Kempken · Kempken Gentechnik bei Pflanzen Chancen und Risiken 4. Auflage Springer-Lehrbuch Für weitere Bände: http://www.springer.com/series/1183 Frank Kempken • Renate Kempken Gentechnik bei Pflanzen Chancen und Risiken 4., aktualisierte und überarbeitete Auflage Professor Dr. Frank Kempken Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Botanisches Institut und Botanischer Garten Abt. Genetische Botanik und Molekularbiologie Olshausenstraße 40 24098 Kiel [email protected] Dr. Renate Kempken Langstücken 4 24247 Mielkendorf [email protected] Springer Spektrum ISSN 0937-7433 ISBN 978-3-642-24817-7 e-ISBN 978-3-642-24818-4 DOI 10.1007/978-3-642-24818-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2000, 2004, 2006, 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandentwurf: WMXdesign, Heidelberg Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Bärbel Häcker, Leonberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Spektrum ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer.de Vorwort zur vierten Auflage Seit der 3. Auflage dieses Buches sind fast sechs Jahre verstrichen. Wir freuen uns sehr, dass das Interesse an diesem Buch den Verlag dazu bewogen hat, eine vier- te Auflage herauszubringen. Als wichtigste Neuerung sind nun alle Abbildungen professionell überarbeitet worden. Hierfür danken wir Herrn Tim Reichentha- ler. Inhaltlich sind alle Kapitel weitgehend aktualisiert worden, da im Laufe der letzten Jahre viele Fortschritte und Veränderungen zu verzeichnen waren. Neu ist auch, dass nun im Anschluss an jedes Kapitel Literaturhinweise aufgenom- men wurden. Dadurch entfällt das Gesamtregister am Ende des Buches. Bei den Zitaten überwiegt naturgemäß die englischsprachige Fachliteratur, aber wo mög- lich, wurden auch deutschsprachige Lehrbücher und Aufsätze mit aufgenommen. Einigen Personen sind wir für Auskünfte, Informationen und Bilder zu Dank ver- pflichtet; Dr. Ulrich Ehlers vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebens- mittelsicherheit (BVL) für Hinweise und Weblinks zu Freisetzungsexperimenten, den Professorinnen und Professoren Bartels, Broer, Schillberg und Frau Dr. Mik- schofsky für neue Bilder. Dank auch den Firmen BASF, Florigene und Monsanto für Bildmaterial. Wir danken ferner all denen, die durch Hinweise und Anmerkungen auf F ehler oder unklare Begriffe aufmerksam gemacht haben. Außerdem möchten wir den Kolleginnen und Kollegen danken, die vorherige Auflagen freundlich empfohlen oder in ihren Werken zitiert haben. Schließlich gilt unser Dank dem Verlag – ins- besondere Frau Stefanie Wolf – für das fortwährende Interesse und die sehr freund- liche Betreuung. Kiel, im Januar 2012 Frank Kempken Renate Kempken Vorwort zur ersten Auflage Interessanterweise ist die Akzeptanz gentechnischer Methoden in der deutschen Bevölkerung recht unterschiedlich ausgeprägt. Mittlerweile werden Medikamen- te aus gentechnisch veränderten Organismen akzeptiert. Dies gilt auch für Bereiche wie zum Beispiel die Anwendung der Gentechnik in der Therapie maligner Tumo- ren. Der offensichtliche oder zumindest vermutete Nutzen für den Einzelnen hat hier trotz objektiv bestehender Risiken anscheinend einen Meinungsumschwung bewirkt. Ganz anders sieht es dagegen im Bereich der pflanzlichen Gentechnik aus. Hier überwiegt weiterhin die Ablehnung. Die Gründe dafür sind vielfältig: So wird der Nutzen häufig nicht gesehen, und vielen gilt die Methode einfach als unna- türlich, auch wenn diese Auffassung im Widerspruch zur Akzeptanz im Humanbe- reich steht. Vielfach fehlt es wohl auch an Informationen, und wenn Konsumenten den Eindruck gewinnen, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel seien vielleicht unsicher, kann man ihnen nicht verübeln, dass sie diese meiden. In Zeitungen und Nachrichtensendungen werden Informationen über die Gentechnik oft drastisch verkürzt oder schlichtweg falsch oder irreführend präsentiert. Wenn zum Beispiel eine große überregionale Tageszeitung schreibt „wir sagen Ihnen, in welchen Nah- rungsmitteln Gene sind“ und damit dem Leser suggeriert, dass „genfreie“ Pflanzen, die es gar nicht geben kann, die besseren sind, so hat dies schon den Charakter der Volksverdummung. Auch Begriffe wie „Gen-Tomate“ oder „Gen-Wein“, die bei- spielsweise im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verwendet werden, sind sehr un- glücklich gewählt. Einigen Meinungsumfragen zufolge glauben viele Deutsche, dass Nahrungsmittel normalerweise keine Gene enthalten! Die Vermutung, dass Ablehnung und Furcht vor bestimmten Technologien aus Mangel an Information entstehen, liegt nahe. Dafür tragen auch Wissenschaftler eine Verantwortung, wenn sie es versäumen, ihre Forschungsarbeiten und Erkenntnisse der Öffentlichkeit in verständlicher Form zu präsentieren. Um diesem Mangel abzuhelfen, haben wir dieses Buch geschrieben. Es rich- tet sich bewusst nicht an den Spezialisten, sondern die Zielgruppen sind beson- ders Lehrer, Schüler der gymnasialen Oberstufe, Studenten der Naturwissenschaf- ten oder Medizin sowie interessierte Laien. Um diesen unterschiedlichen Gruppen gerecht zu werden, haben wir uns für eine Gliederung entschieden, die im ersten VIII Vorwort Kapitel mit einer Einführung beginnt, die unter anderem verdeutlichen soll, dass fast alle unserer Nahrungspflanzen das Ergebnis menschlicher Zuchtwahl sind. Das zweite Kapitel richtet sich insbesondere an die Mehrheit der molekularbiologisch nicht Vorgebildeten und stellt allgemeine Konzepte und Methoden der Gentechnik dar. Daran schließt sich im dritten Kapitel eine umfangreiche Darstellung der Her- stellung und des Nachweises von transgenen Pflanzen an. Wir sind der Meinung, dass das Wissen um die Methodik der pflanzlichen Gentechnik dazu beitragen kann, vorhandene Ängste abzubauen. Im vierten Kapitel werden konkrete Anwen- dungen gentechnischer Methoden bei Pflanzen beschrieben, damit der Leser eine Vorstellung über den Stand der Technik und die zukünftigen Möglichkeiten erhält. Das fünfte Kapitel beleuchtet die Freisetzung transgener Pflanzen, zeigt auf, wel- che transgenen Pflanzen oder Pflanzenprodukte kommerziell erhältlich sind und beleuchtet gesetzliche Bestimmungen. Besonderer Wert wurde schließlich auf eine umfassende Besprechung der Risikopotenziale im sechsten Kapitel gelegt. Gerade hier sind nämlich in der öffentlichen Diskussion die größten Defizite zu verzeich- nen. Den Abschluss bildet Kapitel sieben mit einem persönlichen Ausblick auf die Zukunft der pflanzlichen Gentechnik. Außerdem haben wir hier eigene Vorstel- lungen für eine größere Transparenz und bessere Öffentlichkeitsarbeit einfließen lassen. Um den unterschiedlichen Ansprüchen der Zielgruppen gerecht zu werden, ha- ben wir zahlreiche ergänzende Abbildungen und verschiedene didaktische Hilfs- mittel verwendet. Hierzu zählen die „Boxen“, die, entsprechend gekennzeichnet, entweder Basisinformationen oder spezielle Ausführungen zu einem Thema enthal- ten. Die in kleinerer Schrift abgesetzten Exkurse im Text ergänzen den Haupttext mit interessanten Details. Die Kernaussagen am Kapitelende und nicht zuletzt ein ausführliches Glossar tragen ebenfalls zum besseren Verständnis dieses Buches bei. Die Autoren wünschen sich, dass dieses Buch dazu beitragen kann, dass die Dis- kussion über transgene Pflanzen in Zukunft sachlicher geführt wird und auf mehr Kenntnissen in der interessierten Öffentlichkeit fußt. Wir glauben, dass eine besser informierte Öffentlichkeit nicht nur auf die eventuellen Risiken der pflanzlichen Gentechnik abhebt, sondern auch die tatsächlich vorhandenen Chancen einer wirk- lichen Zukunftstechnologie zu nutzen bereit ist. Entstanden ist die Idee zu diesem Buch spontan während einer Diskussion über die Probleme im Verständnis von Öffentlichkeit und Wissenschaftlern. Sie wurde in Form einer E-mail an den Springer-Verlag herangetragen. Die zuständige Lekto- rin, Frau Dr. Christine Schreiber, war interessiert und so ist aus der Idee tatsächlich recht schnell ein Buch geworden. Hierfür gilt unser besonderer Dank dem Springer Verlag und seinen Mitarbeitern, besonders Frau Dr. Christine Schreiber und Frau Stefanie Wolf. Unser Dank gilt darüber hinaus allen, die durch Anregungen und Vorschläge zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Ganz besonders danken wir Frau Dr. Heike Holländer-Czytko, Herrn Dipl.-Ing. Karl-Heinz Kempken, Herrn Prof. Dr. Ulrich Kück und Frau Dr. Stefanie Pöggeler für die kritische Durchsicht des Manuskriptes. Herrn Hans-Jürgen Rathke gilt unser Dank für die Anfertigung von Vorwort IX einigen Abbildungen und Frau Dipl.-Biol. Kerstin Stockmeyer für die Überlassung einiger Fotografien. Herrn PD Dr. Detlef Bartsch danken wir für Informationen zur ökologischen Auswirkung von transgenen Pflanzen. Dem Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln, dem Robert-Koch-Institut in Berlin, Herrn Prof. Weiler (Bochum) sowie den Firmen BIORAD und Monsanto danken wir für die freundliche Bereitstellung von Bildmaterial. Bochum und Marburg, im Februar 2000 Frank Kempken Renate Kempken Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ........................................................................................................ 1 1.1 Traditionelle Pflanzenzüchtung ......................................................... 1 1.2 Gen- und Biotechnik in der Pflanzenzüchtung ................................... 8 1.3 Meilensteine der Entwicklung der pflanzlichen Gentechnik ............ 13 Literaturhinweise ................................................................................... 17 2 Grundlagen und Methoden der Gentechnik ............................................. 19 2.1 Grundlagen der molekularen Genetik .............................................. 19 2.1.1 Aufbau von DNA und RNA ................................................. 19 2.1.2 Die Transkription ................................................................. 25 2.1.3 Die RNA-Prozessierung ...................................................... 28 2.1.4 Die Translation .................................................................... 30 2.1.5 Regulation der Genexpression ............................................. 33 2.2 Grundlegende Methoden der Gentechnik ........................................ 37 2.2.1 Restriktionsendonukleasen .................................................. 37 2.2.2 Southern Blot und Hybridisierung ....................................... 39 2.2.3 Polymerase-Kettenreaktion (PCR) ...................................... 42 2.2.4 Klonierung von DNA ........................................................... 44 2.2.5 Sequenzanalyse ................................................................... 46 2.2.6 Nachweis von Proteinen mithilfe von Antikörpern .............. 51 2.3 Spezielle molekularbiologische Methoden ...................................... 56 2.3.1 DNA-Marker und Restriktions-Längenpolymorphismus ..... 57 2.3.2 Die Genomanalyse .............................................................. 60 2.3.3 Bioinformatik ...................................................................... 67 2.3.4 Die Herstellung von Mutanten ............................................ 69 2.3.5 Die Transkriptanalyse .......................................................... 78 2.3.6 Die Proteomanalyse ............................................................. 86 Literaturhinweise ................................................................................... 88 3 Herstellung, Nachweis und Stabilität von transgenen Pflanzen .............. 89 3.1 Transformations-Methoden ............................................................. 89 3.1.1 Agrobacterium-tumefaciens-vermittelte Transformation .... 89 3.1.2 Biolistische Transformation ................................................. 98 XII Inhaltsverzeichnis 3.1.3 Protoplastentransformation................................................ 102 3.2 Selektions- und Reportergensysteme ............................................. 104 3.2.1 Verwendung von Antibiotikaresistenzgenen ..................... 105 3.2.2 Alternative Selektionssysteme ........................................... 105 3.2.3 Reportergene ..................................................................... 108 3.3 Regeneration intakter Pflanzen ...................................................... 109 3.4 Nachweis der genetischen Veränderung.......................................... 113 3.5 Expression von transformierter DNA ............................................. 117 3.5.1 Ektopische Expression....................................................... 120 3.5.2 Zell- und gewebespezifische Expression ........................... 120 3.5.3 Import in spezifische Zellkompartimente........................... 121 3.6 Stabilität von transgenen Pflanzen ................................................. 123 3.6.1 Inaktivierung durch Methylierung ..................................... 123 3.6.2 Posttranskriptionale Geninaktivierung (PTGS) ................. 124 3.7 Entfernung von Resistenzgenen .................................................... 126 3.8 Von der Primärtransformante zum Freilandversuch ....................... 130 Literaturhinweise ................................................................................. 132 4 Neue Eigenschaften transgener Pflanzen ................................................. 135 4.1 Erhöhte Resistenz und verbesserte Anpassungen an Umweltbedingungen ..................................................................... 135 4.1.1 Herbizidresistenz ............................................................... 136 4.1.2 Schutz vor Schadinsekten .................................................. 142 4.1.3 Schutz vor pflanzenpathogenen Viren ................................ 146 4.1.4 Schutz vor pathogenen Bakterien und Pilzen ..................... 149 4.1.5 Resistenz gegen umweltbedingte Stressfaktoren ............... 151 4.2 Veränderungen von pflanzlichen Metaboliten für die Ernährung ............................................................................... 154 4.2.1 Kohlenhydrate und Fettsäuren ........................................... 155 4.2.2 Proteingehalt und essenzielle Aminosäuren ....................... 160 4.2.3 Vitamine, Mineralien und Spurenelemente ........................ 160 4.2.4 Reduktion von Allergie auslösenden Stoffen ..................... 163 4.2.5 Lagerungsfähigkeit und Geschmack .................................. 164 4.3 Herstellung von biopharmazeutischen Proteinen .......................... 166 4.3.1 Expression und Glykosylierung von Biopharmazeutika in Pflanzen ........................................... 168 4.3.2 Impfstoffe ......................................................................... 170 4.3.3 Biopharmazeutika mit therapeutischer Wirkung ................ 173 4.4 Rohstoffproduktion mit transgenen Pflanzen ................................. 174 4.4.1 Polyamide .......................................................................... 174 4.4.2 Polyester ............................................................................ 175 4.5 Bodensanierung ............................................................................. 176 4.6 Veränderte Sekundärmetabolite .................................................... 178 4.6.1 Alkaloide ........................................................................... 178 4.6.2 Flavonoide ........................................................................ 180