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Das Ungegebene: eine Religions- und Wertphilosophie PDF

302 Pages·19.351 MB·German
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I li,. j.r.l- { sP4064701307606 DAS TJI{GEGtrBENE EINE RELIGIONS. UND WERTPHILOSOPHIE voN Itn ll" HERI{ANN §CHWARZ DR. prrL., D. tf,ror. u. c. O,Ö. P&O!I]S6O& DEA PUII/O§O?EI! AN DER UNIYER§ITÄA GBEIIT§Ti.AI,D. aouo: ,,Di. Wut2.tuhg ato seibtlcn in Nicnbet nden Jdkdd aie llteisen tn Eeran.,, (Opanünddt d@ redd) ,);iekand hdt coü i. §.eetd. So bi nnt unloeindhlt4 lienen) so l,teibd eoU i,r uüt unrl cein. Lier. tt (1. loldnni. 4, 12) Po[f os TÜBINGEN YEHLAG VON J. c. ts. MOHR (PAUL STEBECK) 1921 ALLE RECHTE VORBEHALTEN. i:| ::.,; 4t.d Sc.idra Bibliothck Par!ru Druck von II- Laupp jr in Tübirgen. III _- - Vorwort. Der Verfasser bekennt sich zur Grundanschauung der deutschen Mystik und der Philosophie des deutschen ldealismus, daß Cott keine gegebene, sondern eine in uns werdende Größe ist. Er schafft sich selbst im schaffenden Berufe, und die Stätte seines Schaffens ist die menschliche Seele. Diese Gottesgeburt besteht nicht darin, daß sich ein überweltlicher Gott von oben her mitteilte, noch darin, daß uns eine Anlage zu Gott einwohnte und er aus solcher Seelenanlage aufstiege; erst recht nicht darin, daß Gott das Ganze der Welt wäre, das in Entwicklungsstuf en fortschritte und in seine Fortschrittsbe' wegung die Seele hineinzöge. Anders, ganz anders lebt der inwendige Gott auf. Die Mystik der Ekkehartschule meinte, daß sich Cott im Nichts der Seele schüfe; ihr Nichts sei der sich gänzlich verneinende Wille, Der menschliche Wille i s t die Gralsschale der Gottesgeburt, nur daß es kein Wille der leeren Selbstverneinung, sondern ein Wille sein muß, der von Liebe angezündet ist. Daß eine Seele zu einer hingabe- und gemein- schaftswitligen und zu einer liebenden umgeschaffen wird, das ist Gottes Selbstschöpfung in ihr. Diese wird in einem Augenblicke vollzogen, ohne mit dem Augen- blicke vorüberzugehen. Denn jener Augenblick hält im Strome des seelischen Geschehens vor und macht im Menschenleben Geschichte. Selbst jedoch wenn ich mich von dem Augenblicke hinwegleben könnte, so bleibt er in sich bestehen. Er trägt seine eigene Ewigkeit in sich und macht_den, der ihrer gewiß wird, \,veltüberlegen, frei und sicher auch gegenüber Leiden und Sterben. Da weiß man, es gibt kein Hemmnis wider die Seligkeit, die in einem Wohnung nehmen will, als man selber. Nichts Dingliches, nichts Weltliches kann hindern, daß man Kind der Ewigkeit werde. Unabhängig vom Weltlaufe ge- schieht dies Geheimnis einem jeden, der guten Willens ist' Es bedarf dazu nichts als der ganzen Hingabe des Menschen, seines ganzen Ce- meinschaftswillens, seiner ganzen Liebeswärme. Bei wem solcher rrVille lebt, in dessen Seele hat sich Gott bereits geboren, und der Hensch ist im ewigen Leben geborgen, Es ist, wie wenn man nur den kleinen Finger zu rilhren brauchte, und Gold hinge sich daran. -tv- Aber das Menschenherz ist ein ,,trotzig und verzagtes Ding,,. Es stimmt sich bei sich selbst so, daß es das euentchen guten Willens, das ihm Eingang in alle Seligkeit verschaffen würde, nicht finden mag. Nach wie vor erscheint es ihm als süße Lust, der Selbsfliebe die erste Stimme zu geben und alles andere in zweite Linie treten zu lassen. Wie löst sich der Zirkel, daß Goit ohne unsern unselbstischen Willen nicht bei uni leben kann und doch erst über unsern Willen gekommen sein muß, damit dieser unselbstisch wird ? Er löst sich nicht, außer durch das Wunder der Liebe selber. Wenn um dich Auf- gaben stehen, die deine Tat anrufen, menschliche und ideelle Be_ ziehungen dich umwerben, und wenn nun dein Herz voll von Auf_ gabendrang wird und dich der Zug zu Menschen und Dingen erfaßt, dann verwandele das, was dir geschieht, in dein Tun! Be_ jahe das ,,Ja", das in dir läutet, und gib in den Zwang, der dich freit, deine Freiheit! S o will sich Gott in dir finden, ehc du ihn ge- sucht hast. S e i n Anhauch ist in der werbenden Gegenständlichkeit, die deinem Willen naht, und daß du ergriffen sie ergreifst, ist s e i n Aufleben. Die Stätte der Cottesgeburt ist, auf allen Wegen und mit allen Segenskräften des geschichflichen und tätigen Lebens, das,,Ja,, der Menschen, zu denen das Geschenk kommt, daß sie sich in Arbeit und Liebe über sich hinaus schenken können. Gott kann nicht teben, ohne in unseren Hingaben zu leben. _ In den folgenden Kapiteln wird nicht nur versucht, das obige Gotteserlebnis gedanklich zu iormen, sondern der Kreis der Gedanken und Gesichtspunkte ist weiter gezogen worden. Geht doch auch durch Kunst und Wissenschaft götflicher Atem. Was ist das rätselhafte Etwas, das wir so oder so als ,,götflich,, empfinden? Für den Ver- fasser ist hier der Begriff des ,,Ungegebenen,, wegbahnend geworden. Er ist aus Keimen gewachsen, die sich mir bei systematischer und hjstorischer Beschäftigung mit dem Cottesprobleme (,, Grundfragen der Weltanschauung", Leipzig l9l2 bei Dieterich, ,,Der Gottesgedanke in der Geschichte der Philosophie,, l9l3 bei Winter) Iängst in die Seele gesenkt und Zusammenhang mit einer allgemeinen Wertphilo- sophie gewonnen haben. Dem nicht fachlich eingestellten Leser sei empfohlen, den ersten Teil, der den Hervorgang Gottes auf logischem G e b i e t e schildert, weniger eingehend zu lesen, als er geschrieben werden mußte. Dieser erste Teil klettert an mancherlei pnilosophie_. geschichtlichem Stoffe, unter freier Bearbeitung desselben, empor. Der Verfasser hofft als Mitergebnis hierbei buchen zu dürfen, äaß der einheitliche Wesenszug, der in der philosophie des deutschen Idealismus von Ekkehart bis Fiehte stets gefühlt worden ist, be- r I t sonders deutlich hervortritt, nicht ohne daß auch die Leistungen I Brunos und Spinozas eng diesem Kreise verflochten erscheinen. Der zweite und dritte Teil zeigen, wie auf dem G ebiete des Wertlebens Gott aus Gottheit wachsen will. Hier wird der philosophische Laie rascher eindringen und den Wegen der religiösen Sehnsucht folgen können, die letzlich auf die Liebes- schöpfung allesseinkönnender Güte zielt. Einige schwierigere Kapitel, die kritisch in den Widerstreit der bisherigen Werttheorien hinein- leuchten, sind in den Anhang verwiesen, wo auch, dem ersten Teile zugehörig, Kants Erkenntnistheorie im Zusammenhange unserer Be- trachtungen gewürdigt wird, Möge mein Buch auch anderen die Metaphysik des seligen Lebens deuten helfen und letzteres seiner Erfahrung näher bringen! Greif swald, im Oktober 1921. Herffann Schwarz. Inhaltsyerzeiehnis. I.Teil. Das Ungegebene im Erkenueu, S.it. l. Weltweisheit (Kosmotogie) und Wertweisheit (Axiotogie) l-5 2. Das Seinsgrößte, das Eine und das Wertgrößtei Cott, öoithett una cöttlichkeit 5- l0 3. Auf der Suche nach der Einheit l0- 23 4. Die Philosophie der Entfattungen 23- . 33 5. Entfaltetes und Ungegebenes. Vom Keime, Rest und Nicht in d€n Dingen 33- 6. Das Atl ir den Dingen und seine eiofinrng . . . . . 39- 38. A, Bei Leibnizr Die lebendigen Spiegel . 39* 5464 B. In der Darstellung Spinozas: Bildemdes Vorstellen und der Blitz des Geltens 44-- 50 C. Das ,,leere,, Gelten der analytischen Urteih . . . : . 5l- § 7. Die Geburt Gottes in der ,,Erkenntnis,, . . . .. 57- 6576 II. T e il. Das ruhende Uugegebeno im Wertleben. § 8. 9:, cefüge der Cefalensregung€n und ihre Beziehung au, die Einheit. 68- § 9. Vorstellen und Wollen 77- 77 84 § 10. Der Scheinwert der Lust 84- ll. 93 § Werterscheinung und Scheinwert 93- s6 § 12. Der Scheinwert der person 96-106 § 13. Das scheinhafte Werfleben der Reizhasch€r (Gefallensverkoster) 106-1 14 § 14. Das Streben nach Mitwert t t4-123 § 15. Das vierfach verschiedene Verhalten zu Gotterscheinungen und Werterscheinungen . 124-127 § 16. Nachahmungsmystik 127-135 § I7. Selbstvervollkommnungsstreben 135-138 § 18. Selbstvervotlkommnungsmystik I38- t 43 § 19. Kunst, Wissenschaft und Bildungssucht 143-150 I. Teit. bie Entsiegeluug iles Ungegebenen im flIer ebeu. § 20. Das Wählen und die Lebensentscheidunge[ l5l-158 § 21, Bruch oder Canzheit des Lebens? 158-160 § 22. Die metaphysiscien Sparnungen . 160- 168 Seite 168-l?ä § 23. Persönlichkeitsideale § 24. Wunschglück, Cottheitsglück und Gottesglück 172-177 § 25. Näheres über Entwicklungs- und Ergänzungsglück 177-185 § ZO. Vom wettleben. Unselbstische Hingabe ünd göttliches Werden 185-ls3 s3-203 § 27. Moralismus l § 28, Pessimismus und Skeptizismu§ 203-21| 2tt-213 § 29. Die beiden Augen der Imaginatio § 30. Die ethische Befangenheit des ldeali§mus 213-221 § 31. Die Gefangeren und die Fliichtlirge des Pflichtenkonflikts 221-226 § 32. Vom Sinne des Pflichtenkonllikt§ 226-?28 § 33. Ueber Willenszusammenschluß 22&-235 235-U3 § 34. Das Wesen des Gemeinschaftsleben§ u+-244 § 35. Der Oedanke des Menschheitsganzen § 36. Die religiöse Erlösung in der Liebe (alle§§einkönnender Otite) 2ß-254 Anhang I. § 6 a. Sinnlichkeit und Verstand in Kalts Prägung 255-265 Anhang It. Uober Wertversoiolung uud Wertvergültigung' § 28A. Egozentrische Seligkeitslehren. Der begriffliche Hedonismus Von ,,besserem Selbst" und ,,göttlichem Teil" (Wertver i n- 265-272 seirlung) ä8. § Verauswärtigeode Seligkeitslehren a) Wert als stehendes Sein (Substanzontologismu§) 273-279 b) Wert als fließendes ce§chehen (Entwicklungsontologismu§) 279-285 C. 285-291 § 28 Die logische Seligkeitslehre -l- I. Teil. Das Ungegebene im Erkennen. § 1. trleltweisheit (Kosmologie) unil lfertweisheit (A:riologie)' Mit Weltgrö8en hat es der ,,Kosmolog", mit Wertgrößen der ,,Axiohg" zu tun. Jener sucht Dasein zu ergründen, die§er Erlebensrätsel zu verstehen. Beides ist etwas sehr Verschiedenes. Nehmen wir Beispiele. Wie oft wird der Begriff Cottes gebraucht. Gerade dieser schimmert in unsicherem Zwielichte, je nachdem man ihn aqffaßt. Im Streite zwischen ,,Theisten" und ,,Pantheisten" begegnet das unendliche Etwas, das man Cott nennt, in erster Linie als W e I t- größe. Gott sei Schöpfer der Welt, lehren die Theisten. Nein, entgegnen die Pantheisten, er sei die innere Einheit des Ganzen. B e i d e Parteien stehen mit ihrem Ja und Nein, ihrem Rufen und Widerrufen, auf kosmo- logischem Boden. Kausales Denken hat ihnen die Frage nach dem Ursprunge der Welt eingegeben, und nun antworten die einen mit €iner auswärtigen, die anderen mit einer einwohnenden Ursache. Gott, ob theistisch oder pantheistisch angerufen, ist beidemal lediglich eine kosmologische Figur, j- ein voraussetzungsvoller Erklärungsgrund, der, nach Neigung und neuem Bedarf, mit weiteren seienden Eigenschaften, seelischen, körperlichen oder logischen, ausgestattet wird. Mit Fragen des Wertlebens hat diese Figur an sich nichts zu tun. Sie steht jenseits von gut und böse. Sie bleibt ein Gegenstand de§ Denkens, kein Belebungsstrom für unseren Willenshunger nach ,,Wert". Man kann bis zum tiefsten Seelengrunde aufgewtihlt sein von der Frage: ,,Was bin ich?", man kann in Stunden der großen Verachtung in all seiner Vernunft, Gläck, Tugend nichts empfunden haben als Arrnut, Schmutz und ein er' bärmliches Behagen. Man kann vor der ,,ewigen Schönheit" von Kunst- werken hingerissen g€staunt und die Empfindung gehabt haben, als träte von daher ein Strom der Befreiung auch in das eigene Wesen ein, man kann mit Kant den erhabenen großen Namen der,,Pflicht" verehren und innig überzeugt sein, daß es nichts in der Welt, noch außerhalb der Welt S ch wa r z, Das Ungegebene. I

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