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Jugendlicher Rechtsextremismus und Gewerkschaften: Lebensverhältnisse und politische Orientierungen von Auszubildenden PDF

176 Pages·1995·8.829 MB·German
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BirsllB usche-BaumannJBons/Kurzer Jugendlicher Rechtsextremismus und Gewerkschaften Ursula BirsllMaria Busche-Baumannl Jo achim Bons/Ulrich Kurzer Jugendlicher Rechtsextremismus und Gewerkschaften Lebensverhältnisse und politische Orientierungen von Auszubildenden Leske + Budrich, Opladen 1995 ISBN 978-3-8100-1344-6 ISBN 978-3-322-95758-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95758-0 © 1995 by Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zu stimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver vielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. INHALT Vorbemerkung ........................................................................................................................ 7 I. Kapitel: Zur Einführung .................................................................................................................... 10 11. Kapitel: Jugendliche in einer strukturschwachen Region. Zur Anlage der Untersuchung ...................................................................................... 14 1. Die Region Südniedersachsen .......................................................................... 14 2 Die befragten Jugendlichen ............................................................................... 18 3. Erhebung von Orientierungen und Lebensumständen ........................... 21 4. Der konzeptionelle Rahmen ............................................................................. 22 ill. Kapitel: Le benslagen, rechtsextremistische Orientierungen und Sozialiution im Gescblechtervergleich ........................................................... 25 1. Zu den Lebenslagen der Jugendlichen .. _ ...... _ ......... _ ... _ ... _ .................. 25 1.1 Reproduktion von Ungleichheitsstrukturen - Die Praxis betrieblicher Ausbildung ............................ _ ... _ ......... _ ............ 25 1.2 Der Zugang zur betrieblichen Ausbildung ............................ _ .................. 26 1.3 .. Learning by doing" - zur Qualität der beruflichen Bildung ........... 30 1.4 Haben Auszubildende überhaupt noch eine Karenzzeit? ................... 31 1.5 Schlußfolgerung ...................................................................................................... 39 2 Rechtsextremistische Orientierungsmuster ................................................4 0 3. Rechtsextremistische Orientierungen zwischen Lebensentwürfen und gesellschaftlicher Realität ................... _ ............ .52 3.1 Der Rollenkonflikt als Frau .............................................................................. .54 3.2 Männliche Jugendliche: Das Problem, eine Berufs- und Erwachsenenrolle zu Cinden ........................... _ .............................. _ ...... .58 3.3 Schlußfolgerung .......................................................................................................6 4 4. Jugendphase und Sozialisation im Strukturwandel .... _ .........................6 7 4.1 Die konstruierten Geschlechter. .................................. _ ... _ ............................7 2 4.2 Rechtsextremistische Orientierungen und Sozialisation - Schlußfolgerung ..................................................................... .81 5 IV. Kapitel: Anforderungen an die GewerkschattspoUtik ................ _ .................................... .84 1. Worum es geht.. ....................................... .84 o-............................................................ 2 ,.Lehrjahre sind keine Herrenjahre" (und Damenjahre?) - Zu den Handlungsanforderungen in der betrieblichen Bildung. ........9 2 2.1 Die vielschichtigen Probleme der betrieblichen Ausbildung im dualen System ..........................................................................9 4 2.2 Ausblick: Überlegungen zur Diskussion über die Zukunft des dualen Systems ......................................................................9 7 3. Es geht nicht nur um Frauen - Handlungsanforderungen an gewerkschaftliche Gleichstellungspolitik. ......................................... 101 3.1 Zu den Problemen bei der Integration von Frauen auf den Arbeitsmarkt. ................................................................................................. 102 3.2 Tarifpolitik: Die Suche nach dem "Königs- und Königinnenweg·· .......................................................................................... 106 3.3 Schlußfolgerung .................................................................................................... 112 4. Das Dilemma der Gewerkschaften: Für Jugendliche so fern und doch so wichtig ......................................... 113 4.1 Gewerkschaftliche und betriebliche Interessen- vertretung: Auszubildende haben kaum eine Chance. ....................... 115 4.1.1 Strukturelle Barrieren in Klein- als auch Großbetrieben .................. 118 4.1.2 Barrieren in der Konfliktlösung und Konfliktfähigkeit. ...................... 122 4.2 Frauen und Gewerkschaften - "Organisationsreserve" oder Teil der Gewerkschaftsbewegung? ................................................... 123 4.3 Frauen und Männer - zwei unterschiedliche politische "Wesen"? .......................................... 127 4.4 Schlußfolgerung. ................................................................................................... 132 5. Gewerkschaften und Jugendliche: Handlungsanforderungen und -möglichkeiten ........................................ 133 5.1 Charme einer Versicherungsgesellschaft - sonst nichts? ....... _ ....... 135 5.2 Gewerkschaftliche Jugendarbeit vor Ort.. ................................................. 138 6. Abschließende Bemerkungen ................. _ ......... _ ...... _ ............ 145 0-................ Anhang ............................................................................................... _ ........................... _ .... 147 Literaturverzeichnis. .............. _ ................................................... _ ......... _ ............... _ .... 170 Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter ..................................................................... _ .... 177 6 Vorbemerkung Die vorliegende Studie ist aus der Kooperation zwischen dem Fachbe reich Sozialwissenschaften der Universität Göttingen und den regionalen Gewerkschaften hervorgegangen. In den vergangenen anderthalb Jahr zehnten wurden die unterschiedlichsten Projekte bearbeitet, in den letz ten Jahren ging es gemeinsam mit der IG Metall um Jugendliche und Rechtsextremismus. Die Idee fUr diese Untersuchung entstand im Herbst 1990, zu einem Zeitpunkt also, als die deutsche Vereinigung die öffentli che Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und rechtsextremistisch oder fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten in den Medien und auf der aktu ellen politischen Tagesordnung in den Hintergrund rückten. Dies war auch der Zeitpunkt, zu dem die Wahlerfolge der "Republikaner" abnahmen und ihnen das politische "Aus" prognostiziert wurde. FUr die Initiato rinnen und Initiatoren des Projekts stand zwar fest, daß das Problem Rechtsextremismus - zumal in seiner "alltäglichen" Variante, nämlich in den politischen Orientierungen von Jugendlichen und Erwachsenen - nicht an Brisanz verloren hatte, allerdings ahnte niemand, welches Aus maß die gewalttätigen Übergriffe in den darauffolgenden Jahren erreichen wUrde. Heute wird bereits von einer "neuen sozialen Bewegung von rechts" (JASCHKE) gesprochen. So hat das Projekt während seiner Lauf zeit eine Art von Aktualität erfahren, wie sie nicht gerade erstrebenswert ist Alle Beteiligten waren daran interessiert, Antworten auf die Frage zu fmden, wie die Gewerkschaften, die in der Geschichte der deutschen Demokratie eine zentrale Rolle gespielt haben und noch spielen, mit Rechtsextremismus umzugehen vermögen, wie sie auf diese Herausforde rung antworten könnten. Um entsprechende Wege aufzuspüren, bedurfte es zunächst einer Analyse der gesellschaftlichen Ursachen rechtsextremi stischer Orientierungen. Dabei stand U.a. die Frage im Vordergrund, ob rechtsextremistische Orientierungen in einem Zusammenhang mit der abnehmenden Bereitschaft von Jugendlichen - und hier insbesondere von Auszubildenden - gesehen werden müssen, sich in Gewerkschaften zu organisieren. Aus den Mitgliederstatistiken der Gewerkschaften läßt sich unschwer ablesen, daß die Zahlen der jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie der Auszubildenden deutlich sinken. Sind nun die Gründe lediglich in dem Mißtrauen oder dem Verdruß einer Massenorga nisation gegenüber zu suchen - also in dem, was an der Oberfläche als 7 ,.Politikverdrossenheit" ercheint? Oder sind die Ursachen tiefer in den Le bensumständen, Handlungsspielräumen und der politischen Sozialisation verankert, die es Jugendlichen verwehren, politisch und sozial an der Gesellschaft ausreichend zu partizipieren? Können also Partizipationsde flZite mitverantwortlich für die wachsende Bedeutung von rechtsextremi stischen Orientierungen gemacht werden? Wenn ja, nifft dies für männli che und weibliche Jugendliche gleichermaßen zu? Sind also junge Frau en in ähnlicher Weise für rechtsextremistische Ideologien zugänglich wie junge Männer, oder sind sie resistenter? Divergieren die Lebensverläufe und Sozialisationsbedingungen immer noch so erheblich nach der Ge schlechtszugehörigkeit und gestalten sich deshalb die Partizipationspro bleme unterschiedlich? Diese Fragen lassen erahnen, wie komplex die Suche nach den gesell schaftlichen Ursachen für Rechtsextremismus und wie schwierig es für Gewerkschaften ist, Anknüpfungspunkte für aufklärerische Gegenstrategi en zu finden. Um mehr Informationen über mögliche Ursachen für rechts extremistische Orientierungen zu gewinnen und daraus Schlüsse für ge werkschaftliches Handeln zu ziehen, haben wir eine empirische Erhebung durchgeführt. Dabei wurde auf eine repräsentative Umfrage unter Jugend lichen verzichtet. Vielmehr ist aus forschungspraktischen und methodi schen Gründen die Untersuchung auf Auszubildende in gewerblich-tech nischen Berufen in Südniedersachsen konzenniert worden: Eine Fallstu die, die sich auf eine überschaubare Grundgesamtheit und Region be schränkt, bietet nämlich den Spielraum, mit methodischer Vielfalt kom plexen Fragen analytisch auf den Grund zu gehen. Die vorliegende Studie läßt sich grob in zwei Teile gliedern: Im ersten Teil steht die empirische Untersuchung unter männlichen und weiblichen Jugendlichen im Mittelpunkt. Ihre politischen Orientierungen, Lebensum stände und Handlungsspielräume wurden darin einer geschlechtsspezifi schen Analyse unterzogen. Die gewonnen Ergebnisse sind mit Befunden anderer jugendsoziologischer Studien und Einstellungsuntersuchungen verglichen worden, um zu überprüfen, ob sie wohlbegrÜDdet verallgemei nert werden können. Im zweiten Teil ist dann versucht worden, Konse quenzen für gewerkschaftliches Handeln zu ziehen - ein Unterfangen, das sich schwierig gestaltet. Von Beginn an war uns klar gewesen, daß sich Gegenstrategien nicht in Beschlüssen auf Gewerkschaftstagen oder in Demonstrationen gegen Rechtsextremismus erschöpfen können. Die Be trachtung der Lebensverb1Utnisse und der Orientierungsweisen der Jugend lichen hat aber auch schnell gezeigt, daß es weder Patentrezepte noch einfache Lösungen gibt. Die Ausführungen zu den Handlungsanforderun gen berühren dementsprechend fast sämtliche Felder gewerkschaftlicher Tätigkeit. Im Zentrum unserer Untersuchung und unserer Überlegungen haben die risikobehafteten Lebenschancen der Jugendlichen gestanden, 8 zumal die der Auszubildenden in der Übergangsphase zum Erwachsenen dasein, die immer noch in vielfältiger Weise von sozialer Herkunft und Geschlechtszugehörigkeit bestimmt werden. Aufklärerische Gegenstrate gien müssen bei eben diesen sozialen Risiken ansetzen, und sie haben dem Rechnung zu tragen, was als "Strukturwandel in der Jugendphase" (BAETHGE) bezeichnet wird und sich auf veränderte Sozialisationsbe dingungen und Erfahrungshintergrilnde Heranwachsender bezieht. Erst dann können Jugendliche für gewerkschaftliche Arbeit gewonnen werden. Im übrigen ist dieser Anspruch nicht allein an die Gewerkschaften zu richten. Es wäre vermessen zu behaupten, daß in diesem Projekt der "Stein der Weisen" gefunden worden ist. Allerdings können wir neue Einblicke in die Ursachen des Rechtsextremismus bieten und Anstöße für den gesell schaftlichen Umgang mit diesem geben. An dem Projekt sind wie bei allen Kooperationsvorhaben in der Ver gangenheit Studierende beteiligt gewesen. Sie konnten dadurch Einblick in die Forschungspraxis erhalten, und es sollte ihnen ermöglicht werden, einen Zugang zu gewerkschaftspolitischen Fragen durch eigene An schauung zu finden. Gleichzeitig wäre eine Untersuchung wie diese ohne die Beteiligung der Studierenden nur schwer realisierbar, denn sie haben als Interviewerinnen und Interviewer geholfen, die relativ umfangreiche Befragung durchzuführen. Aus diesem Projekt sind darüber hinaus Ex amensarbeiten hervorgegangen, die insbesondere die Frage nach dem Zugang von Frauen zu rechtsextremistischen Ideologien und Organisatio nen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Das Projekt konnte des weiteren vielfältiger Unterstützungen sicher sein, ohne die ebenfalls ein erfolgreicher Abschluß nicht möglich gewe sen wäre. So hat die Hans-Böckler-Stiftung die Untersuchung finanziell gefördert und das niedersächsische Kultusministerium die Befragung der Auszubildenden während des Unterrichts in den Räumen der Berufsbil denden Schulen I und TI in Göttingen genehmigt. Die Schulleitungen sowie Lehrerinnen und Lehrer haben Unterrichtsstunden für die Befragung bereitgehalten und die Feldphase organisatorisch unterstützt. Der Schul leiter der gewerblich-technischen Berufsschule (BBS TI), Herr Peschel, hat darüber hinaus seine Erfahrungen im Umgang mit Berufschülerinnen und Berufsschülern zur Verfügung gestellt und den Fragebogen sprachlich und inhaltlich überprüft. Nicht zuletzt waren es die Schülerinnen und Schüler, die durch ihre Bereitschaft, an der Befragung teilzunehmen, die Realisierung des Projekts ermöglichten. Peter Lösche Ursula Birsl 9 1. Kapitel: Zur Einführung Seit Mitte der 70er Jahre kann mit steigender Tendenz ein rechtsextremi stisch orientiertes Prostestverhalten vor allem unter Jugendichen beobach tet werden. Was sich anfänglich vorrangig durch Hauswandparolen oder .. Hakenkreuzschmierereien" äußerte, schlug seit Anfang der 80er Jahre zunehmend in Gewalttaten um. In den Herbstmonaten der Jahre 1991 und 1992 erreichte der Protest sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern seine vorläufigen Höhepunkte. Die eskalierende Gewalt richtete sich vornehmlich gegen Flüchtlingsunterkünfte und AusländerIn nen, aber auch gegen Obdachlose, Homosexuelle und vereinzelt gegen Behinderte. In dieser Phase kristallisierte sich heraus, daß die TäterInnen der rechtsextremistisch oder fremdenfeindlich motivierten Übergriffe nicht allein unter den AnhängerInnen des rechtsextremistischen Spektrums zu suchen sind. Gleichzeitig konnten seit der Europawahl von 1989 rechtsextremisti sche Parteien wie die .. Republikaner", die DVU oder NPD nach zwanzig Jahren erstmals wie der Wahlerfolge für sich verbuchen. Das steigende Wählerpotential führte jedoch nicht zu einem entspre chenden Mitgliederzuwachs im rechtsextremistischen Spektrum. Rechts extremistische Organi sationen sind trotz der Wahlerfolge nicht das allei nige Problem. Als bedrohlicher sind die Anzeichen zu werten, daß sich eine "neue soziale Bewegung von rechts" heraus bildetl, die augenblick lich noch nicht organisatorisch zu binden ist. Der Rechtsextremismus ist also kein neues Phänomen in der Geschich te der Bundesrepublik, aber er hat eine neue Qualität erreicht. Seine gesellschaftlichen Ur sachen sind noch weitgehend unerforscht, und theo retische Erklärungsansätze haben nur in einem geringen Umfang Eingang in die empirisch-analytische Rechtsextremismus-Forschung gefunden. Auch wird erst seit Beginn der 90er Jahre in der Forschung über den ,.zusammenhang von weiblicher Lebenserfahrung und rechtsextremisti schem Gedankengut2.. diskutiert und die Frage aufgeworfen, ob auch Mädchen und Frauen rechtsextremistische Orientierungen aufweisen, deren Ursachen in frauenspezifischen Lebenssituationen zu suchen sind3• 1 Vgl.JASCHKB,H.-G., 1993, S. 28ffundBIRSL, U.,1994, S.35. 2 Vgl. SILLBR, G., 1991. 3 Vgl. hierzu cbcnda; LOHMBIER. C., 1991; MEYER, B., 1991; MÖll.BR, K., 1991; BIRSL, U., 1992. 10 In der Vergangenheit herrschte in der Forschung entweder eine vornehm lich geschlechtsunspezifische Sichtweise vor4, oder Frauen wurde auf grund ihres relativ niedrigen Anteils am rechtsextremistischen WählerIn nenpotentialS, in rechtsextremistischen Subkulturen und bei gewalttätigen und fremdenfeindlich motivierten Übergriffen6 eine gewisse Resistenz gegenüber rechtsextremistischen Ideologien7 und Gewalt zugesprochen. Allerdings bieten bereits ältere Untersuchungen Hinweise dafür, daß es auf der Ebene der politischen Einstellungen keine signifikanten Unter schiede im Ausmaß der Akzeptanz rechtsextremistischer Politikkonzepte oder des autoritären Denkens zwischen den Geschlechtern gibt'. Jedoch ist von einer geschlechtsspezifischen Ausprägung rechtsextremistischer Orientierungen und ihrer gesellschaftlichen Ursachen auszugehen. Dies gilt auch flir die Gewaltakzeptanz: Allein die Tatsache, daß Mädchen seltener an gewalttätigen Übergriffen beteiligt sind als Jungen, bedeutet noch nicht eine ablehnende Haltung zur, sondern einen anderen Umgang mit direkter Gewalt. HOLZKAMP und ROMMELSPACHER meinen hier zu: ,,Frauen projizieren eigene, nicht gelebte Macht-, Aggressions- und Gewaltbedürfnisse auf Männer - den Ehemann, den Freund. Sie 'lassen durchgreifen', 'lassen kämpfen' und erleben dadurch scheinbare Erfahrun gen von Schutz und Geborgenheit. Ihre Gegenleistung ist die physische und psychische Reproduktion und Stabilisierung des Ehemannes, des Freundes, anderer Männer"9. Ein Kooperationsvorhaben des Seminars für Politikwissenschaft an der Universität Göttingen mit der örtlichen IG Metall-Verwaltungsstelle hatte sich zur Aufgabe gestellt, den Ursachen rechtsextremistischer Orientie rungen und den geschlechtsspezifischen Ausprägungen genauer nachzu gehen. So wurde 1990 ein gemeinsames Projekt konzipiert, das rechtsex tremistische Orientierungen und Lebenslagen bei weiblichen und männli chen Jugendlichen sowie ihr Verhältnis zu den Gewerkschaften in einer Befragung untersuchen sollte. Das Ziel der Studie ist, gewerkschaftliche 4 Vgl. MEYER, B., 1991, S. 602 Wld MÖLLER, K., 1991, S. 28. S Vgl. hierzu stellvertretend ROlli, D., 1989, S. 11f.; HOFMANN-GÖTIlG, J., 1989, S. 28ff. 6 Genaue Zahlen über den Frauenanteil in rechtsextremistischen Gruppierungen und bei rechtsextremistisch motivierten Gewaluaten liegen allerdings nicht vor. Denn die Ver fassungsschutzämter differenzieren in ihren Berichten, den einzigen gesicherten Daten quellen, nicht nach GeschlechL Außerdem werden vor allem die "Bräute" in der Skin head-Szene nur als Freundinnen und eher "unpolitische" Mädchen begriffen, die aus der Szene ,.aussteigen" sobald die Freundschaft zu ihrem Skin-Panner beendet ist. 7 Vgl. hierzu die Ergebnisse von HEITMEYER, W., 1989 , S. 142ff. 8 Vgl. S MILUONEN DEUTSCHE: "WIR WOLLEN WIEDER EINEN FüHRER HA BEN_ ", 1981, S. 87 und ADORNO, Th. W. u.a., 1973, S. 86. Aktuelle Ergebnisse sind vorn Deutschen Jugendinstitut (DJI) Wld vom Institut fiIr Praxisorientierte Sozialfor schung (!POS) zu erwarten. 9 HOlZKAMP, C., ROMMELSPACHER, B., 1991, S. 35. 11

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