Wolfram Boucsein Elektrodermale Aktivitat Grundlagen, Methoden und Anwendungen Mit einem Anhang zur Hamburger EDA-Auswertung von Eckart Thorn Mit 54 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Professor Dr. WOLFRAM BOUCSEIN Universitat Wuppertal Lehrstuhl fur Physiologische Psychologie Max-Horkheimer-Strasse 20 D-5600 Wuppertal ISBN 978-3-662-06969-1 ISBN 978-3-662-06968-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-06968-4 CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek. Boucsein, Wolfram: Elektrodermale Aktivitiit : Grundla gen, Methoden u. Anwendungen / Wolfram Boucsein. Mit e. Anh. zur Hamburger EDA-Auswertung von Eckart Thom. - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo: Springer, 1988. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. 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Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Produkthaftung: Fiir Angaben iiber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann yom Verlag keine Gewiihr iibernommen werden. Derartige Angaben miissen Yom jeweiligen Anwender im Einzel fall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit iiberpriift werden. Bindearbeiten: J. Schaffer GmbH & Co. KG., D-6718 Griinstadt 1 2126/3130-543210 Me'iner Frau Vorwort Die Registrierung der elektrodermalen Aktivitat (EDA) - fruher als haut galvanische Reaktion (HGR) oder Galvanic skin reaction (GSR) bezeichnet - stellt wohl die am haufigsten verwendete Methode zur Erfassung physiologischer Korrelate psychischer Vorgange dar. Seit ihrer Entdeckung vor etwa 100 Jahren haben sich zwar mehrere tausend Publikationen mit der EDA beschaftigt, doch konnen die ihr zugrundeliegenden Vorgange noch keineswegs als verstanden gel ten. Der hierfiir notwendigen interdisziplinaren Zusammenarbeit von Physiolo gie, Psychophysiologie und Physik mangelt es nicht nur an einer Tradition, sondern auch an fundierten, gut verstandlichen Gesamtdarstellungen, die dem an der EDA Interessierten einen umfassenden Einblick in deren Grundlagen und Anwendungen geben konnten. Ein Ziel der vorliegenden Monografie ist es daher, diese Lucke zu schlieBen, und nicht nur solchen Physiologen, Psychologen, Physikern oder Biologen, die unmittelbar an der EDA-Forschung beteiligt sind, sondern auch Anwendern wie Dermatologen und Klinischen sowie Medizinischen Psychologen ein Stan dardwerk zur Verfiigung zu steIlen, das aIle Aspekte der EDA einschlieBlich der Moglichkeiten und Probleme ihrer Anwendung beriicksichtigt. Andererseits solI sie nicht nur den an der EDA-Forschung Interessierten und praktischen Anwen dern, sondern auch Studierenden der Psychologie, der Medizin und der Biologie als umfassende Einfiihrung in die betreffenden Forschungs- und Anwendungs gebiete dienen. Damit dieses Buch auch als Nachschlagewerk verwendet werden und yom jeweiligen Leserkreis - je nach Interessenlage und Stand der Vorkennt nisse - von unterschiedlichen Stellen aus bearbeitet werden kann, wurde der Text mit zahlreichen Querverweisen versehen. 1m ersten Teil des Buches wird nach einleitenden Ausfiihrungen zur Termi nologie und zur Geschichte der EDA-Forschung im Kapitel1.1 eine integrative Zusammenfassung von Beitragen der einzelnen beteiligten Disziplinen - Anato mie im Kapitel 1.2, Physiologie im Kapitel 1.3 und Physik bzw. Systemtheorie im Kapitell.4 - zu den Grundlagen der EDA vorgenommen. Dabei wird beson deres Gewicht auf eine Vermittlung des Verstandnisses zentraler und peripherer Mechanismen der EDA einschlief31ich der entsprechenden Modellvorstellungen gelegt. Der zweite Teil des Buches befaBt sich mit der EDA-Messung. MeBsysteme, Elektroden, Elektrolyte und Abieitstellen sowie Auswertung und elektronische Datenverarbeitung werden beschrieben, wobei auch die einzelnen MeBtechniken Vln Vorwort mit ihren Vor- und Nachteilen, z. B. endosomatische gegenuber exosomatischen Messungen, Verwendung von Leitfiihigkeit oder Widerstand als Einheiten oder Vorteile und Probleme des Einsatzes von Wechselspannungsmethoden sowie die vielfiiltigen Moglichkeiten der Parameterbildung dargestellt werden. Ziel die ses zweiten Teils ist es, dem Leser sowohl eine EinfUhrung in die insbesondere in den letzten 15 J ahren gefuhrten Methodendiskussionen als auch praktische Anleitungen zur EDA-Messung zu geben. Derjenige Leser, der sich zunachst weniger konzeptuell mit der EDA befas sen, sondern vor allem die von ihm verwendete EDA-Mefitechnik uberprufen oder eine Laboreinrichtung zur DurchfUhrung entsprechender Messungen schaf fen mochte, kann das grundlegend einfUhrende Kapitel2.1 bis auf den Abschnitt 2.1.4 iiberspringen. Er wird dann mit dem Studium der Kapitel 2.2 und 2.3 beginnen und ggf. dort auch die sich auf weniger hiiufig verwendete Techni ken beziehenden Abschnitte 2.2.3, 2.2.5 und 2.2.8 auslassen. Da das Buch mit zahlreichen Querverweisen versehen ist, lassen sich bei dieser Vorgehensweise die relevanten grundlegenderen Ausfiihrungen auch im Nachhinein problemlos auffinden. Bei einer Jnterpretation der mit Hilfe von EDA-Messungen erhalte nen Ergebnisse sollten die entsprechenden Teile des Kapitels 2.5 hinzugezogen werden. Der bereits mit der EDA-Messung vertraute und vor allem an den grundsiitzlichen Methodendiskussionen interessierte Leser wird dagegen u. U. mit dem Kapitel 2.6 beginnen und nur bei Bedarf auf die technischen Details der verschiedenen Methoden zuriickgreifen. Der dritte Teil des Buches befafit sich mit den Problemen und Ergebnissen der Anwendung der EDA in verschiedenen Bereichen von Forschung und Pra xis. Schwerpunktmiifiig wurden dabei in den Kapiteln 3.1 bis 3.4 die Gebiete der allgemeinen, differentiellen und klinischen Psychophysiologie einschliefilich der Psychiatrie behandelt. 1m Kapitel 3.5 finden sich Darstellungen arbeitspsycho logischer und forensischer Anwendungen sowie solcher in Nachbardisziplinen wie Dermatologie, Neurologie und Innerer Medizin. Wegen der uniiberschaubaren Fiille der vorliegenden Originalliteratur konnten hierbei nur die wichtigsten Fra gestellungen - und dort hiiufig auch nur neuere und besonders relevante Ar beiten - beriicksichtigt werden. Auch wurde der Darstellung methodologischer Probleme der Vorzug gegeniiber einer Sammelreferat-ahnlichen Zusammenfas sung der ohnehin meist eher divergierenden Einzelergebnisse gegeben. Damit soli dem Anwender der EDA-Messung in erster Linie das notwendige Metho denbewufitsein vermittelt werden. Daneben finden sich jeweils Hinweise auf zu sammenfassende Ergebnisdarstellungen in der Literatur. Mein Dank fiir die Mithilfe bei der Bearbeitung der umfangreichen Literatur, fUr Diskussion der Mefikonzepte und fur Erganzungs- sowie Korrekturvorschliige gilt insbesondere meinen Mitarbeitern Dr. R. Baltissen, Dr. W. Kuhmann, Dr. F. Schaefer und Frau Dipl.-Psych. Annette Valentin sowie Frau cando psych. Christina Weimann. Insbesonders zu den klinisch orientierten Abschnitten des Vorwort IX Teils 3 hat Frau Valentin ganz entscheidende Beitrage geleistet. Fur das Schrei ben und Editieren des Manuskripts bin ich Frau Ulrike Hillmann zu besonderem Dank verpfiichtet. Bei der technischen Herstellung haben mich zudem Frau Sa bine Leenen und Herr P.Hensel unterstiitzt. Ferner danke ich fur Diskussionsbeitrage und Erganzungen sowie Korrektu ren: Dr. B. Andresen, Dipl.-Phys. Priv.-Doz. Dr. M. Euler, Frau Dipl.-Biol. Dr. Hiltrud Lemke, Dr. med. Dr. phil. F. Muthny, Dipl.-Math. F. Foerster, Dipl.-Ing. W. Muller, Dr. G. Stemmler, Prof. Dr. P. Walschburger sowie Dipl.-Phys. E. Thom, der aufierdem mit seinem Anhang eine wertvolle Ergan zung zu diesem Buch beigesteuert hat. Wuppertal, im August 1987 W. Boucsein Inhalt sverzeichnis 1. Grundlagen elektrodermaler Aktivitiit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Allgemeines zur elektrodermalen Aktivitiit .............. . 2 1.1.1 Definitionen und Terminologie .......................... . 2 1.1.2 Anfange der Erforschung elektrodermaler Aktivitat ..... . 5 1.1.3 Weiterentwicklung der Grundlagenforschung zur elektrodermalen Aktivitat .............................. . 7 1.2 Zur Anatomie der Haut und der SchweiBdriisen ......... . 9 1.2.1 Vertikale Struktur der Haut ............................ . 9 1.2.1.1 Die Epidermis .......................................... . 11 1.2.1.2 Dernlis und Subcutis ................................... . 14 1.2.1.3 GefaBsystem der Haut .................................. . 15 1.2.2 Horizontale Struktur der Haut ................... '" .... . 16 1.2.3 Vorkommen und Bau der Schweii3drusen ................ . 16 1.2.4 Weitere effektorische und sensible Organe in der Haut ... . 19 1.3 Physiologie der Haut, der SchweiBdriisen und der elektrodermalen Aktivitiit .............................. . 20 1.3.1 Efferente Innervation der Haut ......................... . 20 1.3.2 Innervation der Schweii3drusen .......................... . 23 1.3.2.1 Periphere Anteile der Schweii3druseninnervation ......... . 23 1.3.2.2 Zentrale Anteile der Schweif3druseninnervation .......... . 25 1.3.2.3 Fragen der Doppelinnervation und Ruheaktivitat der Schweif3driisen ...................................... . 28 1.3.2.4 Besonderheiten der Schweii3driiseninnervation in verschiedenen Hautregionen ............................ . 29 1.3.3 Funktionen der Schweif3driisenaktivitat ................ , . 31 1.3.3.1 Mechanismus der Schweif3absonderung und Salzgehalt des Schweii3es .......................................... . 31 1.3.3.2 Thermoregulatorische Funktion des Schwitzens und ihr Zusammenhang mit der Hautdurchblutung .............. . 32 1.3.3.3 Weitere Funktionen und Besonderheiten des Schwitzens ............................................. . 34 1.3.4 Spezifische der elektrodermalen Aktivitat zugrunde- liegende physiologische Mechanismen ................... . 36 1.3.4.1 Auslosung elektrodermaler Phanomene im Zentralnervensystem .................................... . 36 XII lnhaltsverzeichnis 1.3.4.2 Membraneigenschaften der Haut und lokale physiologische Erscheinungen in der Haut bei Schweil3driisenHitigkeit ................................. . 39 1.3.5 Mogliche biologische Bedeutung der elektrodermalen Aktivitiit ............................................... . 42 1.4 Physikalische und systemtheoretische Grundlagen e1ektrodermaler Aktivitat ............................... . 46 1.4.1 Grundlegendes zu Systemen aus Widerstiinden und Kapazitiiten ............................................ . 47 1.4.1.1 Einige elektrische Grunddimensionen ................... . 47 1.4.1.2 Verhalten von RC-Schaltungen beim Anlegen von Gleichspannung ........................................ . 49 1.4.1.3 Verhalten von RC-Schaltungen beim Anlegen von Wechelspannung ........................................ . 55 1.4.1.4 Ermittlung von Systemeigenschaften unbekannter RC-Systeme ............................................ . 61 1.4.2 Elektrophysikalische Eigenschaften der Haut und der SchweiBdriisen ...................................... . 65 1.4.2.1 Widerstandseigenschaften der Haut und der SchweiBdriisen .......................................... . 65 1.4.2.2 Kapazitative Eigenschaften der Raut und der SchweiBdriisen .......................................... . 69 1.4.2.3 Entstehung der verschiedenen Komponenten elektrodermaler Phiinomene ............................ . 70 1.4.3 Modelle des elektrodermalen Systems ................... . 76 1.4.3.1 Modelle auf der Basis von Widerstiinden ................ . 76 1.4.3.2 Modelle unter EinschluB kapazitativer Eigenschaften .... . 78 1.4.3.3 Spezifische Beitriige von Wechselstromuntersuchungen zur Modellbildung ...................................... . 82 2. Methoden zur Erfassung der elektrodermalen Aktivitiit . . . . 89 2.1 Grundlegendes zur Technik der Messung elektrodermaler Aktivitat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 2.1.1 Messungen nach dem Prinzip des Spannungsteilers.... ... 91 2.1.2 Messungen durch Regelschaltungen mittels Operationsverstiirkern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 2.1.3 Schaltungen zur Trennung von elektrodermalen Niveau- und Reaktionswerten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 2.1.4 Spezifische Probleme bei der Messung elektrodermaler Aktivitiit im Vergleich zu anderen Biosignalen . . ... ... . . . 101 2.1.5 Wechselstrommessungen der elektrodermalen Aktivitiit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
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