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Duale Reihe Pädiatrie PDF

1016 Pages·2018·47.714 MB·German
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1 Diagnostik 1.1 Anamnese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.2 KlinischeUntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.3 Arbeitstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 1.4 BildgebendeDiagnostik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 ©PhotoDisc S.Meyer,A.Shamdeen,B.Stöver 1.1 Anamnese 1.1 Anamnese S.Meyer „Listentoyourpatient,heistellingyouthediagnosis“ (SirWilliamOsler,1849–1919) Im Rahmen der Anamnese (altgriech. ανάμνησις, anámnēsis, „Erinnerung“) wird DieAnamnesesolltegründlichundumfas- die Krankengeschichte des Säuglings/Kindes/Jugendlichen erhoben. Diese sollte senderhobenwerden(Tab.1.1),dasiezu- gründlich und umfassend sein (Tab. 1.1), da auchim heutigen Zeitaltereiner sehr sammenmitderkörperlichenUntersuchung wesentlichzurDiagnosefindung(undsomit stark technikorientierten Medizin Anamnese und körperliche Untersuchung we- auchzurTherapie)beiträgt. sentlichfürdieDiagnosefindungundsomitletztlichauchfürdieTherapiesind.Eine unzureichend erhobene Anamnese kann schnell zu falschen differenzialdiagnos- tischen Überlegungen und zur Durchführung unnötiger Untersuchungen führen, welche nicht nur einen erheblichen finanziellen Mehraufwand bedeuten können, sondern meist auch wenig richtungweisende Ergebnisse liefern und im Einzelfall aucheineGefährdungdesPatientendarstellenkönnen. ≡ 1.1 InhalteeinerkomplettenAnamneseimKindesalter KompletteAnamnese persönlicheAngaben Name,Geburtsdatum,Wohnort,Kinder-/Hausarzt,Sorgeberechtigter,TelefonnummerundErreichbarkeitderEltern, NameundAdressedesniedergelassenenKinderarztes,Krankenversicherung aktuelleBeschwer- Seitwann?Wiestarkausgeprägt?Verlauf,bisherigeMaßnahmenbzw.Untersuchungen(bereitsinärztlicherbzw. den/Erkrankung nichtärztlicherBehandlung[Komplementärmedizin])etc. frühereErkrankungen chronischeErkrankungen,stationäreKrankenhausaufenthalte,Operationen,Unfälle Medikamentenein- aktuelleMedikation(Präparat/Wirkstoff,Dosis,Verabreichungsform,Verträglichkeit,Nebenwirkungen),Medikamen- nahme/Allergien tenallergien,sonstigeAllergien Impfstatus immerImpfausweisvorlegenlassen,übermöglichefehlendeImpfungeninformieren Schwangerschaft BesonderheiteninderSchwangerschaft,perinataleKomplikationen,Geburtsmodus(Spontangeburt,Kaiserschnitt, undPerinatalzeit, Vakuumextraktion,Forceps),Gestationsalter(Frühgeburt),APGAR-Werte,Nabelarterien-pH-Wert,Behandlungin Entwicklungs- Kinderklinikpostnatalerforderlich anamnese AuxologiemittelsdesU-Hefteserfassen(PerzentilenkurvenfürGewicht,KörpergrößeundKopfumfang);motorische, kognitiveundsprachlicheEntwicklungerheben(gezieltnachMeilensteinenderEntwicklungfragen:wannSitzen, Laufen,Sprechen,Dentitionetc.) vegetativeAnamnese B-Symptomatik(Schwitzen,Nachtschweiß,ungewollterGewichtsverlust),Miktio/Stuhlgang,Enuresis/Enkopresis, Schlafverhalten,Geschlechts-/Pubertätsentwicklung Ernährung aktuelleErnährungsgewohnheiten,Stillen,Flaschennahrung,Nahrungsunverträglichkeiten,Nahrungsmittelallergien, Übergewicht Sozialanamnese Familienverhältnisse,Patchwork-Familie,KonsanguinitätderEltern,BerufstätigkeitderEltern,Migrationshintergrund /Familienanamnese (ggf.einDolmetscher),Geschwisterkinder,sozialeKontakte/Freundeskreis,Hobbys/Freizeitaktivitäten,Medien- konsum,Kindergarten,Schulklasse,Schulart,schulischeLeistungen,(unerwartete)TodesfälleinderFamilie, plötzlicherKindstod,familiäreHäufungvonErkrankungen,psychischeErkrankungenderEltern BeiderErhebungderAnamnesesindinderPädiatrieeinigeBesonderheitenzube- BesonderheitenundwichtigeRahmenbedin- achten,insbesonderewasdasAlterderPatientenbetrifft.SoerfolgtbeimNeugebo- gungenbeiderpädiatrischenAnamnese: renen,SäuglingundKleinkinddieErhebungderKrankengeschichtemitdenEltern ■altersentsprechendeAnamneseerhebung (FremdanamnesebeiSäugling,abKinder- inFormeinerFremdanamnese;eshandeltsichalsoimmerumeineInterpretation gartenalterzunehmendeGesprächsteilnah- derSymptomedurchdieEltern.EinKindergartenkindkanneingeschränktamGe- medurchdasKindmöglich) 18 1 Diagnostik ■ruhigesundentspanntesUmfeldschaffen spräch teilnehmen und die Fremdanamnese punktuell ergänzen. Beim Schulkind (keineTelefonateoderUnterbrechungen) undJugendlichenerfolgtmeisteineaktiveTeilnahmedesjungenPatienten;inEin- ■kindgerechteAusstattungderPraxis zelfällenkannessogarsinnvollsein,dieAnamneseinAnwesenheiteinermedizini- (Spielecke,Raumgestaltung) schenHilfspersonohnedieElternzuerheben. ■offeneFragenstellen,keineunverständli- Die Anamnese sollte in einem ruhigen und entspannten Umfeld erfolgen, in wel- chenFachterminiverwenden chemsichdasKindunddieBezugspersonwohlfühlen.StörendeUnterbrechungen ■Vertrauensverhältnisaufbauen durchTelefonateoderweiterePersonensindzuvermeiden.Essolltezudemaufeine ■BeobachtungderInteraktiondesKindes mitseinerUmweltbzw.Bezugsperson kindgerechte Ausstattung(z.B.Spielecke,freundlicheRaumfarbenetc.)desUnter- (motorische,sozialeundkognitiveFähigkei- suchungszimmersgeachtetwerden. ten,Entwicklungsstand). Esistsinnvoll,dieersteFragezurjetzigenErkrankungoffenzustellen(beispielswei- se: Was führt dich/Sie zu mir? Erzähl mir von deinen/Erzählen Sie mir von Ihren Problemen/Beschwerden).Dabeiistesstetshilfreich,denNamendesPatienten/Kin- deszu nennen. Imweiteren Verlaufder Anamnesekann in Abhängigkeit von den geschilderten Beschwerden/Symptomen dann gezielt nachgefragt werden, um wichtigeInformationenfürdieDiagnosestellungundweitereDifferenzialdiagnostik einzuholen.DabeisollteauffürdasKindundseineFamilieunverständlicheFachter- miniundAbkürzungensowieaufSuggestivfragenverzichtetwerden. Bei der erstmaligen Erhebung der Krankengeschichte geht es allerdings nicht nur darum,wichtigeInformationenbezüglichderaktuellenBeschwerdendesPatienten zuerhalten,sonderndasErstgesprächstelltaucheinewichtigeGelegenheitdar,ein tragendes Vertrauensverhältnis zum Patienten und zu seinem familiären Umfeld aufzubauen. Dies ist insbesondere bei Kindern mit schweren chronischen Erkran- kungensehrwichtig. ▶Merke. ▶Merke. DerersteEindruckistoftvonentscheidenderBedeutung. DesWeiterenkanndererfahreneKinderarztbereitswährendder(Fremd-)Anamne- seerhebung aus der Beobachtung des Kindes und der Interaktion mit seiner Um- welt/BezugspersonwichtigeInformationenerhalten(motorischeundsozialeFähig- keiten, grobe Einschätzung der Funktion der Sinnesorgane, kognitive Fähigkeiten, Entwicklungsstandetc.). ▶Merke. ▶Merke. Nebender Möglichkeit primär organischeroder funktionellerStörungen solltebeiwidersprüchlichenundnurschwernachvollziehbarenAngabenderEltern zumKrankheitsverlaufbzw.Unfallgeschehenauchdifferenzialdiagnostischaneine Kindesmisshandlung (S.828) gedacht werden. DiesesVerdachtsmomentkann u.a. durch Einholen weiterer Angaben (häufiger Arztwechsel, Versäumen von Vorsor- geuntersuchungen)gestütztwerden. ImklinischenAlltagmussimEinzelfallbeider AllerdingslassensichimhektischenklinischenAlltag–sowohlineinerkinderärzt- ErhebungderKrankengeschichteaufdieak- lichen Praxis als auch in einer Notfallambulanz einer Kinderklinik – nicht immer tuellenBeschwerdenfokussiertwerden,um sämtliche Gesichtspunkte einer kompletten Anamnese erheben. Hierbei muss im raschzueinerDiagnosezugelangen. EinzelfallaufdieaktuellenBeschwerden/Symptomefokussiertwerden,umraschzu einer Diagnosestellung zu gelangen. Dem niedergelassen Kinderarzt kommt ins- besondere bei der frühzeitigen Erkennung angeborener oder erworbener Erkran- kungen und Abweichungenvon der normalen EntwicklungeinewichtigeRolle zu (MeilensteinederEntwicklung,s. Tab.1.1). 1.2 Klinische Untersuchung 1.2 KlinischeUntersuchung A.Shamdeen 1.2.1 Grundprinzipien 1.2.1 Grundprinzipien WichtigeGrundprinzipiensind: BeiderpädiatrischenUntersuchung–gleichwelcherAltersgruppe–sollteeinean- ■angenehmeAtmosphäre genehmeAtmosphäregeschaffenwerden.DieAnwesenheitderElternistbesonders ■AnwesenheitderElternv.a.beikleineren bei kleineren Kindernwichtig. Fürdie UntersuchungNeugeborener sowie dievon Kindern Säuglingensollten2grundlegendeVoraussetzungenerfülltsein:satt(idealsind2h ■ausreichendeBeleuchtungundZimmer- postprandial) und warm (Wärmelampe). Zu achten ist auch auf ausreichende Be- temperatur,warmeUntersucherhände leuchtung und Zimmertemperatur (geschlossene Fenster). Die Hände sollten des- ■Vertrauenaufbauen,beruhigendeWorte infiziertundgewärmtwerden.DiesgiltauchfürdasStethoskop. ■AnerkennungundLob 18 1 Diagnostik ■ruhigesundentspanntesUmfeldschaffen spräch teilnehmen und die Fremdanamnese punktuell ergänzen. Beim Schulkind (keineTelefonateoderUnterbrechungen) undJugendlichenerfolgtmeisteineaktiveTeilnahmedesjungenPatienten;inEin- ■kindgerechteAusstattungderPraxis zelfällenkannessogarsinnvollsein,dieAnamneseinAnwesenheiteinermedizini- (Spielecke,Raumgestaltung) schenHilfspersonohnedieElternzuerheben. ■offeneFragenstellen,keineunverständli- Die Anamnese sollte in einem ruhigen und entspannten Umfeld erfolgen, in wel- chenFachterminiverwenden chemsichdasKindunddieBezugspersonwohlfühlen.StörendeUnterbrechungen ■Vertrauensverhältnisaufbauen durchTelefonateoderweiterePersonensindzuvermeiden.Essolltezudemaufeine ■BeobachtungderInteraktiondesKindes mitseinerUmweltbzw.Bezugsperson kindgerechte Ausstattung(z.B.Spielecke,freundlicheRaumfarbenetc.)desUnter- (motorische,sozialeundkognitiveFähigkei- suchungszimmersgeachtetwerden. ten,Entwicklungsstand). Esistsinnvoll,dieersteFragezurjetzigenErkrankungoffenzustellen(beispielswei- se: Was führt dich/Sie zu mir? Erzähl mir von deinen/Erzählen Sie mir von Ihren Problemen/Beschwerden).Dabeiistesstetshilfreich,denNamendesPatienten/Kin- deszu nennen. Imweiteren Verlaufder Anamnesekann in Abhängigkeit von den geschilderten Beschwerden/Symptomen dann gezielt nachgefragt werden, um wichtigeInformationenfürdieDiagnosestellungundweitereDifferenzialdiagnostik einzuholen.DabeisollteauffürdasKindundseineFamilieunverständlicheFachter- miniundAbkürzungensowieaufSuggestivfragenverzichtetwerden. Bei der erstmaligen Erhebung der Krankengeschichte geht es allerdings nicht nur darum,wichtigeInformationenbezüglichderaktuellenBeschwerdendesPatienten zuerhalten,sonderndasErstgesprächstelltaucheinewichtigeGelegenheitdar,ein tragendes Vertrauensverhältnis zum Patienten und zu seinem familiären Umfeld aufzubauen. Dies ist insbesondere bei Kindern mit schweren chronischen Erkran- kungensehrwichtig. ▶Merke. ▶Merke. DerersteEindruckistoftvonentscheidenderBedeutung. DesWeiterenkanndererfahreneKinderarztbereitswährendder(Fremd-)Anamne- seerhebung aus der Beobachtung des Kindes und der Interaktion mit seiner Um- welt/BezugspersonwichtigeInformationenerhalten(motorischeundsozialeFähig- keiten, grobe Einschätzung der Funktion der Sinnesorgane, kognitive Fähigkeiten, Entwicklungsstandetc.). ▶Merke. ▶Merke. Nebender Möglichkeit primär organischeroder funktionellerStörungen solltebeiwidersprüchlichenundnurschwernachvollziehbarenAngabenderEltern zumKrankheitsverlaufbzw.Unfallgeschehenauchdifferenzialdiagnostischaneine Kindesmisshandlung (S.828) gedacht werden. DiesesVerdachtsmomentkann u.a. durch Einholen weiterer Angaben (häufiger Arztwechsel, Versäumen von Vorsor- geuntersuchungen)gestütztwerden. ImklinischenAlltagmussimEinzelfallbeider AllerdingslassensichimhektischenklinischenAlltag–sowohlineinerkinderärzt- ErhebungderKrankengeschichteaufdieak- lichen Praxis als auch in einer Notfallambulanz einer Kinderklinik – nicht immer tuellenBeschwerdenfokussiertwerden,um sämtliche Gesichtspunkte einer kompletten Anamnese erheben. Hierbei muss im raschzueinerDiagnosezugelangen. EinzelfallaufdieaktuellenBeschwerden/Symptomefokussiertwerden,umraschzu einer Diagnosestellung zu gelangen. Dem niedergelassen Kinderarzt kommt ins- besondere bei der frühzeitigen Erkennung angeborener oder erworbener Erkran- kungen und Abweichungenvon der normalen EntwicklungeinewichtigeRolle zu (MeilensteinederEntwicklung,s. Tab.1.1). 1.2 Klinische Untersuchung 1.2 KlinischeUntersuchung A.Shamdeen 1.2.1 Grundprinzipien 1.2.1 Grundprinzipien WichtigeGrundprinzipiensind: BeiderpädiatrischenUntersuchung–gleichwelcherAltersgruppe–sollteeinean- ■angenehmeAtmosphäre genehmeAtmosphäregeschaffenwerden.DieAnwesenheitderElternistbesonders ■AnwesenheitderElternv.a.beikleineren bei kleineren Kindernwichtig. Fürdie UntersuchungNeugeborener sowie dievon Kindern Säuglingensollten2grundlegendeVoraussetzungenerfülltsein:satt(idealsind2h ■ausreichendeBeleuchtungundZimmer- postprandial) und warm (Wärmelampe). Zu achten ist auch auf ausreichende Be- temperatur,warmeUntersucherhände leuchtung und Zimmertemperatur (geschlossene Fenster). Die Hände sollten des- ■Vertrauenaufbauen,beruhigendeWorte infiziertundgewärmtwerden.DiesgiltauchfürdasStethoskop. ■AnerkennungundLob 19 1.2 KlinischeUntersuchung BevormitderUntersuchungbegonnenwird,solltederUntersuchermitberuhigen- ■gesamtenKörperohneBekleidungbeurtei- den, freundlichen Worten und Anlächeln ein Vertrauensverhältniszu dem kleinen len(Cave:SchamgefühlbeiälterenKindern) Patientenaufbauen.SäuglingeimAltervonetwa8–9Monatensolltenggf.aufdem ■ReihenfolgederUntersuchungsschritte:an- fangsUntersuchungen,dienurbeiruhigem SchoßderMutteruntersuchtwerden,dennindieserZeitbeginntdieFremdelphase. Patientendurchführbarsind(z.B.Auskulta- KinderdieserAltersgruppekann mangut miteinem Schnuller oder interessanten tion),zuletztunangenehmeoderschmerz- SpielsachenzurMitarbeitanregen.Wichtigist,dieUntersuchungsschrittezuerklä- hafteUntersuchungen(z.B.Rachen-und renundandenEntwicklungsstandunddieSituationzuadaptieren.ImKleinkindal- Ohrinspektion). terkanndieUntersuchungmiteinemGesprächodereinemSpielbegonnenwerden. Das Zeigen der Untersuchungsschritte an der (mitgebrachten) Puppe oder einem Teddy kann helfen, Ängste zu nehmen. Ab etwa 18–24 Monatenwerden einfache Anweisungen verstanden. Schon Kleinkinder freuen sich sehr über Anerkennung, deshalbsolltenichtmitLobgespartwerden. ▶Merke. Erst Vertrauensverhältnis aufbauen, dann mit der klinischen Unter- ▶Merke. suchungbeginnen. Der gesamte Körper sollte unbekleidet beurteilt werden, dabei muss der Patient abernichtfürdieDauerderganzenUntersuchungnacktsein.Insbesonderebeiälte- renKindernsollteaufdasSchamgefühlRücksichtgenommenwerden. Untersuchungsschritte, die nur bei einem ruhigen Patienten verwertbare Befunde liefern, wie Auskultation des Herzens, der Lunge sowie Palpation des Abdomens, solltenv.a.beikleinenPatientenzuBeginnvorgenommenwerden.Unangenehme oder schmerzhafte Untersuchungen (z.B. Rachen- und Ohrinspektion) werden am SchlussdurchgeführtundsolltendemKindangekündigtwerden. 1.2.2 Allgemeinzustand 1.2.2 Allgemeinzustand Zunächst muss sich der Untersucher einen Gesamteindruck vom Zustand des Pa- FolgendePunktesolltenbeurteiltwerden: tientenverschaffen.DabeisolltenfolgendePunktebeurteiltwerden: ■Vitalparameter ■Vitalparameter(Atemfrequenz,Herzfrequenz,Blutdruck,Körpertemperatur) ■Bewusstseinszustand,AktivitätundVerhal- ten ■Bewusstseinszustand(Vigilanz),AktivitätundVerhalten(willspielen,lacht,ängst- ■Hautkolorit,Hautturgor lich,weinerlich,Bewegungsmuster) ■Muskeltonus ■Hautkolorit(rosig,blass,zyanotisch),Hautturgor(Hautfalte) ■Körpermaße. ■Muskeltonus(hyperton,hypoton,normoton) ■Körpermaße: Länge, Gewicht und Kopfumfang in die Perzentilenkurve (S.927) eintragen. ▶Merke. Alarmsignale sind: Wimmern, Apathie, Teilnahmslosigkeit und Mattig- ▶Merke. keit,geringeoderfehlendeSpontanmotorik,Saug-oderTrinkschwächebeimSäug- ling, Tachypnoe/Bradypnoe oder Tachykardie/Bradykardie in Ruhe, Einziehungen (s.u.), halonierte Augen, blass-graues Hautkolorit, Zentralisation, kalt-schweißige Haut,Petechien. 1.2.3 ThoraxundLunge 1.2.3 ThoraxundLunge Inspektion: Inspektorisch sollte auf Habitus, bestimmte Thoraxformen (z.B. Trich- Inspektion:Inspektorischistaufbestimmte terbrust)undDeformierungensowierachitischeZeichen(S.101)geachtet werden. FormenundDeformierungendesThoraxso- Bis zum 2. Lebensjahr ist ein Fassthorax physiologisch. Die Mamillen sollten hin- wierachitischeZeichenzuachten.Auchdas AussehenderMamillen(v.a.Größe,Form,La- sichtlich Anzahl, Größe, Form, Lage und Pubertätsstadium beurteilt werden. Beim ge)solltebeurteiltwerden. Neugeborenen sind dieseoft innerhalbder ersten Lebenstage infolge mütterlicher Hormonwirkung vergrößert undangeschwollen.EskannaucheineleichteAbson- derungvonmilchigemSekretvorkommen. BeiderBeurteilungderThorax-undBauchexkursionistzubeachten,dassbiszum Zubeachtensindaußerdem:Thorax-und SchulalterbeiKinderndieZwerchfellatmung(→Bauchbewegungen)überwiegtund Bauchexkursion,EinsatzderAtemhilfsmusku- daherdieThoraxexkursionbeimNeugeborenenundSäuglingsehrgeringseinkann. latur,Atemfrequenz,Nasenflügeln,pathologi- scheGeräusche(exspiratorischesStöhnen, WeiterhinistzuachtenaufdenEinsatzderAtemhilfsmuskulatur,dieAtemfrequenz Knorksen,Stridor),Einziehungen. (S.116), Nasenflügeln, pathologische Geräusche (exspiratorisches Stöhnen, Knork- sen, Stridor) sowie Einziehungen. Postnatal kann beim Neugeborenen vorüber- gehend Nasenflügeln oder leichtes Stöhnen auftreten, die sich aber spätestens in- nerhalb der nächsten 2–4 Stunden unter Überwachung zurückbilden sollten (sog. transiente Tachypnoe des Neugeborenen). Die Zeichen eines Atemnotsyndroms (S.142)müssenfrühzeitigerkanntwerden. 20 1 Diagnostik ▶Merke. ▶Merke. Einziehungen und Nasenflügeln zählen neben Husten, Tachypnoe, Dys- pnoeundFieberzudenpneumonischenZeichen. Auskultation:Berücksichtigtwerdensollten Auskultation:BeiderAuskultationdesThoraxsolltenfolgendeKriterienberücksich- folgendeKriterien:BelüftungimSeitenver- tigtwerden: gleich,CharakterdesAtemgeräusches,Vor- ■seitengleicheBelüftung handenseinpathologischerGeräuscheund ■Atemgeräusch:seitengleichodereinseitiggedämpft/verschärft,beimNeugebore- RasselgeräuschesowiedasVerhältnisvon nenphysiologischscharf In-zuExspiration. ■pathologischeGeräusche(Stridor,Knorksen) ■feuchte(grob-,mittel-,feinblasig)undtrockeneRasselgeräusche(Giemen,Brum- menundPfeifen) ■VerhältnisIn-zuExspiration(z.B.gesundesNeugeborenes1:1bis1:2). Eine verlängerte Inspiration tritt bei Behinderung der oberen Atemwege auf, ein verlängertesExspiriumbeitiefergelegenerObstruktion(z.B.beiBronchitiden).Ein Stridorfindetsichz.B.imRahmeneinerFremdkörperaspirationimBereichderobe- renAtemwegeoderbeiPseudokrupp. Perkussion:Atemverschieblichkeit,Lungen- Perkussion: Sie ist ab dem Schulalter sinnvoll. Zu achten ist auf die seitengleiche grenzenundKlopfschallwerdenimSeitenver- Atemverschieblichkeit, die Lungengrenzen sowie den Klopfschall (sonor, hyper- gleichbeurteilt. sonor, gedämpft). Einseitig hypersonorer Klopfschall kann auf eine Überblähung (z.B.beiFremdkörperaspiration)hinweisen,eineDämpfungaufeinenPleuraerguss odereineInfiltrationimLungengewebe(z.B.beiPneumonie). 1.2.4 HerzundKreislauf 1.2.4 HerzundKreislauf InspektionundPalpation:Eindeutlichsicht- Inspektion und Palpation: Blässe und Schwitzen können beim Neugeborenen und barerHerzspitzenstoßsowieeinHerzbuckel SäuglingZeicheneinerHerzinsuffizienzdarstellen.EinHerzbuckel(asymmetrische sindZeicheneinerventrikulärenBelastung. VorwölbungeinerThoraxhälfte)weistaufeineventrikuläreHerzbelastunghin.Zu- EinSystolikumkannbeiVitienwährenddes demsollteaufdieLagedesHerzspitzenstoßes(zusehenbeilinksventrikulärerBe- Punctummaximumanjeweilscharakteristi- lastung,physiologischnurzutastenbeivorgeneigtenSitzenim4.–5.ICRderlinken schenLokalisationenalsSchwirrentastbar MCL)sowieaufpräkordiales(z.B.2.–3.ICRlinksparasternalbeiPulmonalstenose) sein.PeripherePulsesindanallenExtremitä- oderjuguläresSchwirren(z.B.beiAortenstenose)geachtetwerden.Wichtigistdie tenimVergleichhinsichtlichAmplitudeund Qualitätzubeurteilen. PalpationderperipherenPulseimVergleich(RegelmäßigkeitderHerzaktion,Quali- tät,Amplitude,anallenExtremitätenfühlbar,abgeschwächteLeisten-oderFußpul- se); ein abgeschwächterFemoralispulskann z.B.beiAortenisthmusstenosevorlie- gen.BeiNeugeborenenundjungenSäuglingenkannphysiologischüberderFonta- nelle häufig ein leichter Pulsschlag zu sehen und zu tasten sein. Bei einem aus- geprägtenBefundistdifferenzialdiagnostischu.a.aneinenpersistierendenDuctus arteriosus(PDA)zudenken. Auskultation:Auskutationspunkte Auskultation:DieAuskultationspunktedesHerzensentsprechendenenderErwach- s. Abb.1.1 senen(s. Abb.1.1). ⊙ ⊙ 1.1 1.1 AuskultationspunktebeimSäuglingundKleinkind (FüeßlH.,MiddekeM.,DualeReiheAnamneseund KlinischeUntersuchung,6.Auflage,Thieme;2018) 21 1.2 KlinischeUntersuchung ▶Merke. ZusätzlichsolltezumAusschlusseinerAortenisthmusstenosestetsdorsal ▶Merke. auskultiertwerden(systolischesGeräuschparavertebrallinks). Systolische Herzgeräuschefinden sichhäufig und können im Rahmen einesHerz- SystolischeHerzgeräuschekönnensowohl fehlers, bei Anämie oder Fieber auftreten. Im Neugeborenenalter istdas Vorliegen ZeicheneinerkardialenErkrankung(z.B.Viti- einesoffenenDuctusarteriosusbotalli(systolisch-diastolischesHerzgeräusch)cha- umcordis)oderBegleitsymptomeinerande- renErkrankung(z.B.beiFieberinfolgeInfekti- rakteristisch.GeräuschemitFortleitungindiehintereobereThoraxaperturdeuten on)seinalsauchohneKrankheitswert(Non- auf arterielle Stenosen des Herzens hin. Häufig findet sich ein akzidentelles Herz- nensausen)bestehen.DiastolischeGeräu- geräuschimlinken4.ICRmitmusikalischemKlangcharakter;dieLautstärkeändert schehingegensindimmeralspathologisch sichtypischerweisenachLageänderungdesKörpers.EinebenfallshäufigerAuskul- zubewertenundbedürfeneinerAbklärung. tationsbefundohneKrankheitswertistdassog.Nonnensausen,einkontinuierliches Geräusch,welchessichamoberenSternalrandauskultierenlässt.BeideGeräusche sindstetsleiserals3/6.BeizweifelhaftenBefundensolltezurSicherheiteineEcho- kardiografiedurchgeführtwerden. DiastolischeGeräuschesindimmeralspathologischzubewertenundmüssenstets abgeklärtwerden.WeitereDetailssiehe„AngeboreneHerzfehler“(S.352). 1.2.5 Abdomen 1.2.5 Abdomen Inspektion: Die Ausprägung des Unterhautfettgewebes kann Hinweise auf Ernäh- Inspektion:AufdieAusprägungdesUnter- rungs- und Resorptionsstörungen liefern. Narben geben Informationen über Vor- hautfettgewebes,Narben,Vorwölbungoder operationen. Ein vorgewölbtes Abdomen kann Zeichen eines Meteorismus, eines EinfallendesAbdomensistzuachten. Aszites,einesabdominellenTumorsodervergrößerterinnererOrgane(z.B.beiSpei- chererkrankungen) sein. Bei Neugeborenen und insbesondere Frühgeborenen mit prallemAbdomensollteaneinenekrotisierendeEnterokolitisgedachtwerden,v.a. wennDarmschlingendurchdieBauchdeckedurchscheinen.EineingefallenesAbdo- menzeigtsichz.B.beieinerExsikkose,kannaberauchbeiNeugeboreneneinHin- weisfürdasVorliegeneinesEnterothoraxsein(sog.Kahnbauch).AusladendeFlan- kenundeinverstrichenerNabeltreteninfolgeeinesAszitesauf. Auskultation: Alle 4 Quadrantenwerden untersucht. Eine sehr lebhafte Peristaltik Auskultation:Lokalisation,Lautstärke,Klang- findetsichbeiGastroenteritiden.Hochgestellte,klingendeDarmgeräuschekommen qualitätundIntensitätderPeristaltiksindzu beieinemmechanischenIleusvor.DasFehlenvonDarmgeräuschenisttypischfür berücksichtigen. einenparalytischenIleus. PalpationundPerkussion:KindersindindiesemBereichoftberührungsempfindlich PalpationundPerkussion:Zubeachtensind: undkitzlig.ZurEntspannungderBauchdeckekönnenbeimSäuglingdieBeineleicht ■Abwehrspannung angewinkelt und zur Beugung im Hüftgelenk angehobenwerden. Bei älteren Kin- ■Resistenzen dernkanndiesdurchAnstellenderBeineundPalpationinderInspirationsphaseer- ■LokalisationvonDruckschmerzensowie Loslassschmerz reichtwerden. ■Lage,Größe,KonsistenzundVerschieblich- Bei der Palpation ist insbesondere aufdie Bauchdeckenspannung (normal, erhöht, keitvonLeberundMilz Abwehrspannung),ResistenzenunddieLokalisationvonDruckschmerzsowie Los- ■TastbefundderNiere,Klopfschmerzhaftig- lassschmerzzuachten.BeiGastroenteritidenistderDruckschmerzhäufigimMittel- keitdesNierenlagers bauch, bei (fortgeschrittener) Appendizitis typischerweise im rechten Unterbauch ■KlopfschalldesAbdomens(hypersonor,ge- und bei Obstipation meist im linken Unterbauch lokalisiert. Walzenförmige Resis- dämpft) tenzen können Zeichen einer Invagination, einer chronisch-entzündlichen Darm- ■beirektalerUntersuchung:Verletzungen, erkrankungoderimlinkenUnterbauchamhäufigsteneinerObstipationsein. Sphinktertonus,Raumforderungen,Druck- schmerzmitLokalisation,Stuhlmengeund WichtigistaußerdemdieBestimmungderLage,Größe,VerschieblichkeitundKon- Konsistenz,Stuhlfarbe,BlutamHandschuh. sistenzvonLeberundMilz.BeiderPalpationinderMedioklavikularlinieragtdieLe- berca.2cmunterdemRippenbogenhervor,beiNeugeborenenbiszu 3cm.Daes z.B.beiSpeichererkrankungenzumassiverVergrößerungderLeberundMilz(z.B. lysosomaleErkrankungen)kommenkann,solltemandiePalpationimUnterbauch beginnen und nach oben tastend den unteren Leberrand aufsuchen. Dieser sollte sichglattundweichanfühlen.KnotigeVeränderungendeutenaufeineZirrhosehin. Bei angeborenen Herzerkrankungen, insbesondere mit Rechtsherzobstruktion, ist ebenfallshäufigeineHepatomegaliezupalpieren. ▶Merke. Zubeachtenist,dassbeieinerÜberblähungderLunge(z.B.infolgebron- ▶Merke. chialer Obstruktion) die Leber tiefer stehen und fälschlicherweise vergrößert er- scheinenkann. 22 1 Diagnostik DieMilzistimKindesalterhäufignichtodernurbeitieferInspirationtastbar.Eine VergrößerungkommtbeiInfektionen,Speichererkrankungen,Störungendesporta- lenBlutflussesodermalignenSystemerkrankungenvor. DieNierensindbehutsamundmitVorsichtzupalpieren(RupturgefahrbeiZysten). SiesindphysiologischbeikleinenundschlankenKinderninRückenlagemitglatter, weicher Oberfläche zu tasten. Bei einer Hydronephrose sind die Nieren aufgrund derDilatationdesNierenbeckensvergrößertalsglatte,weiche,rundlicheRaumfor- derungpalpabel.BeimultizystischerNierendysplasiekommtesinfolgeStörungder Differenzierung im Parenchym zu multiplen kleineren Zysten unterschiedlicher Größe,dieOberflächefühltsichunebenundhöckerigan.TumorenvonNiere(z.B. Wilms-Tumor) und Nebenniere (z.B. Neuroblastom) sind als solide und derbe Raumforderung tastbar.BeiverdächtigemTastbefundvorsichtigeweitereklinische Untersuchung (Cave: Rupturgefahr der Raumforderung). Es solltesich einebildge- bendeDiagnostik,z.B.Sonografie,anschließen.DieNierenlagersindaußerdemauf Klopfschmerzhaftigkeit(z.B.Pyelonephritis)zuuntersuchen. DiePerkussiondesAbdomensermöglichtdieAbgrenzungeinesMeteorismus,wel- cher durch hypersonoren Klopfschall charakterisiert ist, vom Aszites, welcher zu einerDämpfungführt. ZurabdominellenUntersuchunggehörtauchdierektaleUntersuchung,welchebei bestimmten Indikationen (z.B. bei unklaren Bauchschmerzen, V.a. Appendizitis oderInvagination)unerlässlichist.Siesolltezuletztdurchgeführtwerden,dasiefür dieKinderunangenehmundschmerzhaftseinkann.BeiSäuglingenundkleineren KindernwirdderkleineFingerbenutzt(Handschuhe+Gleitcreme).Zuachtenistauf Verletzungen,Fremdkörper,Sphinktertonus,Raumforderungen,Druckschmerzund dessen Lokalisation, Stuhlmenge und Konsistenz in der Ampulle sowie Stuhlfarbe (Teerstuhl)oderBlutamHandschuh(z.B.Invagination). 1.2.6 Haut 1.2.6 Haut DasHautkoloritkannHinweiseaufdieKreis- Das Hautkolorit kann wertvolle Hinweise auf die Funktion des Kreislaufs und auf lauffunktionundverschiedeneErkrankungen dasVorliegenverschiedenerErkrankungenliefern(Tab.1.2). geben(Tab.1.2).DieperiphereDurchblutung DieRekapillarisierungszeitgibtAuskunftüberdieperiphereDurchblutung.Siewird wirddurchBestimmungderRekapillarisie- ermittelt,indemmitdemFingereinleichterDruckaufdieFingerkuppedesPatien- rungszeitüberprüft. tenausgeübtwird.NachdemLoslassenistdiesezunächstweiß,wirdaberbeimge- sundenNeugeborenennachwenigerals2swiederrosig. ≡ ≡ 1.2 1.2 DifferenzialdiagnosedesHautkolorits Hautkolorit möglicheUrsachen bläulich SauerstoffmangelbeiHerzfehleroderpulmonalerErkrankung,Polyglobulie, (zyanotisch) verminderterBlutflussbeiKälteexposition grau- Schock,frühesZeicheneinerSepsis marmoriert blass Anämie,Schock,Volumenmangel,Blutverlust;beiNeugeborenen:Blutung (Gehirn,Nebennierenrinde),feto-maternaleoderfeto-fetaleTransfusion, intrauterineVirusinfektion;imAltervon3Monaten:Trimenonanämie gerötet Hyperthermie,arteriellerHypertonus,Flush(Anaphylaxie,Medikamenten- nebenwirkung),feto-fetaleTransfusion gelb LeberfunktionsstörungenwieCholestaseinfolgeCholelithiasisoderMukovis- zidose,Hämolyse,Neugeborenenikterus(Bilirubin>5mg/dl) grünlich direkteHyperbilirubinämie(z.B.beiFehlbildungenimBereichderGallenwege odernachlängererparenteralerErnährung) CharakteristischePigmentierungen(Café- Zu achten ist außerdem auf auffällige Pigmentierungen, wie Café-au-lait-Flecken au-lait-Flecken,Nävi,dunkleHautpigmentie- (>5 Flecken mit einem Durchmesser>5mm präpubertal bzw.>15mm postpuber- rung)sowieAusprägungendesUnterhaut- tal: Ausschluss einer Neurofibromatose notwendig) oder Nävi (z.B. Nävus flam- fettgewebes(Tabaksbeutelgesäß,atypische meus, bei Sturge-Weber-Syndrom im Gesicht lokalisiert). Striae rubrae sind bei Verteilung,Adipositas)könnenaufverschie- Morbus Cushing typisch, eine vermehrte Pigmentierung der Haut und Mund- deneErkrankungenhinweisen. schleimhautkommtbeiNebenniereninsuffizienzvor.Dersog.StorchenbissbeiNeu- geborenen ist eine durch kleine Gefäße hervorgerufene harmlose Hautrötung an Stirn und Nacken. Davon abzugrenzen sind Hämangiome, welche stecknadelkopf- großbeginnenundmehrereZentimetergroßundüberdasHautniveauerhabensein 23 1.2 KlinischeUntersuchung können. Bei ungünstiger Lage (mechanische Beanspruchung, Blutungsgefahr) und/ oderstarkerWachstumstendenzisteineTherapieerforderlich.RötungenderHand- flächenundFußsohlenmitspäterSchuppungkönnenZeicheneinesKawasaki-Syn- dromssein. DesWeiterenistdieAusprägungdesUnterhautfettgewebeszuberücksichtigen,z.B. Tabaksbeutelgesäß(typischfürDystrophie,z.B.beiZöliakie),atypischeFettpolster- verteilung(beiCDG-Syndrom,CDG=CongenitalDisordersofGlycosylation),Adipo- sitasbishinzuAdiposogigantismusoderStammfettsucht. DerHautturgorgibtHinweiseaufdenHydratationszustandundwirddurchAnhe- DerHautturgoristeinMarkerfürdenFlüssig- beneinerHautfalteüberprüft,dieimNormalfallsofortzurückgeht.BeieinemFlüs- keitshaushaltdesKörpers.ErwirddurchAn- sigkeitsmangel ist der Hautturgor reduziert, d.h., die Hautfalte verstreicht lang- hebeneinerHautfaltegeprüft. sameroderkannbeiExsikkosesogarlängereZeitbestehenbleiben.Einreduzierter TurgorwirdbeiSäuglingenundKleinkindernz.B.häufigdurchErbrechen,Durchfäl- le und Fieber ausgelöst, ein gesteigerter Turgor findet sich bei Ödemen (z.B. an Hand-undFußrückenbeimUllrich-Turner-Syndrom). 1.2.7 Kopf 1.2.7 Kopf EineMakrozephalie(Kopfumfang>97.Perzentile)kannkonstitutionellbedingt(fa- ZeicheneinerpathologischenMakrozephalie miliäre Makrozephalie) oder durch eine intrakranielle Drucksteigerung verursacht sindraschesperzentilenkreuzendesKopf- sein.ZeicheneinerpathologischenMakrozephaliesindraschesperzentilenkreuzen- wachstum,klaffendeSchädelnähte,vergrö- desKopfwachstum,klaffendeSchädelnähte,vergrößerteundhervorgetreteneFon- ßerteundhervorgetreteneFontanelle,Son- nenuntergangsphänomen,starkeVenenzeich- tanelle sowie das Sonnenuntergangsphänomen (vertikale Blickparese). Typisch ist nungdesKopfes. außerdemeinestarkeVenenzeichnungdesKopfes. BeieinerMikrozephalie(Kopfumfang<3.Perzentile)mussangenetischeSyndrome BeieinerMikrozephaliemussangenetische (z.B.Down-Syndrom),Fehlbildungen,vorzeitigenVerschlussderSchädelnähteoder Syndrome,vorzeitigenVerschlussderSchä- ZustandnachHirnschädigung(z.B.schwereperipartaleAsphyxie)gedachtwerden. delnähteoderZustandnachHirnschädigung gedachtwerden. EineMikrozephalieistgehäuftmitgeistigerRetardierungassoziiert. BeimNeugeborenenundSäuglinghabenPalpationundAuskultationderFontanelle BeiderUntersuchungderFontanelleim45°- einebesondereBedeutung.DiePalpationsolltebeimruhigenKindnichtinflacher WinkelistaufGröße,WeichheitundLageim Rückenlage, sondern bei leicht angehobenem Oberkörper (45°-Winkel) durch- Schädelniveauzuachten.Eineeingesunkene FontanelleisttypischfüreinenFlüssigkeits- geführtwerden.ZumVerschlussderhinterenkleinenFontanellekommtesbereits mangel,einevorgewölbteFontanellekommt indenersten Lebensmonaten,dievorderegroßeFontanelleschließtsichim Laufe beigesteigertemHirndruckvor.Strömungs- des2.Lebensjahres(meistzwischendem12.und18.Lebensmonat).Eineeingesun- geräuschekönnenHinweiseaufintrakranielle keneFontanelleisttypischfüreineExsikkose,einevorgewölbtefüreineSteigerung Gefäßmalformationensein. des intrakraniellen Drucks (z.B. bei einer Blutung oder Meningitis – ein Fehlen schließteineMeningitisjedochnichtaus!).Strömungsgeräuschekommenbeiintra- kraniellenGefäßmalformationenvor(z.B.Vena-Galeni-Malformation). ▶Merke. EineVorwölbungderFontanellebeiheftigemSchreienistphysiologisch. ▶Merke. EineauffälligeSchädelkonfigurationkannbeiprämaturerNahtsynostose(vorzeitige VorzeitigeVerknöcherungeinerodermehre- Verknöcherung der Schädelnähte) entstehen. Eine Weichheit der Schädelknochen rerSchädelnähtekannzueinerauffälligen (vergleichbarmitdemDruckaufeinenTennisball)bzw.derLambdanahtbeimEin- Schädelkonfigurationführen.EineWeichheit derSchädelknochenundderLambdanahtfin- drückenbezeichnetmanalsKraniotabesundisteintypischesZeichenfürRachitis. detmanbeiRachitis.DieAugensolltenhin- Bei der Untersuchung der Augen werden Lidschluss, entzündliche Veränderungen sichtlichLidschluss,entzündlicherVerände- der Konjunktiva, Bulbusmotilität, Lichtreaktion und Sehvermögen beurteilt. Mit- rungenderKonjunktiva,Bulbusmotilität, unterfindetsichalsNormvarianteeineSeitendifferenzderPupillenmitregelrechter LichtreaktionundSehvermögenuntersucht Lichtreaktion(physiologischeAnisokorie).UrsachetränenderAugenbeiNeugebore- werden. nenundkleinenSäuglingenisthäufigeineTränenwegsstenose. 1.2.8 Lymphknoten 1.2.8 Lymphknoten DieLymphknotenwerdenanHalsundNacken(aurikulär,nuchal,submandibulär), BeiderPalpationderLymphknotenstationen imKieferwinkelbereich,supra-und infraklavikulär,axillär sowieinguinalpalpiert. istaufDruckdolenz,Schwellungen,Verschieb- Dabeiist auf Druckdolenz, Schwellungen, Verschieblichkeit, Größe und Konsistenz lichkeit,GrößeundKonsistenzimSeitenver- gleichzuachten.Währendkleineverschieb- zuachten.BeiInfektensinddieLymphknotenkleinundverschieblichsowiebeidsei- tigauffindbar.Große,derbeSchwellungenkönnenaufeineTuberkulose,einenAbs- licheLymphknotenschwellungenbeiInfekten typischsind,deutengroßeundderbe zess(Rötung)odereinemaligneErkrankunghindeuten.BeieinseitigerRötungund SchwellungenaufTuberkulose,Abszessoder Schwellung ist an eine Lymphadenitis zu denken. Kleine inguinale Lymphknoten- maligneErkrankungenhin. schwellungenkommenhäufigauchbeigesundenKindernvor. 24 1 Diagnostik 1.2.9 Hals,Schilddrüse,Wirbelsäuleund 1.2.9 Hals,Schilddrüse,WirbelsäuleundExtremitäten Extremitäten BeiderPalpationderSchilddrüsewirdauf DieInspektionderSchilddrüseerfolgtbeileichtzurückgebeugtemKopf.Dabeisteht Größe,Konsistenz,Druckempfindlichkeit, derUntersucherhinterdemPatientenundumfasstmitbeidenHändendenHals.Bei Schluckverschieblichkeit,knotigeVerände- der Palpation wird auf Größe (beide Schilddrüsenlappen sowie Isthmus), Konsis- rungensowieSchwirrengeachtet. tenz,Druckempfindlichkeit,Schluckverschieblichkeit,knotigeVeränderungensowie SchwellungenamHalskönnendurchver- Schwirren geachtet. Der Halsumfang sollte zusätzlich ermittelt und zum späteren größerteLymphknotenoderHalszystenher- Vergleichdokumentiertwerden. vorgerufenwerden. SchwellungenamHalskönnendurchvergrößerteLymphknotenoderauchlaterale WirbelsäuleundExtremitätenwerdenauf Beweglichkeit,Symmetrie,Verletzungen,Ge- undmedianeHalszysten(embryonaleFehlbildung)hervorgerufenwerden.Laterale lenkschwellungenundFehlbildungenunter- HalszystensindtypischerweiseamVorderranddesM.sternocleidomastoideusloka- sucht. lisiert.BeimTurner-Syndromfindetsichdassog.Pterygiumcolli,eineauffälligeFal- tenbildungamHals. Bei der Beurteilungder Wirbelsäule sollteneben der Beweglichkeit besonders auf das Vorliegeneiner Skoliose geachtet werden.BeiNeugeborenen mussim Bereich derDornfortsätzeeineSpinabifidaausgeschlossenwerden. BeiderUntersuchungderExtremitätenmussaufSymmetrie,Beweglichkeit,Verlet- zungen, Fehlbildungen und Gelenkschwellungen geachtet werden. Bewegungsein- schränkungen des Arms bei Neugeborenen können durch eine Armplexusparese odereinerKlavikulafrakturverursachtsein.DasVorliegeneinerHüftgelenksdyspla- siekannmitdemOrtolanitestüberprüftwerden(s. Abb.20.30).Diesersollteimpo- sitivenFalljedochnichtmehrfachwiederholtwerden,umVerletzungendeszarten Knorpels der Gelenkpfanne zu vermeiden. Die häufigste Fußdeformität ist der Klumpfuß, der häufiger bei Jungenvorkommt. Fehlende Finger oder Fingerglieder beim Neugeborenen können durch intrauterine Abschnürungen mit amniotischen Bändernentstehen.FehlbildungenderHändekommenbeigenetischenSyndromen vor.EineVerschmelzungvon2.und3.ZehkanneineNormvariantesein,trittjedoch auchbeimSmith-Lemli-Opitz-Syndromauf. 1.2.10 HNO 1.2.10 HNO ▶Merke. ▶Merke. DieHNO-UntersuchungsollteimmeramSchlusseinerpädiatrischenUn- tersuchungdurchgeführtwerden. BeiderOhrinspektionsolltenkleineKinder BeiderOhrinspektionistdaraufzuachten,dasskleineKindergutgehaltenwerden, gutgehaltenwerden(Abb.1.2).BeiSäuglin- umSchmerzenundVerletzungendurchmöglichesAbwehrverhaltenzuvermeiden. genwirddieOhrmuschelvorsichtignachhin- IdealerweisesitztdasKinddabeiaufdemSchoßderMutter(Abb.1.2);sehrwehr- tenoderhinten-unten,beiälterenKindern hafteKinderkönnenimflachenLiegenbessergehaltenwerden.BeiSäuglingenwird nachhinten-obengezogen.DieVerwendung dieOhrmuschelvorsichtignachhintenoderhinten-unten,beiälterenKindernnach einesgroßenOhrtrichters(dergeradenoch hinten-obengezogen.DieVerwendungeinesgroßenOhrtrichters(dergeradenoch passt)istderkleinerervorzuziehen.Zuachten passt)istdemkleinerervorzuziehen,umeinzutiefesEindringenzuvermeiden(im istaufFremdkörper,EntzündungendesGe- hörgangsoderTrommelfells,Vorwölbungen knöchernenBereichistderGehörgangsehrschmerzempfindlich!).Zuachtenistauf undVerdickungen(Tab.1.3). Fremdkörper,EntzündungendesGehörgangsoderTrommelfells,Vorwölbungenund Verdickungen(Tab.1.3). ≡ ≡ 1.3 1.3 BefundedesTrommelfellsundmöglicheUrsachen Trommelfellbefund Ursachen rosaoderhellgrau,spiegelnd gesund leichtgerötet Aufregung,längeresWeinen starkgerötet,vorgewölbt Otitismedia gelblich,matt,Flüssigkeitsspiegeloder Paukenhöhlenerguss Luftbläschen bläulichschimmernd EinblutunginPaukenhöhle retrahiert Belüftungsstörung(Adenoide,Infekt),chro- nischeOtitis ▶Merke. ▶Merke. Eine retroaurikuläre Rötung mit Schwellung deutet auf eine Mastoiditis hinundbedarfdringendweitererAbklärung(Bildgebung)!

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