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Das Recht der Tiere in der Zivilisation. Einführung in Naturwissenschaft, Philosophie und Einzelfragen des Vegetarismus PDF

293 Pages·1975·4.025 MB·German
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Das Recht der Tiere in der Zivilisation Einführung in Naturwissenschaft, Philosophie und Einzelfragen des Vegetarismus Herausgegeben von Prof. Wilhelm Brockhaus mit Beiträgen von 20 Mitarbeitern Das Recht der Tiere in der Zivilisation Einführung in Naturwissenschaft, Philosophie und Einzelfragen des Vegetarismus Herausgegeben von WILHELM B R O C K H A US unter Mitarbeit von ELISABETH BEGOIHN (Stuttgart) RALPH BIRCHER (Zürich) KENNETH DALZIEL O'BRIEN (Reading, U. K.) GERARDINA L. VAN DALFSEN (Hilversum) RUDOLF DAUR (Stuttgart) WILHELMINA EIKEBOOM-BROEKMAN (Amsterdam) VERA GOTTKE (Berlin) BRIAN GUNN-KING (Antrim, U. K.) JACK W. LUCAS (Manchester) GEORG MAGG (Walchensee) SHRI JAYANTILAL N. MANKAR (Bombay) PHILIP LEON PICK (London) UDO RENZENBRINK (Bad Liebenzell) OTTO ROBINSOHN (Haifa) HERBERT ROHNER (Oberhausen) SWARAN SINGH SANEHI (Jullundur, Indien) KÄTHE SCHÜDER (Lübeck-Travemünde) CARL ANDERS SKRIVER (Lübeck-Travemünde) GÜNTHER STOLZENBERG (Hildesheim) und OTTO WELKER (Mühlacker) INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 11 Einleitung: Vorläufige Definition des Vegetarismus 13 Die Verflechtung des menschlichen Lebens mit den Tieren 14 I. Naturwissenschaftliche Gründe für den Vegetarismus 17 A. Fragen der Ernährung 19 1. Biologische Gegebenheiten 19 Phylogenetische Gesichtspunkte 19 Morphologische und anatomische Gesichtspunkte 22 Physiologische Gesichtspunkte 30 Das Verhalten des Menschen hinsichtlich der Ernährung 41 2. Historische Gegebenheiten 59 Naturvölker und Kulturvölker (RALPH BIRCHER) 59 Gesundheit und fleischfreie Kost in der Hochzivilisation (R. BIRCHER) . 69 Sportliche Leistungen von Vegetariern (GÜNTHER STOLZENBERG) . 74 Zum Vergleich der Kostformen (JACK LUCAS, KÄTHE SCHÜDER) . . 81 Eine neue Ernährungslehre tut not! 82 B. Versorgungsprobleme 84 1. Der alltägliche Bedarf 84 2. Die Landwirtschaft der Vegetarier 86 Grundsätzliches 86 Die veganische für Vegetarier annehmbare Gartenbaumethode (KENNETH DALZIEL O'BRIEN) 88 3. Das ökonomische Argument 93 II. Sittliche Gründe für den Vegetarismus 101 A. Einleitung 103 B. Die ethische Begründung des Vegetarismus 105 Blick auf das Tierreich 105 Die ethisch relevanten Eigenschaften der Tiere 108 Die ethisch bedeutsamsten Gesichtspunkte zur Charakteristik der Tiere . . . 115 Die Ehrfurcht vor dem Leben 119 Das Recht der Tiere 125 Das Recht der Tiere in der Philosophie L. NELSONs 136 Umgang mit Pflanzen 147 Vom Recht der Sentimentalität 149 Konsequenzen zum Vegetarismus 152 C. Die Natur in der Sicht des Vegetarismus 156 III. Vegetarische Polemik 169 Jagd und Tierfang 171 Tierversuche 189 Gefangenhaltung, Tierzucht 202 Tierkämpfe, Pferderennen 207 IV. Religionen und Weltanschauungen zum Vegetarismus 211 Vegetarismus in jüdischer Sicht (PHILIP LEON PICK) 213 Vegetarismus im Fundament des Christentums (CARL ANDERS SKRIVER) . 218 Vegetarismus in der Sicht des katholischen Vegetariers (GEORG MAGG) . . 231 Evangelisches Christentum und Vegetarismus (RUDOLF DAUR) 234 Vegetarismus in der Sicht der Siebenten-Tags-Adventisten, Ref.-Bew. (OTTO WELKER) 239 Hinduismus und Ernährungsweise (JAYANTILAL N. MANKAR) 242 Vegetarismus im Sikhismus (SWARAN SINGH SANEHI) 247 Buddhismus und Vegetarismus 251 Lehrte BUDDHA die Gewalt? (SWARAN SINGH SANEHI) 252 Mazdaznan und Vegetarismus (ELISABETH BEGOIHN) 254 Vegetarismus in anthroposophischer Sicht (UDO RENZENBRINK) 256 V. Die Zukunft 259 VI. Einzelprobleme im Zusammenhang mit dem Vegetarismus 263 Erziehung zum Vegetarismus? (WILHELMINA EIKEBOOM-BROEKMAN) . 265 Vegetarismus in Erziehung und Unterricht 268 Zur Psychologie des Vegetarismus, des Fleischessens und der Vegetarier (GERARDINA L. VAN DALFSEN) 272 Vegetarier-Siedlungen 279 Oranienburg-Eden 280 Amirim (OTTO ROBINSOHN) 284 Die Internationale Vegetarier-Union (IVU) (BRIAN GUNN-KING) . . .. 286 Umweltverschmutzung und vegetarische Lebensweise (JACK LUCAS) . . .. 288 Die Pockenimpfung und ihre Diskussion (VERA GOTTKE) 296 Liste der Mitarbeiter 307 Die nicht mit Verfassernamen versehenen Abschnitte stammen vom Herausgeber. Bei allem was heilig ist in unseren Hoffnungen für das Menschengeschlecht beschwöre ich diejenigen, welche die Wohlfahrt der Menschheit wünschen und die Wahrheit lieben, die vegetarischen Lehren unbefangen zu prüfen. SHELLEY: Vorrede zu »Queen Mab«. Ein Grund für den Vegetarismus sollte mehr, als gewöhnlich geschieht, heran- gezogen werden. Ich meine den Appell an das sittliche Bewußtsein, daß wir nicht durch Stellvertreter tun lassen dürfen, was wir nicht selbst tun würden. Ich habe kein sittliches Bedenken dagegen, meine Stiefel zu reinigen, meinen Tisch abzustauben oder auch mein Büro auszufegen. Mein Gefühl würde nicht verletzt werden durch Verrichtung dieser und hundert anderer Handarbeiten. Aber ich könnte keinen Ochsen niederschlagen, kein Schaf, besonders kein Lamm schlachten, keinem Geflügel den Hals umdrehen. Wenn ich das nicht tun kann, ohne meine besten Gefühle zu verletzen, so lehne ich es ab, eine andere Person es für mich tun zu lassen mit Verletzung ihrer Gefühle. Wenn kein anderer Grund zugunsten unserer Vereinigung spräche, so würde dieser eine genügen, um mich zur Annahme der fleischlosen Diät zu bestimmen. SIR ISAAC PITMAN 1875 an die Vegetarian Society Manchester. Das Motto von PITMAN nach: Ethische Rundschau Bd. III (1914). 1./2. Heft S. 21. PIT- MAN ist der Erfinder der englischen Stenographie. VORWORT In einer Zeit, in der Hunderttausende hungern und an Unterernährung ster- ben, in der die Menschen der reichen Länder das geschehen lassen — auf der Welternährungskonferenz 1974 in Bukarest nannte ein Referent diese »Kanni- balen, die unsere Kinder fressen«! —, mag man sich fragen, ob es noch ange- bracht ist, für das Recht der Tiere zu plädieren ... Ja, das ist notwendig! Das Verhalten der Menschen untereinander und gegen die Tiere hat einen Wurzel- grund, aus dem sich eigentlich nichts isolieren läßt. Die praktischen Fragen dieses Buches hätten wohl immer aktuell sein müssen; sie sind von den Denkern oft gesehen, aber meist nur unangemessen beant- wortet worden. Die »Dialektik der Interessen«, von der KANT sprach, war hier sicher mit wirksam. Wir leben nicht alle in derselben Wirklichkeit! Das erklärt, aber rechtfertigt nicht. Es kann sich niemand darauf berufen, eine andere Natur zu haben ... Die jeweilige Alltagswelt mit ihrem Angebot an Bedingungen, Einflüssen, vor allem auch geistiger Art, prägt, legt fest, engt den Denkhorizont ein und läßt unter Umständen ganze Bereiche praktisch aus dem Sichtwinkel geraten ... Nicht Logik, nicht unbefangenes Erkennen, sondern der zufällige Erfahrungs- bereich, die wirksam gewordene Prägung — fast alle diese Faktoren sind uns unbewußt, bestenfalls später z. T. bewußt gemacht —, bestimmen unser Erken- nenwollen und -können. Nicht erkannte und schwer zu erkennende Vorpro- grammierung! Ob in dieser Schrift Fortschritt in der Gesamtsicht der Fragen, in der Lösung der theoretischen wie den Andeutungen für die Beantwortung der praktischen Probleme erreicht wurde, das zu beurteilen muß ich den Lesern überlassen. Ich mache mir auch über die Wirkung dieser Schrift keine Illusionen. Aber: ist nicht angesichts der völlig ungenügenden Behandlung dieser Fragen schon einiges erreicht, wenn man mit SCHOPENHAUER1 sagen kann: »Der Kopf wird aufgehellt; das Herz bleibt ungebessert«? Die Sache ist wenigstens ins Gespräch gebracht. Mein Wunsch wäre, daß sich die Anhänger des entschiedenen Tierschutzes aufgrund der hier vorgetragenen Gedanken auf ein Gespräch einlassen würden. Dann bestünde die Aussicht, gemeinsam auf die Lösung der einen oder anderen praktischen Frage loszusteuern. Im Konkret-Praktischen ist man eher einig als in der Theorie. 11 An diesem Buch haben mehrere Vegetarier mitgewirkt. Alle eint das Ziel; die Wege dahin sind nicht immer die gleichen. So mag die Unterschiedlichkeit der Meinungen dazu anregen, die eigene Stellungnahme zu prüfen. Es gibt nur eine Wahrheit; in der Prüfung aller Angebote mag sie, stückweise, gefunden werden. Man sollte auf jeden Fall eine wichtige didaktische Regel beherzigen und auch im wahren oder scheinbaren Irrtum des Gegners noch die Wahrheit suchen. Es gibt kaum etwas, das ganz falsch ist. Die höchste Kunst aber wäre es, die eine Wahrheit zu finden, zu formulieren und auch noch den (teilweisen oder ganzen) Irrtum des Partners zu verstehen. Toleranz bedeutet nicht Ver- zicht auf die eine Wahrheit, sondern nur eine gewisse Zurückhaltung durch Einkalkulation auch der eigenen Gebrechlichkeit. An dieser Stelle sei noch ein Gedanke ausgesprochen, der mich oft bewegt hat: Heute muß alles wissenschaftlich sein! Kann man nur durch Wissenschaft zur Erkenntnis kommen? Das wäre traurig! Wissenschaft kann hier nur bedeuten: nüchtern, jedermann nachvollziehbar denken, beobachten und das Ergebnis geordnet darstellen. Atomphysik und Molekularbiologie brauchen nicht bemüht zu werden. Die hier verwendeten Argumente aus der Verhaltensforschung verdeutlichen, verschärfen eigentlich nur das Geahnte, Gefühlte zu Wissen. Hier gibt es keine prinzipiellen Zumutungen! Diese Schrift macht keinen Anspruch darauf, neue Gedanken zu bringen. Das geht auch aus den Quellenhinweisen hervor. Aus meinen früheren Veröffent- lichungen habe ich viele Abschnitte übernommen. Mir kam es nicht auf Origina- lität an, sondern darauf, den Vegetarismus als ethisches Gesamtkonzept dar- zustellen, gemeinsam mit den Bearbeitern etlicher Spezialfragen. In der Gegen- wart vernachlässigte Gedanken sind zuweilen ausführlicher behandelt, was für die Erarbeitung einer Gesamtsicht wesentlich erschien; die Ungleichmäßigkeit der Gesamtdarstellung liegt bei solcher Absicht auf der Hand. Die von anderen Autoren verfaßten und zu vertretenden Beiträge sind mit deren Namen gekennzeichnet. Im Text sind Zitate oft aus Gründen der Les- barkeit nicht mit dem Namen des Autors versehen. Die Quellen finden sich in den Anmerkungen im Anschluß an die Abschnitte. Für kritische Hinweise, Ergänzungen und das Angebot neuer Beiträge für eine mögliche zweite Auflage bin ich dankbar. Bei der Bearbeitung des Manuskriptes unterstützte midi meine Frau, bei der Durchsicht ferner Frau INGEBORG SULKOWSKY, Sipplingen, sowie mein Bruder Dr. ERNST BROCKHAUS, Siegburg; ihnen sowie allen Mitarbeitern danke ich recht herzlich. WILHELM BROCKHAUS Anmerkung: 1 Über das Fundament der Moral (1840). § 20. 12 EINLEITUNG Vorläufige Definition des Vegetarismus Diese Schrift gilt den Tieren und ihrer Stellung und Bedeutung in der mensch- lichen Gesellschaft. Tiere, insbesondere die hochorganisierten Säuger, sind aus der menschlichen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Daß sie heute noch — im Zeitalter der sich entfaltenden Verhaltensforschung — weithin als Sachen, also ohne eigene Persönlichkeit und ohne Rechte angesehen werden, ist eine Seite unserer Zivili- sation. Die andere besagt, daß seit altersher in wohl allen Kulturen Gedanken geäußert, kodifiziert und mindestens teilweise realisiert wurden bis auf den heutigen Tag, Gedanken, die faktisch das Tier aus dem niederen Niveau der Sachen, über die man beliebig verfügen kann, mehr oder weniger herausheben. Gewohnheitsmäßig fixierte bürgerliche Übung, staatliche Gesetze und beson- ders religiöse Vorschriften gebieten der Willkür im Umgang mit Tieren Schran- ken. In etlichen Ländern der Erde ist ein ständiger, wenn auch viel zu lang- samer Fortschritt zu verzeichnen, der international über unverbindliche Dekla- rationen hinaus nicht viel Gemeinsames in dieser Hinsicht erbringt. In dieser Schrift wird der Tierschutz in seiner entschiedensten Form vertreten; wir nennen sie Vegetarismus. Vegetarismus im Sinne fast aller Mitarbeiter an dieser Schrift verlangt die größtmögliche Rücksicht auf die Tiere; er geht also weit über die konventio- nellen Forderungen des bürgerlichen Tierschutzes hinaus und schließt den Ver- zicht auf Gebrauchsgegenstände ein, die nur durch Tötung oder Quälen von Tieren gewonnen werden können, wie auch den Verzicht auf die Nutzung von Tieren zu sportlichen oder Unterhaltungszwecken, wenn sie das Leben dieser Tiere wesentlich beeinträchtigt. Vegetarismus verlangt, daß möglichst wenig tierisches Leben für die mensch- liche Existenz gequält und geopfert werden soll. Diese Erklärungen mögen zunächst genügen, um die Absicht dieser Schrift zu zeigen und die Voraussetzungen für die Verwirklichung dieser Ziele zu prüfen. 13 Verflechtung des menschlichen Lebens mit den Tieren Was verbirgt sich hinter der vegetarischen Forderung, der man wohl leicht zustimmen mag, wenn man sie so abstrakt hört? Andeutungsweise soll nun veranschaulicht werden, was geprüft werden muß. Es geht zunächst darum, die heute immer noch weitgehende Verflechtung des menschlichen Lebens mit den Tieren deutlich zu machen. 1. Zur Ernährung werden viele Tiere verwendet: Rinder, Schweine, Schafe, Wale, Fische, Vögel, Krebse, Schnecken usw. Manche Tiere werden über- wiegend nur ausgenutzt wie z. B. die Bienen. 2. Zur Herstellung unserer Kleidung und sonstiger Gegenstände unseres täg- lichen Bedarfs opfern oder nutzen wir Tiere. Wir opfern Tiere für elegante Pelzkleidung, das Leder unserer Schuhe, Gürtel, Jacken, Mappen und Treib- riemen. Wolle liefern uns die Schafe. Andere Tierhaare verwendet man für Filz, Pinsel usw. Die Mode, sich mit Federn, die lebendigen Vögeln geraubt wurden, zu schmücken, ist zurückgegangen, aber leider noch nicht ausgestorben. 3. Ein unübersehbares Heer von Tieren vernichten wir als sogenannte Schäd- linge, um den Ertrag unserer Äcker, Gärten und Forsten nicht zu gefähr- den und für die Erhaltung mancher Gegenstände. 4. Tiere dienen uns als Arbeitskräfte. Pferde, Zugrinder, Esel, Maultiere, Kamele, Elefanten, Blindenführerhunde usw. 5. Tiere werden dressiert und im Kriege verwendet zu militärischen Zwecken (als Nachrichtenübermittler, Munitions- und Waffenträger, Träger von Sprengsätzen, zur Erprobung und Abwehr von Kampfstoffen, als Sanitäts- hunde usw.). 6. Die Wissenschaft läßt in ihrem Namen zu mancherlei Zwecken jährlich Millionen von Tieren"" quälen und töten: a) zu bloß systematischem Kennenlernen von Art, Bau und Lebensweise. Der zoologische Forscher sammelt »Belegexemplare«, er macht »physio- logische Versuche« mit Tieren. b) Zu medizinischen Zwecken verwendet der Forscher Frösche, weiße Mäuse, Meerschweinchen, Hunde, Affen und viele andere Arten, um aus ihrem Stoffwechsel medizinische Präparate zu gewinnen, um aus ihrem Verhalten unter dem Einfluß gewisser Medikamente Schlüsse zur Beurteilung der Medikamente für den Menschen zu ziehen, um an ihnen chirurgische Eingriffe zu lernen und zu üben. 7. Manche kosmetischen Präparate werden aus tierischen Substanzen herge- stellt. 14 8. An letzter Stelle meiner unvollständigen Aufzählung erwähne ich, daß der Mensch zu bloßen Vergnügungen Tiere quält und opfert. Die Jagd darf vielleicht zu einem Teil als notwendige Schädlingsbekämpfung aufgefaßt werden. Die große Masse aber der organisierten und nichtorganisierten Jäger fühlt sich als besondere Sorte Mensch mit dem als edel angesehenen Vorzug, die Jagd als Ehre, als sportliches Vergnügen genießen zu dürfen. Stier- und Hahnenkämpfe gehören hierher, in gewissem Sinne auch der Brieftaubensport, die Pferderennen und alles das, was mit der Dressur der Zirkustiere zusammenhängt. Im Zoo dienen die Tiere zu unserer Unter- haltung und Bildung. Diese kurzen Bemerkungen sollen nur den Umfang der Probleme andeuten, andeuten, wie weitgehend menschliches Leben in der Zivilisation von heute verflochten ist mit den Tieren, ohne daß wir uns dieser Tatsache bewußt sind. Bedenkt man dazu noch das Quantum dieser Tiere, tritt ihre Bedeutung für die gegenwärtige Zivilisation noch stärker hervor. Ich verstehe Menschen, die angesichts der Fülle und Schwierigkeiten der Auf- gabe resignieren und gleich die Flinte ins Korn werfen; aber ihr Standpunkt, daß wir nichts ändern können, ist ein Trugschluß. Leicht ist die Aufgabe des Vegetarismus nicht, sie kann uns aber auf keine Weise genommen werden. In dieser Schrift kann nur ein Teil dieser Probleme diskutiert werden. Anmerkung: 1 Milliarde Tiere werden jährlich getötet, um uns mit Fleisdi zu versorgen, 140 Millionen werden jährlich als Versuchstiere geopfert, davon 25—30 Millionen allein in Westeuropa. So schätzt TONY CARDING (Zürich), der Direktor des Welttierschutzbundes, im »Ani- malia« (Zürich) 1,4 vom Okt./Dez. 1974. Die Schätzung wird sich wohl nur auf Wirbel- tiere beziehen. Die USA »verbrauchen« jährlich 5 Millionen Affen für Experimente (FAZ v. 3. 8. 1966). Zur Gewinnung von einigen mg Häutungshormonen brauchte der Nobelpreis- träger BUTENANDT 20 Ztr. Seidenspinner.

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