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Der Einfluß chemisch aktiver und inaktiver Gase bei der Behandlung von Stahloberflächen in der Glimmentladung PDF

41 Pages·1966·1.18 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr. 1786 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers vom Landesamt für Forschung, Düsseldorf Dipl.-Ing. Siegfried Jentzsch Dr.-Ing. Alfred F. Steinegger v., Forschungsinstitut der Gesellschaft zur Fiirderung der Glimmentladungsforschung e. Köln Direktor: Prof Dr. Martin Schmeisser Der Einfluß chemisch aktiver und inaktiver Gase bei der Behandlung von Stahloberflächen in der Glimmentladung Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-06030-7 ISBN 978-3-663-06943-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-06943-0 Verlags-Nr.011786 © 1966 by Springer Gachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1966 Die Verfasser danken an dieser Stelle allen Mitarbeitern des Instituts der Gesellschaft zur Förderung der Glimmentladungsforschung e. V., Köln, welche die vorliegende Arbeit unterstützt haben, insbesondere dem stellvertretenden Institutsdirektor, Herrn Dr.-Ing. LUDWIG Hoops und Herrn Dr.-Ing. JOSEF KLÄusLER, für ihre wertvollen Anregungen und Ratschläge. 5 Inhalt A. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1. Einleitung .................................................. 9 2. Diffusion von Gasen in Metalloberflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 B. Versuche ...................................................... 12 1. Versuchsanordnung und Auswertungsmethoden ................. 12 2. Vergleich einer Wasserstoffvorbehandlung in der Glimmentladung mit einer solchen im Muffelofen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3. Der Einfluß von Stickstoffzusatz zum Wasserstoff bei der Behandlung von Stahloberflächen in der Glimmentladung .................... 18 4. Der Einfluß von Sauerstoffzusatz zum Wasserstoff bei der Behandlung von Stahloberflächen in der Glimmentladung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5. Der Einfluß von Argon in reinem Zustand und mit Zusätzen von Wasserstoff und Sauerstoff auf Stahloberflächen in der Glimmentladung 26 6. Zusammenfassung .................................. -. . . . . . .. 31 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 33 7 A. Grundlagen 1. Einleitung Eine frühere Arbeit [1] befaßte sich mit dem Einfluß einer Wasserstoffbehandlung von Stahl in der Glimmentladung vor seiner Ionitrierung. Dabei wurde fest gestellt, daß eine solche Wasserstoffvorbehandlung in erster Näherung betrachtet werden kann als ein relativ rasches Eindiffundieren von Wasserstoff in die Ober flächenschichten verbunden mit einem relativ langsamen und geschwindigkeits bestimmenden Ausdiffundieren des Kohlenstoffes aus der Randzone. Durch die Entkohlung ergeben sich bei nachfolgendem Ionitrieren etwas weniger harte, aber ganz wesentlich duktilere Schichten. Dabei blieb die Frage offen, ob der Kohlenstoff in Form von Kohlenwasser stoffen oder auf andere Art herausdiffundiert. Falls der Kohlenstoff vor dem Herausdiffundieren mit dem Wasserstoff unter Bildung von Kohlenwasserstoffen chemisch reagiert, dürfte es bei einer Vorbehandlung mit chemisch inaktiven Gasen, z. B. Argon, keine Entkohlung geben. Als weitere Frage steht noch offen, ob auch durch eine Wasserstoffbehandlung außerhalb der Glimmentladung eine Randentkohlung verbunden mit einer Steigerung der Duktilität der ionitrierten Schicht erzielt werden kann. Des weiteren sollte noch geklärt werden, ob Stick stoff- und Sauerstoffzusätze zum Wasserstoff während der Vorbehandlung in der Größenordnung von einigen Prozent die Eigenschaften der Nitrierschicht beein flussen. Daher wird der Einfluß folgender Gase und Gasgemische auf metallische Oberflächen untersucht, ebenso wie die Auswirkungen auf das Nitrierergebnis nach einer anschließenden Ionitrierung: a) Wasserstoff (im Muffelofen) b) Wasserstoff-Stickstoff-Gemische c) Wasserstoff-Sauerstoff-Gemische d) Argon, Argon-Wasserstoff-Gemische, Argon-Sauerstoff-Gemische 2. Diffusion von Gasen in Metalloberflächen Die Diffusion eines Gases in eine Metalloberfläche ist ein komplexer und schwer zu übersehender Vorgang. In den vorliegenden Untersuchungen sind die Ver hältnisse noch verwickelter, da es sich um die Diffusion von verschiedenen Gasgemischen in Stahl handelt, der ein Vielstoffsystem darstellt. Als weitere Schwierigkeit tritt hinzu, daß sich diese Vorgänge in der Glimmentladung ab spielen. 9 Aus der Literatur sind auf Grund der wachsenden Bedeutung der Diffusion von Gasen in Metalle für viele Probleme der Technik eine größere Anzahl von Unter suchungen bekannt, deren Ergebnisse jedoch mitunter stark voneinander ab weichen. Der Gesamtvorgang der Diffusion eines Gases in ein Metall wird in der Literatur häufig als »Durchgang« bezeichnet, während die Diffusion, Lösung und Adsorp tion als Teilvorgänge angesehen werden [1, 2, 3, 4]. Schon allein über die Art der Adsorption gibt es mehrere Theorien, die sich in wichtigen Punkten wesent lich widersprechen. Für die Druckabhängigkeit der adsorbierten Gasmenge stellte LANGMUIR die als Langmuir-Isotherme bekannte Beziehung auf [5]. Die einzige Adsorptionstheorie, die alle Sonderfälle zu erfassen scheint, ist die auf einer Verallgemeinerung der kinetischen Überlegungen von LANGMUIR begründete BET-Theorie von BRu NAUER, EMMETT und TELLER [6, 7]. Die Geschwindigkeit des Adsorptionsvor ganges ergibt sich aus der Aktivierungsenergie der Oberflächenreaktionen. Diese zeigt je nach Beschaffenheit der Oberfläche stark unterschiedliche Werte, die das Gesamtergebnis maßgebend beeinflussen; z. B. beträgt der Wasserstoffdurchgang in Stahl bei geätzten Proben etwa das Zehnfache gegenüber polierten [8]. Durch eine mechanische Behandlung oder durch gewisse Zusätze - bei Eisen z. B. Anti mon oder Arsen - kann die Gasdurchlässigkeit einer Metalloberfläche weitgehend vermindert werden [5]. Dadurch wird das Fick'sche Gesetz in der Hinsicht ein geschränkt, daß es nur bei völlig aktivierten Oberflächen gilt [2]. Der Gefügezustand des Stahles spielt ebenso für die Diffusion eine nicht unbe trächtliche Rolle. NOSSYREWA [9] fand, daß die Wasserstoffdiffusion im Martensit am geringsten ist und im Sorbit am größten. Dieses wurde von ERDMANN ]ESNITZER und SABATI-I bestätigt [10]. Als Ursache werden die großen Eigen spannungen des martensitischen Gefüges angeführt. ScmvA RZ und ZITTER [3] stellten fest, daß die Anderung der Diffusionsgeschwin digkeit von Wasserstoff in Stahl durch die Legierungselemente Kohlenstoff, Sili zium, Chrom, Mangan und Nickel bei höheren Temperaturen hauptsächlich durch Gefügeumwandlungen hervorgerufen wird. Auf dem Gebiet der Diffusion von Gasen in Metalle nimmt die Diffusion in der Glimmentladung eine Sonderstellung ein. Unter normalen Bedingungen werden z. B. Edelgase von keinem Metall absorbiert, weshalb dementsprechend auch keine Diffusion möglich ist. In der Glimmentladung hingegen werden von den als Kathode geschalteten Metallkörpern Edelgase aufgenommen, wie von SEE LIGER [11], LOMPE [12] und BARToLOMEJcZYK [13] berichtet worden ist. SEELIGER nimmt an, daß in der Glimmentladung ein Teil der auf der Oberfläche ankommen den Edelgasteilchen in die kathodische Metalloberfläche hineingeschossen wird. Das Verhalten der Gase Stickstoff und Sauerstoff unterscheidet sich insofern von dem des Wasserstoffes, als jene gegenüber sehr vielen Metallen - u. a. auch dem Eisen und seiner im Stahl vorkommenden Begleitelemente - chemisch aktiver sind. Auf Grund neue ster Versuchsergebnisse kommt KÖLBEL [14] zu der Er kenntnis, daß infolge der sich auf der Kathodenoberfläche in der Glimmentladung 10 abspielenden reaktiven Kathodenzerstäubung der Stickstoff mit den abgestäubten Teilchen Nitride bildet. Diese scheiden sich auf der Oberfläche ab. Von dieser aus diffundiert der Stickstoff in die Randschichten. Es ist zu vermuten, daß bei Anwesenheit von Sauerstoff ähnliche Vorgänge stattfinden. Diese Untersuchung soll zur weiteren Klärung des Vorganges der Vorbehandlung, insbesondere hin sichtlich der Randentkohlung, beitragen. Ferner soll festgestellt werden, ob der bei der Behandlung mit Wasserstoff erzielte Effekt auf die Eigenschaften ionitrier ter Schichten auch durch andere Gase, Gasgemische oder Zusätze anderer Gase zum Wasserstoff günstig beeinflußt werden kann. 11 B. Versuche 1. Versuchsanordnung und Auswertungsmethoden Die Untersuchungen wurden mit dem Stahl 32CrMoV1210 in Vakuumrezi pienten mit Gleichstrom durchgeführt. Bei Verwendung von Gasgemischen wird eine Gasmischkammer (Abb. 1) benutzt. Abb. 1 Prinzipskizze einer Gasmischkammer Die Anordnung der Lochplatten bewirkt eine innige gegenseitige Durchdringung der beiden Gase, was für die Reproduzierbarkeit der Versuchsergebnisse von entscheidender Bedeutung ist. Zu jedem Versuch gehören zwei Torsionsstäbe und ein Rundstab, die im Rezipienten symmetrisch angeordnet sind. Die Torsions stäbe werden nach der Vorbehandlung mit den verschiedenen Gasen noch einer Ionitrierung unterzogen, um den Einfluß der Vorbehandlung mit verschiedenen Gasen auf das Nitrierergebnis untersuchen zu können. Als Untersuchungs verfahren werden die Messung der Goerflächenhärte und die Auswertung von Mikroschliffen angewandt, die einmal ungeätzt zur Aufstellung von Härtetiefekurven und zum anderen in geätztem Zustand (2%ige alkoholische HNO~l) zur Beurteilung des Härtegefüges der Randzone dienen. Ferner wird die Duktilität der Nitrierschicht ermittelt, indem Torsionsstäbe auf einer Prüfma schine verdreht werden und der Winkel bis zum Auftreten des ersten Risses gemessen wird [15]. Der Rundstab von 180 mm Länge und 22 mm Durchmesser wurde nicht nitriert, sondern nach der Vorbehandlung untersucht. Die Untersuchung bestand wiede rum in der Messung der Oberflächenhärte und in der Auswertung von geätzten Mikroschliffen. Ferner wurde die Oberfläche schichtweise abgedreht (je 0,05 mm), um den Kohlenstoffgehalt in Abhängigkeit vom Abstand zur Oberfläche be stimmen zu können. Da in dieser Arbeit der Einfluß verschiedener Gase unter- 12 sucht wird, wurden alle anderen Versuchsbedingungen konstant gehalten. Die Vor behandlung erfolgte stets 24 Stunden bei 530° C und die Ionitrierung 48 Stunden mit gekracktem Ammoniak bei 530° C. Eine Ausnahme machen nur drei Versuche, die bei höheren Temperaturen (700 und 900° C) im Muffelofen vorbehandelt wurden. Als Wasserstoffqualität wurd ein allen Fällen Reinstwasserstoff verwendet. 2. Vergleich einer Wasserstoffbehandlung in der Glimmentladung mit einer solchen im Muffelofen Wie schon weiter vorn angeführt worden ist, wurde in einer früheren Arbeit [1] der Einfluß einer Wasserstoffvorbehandlung in der Glimmentladung auf die Eigenschaften der ionitrierten Schicht untersucht. Das Ergebnis dieser Unter suchung erbrachte die Möglichkeit einer ganz wesentlichen Erhöhung der Dukti lität der Nitrierschicht durch geeignete Wahl der Vorbehandlungsbedingungen. Nun sollte durch eine weitere Untersuchung geprüft werden, ob bei einer Wasser stoffvorbehandlung außerhalb der Glimmentladung ein ähnlicher Effekt erzielt werden kann. Aus diesem Grunde wurden mehrere Probestäbe in einem Muffelofen im Wasser stoffstrom geglüht. Danach wurden sie einer Ionitrierung von 48 Stunden bei 530° C mit Ammoniak unterzogen. Die Versuchsergebnisse sind aus Tab. 1 und der Abb. 2 zu ersehen. Bei der Betrachtung der Härtetiefekurven von VO 189 und VO 190 erkennt man zunächst, daß die Kurven der im Muffelofen bei 530° C vorbehandelten Proben denjenigen ohne Vorbehandlung ähnlich sind. Ferner sind die Torsionswinkel bis zum ersten Riß so niedrig wie bei nicht vorbehandelten Proben. Anschließend wurde untersucht, ob bei einer Wasserstoffbehandlung im Muffel ofen mit einer wesentlich höheren Temperatur ein ähnlicher Effekt wie bei einer solchen in der Glimmentladung (530° C) erzielt wird. Dabei war von vornherein klar, daß durch eine Behandlung im Austenitgebiet Nachteile entstehen. Einmal geht ein entscheidender Vorzug der Nitrierhärtung - der geringe Verzug - ver loren und außerdem müßten, um ein Vergütungsgefüge vor der eigentlichen Ionitrierung zu erhalten, die zu nitrierenden Werkstücke einer Zwischenver gütung unterzogen werden. Zunächst wurde eine Vorbehandlungstemperatur von 700° C gewählt, also unter halb des Al-Punktes. Danach folgten zwei Versuche bei 900°C, von denen einer nach der Vorbehandlung direkt von 900° C in Öl abgeschreckt und danach 2 Stunden bei 680° C angelassen wurde, während der andere vor dem Abschrek ken auf 10000 C aufgeheizt wurde, da dies die übliche Abschrecktemperatur für diesen Stahl ist. Aus Tab. 1 und der Abb. 3 sind die Ergebnisse dieser Versuche zu ersehen. Bei einer Behandlungstemperatur von 700°C (VO 234) liegt die Härtetiefekurve etwas niedriger als bei einer solchen von 530° C, die Duktilität jedoch bleibt ungenügend (Torsionswinkel23°). Durch eine Temperaturerhöhung ins Austenitgebiet (VO 242 und VO 243) steigt die Härte wieder an, aber die Duktilität bleibt gering (Torsionswinkel 15°). 13

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