Die Technologie des Maschinentechnikers Von Professor Ingenieur Karl Meyer Oberlehrer an den staatl. Vereinigten Maschinen bauschulen zu Cöln Vierte, verbesserte Auflage Mit 408 Textfiguren Springer-Verlag Berlin Beideiberg GmbH Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1919 by Springer-Verlag Berlin Heidelberg Ursprünglich erschienen bei Julius Springer in Berlin 1919 ISBN 978-3-662-42221-2 ISBN 978-3-662-42490-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-42490-2 Vorwort zur ersten Auflage. Das vorliegende Buch soll keine neuen Tatsachen oder Ansichten bringen. Es soll nur den Anfänger, den Schüler, in das betreffende Gebiet der Technologie einführen, nur ein Unterrichtsbuch sein, und zwar in erster Linie für die preußischen höheren und niederen Maschinen bauschulen. Damit ist seine Brauchbarkeit für die Schüler anderer technischer Lehranstalten, für in der Praxis stehende Techniker und Kaufleute nicht ausgeschlossen. Das Buch ist aus meiner Unterrichts praxis entstanden. Es zeigt daher einen praktisch möglichen Weg zu dem gesteckten Ziele. Ich verkenne nicht, daß es noch andere, vielleicht bessere Wege zu diesem Ziele geben kann und gibt. Wer sich mit dem von mir gewählten Wege befreunden kann, wird nach Einführung des Buches den Lehrstoff nicht mehr zu diktieren brauchen und kann die dadurch gewonnene Zeit auf die schulmäßige Einprägung desselben verwenden. Wem meine Dars.tellung nicht ausführlich genug ist, dem möchte ich erwidern, daß ich bemüht war, den Text, zur Wiederholung geeignet, möglichst knapp zu fassen und die eingehende Erläuterung dem Vortrage des Lehrers zu überlassen. Bei der Anordnung des Stoffes folgte ich dem Gange der Fabrikation in einer Maschinenfabrik. Der erste Abschnitt enthält daher die Ma schinenbaustoffe, der zweite die Herstellung der Gußstücke, der dritte die Schmiedearbeiten und der vierte die mechanische Bearbeitung der Guß- und Schmiedestücke. Diese Reihenfolge auch beim Unterricht einzuhalten, ist nicht nötig. Der für die preußischen Maschinenbau schulen vorgeschriebene Lehrplan bedingt ja eine andere Reihenfolge, welche man aber nach dem Buche unschwer einhalten kann. Meinen Fachkollegen an den pt:eußischen Schulen wird vielleicht die Behand lung der mechanischen Bearbeitung der Metalle und des Holzes in Ver bindung mit den Werkzeugmaschinen auffallen. Ich finde in dieser Verbindung eine Zeitersparnis, welche der Besprechung der Werk zeugmaschinen zugute kommt. Als eine Verbesserung des Lehrplans würde ich es betrachten, wenn die Herstellung der Guß- und Schmiede stücke schon in der vierten Klasse der höheren Maschinenbauschulen behandelt würde. Sie bildet die Grundlage für das Verständnis der Herstellung der Maschinenteile, kann daher den Schülern nicht früh. genug gebracht werden. Von den Werkzeugmaschinen läßt sich dasselbe sagen, doch ist dieser Lehrstoff für die vierte Klasse zu schwierig. Er kann nicht früher als in der dritten Klasse gebracht werden. In der IV Vorwort zur ersten Auflage. zweiten Klasse kann die Fortsetzung der mechanischen Bearbeitung der Arbeitsstücke und in der ersten die Materialienkunde folgen. Die letztere kann zurückgestellt werden, weil sie die Maschinenfabrikation selbst nicht betrifft, sondern dem Maschinentechniker nur Auskunft über Materialien gibt, welche er zu verwenden hat. An den niederen Maschinenbauschulen halte ich dieselbe Reihenfolge für wünschens wert, nur kann dort der Unterricht nicht in der untersten Klasse, welche eine Vorbereitungsklasse ist, begonnen werden. Man muß daher .den Stoff auf drei bzw. zwei Halbjahre zusammendrängen. Bei der Abfassung dieses Buches habe ichfolgende Werke benutzt: Gemeinschaftliche Darstellung des Eisenhüttenwesens. Heraus- gegeben vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute. 5. Auflage. Muspratt, Handbuch der technischen Chemie. Beckert, Leitfaden der Eisenhüttenkunde. Lede bur, Handbuch der Eisen- und Stahlgießerei. 3. Auflage. " Die Metalle. Fischer, Werkzeugmaschinen. l. und 2. Auflage. Ruppert, Aufgaben und Fortschritte des deutschen Werkzeug- maschinenbaues. Hülle, Werkzeugmaschinen. Sch ultze, Grundlagen für das Veranschlagen der Löhne. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure. Aus den Werken von Ruppert, Fischer, Hülle und der Zeit schrift des Vereins deutscher Ingenieure habe ich mit Erlaubnis der Herren Verfasser eine erhebliche Anzahl Figuren entlehnen dürfen, wofür ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche. Bei jeder entlehnten Figur ist der Name des Verfassers angegeben, dessen Werke sie entnommen ist. Wie auch dies Buch erkennen läßt, haben die Amerikaner eine führende Stellung im Werkzeugmaschinenbau erlangt. Sie verdanken diese Stellung wohl in erster Linie der weitgehenden Spezialisierung ihres Werkzeugmaschinenbaues. Baut doch eine amerikanische Werk zeugmaschinenfabrik in der Regel nur eine Art von Werkzeugmaschinen, während vor wenigen Jahren noch deutsche Werkzeugmaschinen fabriken alle vorkommenden Werkzeugmaschinen bauten. Durch die Beschränkung auf wenige Typen wird die Massenfabrikation möglich, und die Erzeugnisse werden dadurch nicht nur billiger; sondern auch besser. Bei uns ist durch die einseitige Pflege des Kraftmaschinenbaues auf unseren Hoch- und Mittelschulen der Werkzeugmaschinenbau und das sich auf die Kenntnis des Arbeitens mit Werkzeugmaschinen stützende Betriebsingenieurwesen, die wirtschaftlich vorteilhafte Organisation der Maschinenfabrikation, theoretisch sehr vernachlässigt worden. Erst in der neuesten Zeit beginnt man hier und da das Ver säumte nachzuholen. Dies hat für den Nachwuchs die schädliche Folge, daß der junge, in die Praxis eintretende. Ingenieur oder Tech niker eine Beschäftigung mit wirtschaftlichen Dingen nicht für seine Sache hält, sie nicht als sein Ideal betrachtet. Daher fehlen unserer Vorwort zur dritten Auflage. V Industrie tüchtige Betriebsingenieure, obwohl wir Konstrukteure im Überfluß haben. Aus diesem Mangel an tüchtigen Bet!iebsingenieuren entsteht die sogenannte Meisterwirtschaft, welche darin besteht, daß Meister den technischen Teil der Aufgabe erledigen, während die Organi sation und die Schreiberei von Kaufleuten eingerichtet und ausgeführt wird. Die Meister pflegen Neuerungen im Betriebe abhold ·zu sein, und der Kaufmann kann aus Mangel an technischen Kenntnissen selten .auß sich heraus schöpferisch vorgehen. Gerade hier könnte der junge, tüchtige Ingenieur oder Techniker etwas Ersprießliches leisten, wenn er sich allen im Fabrikbetriebe vorkommenden wirtschaftlichen Arbeiten (Führen von Listen, Veranschlagen von Arbeitslöhnen und Arbeits .stücken usw.) mit Eifer und Fleiß widmen wollte. Er würde als Gehilfe des Betriebsleiters sich bald die nötige Einsicht und Erfahrung erworben haben, um einen kleinen Betrieb seloständig zu leiten, und so schon früh zu einer einflußreicheren und einträglicheren Stellung gelangen, als wenn er im technischen Bureau am Zeichentische hockt. An unseren tech nischen Schulen sollte· man nicht allein die Ausbildung von Kraft und Hebemaschinen-Konstrukteuren und von Betriebsleitern von Kraftwerken ins Auge fassen, sondern auch Lehrgänge für Fabrikations Ingenieure und -Tachniker einrichten. Wenn auch dieses Buch nicht bestimmt ist, zu zeigen, was der Fabrikations-Techniker wissen muß, denn dazu bringt es zu wenig, so möge es doch an seinem. Teile dazu beitragen, die Kenntnis der Maschinenfabrikation zu fördern. Wie jedes Menschenwerk, wird es nicht frei von Fehlern und Mängeln sein. Darum bitte ich um nach sichtige Beurteilung. Cöln, im Januar 1908. Karl Meyer. Vorwort zur dritten Auflage. Während die zweite Auflage dieses Buches nur wenige Verände rungen gegen die erste auf\Vies, habe ich die dritte Auflage gemäß den preußischen Unterrichtsvorschriften von 1910 teilweise umge arbeitet. Diese Vorschriften legen bei den Werkzeugmaschinen mit Recht den Hauptwert auf die Bearbeitung der Arbeitsstücke und die Einrichtung der dazu nötigen Vorrichtungen. Erst in zweiter Linie kommt nach ihnen die sonstige Einrichtung der Werkzeugmaschinen. Ich habe daher im allgemeinen Teile alle Werkzeuge zusammengefaßt und einen neuen Abschnitt über Aufspannvorrichtungen hinzuge fügt. Den Verlauf aller Arbeiten an bestimmten Werkstücken habe ich indessen nicht ·behandelt, weil er in ein besonderes Buch über Fabrikation gehört. VI Vorwort zur vierten Auflage. Zur Kürzung oder gar Fortlassung des Kapitels über die Mecha nismen der Werkzeugmaschinen konrite ich mich aus mehreren Gründen nicht entschließen. Erstens ist die .Ansicht irrig, daß die Einzelheiten einer Werkzeugmaschine für das Arbeiten mit ihr gleichgültig seien~ So z. B. ist es für das schnelle Einstellen einer Werkzeugmaschine ~urchaus nicht gleichgültig, ob dieselbe Zahnsta!lge und Rad oder Schraubenspindel und Mutter als Schaltmechanismus besitzt, falls dieser von Hand bewegt werden muK Mindestens macht der Betriebs techniker Fehler bei der .Anschaffung von Werkzeugmaschinen, wenn er ihre Einzelheiten nicht kennt, wie ich in meiner eignen Ingenieur praxis erfahren habe. Zweitens lernt der Schüler eine Reihe von Mecha nismen kennen, welche auch sonst im Maschinenbau Verwendung finden, wenn auch in anderer Gestalt. Da unsere technischen Mittel schulen keine Getriebelehre oder Kinematik als besonderen Unterrichts gegenstand haben, würde die Fortlassung der Mechanismen auch in dieser Beziehung eine fühlbare Lücke ergeben. Endlich wenden sich viele Schüler der technischen Mittelschulen mit Recht dem Werkzeug maschinenbaue zu. Diesen ist es doch gewiß recht nützlich, wenn sie schon einige Kenntnisse über den Aufbau der Werkzeugmaschinen mitbringen. Dem Abschnitte über Elektrostahlöfen habe ich einige Abbil dungen der gebräuchlichsten Öfen beigefügt. Außer den schon früher angeführten Quellen wurden von mir noch benutzt: Askenasy, Technische Elektrochemie. I. Elektrothermie. Die Zeitschrift "Werkstattstechnik". Cöln, im November 1913. Karl· Meyer. Vorwort zur vierten Auflage. Da nach der Rückkehr unserer Krieger der Rest der dritten Auf lage rasch vergriffen war, mußte mit möglichster Beschleunigung eine neue Auflage gedruckt werden, um der Nachfrage zu genügen. Die neue Auflage weist daher nur wenige Verbesserungen gegen die dritte Auflage auf, so daß beiderecht gut nebeneinander gebraucht werden können. Cöln, im Mai 1919. Karl Meyer. Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung Erster Abschnitt. Materialienkunde oder Darstellung und Eigenschaften der Maschinenbau- und Betriebsmaterialien. l. Das Eisen . . . . . . . . . . 3 Die Darstellung des Roheisens 3 Die Erze . . . 3 Die Zuschläge 5 Die Brennstoffe 5 Der Wind 6 Der Hochofen . 8 Der Hochofenbetrieb . 12 Die Erzeugnisse des Hochofens 15 Roheisen-Analysen . . . . . . 17 Die Darstellung des schmiedbaren Eisens. 17 Das Herdfrischen . . . 19 Das Puddeln . . . . . 19 .Das Bessemer-Verfahren 22 Das Thomas-Verfahren . 25 Das Siemens-Martin- oder Flammofen-Verfahren 27 Das Tempern oder Glühfrischen . . 29 Das Zementieren . . . . . . . . 30 Das Schweißen und Umschmelzen . 31 Die weitere Verarbeitung des Eisens 32 Die Eigenschaften und die Legierungen des Eisens 33 2. Das Kupfer . . . . . . . . . 33 Das Vorkommen des Kupfm;s . 33 Die Gewinnung des Kupfers 34 Die Eigenschaften des Kupfers 35 Die Kupferlegierungen 35 3. Das Nickel 36 4. Das Zinn 37 5. Das Zink 38 6. Das Blei . 39 7. Das Aluminium. 41 8. Das Antimon . . 4l 9. Das Holz 42 10. Die Schmier mittel 44 Die Arten der Schmiermit~~l und ihre Gewinnung 44 Die Schmierfähigkeit der Ole und Fette . . 45 Die Prüfung der Schmieröle. . . . . . . . 46 Lieferungsbedingungen für Mineralschmieröl 49 Wiederverwendung von Mineralschmierölen . 49 VIII Inhaltsverzeichnis. Seite ll. Das Leder ..... 49 Die tierische Haut . 5(} Das Gerben .... 5(} Die Ledersorten . . 51 12. Das Gummi . . . . . ...... . 52 Die Gewinnung des rohen Kautschuks . 53 Das Vulkanisieren . . . . . . . . 53 Die Herstellung der Gummiw~;tren . 53 Das Entschwefeln 54 13. Die Guttapercha 54 14. Die Schleif mittel 54 15. Der Asbest 56 Zweiter Abschnitt. Die Herstellung der Gußstücke oder die Verarbeitung der Metalle auf Grund ihrer Schmelzbarkeit. Allgemeines . . . . 58 Das Schwinden . . . . . . . 58 Das Saugen ........ . 58 Das Verziehen und das Reißen 59 l. Die Modelle . . . 6(} 2. Die Formerei .... 61 Die Sandformerei 63 l. Die Herdformerei 65 2. Die Kastenformerei 67 a) Formen für massive Gußstücke 69 b) Formen für hohle Gußstücke 72 3. Die Schablonenformerei 77 Die Masseformerei . 78 Die Lehmformerei . . . . . 81 Die Schalenformen . . . . . 84 Modellplatten und Formmaschinen 86 Die Röhrenformerei . . . 93 Das Trocknen der Formen . . . . 95 3. Die Gießerei .......... . 98 Die Schmelzöfen und das Schmelzen 98 I. Der Kupolofen . . . 98 2. Der :Flammofen . . . 105 3. Der Tiegelofen . . . 107 4. Der Elektrostahlofen llO 5. Der Kesselofen . . . lll Das Gießen der Metalle lll 4. Das Putzen der Gußstücke 114 Dritter Abschnitt. Die Herstellung der Schmiedestücke und die sonstige Verarbeitung der Metalle auf Grund ihrer Dehnbarkeit. Allgemeines .......................... . 116 1. Die Erhitzung der Metalle, besonders der Schmiedestücke 116 Die Schmiedefeuer 117 Die Schweißöfen . . 119 Die Glühöfen . . . 120 a) Die Flammöfen 120 b) Die Gefäßöfen 121 Inhaltsverzeichnis. IX Seite 2. Pie Werkzeuge zum Handschmieden 121 3. Die Maschinenhämmer. 126 Die Stielhämmer. . . . . 126 Die Fallwerke . . . . . . 128 a) Der Friktionshammer 129 b) Der Riemenhammer . 130 Die Federhämmer . . . . 132 a) Der Stahlfederhammer. 132 b) Der Luftfederhammer· 134 Die Dampfhämmer 136 Der Nasmyth-Hammer . 137 Der Condie-Hammer . . 138 Der Daelen-Hammer . . 138 Hämmer mit frischem Oberdampf . 140 4. Die Pressen . . . 143 Hebelpressen . . . . . . . . . . 144 Schr'Bubenpressen . . . . . . . . 144 Die Kurbel- oder Exzenterpressen . 146 Hydraulische Pressen (Schmiedepressen) 146 5. Die Walzwerke 148 Arten der Walzwerke. . . . . 149 Die Kaliber . . . . . . . . . 150 Größe und Geschwindigkeit der Walzwerke 152 Hilfsvorrichtungen der Walzwerke . . 153 Die Walzenzugmaschine . . . . . . 155 Universal-Walzwerke . . . . . . . . 155 Ble<;hbiege- und Blechrichtmaschinen 156 6. Die Ziehbänke . . . . . . . . . . . 157 7. Das Pressen weicher Metalle . . . . 159 8. Die Herstellung von Röhren aus schmiedbarem Eisen 160 Geschweißte Rohre . . . . . . . . . . 160 Nahtlose Rohre . . . . . . . . . . . . . . . 162 a) Das Mannesmannsehe Schrägwalzverfahren. 162 b) Das Ehrhardtsche Preßverfahren . . . 163 Vierter Abschnitt. Die Bearbeitung der Guß- und Schmiedestücke sowie des Holzes auf Grund ihrer Teilbarkeit und die Werkzeugmaschinen. Allgemeines .....••........ 164 Die Einteilung der Werkzeugmaschinen 165 Die Werkzeuge oder Stähle ..... . 166 Die Aufspannvorrichtungen . . . . . . 180 Die Geschwindigkeiten . . . . . . . . 190 Die Mechanismen der Werkzeugmaschinen 191 1. Antriebsmechanismen .•..... 191 2. Schaltmechanismen . . . . . . . . . . . 206 3. Umkehr- und Umsteuerungsmechanismen 224 4. Abstellmechanismen . . . . . . . . . . 237 Über die Berechnung der Werkzeugmaschinen 244 Die Metallbearbeitungsmaschinen ....... . 246 A. Die Maschinen mit umlaufender Hauptbewegung 246 l. Die. Drehbänke . . 246 a) Der Spindelstock 246 b) Der Reitstock . 250