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Die Rußlanddeutschen. Zweihundert Jahre unterwegs. PDF

145 Pages·1964·52.388 MB·German
by  StumppKarl
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KARL STUMPP: DIE RUSSLANDDEUTSCI-IEN Die Rußlandcleutschen KARL STUMPP Zweihundert Jahre unterwegs VerlagLandsmannschaft der Deutschen aus Rußland © VerlagLandsmannschaft derDeutschen aus Rußland, 7000Stuttgart 1,Schloßstraße 92. AlleRechtevorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraussowieBilderaufphotomechanischem Wege(Photokopie,Mikrokopie) zuvervielfältigen Printed in Germany Druck: Gulde-Druck,Tübingen Bindearbeiten: Großbuchbinderei Koch,Tübingen Obwohl wir, die in der Freiheit Lebenden, den zahlenmäßig geringeren Teil der Rußlanddeutschen bilden, sind wir allein in der Lage,von unserer Tradition, den völkischen Eigenheiten und der christlichen Lebenshaltung sowie von unseren kulturellen und wirtschaftlichen Leistungen zu zeugen. Dies ist um so wichtiger, weil im Lande der verlorenen Heimat Kräfte am Werk sind, die alle Spuren dieser Vergangenheit auslöschen und die Geschichte unserer Volksgruppe ver­ fälschen wollen. Unser Heimat- und Volkstumsforscher Dr. Karl Stumpp hat dieser Aufgabe seit Jahrzehnten, insbesondere aber nach der Vertreibung, seine Schaffenskrafl gewidmet und neben der Schrif’cleitungder Heimatzeitung und der Bearbeitung des Heimatbuches unermüdlich Bildmaterial gesammelt. Diese Sammelarbeit war deshalb so vordringlich, weil das wenige Bildmaterial, das unsere Landsleute bei der Umsiedlung und Flucht gerettet hatten, erfaßt werden mußte, um die in deutschen Archiven vorhandene Auswahl zu ergänzen. Fotos aus den neuen Wohngebieten unserer Landsleute sind nur selten zu erlangen. Zu diesenErschwernissenkommt der Umstand hinzu, daß die Deutschen in Rußland vorwiegend Bauern oder berufstätige Gruppen in größeren russischen Städten waren, deren Lebensäußerungen und deren Schaffennichtin augenfälligen Werken der darstellenden Künste sid1tbar werden. Wenn es dem Gestalter diesesBandes gelungen ist, dem Beschauereine eindrucksvolle Vorstellung von den wichtigsten Lebensbereichen der deutschen Volksgruppe in Rußland zu vermitteln, so war dies nur durch eine sorgfältige und sachkundige Auslese der 185 Fotos möglid1. Die geschid1tlicheEinleitung, die sachkundigen Bilderläuterungen sowiedie Karten und Skizzen erhöhen den Wert diesesBildbandes und machen ihn zu einem ein­ drucksvollen und bisher in dieser Art einmaligen Werk über die Geschid1te,das Schicksalund die Gegenwartslage des Rußlanddeutschtums. Der Band ist nicht nur ein wertvolles Erinnerungsbuch für'unsere ältere Generation, die darin be­ kannte und vertraute Bilder findet, er‘verhilfl auch unserer Jugend zu einer lebendigen Vorstellung von der verlorenen Heimat ihrer Eltern und Vorfahren. Darüber hinaus wird der Bildband —eher als das geschriebeneWort allein — den Eingang in weitere Kreise unseresVolkes erleichtern und auchnochzu jenen zahl­ reichen ehemaligen Rußlanddeutschen sprechen, die auf ihrer Weiterwanderung die deutsche Sprache verlernt haben, aber immer noch Interesse an der Heimat ihrer Väter bekunden. Vieleunserer Landsleute werden vergeblichnacheinemBild aus ihrer engeren Heimat oder gar aus ihrem Heimatort suchen. Sie mögen be­ denken, daß nur eine beschränkte Auslese in diesem Band Platz finden konnte. Siewerden aber beieiner genaueren Betrachtung der Fotos duarakteristischeMerk­ male auchihres Dorfes, der heimatlichen Landschaft und der Mensduenentdecken, diedasVerlorene lebendig werden lassenund esihnen ermöglichen,in einemHaus, in einemHof, in einer Dorfstraße, in der Steppenlandschafl:ihre Heimat zu sehen. Heinrich Roemmicb Die Rußlanddeutschen inVergangenheit und Gegenwart Wenn man sichein richtiges Bild über das Deutsd1tum in Rußland machen will, über seineGesd1ichte,sein Wirken und seineBedeutung, die esim wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Leben hatte, muß man zwei Gruppen klar voneinan­ der unterscheiden: 1. Das auf frühere Jahrhunderte (1550—1750) zurüdcgehende, meist höheren Ständen angehörende städtischeDeutschtum (Handwerker, Kaufleute, Ingenieure, Offiziere), das vielfach seinedeutscheStaatsbürgerschafl beibehalten hatte und off nur vorübergehend in Rußland blieb oder aber auch— und das gilt besonders für das höhere Beamtentum — z.T. im Russentum aufging oder doch seine Mutter­ sprache aufgab. 2. Die zahlenmäßig viel größere Gruppe geht auf das Werben und die plan­ mäßige Siedlungspolitik russisd1er Kaiser zwischen 1763 und 1824 zurück. Hier— beihandelte essid-1vorwiegend um eine ländliche, ackerbautreibende Bevölkerung, aber auchum Handwerker in den Städten und auf demLande. Das städtischeRußlanddeutschtum Rußland litt jahrhundertelang unter den Einfällen der Tataren und Mongolen. Nad1dem diese Fremdvölker besiegt und vertrieben worden waren, galt es, ein richtigesStaatswesen, ein Heer, einemoderne Verwaltung aufzubauen und Städte zu gründen. Dazu benötigte man ausländische Fachleute, darunter auch viele Deutsche. Schon unter dem Zaren Iwan dem Sd1recklid1en(1533—1584) wurden deutsche Offiziere, Ted1niker, Handwerker, Kaufleute und Gelehrte vor allem nach Mos­ kau gerufen, um die Hauptstadt auszubauen. Dabei wurden die Deutschen alle außerhalb der Stadtmauer angesiedelt. Nod1 bis zum ersten Weltkrieg konnte man in Moskau ein Straßenschild „Njemezkaja Uliza“, d. h. „Deutsche Straße“, sehen. Die Straße führte nach Süden auf das Flüßchen _]ausa,wo sich die „Nje­ mezkaja Sloboda“, die „Deutsche Vorstadt“, befand. 1576 wurde hier die erste evangelische Kirche Rußlands erbaut, die St.-Michaels-Kird1e auf dem Gorocho— woje Polje. Die Zahl der Deutschen nahm in Moskau bald so stark zu, daß schon 1626 eine zweite Kirche, die St.-Petri-Pauli'Kirche, zuerst die „Neue Kirche“ genannt, erbaut werden mußte. Während die Michaelskirche meist von Kauf­ leuten besuchtwurde, waren die Besucherin der St.-Petri-Pauli-Kirche vorzüglich Offiziere, die im russischenMilitärdienst standen; daher trug sieauchden Namen „Teutsche Evangelische Offizierskirche“. Die InschriPt des Kirchensiegels lautete: „Sigillum ecclesiaemilitantis in Moscovia“. Wie der spätere Name dieser Kirche schon verrät, wurde sie zu Ehren Peters des Großen, der ein Förderer dieser Kirche war, soumbenannt. Hier wurde übrigens der Grundstock für die spätere, dem Westen wohlgesinnte Politik Peters gelegt. Schonals Knabe war er oft in der „Deutschen Vorstadt“ und begeisterte sichfür die deutsche Technik, die Sauber­ keit und Kultur. Auch Iwan der Schreckliche lud — zum Ärger der ausland— feindlichen Bojaren — immer wieder deutsd1e Gelehrte, Techniker und Militärs zu sich ein, um von ihnen über den Westen zu hören und von ihnen zu lernen. Erwähnt sei noch, daß zu der St.-Petri-Pauli-Kirche eine Knabenschule mit den Rechten eines Gymnasiums und eine höhere Mädchenschule gehörten. Die beiden Schulen hatten OPtbis 1200 Schüler. In späteren Jahren kamen ein deutsches Krankenhaus, einJünglings- und Jungfrauenverein und einMänner- und Frauen-. verein hinzu.ZurPflegekultureller Werte dientedie„Moskauer DeutscheZeitung“. Zu welchenOpfern für kulturelle Belangedie Deutschenin Moskau bereit waren, erhellt daraus, daß die Firmen Knoop und Wogau allein zum Bau der Petri­ Pauli-Kirche je 100000 Rubel stif’teten;das waren damals 216000 Goldmark. Die Deutschenhetze im ersten Weltkrieg bekamen auch die Moskau-Deutschen zu spüren. Der Pogrom am 28. (15.) Mai 1915 gegen die Deutschen verlangte Menschenopfer, vernid1tete Millionenwerte und ließ deutsche Wohnhäuser und Fabriken in Flammen aufgeben.AusgelöschtsinddieNamen „Njemezkij Rynok“, „Deutsd1er Markt“, im östlichen Teil Moskaus, und „Deutscher Friedhof“ jen­ seits des Jausa-Flusses; in der St.-Mid1aels-Kirdue befindet sich heute ein Er­ ziehungsinstitut der Sowjets. Zahlenmäßig noch viel bedeutender war das Deutschtum in Petersburg. Dort lebten bis zu 50000 Deutsche gegenüber 20000 in Moskau. Als im Jahre 1703 die ersten Häuserreihen in der neuen Festung St. Petersburg angelegt wurden, errichtete man gleichzeitig die erste evangelische Kirche aus Holz; aus ihr ent­ wickelte sichin den folgenden Jahren die große St.-Annen-Kirche (1719). Später erbauten dieDeutschendiePetri-Pauli-Kirche am NewskiProspekt, dieSt.-Katha­ rinen- (1728) und dieSt.-Michaels-Kirche sowiedie evangelisch-reformierte Kirche. Zu jeder dieser Kirduen gehörte je eine höhere Sd1ule.DieseSd1ulengenossen einen so guten RUf, daß sie nid1t nur von deutschen, sondern auch von Kindern an­ gesehener russischer Eltern besucht wurden. Als 1910 die Petri-Schule ihr 200— Jahr-Jubiläum feierte, befanden sid1unter den Gratulanten russischeMinister, Generale, Wissenschaf’clerK, aufleute, und Zar Nikolaus II. sandte ein huldvolles Telegramm. Welch guten Ruf diese deutschen Schulen hatten, ist auch daraus zu ersehen, daß man in deutschen und russischenZeitungen folgende Anzeigen finden konnte: „Lehrling für großes Unternehmen oder Fabrik gesucht,bevorzugt wird Abiturient der St.—Annen-Schule.“Als unter Alexander III. die deutschen Schulen in Rußland russifiziert wurden, durften die deutschen Schulen in Petersburg die deutsche Unterrichtssprache beibehalten. Zahlreich waren die Wohltätigkeits-, Hilfs- und Betreuungseinrichtungen für alt und jung. Es gab in Petersburg zahl­ reiche deutsdne Handelshäuser und sieben deutsche Buchhandlungen. Die 1727 gegründete„St. Petersburger Zeitung“ War in ganz Rußland bekannt; außerdem erschienhier der „St. Petersburger Herold“ (1875), das „St. Petersburger Evan­ gelischeSonntagsblatt“ (1858) und die „St. Petersburger Medizinische Wochen­ schriPc“(1876). Das deutsche Hoftheater bestand von 1799 bis 1890. Petersburg beherbergte immer die größte Zahl von Deutschenunter allen Städten Rußlands, und zwar 1710 17600; 1848 38900; 1869 45512; 1897 50780; 1900 48485 (davon 45116 evangelisch und 2454 katholisch); 1905 42000; 1926 16916. Während die deutschenKolonisten in Petersburg und Moskau vor der Besiedlung zusammenhängender weiter Gebiete durch Bauern entstanden und daher auch keine engereVerbindung zu dem bäuerlichenRußlanddeutschtum hatten, war das in den Städten, die inmitten dieserSiedlungsgebietelagen, anders. Sowar die Stadt Saratow an der Wolga beider Ankunft der Wolgadeutschenerst ein größeres Dorf; in dem Maße, wie die deutsche Bevölkerung an der Wolga zunahm, entwid<eltesichSaratow zur Hauptstadt desWolgagebietes.Die Haupt­ straße hieß Njemezkaja Uliza (Deutsche Straße). Bald stand in Saratow eine stattliche evangelische Kird1e und eine Zentralschule wurde gegründet. Das katholisduePriesterseminar der Tiraspoler Diözese wirkte sichsegensreichfür den katholischen Teil des Rußlanddeutsdutums in ganz Rußland aus. Auf privater Grundlage wurden in Saratow deutsd1eFortbildungs- und Hochschulkurseerrich­ tet, die bis in die Bolschewistenzeit fortbestanden. In Saratow erschienenfür das Wolgadeutsd1tum die „Saratower Deutsche Zeitung“ und einige religiöseBlätter. Eine ähnliche Bedeutung hatte für die Sd1warzmeerdeutschen die Hafenstadt Odessa. Zur Zeit der Einwanderung der Deutschenin das Schwarzmeergebietwar Odessa ein kleiner Fischerort mit 4000 Einwohnern. 1803 wurde hier eine deutsd1e Handwerkerkolonie gegründet (die Straße Remeslennaja, d. h. Hand— werkerstraße, besteht nod1heute), die beim Aufstieg Odessas zu einer Handels­ stadt von Weltruf maßgeblich beteiligt war. Das Deutschtum in Odessa (10000 bis 12000) besaß in einem besonderen Stadtteil, dem „Lutherischen Hof“, einen geistigen Mittelpunkt. Neben der evangelischenKird1e mit 1200 Sitzplätzen standen auf diesemHof zwei Pfarrhäuser, höhere Sd1ulen(St.-Pauli-Realsdmle), ein Waisenhaus, Wohltätigkeitsanstalten und das Pfründhaus (Altersheim). Das evangelisdueKrankenhaus mit seinen deutschen Armen — erwähnt seivor allem der in der ganzen Ukraine bekannte Chirurg Dr. Angst — genoß hohes Ansehen nicht nur bei der deutschen, sondern auch bei der russischenBevölkerung. Außer der evangelisch—lutherischenKirche gab es in Odessa auch eine katholische, eine evangelisch-reformierte und eine Baptistenkirche. In Odessa gab es über 200 deutscheGeschäfteund Unternehmungen und die größte Pflugfabrik der Ukraine (]. Höhn). Von großem Segenfür das gesamteSchwarzmeerdeutschtum waren die in Odessa erscheinende „Odessaer Zeitung“ (1863—1914) und der „Neue Haus­ wirtschaflskalender“ oder „Odessaer Kalender“ (1863—1915). Während also die GeschichtedesDeutschtums in den Städten Moskau und Peters­ burg in die Zeit vor der Gründung desbäuerlichenDeutschtumsin Rußland (1763 bis 1862) fällt, d. h. diese Deutschen direkt aus Deutschland oder dem Baltikum kamen, hat das Rußlanddeutschtum in allen anderen Städten enge Beziehungen zu diesem bäuerlichen Deutschtum, denn ein großer Teil kam aus den deutschen Bauerndörfern. Außer den oben erwähnten vier Städten mit einer Bevölkerungszahl zwischen 10000 und 50000 gab es in Rußland weitere 50 Städte mit einer deutschen Be­ völkerungszahl zwischen 500 bis 5000. In vielen dieser Städte standen evangeli­ sche und katholische Kirchen, so in Charkow, Nikolajew, Dnjepropetrowsk, Shitomir, Baku, Tiflis, Nishni-Nowgorod, Omsk, Irkutsk, Tomsk und in anderen Orten. Auch hier gab es überall deutsche Geschäfte, Unternehmungen und Handwerker. Das ländlich-bäuerlicheRußlanddeutschtum Zwei Gründe waren es, die die russischen Regierungen bewogen, ausländische Bauern, besonders auch deutsche, in ihr Land zu rufen: Einmal galt es,weite, un— bebaute Gebiete zu kultivieren und der Landwirtschaft zuzuführen; andererseits sollten die deutschen Bauern einen Schutzwall gegenasiatischeVölker bilden (dies war vor allem im Wolgagebiet beabsichtigt) und den russischen Bauern „als Bei— spiel dienen“ (das wurde besonders bei der Besiedlung des Schwarzmeergebietes angestrebt). Als Grundlage für die von den russischenRegierungen gewollte und gelenkte planmäßige Ansiedlung von Ausländern, insbesondere Deutschen, diente das Manifest der Kaiserin Katharina II. vom 22. Juli 1763, das Sidi übrigens stark an das Potsdamer Edikt des Großen Kurfürsten vom 27. Oktober 1685 anlehnte. Da das erste Manifest der Kaiserin vom 4. Dezember 1762ohne Erfolg blieb, sind in diesem grundlegenden Manifest, auf das sich in den folgenden Jahren noch weitere Sondererlasse stützten, die Ansiedlungsbedingungen genaue­ stens festgelegt. Die für das spätere Leben der Kolonisten und die heutige Rechts­ lagewichtigsten Punkte diesesManifestes lauten: 1. „Gestatten Wir allen in Unser Reichankommenden Ausländern unverbindert ( die freye Religionsuebung nachihren Kirchen-Satzungen und Gebräuchen . . .‘ 2. „Solche zur Ansiedlung nach Rußland gekommene Ansiedler sollen an unsere Kasse keine Abgaben zahlen und keine gewöhnlichen oder außerordentlichen Dienste leisten.“ 3. „Die in Rußland angesiedelten Ansiedler können während der ganzen Zeit ihres Aufenthalts gegen ihren Willen weder zum Militär noch zum Zivil­ dienst bestimmt werden.“ In bezugauf den Landbesitz und dieLandordnung heißt es: 4. „Alle zur Ansiedlung den Kolonisten angewiesenen Ländereien sind ihnen zum unantastbaren und erblidaen Besitz auf ewige Zeiten gegeben, jedoch nicht als persönlichesEigentum irgend ]emandes, sondern als Gemeingut einer jeder Kolonie.“ 5. „Den Kolonisten ist esgestattet, zurAusbreitung und VerbesserungihrerWirt­ schaften Grundstücke von Privatpersonen zu kaufen und überhaupt alsEigen­ tum zu erwerben.“ 6. „Die von der Krone angewiesenen Landanteile erbt im allgemeinen der jüng­ ste Sohn.“ Und schließlichnocheine wichtige Bestimmung: 7. „Endlich und zuletzt, wer von denen sichniedergelassenen und Unserer Both— mäßigkeit sich unterworfenen Ausländern Sinnes wurde sich aus Unserm Reid1e zu begeben, dem geben Wir zwar jederzeit dazu die Freiheit, jedoch mit dieser Erläuterung, daß selbigeverpflichtet seyn sollen, von ihrem ganzen in Unserm Reiche wohlerworbenen Vermögen ein Theil an Unsere Casse zu entrid1ten . . .; nachhero ist jedem erlaubt, ungehindert zu reisen, wohin es ihm gefällt.“ Wie einstmals auf den Ruf Peters desGroßen Wissenschafller,Militärs, Techniker und Kaufleute kamen, so kamen aufgrund dieses Manifestes viele Bauern und Handwerker, die sichin den Jahren 1763bis 1768an der Wolga und ein kleinerer Teil bei Petersburg (Leningrad) niederließen; einigedeutscheDörfer wurden 1766 bei Tschernigow (Belowesher Kolonien) und je eines bei Woronesh (Riebensdorf) und Sarepta bei Zarizyn (Stalinograd, heute Wolgograd) angelegt. In die Regie­ rungszeit Katharinas fiel aufgrund einer besonderen Abmachung noch die Ein­ wanderung von Mennoniten (1789), die bei Saporoshje (Alexandrowsk) eine Reihe von Dörfern gründeten. Nach einer Unterbrechung von dreizehn Jahren (1790—1803) setzte unter Alexander I. eine neue Einwanderungswelle aus Deutschland ein. Unter Katharina II. und Alexander I. (1801—1825) wurden den Türken große Gebiete am Sd1warzen Meer entrissen. Sie lagen jahrelang brad1 und verwilderten. Die ehemaligen türkischen Besitzer verließen nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges das Land. Die hohen russischenStaatsbeamten, die als Lohn große Ländereien geschenkt bekamen, waren an der Kultivierung 1<

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