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Krankheit und soziale Ungleichheit: Ergebnisse der sozialepidemiologischen Forschung in Deutschland PDF

439 Pages·1993·14.685 MB·German
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Krankheit und soziale Ungleichheit Andreas Mielck (Hrsg.) Krankheit und soziale U ngleichheit Ergebnisse der sozialepidemiologischen Forschung in Deutschland + Leske Budrich, Opladen 1994 ISBN 978-3-322-95905-8 ISBN 978-3-322-95904-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95904-1 © 1993 by Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschlie8lich aller seiner Teile ist urheber rechtlich geschiitzt. Jede Verwertung au8erhalb der en gen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuliissig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir VervieWiltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verar beitung in elektronischen Systemen. Inhalt Vorwort ........................................................................................................... 9 J. Gostomzyk Einleitung 'Gesundheitliche Ungleichheit' als Thema von Forschung und Gesundheitspolitik .................................................................................. 13 A. Mielck Ergebnisse der bisherigen Forschung 'Soziale Medizin' Die Diskussion zu Beginn des 20. lahrhunderts ............................................ 35 A. Mielck Soziale Differenzierungen in epidemiologischen und medizinsoziologischen Untersuchungen auf dem Gebiet der DDR. Gab es soziale Ungleichheit als medizinisch relevantes Problem? ................ 53 E. KunzelldorJf Krankheit und soziale Ungleichheit: Empirische Studien in West-Deutschland ...................................................................................... 93 A. Mielck, U. Helmert Die Arbeitswelt als Ursache gesundheitlicher Ungleichheit ........................ 125 A. Oppolzer Lebenslage und gesundheitliche Versorgung: Erfahrungen aus einem Forschungsverbund ................................................ 167 P. E,Per 6 Inhalt Krankheit und soziale Lage -einige Gedanken zu einem in (West-)Deutschland ausgesparten Thema. ............................................... 179 H.-H. Abholz Neue Forschungsergebnisse Auswertungen von Survey-Daten Sozialschichtspezifische Unterschiede in der selbst wahrgenommenen Morbiditat und bei ausgewahlten gesundheitsbezogenen Indikatoren in West-Deutschland ............................ 187 U. Helmert Soziale Ungleichheiten im Krankenstand dargestellt am Beispiel des Indikators "Tage mit gesundheitlicher Beeintrachtigung" ............................................ 209 C. Bormann. E. Schroeder Soziale Schicht und koronare Risikofaktoren in Deutschland-Ost und -West.. ................................................................... 227 E. Claf3en Krankheit und soziale Ungleichheit in der DDR: das Beispiel Gorlitz ........ 243 A. Mielck. P. Apelt Gesundheitliche Risikoexposition, Gesundheitsverhalten und subjektive Morbiditat von West- und Ostberlinem insgesamt und nach sozialer Schichtzugehorigkeit.. .................................... 253 W. Kirschner. G. Meinlschmidt Der EinfluB des Sozialmilieus auf das Gesundheitsverhalten ...................... 267 D. Korczak Soziale Ungleichheit bei der Teilnahme an Krebsfriiherkennungs-Untersuchungen in West-Deutschland und in GroBbritannien ............................................... 299 A. Mielck. H. Brenner Auswertungen von Routinedaten Sozialschicht und Sterblichkeit bei mannlichen Angestellten aus den alten Bundeslandem ....................................................................... 319 H. KLosterhuis. W. Miiller-Fahrnow Inhalt 7 Soziale Polarisierung und Mortalitiitsentwicklung. Erste Ergebnisse der Kommunalen Gesundheitsberichterstattung des Landes Bremen ...................................................................................... 331 G. Tempel, K.-H. Witzko Sliuglingssterblichkeit und soziale Ungleichheit. Regionale Analysen der Sliuglingssterblichkeit und der TotgeburtJichkeit fiir Berlin (West) 1970 bis 1985 ............................... 347 T. Elkeles, M. Frank, J. Korporal Theoretische Grundlagen Neuerungen der Ungleichheitsanalyse und die Programmatik kiinftiger Sozialepidemiologie ..................................................................... 375 S. Hradil GesundheitJiche Ungleichheit und das Lebensstilkonzept... ........................ 393 L. Pientka Berutliche Gratifikationskrisen und Herz-Kreislauf-Risiko -ein medizinsoziologischer Erkllirungsansatz sozial differentieller Morbiditiit ............................................................................. 411 J. Siegrist Soziale Ungleichheit und Mortalitiitsunterschiede: Diskussion der Erkllirungsansiitze in Gro6britannien .................................. 425 G. Davey Smith, D. Blane, M. Bartley Autoren ........................................................................................................ 453 Vorwort Uber 100 Jahre einer auf den Grundsatz der Solidaritiit gegriindeten Sozial gesetzgebung in Deutschland haben dem Thema "Krankheit und soziale Un gleichheit" die einstige Brisanz genommen. Die mittlere Lebenserwartung der hier Geborenen hat sich in dieser Zeit verdoppelt und der im Rahmen der So zialversicherung fur Jedermann erreichbare medizinische Leistungsstandard braucht den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Obwohl tiber 90% der Bevolkerung durch die gesetzliche Krankenversicherung geschutzt sind, ist heute das Erscheinungsbild trotz aller Leistungsfahigkeit des Systems nicht ungetrubt: Das Gesundheitssystem ist nicht durch mangelnde Leistungsfahig keit bedroht, sondern durch Strukturen, die zu wenig Augenmerk auf die inne re Rationalitiit richten. Ein so unfinanzierbares System wurde sich selbst zer storen (N. BlUm, 1987). In gesundheitspolitischen Diskussionen ist deshalb die Finanzierbarkeit der Krankenversicherung das fast ausschlieBliche Thema, denn bei etwa gleichbleibender Lebenserwartung und gleichbleibendem Kran kenstand in den letzten Jahren sind die Kosten des Gesundheitswesens drama tisch gestiegen. Dagegen spielt die Beeintriichtigung der Gesundheit einzelner BevOikerungsgruppen durch ihre soziale Lage in der offentlichen Diskussion keine oder nur eine sehr nachgeordnete Rolle. In der in letzter Zeit zunehmend hitziger geflihrten gesundheitspolitischen Debatte urn die Zukunft der sozialen Absicherung von Krankheit, die gegen wfutig im Streit der zustiindigen Gesundheitspolitiker mit Funktionaren und Standesvertretern der Arzte- und Apothekerschaft, der Pharmaindustrie und den Krankenkassen urn das Gesetz zur Gesundheitsstrukturreform einen ge wissen Hohepunkt erreicht hat, kommen die Betroffenen eigentlich nicht zu Wort, weder in der Rolle als Beitragszahler noch in der als Patienten, also Leistungsnehmer. Die Leistungsanbieter vertreten vehement effektiv und durchaus berechtigt ihre Interessen. Die in diesem System eher als passiv er scheinende Gruppe der Versicherten oder auch die Untergruppe der behandel ten Patienten haben es schwer, Defizite der Versorgung zu erkennen. zu for- 10 Vorwort mulieren oder gar zu beseitigen. Die Autoren des vorliegenden Buches haben hier eine wichtige Stellvertreterfunktion ubernommen. Ihr Bericht zeigt, daB die Sterblichkeit fUr Sauglinge und fur Erwachsene in den unteren Sozial schichten hOher liegt und daB diese Unterschiede auch durch die Moglichkeit einer einkommensunabhangigen Inanspruchnahme des gesundheitlichen Ver sorgungssystems nicht voll ausgeglichen wird. Dieser Tatbestand war bisher als Argument im Ringen urn eine Verbesserung unserer Krankenversicherung nicht zu hOren, moglicherweise weil dafur der quantifizierte Nachweis fehlte. Es ist wohl mehr als zufdllig, wenn zur gleichen Zeit, in der die bisherige Struktur der Krankenversicherung zur Reform ansteht, auch eine ihrer wesent lichen Ausgangsbedingungen, namlich die Beziehung zwischen Krankheit und sozialer Lage, erneut Gegenstand wissenschaftlicher Forschung wird. Nach langer thematischer Abstinenz in dieser Frage erscheinen etwa gleich zeitig Berichte aus der GSF, einer Forschungseinrichtung des Bundes, und aus dem Bundesgesundheitsamt (bga-Schrift "Sozialer Status und Gesund heit" 1992) mit Ergebnissen einschlagiger sozialepidemiologischer Forschun gen. Der aus der GSF vorgelegte Bericht stutzt sich in erster Linie auf Daten aus der DHP-Studie, dem MONICA-Projekt, der Rentenversicherung (BfA) und anderen Quellen. Die BGA-Studie basiert auf Daten aus dem ersten deut schen reprasentativen Gesundheitssurvey, erhoben 1984-1986. Beide Studien bestatigen die These, daB gesundheitliche Risiken, Morbiditat, Mortalirnt und Kompetenz fUr gesundheitliches Handeln in der BevOlkerung ungleich verteilt sind mit hoherer Belastung der Mitglieder unterer Sozialschichten. Wir gehoren zu den reichsten Industrienationen der Welt und letztlich kann jeder Burger das hochentwickelte System gesundheitlicher Versorgung errei chen. Neben der unmittelbaren Behandlung von Krankheit dient dieses auch dazu, bei Krankheit fUr den Betroffenen die negativen Bedingungen sozialer Ungleichheit zu mildern. urn die Chancen der Heilung zu verbessern. auch wenn es die Ursachen der sozialen Ungleichheit und die damit verbundenen gesundheitlichen Belastungen nicht erreicht. Ais Ausdruck dieser Situation sind beispielsweise die hohere Zahl von Krankheitstagen bei niederen Ein kommensgruppen zu werten. In den Zeiten der Industrialisierung im 19. lahrhundert und wahrend der er sten Halfte unseres lahrhunderts. also in Zeiten mit verbreiteter wirtschaftli cher Not. waren es in erster Linie Arzte. die sich engagiert tiber Zusammen hange zwischen sozialer Not und Krankheit geauBert haben. Es ist bemer kens wert, daB heute nicht die in der Krankenversorgung tatigen Arzte die Fra gestellung erneut aufgegriffen haben. sondern Sozialforscher. Ihr Dilemma Iiegt dabei in der sozialepidemiologischen Methode. sie konnen die Items "Gesundheit" und "Armut" nur sehr abstrakt. annaherungsweise und unabhan gig vom Einzelschicksal e.rfassen. und ihre mit Fachausdrucken tiberladene Sprache weckt kaum Betroffenheit. Allerdings magen Gesundheitspolitiker eher durch numerische Beschreibungen des Phanomens zu iiberzeugen sein als durch die Darstellung von Einzelschicksalen. Vorwort 11 Bei allgemeinem Wohlstand und einem eng geflochtenen sozialen Netz zur Absicherung des Einzelnen im Notfall war in der Bundesrepublik in den zu rtickliegenden Jahren kritische Sozialforschung zur gesundheitlichen Situa tion der Bev61kerung kein dringendes Thema. Aber un sere Gesellschaft hat sich verandert, vertikale Strukturierungen treten immer deutlicher hervor, Ar mut wird offener und betrifft wohl auch zunehmend mehr Menschen. Es gibt in unserem Lande neben Reichtum und breit verteiltem Wohlstand in beacht lichem Umfang eben auch Armut, und jeder in der Praxis tatige Arzt weiB aus personlicher Erfahrung, daB Armut haufig mit Gefahrdungen oder Beschadi gungen der Gesundheit verbunden ist. So sind die Volkskrankheiten Band scheibenschaden oder chronische Bronchitis in den unteren Sozialschichten hiiufiger. Aber Epidemiologen brauchen Daten, wenn sie den Umfang und die allgemeine Bedeutung eines Phanomens beschreiben wollen. Sie konnen Aus sagen tiber Personengruppen nur dann machen, wenn sie Fragen stellen kon nen und wenn gentigend viele Personen darauf Antwort geben. Armut ist nicht immer leicht zu erkennen, denn Armut ist in unserer Gesellschaft kein sozialpolitischer Oberbegriff. Arme Menschen werden in verschiedene Rand gruppen mit einem jeweils typischen Merkmal aufgeteilt und sind ausge grenzt. Beispielhaft werden folgende, fUr die Epidemiologen nur schwer er reichbare Gruppen genannt, die in jeder Stadt zu finden sind: Wohnungslose, NichtseBhafte. Alkoholiker, Drogenabhiingige. psychisch Kranke. verarmte Alte, von denen ein Teil nach einem arbeitsreichen Leben die Abhangigkeit von der Sozialhilfe im Alter schamhaft zu verbergen sucht. Diese Gruppen werden in reprasentativen Bev61kerungsstichproben kaum erreicht oder er kannt. falls sie tiberhaupt tiber eine Adresse verftigen, reihen sie sich wohl stets in die Gruppe der Non-Responder ein. Ihr Anteil in der Bev61kerung wird auf einige Prozent geschatzt, und ihre Probleme erscheinen bestenfalls in den Berichten der Wohlfahrtspflege. Altere Menschen, gemeint ist die groBe Gruppe der tiber 65jahrigen. wer den bei groB angelegten gesundheitsbezogenen epidemiologischen Studien zur Erkennung gesundheitlicher Risiken oftmals von vomherein ausgeschlos sen. Erst unter dem Druck der standig steigenden finanziellen Aufwendungen fUr Pflege und Betreuung beginnt die Entdeckung der Moglichkeiten der ge sundheitlichen Rehabilitation dieses Personenkreises. Die von den Autoren vorgelegten Analysen basieren meist auf Erhebungen. die nicht speziell zum Thema "Krankheit und soziale Ungleichheit" durchge fUhrt wurden. Das mindert ihren Wert nicht. 1m Gegenteil. die Bedeutung die ser Arbeiten kann kaum hoch genug eingeschiitzt werden, wenn durch sie die Aufmerksamkeit von Forschung und Gesundheitspolitik tiber das Thema "Krankheit und soziale Ungleichheit" auf das Thema "Krankheit und Armut" in unserem Land konzentriert wird. Der vorliegende Bericht liefert wichtige Fakten und Argumente aus der So zialwissenschaft. der Gesundheits-Systemforschung und der Sozialmedizin fUr die aus inneren Widerspriichen notwendig gewordene gesundheitspoliti- 12 Vorwort sche Debatte urn die Weiterentwicklung un seres Sozialversicherungssystems. Der Bericht lenkt dabei die Aufmerksamkeit auch auf die Zusammenhange zwischen Krankheitsentstehung und sozialer Lage unter den gegenwlirtigen Lebensbedingungen. Es ist langst an der Zeit, daB die Gesundheitsdebatte nicht den Gesundheitspolitikern und den Vertretern von Gruppeninteressen alleine iiberlassen wird, vielmehr sollten auch Wissenschaftler ihre interessen unabhangigen, objektiven Forschungsergebnisse mit einbringen. Den Autoren des vorliegenden Berichts gebiihrt Dank dafUr, daB sie sich in dieser Angele genheit zu Wort gemeldet haben. Prof Dr. J.G. Gostomzyk Prasident der Deutschen Gesellschaft fUr Sozialmedizin und Pravention

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