Heimlich, Ulrich [Hrsg.]; Kahlert, Joachim [Hrsg.]; Lelgemann, Reinhard [Hrsg.]; Fischer, Erhard [Hrsg.] Inklusives Schulsystem. Analysen, Befunde, Empfehlungen zum bayerischen Weg Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2016, 159 S. - (Klinkhardt forschung) Quellenangabe/ Reference: Heimlich, Ulrich [Hrsg.]; Kahlert, Joachim [Hrsg.]; Lelgemann, Reinhard [Hrsg.]; Fischer, Erhard [Hrsg.]: Inklusives Schulsystem. Analysen, Befunde, Empfehlungen zum bayerischen Weg. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2016, 159 S. - (Klinkhardt forschung) - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-118053 - DOI: 10.25656/01:11805 https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-118053 https://doi.org/10.25656/01:11805 in Kooperation mit / in cooperation with: http://www.klinkhardt.de Nutzungsbedingungen Terms of use Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und We grant a non-exclusive, non-transferable, individual and limited right to beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist using this document. ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch This document is solely intended for your personal, non-commercial use. Use bestimmt. Die Nutzung stellt keine Übertragung des Eigentumsrechts an of this document does not include any transfer of property rights and it is diesem Dokument dar und gilt vorbehaltlich der folgenden Einschränkungen: conditional to the following limitations: All of the copies of this documents must Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle retain all copyright information and other information regarding legal Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for beibehalten werden. 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Inklusives Schulsystem Analysen, Befunde, Empfehlungen zum bayerischen Weg Verlag Julius Klinkhardt (cid:34)(cid:65)(cid:68) (cid:40)(cid:69)(cid:73)(cid:76)(cid:66)(cid:82)(cid:85)(cid:78)(cid:78) (cid:115) (cid:18)(cid:16)(cid:17)(cid:22) Das „Begleitforschungsprojekt inklusive Schulentwicklung (B!S)“ ist für die Zeit vom 1.2.2013 bis zum 31.1.2016 vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gefördert worden. Dieser Titel wurde in das Programm des Verlages mittels eines Peer-Review-Verfahrens aufgenommen. Für weitere Informationen siehe www.klinkhardt.de. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalb ibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de. (cid:18)(cid:16)(cid:17)(cid:22)(cid:14)(cid:43)(cid:76)(cid:218)(cid:66)(cid:89)(cid:42)(cid:85)(cid:76)(cid:73)(cid:85)(cid:83)(cid:43)(cid:76)(cid:73)(cid:78)(cid:75)(cid:72)(cid:65)(cid:82)(cid:68)(cid:84)(cid:14) Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. (cid:53)(cid:77)(cid:83)(cid:67)(cid:72)(cid:76)(cid:65)(cid:71)(cid:73)(cid:76)(cid:76)(cid:85)(cid:83)(cid:84)(cid:82)(cid:65)(cid:84)(cid:73)(cid:79)(cid:78)(cid:26)(cid:218)(cid:35)(cid:72)(cid:82)(cid:73)(cid:83)(cid:84)(cid:73)(cid:78)(cid:69)(cid:45)(cid:69)(cid:89)(cid:69)(cid:82)(cid:12)(cid:45)(cid:211)(cid:78)(cid:67)(cid:72)(cid:69)(cid:78)(cid:14) Satz: Kay Fretwurst, Spreeau. Druck und Bindung: AZ Druck und Datentechnik, Kempten. (cid:48)(cid:82)(cid:73)(cid:78)(cid:84)(cid:69)(cid:68)(cid:73)(cid:78)(cid:39)(cid:69)(cid:82)(cid:77)(cid:65)(cid:78)(cid:89)(cid:18)(cid:16)(cid:17)(cid:22)(cid:14) Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem alterungsbeständigem Papier. (cid:41)(cid:51)(cid:34)(cid:46)(cid:25)(cid:23)(cid:24)(cid:13)(cid:19)(cid:13)(cid:23)(cid:24)(cid:17)(cid:21)(cid:13)(cid:18)(cid:16)(cid:23)(cid:23)(cid:13)(cid:22) Inhalt 1 Begleitforschungsprojekt inklusive Schulentwicklung (B!S) – Ausgangslage und theoretischer Bezugsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.1 Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.2 Th eoretischer Bezugsrahmen und Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.3 Gesamtkonstruktion des Projektes B!S . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.4 Aufbau des Forschungsberichtes und Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2 Entwicklungsstand und Perspektiven inklusiver Schulentwicklung in Bayern – Darstellung der fünf Einzelstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Philipp Singer/Christian Walter-Klose/Reinhard Lelgemann 2.1 Befragung zur Umsetzung der schulischen Inklusion in Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.1.1 Anlass und Aufbau der Teilstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.1.2 Untersuchungsdesign der Teilstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.1.3 Aktueller Stand der schulischen Inklusion in Bayern (2013/2014) . . . . . . . . 15 2.1.4 Spezifi sche Th emen im Fokus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.1.5 Inklusive Schulentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.1.6 Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Joachim Kahlert/Eveline Kazianka-Schübel 2.2 Inklusionsorientierter Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.2.1 Begründungszusammenhang und Anlage der Teilstudie „Inklusionsorientierter Unterricht“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.2.2 Befunde und Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 2.2.3 Gelingensbedingungen für Inklusion in Bezug auf Unterricht . . . . . . . . . . . . 55 Holger Preiß/ Juliane Quandt/Erhard Fischer 2.3 Kooperation zwischen Lehrkräft en allgemeiner Schulen und Lehrkräft en für Sonderpädagogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 2.3.1 Kooperation als Herausforderung auf verschiedenen Strukturebenen . . . . . . 61 2.3.2 Ziele und Aufbau der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 2.3.3 Ergebnisse zum Stand der Kooperation im Kontext von Inklusion in Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 2.3.4 Positive Entwicklungen und bestehende Hemmnisse in der Kooperation von LfS und LaS im Rahmen der Inklusion in Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Ulrich Heimlich/Christina Ostertag/Kathrin Wilfert de Icaza 2.4 Qualität inklusiver Schulentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 2.4.1 Qualität inklusiver Schulen (Problemstellung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 2.4.2 Qualitätsskala inklusive Schulentwicklung (QU!S) (Methoden) . . . . . . . . . . 89 2.4.3 Qualität der Schulen mit dem Profi l Inklusion in Bayern (Ergebnisse) . . . . . 97 2.4.4 Entwicklungsstand der inklusiven Schulentwicklung in Bayern (Diskussion) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 2.4.5 Off ene Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 2.4.6 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 | 6 Inhalt Christian Walter-Klose/Philipp Singer/Reinhard Lelgemann 2.5 Schulische und außerschulische Unterstützungssysteme und ihre Bedeutung für die schulische Inklusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 2.5.1 Stand der Kooperation und Unterstützung in Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 2.5.2 Bedeutung von schulischen und außerschulischen Unterstützungs- systemen für inklusionsorientierten Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 2.5.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 3 Ebenen inklusiver Schulentwicklung – Ergebnisse einer qualitativen Mehrebenenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 3.1 Inklusive Schulentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 3.2 Mehrebenenmodell inklusiver Schulentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 3.2.1 Kinder und Jugendliche mit individuellen Bedürfnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 3.2.2 Inklusionsorientierter Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 3.2.3 Multiprofessionelles Team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 3.2.4 Inklusives Schulkonzept und Schulleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 3.2.5 Schulische und außerschulische Unterstützungssysteme/Vernetzung . . . . . . 140 3.3 Prozesse inklusiver Schulentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 4 Empfehlungen zur inklusiven Schulentwicklung in Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 4.1 Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 4.2 Ministerium und Bildungsadministration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 4.3 Schulleitung und Schulaufsicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 4.4 Lehrkräft e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 4.5 Schüler und Erziehungsberechtigte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 4.6 Akteure außerhalb des Schulsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 4.7 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Verzeichnis der Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Verzeichnis der Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 1 Begleitforschungsprojekt inklusive Schulentwicklung (B!S) – Ausgangslage und theoretischer Bezugsrahmen 1.1 Ausgangslage Im Herbst 2010 wurde vom Bayerischen Landtag der Wissenschaft liche Beirat Inklusion einbe- rufen, der den Entwicklungsprozess hin zum inklusionsorientierten Unterricht und zur inklu- siven Schule in Bayern begleitet und berät. Der Wissenschaft liche Beirat Inklusion entwickelte u.a. einen Leitfaden „Profi lbildung inklusive Schule“, der im Schuljahr 2012/2013 vom Bayeri- schen Staatsministerium für Unterricht und Kultus an alle Schulen verteilt wurde (vgl. Fischer/ Heimlich/Kahlert/Lelgemann 2013). Um den nach der Novellierung des Bayerischen Geset- zes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) einsetzenden Entwicklungsprozess diff erenzierter zu beschreiben, die Erfahrungen und Interessen aller Beteiligten zu dokumen- tieren und nicht zuletzt den deutlich werdenden Bedarf vieler Schulen an wissenschaft licher Begleitung abzusichern, wurde im Herbst 2012 das „Begleitforschungsprojekt inklusive Schul- entwicklung (B!S)“ konzipiert. Aufgabe des Projektes B!S sollte es zudem sein, gleichermaßen kritische Aspekte wie auch positive Erfahrungen innerhalb der inklusiven Schulentwicklung in möglichst vielen Bereichen zu analysieren und zu dokumentieren, um daraus Empfehlungen für eine Ausweitung und Verbesserung der inklusiven Praxis zu entwickeln. Das Forschungsprojekt B!S wurde mit Schreiben vom 31.01.2013 für eine Laufzeit von 3 Jahren (01.02.2013 bis 31.01.2016) genehmigt. Die Professoren Ulrich Heimlich und Joa- chim Kahlert (Ludwig-Maximilians-Universität München) sowie Erhard Fischer und Rein- hard Lelgemann (Julius-Maximilians-Universität Würzburg) übernahmen die Leitung des Projektes. Im Forschungsprojekt arbeiteten mit: Eveline Kazianka-Schübel M.A., Dr. Christina Ostertag, Dr. Holger Preiß, Juliane Quandt, Dipl.-Päd. Philipp Singer, Dr. Christian Walter-Klose, Dr. Kathrin Wilfert de Icaza. 1.2 Th eoretischer Bezugsrahmen und Ziele Veränderungen der Entwicklungen des Profi ls von inklusiven Schulen bzw. inklusiv ausgerich- teten Settings (lt. Gesetz über das Bayerische Erziehungs- und Unterrichtswesen, BayEUG: Ko- operations- und Partnerklassen, Einzelinklusion, off ene Klassen sowie Schulen mit dem Profi l Inklusion mit und ohne Tandemklassen) beinhalten in der Regel unterschiedliche Herausfor- derungen und bewegen sich immer auf mehreren Ebenen. Insofern erscheint es erforderlich, die wissenschaft liche Erhebung mehrdimensional zu gestalten. Als theoretische Grundlegung wird eine ökosystemische Perspektive eingenommen, bezugneh- mend auf das Modell von Urie Bronfenbrenner (1981). Darin wird zum Ausdruck gebracht, dass Individuen, hier Kinder und Jugendliche in der Schule, in ihrer Entwicklung und im Ler- nen, nicht isoliert gesehen werden dürfen, sondern stets im Verhältnis zu bzw. in Interaktion mit der sie umgebenden Umwelt. Bronfenbrenner versteht dies als „…als dauerhaft e Veränderung der Art und Weise, wie die Per- son die Umwelt wahrnimmt und sich mit ihr auseinandersetzt“ (1981, S. 19, Hervorhebung im Original), wobei nicht nur die verschiedenen Lebensbereiche einer Person, sondern auch die | 8 Begleitforschungsprojekt inklusive Schulentwicklung Beziehungen zwischen ihnen zu erfassen sind. Das Individuum entwickelt sich in aktiver Aus- einandersetzung mit dieser Umwelt, wird jedoch nicht unmittelbar von den Umweltbedingun- gen beeinfl usst, vielmehr hängt die Bedeutung der Umwelteinfl üsse auch von der subjektiven Wahrnehmung des Einzelnen ab. Mit seinem ökologischen Ansatz vertritt Bronfenbrenner die Th ese, „… dass die Umwelt für Verhalten und Entwicklung bedeutsam ist, wie sie wahrgenom- men wird, und nicht, wie sie in der „objektiven“ Realität sein könnte.“ (ebd., S. 20, Hervorhe- bung im Original). Bronfenbrenner entwickelt ein topologisches Modell der Umwelt als ineinander geschachtelte Struktur und unterscheidet dabei vier zentrale Bereiche sowie Arten von Wechselbeziehungen: In einem ersten Bereich, dem Mikrosystem, ist das Individuum im Austausch mit seiner Umge- bung selbst aktiv, z.B. in der Familie, im Kindergarten oder in der Schule. Im Mesosystem geht es um Beziehungen zwischen den Lebensbereichen, wie Arbeit und Wohnen. Beim Exo- und Makrosystem handelt es sich um Systeme, an denen das Individuum nicht selbst beteiligt ist, die aber dennoch mittelbare Wirkungen ausüben können (vgl. ebd., S. 23f.). Ein solches Mehrebenenmodell hat sich auch in der Schulbegleitforschung durchgesetzt. So legt Helmut Fend in seiner Bilanz der Schulforschung ebenfalls die Unterscheidung mehrerer Ebe- nen zur Bestimmung von Qualitätskriterien guter Schulen zugrunde. Er unterscheidet zwischen dem Schulsystem insgesamt, der Schulebene, der Klassenebene und der Personebene (vgl. Fend 1998, S. 201). Helmut Reiser (1986) hatte für die Integrationsentwicklung eine Mehrebenen- perspektive entwickelt. Ein ökosystemisches Konzept der integrativen Schulentwicklung fi ndet sich ebenfalls bei Alfred Sander (1999). In einem historischen Rückblick über 30 Jahre Integrationsentwicklung in Deutschland ist das Mehrebenenmodell der Integrations- bzw. Inklusionsentwicklung bei Ulrich Heimlich (2003) grundgelegt und für die Schulbegleitforschung in integrativen bzw. inklusiven Schulen aufbe- reitet worden (vgl. Heimlich/Jacobs 2001). Dieses „Mehrebenenmodell“ wurde von Heimlich (2013) ebenfalls als Bezugsrahmen zur Analyse inklusiver Praktiken im Bereich der vorschu- lischen Bildung herangezogen. Auch der Leitfaden „Profi lbildung inklusive Schule“ des Wis- senschaft lichen Beirats Inklusion (vgl. Fischer/Heimlich/Kahlert/Lelgemann 2013) legt dieses Modell zugrunde. Im Zentrum stehen die Kinder und Jugendlichen mit ihren spezifi schen Ausgangslagen, Kom- petenzen wie auch Beeinträchtigungen und die Frage, welcher besondere Bildungs- und Erzie- hungsbedarf sich daraus ergibt. Unmittelbar in Zusammenhang damit stehen der gemeinsame bzw. inklusionsorientierte Un- terricht und dessen Qualität sowie die Fragen, welche didaktischen und methodischen Erfor- dernisse wie und in welchem Ausmaß beachtet werden (müssen). Dazu gehört u.a. das Problem, wie Diff erenzierungen und Individualisierungen gelingen können, so dass über eine Vielfalt an Angeboten und Lernwegen allen Schülerinnen und Schülern ein Zugang zur jeweiligen Th ema- tik eröff net werden kann und wie diese erfolgreich lernen können. Diese komplexen Aufgaben sind nicht von einzelnen Lehrkräft en allein zu bewältigen, sondern es bedarf einer engen Zusammenarbeit aller Fachkräft e sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Ausbildungen und Professionen (z.B. Lehrkräft e an allgemeinen Schulen, sonderpädagogische Lehrkräft e, sozialpädagogische, therapeutische und pfl egerische Fachkräft e). Dabei kann es zu vielfältigen Belastungen und Konfl ikten kommen, die bekannt sein und beschrieben werden müssen. Darüber hinaus gilt es, die Rahmen- und Ausgangsbe-
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