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Enzyklopädie des Märchens: Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Bd. 2. Bearbeitung - Christus und der Schmied PDF

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Enzyklopädie des Märchens Band 2 w DE G Enzyklopädie des Märchens Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung Herausgegeben von Kurt Ranke, Göttingen zusammen mit Hermann Bausinger, Tübingen Wolfgang Brückner, Würzburg · Max Lüthi, Zürich Lutz Röhrich, Freiburg · Rudolf Schenda, Göttingen Redaktion Lotte Baumann — Ines Köhler — Elfriede Moser-Rath Ernst Heinrich Rehermann — Hans - Jörg Uther — Rainer Wehse Göttingen Band 2 1979 Walter de Gruyter · Berlin · New York Lieferung 1/2 Bearbeitung — Bogatyrev, Petr Grigor'eviC Lieferung 3/4 Bogatyrev, Petr Grigor'eviC — Calembour(g) Lieferung 5 Calembour(g) — Christus und der Schmied CIP-Kurztitelaufnähme der Deutschen Bibliothek Enzyklopädie des Märchens : Handwörterbuch zur histor. u. vergleichenden Erzählforschung / hrsg. von Kurt Ranke zusammen mit Hermann Bausinger . . . Red. Lotte Baumann ... — Berlin, New York : de Gruyter. NE: Ranke , Kurt [Hrsg.] Bd. 2 — 1. Aufl. — 1979. Abschlußaufnähme von Bd. 2. ISBN 3-11-008091-5 Copyright 1977/1979 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlage- buchhandlung · Georg Reimer · Karl J. Trübner · Veit & Comp., Berlin Printed in Germany Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Ubersetzung, der Herstellung von Mikrofilmen und Photokopien, auch auszugsweise, vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin Buchbinder: Fuhrmann KG, Berlin. Gefördert mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1 Bearbeitung 2 Bearbeitung. Unter B. versteht man publikum bessernder B. bedurften. Im die Zurichtung einer gegebenen Vorlage Gegensatz zu späteren Anschauungen, die durch einen anderen als deren Verfasser dem oral Tradierten (-»• Orale Tradition) zum Zweck der Neuveröffentlichung, der einen bes. Wert zumaßen — und es dabei Aufführung oder des Vortrages in einer gelegentlich überschätzten —, vertrat vom Original abweichenden Darbietungs- ζ. B. Christoph Martin -*• Wieland (1733- form. Sie wird begriff lieh von den ver- 1813) die Meinimg: -> „Ammenmärchen, schiedenen 'Fassungen' einer Vorlage im Ammen-Ton erzählt, mögen sich durch durch den Autor geschieden. mündliche Überlieferung fortpflanzen; aber gedrukt müssen sie nicht werden"1. 1. Literarische B. Die B. kann unter Achim von -»-Arnim (1781-1831) wollte abweichenden Zielsetzungen erfolgen. die Märchen so erneuert wissen, daß ihr Häufig geschieht sie unter gewandelten poetischer Gehalt wieder auf alle wirken künstlerischen oder wiss. Auffassungen zur könne2. Ludwig -> Aurbacher (1784-1847) Anpassung der Vorlage an den Zeitge- hing manchen Stücken „ein poetisches schmack, unter pädagogischem Aspekt Mäntelchen" um, „um ihnen, wo möglich, aus Nützlichkeitserwägungen oder auch mehr Charakter und Anmut zu geben"3. aus ideologischen Gründen (Infiltrierung Gegen die philolog. Genauigkeit Jacob von politischen, religiösen, weltanschau- Grimms (1785-1866) äußerte Clemens lichen oder anderen Konzeptionen). Brentano (1778-1842): „Dergleichen Übernahme und B. waren noch im Treue, wie hier in den Kindermärchen, 18. Jh. ohne weiteres gestattet. Erst im macht sich sehr lumpicht"4. 19. Jh. kam im Gefolge veränderter Eigen- Grimm befürchtete stets „unerlaubte tumsvorstellungen auch von geistigem Progressionen und Potenzierungen"5, Besitztum der Begriff des Plagiats auf. gestand aber ζ. B. gegenüber von Arnim, Mit ihm wurde die unautorisierte Über- daß in Des Schneiders Daumerling Wander- nahme und B. von Werken und deren schaft (KHM 45) die Drohung des Däum- Teilen gekennzeichnet. Den Herausgebern lings, der geizigen Meisterin einen Spott- stand von jetzt an Urheberrechtschutz zu, vers an die Haustüre zu schreiben, aus der ihre Editionen vor B. schützt. Anderer- einer anderen Erzählung interpoliert sei6. seits genießt diesen Schutz auch die auto- Seit der 2. Ausgabe wurden die Texte risierte B., sofern sie als eigenständige der KHM stilistisch und formal bearbeitet. wiss. oder künstlerische Leistung gewertet Zwar hatten sich die Brüder Grimm so- werden kann. Auf Volkserzählungen fand wohl gegen kontaminierende B. als auch das jedoch keine Anwendung. Es stand gegen Restaurationen defekter Überliefe- jedermann frei, die in Umlauf befindlichen rungen ausgesprochen7, aber vor allem Erzählungen aufzuzeichnen und sie, wie Wilhelm ^ Grimm (1786-1859) legte sich das bei der literalen Tradition schon „in den Worten, der Anordnung, in lange der Fall war, zu bearbeiten und zu Gleichnissen und dergleichen gar keine veröffentlichen. Schwierigkeit" auf und schrieb so, wie er Gegenüber den heterogenen Vorlagen „in dem Augenblick Lust" hatte8. Ihm lassen sich zwei unterschiedliche Einstel- ging es um Einfachheit des Ausdrucks und lungen zum Problem der B. feststellen: Verständlichkeit der Sprache, die er eine mehr bearbeitungsfreundlich dichte- durch häufige Verwendung von alliterie- rische, die auf die Aufbereitung und Ver- renden Verbindungen, Lautmalereien, besserung des Vorgegebenen ausgeht, und Sprichwörtern, Redensarten und volks- eine mehr bearbeitungsfeindlich philolog. tümlichen Vergleichen sowie durch den Tendenz, die auf Treue gegenüber der Ersatz der schleppenden indirekten Rede Überlieferung besteht. durch Dialoge erreichte9. Viele Sammler und Herausgeber sahen B.en dieser Art fanden bis in die heutige in den Volkserzählungen naive Geistes- Zeit überall in Europa statt: Der Russe erzeugnisse, die für ein gebildetes Lese- Aleksandr Nikolaevic h- Afanas'ev nimmt 1 Enzyklopädie des Märchens II 3 Bearbeitung 4 sich die KHM zum Muster10, der Norweger Gustav Friedrich Meyer eine plattdän. Peter Christian -»· Asbj0rnsen schmückt Fassung des nord. Fressermärchens (AaTh seine Erzählungen „auf Kosten der 2028) ins Plattdeutsche transkribiert, Authentizität"11, der Ungar Jänos ->Kriza obwohl die Erzählung in Schleswig-Hol- gesteht die dichterischen Glättungen seiner stein nicht vorkommt19. Auch der Schwede Märchen in seinen Briefen ein12, der Este Gabriel Djurklou übersetzt seine Texte Friedrich R. -»• Kreutzwald ändert seine in den Dialekt zurück und bearbeitet sie Texte und stilisiert sie so individuell, daß inhaltlich sehr stark, „in hervorragender man vom „Charakter des estnischen Volks- Weise freilich"20. märchens eine schiefe Vorstellung" Ganz evident ist die B. von Erzähltexten bekommt13, der Deutsche Wilhelm -»•'Wis- im Falle des Kinderbuches21. Schon den ser „schönt seine Märchen für die gedruckte Brüdern Grimm wird Naivisierung der Ausgabe"14. Seine wie auch Richard Stoffe vorgeworfen. Karl Kaiser stellt den -> Wossidlos oder Gottfried -> Henßens stärksten Gegensatz zwischen Bechstein Aufzeichnungen (und sicher auch die der dem Märchensammler und Bechstein dem meisten Sammler vor der Ära der Ton- Kindermärchenerzähler heraus22. Bei der bandtechnik) bestanden zudem meist nur Fülle des Materials sei aus der Gegenwart aus Stichworten, was notwendigerweise nur ein Beispiel erwähnt: Ernst Wisser eine spätere B. bei der Publikation überträgt 1948 eine Reihe von Märchen erforderte. seines Vaters für Kinder ins Hochdeutsche. Fast zwangsläufig ergeben sich B.en Die Schlußpassagen seines Vorworts lau- bei der Übertragung von Volkserzählungen ten: aus einer Sprache in die andere. Wörthehe „Die plattdeutschen Märchen meines Vaters Übersetzungen können leicht trocken und Wilhelm Wisser sind vor allem sehr urwüchsig unverständlich wirken, weshalb sich die und strotzen nur so von Saft und Kraft. Die Mär- Übersetzer oft darum bemühen, die Vor- chen der Brüder Grimm sind sehr zart und lagen nicht nur sprachlich, sondern auch fromm und von edelstem Gefühl. Und wie ver- langt nun unsere Zeit die Märchen, wie möchtet inhaltlich dem Empfängerkreis anzupas- ihr sein, liebe Kinder, wenn ihr wünschen könn- sen (Akkomodation). Wieland ζ. B. ver- tet? Möchtet ihr nicht vielleicht ebenso fein, folgte bei der Übertragung der Feenmär- fromm und edel wie stark und urwüchsig sein ? chen (-> Contes des fies) der Marie Das glaube ich wenigstens und so wollte ich diese Märchen erzählen"23. Catherine d'-> Aulnoy das Ziel einer ästhetischen Vervollkommnung der Vor- Schließlich sei kurz auf die Neigung lage, weshalb er sich „von allen Pflichten unserer Zeit zur travestierenden B. von eines Übersetzers dispensierte"15. Brentano Volkserzählungen hingewiesen24. Man entfernte bei der B. Basiles alles ihm denke etwa an die von Lutz Röhrich anstößig Erscheinende, ζ. B. Liebessze- angeführten 12 Rotkäppchen-25 oder an nenie. Viele Bearbeiter stützten sich auf die zahlreichen amerik. Froschkönig-2® das Vorgehen Jean Antoine -*• Gallands Parodien, an Iring Fetschers Märchen- (1646-1715), der im Unterschied etwa zu V erwirr buch27 oder an Hans Traxlers Enno -*• Littmann für seine Ausgabe der Wahrheit über Hansel und Gretelein Mille et une Nuits (1704-1717) mit dem Buch, in dem freilich mehr die Forschung arab. Text sehr frei verfahren war und als das Märchen selbst aufs Korn genom- Dinge, die dem Abendland fremd waren, men wird. umgeschrieben hatte17. Die B. von Volkserzählungen zielt also Gleiches gilt natürlich für die Über- vielfach darauf ab, tradierte Stoffe in setzung aus der oder in die Mundart. einem idealisierten 'Volkston' neu darzu- Problematisch ist es, wenn ζ. B. Wisser bieten. Die Berechtigung dazu wurde die hochdt. Märchen Karl -*• Müllenhoffs, einerseits aus der Forderung nach Allge- die meist aus dem westl. Teil Schleswig- meingültigkeit der Aussage, andererseits Holsteins stammen, in seinen geliebten aus dem Wunsch nach Rezeption durch ostholstein. Dialekt überträgt18, oder wenn ein breites Publikum abgeleitet. Erst 5 Beatrix — Bebel, Heinrich 6 durch Fragestellungen, die sich auf die 25. - 17 1001 Nacht 6, 656. - 18 Ranke 1, 139; Genese, Struktur und Funktion solcher 2, 9, 126 etc. -19 ibid. 1, 271. -20 Schier, K. (ed.): Schwed. Volksmärchen. MdW 21974, 257. - Erzählungen, auf ihre Wandlungen inner- 21 Doderer, K. (ed.): Lex. der Kinder- und halb des Traditionsprozesses und vor Jugendlit. 1. Weinheim/Basel 1975, 119-121. - allem auf das Verhältnis der Erzähler zu 22 HDM 1, 222. - 23 Wisser, E.: Dummhannes. ihnen bezogen, führte das Streben nach Krailling vor München [1948] 9. - 24 Ranke, K.: Schwank und Witz als Schwundstufe. In: Fest- Authentizität zu einem neuen Verhält- schr. W.-E. Peuckert. B./Bielefeld/Mü. 1955, nis gegenüber den Aufzeichnungen, das 41-59. - 26 Röhrich, L.: Gebärde - Metapher - sich in einem Rückgang an B.en äußerte. Parodie. Düsseldorf 1967, 130-152. - 26 Ran- dolph, V.: The Devil's Pretty Daughter. Ν. Υ. 1955, 91 sq. und 196 sq. (Lit.). - 27 Fetscher, I.: 2. Dramaturgische B. Zahlreiche Wer hat Dornröschen wachgeküßt ? Das Mär- Volks- und Kunstmärchen wurden seit chen· Verwirrbuch. Hbg/Düsseldorf 1972. - der Mitte des 18. Jh.s (C. W. von Gluck, 28 Traxler, H.: Die Wahrheit über Hänsel und P. A. Monsigny, C. Gozzi u. a.) für die Gretel. Ffm. 1963. Bühne bearbeitet, in neuerer Zeit auch Lit.: Schmidt, L.: Zur Geschichte der Märchen- oper. Rostock 1895. - Stier-Somlo, H.: Das für -> Film, Rundfunk, -> Television Grimmsche Märchen als Text für Opern und und - in steigendem Umfang - für die Spiele. B./Lpz. 1926. - Schmidt, K.: Untersten (Kinder-) -> Schallplatte. Die wichtigsten zu den Märchenslgen von L. Bechstein. Lpz. B.sformen sind das Märchen (sing) spiel, die 1935. - Rosenfeld, H.-F.: Zur Arbeitsweise der Brüder Grimm in ihren Dt. Sagen. In: D JbfVk. 4 -» Märchenoper und -Operette sowie das (1958) 82-90. - Lüthi, M.: Die Herkunft des Märchenballett. Bevorzugte Quellen der B. Grimmschen Rapunzelmärchens. In: Fabula 3 bildeten die Märchensammlungen -> Basi- (1960) 95-118 (zur B.sweise J. Grimms). - Gin- schel, G.: Der Märchenstil J.Grimms. In: les, -> Perraults, die Märchen aus ->1001 DJbfVk. 9 (1963) 131-168. - Fiedler, Α.: L. Nacht, die KHM der Brüder Grimm, die Bechstein als Sagensammler und Sagenpublizist. Märchenbücher Ludwig Bechsteins In: DJbfVk. 12 (1966) 243-266, bes. 259sq. - sowie die Märchen von Hans Christian Richter, D./Merkel, J.: Märchen, Phantasie und soziales Lernen. B. 1974. - Lüthi, Märchen -> Andersen, Wilhelm -> Hauff, Aleksandr («1976) 57 sq. S. -> Puskin, Petr P. Jersov u. a. Die dramaturgische B. fordert in der Freiburg/Br. Dietz-Rüdiger Moser Regel die Schaffung einer in sich geschlos- senen und stringenten Szenenfolge, die Beatrix -> Nonne, die in die Welt ging Festlegung der Schauplätze, die Charak- terisierung der Gestalten, die Ausstaffie- rung mit dem Personal, die Herausarbei- Beaumont, Marie Leprince de Le- tung des Konfliktes und - im Sprachli- prince de Beaumont, Μ. chen - Dialogisierung, oft auch Umsetzung der Erzählprosa in gebundene Sprache. Bebel, Heinrich, * Justingen bei Mün- Biologie des Erzählgutes, -> Kontext, singen 1472, | Tübingen 1518, Dichter und Pädagogik, -> Parodie, -»• Redaktion, Humanist. Der Vater, ein angesehener -•Stil. Bauer, schickte seine Söhne auf die Stadt- schule von Schelkingen bei Blaubeuren. I EM 1,463. - 2 Rölleke, H.: A. und B. von Arnim. 1492 studierte B. in Krakau bei Lauren- In: EM 1,815-822. - 3 Mackensen, L.: Aur- tius Corvinus, der hist.-ethnogr. Interessen bachers Märchen. In: HDM 1, 151. - 4 Steig, R./ Grimm, H. (edd.): A. von Arnim und die ihm in ihm weckte. 1494 befand er sich als nahe standen. 1: A. von Arnim und C. Brentano. Schüler von Sebastian Brant in Basel, Bearb. von R. Steig. Stg. 1894, 156. - 8 Cardaus, 1496 in Tübingen. Dort erlangte er 1497 H.: Die Märchen C. Brentanos. Köln 1895, 4. - eine bescheiden dotierte Professur für » BP 4, 448. - 7 ibid., 424. - 8 ibid., 448. - ' ibid., 453 sq. - 10 EM 1, 129. - Rhetorik und Poetik. Im Sinne des wiss. II EM 1,854. - 12 Ortutay, G.: Ung. Volks- Humanismus trat er gegen die Scholastik märchen. B. 1957, 34. - 13 BP 5, 167. - 14 Bra- und das verderbte Kirchenlatein auf und chetti, A.: Studien zur Lebensform des dt. lehrte Grammatik und Metrik klassischer Volksmärchens (Diss. Ffm.). Bühl-Baden 1935, 6 sq. - 16 HDM 1, 146. - le Cardaus (wie not. 5) Latinität. Er beherrschte die lat. Prosa t* 7 Bebel, Heinrich 8 ebenso wie die Versdichtung und verfaßte Opuscula nova et adolescentiae labores. Die Lob- und Streitgedichte, Elegien, Oden, noch von B.s eigener Hand verb. Neuaufl. Hymnen, Dialoge und Epigramme, kaum aller drei Teile erschien Straßburg 1514; jedoch dt. Verse. 1501 wurde er von auf ihr basieren die modernen Ausg.n von Maximilian I. nach dem Vortrag einer A. Wesselski und G. Bebermeyer. Bis zu patriotischen Oratio auf den Kaiser, die B.s frühem Tod wurden fünf Aufl.n zugleich die Uneinigkeit der Deutschen gedruckt, 1516 schon eine in Paris. beklagte, zum Poeta laureatus gekrönt. Posthume Ausg.n folgten 1526,1541,1542, In seiner umfangreichen Dichtung Trium- 1555, 1590, 1600, 1603 (zusammen mit phus Veneris (Pforzheim 1509?; ed. den Fazetien des Nicodemus -»Frischlin) Ioannis Altenstaig. Straßburg 1515) lieferte und 1651 (in Amsterdam mehrfach nach- er eine allegorisch überfrachtete Satire auf gedruckt) , die letzte noch 1750 in Tübingen. die Sittenverderbnis seiner Zeit. Diese Ausg.n stimmen nicht überein; ver- Das Jahr 1502 verbrachte B., um der schiedentlich wurden Stücke aus den Pestgefahr in Tübingen zu entgehen, in Facetiae weggelassen, dafür Sinnreden aus der Heimat, genoß nach eigenen Äußerun- den Proverbia eingefügt. Die erste dt. gen das Landleben und hatte lebendigen Ubers, erschien 1558 s. 1. und fand weitere Kontakt zur Bevölkerung aller Schichten. Aufl.n in Ffm. 1568, 1589, 1606 und 1612 Das fand seinen Niederschlag in den für (cf. Goedeke 2,468sq.), allerdings mit die Nachwelt bedeutendsten Werken, Einschüben aus den Apologen des Predi- einer über 600 Nummern umfassenden gers Bernardino Ochini (s. 1. [Augsburg ?] Slg Proverbia germanica (Straßburg 1508), 1559). Der Übersetzer dieses Werkes war in der er neben literar. Traditionsgut auch der Augsburger Arzt und Literat Christof gängige dt. Sprichwörter in lat. Überset- Wirsung (cf. ADB 43,521), dem Wesselski zung verzeichnete, und in den nach dem darum auch die dt. Version der Schwänke Vorbild von Poggio zusammengetragenen B.s zuschrieb, während K. Goedeke an Facetiae in drei Büchern mit insgesamt Michael Lindener dachte; Wesselski 439 Schwänken, Scherzreden und heiteren war jedoch der Ansicht, daß Lindener die Betrachtungen. Natürlich hat B. als dt. Texte besser geraten wären. belesener Mann schriftliche Quellen Zur Verbreitung von B.s Fazetien haben benützt, so die ma. Exempelliteratur, die auch andere beigetragen. Johannes Mensa philosophica, Poggio, -> Boc- Pauli, Georg -> Wickram, Jacob -> Frey, caccio, —> Abstemius, die -> Cent nouvelles Hans Sachs, Hans Wilhelm -»• Kirchhof nouvelles u.a.; er hat Anleihen bei August u. a. schöpften aus seinen Büchern; auch -» Tünger, in der Komödie Stylpho seines in Schwankslgen des 17. Jh.s ist oft aus- Freundes Jacob Wimpheling oder im drücklich auf B. als Quelle verwiesen. Die Straßburger Rätselbuch gemacht (cf. den internat. Wirkung blieb nicht aus: Johan- Quellenindex bei Bebel/Wesselski 2, 187 — nes -> Gast übernahm einen ansehnlichen 203). Viele Erzählungen sind jedoch auf Teil der Schwänke in seine Convivales ser- B.s schwäb. Umwelt lokalisiert und stam- mones (Basel 1543), woraus wiederum men wohl aus seiner persönlichen Kenntnis Ludovico -»• Domenichi eine größere Zahl der mündlichen Überlieferung. „Facetias ins Italienische übersetzte. Wesselski meas suevicas", so bezeichnet er sie, und konnte viele Stücke in ndl. und frz. Slgen er hatte, wie er in der Widmung selbst nachweisen. Bei B. verzeichnete Schwänke sagt, einige Mühe, die volkstümliche Rede- gehören noch im 19. und 20. Jh. zur inter- weise in die gepflegte lat. Prosa zu über- nat. gängigen schriftlichen und mündlichen tragen; bes. deftige Ausdrücke brachte er Uberlieferung. im dt. Wortlaut. B. hat die Bände 1 und 2 seiner Fazetien Die beiden ersten Bücher der Fazetien einem Freund als heitere Badelektüre sind 1508 in Straßburg zusammen mit der gewidmet und versprach, ihm bei Gefallen Sprichwörtersammlung erschienen, der noch mehr zu liefern, weil der Mensch dritte Teil folgte ebenda 1512 in den seine Zeit auf „Muße und Arbeit, Schimpf

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