JOHANNES HEMPEL DAS ETHOS DES ALTEN TESTAMENTS ZWEITE ERGÄNZTE AUFLAGÈ 1964 VERLAG ALFRED TÖPELMANN • BERLIN BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR DIE ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT HERAUSGEGEBEN VON GEORG FOHRER 67 © 1964 by Alfred Töpelmann, Berlin 30, Genthiner Straße 13 Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Archiv-Nr. 3822645 Der Braunschweiger Evangelisch-Lutherischen Landeskirche, ihrem Hochwürdigen Herrn Landesbischof D. M. Erdmann (Wolfenbüttel) und ihrem heimgerufenen Pfarrer Rudolph Lerche (Salzgitter- Gebhardshagen) in bleibender Dankbarkeit Aus dem Vorwort zur ersten Auflage Kurz nach Erscheinen der ersten Auflage meines »Gott und Mensch im AT« 1926 regte W. LÜTGERT eine analoge Behandlung des Ethos des AT an. Mannigfache andere Verpflichtungen ließen diese Arbeit zunächst verschieben; bei ihrer Aufnahme zeigte sich sehr bald, daß die Probleme hier noch verwickelter liegen als bei der Ana- lyse der Frömmigkeit. Das reiche Ausgrabungsmaterial läßt eine Be- handlung allein auf Grund der literarischen Quellen und ihrer chrono- logischen Aufreihung nicht mehr zu, wie sie das in seiner Zeit treffliche Werk von H. G. MITCHELL, The Ethics of the Old Testament, Chicago 1912, noch geben konnte. Ich habe Teilprobleme 1932 in Amerika unter dem Titel The realism of the Old Testament vorgetragen, einen kbriß des Ganzen 1933 in Uppsala in Vorlesungen der Olaus Petri- Stiftung, zu denen mich mein verehrter Freund TOR ANDRAE .... eingeladen hatte. Es hat aber noch der — allerdings wieder oft durch mdere Aufgaben unterbrochenen — Arbeit von vier weiteren Jahren bedurft, um die heutige Form zu finden, welche den geschichtlichen Ablauf hinter einer Strukturanalyse zurücktreten läßt .... Vorwort zur zweiten Auflage Der Wunsch des Herrn Verlegers, den Text des Buches unver- ändert zu lassen und die Neubearbeitung in die Anmerkungen zu legen, hat in der Gestaltung der dritten Auflage von ROB. SMITH'S »Religion of the Semites« durch St. A. COOK ein klassisches Vorbild. Die Durchsicht des Textes ließ sich auf die Tilgung von etwa einem halben Dutzend 1938 »zeitbedingter« Ausdrücke und die Beseitigung einiger Druckfehler beschränken. Für die Behandlung der Anmer- kungen haben mir vor allem zwei Probleme nicht unerhebliche Kopf- schmerzen gemacht. Einmal war zu entscheiden, wie heute nicht mehr aktuelle Literatur zu behandeln sei, die positiv oder negativ den Text von 1938 beeinflußt hat. Ich habe mich entschlossen, sie im wesent- lichen beizubehalten, um seine wissenschaftsgeschichtliche Stellung nicht zu verwischen. Sodann aber erhob sich die Frage, in welcher Weise neben der selbstverständlichen Heranziehung von Funden wie der Stele des Idrimi, der Mari- oder der Sfir^texte mit den Qumran- VI Vorwort rollen und -fragmenten zu verfahren sei. Es erschien mir richtig, sie trotz des zeitlichen Abstandes in möglichst weitem Umfang heran- zuziehen, da sie weithin den ältesten »Kommentar« zu den alttesta- mentlichen Aussagen auch dort darstellen, wo sie als Zeugnisse einer Sektenfrömmigkeit den ganz andersartigen Charakter der auf das Gesamtvolk als Gemeinde Jahves ausgerichteten deutlich machen können. Wo ich meine Stellung zur Damaskusschrift auf Grund der neuen Texte wesentlich modifiziert habe, habe ich es ausdrücklich vermerkt. Auf meinen umfassenden Artikel »Ethics in the OT« (The Interpreters Dictionary of the Bible, Nashville/New York 1962, III, S. 153—161) sei ein für alle Male verwiesen. Auch diesmal habe ich reichlich Ursache zu danken. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellte mir in der Person von stud. theol. HANS-HERMANN DIERKS einen Mitarbeiter, der mir über das Maß ihm als »Studentische Hilfskraft« obliegender Verpflichtungen in der Kon- trolle der Zitate und dem Lesen der Korrektur zur Seite stand. Mein verehrter Kollege FOHRER ließ es sich nicht nehmen, als Herausgeber der »Beihefte« gleichfalls eine Korrektur zu lesen. Fräulein stud. theol. JULIANE GERSTENBERGER fertigte eine Reinschrift des ergänzten Registers an. Wenn gleichwohl in den Abkürzungen und ähnlichen Dingen Unausgeglichenheiten geblieben sind, bitte ich, es damit zu entschuldigen, daß ich, gerade als ich dabei war, dem Manuskript den letzten »Schliff« zu geben, einige Monate eine Klinik aufsuchen mußte. Ich widme diese Arbeit der Braunschweigischen Evangelisch- Lutherischen Landeskirche, ihrem Hochwürdigen Herrn Landes- bischof D. ERDMANN, der mir beim Verlassen des Lazaretts 1947 Arbeit, und ihrem Pfarrer, meinem lieben, inzwischen heimgerufenen Amtsbruder RUDOLPH LERCHE, der meiner heimatlosen Familie ein gastliches Dach gewährte, in bleibender Dankbarkeit. Göttingen, am Michaelistag 1963 Joh. Hempel Inhaltsverzeichnis Kapitel 1. Die Volkssitte und ihre Lehrmeister 1—31 1. Die Mehrschichtigkeit der Sitte, a) Die Tatsache 1—6. b) Die Gründe, a) Die volkliche Gespaltenheit 6f. ß) Der politische Wandel 7—13. y) Die wirtschaftlichen Gegensätze 13—19. 2. Die Lehrmeister, a) Die geistigen Führer, a) Der Priester 19—23. ß) Der Prophet und der Weise 23—25. b) Die Vorgeschichte der Autoritäten 26—29. c) Wirkungsmöglichkeit und Wirkungsgrenzen 29—31. Kapitel 2. Kollektivismus und Individualismus 32—67 1. Recht und Grenzen der Entgegensetzung. a) Die Frage 32f. b) Der israelitische Begriff der Gemeinschaft 33—36. c) Der Lebensanteil des Einzelnen an der Gemeinschaft, a) Die Prägung sitt- licher Normen von der Gemeinschaft her (Die Wahrhaftigkeit) 35—39. ß) Der Schicksalsanteil des Einzelnen aufhebbar ? 39 f. 2. Die Unmöglichkeit einer zeitlichen Scheidung, a) Das Fortleben des Kollektivismus (Das Geschichtsbewußtsein) 41—44. b) Die An- fänge des Individualismus, a) Die Jahwereligion als Wahlreligion 44f. ß) Das ältere Recht 46—49. v) Die ältere Erzählungsliteratur 60—52. 8. Objektiv-magische und subjektive Schuld, a) Das Wesen der objektiven Schuld 62—56. b) Die Sübjektivierung der Schuld, a) Das Wissensprinzip 65—67. ß) Das Willensprinzip 67—61. c) Der Schutz der Gesellschaft und der private Schadensausgleich 61—65. 4. Zusammenfassung 66—67. Kapitel 3. Die Gemeinschaft als ethisches Subjekt 67—93 1. Die Familie, a) Die Geschichte der Familie 68—71. b) »Ehre Vater und Mutter« 71—73. 2. Der Stamm, a) Der Zerfall der Stammesorganisation 73—76. b) Die Leviten 76. 8. Das Volk, a) Volk und Gottesbund, a) Die Terminologie 77—80. ß) Volk und Land 80f. b) Das »heilige Volk« 81—84. c) Volk und Kultus, a) Kultus und Erwählung 84—86. ß) Das Volk als Subjekt und Objekt des Kultus 86f. d) Folgerungen, a) Das völkische Ethos Israels 87—91. ß) Wurzel und Grenzen 91—93. Kapitel 4. Die religiöse Entscheidung und der »indirekte Weg« der Lebenssicherung 93—161 1. Die Grenzlage Israels und ihre Wirkungen, a) Die konkrete Lage 93 f. b) Der »direkte Weg« 94—96. c) Die religiöse Wurzel des indirekten Weges 96—101. d) Die Spaltung des Selbstbewußtseins 101—106. 2. Die Entscheidung für Jahwe, a) Ihr Umkreis und ihre Form 106—109. b) Die prophetische Entscheidung, a) Ihre Schwierigkeit 109—114. ß) Ihr Inhalt und ihre soziologische Bedingtheit 114—119. Vili Inhaltsverzeichnis y) Ihr religiöser Grund und ihr Verhältnis zum Recht 119—124. 6) Ihre soziale Differenzierung 124—181. E) Folgen und Schranken 131—136. c) Die deuteronomische Entscheidung, a) Ihre Form 136—136. ß) Ihre Wirkungen (Die heilige Urkunde) 136—lbö. 3. Die Entscheidung des Einzelnen, a) Die Todesfurcht als Motiv der Entscheidung 138—142. b) Die individuelle Vergeltungslehre, a) Ihre Form 142 f. ß) Die Stellung zur Armut 143—146. y) Der Fremd- ling 145—148. 8) Die Gegensätze der Beurteilung 148. e) Der Eudämonismus 148—161. Kapitel 6. Die Abgrenzung als religiöses und ethisches Prinzip 161—194 1. Die Gerechtigkeit als Vorbedingung des Segens, a) Die Gerechtig- keit als Forderung an das Volk, a) Die Gerechtigkeit im Gericht 161—164. ß) Die Mildtätigkeit 164r—166. b) Die Gerechtigkeit Jahwes, a) Die richterliche Gerechtigkeit 166—168. ß) Die Ge- rechtigkeit als Bundestreue 168—162. 2. Die Abgrenzung als Grundlage der Gerechtigkeit, a) Die kultische Abgrenzung 162—166. b) Die Abgrenzung im sexuellen Ethos, a) Der Schutz der Unverlobten und der Ehe 166—169. ß) Die Abweisung der Perversität 169. y) Die Freude an der Geschlechtlichkeit 169—171. 5) Die Zweifel am Segen der Geschlechtlichkeit 171—172. E) Die Stellung zur Arbeit als Kontrastparallele 172 f. 3) Zeugung und Gottebenbildlichkeit 173f. c) Die Abgrenzung im politischen Handeln 176—180. d) Der Begriff des »Unterscheidens« 180f. 3. Die Tabugebote als Mittel der Abgrenzung und der irrationale Gehorsam, a) Der irrationale Gehorsam und das Gesetz, a) Die Historisierung der Gebote 182—186. ß) Die Terminologie für Sünde 186—187. y) Der Optimismus des Gesetzes und sein Stü 187—189. b) Der irrationale Gehorsam und die Prophetie 189—192. c) Reduktion und Konzentration des Ethos 192—194. Abschluß: Gottesglaube und Ethos 194—203 Anmerkungen 204—3128 Nachträge 329—330 Register 331-344 Abkürzungen AA = Alttestamentliche Abhandlungen, Münster (Aschendorff). AAA = University of Liverpool, Anunals of Anthropology and Archaeology. AASOR = Annual of the American Schools of Oriental Research, New Haven. ABA = Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse, ßerlin. Act. Ac. Ab. = Acta Academiae Aboensis. Act. Or. = Acta Orientalia, Leiden. AfO = Archiv für Orientforschung, Graz. AJSL = American Journal of Semitic Languages and Literatures, Chicago. Alt, Kl. Sehr. = Albrecht Alt, Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel (Bd. I2; II2; III: 1969). Anal. Bibl. = Analecta Biblica, Rom. Anal. Or. = Analecta Orientalia, Rom. ANEP = The Ancient Near East in Pictures Relating to the Old Testament, ed. J. B. Pritchard, Princeton (N. J.) 1964. ANET = Ancient Near East Texts Relating to the Old Testament, ed. J. B. Pritchard, Priceton (N. J.) 1950 (2. Aufl.: 2. ed. corrected and enlarged, 1966). AO = Der Alte Orient, Leipzig. AOTB2 = Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testament, hg. von Hugo Greßmann, Berlin 1926/27. Arch. Or. = Archiv Orientälnf, Prag. ARW = Archiv für Religionswissenschaft, Leipzig. ATD = Das Alte Testament Deutsch, Göttingen. AThANT = Abhandlungen zur Theologie des Alten und Neuen Testaments, Zürich. AThR = Anglican Theological Review, Evanston (III.). BA = The Biblical Archaeologist, New Haven (Con.). BAfO = Beiheft zum Archiv für Orientforschung. Baptist Quart. = Baptist Quarterly. BASOR = The Bulletin of the American Schools of Oriental Research Bagdad und Jerusalem, Baltimore (Md.). BBB = Bonner Biblische Beiträge, Bonn. BFchrTh = Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Gütersloh. BHK = Biblica Hebraica, ed. R. Kittel, 3. Aufl. Stuttgart. BHTh = Beiträge zur historischen Theologie, Tübingen. Bibl. = Biblica, Rom. Bibl. Or. = Bibliotheca Orientalis, Leiden. X Abkürzungen Bibl. du Serv. des Ant. de Syrie = Bibliothèque du Service des Antiquités de Syrie. BJRL = The Bulletin of the John Ryland's Library, Manchester. BRA = Beiträge zur Religionsgeschichte des Altertums, Halle/S. BRL = Biblisches Reallexikon von K. Galling (Eißfeldts Handbuch zum Alten Testament I, 1), Tübingen 1937. BSGW = Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse, Leipzig. BWA(N)T = Beiträge zur Wissenschaft vom Alten (und Neuen) Testament, (Leipzig) Stuttgart. BZ = Biblische Zeitschrift, Paderborn. BZAW = Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, (Gießen) Berlin. BZNW = Beiheft zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft, (Gießen) Berlin. CBQ = The Catholic Biblical Quarterly, Washington, D. C. ChQR = The Church Quarterly Review, London. CRAIBL = Comptes Rendus de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, Paris. CuW = Christentum und Wissenschaft, Leipzig. ET (Exp. T.) = The Expository Times, Edinburgh. Ev. Theol. = Evangelische Theologie, München. FF = Forschungen und Fortschritte, Berlin. HUCA = Hebrew Union College Annual, Cincinnati. IDB (Int.Diet.) = Interpreter's Dictionary of the Bible 4 Bde, New York/Nashville 1962. JAOS = The Journal of the American Oriental Society, Baltimore (Md.). JBL = Journal of Biblical Literature and Exegesis, Philadelphia (Pa.). JCSt = Journal of Cuneiform Studies, New Haven (Conn.). JDAI = Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts, Berlin. JEA = The Journal of Egyptian Archaeology, London. JPOS = Journal of the Palestine Oriental Society, Jerusalem. JQR = The Jewish Quarterly Review, Philadelphia (Pa.). JRAS = Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain, London. JSS = Journal of Semitic Studies, Manchester. JThSt = The Journal of Theological Studies, Oxford. LUÂ = Lunds Universitets Ârsskrift, Lund. MAOG = Mitteilungen der Altorientalischen Gesellschaft, Leipzig. MGWJ = Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums, Frankfurt/M. MUStJB = Mélanges de l'Université Saint-Joseph, Beyrouth (Libanon). MVA(e)G = Mitteilungen der Vorderasiatisch (-Ägyptischen) Gesellschaft, Leipzig. NA = Neutestamentliche Abhandlungen, Münster. NAWG = Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, I. Philologisch-Historische Klasse. NedTTs = Nederlands Theologisch Tijdschrift, Wageningen. NGGW = Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Phil.-Hist. Klasse.