Educational Governance Band 21 Herausgegeben von H. Altrichter, Linz, Österreich Th. Brüsemeister, Gießen, Deutschland U. Clement, Kassel, Deutschland M. Heinrich, Hannover, Deutschland R. Langer, Linz, Österreich K. Maag Merki, Zürich, Schweiz M. Rürup, Wuppertal, Deutschland J. Wissinger, Gießen, Deutschland Herausgegeben von H. Altrichter R. Langer Johannes Kepler Universität Johannes Kepler Universität Linz, Österreich Linz, Österreich Th . Brüsemeister K. Maag Merki Justus-Liebig-Universität Universität Zürich Gießen, Deutschland Zürich, Schweiz U. Clement M. Rürup Universität Kassel Bergische Universität Wuppertal Kassel, Deutschland Wuppertal, Deutschland M. Heinrich J. Wissinger Leibniz Universität Justus-Liebig-Universität Hannover, Deutschland Gießen, Deutschland · Matthias Rürup Inka Bormann (Hrsg.) Innovationen im Bildungswesen Analytische Zugänge und empirische Befunde Herausgeber Matthias Rürup Inka Bormann Bergische Universität Wuppertal Philipps-Universität Marburg Wuppertal, Deutschland Marburg, Deutschland ISBN 978-3-531-19700-5 ISBN 978-3-531-19701-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-19701-2 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- n a lbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhalt I Einführung Innovation als Thema und Theoriebaustein der Educational Governance Forschung - Zur Einführung in den Herausgeberband ................ 11 Matthias Rürup/Inka Bormann 11 Bestandsaufnahmen zur Innovationsforschung Innovation in Schulen - Theorieansätze und Forschungsbefunde zur Schulentwicklung ........................................................................................ .45 Heinz Günter Holtappels Innovation als soziales Phänomen ...................................................................... 71 Rene John 111 Forschungsbeiträge zu Innovation als veränderter Inhalt Wissensbezogene Ionovationsanalyse - ein Beitrag zur Erweiterung von Forschungstraditionen ................................................................................. 89 Inka Barmann Der Einfluss dezentraler Entscheidungsebenen auf den schulischen Systemwandel in Schleswig-Holstein ........................................... 111 Jürgen Wieckmann 6 Inhalt IV Forschungsbeiträge zu Innovation als zielgerichteter Tätigkeit Steuerung durch Bildungsstaodards - Bildungsstaodards als Innovation zwischen Implementation und Rezeption ........................................................ 127 Sigrid Zeitler / Barbara Asbrand/Nina Heller Implementation von Schulinnovationen ........................................................... 149 Andrea Goldenbaum Die Abnehmerperspektive: Rückmeldeforschung im Kontext schulischer Evaluation mittels zentraler Lernstaodserhebungen ..................... 173 Tobias Diemer/Viola Hartung-Beck/Harm Kuper V Forschungsbeiträge zu Innovation als (emergenter) Wandel Dispositive des Schöpferischen: Genealogie und Analyse gesellschaftlicher Innovationsdiskurse und institutioneller Strategien der Genese des Neuen ..................................................................... 191 Susanne Maria Weber Schulinspektorinnen und Schulinspektoren zwischen Schulentwicklung und bildungspolitischer Innovation ................................................................. 223 Maike Lambrecht Traosformation der Schule - praxistheoretisch gesehen. Rekonstruktionen am Beispiel von Familiarisierungspraktiken ..................... 249 Till-Sebastian Idel/Kerstin Rabenstein/Sabine Reh VI Forschungsbeiträge zu Innovation als Eigenschaft (Innovativität) Graswurzelbewegungen der Innovation - Zur Innovativität von Schulen und Lehrkräften "At-the-Bottom" der Schullaodschaft ............. 269 Matthias Rürup Inhalt 7 Innovationskompetenz als Element der Lehrerausbildung - Befunde und Perspektiven ................................................................................ 303 Alexander Gröschner Der Einfluss der Motivation von Lehrpersonen auf den Transfer von Innovationen .............................................................................................. 329 Kati Trempler / Judith Schellenbach-ZelllC ornelia Gräsel Autorinnen und Autoren .................................................................................. 349 I Einführung Innovation als Thema und Theoriebaustein der Educational Governance Forschung - Zur Einführung in den Herausgeberband Matthias Rürup/lnka Bormann 1. Educational Governance und Innovationsforschung Mit dem Ansatz der Educational Governance, wie er gegenwärtig v. a. von Kus sau und Brüsemeister (2007, s. a. Altrichter und Heinrich 2007, Altrichter 2009, Altrichter und Maag Merki 201Ob) entfaltet wird, stehen der Untersuchung von Entwicklungen in Bildungssystemen vor allem aus den sozialwissenschaftlichen Nachbardisziplinen entlehnte Begriffiichkeiten zur Verfügung: Begriffe wie Ak teur, Akteurkonstellation, Mehrebenensystem, Interdependenz, Verfügungsrech te, Handlungskoordination, Mechanismen und Regime. Die Grundannahme des Educational Governance-Ansatzes ist v. a. dadurch gekennzeichnet, dass die Ge staltung von Veränderungen im Bildungswesen nicht angemessen als zielgerich tete Umsetzung von Intentionen einzelner, besonders machtvoller und sichtba rer Akteure wie z. B. Kultusministerien, Aufsichtsbehörden, Schulleitungen etc. verstanden werden kann. Durch die analytische Perspektive des Ansatzes wird stattdessen die gegenseitige Verflechtung und Abhängigkeit von verschiedenen Akteuren und Ebenen im Bildungssystem betont. Diese Verflechtung schränkt Einflussmöglichkeiten aber nicht nur ein. Ihre Beschreibung erlaubt es vielmehr auch, Intentionen und Systemverständnisse als Ergebnisse von Interaktionen - statt als singuläre Erfindungen oder Konstruktionen Einzelner - zu erkennen. Die Educational Governance-Perspektive bestimmt sich so vor allem in Ab grenzung zu konkurrierenden Analyseperspektiven wie etwa der Steuerungsthe orie. Während sie dieser in Bezug auf die Begriffssystematik Unterkomplexität attestiert, intendiert sie selbst, deren analytische Perspektive aufzugreifen, in das eigene Konzept zu integrieren und produktiv weiterzuführen (vgl. Schimauk 2009, ,Ur s. a. das Thema der Schultheorie und Schulentwicklungsforschung: Tillmann 2011). Entsprechend hat der Steuerungsbegriff im Modell der Educational Gover nance seinen Platz (vgl. Altrichter 2009). Er findet sich als fokussierte Betrach tung eines einzelnen Akteurs, seiner Intentionen und seiner (begrenzten) Möglich- M. Rürup, I. Bormann (Hrsg.), Innovationen im Bildungswesen, Educational Governance, DOI 10.1007/978-3-531-19701-2_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 12 Matthias RÜTUp/Inka Barmann keiten ihrer Verwirklichung wieder. Neue Steuerungsmodelle im Bildungswesen werden somit als furtentwickelte Strategien der Systembeeinflussung beschreib und analysierbar, die die begrenzten Regulierungsmöglichkeiten einzelner Ak teure in interdependenten Akteurkonstellationen selbst berücksichtigen (vgl. Alt richter und Maag Merki 201Ob, Wacker et al. 2012). Für die wissenschaftliche Praxis eröffnet der Ansatz der Educational Gover nance als neue Beschreibungs-und Analyseperspektive von Bildungsinstitutio nen und -prozessen vor allem zwei Arbeitsfelder: Einerseits eines der empirischen Forschung und analytischen Begleitung konkreter Entwicklungen wie z. B. der politisch legitimierten Einführung neuer Steuerungsinstrumente (Zentralabitur, Schulinspektion, Schulprogramme), der Schulentwicklung in bewusst gestalte ten Akteurkonstellationen (Netzwerke, regionale Bildungslandschaften) oder auch der stärker theoriegeieiteten Erschließung langfristiger Entwicklungsdynamiken (vgl. Altrichter und Maag Merki 201Oa; Berkemeyer et al. 2010, 2011; Wacker et al. 2012). Auch eine z. B. historisch orientierte Wieder-In-Blicknahrne vorhande ner Forschungsbefunde und Deutungsmuster zu Verhältnissen und Entwicklun gen im Bildungssystem, inwieweit sie in der Perspektive der Educational Gover ance produktiv integrierbar oder auch reformulierbar wären, ist nahegelegt (vgl. De Vincenti und Geiss i. E.). Andererseits fordert der Ansatz der Educational Governance zu einer systematischen Theorie- und Begriffsarbeit auf, weil sich mit der interdisziplinären, sozialwissenschaftlichenen Öffnung, die das Analy seangebot der Educational Govemance-Perspektive darstellt, die Frage nach der Anschlussfähigkeit an traditionelle pädagogische bzw. erziehungswissenschaftli ehe Begriffe und Fragestellungen aufdrängt. Die entsprechende Diskussion wird aktuell iusbesondere über das Thema des methodischen Repertoires der Educatio nal Governance-Forschung geführt (vgl. Maag Merki et al. i. V.). Letztlich geht es darum, wo und wie sich die Forschungsperspektive der Educational Governance zwischen aktuell konkurrierenden erziehungswissenschaftlichen Paradigmen einer pädagogischen, qualitativen bzw. hermeneutischen Einzelfallperspektive und Prozessevaluation (vgl. Heinrich 2009), diskurstheoretisch oder institutio nalistisch geprägten Strukturanalysen (Bormann 2011, Niedlich und Brüsemeis ter 2011) oder quantitativ standardisierten Methodiken der Ergebnisevaluation und "Bildungsforschung" verorten möchte (vgl. Kühn 2010, Maag Merki 2012) - mit der Tendenz, diese Pluralität der Methodiken ebenso zu akzeptieren wie die heuristisch begründete Begriffs- und Konzeptvielfalt der Governance-For schung (vgl. Benz 2004). Bisher noch eher umgangen wird die Frage der Anschlussfähigkeit der Edu cational Governance-Perspektive an traditionelle pädagogische oder erziehungs-
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