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der mann, der weltrevolution machte PDF

40 Pages·2008·4.11 MB·German
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2€ ddaavvoonn 11 €€ DIE ERSTE ÖSTERREICHISCHE BOULEVARDZEITUNG ffüürr ddeenn//ddiiee VVeerrkkääuuffeerr//iinn Bitte kaufen Sie nur bei AUGUSTIN- KolporteurInnen, die sichtbar ihren Ausweis tragen! www.augustin.or.at NUMMER 227 7.5. – 20.5.08 PORTRÄT KLAUS HUNDSBICHLER: DER MANN, DER WELTREVOLUTION MACHTE Seite 16 AUF TV-KAnAl OKTO SHIT PASSIERT, UEFA KASSIERT Seite 6 DIE KOMATRInKER & DAS SYSTEM Seite 30 BEIGElEGT: PUNK FANZINE 2 VEREINSMEIEREY Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 Augustin-Vertrieb ab nun ohne Evi Rohrmoser Alle vermissen Miss Verständnis Es sei schwer, sich den Augustin ohne Evi Rohr- Herausgeber und Medieninhaber: Verein Sand & Zeit. moser vorzustellen. Dieser Kommentar war im Herausgabe und Vertrieb der Straßen-Zeitung AUGUSTIN. engeren Dunstkreis des Augustin ständig zu Vereinssitz: 1050 Wien, Reinprechtsdorfer Straße 31 hören, seit die Nachricht durchsickerte, dass Evi Internet: sich neue berufliche Herausforderungsfelder su- http://www.augustin.or.at che. Am meisten kam diese Vorstellungsblockade updating: Angela Traußnig im Augustin-Vorstand selbst zum Ausdruck. Dabei Organisation war Evi Rohrmoser «erst» fünfeinhalb Jahre – ge- (Vertrieb/ Kolporteure/ Vereinsangelegenheiten) meinsam mit früher zwei, jetzt drei KollegInnen Team: Mehmet Emir, Andreas Hennefeld, Riki Parzer, aus dem Kompetenzbereich der Sozialarbeit – im Eva Rohrmoser 1050 Wien, Reinprechtsdorfer Straße 31 Vertriebsteam des Augustin tätig. g Tel.: (01) 54 55 133 vieAllles iKchötc hlainn dheatt tseie s iwe iiehdreenr iBne druefrs wGaesgt rboengoomnnien,e inn, Larioan Fveaxrt:r (ie0b1@) 5au4g 5u5st i1n3.o3r-.3a0t der biologischen am besten (auf unsere Frage, wo- M : o Redaktion nach ihr – als Augustin-Ersatz – am ehesten zumu- ot (Abos/ Schreibwerkstatt/Öffentlichkeitsarbeit): F te wäre, antwortete sie: die Kompetenz einer Kräu- 1050 Wien, Reinprechtsdorfer Straße 31 Vom Wirtshaus in die Sozialarbeit, von der Tel.: (01) 587 87 90 terkundigen zu erreichen). Eine Rückkehr ist auch Sozialarbeit ins Wirtshaus? Fax: (01) 587 87 90-33 nicht gänzlich ausgeschlossen. Denn eine ihrer spä- [email protected] teren sozialarbeiterischen Ausbildung entsprechen- Redaktionsteam: de Tätigkeit, nämlich die einer freien, unabhängi- Karl Berger, Robert Sommer (DW: 11) (Koordination und gen, antivormundschaftlichen sozialen Arbeit, sei kommen die KolporteurInnen dazu, die Schreibwut Gestaltung); Mehmet Emir, Andreas Hennefeld, Mario außerhalb des Augustin schwer zu kriegen, meint der Schreiberlinge auszubaden? Lang (DW: 13), Erika Parzer, Claudia Poppe, Eva Rohrmo- ser, Reinhold Schachner (DW: 12), Christina Steinle, Angela sie. Allerdings müsste sie vorerst eine geniale Idee Den AugustinverkäuferInnen war sie freilich Traußnig (DW: 10), Aurelia Wusch haben, etwa ein Existenzsicherungsprojekt für il- mehr als eine Miss Verständnis: Sie war ein Kum- legalisierte Flüchtlinge, das im Rahmen des Augus- pel, mit dem superböse, mit schwarzem Humor ge- MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: FOTOS: Magdalena Blaszczuk, Mehmet Emir, Barbara Kro- tin-Gesamtprojekts realisiert werden könnte. Dann spickte Gespräche zum Tagesgeschehen möglich bath, Christoph Witoszynskyj ILLUSTRATIONEN: Anton wäre ja wieder spürbar, was Evi nach fünfeinhalb waren, die oft – aus Gründen der Psychohygiene – Blitzstein, Thomas Kriebaum, Carla Müller, OttaGringo, Ri- Jahren nicht mehr spürt: der Kick einer neuen von den zehn Geboten der politischen Korrektheit chard Schuberth, Magdalena Steiner TEXTE: Renate Dan- ninger, Gottfried, Martina Handler, Erwin Heiss, Hömal, Herausforderung. abwichen. Als eine der InitiatorInnen der Augus- Jella Jost, Valerie Kattenfeld, Kerstin Kellermann, Chandal Aus der Sicht der Intelligenz des Augustin – so tin-Theatergruppe wusste sie eines Tages den jour- Koren, Marcel Kneuer, Rainer Krispel, Gabi Lempradl, Peter nennen die SozialarbeiterInnen im Team augen- nalistischen KollegInnen einen Streich zu spielen. Locatin, Uwe Mauch, Rio Mäüerle, Florin Mittermayr, Han- nelore Nesiba, Christa Neubauer, Thomas Northoff, Philips zwinkernd ihre zahlenmäßig etwas überlegenen Vor ihnen spielte sie, mit ihren KollegInnen aus Nwokocha, Palermo, Erwin Riess, Martin Schenk, Marianne journalistisch und graphisch tätigen TeamkollegIn- dem Vertriebsteam, die Posse «Irreversibles Zer- Windsperger, Christoph Witoszynskyj, Wolfgang Zimmer nen – war Evi Rohrmoser eine Integrationsfigur im würfnis unter den Augustin-SozialarbeiterInnen». StrawanzerIn: Vereinsvorstand. Dabei hatte sie jedoch etwas be- Wir RedakteurInnen dachten, der lautstark und ag- E-Mail: [email protected] wunderungswürdig Erratisches, Traverses, sodass gressiv geführte Streit sei ein realer, die letzte Stun- sie einiges um eine Nuance anders einschätzte als de des Augustin habe geschlagen. Ich weiß nicht, Radio Augustin Verantwortlich: Aurelia Wusch die Journalistenfraktion. Dass, um ein Beispiel zu was das Motiv dieses internen Rollenspiels war. Ich 1050 Wien, Reinprechtsdorfer Straße 31 nennen, der Augustin die einzige Zeitung der Welt weiß nur, dass uns JournalistInnen vorgeführt wur- Tel.: (01) 587 87 90 – 14 bleiben konnte, in der die KolporteurInnen den Zei- de, wovon die Zeitung schlussendlich am meisten [email protected] tungsumfang «bestimmen», basiert auf Evis Partei- abhängig ist: vom Wunder der Nachhaltigkeit des TV Augustin lichkeit für die Menschen der Straße: Acht Seiten Primaklimas im Vertrieb. Evi Rohrmoser hat einen Verantwortlich: Christina Steinle mehr pro Ausgabe, wie die Redakteure es wünsch- großen Beitrag dafür geleistet. 1050 Wien, Reinprechtsdorfer Straße 31 Tel.: (01) 587 87 90 – 15 ten, scheiterten in allen diesbezüglichen Teamde- Nachfolgerin Sonja Hopfgartner wird in der kom- [email protected] batten an Evis Imperativ, das Gewicht eines Hun- menden Ausgabe vorgestellt. derterpackels nicht unnötig zu erhöhen – denn wie R. S. Inserate (KEINE Kleinanzeigen! Für Gratis-Wort- anzeigen siehe Hinweis auf Seite 14): Gerda Kolb EDITORIAL Tel.: 0 699 19 42 15 92 E-Mail: [email protected] Weil am 1. Mai Redaktions- dem die großen Medien für die (Seiten 8–9). Und bei der Lektü- Druck: schluss dieser Ausgabe kleine Gegenleistung einer UEFA- re der Seiten 10–11 wird klar, wie Herold Druck- und Verlagsgesellschaft war, durfte die Redaktion willfährigen Berichterstattung be- sehr die Wiener Sozialdemokra- 1032 Wien, Faradaygasse 6 am Tag der Arbeit arbeiten, was dient werden, ein Partikelchen tie auch die Bewegung der Selb- Verlagsort: Wien sie diesmal doppelt gern tat, weil auch an den Augustin geflossen storganisation auf dem Gebiete der in dieser Ausgabe die granitene wäre. Wir hätten das Schweige- Wohnformen zum Störfaktor er- Information: Wiener Sozialdemokratie, die den geld mit dem Fahrradbotendienst klärt. Um das Sittenbild voll zu AUGUSTIN erscheint jeden 2. Mittwoch historischen Tag der politischen zurück an den Ballhausplatz be- machen, kommentiert unser Mu- Auflage dieser Nummer: 35.000 Manifestation der Ausgebeute- fördert. Hauptfeind der Wiener sikjournalist Rainer Krispel den ten zum Tag der Arbeit verfälsch- Sozialdemokratie ist derzeit das sagenhaften Aufstieg des SP- Mitglied des International te und verharmloste, besonders «Bettlerunwesen»; eine Sozial- Günstlings Josef Sopper, dem Network of Street Papers viel Fett abkriegt. Wie sehr die wissenschaftlerin zeigt auf, dass nun auch die Szene Wien anver- AUGUSTIN erhält keinerlei Subventionen Häupl-Partie die Stadt Wien an es nicht die von Häupl und Co. traut wurde, auf dass sie ab sofort die UEFA verschenkte (Seiten 6–7), konstruierte «Ostmafia» ist, die quotenträchtiger programmiert hätten wir auch dann aufgezeigt, den Bettlerinnen das Geld weg- werde (Seite 28). Freundschaft, PSK, Blz 60.000, Nr. 92 051 517 wenn aus dem 2-Millionen-Euro- nimmt, sondern die Wiener Poli- LeidensgenossInnen. Topf des Bundeskanzleramts, aus zei und der österreichische Staat R. S. Bawag, Blz 14.000, Nr. 05 010 666 211 FANPOST 3 Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 Tendenz zur Verklärung der Almosen bei ihm mitten am Tag ab- Es bleibt zu hoffen, dass Wien als Bettlerinnen holte und ihm gleichzeitig ein paar weitere Konsequenz seinen Bürge- Betrifft: Betteln als Beruf, Ausgabe Lebensmittel mitgab. Es ist also da- rInnen kein Gebeverbot verordnet Nr. 226 von auszugehen, dass er das Geld unter Androhung von saftigen Stra- Sehr geschätzte Augustin-Re- nicht ganz aus freien Stücken «für fen. Zuzutrauen wäre es den kreati- daktion! Die Zugangsweise und die Familie verdient» bzw. hergibt. ven Gehirnen im Rathaus, denn der- der persönliche Einsatz von Mari- Wir fragen uns daher, ob diese Art artige Spenden – nämlich Strafgelder Familienoberhäupter ...) nicht unter- on Thuswald erscheinen uns zwar von Betteln – ob im Familienverband – sind den Obrigkeiten ja stets will- stützt beziehungsweise für sie tätig bemerkenswert und sogar bewun- oder nicht – nicht eher mit einer kommen (das war jetzt zynisch). ist oder gar ein Ausstiegsszenario dernswert (zumal bei einem The- neuen Form von Sklaverei denn mit Wolfgang Radschiner, aufbaut oder versucht, aufzubauen, ma, bei dem viele am liebsten nur einer neuen Form von Umverteilung 1040 Wien wird zum Feindbild erklärt. Bezüg- wegschauen). Dennoch finden wir, und Berufstätigkeit zu tun hat. lich Betteln merke ich aus eigener dass ihre Aussagen – wie sie im In- Maria Kostadinova, Ihr nennt uns Menschen? Erfahrung, dass nicht diese Tätigkeit terview wiedergegeben wurden – Sándor Békési, Wartet noch damit! an sich, sondern das aggressive Bet- zwischen den Extrempositionen E-Mail teln unangenehme Begleitumstän- von Kriminalisierung des Bettel- Betrifft: Betteln als Beruf, Ausgabe de schafft, ebenso wie die aggressi- wesens einerseits und seiner Ver- Wer nicht geben will, muss Nr. 226 ve Angriffslust derjenigen Leute, die harmlosung bzw. Verklärung an- nicht geben Was uns diese derzeitige aggressi- ihren eigenen Frust an (vermeintli- dererseits doch zur letzteren hin onsbewusste, gewaltbereite Gesell- chen?) Opfern abreagieren und ab- tendieren. Auch im Familienver- Betrifft: Was hat Betteln mit Fußball schaftsordnung nicht alles beschert. reagieren wollen. Ziemlich affig. band kann es nämlich Ausbeutung zu tun, Ausgabe Nr. 225 Bettelnde Menschen werden stigma- Auf dem Weg zum Menschen ge- geben, die selbst mit der an sich Danke wieder einmal, dass es Sie tisiert und zum Freiwild erklärt. Wer hört noch einiges dazugetan. legitimen definitorischen Aufwer- und Ihre Zeitung gibt!!! Zum Bettel- die – für mich tatsächlichen – Ag- Harald Christian Krallitsch, tung zum «Netzwerk» nicht kleiner verbot und den dafür vorgebrach- gressorinnen (Großkonzerne, Militär, Internet-Forum wird. Die Grenzen zwischen orga- ten unmoralischen und scheinhei- nisierter, geschäftsmäßiger Bettlerei ligen Argumenten: Der Wiener tut OHNE ABLAUFDATUM (bei der es nur wenige Gewinner sich grundsätzlich schwer, direkt gibt) und Betteln als familienerhal- «nein» zu sagen. Viel lieber raunzt tendem Gelderwerb sind fließend. und klagt er im Nachhinein und ver- Und die postulierte «Freiwilligkeit» langt Verbote (Ich weiß, das klingt «Ich mag Schweine, weil von Kindern, beim Betteln mit der sehr pauschal). sie uns im Gegensatz Mutter mit dabei zu sein, ist wohl Ich meine, wer nicht geben will, illusorisch. darf einfach an den Bettelnden vor- zu den stets zu uns auf- Ein aktuelles Beispiel: Seit einigen beigehen, muss nicht geben, darf schauenden Hunden und Monaten sitzt ein älterer behinderter auch direkt «nein» zu ihnen sagen. Mann täglich von der Früh bis zum Wer fürchtet, dass sein Geld direkt zu den stets auf uns her- Abend (auch am Wochenende und in Drogen bzw. Mafiahände fließt, abblickenden Katzen als im Winter!) auf dem Gehsteig der darf aber stattdessen mit Naturali- Friedensbrücke in Wien und bettelt. en helfen. gleichwertig behandeln.» So weit so gut, könnte man/frau sa- Bettelnde Ausländer, Obdachlose, gen. Das Problem ist nur: Es ist zu Süchtige haben immer auch Hunger bezweifeln, ob das Geld ihm selbst und Durst. Die als «Staffage» ver- oder seiner Familie, zumindest im wendeten Kinder mögen sicher ger- Winston Churchill Sinne einer halbwegs gerechten Ver- ne Schokolade, einen Hamburger, (1874–1965) teilung, zugute kommt. Wir haben Obst oder Fruchtsaft. Solche Spen- selbst gesehen, wie ein gut geklei- den kommen ganz gewiss nicht in deter jüngerer Mann die erhaltenen die falschen Hände. 4 TUN & LASSEN Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 magazin Ein «KuckucksNest» in der Boltzmanngasse NoTSchlAfSTelle für «jederMeNSch» Mit ihrer liberalen und men- Notschlafstelle VinziBett beschrei- LaiInnenorganisation. Das Engage- «Getrennte Unterbringung für ver- schenfreundlichen Haltung ben werden und Frau Schubert, ment dieser Organisation ist be- schiedene Gruppen von Menschen konnte Antonia Schubert die Leiterin der Einrichtung, stell- achtlich, doch sie ist auch, bei aller zu schaffen, stellte sich als nicht be- letzten August ein Reporter-Duo te sich den Fragen. Das VinziBett in Wertschätzung, nicht vor Betriebs- friedigend heraus», so die Lebens- des Augustin vollends überzeugen. Wien ist ein Projekt der Vinzenzge- blindheit gefeit: Die Notschlafstelle und Sozialberaterin Schubert und Es sollte damals ausführlich die meinschaft Graz, einer katholischen VinziBett sollte von Beginn an Ös- fügt hinzu, «eine Notschlafstelle für terreicherInnen vorbehalten sein, ‹jedermensch›, welche allen Bedürf- da anderswo ohnehin Einrichtungen tigen offen steht, entspricht besser speziell für MigrantInnen angeboten den Lebensrealitäten sowohl der würden, so die Argumentation. Straße als auch einer multikulturel- Diese Trennung nach Nationalitä- len Großstadt im 21. Jahrhundert.» ten wollten Antonia Schubert und ihr Diese niederschwellige Einrich- Team nicht länger hinnehmen müs- tung kann natürlich auch Starthil- sen, sie haben es zum Glück auch fen in Form von persönlichem En- schon seit der Eröffnung im Novem- gagement und Spenden brauchen, ber 2006 in der Praxis untergraben: denn mit dem Umzug des Vinzi- «Wir sind nicht ganz streng», meinte Bett übersiedelten auch die in den Schubert zu diesem wunden Punkt letzten Jahren von Antonia Schu- des VinziBett befragt. bert und ihren Leuten gesammelten nskyj Nun nabelte sie sich mit ihren Spendengelder. oszyMitarbeiterInnen von der Vinzenz- reisch Witgemeinschaft ab, um im Haus Boltz- h hristopmViannzniBgeatsts ue n2t1e rigne Abrlasechrgtr wunard, ,d waso ndeaus I N F O C : ogegründete «KuckucksNest» in Ei- Spendenkonto lautend auf Fotgenregie zu führen – das VinziBett KuckucksNest: Befand die Regeln der Vinzenzgemeinschaft als zu eng: Obdachlosenbe- übersiedelte Ende April in die Otta- Nr.: 404 103 190 02 treuerin Antonia Schubert kringer Straße. erste Bank, BlZ: 20111 eingSCHENKt Mindestsicherung: Es lebe pauschalierten Leistung zurückfah- verwandelt. Das hat jedenfalls Hartz ren, kann es sogar zu Verschlechte- IV-Potenzial. Weiters werden auch die Sozialhilfe! rungen kommen. Dass neben dem die flexibleren Sozialhilfe-Zumutbar- Wohnkostenanteil auch noch die keitsbestimmungen an die schlechte- Heizkosten vom Lebensunterhalt be- ren der Notstandshilfe angepasst. Die stritten werden müssen, ist aufgrund Bürokratie ist insgesamt nicht einfa- Mit der Mindestsicherung wird Bei vielen – gerade auch bei den- der jetzigen Preissituation nicht ak- cher, sondern komplizierter gewor- jetzt das Sozialsystem armuts- jenigen, die auf das untere soziale zeptabel. Bei der Krankenversiche- den. Statt zwei Systeme gibt es jetzt fest gemacht. Sagen die ei- Netz angewiesen sind – werden so rung kommt als alte Hürde zur E-Card mit Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und nen. Jetzt wird ja keiner mehr arbei- völlig falsche Erwartungen geweckt. wieder die 6-monatige Wartefrist Mindestsicherungsregeln drei Syste- ten gehen. Sagen die anderen. Nichts Bisher präsentierte der koordinie- dazu. Der Erhalt der Wohnung ist im me. Und statt dem One-Stop-Shop von beiden wird eintreten. Man kann rende Architekt im Sozialministeri- Falle einer Kürzung in keiner Wei- kann es bei den Wohnleistungen zu rhetorisch und ideologisch wieder um die Fassade des zu errichtenden se berücksichtigt. Lebensgefährten einem Three-Stop-Shop kommen. abrüsten. Hauses. Fenster, Türen und Stiegen- können nun abweichend von bisher Der Weg in Richtung Grundsiche- Die neue Mindestsicherung ist im häuser sind aber noch nicht errich- im Einzelfall günstigeren Regelun- rung wurde angegangen, weit ist Wesentlichen die alte Sozialhilfe. Sie tet. Sie sind den neun anderen Ar- gen grundsätzlich zum laufenden Le- man jetzt allerdings nicht gekom- ersetzt nicht die Sozialhilfe, sondern chitekten in den Ländern und dem bensunterhalt und nicht mehr nur zur men. Eher wieder am Anfang als am baut sich in das bestehende System Architekturbüro im Wirtschaftsmi- Übernahme des Wohnkostenanteils Ziel. Diese Mindestsicherung ist ein der neun Bundesländerregelungen nisterium samt Arbeitsmarktservice herangezogen werden. Etikettenschwindel. Aus dem gro- ein. Es wird weiter neun verschiede- überlassen. Wie die Zimmer, die Flu- Jeder, der in diesem Bereich arbei- ßen Vorhaben wurde eine Sozialhil- ne Leistungen geben. Und: Die Höhe re, die Stiegenhäuser aussehen und tet, weiß, dass die Einteilung in «ar- fe light. Einige Teilbereiche werden ändert sich nicht dramatisch, weil ja ob es auch Aufzüge gibt für dieje- beitsfähig» und «nicht arbeitsfähig» verbessert: Regress fällt, Verfahrens- die Bundesländer bisher zu den Richt- nigen, die nicht gut Stiegen steigen den Problemlagen der Betroffenen recht wird besser, höhere Leistungen sätzen noch Wohngelder ausbezahlt können – all das ist offen. nicht gerecht wird. Das ist eine rea- für Alleinerziehende. Und gleichzei- haben, so kamen die meisten auch So können Leistungen, auf welche litätsferne ideologische und sozial- tig droht an der Schnittstelle zum Ar- jetzt schon auf 700 Euro. Es ändert derzeit noch ein Rechtsanspruch be- technokratische Lösung, die die «So- beitsmarkt und zu den Ländern das sich also insgesamt nicht viel, auch steht, in Kann-Bestimmungen umge- zialhilfe-Restklientel» stigmatisiert Ziel der Armutsbekämpfung zu schei- wenn sich das in den Medien und wandelt werden. Wenn die Länder und die anderen unter dem Motto tern. Zwei Schritte vor, zwei zurück. aus dem Munde des Sozialministers ihre Wohngelder und Kinderunter- «Arbeit um jeden Preis» in neue Ar- Nicht wirklich von der Stelle gekom- anders anhört. stützungen aufgrund der neuen mutsarbeiter wie Elendsunternehmer men. Martin Schenk 5 TUN & LASSEN Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 magazin Vom Schwarzen Donnerstag zur Fette-Mieten-Party Frühlingskurztrip-Tipp: Frauenuni Salzburg TANZeN GeGeN deN MIeTWUcher UNIVerSITäT AUch für NIchT-AKAdeMIKerINNeN Ein Leser – siehe «Fanpost» in der Aus- gabe Nr. 226 – hat uns auf eine neue Aktionsform gegen die Wohnungsnot Die FrauenFrühlingsUniversität (FFU) erlangt wie- aufmerksam gemacht. Im April wurden in der Kontinuität in Österreich. 2007 wurde in Wien Zürich die ersten beiden Fette-Mieten-Par- nach beinahe zwei Jahrzehnten wieder eine abge- tys gefeiert. Damit macht das stadt.labor auf halten, und dieses Jahr erfolgt bereits die nächste, u. z. die steigenden Mieten in Zürich aufmerk- in Salzburg. Kurze Rückschau: 1990 nahmen in der VHS sam, fordert von den Behörden Maßnahmen Ottakring 600 Frauen an den Diskussionen teil, tausch- gegen die Mietzinsnot und von den Vermie- ten ihre Erfahrungen aus und gründeten Projekte wie tern mehr soziale Verantwortung. Das stadt. die Frauenhetz, ein Verein mit dem Zweck feministi- labor ist eine öffentliche Plattform, welche sche Bildung, Kultur und Politik sowie feministische For- Fragen zur Stadtentwicklung kritisch ana- Unerwartete Besichtiger: Spaß im schung und Beratungsarbeit zu fördern und selbsttätig zu lysiert und von unten – d. h. aus der Pers- Widerstand ist nicht verboten entwickeln. pektive der betroffenen Bevölkerungsgrup- Ziel der FFU ist es, «einen Raum zu eröffnen, der Frauen pen – debattiert. die Möglichkeit bietet, sich Wissen anzueignen, dieses zu Mit Sektflaschen, Luftballons und Party- an den Meistbietenden versteigert. Damit vertiefen und weiterzugeben». Die Veranstalterinnen be- Musik haben junge Leute, die «Wohnungs- habe sich die Stadt Zürich zum Spekulanten tonen, dass der Name «Universität» nicht bedeute, «dass suchende» karikierten, an Besichtigungen gemacht. Die Mietzinse von Wohnungen al- nur Studentinnen teilnehmen können – es sollen auch von Luxuswohnungen (monatlicher Mietzins ler Größenordnungen sind in Zürich zwischen Frauen, die nicht studieren oder studiert haben, angespro- von 3500 Euro) teilgenommen und gegen Dezember 2000 und Dezember 2006 um 9 chen werden. Wichtig dabei sind der Austausch und das den Mietzinswucher getanzt. Der vom stadt. bis 18 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die Zusammenführen von Theorie und Praxis, von Akademi- labor initiierte Wohnungsbesuch – übrigens allgemeine Teuerung in der Schweiz betrug kerinnen und Nicht-Akademikerinnen.» Im Rahmen von ein legaler Akt, der in beiden Fällen fried- in demselben Zeitraum bloss 5,5 Prozent; Workshops werden drei Themenfelder behandelt: Frau lich zu Ende ging – will auf die hohen Ab- gleichzeitig stagnieren die Reallöhne in der und Arbeit, interkulturelle Kompetenz und schließlich zockermieten in der Stadt Zürich aufmerk- Schweiz für die große Mehrheit. «Frau, Macht und Struktur». Darüber hinaus gibt es ein sam machen. Die Fette-Mieten-Partys sind keine schwei- Kulturprogramm mit einem FrauenStadtSpaziergang, ei- Bereits an der zweiten Party haben die Teil- zerische Erfindung. Vorbild bildet die Grup- nem Fest und einem Filmabend – gezeigt wird «Kurz da- nehmenden spontan ein eigenes Soundsys- pe Jeudi-Noir, welche in Paris seit Winter vor ist es passiert» in Anwesenheit der Regisseurin Anja tem, eine Tischbombe und Sekt mitgenom- 2006/07 Partys an Wohnungsbesichtigungen Salomonowitz. Alleine dieser Film ist den Ausflug nach men – die Abzockerpartys verselbständigen durchführt. Bei unverschämt teuren Apart- Salzburg wert. sich langsam. Weitere Aktivitäten sind in Pla- ments wird die Gruppe aktiv, verwandelt reisch nung. «Wenn die Entwicklung auf dem Woh- Besichtigungstermine in Spontanpartys und nungsmarkt so weiter geht, werden Wohnun- schockt gierige Vermieter. Jeudi-Noir heißt gen in zentrumsnahen Quartieren bald nur schwarzer Donnerstag – der Wochentag, an I N F O noch für Großverdiener bezahlbar», sagt ein dem die Anzeigenblätter mit den unbezahlba- Zürcher «Party»-Aktivist. Eines der besuchten ren Wohnungsannoncen erscheinen. frauenfrühlingsUniversität Objekte hat bis vor kurzem noch der öffentli- R. S. 22. bis 25. Mai 2008 Universität Salzburg, juridische fakultät – Toskanatrakt chen Hand gehört, Anfang des Jahres wurde www.frauenuni.net das fünfstöckige Haus für 5 Millionen Franken www.stadt-wohnen.ch GEHT’S MICH WAS AN? Erfolg gegen diskriminierende Türpolitik Herr J. wurde in Liberia gebo- Hause zu gehen. Herr J. verzichtet vernehmen, die aufgrund ihrer Haut- werden. Außerdem spreche sich das ren und lebt und arbeitet seit auf eine weitere Diskussion und geht farbe oder eines Kontaktes mit der rasch unter den Mitarbeitern des Lo- vielen Jahren in Österreich. Er nach Hause. Freundin des Türstehers nicht ins Lo- kals herum. Allerdings konnte keiner schilderte ZARA folgenden Vorfall: ZARA brachte kurze Zeit später für kal eingelassen worden waren. der befragten Türsteher den Grund Im Oktober 2005 will er ein Tanzlo- Herrn J. einen Antrag bei der Gleich- Die Gleichbehandlungskommissi- für ein solches Lokalverbot für Herrn kal in der Wiener Innenstadt besu- behandlungskommission ein. Der Ge- on kam im Jänner 2008 schließlich J. angeben. chen. Als sich Herr J. den Türstehern schäftsführer des Tanzlokals gab an, zu dem Ergebnis, dass der Geschäfts- Die Kommission stellte im Januar nähert, wird ihm der Zutritt verwei- dass gegen Herrn J. aufgrund eines führer das Lokalverbot im Nachhi- 2008 fest, dass die Einlassverweige- gert. Herr J. besteht darauf zu erfah- vorangegangen Vorfalls ein Lokalver- nein als Rechtfertigung vorgescho- rung sachlich unbegründet war und ren, warum er nicht eingelassen wird. bot verhängt worden war. Dieses sei ben habe. Ein solches nämlich könne tatsächlich in der Herkunft unseres Nach kurzer Diskussion teilt ihm ei- am betreffenden Abend von seinen laut Angaben der Türsteher nur bei Klienten begründet lag – somit eine ner der Türsteher mit: Im Lokal würde Türstehern exekutiert worden – un- gravierenden Verstößen gegen die verbotene Diskriminierung darstellt. sich seine Freundin aufhalten, die die ser Klient aber hörte davon zum ers- Hausordnung wie dem Verkauf von Wolfgang Zimmer Angewohnheit habe, mit «Schwar- ten Mal. Um seine Angaben zu unter- Drogen oder der anhaltenden Beläs- www.zara.or.at zen» zu flirten und mit ihnen nach mauern, ließ Herr J. weitere Zeugen tigung anderer Gäste ausgesprochen Tel.: (01) 929 13 99 6 TUN & LASSEN Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 Nix gegen Fußball – aber alles gegen die unterwürfige Auslieferung der Stadt Shit passiert, UEFA kassiert 1991 gab es in Wien eine Volksbefragung über die Abhaltung einer Weltausstellung. Zwei Drittel der WienerInnen stimmten dage- gen. Die Angst vor der Veränderung der Stadt durch solch eine Großveranstaltung war zu groß. Um diesen Sorgen nicht noch ein- mal ein Ventil zu bieten, wurde über die Durchführung der Fußballeuropameisterschaft 2008 kein Volksentscheid durchgeführt. Dafür ist zu befürchten, dass die WienerInnen, aber auch viele andere ÖsterreicherInnen jetzt erleben werden, wovor sie vor 17 Jahren – wohl zu Recht – Angst gehabt haben. Wenn es um die Sonn- Öffnungszeiten und verkaufsoffene tagöffnung ging, wa- Sonntage erwiesen sich besonders ren PolitikerInnen und an Spieltagen als Flop. Warum igno- Wirtschaftskammer- rieren PolitikerInnen solche Studien funktionäre bisher immer sehr zu- konsequent? rückhaltend. «Der Sonntag muss Das deutsche Wirtschaftsfor- unangetastet bleiben. Da geht es schungsinstitut hat in seiner Studie schließlich um ein Stück Lebenskul- nach der WM 2006 betont, dass die tur», sagte zum Beispiel Wirtschafts- Ökonomisierung des gesellschaftli- kammer-Präsident Christoph Leitl chen Lebens immer mehr um sich wörtlich. Umfragen der Wiener Wirt- greift: «Selbst sportliche Großveran- g schaftskammer ergaben bisher we- staltungen wie die Fußballweltmeis- an der bei den Wienerinnen und Wie- terschaft, die eigentlich ein Spaß sein Lo ari nern noch bei den Geschäftsleuten sollen, werden inzwischen der Prü- M einen großen Bedarf. fung unterzogen, ob sie etwa einer : oto F Doch seit die Fußballeuropameis- Volkswirtschaft per saldo mehr Geld Wer mit Bier dieser Marke in der Fanmeile ertappt wird, ist in den Au- terschaft ins Haus steht, ist alles an- in die Kassen spülen, als für sie auf- gen der EURO 08-Sheriffs subversiv ders. Wien braucht unbedingt eine gewendet wurden. Das liegt haupt- Sonntagsöffnung während der EURO, sächlich daran, dass für solche Ver- trommeln Politik und Wirtschafts- anstaltungen aus den öffentlichen Geregelt wurde dies im Host-City- «Faktum ist, dass wir gut verhan- kammer seit über einem Jahr. Denn Haushalten erhebliche Mittel bereit- Vertrag zwischen der UEFA und der delt haben, denn beim ersten Ent- PolitikerInnen und Wirtschaftskam- gestellt werden und die Politik und Stadt Wien. Dabei wurde z. B. fest- wurf hätte Wien alles gezahlt und mer erwarten sich (zumindest offizi- die Sportfunktionäre deshalb eine gelegt, dass die Fanmeile im Stadt- die UEFA alles kassiert.» ell) bei der EURO 08 die Umsatzlawi- Rechtfertigung dafür suchen, dass zentrum liegen und bis 24 Uhr ne des Jahrzehnts. «Abgesehen von die Mittelverwendung sich für die geöffnet sein muss. Schäden und Tausende prekäre sportlichen Höhepunkten, die jeder Allgemeinheit bzw. den Steuerzah- Wiederherstellungen zahlt selbst- Arbeitsplätze erhofft, werden diese drei Wochen ler ‹rechnet›.» Das ist wohl auch bei verständlich die Stadt. Insgesamt für viele Geschäftstreibende, vor al- der EURO 08 nicht anders. bekommt sie für alle Aufwendungen Da wird deutlich, wer für wen rennt. lem Gastronomen, möglicherweise 3,9 Millionen Euro von der UEFA. Aber im Zeitalter des Neoliberalis- die umsatzstärksten des Jahres wer- Wie sich die UefA ihren Hilfsorganisationen suchen dafür mus regt das niemanden mehr auf, den», meint die Bezirksvorsteherin Gewinn sichert seit Monaten tausende Freiwillige, am wenigsten die PolitikerInnen. des 1. Wiener Gemeindebezirkes, die in den drei Wochen Dienst tun Die versuchen verzweifelt durch di- Ursula Stenzel. Wenn es sich rechnet, dann nur, weil und die nicht ausreichenden bezahl- verse Meinungsumfragen nachzu- es auf Kosten der Menschen in Ös- ten Kräfte unterstützen. Und auch weisen, dass sich eine große Mehr- Politik ignoriert Studien terreich geht, das ist jetzt schon klar. viele andere Aktivitäten werden heit der ÖsterreicherInnen auf die Denn den Gewinn der Veranstaltung nicht extra bezahlt, sondern müs- Europameisterschaft freut. Wie man Dass dem nicht so sein wird, weiß bekommt der Veranstalter – und das sen aus dem Gemeindebudget ge- den diversen Studien und Meinungs- man seit der Fußballweltmeister- ist die UEFA. Alle anderen werden zahlt werden. umfragen trauen kann, weiß man schaft 2006 in Deutschland. Es pro- mit Almosen abgespeist oder müssen Dass natürlich auch der Bau neuer spätestens seit der Fußball-WM 2006 fitierten nur 13 Prozent aller Ein- sogar für den Erfolg der UEFA gratis Stadien (in Klagenfurt) oder die Re- in Deutschland. Auch dort wurde im zelhändler; 40 Prozent der Händler (ehrenamtlich) arbeiten. Denn damit novierung bestehender Stadien von Vorhinein eine Euphorie geschürt, mussten dagegen sogar Einbußen die UEFA auf ihren Gewinn kommt, der öffentlichen Hand zu tragen war, die zwar auf dem Fußballfeld stand- zum saisonüblichen Geschäft ver- hat sie vorgesorgt. gilt als selbstverständlich. Denn man hielt, in wirtschaftlichen Belangen kraften. Dieses Ergebnis brachte eine Mit den Städten, in denen gespielt könnte ja der UEFA nun wirklich aber vom renommierten deutschen Umfrage unter HändlerInnen nach wird, hat sie so genannte Host-Ci- nicht zumuten, von ihrem erwarte- Wirtschaftsforschungsinstitut im der WM in Stuttgart. Die Gründe: ty-Verträge. Das heißt konkret, dass ten Gewinn von ca. 600 Millionen Nachhinein als vollkommen irrati- «Die Fans interessierten sich nur sich die Städte wie Wien mit Haut Euro (in alter Währung 8,2 Milliar- onal bezeichnet wurde. für Fanartikel und fußballtypische und Haar an die UEFA verkauft ha- den Schilling) hier etwas beizutra- Auch in Österreich wird immer Genussmittel, und die Stammkun- ben, wobei «verschenkt» wohl eher gen. Als Sarkasmus kann man dann von den zusätzlichen Arbeitsplät- den mieden die überfüllten Innen- die richtige Vokabel wäre. Während nur das Statement der Wiener Sport- zen geschwärmt und sogar mit Stu- städte, was die Geschäfte noch viel die Stadt die Arbeit und die Kosten samtsleiterin, die den Host-City- dien belegt, dass es bis zu 8000 sein mehr schmerzte.» Auch längere hat, streift die UEFA das Geld ein. Vertrag ausgehandelt hat, nehmen: sollen. Dass es sich dabei in erster TUN & LASSEN 7 Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 Linie um kurzfristige prekäre Ar- allen ÄrztInnen, Krankenschwes- Damit die Werbeflächen exklu- Werbeverbote anscheinend zu viel beitsplätze handelt, sagt niemand. tern, PolizistInnen, JustizbeamtIn- siv bleiben, hat sich die UEFA auch Werbung entgeht, hat sie eine Of- Denn was sollten auch tausende «Si- nen, AutobusfahrerInnen und vie- Rechte gesichert, die bisher nie- fensive der anderen Art gestartet. cherheitskräfte» nach der Europa- len andern anderen angesichts von mand hatte. So dürfen nicht meh- «Kein Entrinnen mehr bei der Wer- meisterschaft bewachen, wenn alle Urlaubssperren im Juni möglich sein rere Besucher mit der Werbung für bung» ist das Motto. Dafür werden Fans wieder weg sind? soll, wurde nicht gesagt. Im Gegen- einen anderen Bierhersteller als den erstmals nach den U-Bahn-Stationen Neben der Sonntagsöffnung, die teil: Aus diversen Betrieben kom- offiziellen Sponsor in ein Stadion. auch ganze U-Bahn-Züge mit Wer- durch die Euro jetzt plötzlich mög- men (natürlich nur unter der Hand) «Dann wird eingegriffen», sagt die bung zugekleistert. Nicht nur au- lich ist, gibt es noch viele andere die Hinweise, dass Frauen, die erst EM-Sprecherin Anja Richter. Und ßen, sondern auch im Inneren der Dinge, die auf einmal kein Problem im Herbst aus der Kinderkarenz zu- zwar nicht von der UEFA, sondern Züge soll während der EM die Wer- mehr sind. So wird in Wien die Ring- rückkommen müssten, bereits ih- von den zuständigen Behörden, also bung vorherrschen: Haltegriffe mit straße gesperrt, beileibe keine un- ren Dienst Anfang Juni wieder auf- in Wien MagistratsbeamtInnen (de- Reklame, Werbetexte auf Böden und wichtige Nebenstraße. Als die Grü- nehmen müssen. Sonst ist natürlich ren Arbeitszeit natürlich die Stadt Decken sollen ein oft gesehener An- nen vorschlugen, diese Sperre gleich nicht garantiert, wie lange sie nach zahlt). Ebenso wenn Fans mit ei- blick sein. beizubehalten, wurden sie für Träu- der Karenz noch in der Firma tätig nem T-Shirt des Sponsors der ös- Wer kritische Stimmen zur EURO mer erklärt. Öfters wurde übrigens sein können ... terreichischen Nationalmannschaft hören will, wird sich einigermaßen vorgeschlagen, die Fanmeile doch kommen. Denn das ist PUMA und schwer tun. 2 Millionen Euro zahlt statt in der Innenstadt auf der Do- Schweigegelder für die der offizielle Sponsor der EM ist Adi- das Bundeskanzleramt an österrei- nauinsel abzuhalten. Das wäre viel- Massenmedien? das. Dann heißt es T-Shirt umdre- chische Medien für eine «Medienko- leicht sinnvoller, doch die UEFA hat hen, ausziehen oder wieder nach operation», davon alleine 630.000 es Wien verboten: Im Vertrag steht, Und wenn Sie es trotzdem schaffen Hause gehen. Euro an die «Kronen Zeitung». Kein dass die Fanmeile im Stadtzentrum zu verreisen, dürfen Sie sich nicht Weil der GEWISTA (sie wurde Wunder, dass kritische Berichte bis- stattfinden muss. Dafür wird sogar wundern, wenn Sie in Wien von der 1921 als Magistratsabteilung ge- her hauptsächlich in kleinen Medien das Wiener Burgtheater erstmals im Stadt zum Flughafen und zurück nur gründet, um die Werbeflächen auf wie der «Wiener Zeitung», dem Mo- Juni zugesperrt. mehr Fußballwerbung sehen. Die Verkehrsmitteln und Öffi-Stationen natsmagazin «Datum» oder der Fuß- Stadt Wien hat sich nämlich ver- zu vermarkten; mittlerweile ist sie ballzeitung «Ballesterer» erschienen euro zieht hooligans nach pflichtet, bei bestimmten Strecken schon lange privatisiert; mittlerwei- sind. Ansonsten wird für die nötige Österreich: Präventivhaft? alle öffentlichen Werbeflächen der le ist sie mehrheitlich im Eigentum «Europhorie» gesorgt. UEFA zu übertragen. Welche Firma des französischen Außenwerbekon- Die Angst vor Hooligans führt dazu, hat das schon einmal bekommen? zerns JCDecaux), durch die diversen Marcel Kneuer dass etwas kommt, was selbst für ge- fährliche Gewalttäter nicht möglich ist: Eine Art «Präventivhaft», wenn sich amtsbekannte Hooligans nicht vier Stunden vor Spielbeginn auf einer Polizeiinspektion einfinden. Dort sollen sie dann während des Spielverlaufs «über die Rechtslage belehrt» werden. Das heißt, noch ohne überhaupt eine Straftat began- gen zu haben, kann man verhaftet werden, weil man es ja vielleicht tun könnte. Um genügend Platz für fest- genommene Hooligans zu schaffen, wird das Innenministerium wenige Tage vor Beginn der Fußball-Europa- meisterschaft 2008 die Polizeianhal- tezentren (PAZ) in den Austragungs- städten Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt räumen lassen. Die ursprünglichen Insassen wie Schub- und Verwaltungshäftlinge werden österreichweit in jenen PAZ unter- gebracht, in deren Nähe keine EM- Spiele stattfinden. Dass hunderte Gefangene quer durch Österreich transportiert werden, hat es in der Geschichte der Zweiten Republik noch nicht gegeben. Auch mit der viel gelobten Rei- Unter dem Motto «Fußball ist schön. Trotz der UEFA, abseits des Kommerz» – im Bild das der UEFA-Ästhe- tik entgegengestellte Cover-Sujet zum Motto – finden in der selbst ernannten Stadtrepublik Augarten- sefreiheit ist es während der EURO Stadt (Bürgermeister: Otto Lechner) Alternativveranstaltungen zur EURO 08 statt. Fast hätte uns das 08 wieder aus. Die Grenzen wer- EM-Management die Lust am Fußball verdorben, meinen die InitiatorInnen: «Aber so wie wir uns den den wieder dicht gemacht und kon- Toskana-Urlaub nicht vermiesen lassen, bloß weil ein mafioser Entertainer zum dritten Mal zum König trolliert. Apropos Reise: Einen sehr von Italien gewählt worden ist, so werden wir uns auch den Spaß am Fußball nicht von der UEFA originellen Tipp gab eine Zeitung versauen lassen.» Noch konsequenter gegen den EM-Kommerz wäre freilich die demonstrative allen, die nicht unter den Auswir- Hinwendung zum Thema Asphaltstockschießen gewesen – und kein Wort über das Kicken. kungen der EURO 08 leiden wol- Programm: www.aktionsradius.at len: Verreisen ist angesagt. Wie das 8 TUN & LASSEN Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 Betteln als Beruf? (Teil 2) In manchen Pässen: Vermerk «Bettlerin» Ist Betteln Arbeit? Oder gar ein Beruf, der spezifisches Wissen und kontinuierliches Lernen erfordert? Der Au- gustin brachte in der vorigen Ausgabe den ersten Teil des Interviews mit der Bildungs- wissenschafterin Marion Thuswald, das hier fortgesetzt wird. Sie sprach mit Bettlerin- nen auf Wiens Straßen. Eine Erkenntnis: Nicht eine ima- ginäre «Mafia», sondern die Polizei nimmt den Bettlerin- nen das Geld ab. Thuswald entwickelte eine ungewöhn- liche Forschungsperspektive auf das Thema, die bettelnde Frauen nicht nur als passive Opfer wahrnimmt. Wie schaut die Lebens- situation der betteln- den Frauen, die du in- terviewt hast, aus? Ich bin hauptsächlich auf zwei Grup- pen hier in Wien gestoßen: einer- Die Gestrandeten sind in Theodor Kramers Gedichten geachtete Menschen. Das Bettler-Bild der Malerin seits auf Slowakinnen, die der unga- Magdalena Steiner, ein Werk aus ihrem Kramer-Zyklus, ist ein künstlerischer Kommentar zu Kramers Empathie für die unteren Schichten rischen Minderheit angehören und Romnia sind. Sie pendeln im Ein- bis Zwei-Wochen-Rhythmus nach Österreich und lassen ihre Kinder schmälert. Zum Vorwurf der orga- Was sind die größten Probleme entwickeln. Einerseits materiell, also bei weiblichen Verwandten zu Hau- nisierten Bettelei bzw. der Ausbeu- der Frauen hier in Österreich? sich zum Beispiel ein Heim aufbau- se. Sie machen «stille Besetzungen», tung ist aus meiner Sicht zu sagen: Die Frauen haben drei zentrale He- en oder eine Waschmaschine kaufen. d. h. sie suchen sich leer stehende Natürlich gibt es überall, wo große rausforderungen hier: Erstens die Eine der Frauen – sie hat allerdings Häuser, legen Matratzen rein und Not herrscht, auch Ausbeutung. Ich Grundversorgung für sich und ihre die Schulpflicht abgeschlossen ge- schlafen dort. Sie essen bei Suppen- glaube allerdings nicht an mafiaähn- Familien sicherstellen; zweitens den habt – hat eine Lebensversicherung ausspeisungen etc. Sie leben damit liche Strukturen. Ausbeutung kann Schutz für sich und die Familie ge- für ihre Kinder einbezahlt, damit sie hier sehr, sehr billig und können auch schon dort beginnen, wo sich währleisten. Es kostet die Frauen mit 18 etwas rausbekommen. Viele den Großteil des Geldes mit nach jemand Geld leiht, es nicht zurück- sehr viel Energie, ständig wachsam der Frauen haben den Wunsch, ar- Hause nehmen. Die zweite Gruppe, zahlen kann und dann empfohlen sein zu müssen. Zum einen: Wo ist beiten zu gehen, aber das ist sehr die rumänischen Frauen, die kom- kriegt, nach Österreich zu kommen, die Polizei? Kann ich noch rechtzei- schwierig. Die meisten haben ihre men für etliche Wochen oder Mo- um das Geld zurückzahlen zu kön- tig verschwinden? Auch das Verhal- Kinder sehr, sehr früh bekommen nate und haben ihre Kinder zumeist nen. Ich habe mit einer Frau gespro- ten der Polizei ist für sie ein Prob- und keinen Schulabschluss, keine dabei. Sie mieten sich ein Zimmer chen, bei der es so war. Die Person, lem. Und zum anderen: Wer wird Berufsausbildung, keine Lohnarbeits- oder einen Schlafplatz und sind hier von der sie Geld geborgt hat, wurde mich anspucken, wer wird mich tre- erfahrung, und da gibt es sogar im gemeldet. D. h. sie haben weitaus aber sehr widersprüchlich geschil- ten, wer wird mich zur Prostitution Bereich der informellen Ökonomie höhere Ausgaben in Österreich, da- dert. Auch positiv, weil ihr die Frau auffordern? Also die eigene Integri- und auf dem Schwarzarbeitsmarkt durch bleibt ihnen abzüglich der Le- viel geholfen und ihr auch gezeigt tät schützen, körperlich, moralisch, starke Konkurrenz. Eine Frau habe benshaltungskosten auch weniger, hat, wie man betteln muss, um Er- psychisch. Das kostet sehr viel ich kürzlich wieder getroffen: Sie was ihren «Erfolg» als Bettlerinnen folg zu haben. Energie. Und drittens: Perspektiven ist jetzt Rosenverkäuferin. Sie kauft TUN & LASSEN 9 Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 Rosen bei Hofer und geht dann durch Familienmitglied zwischendurch vor- die Lokale. Sie hat also einen kleinen beikommt und das bis dahin erbet- Durchsage der Wiener Linien seit Juni 2006 «Aufstieg» geschafft und kann inzwi- telte Geld abholt. Das erweckt aber schen auch ganz gut Deutsch. Ihre bei manchen Beobachtern den Ein- «Viele Fahrgäste fühlen sich durch organisiertes Betteln in Situation ist aber weiterhin prekär. druck, hier werde abkassiert, und da- der U-Bahn belästigt. Wir bitten Sie, dieser Entwicklung mit wird das mediale Klischee bestä- nicht durch aktive Unterstützung Vorschub zu leisten, son- Du hast erwähnt, dass die Polizei tigt. Eine recht schlimme Geschichte dern besser, durch Spenden an anerkannte Hilfsorganisatio- ein großes Problem für die Frau- habe ich auch erzählt bekommen. nen zu helfen. Sie tragen dadurch zur Durchsetzung des Ver- en darstellt. Was genau meinst Eine Frau ist mit ihrem 5-jährigen bots von Betteln und Hausieren bei den Wiener Linien bei.» du damit? Sohn in einem Wiener Außenbezirk Ich war anfangs recht naiv. Ich hab von der Polizei aufgegriffen und mit- den Frauen gesagt: Die Polizei darf genommen worden. Sie dachte, jetzt euch nichts tun, denn Betteln ist er- komme sie ins Gefängnis, und hatte Warum wird deiner Meinung nach könnte ein Ansatzpunkt sein. Für die laubt. Aber fast alle haben von mas- große Angst, auch das Kind hat ge- auf Bettelnde mit so heftiger Ab- Lebenssituation der Frauen fände ich siven Problemen mit der Polizei be- weint. Sie sind mit ihr aus der Stadt lehnung reagiert? es sehr wichtig, dass man gegen ihre richtet. Die Rumäninnen erzählten, hinausgefahren, irgendwo in den Die Bettlerinnen sind sichtbar, und Kriminalisierung und gegen das Ver- dass immer wieder ihre Daten auf- Wienerwald, haben sie dort mit ih- Emotionen laden sich ja oft auf einer halten der Polizei etwas unternimmt. genommen werden, sie immer wie- rem Kind aussteigen lassen und sind sichtbaren Gruppe ab. Zuerst waren Es müsste jemand gemeinsam mit ei- der von Plätzen, wo sie betteln, ver- weggefahren. Sie war ganz verzwei- es die Schwarzafrikaner, jetzt sind es ner betroffenen Frau wagen, die Po- trieben werden mit der Bemerkung, felt und ist lange zu Fuß und dann die Bettlerinnen. Es ist schon auch lizei zu verklagen. Wenn das ein, hier sei Betteln nicht erlaubt, wenn per Anhalter zurück und erst nach eine machtvolle Geste, die sie set- zwei, drei Mal passiert, dann traut sie nicht weggingen, würden sie ein- Mitternacht nach Hause gekommen. zen: Sie nehmen sich den öffentli- sich die Polizei nicht mehr, Bettle- gesperrt. In manchen Pässen finden Oder die Slowakinnen haben zum chen Raum. Eine mögliche psycho- rinnen auf diese Weise gegenüber- sich Vermerke wie «Bettlerin» oder Beispiel erzählt, dass sie schon mehr- logische Erklärung für die Ablehnung zutreten. In Graz hat das Pfarrer Pu- der Verweis auf das Wiener Landes- mals im Gefängnis waren. Vielleicht ist, dass sie bei den Menschen einen cher von der Vinzenzgemeinschaft sicherheitsgesetz als codierte «Mar- werden sie eher eingesperrt, weil sie inneren Zwiespalt auslösen: Der Aus- Eggenberg mit Erfolg gemacht. Das kierung» Sie bekommen reihenwei- im Gegensatz zu den Rumäninnen gangspunkt kann durchaus ein posi- würde die Lebenssituation der Frau- se Anzeigen und Geldstrafen wegen in Wien nicht gemeldet sind. Aber tives Gefühl des Mitleids sein, und en wesentlich verbessern. Die Vin- aggressivem oder organisiertem Bet- das habe ich im Detail nicht her- gleichzeitig will man nicht jedem zenzgemeinschaft hat auch Initiati- teln. Was sie als besonders ungerecht ausgefunden. Auch das Perlustrieren was geben; plötzlich wandelt sich ven gesetzt, in den Herkunftsländern erleben, ist, dass ihnen die Polizei durch die Polizei wird von den Frau- dieses Gefühl in Ärger auf die Per- Dinge zu verändern, zum Beispiel das Geld abnimmt. Eine Strategie, en als sehr heftig erlebt. son um, die einen in diesen Kon- eine Nudelproduktion in einem slo- damit umzugehen, ist die, dass ein flikt bringt. Andererseits ist in die- wakischen Roma-Dorf aufzubauen. sem Kontext das Bild der «sauberen Das halte ich auch für einen legiti- Stadt» zentral, jetzt noch verstärkt men Schritt, immer in Absprache mit HOFKINO SCHWARZE KATZE rund um die EURO 2008. Der Blick den Frauen, was für sie passt. Das auf Bettelnde ist eine Konfrontation Schwierige ist, dass die Frauen sehr mit etwas Unangenehmem, mit Ar- gewohnt sind, von einem Tag auf mut, mit großen materiellen Unter- den nächsten handeln zu müssen, «Ich will nicht betteln, schieden. Ich muss auch noch jedes und dass es viel Misstrauen gibt. Um Mal überlegen, wie ich damit um- wirklich etwas gemeinsam zu ma- aber dürfen muss ich!» gehe. Ich habe aber die Position: Es chen, was auch Bestand hat, braucht 2 Filme zum Thema der Stadt kann jeder entscheiden, ob und wie es viel Vertrauensaufbau. Den zen- Mittwoch, 14. Mai 08, Beginn: 19 Uhr viel er gibt. Aber man muss es aus- tralen Ansatzpunkt sehe ich darin, Augustin-Zentrum halten, dass sie da sind. hier in Österreich gegen die Repres- sion zu arbeiten. Denn das können 1050, Reinprechtsdorfer Straße 31/im Hof. Was wären deiner Meinung nach wir machen, jeder und jede von uns. Ansatzpunkte, damit sich die Le- Das ist unser Staat, das sind auch un- Vorfilm: «Straßenkunst – Kunst zum Überleben» von Kveta Schubert. benssituation der Frauen zum sere Grundrechte. Das würde viel Sie ist eine der wenigen Romni unter den FilmemacherInnen und befrag- Besseren wendet? Oder wie verbessern. te BettlerInnen und PassantInnen in den Straßen Wiens, wobei letztere kann sich die Art des Diskurses Mit Marion Thuswald sprach – unfreiwillig – die verheerende Wirkung der medialen «Bettlermafia»- verbessern? Martina Handler Kampagnen demonstrierten. Die Durchsage der Wiener Linien (siehe oben) hat die Ablehnung der Hauptfilm: «Bare Droma» von N. Prettenthaler und S. Schmid. Der in I N F O Bettlerinnen sehr stark legitimiert. der Diagonale kürzlich erstaufgefühtrte Film beleuchtet die Hintergrün- Die pauschale Zuschreibung «or- de der Grazer Bettlerverordnung. Die Filmemacher begleiteten die bei- Interessante links zum Thema: den Roma-Teenager Anna-Maria und Marius beim Musizieren durch die ganisiertes Betteln» – man sieht ja Wiener Bettlerinnen-Mythen: niemandem an, ob das zutrifft oder www.ka-wien.at/betteln/betteln1. Grazer Innenstadt sowie im Kreis ihrer Familie in Rumänien. nicht – hat die öffentliche Meinung php Artikelsammlung zum Thema sehr stark negativ geprägt. Da sehe Nach den Filmen, ca. 21.30 Uhr: Live-Konzert des slowakischen Roma- Betteln: ich die Möglichkeiten, wirkungsvoll Trios ROMANO JILO. Zwei Augustinverkäufer, Josef Katona sen. und jun., www.christopolis.net/?tag=betteln gegenzusteuern, momentan eher sind Mitglieder der Band. pessimistisch. Vielleicht im Kontext, die Studie: des Rechts für alle den öffentlichen Marion Thuswald: «Betteln als Eintritt: Spenden! Beruf? Wissensaneignung und Kom- Raum zu nutzen und zu gestalten. petenzerwerb von Bettlerinnen in Das wird ja in Wien auch im Zusam- Eine Veranstaltung des Arbeitskreis Betteln (socialATTAC Wien, Wien» diplomarbeit, Institut für Katholische Aktion, Augustin) menhang mit der Plakatier-Monopol- Bildungswissenschaft, Universität stellung der Gewista diskutiert. Das Wien 2008 10 TUN & LASSEN Nr. 227, 7. 5. – 20. 5. 08 Trotz Sozialdemokratie reift die Idee vom selbst organisierten Wohnen Berlin ist anders Selbst organisierte Gemein- seitdem leer und verfällt. Die Bau- schaftswohnprojekte, also gruppe war ausgepowert. Man kann Formen von «Wohnen in eige- nicht sagen, dass die Stadt Wien das ner Regie», haben es in einer Projekt abgelehnt habe. Es ist al- Stadt der selbstorganisations- lerdings ein Problem, dass man als feindlichen Sozialdemokratie Baugruppe gegen Genossenschaften naturgemäß schwer. Dennoch konkurrieren muss, die ganz andere werden zurzeit auch in Wien Mittel einsetzen können. Es ist eine alte Projektideen hervorzukra- politische Entscheidung, ob man sol- men, neue Ideen entwickelt che Projekte will! und wird Vernetzung geübt. Ein anderes Beispiel zum Umgang Und das alles auf erstaunlich mit Selbstorganisation ist die Pan- unorthodoxe Weise. Diese Ak- kahyttn (Wohnhaus von Punks in der tivitäten werden dieses Mal Johnstraße). Einerseits versucht sich nicht wieder einschlafen: Der die Stadt als sehr sozial hinzustellen, indem sie Leuten ein Haus zur Verfü- gesellschaftliche Bedarf an der gung stellt, andererseits gibt sie den Entwicklung neuer Lebens- BewohnerInnen keine Verträge, um und Wohnformen ist enorm. sie in einer unklaren Situation zu halten. Damit kann die Stadt Druck ausüben, wenn sie meint, dass das Wenn es um Selbstorga- günstig wäre. Ein drittes Beispiel, nisation und Wohnen die Vorgangsweise gegen den Wa- geht, ist Vorsicht gebo- genplatz in Simmering, wird auf der ten. Die Sozialdemokra- nächsten Seite beschrieben. tie dieser Stadt ist bisher solchen Versuchen gegenüber nicht unbe- das »Wohncafé« als dingt wohl gesonnen. Dazu drei kon- drehscheibe krete Beispiele: Vor ein paar Jahren wollte eine Gruppe von Leuten die Wichtig bei der Beschreibung von «Stadt des Kindes» im 14. Bezirk Aktivitäten rund um das Thema «ge- g n a kaufen, um dort selbstbestimmt zu- meinschaftliches Wohnen» ist die Lo sammen zu wohnen. Da es eine Im- Erwähnung des «Wohncafés». Es ari M mobilie im Besitz der Stadt Wien ist ein Treffen, bei dem im zwei- : o ot ist, musste sich die Gruppe an ei- wöchigen Abstand sonntagabends F nem Bauwettbewerb beteiligen. Es verschiedenste Leute zusammen- Besetztes Haus in Berlin. Vorschlag im Zeichen der Wiener gab mehrere Bewerbungsrunden. kommen, um ihre Ideen, Wünsche, Gemütlichkeit: Hausbesitzer sollen Häuser an InteressentInnen für Am Ende erhielt die Einreichung Projekte vorzustellen und um sich alternative Wohnformen verschenken, damit Besetzungsstress vermieden werden kann den zweiten Platz hinter einer gro- kennen zu lernen. Das Wohncafé ßen Genossenschaft. Das Haus steht ist Teil des Zentrums «i:da – Idee direkte Aktion», das Selbstorganisa- stattfindet (der Augustin wird be- Lebens- und Wohnformen» im Al- tion auf allen Ebenen als ihr obers- richten). Im Wohncafé steht jeder ten Rathaus mit ReferentInnen aus I N F O tes Ziel proklamiert. Hier kommen Abend unter einem bestimmten The- Deutschland und Österreich statt. der Autor moderiert die Veranstal- immer wieder Leute aus bereits be- ma. Zum Beispiel stand der «Fried- Es wurde von den Grünen veranstal- tung «Wohnen in eigener regie» am stehenden Projekten vorbei, wie z. richshof» zur Debatte: Wie wirkte tet. 150 bis 200 Menschen verfolg- dienstag, 20. Mai, 19.30 Uhr, am B. aus dem seit 20 Jahren bestehen- sich das Scheitern der «Mühl-Kom- ten das Symposium. Am 24. April Gaußplatz 11, an dem neben dem den «Gänserndorf», oder Leute, die mune» auf den Aufbau von Gemein- führten die Architekten der TU Wien Gast aus Berlin auch VertreterInnen einen Hof in der größeren Umge- schaftsprojekten aus? ihre Wohnbiennale durch, bei der Wiener Wohnprojekte teilnehmen werden. bung von Wien haben und diesen Derzeit beschäftigt sich das Wohn- «gemeinschaftliche Wohnformen» www.aktionsradius.at langsam ausbauen, um mit mehre- café mit dem mietshäusersyndikat ein wichtiges Thema war. ren Leuten in einer Gemeinschaft (mehr darüber demnächst im Augus- Am 13. April wurde – im Rahmen der Autor sucht juristinnen oder zu leben. Seit Beginn sind auch Mit- tin). Es entstand aus der BesetzerIn- von weltweiten Aktionstagen – auch juristen, die an der Ausarbeitung glieder von austrotopia mit dabei. nenbewegung Anfang der 90er. Es in Wien durch eine Hausbesetzung von klaren rahmenbedingungen für eine Schenkung eines hauses an ein austrotopia ist eine Plattform, die be- geht darum, Häuser zu kaufen, sie ein Zeichen gesetzt, dass der Wunsch alternatives Wohnprojekt mitarbei- stehende Projekte vernetzt und Kon- aber nicht in Privateigentum umzu- nach gemeinschaftlichen, selbst or- ten: [email protected] takte zu Projekten fördern will. Dies wandeln, um so zu leistbarem ge- ganisierten Räumen ein Bedürfnis geschieht einerseits durch eine Wi- meinschaftlichem Wohn- und «Le- ist. Das Wohncafé wollte eines sei- Nächste Termine des Wohncafé: ki-Plattform im Internet, andererseits bensraum» zu kommen. ner Treffen in diesem besetzten Haus 10. und 24. Mai ab 18 Uhr in der i:da, 1150 Wien, Zwölfergasse 9 durch ein jährliches Treffen, das heu- Am 11. April fand in Linz ein veranstalten. Leider verunmöglichte (hinterm Westbahnhof) er von 25. bis 27. Juli in Gänserndorf Symposium mit dem Titel «neue die Räumung des Hauses durch die

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Giorgio Samorini: halluzinogene im. Mythos. dem die Revolution auf der Hühnerfarm ge- nauso wenig .. alen Rebellion annimmt, ist die «Ta-.
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