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Kastell Alzey: Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Lager und Studien zur Grenzverteidigung im Mainzer Dukat PDF

372 Pages·2009·14.457 MB·German
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KASTELL ALZEY Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Lager und Studien zur Grenzverteidigung im Mainzer Dukat Jürgen Oldenstein Online-Ausgabe, Mainz: 2009 Diese Ausgabe ist eine inhalts- und layoutgetreue Version der 1992 als Habilitations-Schrift der Universität Mainz erstellten Publikation mit einem vom Verfasser überarbeitetem Vorwort. Inhalt Vorwort ..................................................................................................................................................................................... 1 Einleitung .................................................................................................................................................................................. 4 Topographpie und Forschungsgeschichte ............................................................................................................................... 12 Zur Topographie und Geschichte des Vicus ............................................................................................................................... 12 Topographie und Kurzbeschreibung des Kastells ....................................................................................................................... 15 Knappe Darstellung der Ausgrabungstätigkeit im Kastell Alzey ................................................................................................ 18 Die Ausgrabungen in Alzey bis zum Jahre 1981 .................................................................................................................... 22 Allgemeine Bemerkungen zum Forschungsstand ....................................................................................................................... 22 Grabungstätigkeit bis zu den Grabungen von Anthes im Jahre 1909 .......................................................................................... 26 Die Ausgrabungen von Eduard Anthes und Wilhelm Unverzagt in den Jahren 1909 bis 1911 ................................................... 32 Die Ausgrabungen von Eduard Anthes im Jahre 1909 .......................................................................................................... 32 Die von Eduard Anthes und Wilhelm Unverzagt in den Jahren 1910 und 1911 ergrabenen Innenbauten ......................................................................................................................................................................... 43 Die Ausgrabungen Wilhelm Unverzagts im Jahre 1925 und die "Alzeyer Brandschicht" ........................................................................................................................................................ 51 Die Alzeyer Brandschicht .................................................................................................................................................... 51 Der Wehrgraben .................................................................................................................................................................. 58 Die Graben- und Umwehrungsmauerteile, die während der Ausgrabungen in Alzey bis 1986 aufgefunden worden sind ........................................................................................................................................................... 60 Der Wehrgraben .................................................................................................................................................................. 60 Die Wehrmauer einschließlich der Türme und Tore ............................................................................................................. 71 Die Wehrmauer .............................................................................................................................................................. 71 Die Zwischen- und Ecktürme .......................................................................................................................................... 81 Das südliche Turmfundament des Westtores ................................................................................................................... 88 Der Großbau im Nordosten des Kastells, Kommandantur oder Kaserne? Die Ausgrabungen von Friedrich Behn in den Jahren 1929 – 1931 ............................................................................................ 89 Zur Grabung und zur allgemeinen Problematik .................................................................................................................... 89 Die erste Phase des Repräsentationsbaues ............................................................................................................................. 94 Zur Funktion des Repräsentationsbaues während seiner ersten Bauperiode ......................................................................... 104 Die zweite Phase des Repräsentationsbaues ........................................................................................................................ 108 Die erste Periode der St. Georgskirche ............................................................................................................................... 114 Die Fußbodenniveaus der beiden Phasen des Repräsentationsgebäudes und der ersten Phase der St. Georgskirche .......................................................................................................................................................... 119 Zusammenfassung der Ergebnisse, die für den Repräsentionsbau erarbeitet werden konnten .............................................. 129 Die Grabungsberichte zu den Ausgrabungen im Kastell bis zum Jahre 1981 ............................................................................ 131 Die Ausgrabungen von Wilhelm Unverzagt in den Jahren 1959 bis 1964 ........................................................................... 131 Die Grabungen Wilhelm Unverzagts in der Südhälfte des Kastells Alzey, im Bereich des heutigen Parkplatzes beim Mädchengymnasium im Jahre 1969 .......................................................................................... 135 Zusammenfassung der Grabungsergebnisse bis zum Jahre 1981, einschließlich der neuen Ergebnisse, die den alten Grabungsberichten noch entnommen werden konnten ...................................................................... 144 Die Ausgrabungen, die seit dem Jahre 1981 in Alzey durchgeführt worden sind ............................................................... 150 Zum Gang der Ausgrabungen in den Jahren 1981 bis 1986 ..................................................................................................... 150 Beschreibung der Grabungsbefunde im Kastell ........................................................................................................................ 156 Die erste Bauphase des Kastells ......................................................................................................................................... 156 Der Aufbau des Kastellhofes und des Fundamentbereiches der Nordwestkaserne .......................................................... 156 Das Abwassersystem ..................................................................................................................................................... 166 Die Nordwestkaserne während der ersten Kastellperiode .............................................................................................. 169 Die Kasernenmauern .................................................................................................................................................... 169 Die Laufhorizonte der ersten Kastellperiode ................................................................................................................. 178 Die erste Periode des Brunnens vor der Nordwestkaserne ............................................................................................. 185 Zum Gang der Grabungen ............................................................................................................................................ 185 Der archäologische Befund am Brunnen der ersten Kastellperiode und die Wasserversorgung des Kastells ..................................................................................................................................... 190 Die Periode Ib in Kammer 3 der Nordwestkaserne ........................................................................................................ 196 Die zweite Bauphase des Kastells ....................................................................................................................................... 199 Das Fachwerkhaus (Haus 1) hinter dem nördlichen Zwischenturm in der Westfront...................................................... 199 Einbauten der zweiten Periode in die Südost-, die Süd- und die Südwestkaserne ........................................................... 208 Renovierungen innerhalb der Kasernenkammern .......................................................................................................... 212 Die zweite Periode des Brunnens vor der Nordwestkaserne, samt weiteren Hinweisen zur Wasserversorgung des Kastells während seiner zweiten Periode ................................................................................... 215 Die dritte Bauphase des Kastells ........................................................................................................................................ 218 Die Fabrica ................................................................................................................................................................... 219 Weitere Einbauten der dritten Kastellperiode in den Kasernenbereich .......................................................................... 229 Die Bebauung der dritten Kastellperiode vor der Nordwestkaserne im Bereich des Innenhofes .................................................................................................................................................................... 231 Die einzelnen Gebäudlichkeiten vor der Nordwestkaserne ............................................................................................ 236 Die Häuser 2 bis 6 ........................................................................................................................................................ 237 Die Häuser 7 bis 9 ........................................................................................................................................................ 242 Das spätantike Kastell von Alzey. Ergebnisse der Ausgrabungen von 1905 bis 1986 ............................................................... 249 Allgemeine Bemerkungen zu Baubefunden in spätantiken Kastellen .................................................................................. 249 Die Befunde des Kastells Alzey im Vergleich ..................................................................................................................... 255 Die erste Kastellperiode ................................................................................................................................................ 255 Die zweite Kastellperiode ............................................................................................................................................. 279 Die dritte Kastellperiode ............................................................................................................................................... 281 Das Kastell von Alzey und die spätrömische Rheinverteidigung ......................................................................................... 282 Die Datierung des Kastells ...................................................................................................................................................... 282 Zur Einrichtung des Mainzer Ducates ..................................................................................................................................... 291 Zur Geschichte des Kastells Alzey und der römischen Rheinverteidigung zwischen Andernach und Straßburg im späten 4. und während der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts ....................................................................... 309 Zur Ereignisgeschichte, die zur Errichtung des Kastells Alzey geführt hat ......................................................................... 309 Kastell Boppard, eine valentinianische Anlage? ................................................................................................................. 312 Zu weiteren valentinianischen Kastellen zwischen Andernach und Straßburg .................................................................... 319 Zu den Schiffsländen und anderen Burgustypen auf der rechten Rheinseite zwischen Andernach und Straßburg .................................................................................................................................................. 322 Zu den taktischen Prinzipien der Rheinverteidigung in valentinianischer Zeit zwischen Andernach und Seltz .......................................................................................................................................................... 327 Der Germaneneinfall von 406/07 n.Chr. und das Burgunderreich am Rhein ............................................................................ 335 Die Ereignisgeschichte ....................................................................................................................................................... 335 Kastell Alzey, ein burgundischer Foederatenstützpunkt? .................................................................................................... 340 Kastell Alzey und das letzte Aufgebot der römischen Rheinverteidigung ............................................................................ 348 Literatur ................................................................................................................................................................................ 353 Für Ulrike, Moritz, Sophie und Clara in tiefer Dankbarkeit Jürgen Oldenstein Vorwort ringer Bedeutung gewesen ist, dürfen drei Namen nicht feh- len, nämlich die von Jean Braun, Dr. Georg Durst und Fried- Das spätrömische Kastell von Alzey mit seinen archäologi- rich Karl Becker. schen Funden und Befunden nimmt seit den Ausgrabungen Jean Braun, Besitzer einer Gärtnerei, die über großen Teilen Wilhelm Soldans und Karl Schumachers und vor allen Din- des Kastells angelegt war, ist der eigentliche Entdecker des gen denen von E. Anthes und W. Unverzagt in den Jahren spätrömischen Lagers. Er verwaltete das ihm zugefallene, an- 1909 bis 1911 eine Schlüsselrolle in der spätantiken Limes- tike Erbe immer gut, förderte er doch neben seiner allgemei- forschung innerhalb der gallischen Präfektur ein. nen Unterstützung die Grabungen Soldans, Anthes' und Un- Das Kastell begleitete Unverzagt sein ganzes Forscherleben verzagts dahingehend, daß er Bewuchsmarken kartierte, die hindurch. 1969 setzte er, schon nicht mehr ganz gesund, zum seinem gärtnerischen Auge nicht entgangen waren. Braun letzten Mal den Spaten in "seinem" Kastell an. Wenn man schuf damit Grundlagen, die es Soldan und seinen Nachfol- vom Kastell Alzey spricht, spricht man zugleich auch von gern ermöglichten, die Kasernen aufzufinden. Wilhelm Unverzagt, und das nicht nur im Hinblick auf die Dr. Georg Durst, der Leiter des Alzeyer Heimatmuseums und wissenschaftlichen Ergebnisse. Im Hotel Krause zu Alzey er- seine Frau Editha hatten es sich nach dem zweiten Weltkrieg innert man sich noch gut an den gewichtigen Gast, der dort zur Aufgabe gemacht, das öffentliche Interesse an dem spät- zu Grabungszeiten Quartier und gegen 10 Uhr sein zweites antiken Kastell erneut zu wecken. In Zeiten knapper Mittel Frühstück einzunehmen pflegte. und damit verbundenem, wenig ausgeprägtem Interesse an Die 1916 erschienene Arbeit Unverzagts über die Keramik archäologischen Ausgrabungen, sorgte das Ehepaar Durst mit von Alzey gehört heute immer noch, genauso wie die 1919 unermüdlichem persönlichen Einsatz dafür, daß das bisweilen erschienene Publikation zur Rollrädchen verzierten Terra Si- kränkelnde Pflänzchen Alzey nicht verdorrte, sondern sich gillata, zu den Standardwerken im Metier der spätantiken Ke- alsbald kräftig entwickeln konnte. ramikforschung. Friedrich Karl Becker wird jedem unvergessen bleiben, der Aber auch Friedrich Behn ist hier zu nennen, der Ende der ihn gekannt hat. In unnachahmlicher Weise und nach dem zwanziger und zu Beginn der dreißiger Jahre dieses Jahrhun- Motto " steter Tropfen höhlt den Stein " setzte er sich in derts größere Grabungen im Nordostbereich des Kastells Nachfolge von Durst für die Weitererforschung des Kastells durchführte. Er widmete sich dabei besonders den Resten der ein. Es war ihm kein Weg zu weit und keine Klippe zu hoch, dort vermuteten St. Georgskirche. Behn stieß neben dem um sie nicht in der ihm eigenen, bohrenden Art überwinden mehrperiodigen Kirchenbau unvermutet auf die beachtliche zu wollen. Selbst im hohen Alter hat er es nie versäumt, Bausubstanz eines großen, kastellzeitlichen Gebäudes, dessen manchmal etwas unsicher und uns damit in Atem haltend, in Fundamente über 100 bearbeitete Steine in Zweitverwendung den tiefsten Schnitt hinabzusteigen, um sich persönlich ein enthielten, ihm gelang damit die Auffindung eines der größ- Bild von den neuesten Befunden zu machen. ten antiken Spolienfunde im Rheingebiet. Diese drei Heimatforscher haben sich mit ihrer Arbeit vor Ort D. Baatz erkannte 1959, daß der Kastellgraben zweiperiodig um das Kastell und damit um Alzey verdient gemacht. gewesen war; B. Stümpel und G. Rupprecht führten vor- Allen meinen Vorgängern bringe ich für ihre Forschungen im nehmlich in den siebziger Jahren Ausgrabungen im Bereich Kastell tiefste Dankbarkeit entgegen, denn hierdurch wurde des Nordwestquadranten des Kastells durch. Hierbei kon- ein Kenntnisstand geschaffen, der es mir erst ermöglichte, zu zentrierten sie sich neben dem Graben- und Wehrmauerbe- Ergebnissen zu gelangen, die unser Wissen um Al- reich auch auf den Innenhof des Kastells. zey/Alteium und damit auch um das letzte Kapitel römischer In den Jahren 1981 bis 1986 wurde mir mit einer Sachbeihil- Herrschaft am Rhein erweitern. fe der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Möglichkeit Trotz aller Ergebnisse, die in Alzey zu Tage gefördert wur- gegeben, Ausgrabungen im Nordwestquadranten des Kastells den, und trotz der Bedeutung des Platzes Alzey für die spät- durchzuführen. Unsere Untersuchungen galten vor allem dem antike Limesforschung ist außer den Keramikpublikationen Lagerbereich vor der Kaserne, da dem Innenhof des Kastells Unverzagts bisher nie eine zusammenfassende Gesamtdar- bis zu diesem Zeitpunkt nicht die gleiche Aufmerksamkeit zu stellung der wesentlichen Grabungsergebnisse erschienen. Es Teil geworden war wie der Umwehrung und den Kasernen. war immer erklärtes Ziel Unverzagts, eine derartige Schrift Selbst nach siebzigjähriger Ausgrabungstätigkeit hielt das al- zu verfassen, doch trugen die beiden Weltkriege und seine te Kastell für den Ausgräber noch völlig Unbekanntes bereit, Inanspruchnahme durch andere, wichtige Aufgaben innerhalb bescherte es uns doch neben der vertrauten ersten Kastellpe- unseres Faches dazu bei, daß er die Ernte jahrelanger Arbeit riode noch zwei weitere, jüngere Bauphasen. auf dem steinigen Acker Alzey nicht mehr einbringen konnte. Im Konzert derjenigen Personen, für deren Lebensweg die Ich bin mir nicht sicher, ob man sich, gemessen an siebzig- Erforschung des spätrömischen Kastells Alzey von nicht ge- jähriger Forschungstätigkeit in Alzey, mit einer zeitlich und 1 Kastell Alzey räumlich begrenzten Ausgrabung innerhalb des Kastells das Auf diesem Weg haben sich eine Reihe von Personen und In- Recht erworben hat, eine solche Zusammenfassung zu stitutionen angeschlossen, bei denen ich mich von ganzem schreiben. Herzen bedanken muß und ohne deren Hilfe ich heute nicht Ich halte es aber im Hinblick auf all das, was in Alzey ergra- in der Lage wäre, den Versuch zu unternehmen, eine Ge- ben worden ist, zuzüglich dem, was mir vergönnt gewesen ist samtdarstellung der Grabungsbefunde, die im Kastell Alzey zu finden, für meine Pflicht, wenigstens den Versuch zu un- gemacht wurden, zu schreiben. ternehmen, das Kastell Alzey als Gesamtkomplex darzustel- M. Müller-Wille regte mich dazu an, einen Antrag auf Aus- len. Dies ist ein Wagnis, da man sich im Rahmen einer derar- grabungsmittel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft in tigen Darstellung nur noch auf die bisherigen Publikationen, Bonn zu stellen, nachdem die Herren B. Stümpel und G. nicht jedoch auf die nicht mehr vorhandenen Originalunterla- Rupprecht von der Archäologischen Denkmalpflege in Mainz gen beziehen kann. mit der Bitte an mich herangetreten waren, im Kastell von Es ist aber auch deshalb ein Wagnis, weil man die älteren Alzey größere Ausgrabungen durchzuführen. Grabungsberichte mit dem Wissen liest, das nach jahrelanger Der Antrag wurde von der Deutschen Forschungsgemein- Tätigkeit auf dem Boden Alzeys erworben wurde. Demzufol- schaft bewilligt, und J. Briegleb hat mir als zuständiger Refe- ge wird ein solcher Versuch stark von persönlichen Vorstel- rent jede Art von Hilfe angedeihen lassen, die möglich gewe- lungen geprägt sein. Diese Ansichten müssen nicht zwangs- sen ist. läufig mit der Beurteilung übereinstimmen, zu der meine In Alzey selbst haben die Grabungen durch die Bürgermeister Vorgänger nach langen Jahren eigener Grabungstätigkeit je- Buchheim und Zuber ein nicht zu erwartendes Maß an Unter- weils gekommen sind. Die eine oder andere Neuinterpretati- stützung erfahren und dies nicht nur im ideellen, sondern on findet sich neben unseren Grabungsergebnissen auch in auch im materiellen Sinne. Wünsche nach teurem Abdeckma- neuen Erkenntnissen begründet, zu welchen die Forschung an terial, Unterbringung und Waschgelegenheiten wurden ohne anderen Orten und auf anderen Feldern während der letzten Zögern kostenlos erfüllt. Sämtliche Einrichtungen der Stadt achtzig Jahre gelangt ist. bis hin zur Feuerwehrleiter zum Erstellen von " Luftaufnah- Um den vorangegangenen Grabungen gerecht zu werden, men " standen uns zur Verfügung. wurde nicht versucht, die Resultate derselben im eigenen Dem Rotaryclub von Alzey und da namentlich dem Bauun- Grabungsbericht, vornehmlich in Form von Fußnoten, aufge- ternehmer Burgey gilt ebenfalls mein uneingeschränkter hen zu lassen, sondern die jeweiligen Untersuchungen folgen, Dank, wurden doch von seiner Seite aus sechs Jahre lang fast von einigen Ausnahmen abgesehen, chronologisch aufeinan- alle Bagger- und Aushubtransportarbeiten schnell und vor al- der. Dieser Weg bot sich auch deshalb an, weil die Reihen- len Dingen kostenlos durchgeführt. In diesem Zusammen- folge des jeweiligen Zugewinns im Großen und Ganzen der hang ist auch die Baufirma Faber aus Alzey zu erwähnen, die Beschreibung eines römischen Kastells entspricht. ebenfalls kostenlos Erdarbeiten durchführte und Bauwagen Weiterhin war auch es nur in sehr geringem Maße möglich und Wohnkontainer zur Verfügung stellte. zwischen den vorangegangenen Grabungen und unseren Be- Mit Strom und Wasser hat uns die Elektrizitäts- und Wasser- funden einen Bezug herzustellen, da sich, bedingt durch den werksgesellschaft Alzey jahrelang kostenlos versorgt, hierfür Untersuchungsraum Innenhof, kaum direkte Anknüpfungs- ist den Herren Waldmann und Knobloch besonders zu dan- punkte ergeben haben - die Wehrmauer z.B. ist bis auf mini- ken. male Kontrollschnitte nicht Gegenstand unserer Ausgra- Die Museumsleiterinnen H. Fries-Reimann und E. Heller- bungstätigkeit gewesen. Demzufolge finden sich die jüngsten Karneth machten jeweils Ihren Einfluß bei Kommune und Grabungsergebnisse nicht am Beginn dieser Arbeit, sondern Kreis geltend, um unsere Ausgrabungen zu unterstützen. sie reihen sich in die bisherige Berichterstattung ein. Ohne meinen Stellvertreter K. Kortüm, Stuttgart, wären die Die nachfolgende Darstellung wird aber auch deshalb persön- Grabungen sicherlich nicht so verlaufen, wie sie es sind und liche Züge tragen, weil dem Ausgräber das Objekt, mit dem dies betrifft vornehmlich den wissenschaftlichen Ablauf. Sei- er jahrelang sowohl gedanklich als auch mit Kelle und Zoll- nem unermüdlichen Einsatz, seiner hohen fachlichen Qualifi- stock "im Clinch" gelegen hat, im Laufe der Zeit an das Herz kation und seinem Blick für das Wesentliche aber auch für gewachsen ist. Selbst wenn man anstreben sollte, einen voll- das kleinste Detail habe ich es zum großen Teil zu verdan- kommen distanzierten Bericht zu verfassen, würde dies nicht ken, daß uns während der Grabungen nur sehr wenig antike in jedem Falle möglich sein und wird aus diesem Grunde da- Substanz, die zwischen der neuzeitlichen Bebauung nicht her von mir auch gar nicht angestrebt, nicht zuletzt deshalb, immer leicht zu erkennen war, entging. In den langen Jahren weil mich die geistige Auseinandersetzung mit dem Kastell zum liebenswerten Kollegen und guten Freund geworden, gilt Alzey seit 1981, zumindest gedanklich, nahezu jeden Tag ihm mein ganz besonderer, persönlicher Dank. begleitet hat. 2 Jürgen Oldenstein In diesem Zusammenhang darf auch Frau I. Bell, Dipl. De- lassen. Dies gilt in gleichem Maße für meine Kollegen N. signerin am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Univer- Bantelmann und besonders Th. Terberger, der "zu Hause"die sität Mainz, nicht unerwähnt bleiben. Sie hat an allen Gra- Hauptlast meines Oxfordaufenthaltes zu tragen hatte, da er bungen teilgenommen und den Gesamtplan immer auf dem meine direkte Stellvertretung übernahm. neusten Stand gehalten. Weiterhin hat sie das Fundmaterial Sven Günther (Mainz) möchte ich für die Durchsicht und die gezeichnet. Ihrem Arbeitseinsatz und der mir in diesen Jahren Endredaktion des Manuskriptes danken, ebenso Karin Eckert entgegengebrachten Freundschaft gilt ebenfalls mein beson- von der Zentralbibliothek Mainz, die das vorhandene Manu- derer persönlicher Dank. skript in eine e-Publikation umgesetzt hat. K. Weidemann danke ich für lehrreiche und anregende Dis- Tiefer Dank gilt meiner Familie und da vornehmlich meiner kussionen und ihm und U. Schaaff habe ich es zu verdanken, Frau Ulrike, die mir besonders in Oxford den Rücken von daß mancher wichtige Alzeyer Fund "mal eben zwischen- familiären Verpflichtungen, sprich den lieben Kleinen, frei- durch" in den Werkstätten den RGZM restauriert wurde. gehalten hat, so daß ich die zur Verfügung stehende Zeit op- Endlich danke ich allen Grabungsteilnehmern herzlich für ih- timal nutzen konnte. Andererseits hat mir die gesamte Fami- re zum Teil schweißtreibende Mühe. Ohne die einzelnen, lie durch ihr Dabeisein eben diesen Rücken gestärkt und mir immer sehr bunt gemischten studentischen Grabungsmann- dadurch die Kraft gegeben, durchzuhalten und unverdrossen, schaften hätte Alzey 81 bis 86 nicht stattfinden können. auch in Zeiten als es nicht ganz so gut lief, weiterzuschrei- Eine Ausgrabung durchzuführen ist meist die eine und in der ben. Ihnen möchte ich diese Arbeit, die auch ein wesentlicher Regel die unterhaltsamere Seite archäologischer Arbeit. Die Bestandteil ihres Lebens geworden ist, widmen*. Publikation der Ergebnisse ist zwar nicht so kräftezehrend wie die Ausgrabungstätigkeit, sie erfordert andere Qualitäten, namentlich die des notwendigen Sitzfleisches, der passablen Charlbury/Oxford/Mainz Formulierung und vor allen Dingen die der notwendigen Ru- he, sich den Gedanken, die man zu Papier bringen möchte, * Diese Arbeit ist 1992 als Habilitationasschrift zum Ab- hingeben zu können. schluss gekommen. Neuere Forschungsergebnisse sind nur Mir wurde in diesem Zusammenhang das Glück zuteil, auf durch die Grabungen von Peter Haupt und Oliver Gupte hin- eine Visiting Fellowship des Wolfson Colleges in Oxford zugekommen, die im Wesentlichen in der Alzeyer Stadtge- eingeladen zu werden. Hier war es mir möglich, acht Monate schichte 3, inklusive weiterführender Literatur, publiziert lang in völliger Abgeschiedenheit die Gedanken zu Papier zu sind. bringen, die ich seit Beginn der Grabungen mit mir herumge- Mit dem Mainzer Dukat hat sich Ralf Scharf intensiv und äu- tragen habe. ßerst lesenswert beschäftigt. Er weist die Westnotitia dem Das akademische Leben in Oxford hat einen ganz eigenen Usurpator Johannes (423 – 425 n. Chr.) zu. Diese Datierung und vor allen Dingen stimulierenden Reiz, da sich hinter den unterscheidet sich nur minimal von meinem Zeitansatz (um gotischen Fassaden der Colleges und den alten akademischen 428). Ob, wie Scharf glaubt, die redigierte Fassung der Traditionen ein liberaler Geist findet, der Seinesgleichen Westnotitia dem ehemaligen Primicerius Notariorum Johan- sucht. An dieser Stelle möchte ich dem Governing Body des nes bei seiner Thronbesteigung am 20. November 423 n. Chr. Wolfson Colleges in Oxford für die Wahl zum Visiting Fel- als Geschenk überreicht wurde, mag dahingestellt sein. Al- low danken, ebenso wie dem Präsidenten des Colleges Sir lerdings scheint allgemein akzeptiert zu sein, dass die Raymond Hoffenberg und allen Fellows des Colleges die Westnotitia in der uns vorliegenden Form, zurückgehend auf mich während meiner Gastzeit als einen der Ihren betrachte- ein Exemplar von 395 n. Chr., um ca. 430 n. Chr. zu datieren ten und es mir dadurch leicht gemacht haben, mich als einer ist, ein Datum, dass von den neuen Grabungsbefunden in Al- der Ihren zu fühlen. zey unterstützt wird. In diesem Zusammenhang gilt mein ganz besonderer persön- licher Dank meinen Kollegen G. Webster und R.S.O. Tomlin, Peter Haupt, Patrick Jung (Hg.), Alzey und Umgebung in die mich als Kandidaten für die Visiting Fellowship vorge- römischer Zeit. Gesch. d. Stadt Alzey 3 (Alzey 2006). schlagen haben. Die ganze Visiting Fellowship hätte mir aber nichts geholfen, Ralf Scharf, Der Dux Mogontiacensis und die Notitia Digni- wenn H. Ament mich nicht für acht Monate freigegeben hät- tatum. Eine Studie zur spätantiken Grenzverteidigung. RGA te, wohl wissend, daß sein persönlicher Arbeitsaufwand am Ergband 48 (De Gruyter, Berlin/New York 2005) Institut für Vor- und Frühgeschichte in Mainz dadurch erheb- lich zunehmen würde. Ihm möchte ich dafür danken, daß er mich für fast ein Jahr uneigennützig meiner Wege hat ziehen 3 Einleitung 4 5 Einleitung sche Anlage apostrophierte . Hierin folgte ihm von Petrikovits , aber auch er konnte nicht weitergehen, als die Errichtung des Nach sechsjähriger Ausgrabung im spätrömischen Kastell von Kastells zwischen 357 und 370 n.Chr. zu datieren. Alzey stehe ich nun vor der Aufgabe, die alten und neuen Gra- Johnson und Lander haben die Diskussion noch einmal aufge- bungsergebnisse zu beschreiben und vor allen Dingen auch zu nommen und versucht, den Grabungsbefund Unverzagts von 6 versuchen, die gewonnenen Ergebnisse in ihren historischen 1925 erneut zu diskutieren . Rahmen einzupassen. Die Diskussion konnte durch die neuen Grabungen im Kastell Die Beschreibung der Befunde wird einen ganz wesentlichen eindeutig zu Gunsten des festen Datums 367/370 entschieden Teil dieser Arbeit einnehmen. Dies ist vor allem deshalb wich- werden. Wahrscheinlich ist das Erbauungsdatum noch näher an 7 8 tig, weil es in der näheren oder weiteren Umgebung von Alzey 370 heranzurücken . Damit sind Alzey und Altrip die beiden kaum ähnliche Befunde aus valentinianischer Zeit gibt. einzigen Befestigungen im Bereich des Dux der Germania I, die Es wird aber wegen des erreichten Forschungsstandes in Alzey sicher als valentinianische Neugründungen angesprochen wer- kaum eine Möglichkeit geben, über diesen, etwa im Vergleich den können. mit anderen valentinianischen Wehranlagen, hinauszukommen, Dieser Umstand wird für die Beurteilung des Baubefundes, vor hat doch Alzey schon seit 1912 wegen seiner großräumigen allem was die Innenbebauung betrifft, von einer gewissen Be- und, was den Wehrmauerbereich betrifft, nahezu vollständigen deutung sein. Untersuchungen "Vorbildcharakter" für die Erforschung ande- Könnte man bei dem Befund der sehr viel genaueren Anfangs- rer spätantiker Anlagen. Dieses Bild hat sich bis heute kaum datierung des Kastells noch von einer kleineren "Schönheitsver- 9 geändert. besserung" im Erkenntnisstand reden , da man ja bisher auch Eines der wesentlichen Ergebnisse unserer Grabung bestand schon immer angenommen hatte, daß das Kastell in valentinia- darin, die Errichtungszeit des Kastells sicher zwischen die Jahre nischer Zeit errichtet worden wäre, bietet die Erkenntnis zweier 367 und 370 datieren zu können. Dies mag verwunderlich klin- weiterer Kastellperioden und eine relativ präzise Enddatierung gen, galt doch das römische Kastell von Alzey immer schon als der letzten Kastellphase um 450/460 n.Chr. einen Erkenntnis- valentinianische Wehranlage. Bei genauerem Hinsehen fällt zuwachs, der zu Beginn der Grabungen selbst unter positivsten aber auf, daß dem so nicht ist. Voraussetzungen nicht erwartet werden konnte. Schon Anthes ging davon aus, daß das Kastell in valentiniani- Die Enddatierung des Kastells Alzey ist seit dem Beginn seiner scher Zeit, frühestens aber nach dem Alamannensturm von 352 Erforschung kontrovers gewesen und hing letzten Endes immer 10 n.Chr., in Stein ausgebaut worden ist. Die erste Bauphase des von historischen Daten ab . Kastells wurde nach ihm unter Constantin I. errichtet. Bei die- ser Anlage waren lediglich die Mauern in Stein errichtet, die 1 dahinterliegenden Kasernen jedoch in Holz . 4 H. Schönberger, The Roman frontier in Germany. Journal Roman Unverzagt erkannte die "Einperiodigkeit" des Lagers und da- Stud. 59, 1969, 182. 5 tierte dessen Beginn in die Zeit nach der Zerstörung des Vicus H.v.Petrikovits, Fortifications in the north-western empire from the third to the fifth century. Journal Roman Stud. 71, 1971, 184. im Jahre 353 n.Chr. und der Erwähnung des Kastells im Jahre 6 2 St. Johnson, Late Roman fortifications (1983). 153 ff.; J. Lander, Ro- 370 n.Chr. im Codex Theodosianus. Er schränkte die Bauzeit man stone fortifications. BAR Int.-Ser. 206 (1984) 277 ff. allerdings zwischen 357 bis 370 n.Chr. ein, da er eine Errich- 7 Vgl. dazu weiter unten S. 282 ff. tung der Wehranlage erst nach der Schlacht von Straßburg, aus 8 Vgl. dazu neuerdings mit älterer Literatur S.v.Schnurbein, H.-J. Köh- der der Cäsar Julian, der spätere Kaiser Julian Apostata, sieg- ler, Der neue Plan des valentinianischen Kastells Alta Ripa (Altrip). 3 Ber. RGK 70, 1989, 508 ff. reich hervorgegangen war, für möglich hielt . Den gleichen An- 9 Im Zusammenhang mit der Diskussion der Baubefunde wird sich, ge- satz vertrat Schönberger, wenngleich er Alzey als valentiniani- rade was die Innenbebauung betrifft, herausstellen, daß die genaue Er- fassung des Erbauungsdatums von Alzey von einer gewissen Bedeu- tung ist. Es wird sich nämlich zu fragen sein, ob die im Zusammenhang mit Alzey und Altrip immer wieder aufgeworfenen Behauptung seine 1 E. Anthes, Spätrömische Kastelle und feste Städte im Rhein- und Do- Richtigkeit hat, daß seit valentinianischer Zeit die Wehrbauten im We- naugebiet. Ber. RGK 10, 1917, 111 ff. sten des Reiches grundsätzlich mit einer hinter den Wehrmauern lie- 2 Cod. Theodos. XI 31, 5 (15. 8. 370). genden Barackenbebauung ausgestattet worden sind. Vgl. dazu weiter 3 W. Unverzagt, Zur Zeitbestimmung des Kastells Alzey. Germania 13, unten S. 259 ff. 10 1929, 180. Zur allgemeinen Ereignisgeschichte dieser Zeit siehe E. Vgl. hierzu die in diesem Zusammenhang sehr lehrreiche Zusam- Stein, Geschichte des spätrömischen Reiches (1928) 222 ff.; A.H.M. menstellung Bernhards, der aufzeigt, daß die Enddatierung des Kastells Jones, The later Roman empire (1964/ Repr. 1986) 115 ff.; D. Hoff- in der Forschung zwischen den Jahren 380 und 450 geschwankt hat. H. mann, Das spätrömische Bewegungsheer und die Notitia Dignitatum. Bernhard, Zur spätantiken Besiedlung im Alzeyer Raum. Alzeyer Ge- Epigr. Stud. 7,1.2 (1969/70) 344 ff.; J. Martin, Spätantike und Völker- schichtsbl. 16, 1981, 133. Auch für die Althistoriker hat zur Beurtei- wanderung. Oldenbourg Grundriß der Geschichte 4 (1987) 32 ff.; A. lung der spätrömischen Geschichte am Rhein das Enddatum des Ka- Demandt, Die Spätantike. Handb. Altertumswiss. 3, 6 (1989) 96 ff. stells eine wichtige Rolle gespielt. Vgl. dazu u.a. H. Nesselhauf, Die 4

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