auf. Die Kritikalität von Infrastrukturen zeigt sichdeshalbfürdie Bevölkerungmeist immer schonalsmanifestierteundnichtbloßlatente,womitbereitsinallerKürzeeinerster wichtigerBefunddervorliegendenStudiebenanntist. Doch die aktuelle politisch-administrative Diskussion um kritische Infrastrukturen weisteinezudiesemerstenBefundspiegelbildlicheEinschränkungauf.Ganzauffallig istnämlich,dassBevölkerungundBürger-umderenkritischeInfrastrukturen,letzt- lichabermehrnochumderenpersönlichenSchutzesschließlichgeht-taucheninden allerwenigstenPublikationenzumThemaauf.DerFokusliegtfastausschließlichauf dem Ausfall technischer Anlagen (Lewis, 2006); Handlungen und Verhalten der BevölkerungimBezugaufkritischeInfrastrukturenspieleninderBetrachtungkaum eineRolle. MenschentauchenexplizitentwederUberhauptnuralsVerursachervon Versorgungsausfällen (Amin, 2004) oder aber als Manager von Krisensituationen (InternationalEnergyAgency,2005)auf.aberkaumalsBetroffene. UnterdemTitel„GefährdungkritischerInfrastrukturen"firmierenfastausschließlich Schriften, die sich damit befassen, wie und durch was kritische Infrastrukturen gefährdet werden können. Unhinterfragt bleibt hingegen weitgehend als drille Auffälligkeit,welcheGefährdungenvonderkritischen Infrastrukturselbstausgehen. VordiesemHintergrundfragtdievorliegende Studie, welcheGefährdungen fürdie Bevölkerung mit dem Ausfall kritischer Infrastrukturen, speziell Slromausfällen, verknüpft sind und wie die Öffentlichkeit auf derartige Ereignisse reagiert. Das bedeutetauchdanachzufragen,obBevölkerungnurgeschütztwerdenkann,indem man kritische Infrastrukturen schützt undderen Ausfall zu verhindern sucht?Oder aber gilt resp. sollte gelten, dass Bevölkerung auch vor kritischen Infrastrukturen beschützt werden muss resp. sich selbst schützen kann, indem Abhängigkeiten reduziert,ErsatzstrukturenetabliertundtechnischeEntwicklungenkritischhinterfragt, modifiziertodergarrückgängiggemachtwerden?EsgehtalsoauchumdieDefinition deseigentlichenSchutzzieles.Metzger(2004.S.76)fragtdemnachganzrichtig:..Sind eswirklichdie Infrastrukturen, welche wirvorallemschützen müssen?"Umdann eineAntwortzugeben,dienichtwirklichbefriedigendistoderaberzumindestunklar bleibt: ..Nein, denn es sind eher die durch Infrastrukturen vermittelten Dienste 7 (Services),diephysischen undelektronischen (Informations-)Flüsse,die Funktionen und vor allem die Werte (core values), welche die eigentlichen Objekte unserer Schutzinteressen darstellen." Geht es wirklich um Dienste, Informationsflüsse und Werte? Sollte es nicht vielmehr vordergründig darum gehen, Leib und Leben von Bürgern und Gemeinschaften zu schützen sowie die Befriedigung ihrer basalen Bedürfnissezugarantieren? DievorliegendeArbeitwidmetsichanhanddesBeispielsSlromausfall,aberdurchaus mitBlickaufInfrastrukturausfälleimAllgemeinen,denFragen,welcheSichtweisenin der Bevölkerung bestehen, welche möglichen Schäden, aber auch Potentiale von ResilienzaufBevölkerungsseite zu erwarten sind und welche Determinanten diese bestimmen. Dazu sind allgemeine Fragestellungen inden Blick zu nehmen,jedoch vornehmlichausderPerspektivederBevölkerungmitspezifischenAnliegen-deren Legitimität durchaus auch durch die Literatur und Erkenntnisse der Katastrophen- forschung zum Thema gestützt wird. Gleichwohl können sich die Anliegen der BevölkerungvondenenprofessionellerAkteureunterscheidenundimEinzelfalleine Aushandlungnotwendigmachen. DieStudiegliedertsichwie folgt.ZunächstwirdimzweitenKapitel versuchtden StromausfallalseinsozialesundnichtalleintechnischesProblemzuverstehen.Um die genannten Fragen beantworten zu können, bedarf es darüber hinaus einer EinbettungdesEreignissesStromausfallineinengrößerengesellschaftlichenKontext (Kapitel 3). Nurmit Blick aufdasNutzungsverhalten kritischerInfrastrukturen,die Risikowahrnehmung und -kommunikation kritischer Infrastrukturen. Möglichkeiten der Krisenkommunikation und die Selbslhilfefähigkeit der Bevölkerung können Antwortenformuliertwerden. DarüberhinausscheinenmitdengenanntenThemen- bereichen mögliche Ansatzpunkte zur Verminderung der Gefährdung, die von kritischenInfrastrukturenfürdie Bevölkerungausgeht,gegeben.Im vierten Kapitel zum Bevölkerungsverhalten bei Stromausfällen werden spezifische Reaktionen der BevölkerungmitBezugaufdie Krisensituation unddas Krisenmanagementanhand desvorliegendenempirischenMaterialsmitdemZiel vorgestellt,besondereQuellen derVulnerabilitätaufdereinenundResilienzaufderanderenSeitezuidentifizieren. Dazuwirdesnötigsein,dreiverschiedenePhasenmitbestimmtenProblemlagenzum Thema zu machen, da im Verlauf von Infraslruklurausfällen deutliche Problem- verschiebungen stattfinden. Die Studie schließt mit Empfehlungen, die sowohl weiteren Forschungsbedarfals auch Möglichkeiten derMinderung derGefährdung durchkritischeInfrastruktureneinschließen. Eine letzteAnmerkungsei vorangestellt: Im Großen undGanzen musskonstatiert werden, dass hinsichtlich der Empirie keine zufriedenstellende Datengrundlage verfügbar ist. Es existieren nur einige wenige Einzelstudien bezüglich des Bevölkerungsverhaltens in Stromausfällen, diese bedienen sich darüber hinaus e unterschiedlicher Methodologien und beziehen sich - aufgrund einer nicht allzu großen Fallzahl größerer Slromausfälle - auf unterschiedliche nationale und soziokulturelle Kontexte. Bestimmte Aspekte des Verhaltens der Bevölkerung während Stromausfällen lassen sich nicht durch die zugrunde gelegten Studien beschreiben, in diesen Fällen wird aufallgemeine Erkenntnisse der Katastrophen- forschung aus anderen Kontexten zurückgegriffen. Dennoch, so zumindest eine Grundthese der vorliegenden Studie, können gleichwohl über Einzelaspekte durchausDissensbestehenkann-grundlegendeTrajektoriennachgezeichnetwerden. Dieseentbindenjedoch nicht vonder Notwendigkeit vertiefender und umfassender ForschungaufdiesemGebiet. 9