Description:Die Wahrheit war, daß Ramzi so wenig daran dachte, Sucham anzuwerben, wie ihm der Gedanke gekommen wäre, seine Mutter anzuwerben. Sucham war seine Kindheit. Aber dieser Gedanke befriedigte ihn nicht.Eines Tages fragte sie ihn: »Bin ich eigentlich nicht gut genug für deinen Heiligen Auftrag?«»Red keinen Unsinn.«»Dann willst du mich vielleicht beschützen?«»Wovor?«»Weich mir nicht aus. Beschützt du mich, dann heißt das, daß du deine Genossen verrätst.«Das stimmte. Daß er Sucham nicht anwarb, bedeutete in gewisser Weise, daß er die Revolution verriet. Er beschloß, sie nicht mehr wiederzusehen.
Ramzi glaubt an das Zusammenleben von Arabern und Juden, weshalb er keine Notwendigkeit sieht, die jüdische Gemeinde von Bagdad zu entwurzeln und nach Israel zu bringen. Ramzis Jugendliebe Sucham soll an den Mann ihrer Tante verheiratet werden. Zwischen der persönlichen Herausforderung und der äußeren Welt, die nach 1945 auch im Irak in Aufruhr geraten war, entscheidet sich Ramzis Leben: Ist sein politisches Engagement nicht nur Flucht vor der persönlichen Verantwortung? Und wie steht es mit dem Vorwurf an seinen zionistischen Bruder, er wolle aus einem Ghetto hinaus, nur um mit Blut ein noch größeres aufzubauen?
ISBN 3-860 42-132-8 DM
Sammy Michael ist 1925 im Irak geboren, dort schloß er sich der kommunistischen Partei an. 1948 mußte er als Internationalist nach Israel fliehen. Im Irak zwischen 1945 und 1948 spielt auch sein Roman »Eine Handvoll Nebel«, den wir als erstes Werk Michaels auf Deutsch verlegen. Am Beispiel des jungen Revolutionärs Ramzi behandelt Michael die Frage, ob es Aufgabe sein sollte, die Verhältnisse so gerecht zu gestalten, daß man auch als Jude unbehelligt leben kann, oder ob es richtiger ist, ein Israel aufzubauen, das dann vielleicht doch das (große) Ghetto wird, aus dem zu entfliehen man beabsichtigt hatte. Die persönlichen Kenntnisse des Autors und seine schriftstellerische Phantasie sorgen dafür, daß das Leben dieser Zeit in einem unruhigen, gewalttätigen und hoffnungsvollen Irak spannend und eindringlich geschildert werden.