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Hand und Arm: Ihre Erkrankungen und deren Behandlung PDF

279 Pages·1949·13.418 MB·German
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Hand und Arm ihre Erkrankungen und deren Behandlung Ein Lehrbuch von Prof. Dr. med. Georg Hohmann Direktor der Orthopadischen Universitatspoliklinik nnd Orthopiidischen Klinik Miinchen Mit 199 Ahhildnngen Munchen Ve rlag von J. F. Bergmann 1949 Aile Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in Iremde Sprachen, vorbehalten Copyright 1949 by J. F. Bergmann in Mii.nchen Softl:over reprint oft he hardcover lst edition 1949 ISBN-13: 978-3-8070-0224-8 e-ISBN-13: 978-3-642-96023-9 001: 10.1007/978-3-642-96023-9 Dem Andenken von Hans Vircho,v gewidmet, dem ich vieles fiir "Full und Bein" und "Hand und Arm" verdanke. Vorwort. Wenn auf "FuB und Bein", das 1924 zum ersten Male erschien und jetzt in 4. Auflage vorliegt, nun "Hand und Arm" folgt, so kann dies gewiB besagen, daB der Orthopade nicht nur FuBarzt ist, wie ein Teil yom Publikum anzunehmen scheint, sondern daB die Gesamtbetrachtung des menschlichen Haltungs. und Bewegungsapparates sein Feld ist. Und so habe ich in den Jahrzehnten meiner Arbeit viele Krankheitszustande und Leistungfstorungen an Hand und Arm gesehen und behandelt, so daB ich die Ergebnisse meiner praktischen Arbeit mitteilen mochte. GERHARD HAUPTMANN beginnt eine Rede iiber "Die denkende Hand" mit den Worten: "Der Gedanke des Fortschritts ist yom menschlichen FuB abo geleitet, der Gedanke des Handelns von der menschlichen Hand." Darin spricht sich die Bedeutung der Funktion aus. Wer in diesem Buche aber etwas iiber Handlesekunst zu finden hofft, wird enttauscht sein, da diese in den Bereich der Spekulation oder Phantasie zu reihenden Bestrebungen von mir mangels eigener Kenntnisse nicht beriihrt werden. DaB die Hand als solche als Ausdrucksorgan der menschlichen Gesamt· personlichkeit hier und da gestreift wird, bitte ich zu verzeihen. Wer GOETHE8 oder LUTHERS Hande in Gipsabgiissen betrachtet hat, ist von diesem Anblick ergriffen. CARL GERHARDT, der beriihmte Kliniker, hat eine sehr lesenswerte, in seinem pragnanten StiI geschriebene kleine ~chrift d£.r "Hand des Kranken" gewidmet, in der er aus seiner reichen Erfahrung die vielfii.ltigsten Krankheiten mit aus der Hand liest, wenn man diesen Ausdruck im Hinblick auf die Schar latane der Handle"ekunst brauchen soIl. Bescheiden sagt er: "Diese stumme Sprache der Hand sagt dem Arzte, der sie versteht und betrachtet, Vieles, was teils Fragen erspart, teils zu Fragen in bestimmten Richtungen veranlaBt und berechtigt." Uns interessiert hier Form una Funktion der Hand und des mit ihr verbundenen Armes mit ihren krankhaften Storungen und Veranderungen nnd die orthopadische Behandlung derselben. Ich beabsichtige nicht, die traumatischen Frakturen und Luxationen an Hand und Arm an sich hier ausfiihrlich zu besprechen, sondern verweise auf die Lehrbiicher iiber Frakturen, insbesondere BOHLERS Knochenbruchbehandlung. Aber ich muB hier, wo es sich um die Funktionsstorungen dieses Gebietes handelt, die oft typischen uRd zahlreichen Folgen mangelhaft geheilter Verletzungen der Knochen und Gelenke fiir die Funktion abhandeln. Ebenso kann ich da, wo es sich um Sto· rungen und Erkrankungen des Nervensystems handelt, nicht eine eingehende Darlegung der Lehre der Nervenkrankheiten geben, sondern nur in groBen Ziigen das Krankheitsbild umschreiben, desto mehr aber will ich die dadurch hervorg€rufenen Bewegungsstorungen nach Entstehung, Velhiitung und Behand lung erortern. Auch die angeborenen Fehlbildungen kann ich nur in "Obersicht geben nnd nur da ausfiihrlicher werden, wo therapeutische Gesichtspunkte, die orthopadischer Natur sind, in Frage kommen. 1m iibrigen muB ich auch da auf die betreffenden Fachbiicher verweisen. Die mechanischen Fragenkomplexe wie Schienen, Stiitzapparate, kiinstliche Glieder sind ebenfalls in den Fach biichern zu studieren. Nur gelegentlich sollen diese Fragen beriihrt werden. Dem Verlage J. F. Bergmann bin ich zu besonderem Dank fur aIle Miihe und Sorgfalt bei der Herstellung de3 Buche3 verpflichtet. Munchen, Mai 1948. G. HOHMANN. Inhaltsverzeichnis. Selte Vorwort ••.......••••....•..............• V 1. Bau und Funktion der Hand und des Armes . 1 a) Die Form der' Hand. " . 1 b) Das Skelet • . . . . 3 c) Die Binder. . . . . 5 d) Die Muskeln .... 7 e) Die Funktion . • . . 14 2. UntersuchungRmethoden. .. . . . . 21 3. Der Wert der Hand. . . . • . . . . 23 4. Grundsii.tzlicht>S ftir Incisionen an Hand und Fingem 24 5. Die Lihmungen an Hand und Arm . . 25 a) Die DeltamuskelJAhmung . . . . . . . 25 b) Lihmung des M. serratus anterior. . . 30 c) Lihmung des M. trapezius . . . . . . 33 d) Lihmung des M. biceps und brachialis. 35 e) Lihmung des M. triceps . . . . . • . 36 f) Uhmung alIer Ellenbogenmuskeln ... 36 g) RadialislAhmung ••..••..... 37 h) Medianus- und Ulnarislihmung •........... 41 i) Wiec,lerherstepung der Oppositionsfibigkeit des Daumens 45 k) Lihmung alIer Handgelenksmuskeln ...•...... 49 6. Die spastischen Lihmungen. • • . . . . . . . . . . . . 50 7. Die Geburts- oder Entbindungsiahmung ........ . 56 a) Die DUCHBNNB-E1msche Lihmung (obere PlexuslAhmung) . 57 b) Die KL11MPKBsche Lihmung (untere Plexus!AhmuIIg) ... 61 c) Die totale oder komplette Armlihmung . 61 d) Die spinale ArmlAhmung ....... . 62 8. Angeborene Muskeldefekte. . ..... . 63 9. Die Luxation in den Schliisselbeingelenken . 65 a) Luxation des Acromioclaviculargelenks •.. 65 b) Die stemalen Luxationen des Schliisselbeins . . . . . . . . . . 66 c) Die habituelle symmetrische Luxation des Stemoclaviculargelenks 67 d) Die angeborene Dysplasie der Schliisselbeine. . : . . . . . . . 67 10. Die habituelle Schulterluxation •.....•........ 68 11. Willktirliche Schulterverrenkungen und "schnappende Schulter" 73 12. Die angeborene Schulterluxation. . • . . . . 74 13. Der angeborene Hochstand des Schulterblattes 76 14. Der erworbene Hochstand des Schulterblattes 80 US. Das schmerzhafte Schulterblattkrachim ... 80 16. Die Schultergelenksankylose. • . . . . . . 84 17. Humerus varus •• . . • • . . . . . • . 85 18. Arthritis und Arthrosis an Arm und Hand. 86 a) Die polyarthritischen Erkrankungen ... 86 b) Die deformierte Hand des Arthritikers. • 87 c) Arthrosis deformans • • • • • • • • • • 91 19. Die Periarthritis humeroscapularis (Dupuy) 96 20. Tuberkul(jse Gelenkentziindung an Hand und Arm 103 a) Das Schultergelenk ......• '. 103 b) Das Ellenbogengelenk . . . . . . 104 c) Das Handgelenk. • . . . . . . . 104 d) Die Finger • . . . . . . . . . . 104 21. Die SUDBcKSChe sog. Knochenatrophie 105 22. Brachialgie ........... . 109 Inbalt&verzeichnis. VII Selte 23. Akzessorische Knochenelemente und Varietaten III a) Os acromiale • • • . • . . . . • 111 b) Patella cubiti • . . • • . . . . • III c) Akzessorische Handwurzelknochen • 112 d) Persistierende Epiphysen. • • . . 114 24. Abrisse des M. biceps brachii • • • . 114 25. Abrill der Sehne des M. supraspinatus 117 26. Tricepsrill • . • . . • • • • • • • . 117 27. Myositis ossificans circumscripta. . . 117 !8. Kontrakturen und Ankylosen des Ellenbogengelenks • 120 a) Die Ellenbogenkontrakturen •.••••••. 120 b) Die Ankylosen des Ellenbogengelenks • . . • . 121 29. Die angeborenen Ankylosen und Synostosen . • . 123 a) Die angeborene Ankylose des Ellenbogengelenks 123 b) Die radio·ulnare Synostose • . • • • . . . • • 123 c) Angeborene Synostosen von Handwurzelknochen 125 d) Synostosen der Fingergelenke .•.•.•.•. 126 30. Die traumatische Luxation des Radiuskopfchens 127 31. Die angeborene Luxation des Radiuskopfchens . 128 32. Die habituelle Ellenbogenluxation • • . . • . . 133 33. Osteochondritis dissecans (KoNIG) • . . • . . . 137 34. Osteochondritis deformans juvenilis am Arm und Hand 140 35. Epicondylitis humeri • • . . • . • . . 141 36. Bursitis olecrani und Olecranonsporn. . 144 37. Bursitis bicipito-radialis. . . • . . . . 145 38. Supinationsbehinderung des Vorderarmes 146 39. Cubitus valgus und varus ...•..• 147 40. Die VOLKMANNsche ischamische Muskelkontraktur • 148 41. Sehnenscheidenentziindungen. • . . . . • • . . 153 a) Tendovaginitis bzw. Paratenonitis crepitans . 153 b) Polyt endovaginitis . • . . . . . • . . . . . . . . . . . . . 155 c) Die sepzifischen Entziindungen der Sehnen und Sehnenscheiden 155 42. Tendoyaginitis stenosans (DE QUERVAIN) ..•.... 157 43. Der schnellende Finger • . . . . . . . . . . • . . . 159 44. Die Daumenbeugekontraktur der Kinder (Pollux rigidus) • 160 Andere Sehnenscheidenstenosen an der Hand . • 161 45. Panaritium und Handphlegmone. . . . • . . . • . . 163 46. Die MADELUNGsche Deformitat des Handgelenks 163 47. Traumatische Epiphysenstorungen am unteren Radiusende 169 48. Die federnde Elle oder Subluxation im distalen Radio-Ulnargelenk 172 49. Die Platthand oder die Subluxation des I. Carpo-Metacarpalgelenks ISO {iO. GefaBstorungen an Arm und Hand ..... . 186 a) Akroparasthesie •...••.......• 186 b) RAYNAUDSche Krankheit. • . . • . . . . . 186 c) Dyspraxia arteriosclerotica 'und angiospastica • 187 d) Der PuIs an der Hand. • . • • • . • • . . . 187 e) VenOse Durchblutungsstorungen an den Armen. 188 I. Thrombosen • • • • • . . . . . . . . • . 188 2. Phlebarteriektasie • . • • . . . . . . . 188 51. Die DUl'UYTRENSche Palmarfascienkontraktur • 188 52. Das traumatische Odem des Handriickens. 194 53. Glomustumoren an den Fingern • • . • • 200 54. Die Fingernagel : • • . • • . . . . • . 202 55. Sehnenverletzungen •••..•.•.. .204 56. Der StrecksehnenabriB am Fingerendglied .207 57. Spontanrill der langen Daumenstrecksehne .208 58. Eine seltene Verletzung der Streckaponeurose des Fingers .209 59. Ganglien. . . • • • . '. • • . • . . . . • • • • • • • .209 VIII Inha.ltsvel'7.Ail'.hniA. Selte 60. Die Pseudarthrose des Os naviculare der Hand. 212 61. Die Lunatumnekrose . . . . . . . . • . . . 214 62. Symmetrische Malacie der Handwurzelknochen . 216 63. 1!'ingerkontrakturen . . . . . . . . • . . . . . 216 64. Kontrakturen nach Hand- und Fingerverletzungen 222 a) Ankylosen von Fingergelenken 222 b) Neurolyse am Handgelenk . . 222 c) Narben an der Fingerbeere .. 223 65. Distorsion der Fingergelenke. . . 223 66. Die angehorene Ulnarahduktion der Finger (WindmiihlenfliigeHinger) 224 67. Die Klumphand .................. . 226 a) Angeborene Klumphandbildung info]ge Knochenaplasie 226 b) Angehorene Klumphandbilaung ohne Knochenaplasie . 232 c) Die erworbene Klumphand 233 68. Fehlbildungen des Daumens . 234 a) Dl'r dreigliedrige Daumen .. . 234 b) Pollux valgus et varus = schiefer Daumen 237 c) Wackeldaumen . . . . . . . . . 237 69. Der Daumen und spin Ersatz .... 238 70. Syndaktylie, Polydaktylie, Spalthand. 241 71. Arachnodaktylie ....... . 245 72. Multiple EnchOlidrome der Finger 246 73. Berufs- und Arbeitsschaden 249 Schrifttum . . 252 Sachverzeichnis . . . . . . . 272 1. Bau und Funktion der Hand und des Armes. a) Die Form der Hand. "Die Entwicklung unsres Ganges zum aufrechten Gang", sagt FENZ mit Recht, "war die Voraussetzung zum Gebrauch der Hand, dem vollendetsten Werkzeug, das ,vir kennen." In noch hoherelll Grade als der FuB ist die menschliche Hand eine der Kunst formen der Natur. Wir empfinden dies, wenn wir eine schongebildete mensch liehe Hand sehen, aber auch wenn wir vor einem etwa nach H. VIRCHOW "in Form" Abb. 1. Skelet von Unterarm lind Hand yon H. YIRCHOW in Form zlIsammengesetzt. zusammengesetzten Skelet von Hand und Arm betrachtend stehen, dann be. kommen wir vor dem reich und fein gegliederten Bau des Geriistes dieses Organs nicht nur eme Ahnung von dem Wesen und Sinn des Werkzeugs selbst, sondern auch von seiner Schonheit (Abb. 1). Ein unheimliches Leben spricht aus diesen natiirlich zusammengefiigten Knochen, die nicht starr und tot wirken, sondern sehr bewegt. Diese Eindriicke unserer Sinne sind bedingt durch die reiche Glie. derung des Skelets. Wahrend der FuB in seiner vermutlichen Entwicklung aus einem Greifwerkzeug zu einem Stand. und Lauforgan eine geschlossenere und gefestigte Form erhalten hat, ist die Form der Hand aufgeloster, welcher Ein. druck vor allem durch die langeren Finger und die Abspreizung des Daumen. strahls erweckt wird, wahrend die Ze~en kiirzer sind und die starke groBe Zehe samt ihrem MittelfuBstrahl fest an den FuB angelegt und in ihn hineinbezogen ist. Der allseitig bewegliche Daumen ist ein wesentliches Charakteristikum der menschlichen Hand, sowohl auBerlich als vor aHem funktioneH, worauf noch oft eingegangen werden muB. Wenn man die Skelete von FuB und Hand vergleicht, falIt der gedrungene Bau des Fersen. und Sprungbeins auf, denen an der Hand. wurzel kein ahnliches Gebilde gegeniibersteht. Der funktionelle Zweck der Stiitzung des Korpers auf den FuB erklart dies. Wie der FuB zeigt auch die Hand sehr unterschiedene Formen, die meist als zugehorig zur Einzelpersonlich. keit anzusehen sind. Die zierliche und die plumpe Hand, die schmale und feine neben der breiten und groben, die kurze, dicke und fleischige gegeniiber der langgestreckten und mageren, diese Typen hat man als Teile von Korpertypen Hohmann, Hand und Arm. 1 2 Bau und Funktion der Hand und des Armes. betrachtet, ohne daB bis heute von CARUS bis KRETSCHMER hieruber das letzte Wort gesprochen ware. Wiihrend D'ARPENTIGNY und nach ihm CARUS eine Lehre der Chirognomie mehr auf gefuhlsmal3igem Erfassen und auf Sinnes eindrucken aufzustellen versuchten, hat KRETSCHMER in unseren Tagen durch Aufstellung der asthenischen, athletischen und pyknischen ~orperbautypen die AuBerung derselben auch in der Form der Hande und Arme festgestellt, den mageren muskelschwachen Arm mit schlanken knochigen Handen beim Asthe niker, den groberen Knochenbau an Handgelenken und Handen und die Muskel massen der Acme beim Athleten und die grazilen rundlichen Arme mit weichen, kurzen und breiten Handen beim Pykniker mit seinem breiten weichen Gesicht, massivem Hals und der kleinen gedrungenen Gestalt mit dickem Bauch. Auch H. VIRCHowhatte schon die weicheHand undden weichenFuBbeobachtet, "dawir durch das immer sich wiederholende Handedrucken ganz von selbst auf die Wahr nehmung dieses Unterschiedes hingefuhrt werden. Es ist auch jedermann ganz ge laufig, daB dieser Unterschied mit einem Unterschied der Beschiiftigungsart zu sammenhangt. Die Hand eines Schreibers ist weicher als die eines Feldarbeiters und die Hii nde von Frauen sind durchschnittlich weicher wie die von Mannern". Womit allerdings nicht alles erklart ist, dennder asthenischeMensch wird ofterden Beruf des Schreibers erwiihlen als den des Feldarbeiters. Dies fiihrt wieder zu der Betrachtung der Konstitutionstypen, zu der lLsE ZENNECK einen wertvollen Beitrag durch Untersuchung von 587 Handen (286 mannlichen und 301 weib lichen zwischen 18 und 94 Jahren) aus dem Sektionsmaterial auf Konstitutions merkmale bei verschiedenen Krankheitsgruppen geliefert hat. Hier zeigt es sich, daB der EinfluB des Berufes hochstens an den Breitenmassen der Hand anerkannt werden konnte. Die Mannerhand war von einer Korperlange von 170 cm ab groBer, muskuloser, mit geringerem Fettpolster und dickeren Gelenken als die Frauenhand. Die konstitutionellen Merkmale bei den einzelnen Krankheits gruppen finden sich auch an den Handen ausgeprag~, so unter anderem die schmale asthenische Hand mit langen Fingern der leptosomen Lungentuber kulosen, die als Phthisikerhand bezeichnet wird. Verdickungen des 1. Zwischen gliedergelenks der Finger wird ofters beobachtet, ebenso Verdickungen der Nagelglieder, sowie eine gewisse Varusstellung des Daumens. Auch die Pykniker hand des Apoplektikers sei hier erwabnt. Grobere Formveranderungen der Hand konnen ebenfalls sehr charakteri stisch fiir das Bestehen einer allgemeinen Storung des Wachstums sein, wie etwa die Hand des Chondrodystrophikers, die in ihrer plumpen gedrungenen Form mit den kurzen dicken Fingern als viereckige Hand oder auch als Drei zackhand bekannt ist. Auch die Hand des Kleinkindes wie die des alten M enscken gehOrt in diese allgemeine Betrachtung uber Bau und Form der Hand. •T edermann kennt die fast typische Patschhand des gesunden, normal entwickelten und kraftigen Kleinkindes, dick, fleischig, fest in den Gelenken mit faltenloser, fettunterpol sterter Haut, die sich nur wenig von der Unterlage abheben laBt, mit verhii.ltnis maBig kurzen Fingern. 1m Gegensatz dazu ist die Hand des schwachen oder durch Krankheiten geschwachten Kindes schmal, mit langeren dunnen Fingern, schwachen Gelenkbandern nnd fettarmer, leicht in Falten abhebbarer Hant. Die Hand des alten Menschen zeigt Falten nnd Runzeln der dunnen fettarmen Hant nnd oft eine erhebliche, im Alter zunehmende Behaarung der Ruckseite von Hand und Fingern. DaB die ~innliche Wahrnehmung von der Form der Hand nns seelisch beein druckt, ist ohne Zweifel, sie wird, wie REIFFENBERG in einer Betrachtung von Goethes kraftiger, sogar fleischiger Hand sagt, einen feinfiihligen Menschen eine Das Skelet. 3 Hand so ausdrucksvoll wie ein Gesicht empfinden lassen: die Form der Hande erregt unmittelbare Teilnahme oder AbstoBung nicht anders wie ein Schadel. DaB die Art, wie jemand die Hand gibt, ebenfalls charakteristisch fur sein Wesen ist, weiB auch jeder. Der ehrliche feste Handedruck wird angenehm empfunden, die laue Handgebung der Froschhand wirkt erkliltend. Doch das ist Sache der seelischen Personlichkeit, und wir wollen uns mit dem Korperlichen befassen. b) Das Skelet. Das Skelet der oberen Extremitat setzt sich aus den Knochen der Hand und der Finger, den beiden Unterarmknochen, dem Oberarmknochen und den Knochen des Schultergiirtels zusammen. Das Handskelet besteht aus den 8 Knochen der Handvl'urzel, den 5 Mittelhandknochen und den Gliedern der 5 Finger, von denen Finger 2-5 je 3 Glieder oder Phnlangen haben, wahrend der Daumen deren nur 2 besitzt. Ein dreigliedriger Daumen ist als fehlerhafte Anlage zu betrachten und meist mit andern Abweichungen verbunden. Die Handwurzel, Carpus, besteht aus den 8 in 2 Reihen, einer proximalen und eine.· distalen, angeordneten kurzen, unregelmaBig gestalteten Handwurzel knochen. Die proximale Reihe umfaBt das radialwarts gelegene und in die konkave Gelenkflache des unteren Radiusendes eingepaBte Os naviculare oder Kahnbein, das daneben liegende Os lunatum oder Mondbein, das ebenfalls an der Gelenkverbindung mit dem Radius teilnimmt, und neben diesem noch weiter ulnarwarts und ein wenig mehr nach distal gelegen das Os triquetrum oder Drei ecksbein. An dieses ist nach volarwarts das kleine os pisiforme oder Erbsenbein angelagert. An diese proximale Reihe der Handwurzelknochen schlieBt sich nach distal eine zweite Reihe, in welcher radialwarts zunachst das Os multangu lum majus oder groBe Vielecksbein, das mit einer Sattelgelenksflache dem Mittelhandknochen des Daumens gegenuberliegt. Neben dem groBen Vielecks hein liegt ulnarwarts das kleine Vielecksbein oder Os multangulum minus, das mit dem 2. Mittelhandknochen gelenkig verbunden ist. Neben dem Os multan gulum minus liegt ulnarwarts einer der neben dem Os naviculare wichtig!lten Knochen der Handwurzel, das Os capitatum oder Kopfbein, welches auch der groBte Knochen ist. Es ist von langlicher Gestalt und hat proximalwarts eine kugelige Gelenkflache, den Kopf. Dieser ist in 2 Facetten geteilt zur gelenkigen Verbindung mit dem Os naviculare und dem Os lunatum. An seiner distalen Flache sind Gelenkfacetten fur die Basen der Mittelhandknochen 2, 3 und 4. Die distale Reihe schlieBt ulnar ab mit dem Os hamatum oder Hakenbein, von dem starken hakenartigen Fortsatz so genannt, der nach der Vola manus hin gerichtet ist, bekanntHch zum Ansatz kleiner Handmuskeln. Es artikuliert nach proximal mit dem Os lunatum, ulnarwarts mit dem Os triquetrum und distal mit geteiIter Gelenkflache mit den Basen der Mittelhandknochen 4 und 5, von denen dIe fUr den 5. Mittelhandknochen wieder satte1formig gestaltet ist wie die des Mult angulum majus fur den Daumenstrahl. Beide, Kopfbein wie Hakenbein, sind mit ihren proximalen Teilen in die proximale Handwurzelreihe gewissermaBen eingekeilt oder eingeklemmt, zwischen Naviculare einerseits und Triquetrum andrerseits. Dies mag der Handwurzel eine gewisse Festigkeit verleihen. Die Anordnung der Handwurzelknochen zeigt eine dorsalkonvexe Krummung, so daB hierdurch und noch mehr durch knocherne Hervorragungen an den rand standigen Knochen an der Volarseite eine Art Rinne hier entsteht, der Sulcus carpi. An diese zum Teil sehr fest miteinander verbundenen Handwurzelknochen schlieBt sich nach distal die Mittelhand an, bestehend aus den 5 Mitt.elhand knochen (Metacarpus). Die Mittelhandknochen streben von proximal nach distal Hohmann, Hand und Arm. la

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