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Die offenen Feinde und ihre Gesellschaft. Eine hegemonietheoretische Studie zur Mont Pèlerin Society PDF

497 Pages·2014·4.688 MB·German
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Bernhard Walpen Die offenen Feinde und ihre Gesellschaft Bernhard Walpen, Sozialwissenschaftler in Luzern (Schweiz), Redakteur im The- menbereich Wirtschaftsgeschichte der Zeitschrift »Sozial.Geschichte«, Mitglied der International Gramsci Society, der History of Economics Society und von buena vista neoliberal?, Mitherausgeber von »The World Wide Web of Neoliberalism« (2005, Routledge). Schriften zur Geschichte und Kritik der Politischen Ökonomie Vorbemerkung der Herausgeber Mit der Veröffentlichung dieser Studie Bernhard Walpens über die Rolle der Mont Pèlerin Society bei der weltweiten Formierung und Durchsetzung der neoliberalen Wirtschaftsorthodoxie eröffnen wir eine neue Schriftenreihe, in der in loser Folge wegweisende Arbeiten zur Geschichte und Kritik der politischen Ökonomie neu oder wieder zugänglich gemacht werden. Eine solche Initiative erscheint uns überfällig. Nach einer kurzen Blütezeit in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte die Politische Ökono- mie in der Bundesrepublik einen gravierenden Terrain- und Niveauverlust. Wie nirgends sonst auf der Welt beherrscht seither das Einheitsdenken der neokonser- vativen und neoliberalen Orthodoxie die Lehrstühle, Medienredaktionen, dominiert die gesellschaftliche Debatte und bestimmt die gesellschaftspolitischen Weichen- stellungen. Selbst ein sehr gemäßigter Keynesianismus wird in der Bundesrepublik mittlerweile nur noch als Kuriosum belächelt. In anderen europäischen Ländern und selbst in den USA oder in Japan ist das völlig anders. Dieses Verschwinden der Politischen Ökonomie in Deutschland, verstärkt durch die geschwinde Abwick- lung der Politischen Ökonomie in Ostdeutschland, wiegt umso schwerer angesichts der Tatsache, dass es mittlerweile seit zwei Jahrzehnten internationale Gegenbewe- gungen gegen die herrschende Orthodoxie des ökonomischen Denkens gibt. Die Revolten der jüngeren und älteren Ökonomen, die vielfältig und vielstimmig vor- getragene Kritik des herrschenden ökonomischen Denkens, die Versuche zur Er- neuerung einer Sozialen oder Politischen Ökonomie, die heute weltweite Bewe- gung für eine »post-autistische« Ökonomie signalisieren eine deutliche Krise der Hegemonie der Neoklassik, des theoretischen Unterbaus des Neokonservatismus und Neoliberalismus, obwohl dabei radikale Ansätze zur Kritik der Politischen Ökonomie nur am Rande zum Zuge kommen. Die Manifestationen gegen den Autismus der herrschenden Lehre sind im deutsch- sprachigen Bereich jedoch weithin unbekannt geblieben. Auch die parallel dazu in der Politikwissenschaft in Gang gekommene Renaissance der Politischen Ökono- mie hat in Deutschland kein Pendant und kaum Resonanz gefunden. Selbst den deutschen Marxisten sind die Internationale wie die Komparative Politische Öko- nomie, interdisziplinäre Strömungen mit einer inzwischen weit entwickelten Lehr- und Forschungspraxis, fremd. Sie haben sich in eine sektenhafte Isolierung hinein- manövriert, obwohl der alte Marx bei vielen jungen Exponentinnen und Exponen- ten einer erneuerten Politischen Ökonomie als Pionier des heterodoxen und kriti- schen ökonomischen Denkens einen enormen Vertrauensvorschuss genießt. Das Hauptziel dieser Schriftenreihe besteht deshalb darin, gegen den deutschen Provinzialismus anzuarbeiten und zu den internationalen wissenschaftlichen An- strengungen gegen die herrschende neokonservative und neoliberale Orthodoxie aufzuschließen. Zu diesem Zweck werden wir in loser Folge – unter Verzicht auf die allseits in Mode gekommenen Sammelbände und Aufsatzsammlungen einzelner Autoren – die wichtigsten Arbeitsergebnisse der in einigen Ländern wieder spring- lebendigen Politischen Ökonomie vorstellen: herausragende Monographien, Text- bücher, Lexika und Lehrbücher für Kurse in der internationalen und vergleichen- den Politischen Ökonomie und Wirtschaftsgeschichte. Darüber hinaus streben wir die Edition von Werkausgaben, Reprints und Neuausgaben klassischer Studien zur Politischen Ökonomie und Wirtschaftsgeschichte an, um den ökonomisch-histo- risch Interessierten, den Studierenden und den in Lehre und Forschung Tätigen eine solide Grundbibliothek zur Geschichte und Kritik der Politischen Ökonomie zur Verfügung zu stellen, wie sie zur Überwindung der Provinzialität und Rück- ständigkeit in diesem so wichtigen Wissenschaftszweig unerlässlich ist. Michael Krätke/Karl Heinz Roth Bernhard Walpen Die offenen Feinde und ihre Gesellschaft Eine hegemonietheoretische Studie zur Mont Pèlerin Society Schriften zur Geschichte und Kritik der Politischen Ökonomie 1 VSA-Verlag Hamburg www.vsa-verlag.de © VSA-Verlag 2004, St. Georgs Kirchhof 6, 20099 Hamburg Alle Rechte vorbehalten Umschlagabbildung: Francisco de Goya, Gegen das allgemeine Wohl, Radierung, 1815-20 Druck- und Buchbindearbeiten: Idee, Satz & Druck, Hamburg ISBN 3-89965-097-2 Inhalt Einleitung.......................................................................................................................9 Kapitel I »Rue Montpensier 2« in Paris: Erste Adressanzeige des Neoliberalismus ..................................................................45 1. Nenn’s positiv: »The Good Society« oder: Lippmann liefert ein erstes Programm................................................................51 2. August 1938: Colloque Walter Lippmann und Institutsgründung...................55 3. Neoliberalismus im Plural....................................................................................62 3.1. Entstehungskontexte.....................................................................................66 3.2. Das Wort wird Diskurs.................................................................................73 3.3. Durchbrüche..................................................................................................80 3.4. Kapriolen im Kampf um Begriffe ................................................................82 Kapitel II Das »Rütli« des Neoliberalismus: Mont Pèlerin ..........................................................84 1. Mehrere Köpfe bewahren neoliberale Ideen: Auf dem Weg zur Gründung der Mont Pèlerin Society ....................................84 2. Exkurs: Neoliberalismus im Faschismus und Nazismus...................................93 3. Esoterische Intellektuelle gründen einen »Klub«: Weitere Transformation im »Säkularisierungsprozess der Sekten« ..................98 3.1. Einige Wege führen nach Mont Pèlerin.......................................................98 3.2. Auftakt des »experiment in collaboration«...............................................101 3.3. »Säkularisierte Sekten« als Form transnationaler Vergesellschaftung ....108 4. Forschungsarbeit für die »nächsten zwei Generationen«: Agenda- und Themen-Setting............................................................................111 Kapitel III Ein entscheidender Kampf wird intern geführt: Die so genannte »Hunold Affäre«...............................................................................118 1. Ein Hegemonialapparat wird gegründet: Das Institute of Economic Affairs.....................................................................124 2. In den Fängen der eigenen Ideologie: Antikommunismus lähmt (das Denken) ...........................................................131 3. Mit einer kleinen Hilfe vom Leviathan .............................................................138 4. Auftritt Sherlock Holmes oder: Bruno Leoni führt Regie ..............................145 5. Kontinuierliche Weiterarbeit und Ausbau des Netzes Ende der 1950er und in den 1960er Jahren........................................................151 Kapitel IV Unter Druck und ausgereizt: Der Fordismus...............................................................160 1. »1968«: Eine überhebliche Linke spottet ..........................................................163 2. Die 1970er Jahre: Zeit der »Reconquista«.........................................................170 3. Das Aufkommen neuer Hegemonialapparate...................................................182 Kapitel V Im »großen Dom der Freiheit«....................................................................................196 1. Festigung der Stellung, Prestigegewinnung und Bearbeitung neuer Themen.........................................................................198 2. »An influence on public opinion which is daily making possible what only recently seemed utterly remote«......................................................208 3. Marktradikale Think Tanks: Weltweiter Ausbau und Vernetzung .................213 4. Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Ernüchterung über das Ausbleiben der Verheißung ....................................................................................................225 Kapitel VI »Genug ist nicht genug«.............................................................................................240 1. Networking: MPS als eine Drehscheibe............................................................244 2. Die »Anatomie des Staates«: Marktradikaler Blick auf die Einzelteile, denn: »Der Sozialismus ist tot, aber Leviathan lebt weiter«............................251 3. Die etwas andere Zivilgesellschaft oder: »the chief end whereof is the preservation of Property« .................................260 4. Zwei Richtungen: »Laissez-faire« vs. hegemoniale Strategien........................264 5. »Glaubwürdiger« Neuanfang.............................................................................269 Schluss What’s left?................................................................................................................275 Anmerkungen............................................................................................................303 Anhang ......................................................................................................................387 Tabellenverzeichnis..................................................................................................416 Abkürzungen und Siglen.........................................................................................416 Archivquellen...........................................................................................................421 Literatur....................................................................................................................422 Register.....................................................................................................................477 Einleitung »Verschiedene Aspekte der Intellektuellenfrage, neben den oben ange- deuteten: Es ist erforderlich, einen organischen, systematischen und durchdachten Aufriss davon zu machen. Verzeichnis der Tätigkeiten vorwiegend intellektueller Art. An die kulturelle Tätigkeit gebundene Institutionen. Methode und Methodenprobleme der intellektuellen und kulturellen Arbeit, der schöpferischen wie der popularisierenden. Schule, Akademie, Zirkel verschiedenen Typs als Institutionen gemeinschaftli- cher Ausarbeitung des kulturellen Lebens. Zeitschriften und Zeitungen als Mittel, um bestimmte Typen von Kultur zu organisieren und zu ver- breiten.« Antonio Gramsci, Gefängnishefte (Gef, H. 12, § 1, 1512f.) »Man muss dies Zeug im Detail studieren, um zu sehn, wozu der Bour- geois sich selbst und den Arbeiter macht, wo er die Welt ungeniert nach seinem Bilde modeln kann.« Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1 (MEW 23, 779, Fn. 241) »Das Verzweifelte, dass die Praxis, auf die es ankäme, verstellt ist, ge- währt paradox die Atempause zum Denken, die nicht zu nutzen prakti- scher Frevel wäre.« Theodor W. Adorno, Negative Dialektik (1980, 243) Geschriebenes erscheint zunächst als Einzelnes, scheinbar zusammenhangslos und zerstreut: als wissenschaftlicher Artikel oder als Feuilletonbeitrag. Ein Zusammen- hang zwischen einzelnen Publikationen mag sich über die Zeit und unzählige Orte erstrecken. Der »lose« Artikel in einer Zeitung scheint unbedeutend. Einige bemer- ken Wiederholungen zu einer Sache, andere wittern eine Verschwörung darin. Tau- chen Namen bekannter Persönlichkeiten auf, wird eine Vereinigung oder Organisa- tion möglicherweise interessanter und bedeutender. Handelt es sich dabei um et- was, das der Zeit den Stempel aufdrückt, mag das Interesse zusätzlich anwachsen. In der vorliegenden Untersuchung wird dem von scheinbar »isolierten« Indivi- duen Geschriebenen nachgegangen. Viele der einzelnen Artikel, die in der Arbeit behandelt werden, vermitteln ein Bild seriöser wissenschaftlicher Debatten zu wich- tigen sozialen Problemen. Manchmal schillern Ereignisse und Bilder in Schäferidyl- len hinüber. Die folgende Geschichte nimmt ihren Ausgangspunkt auf einer Aus- sichtsterrasse über Vevey, die mit einer Standseilbahn erreicht wird. Unten liegt der Genfer See, danach ziehen Weinreben den Hang hoch. Der mächtige Gebäudekom- plex unten an den Gestaden des Sees ist das Headquarter des Nahrungsmittelkon- zerns Nestlé. Er wird in dieser Geschichte keine Rolle spielen, auch nicht seine Ober- aufseher, dies ist das deutsche Wort für das harmloser klingende Manager (vgl. Wal- pen 1993). Ihre Interessen haben die Vertreter der Chefetage bei Nestlé in anderen Zusammenschlüssen und Organisationen wahrgenommen, so in den Bilderberg- Konferenzen, dem European Round Table of Industrialists (ERT) oder dem World

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