ERGEBNISSE DER INNER,EN MEDIZIN UND KINDERHEILKUNDE ERSTER BAND ERGEBNISSE DER INNEREN MEDIZIN UND KINDERHEILKUNDE HERAUSGEGEBEN VON F. KRAUS, O. MINKOWSKI, FR. MOLLER, H. SAHLI, A.CZERNY,O.HEUBNER REDIGIERT VON TH. BRUGSCH, L. LANGSTEIN, ERICH MEYER, A. SCHITTENHELM BERLIN BERLIN MttNCHEN ERLANGEN ERSTER BAND MIT 28 TEXTABBILDUNGEN UND 1 MEHRFARBIGEN TAFEL BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1908 ISBN-13: 978-3-642-88777-2 e-ISBN-13: 978-3-642-90632-9 DOl: 10.1007/978-3-642-90632-9 Aile Rechte, insbesondere das der "Obersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Softoover reprint of the hardcover 1st edition 1908 Vorwort. Die Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde, deren I. Band wir hiermit vorlegen, sind aus dem Bestreben heraus ent- standen, ein Werk zu sehaffen, in dem die Fortsehritte auf dem Gebiete dar inneren Medizin und ihrer Grenzgebiete in Einzeldar- stellungen niedergelegt werden. Diese Aufgabe solI dadureh erreieht werden, daB in periodiseher Folge Aufsiitze gebraeht werden, welehe Fragen, die eine zu- sammenhiingende Darstellung zulassen, in kritiseher Weise auf Grund mogliehst vollstiindiger Literaturbeherrsehung von einem einheitliehen Gesiehtspunkt aus behandeln. Damit ist keine Auf- ziihlung einsehliigiger Arbeiten beabsiehtigt, wie sie dem Forseher in den Jahresberiehten und Zentralbliittern geboten wird, vielmehr solI es dem einzelnen Darsteller iiberlassen sein, aus dem literari- sehen Gesamtbestande der Medizin das ihm fiir seine Darstellung wertvoll Erseheinende zu einem iibersiehtliehen Gesamtbilde, aus dem der jeweilige Stand der Wissensehaft ersiehtlich ist, zu verschmelzen. Wenn dadurch der Subjektivitiit der Darstellung ein groBer Spielraum' iiberlassen bleibt, so soIl dies durch die Wahl der Mit- arbeiter gerechtfertigt werden: Unser Bestreben wird es sein, nur sole1!.e Mitarbeiter zur Darstellung der einzelnen Fragen heran- zuziehen, deren eigene Arbeiten auf dem betreffenden Gebiete Inter- esse und Vertrauen zu ihrer Stimme verbiirgen. Um Einseitigkeit in den einzelnen Biinden zu vermeiden, werden in den 2 innerhalb eines jeden Jahres erscheinenden Biinden nach Mogliehkeit Kapitel aus folgender Stoffeinteilung zur Bearbeitung gelangen: a) Physik und Chemie. b) Allgemeine und experimentelle Biologie und Pathologie. e) Allgemeine und spezielle Therapie. d) Diagnostik und Untersuchungsmethoden einsehliel3lieh Ront- gendiagnostik, Bakteriologie und Serologie. VI Vorwort. e) Erkrankungen des Kreis1aufapparates, des Respirations- traktus, des Verdauungstraktus, des UrogenitaIapparates. f) Ernahrung und Stoffwechsel. g) Infektionskrankheiten. h) Hamato1ogie. i) Neuro1ogie und Psychopatho1ogie. k) Physio1ogie und Patho1ogie des Saug1ings. 1) Physio1ogie und Patho1ogie des a1teren Kindes. So soll es erreicht werden, daB der Forscher durch die Ergeb- nisse miihe10s in den Stand einer Frage eingefiihrt und ihm die orientierende Literaturarbeit erleichtert wird, daB dem Praktiker die Friichte wissenschaftlicher Arbeit nutzbar gemacht werden, und daB im Laufe der Jahre die "Ergebnisse" ein getreues Bild von den Fortschritten der medizinischen Wissenschaft bedeuten. Berlin, Erlangen, Miinchen im Marz 1908. Die Redaktion. Inhaltsverzeichnis. Seite I. Kraus, Geheimrat Professor Dr. F., Die Abhii.ngigkeits- beziehungen zwischen Seele und Korper in Fragen der inneren Medizin . . . . .. ........ 1 II. Pletnew, Privatdozent Dr. D., Der Morgagni-Adams- Stokessche Symptomenkomplex . . . . . . . 47 III. Fraenkel, Dr. Albert, Ober Digitalistherapie 68 IV. Eppinger, Privatdozent Dr. Hans, Ikterus. (Mit 3 Ab- bildungen.) . . . . . . . . . . . . . . . 107 V. Lewin, Dr. Carl, Die Ergebnisse der experimentellen Er- forschung der b6sartigen Geschwiilste . . . . . 157 VI. Ibrahim, Privatdozent Dr.J., Die Pylorusstenose der Sauglinge . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 VII. Heubner, Privatdozent Dr. Wolfgang, Experimentelle Arteriosklerose . . . . . . . . . . . . . . . 273 VIII. Cimbal, Oberarzt Dr. Walther, Die Arteriosklerose des Zentralnervensystems . . . . . . . . . . . . . . 298 IX. Meyer, Dr. Ludwig F., Ernahrungsstorungen und Salz- stoffwechel beim Sa.ugling.(Mit 7 Abbildungen.) . 317 X. Magnus-Levy, Professor Dr. A., Die Acetonkorper 352 XI. v. Pirquet, Dr. C., Allergie. (Mit 8 Abbildungen.) . 420 XII. Bergell, Professor Dr. Peter, Altere und neuere Ferment- forschungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465 XIII. Salge, Professor Dr. B., "Die biologische Forschung in den Fragen der natiirlichen und kiinstlichen Sauglings- ernahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 484 XIV. Tobler, Privatdoz~nt Dr. Ludwig, Ober die Verdauung der Milch im Magen. (Mit 1 Tafel.) . . . . . . . . 495 XV. Frenkel-Heiden, Dr., Die Therapie der Tabes dorsalis mit besonderer Beriicksichtigung der Obungstherapie. (Mit 10 Abbildungen.). . . . . . . . . . . . . . 518 XVI. de la Camp, Professor Dr. 0., Die klinische Diagnose der Bronchialdriisentuberkulose . . . . . 556 XVII. Peritz, Dr. Georg, Die Pseudobulbarparalyse . . . . . 575 1. Die Abhiingigkeitsbeziehnngen zwischen Seele nnd Korper in Fragen der inneren Medizin. Von F. Kraus-Berlin. Literatur. Atwater, Ergebnisse der Physiol. S, 1. 1904. Avenarius. Philosophie als Denken der Welt gemiUl dem Prinzip des kleinsten KraftmaBes. 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Kraus: Indem ich meinen Fachgenossen einige neuere Losungsversuche der Frage nach dem Zusammenhang von Leib und Seele zur Erwagung anheimstelle, bitte ich um eine nachsichtige Beurteilung und um richtige Wiirdigung meines Zweckes. 1m voraus kann ich mir niimlich, obwohl oder weil die' meisten Arzte heute einem ziemlich veraIteten Materialismus huldigen, der die mechanischen Hypothesenschlechthin als Gesetze einer von unserem Vorstellen unabhangigen, also fUr sich seiEmden Korperwelt hinnimmt, denken, welches MiBtrauen sehr viele Leser einem Gegenstande ent- gegenbringen, der, dem Grenzgebiet zwischen Philosophie und Medizin angehorig, iiber die vertrauten Begriffe des eigenen Spezialgebiets hin- ausgreift., Teile des Wissens, welche bei der Klassifikation der Wissenschaften in die Grenzgebiete fallen, bleiben zeitweise von der Bearbeitung ver- nachlassigt, wahrend sich ihnen wiederum zu anderen Zeiten die Forschung im DbermaB zukehrt. So ist auch nichts wechselvoller in der gemeinsamen Entwicklungsgeschichte der Einzelwissenschaften ge- wesen, als das Verhaltnis der Philosophie zur Naturwissenschaft und Medizin. DaB speziell letztere wohl iiberhaupt der Philosophie die Existenz als WissEmschaft verdankt, liiBt UDS kalt: noch das ganze Mittel- aIter hindurch beherrschten eben die naturphilosophischen Lehren des Platon und Aristoteles samtliche Wissenszweige. Naher beriihrt uns schon, daB auch nach dem Niedergang der Scholastik die Philosophie wenigstens zweimal ganz direkt umgestaltend auf N atur und Heilkunde gewirkt hat, das erstemal im siebzehnten, ein zweitesmal im neunzehnten Jahrhundert. Zu Beginn des letzteren ist es die Schellingsche Natur- philosophie gewesen, welche in einer Epoche, die zum mindesten fast allen Teilen der eigentlichen Naturwissenschaft auch groBetatsachliche- Bereicherungen brachte, Arzte wie N aturforscher erfiillt hat. In der Tat ,scheinen auch einige sehr bemerkenswerte Entdeckungen aus diesem Anschauungskreise, in welchem "das Wirkliche denkend konstruiert" werden sollte und infolgedessen, zum Zwecke des systematischen SchlieBenS aus Bekanntem auf Unbekanntes durch Analogien, die verschiedenartigsten Dinge in Zusammenliang gebracht wurden, heraus gelungen zu sein. Z. B. mochte es ,einem Naturphilosophen von vornherein selbstverst1indlich scheinen, daB zwei ausgepragt polare Dinge, wie Elektrizitiit und Magnetis- mus, in engster Beziehung'zu einander stehen miiBten; als Orsted die Ab- lenkung der Magnetnadel durch einen in der Nahe vorbeigefiihrten Strom bemerkte, mag er somit "philosophisch vorbereitet" auf die Entdeckung der elektromagnetischen Fernwirkung gewesen sein. In, der Medizin hiitte eine Lehre, nach welcher gleiche Gesetze geIten fiir das geistige Leben und dasjenige der "AuBenwelt·', immerhin ebenfalls ein entwicklungsfiihiger Keim werden koqnen. Einzelnen von Schellings Anhangern unter den Arzten ist es ja auch vielleicht ge- gliickt, gewisse Reihen empirischer Tatsachen unter allgemeinere Gesichts- punktezu bringen (D. G.Kieser, Eschenmay-er, Roschlaub, Markus, Reil [soweit die beiden letzteren hierhergehOrenJ). Aber eine "philoso