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Das Diskursive Interview: Methodische und methodologische Grundlagen PDF

200 Pages·2020·1.942 MB·German
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Qualitative Sozialforschung Carsten G. Ullrich Das Diskursive Interview Methodische und methodologische Grundlagen 2. Auflage Qualitative Sozialforschung Reihe herausgegeben von Uwe Flick, Department of Psychology, Freie Universität Berlin, Berlin, Berlin, Deutschland Beate Littig, Institut für Höhere Studien, Wien, Österreich Christian Lueders, Abteilung Jugend und Jugendhilfe, Deutsches Jugendinstitut, München, Bayern, Deutschland Angelika Poferl, Fakultät 12 Erziehungswissenschaft, PS, Technische Universität Dortmund, Dortmund, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Jo Reichertz, Essen, Deutschland Die Reihe Qualitative Sozialforschung Praktiken – Methodologien – Anwendungsfelder In den letzten Jahren hat vor allem bei jüngeren Sozialforscherinnen und Sozial- forschern das Interesse an der Arbeit mit qualitativen Methoden einen erstaun- lichen Zuwachs erfahren. Zugleich sind die Methoden und Verfahrensweisen erheblich ausdifferenziert worden, so dass allgemein gehaltene Orientierungs- texte kaum mehr in der Lage sind, über die unterschiedlichen Bereiche qualitativer Sozialforschung gleichermaßen fundiert zu informieren. Notwendig sind deshalb Einführungen von kompetenten, d. h. forschungspraktisch erfahrenen und zugleich methodologisch reefl ktierten Autorinnen und Autoren. Mit der Reihe soll Sozialforscherinnen und Sozialforschern die Möglichkeit eröffnet werden, sich auf der Grundlage handlicher und überschaubarer Texte gezielt das für ihre eigene Forschungspraxis relevante Erfahrungs- und Hinter- grundwissen über Verfahren, Probleme und Anwendungsfelder qualitativer Sozialforschung anzueignen. Zwar werden auch grundlagentheoretische, methodologische und historische Hintergründe diskutiert und z. T. in eigenständigen Texten behandelt, im Vorder- grund steht jedoch die Forschungspraxis mit ihren konkreten Arbeitsschritten im Bereich der Datenerhebung, der Auswertung, Interpretation und der Darstellung der Ergebnisse. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12481 Carsten G. Ullrich Das Diskursive Interview Methodische und methodologische Grundlagen 2. Auflage Carsten G. Ullrich Fakultät für Bildungswissenschaften Universität Duisburg-Essen Essen, Deutschland Qualitative Sozialforschung ISBN 978-3-658-27572-3 ISBN 978-3-658-27573-0 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-27573-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019, 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Einleitung Das vorliegende Lehrbuch stellt die Forschungsmethode des Diskursiven Interviews vor. Trotz seiner relativen Kürze soll es einen umfassenden Einblick in die Methodo- logie und Praxis dieser interpretativen Methode ermöglichen. Die Ausführungen umfassen daher sowohl das praktische Vorgehen bei der Durchführung und Inter- pretation Diskursiver Interviews als auch die methodologischen Überlegungen, die dem Diskursiven Interview zugrunde liegen. Die Darlegungen reagieren auch auf zahlreiche Nachfragen, Einwände und Erläuterungsbedarfe, mit denen ich seit der Erstvorstellung des Diskursiven Interviews (Ullrich 1999) immer wieder konfrontiert wurde, und haben insofern auch den Zweck, viele solcher Fragen dauerhafter zu klären. Dennoch bestehen hinsichtlich des Diskursiven Interviews natürlich weitere Klärungsbedarfe und offene Fragen, die hier an den gegebenen Stellen auch jeweils deutlich gemacht werden. Das Diskursive Interview wurde für die Erfassung und Rekonstruktion sozia- ler Deutungsmuster entwickelt und versteht sich daher auch primär als deutungs- musteranalytische Methode, die auf einem wissenssoziologischen Verständnis sozialer Deutungsmuster basiert. Die Erläuterungen und Begründungen der einzelnen methodischen Schritte erfordern jedoch oft allgemeinere Ausführungen über grundlegende Fragen der qualitativen Sozialforschung bzw. von Interview- methoden. Dies kann für Leser/innen mit Vorkenntnissen und Erfahrungen mit qualitativen Methoden manchmal durchaus ermüdend sein, eröffnet aber zugleich die Möglichkeit, auch für andere Forschungsrichtungen von Interesse zu sein. So habe ich angesichts der vielen ungeklärten Fragen und „weißen Flecken“ der qualitativen Interviewmethodologie zumindest die Hoffnung, dass einige der hier vorgestellten Überlegungen auch allgemein zur Verbesserung des Verständnisses methodologischer Fragen im Zusammenhang mit qualitativen Interviews beitragen können. V VI Einleitung Bevor das Diskursive Interview erläutert werden kann, ist kurz zu klären, was hier als soziales Deutungsmuster verstanden wird und worin eine Deutungs- musteranalyse besteht (Kap. 1). Eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Deutungsmusterkonzept ist zwar nicht das zentrale Anliegen dieses Buches, aber in einem operationalen Sinne unvermeidlich, um zu verdeutlichen, wie das Dis- kursive Interview auf die Merkmale sozialer Deutungsmuster reagiert und deren kommunikative Funktionen zu nutzen versucht. Auf dieser Basis werden im zweiten Kapitel die theoretischen und methodo- logischen Grundannahmen des Diskursiven Interviews ausführlich dargelegt. Dabei wird deutlich, dass sich das Diskursive Interview als ein integriertes Forschungsdesign versteht, das alle Forschungsschritte umfasst. Neben den all- gemeinen wissenssoziologischen Prämissen werden in diesem Kapitel vor allem die Interaktionssituation des Forschungsinterviews und ihre Auswirkungen auf die Datengewinnung diskutiert. Ein anderer hier zentraler Aspekt sind die Logi- ken und Strukturen unterschiedlicher Stimulus- und Frageformen sowie deren Wirkungen auf die Antworten der Befragten und die in Diskursiven Interviews entstehenden Textsorten. Die Kap. 3 und 4 befassen sich dann ausführlich mit den beiden Hauptphasen qualitativ-empirischer Forschung, der Datengewinnung und der Dateninterpretation. Im dritten Kapitel sind dabei vor allem die verschiedenen Frage- und Stimulustypen zentral, die in Diskursiven Interviews angewendet werden. In diesem Zusammen- hang wird auch erläutert, welche besonderen Frageformen zur Hervorlockung von Deutungsmustern für das Diskursive Interview wichtig sind und wie sie verwendet werden können. Zudem werden in diesem Kapitel das Sampling und die Rekrutie- rung erläutert und Probleme bei der Durchführung Diskursiver Interviews (u. a. bei der Verwendung von Leitfäden, forschungsethische Fragen) diskutiert. Für die Dateninterpretation (Kap. 4) ist entscheidend, wie aus dem gewonnenen Textmaterial soziale Deutungsmuster rekonstruiert werden können. Hierfür sieht das Diskursive Interview eine kontrastierende Interpretationsstrategie vor, die detailliert begründet und erläutert wird. Bei dieser werden die sozialen Deutungs- muster sukzessiv durch systematische und wiederholte Vergleiche aus individuellen Deutungsmustern bzw. Derivationen herausgearbeitet. Weitere in diesem Abschnitt erörterte Themen sind Fragen der Transkription, die angemessene Einbeziehung von Kontexten sowie Formen und Schritte der Typenbildung. Das fünfte und letzte Kapitel befasst sich schließlich mit Aspekten der Quali- tätssicherung. Hier geht es vor allem darum, wie die Glaubwürdigkeit von Forschungsergebnissen, die mit Diskursiven Interviews erzielt wurden, gesichert und verdeutlicht werden kann und wie deren Reichweite (Geltungsbereich) erhöht werden kann. Inhaltsverzeichnis 1 Deutungsmuster und Deutungsmusteranalyse ................... 1 1.1 Deutungsmuster ........................................ 1 1.1.1 Was sind (soziale) Deutungsmuster? .................. 2 1.1.2 Eigenschaften sozialer Deutungsmuster ............... 10 1.1.3 Soziale Deutungsmuster, individuelle Deutungsmuster und Derivationen .................... 14 1.2 Deutungsmusteranalyse .................................. 15 1.3 Deutungsmusteranalyse: Forschungsbeispiele ................. 24 2 Theoretische und methodologische Grundannahmen des Diskursiven Interviews ................................... 37 2.1 Drei methodologische Prämissen ........................... 37 2.2 Das Diskursive Interview als soziale Situation ................ 42 2.2.1 Die Situativität der Datengewinnung und die methodologische Fundamentalkritik an (qualitativen) Interviews ......................... 45 2.2.2 Interviews als soziale Interaktion ..................... 48 2.2.3 Die aktive Nutzung der Interviewinteraktion im Diskursiven Interview ........................... 52 2.3 Fragen und Antworten in qualitativen Interviews .............. 57 2.3.1 Formen und Wirkungen von Interviewfragen ........... 58 2.3.2 Antworten und Textsorten .......................... 65 3 Datenerhebung mit Diskursiven Interviews ..................... 71 3.1 Sampling und Rekrutierung ............................... 72 3.2 Das Diskursive Interview als leitfadenstrukturiertes Interview .... 81 VII VIII Inhaltsverzeichnis 3.2.1 Leitfadeninterviews ............................... 81 3.2.2 Allgemeine Kriterien für die Konstruktion eines Leitfadens .................................. 84 3.2.3 Frage- und Stimulustypen .......................... 88 3.2.4 Besondere Fragen und Stimuli zur Hervorlockung individueller Derivationen .......................... 94 3.3 Die Durchführung Diskursiver Interviews als Leitfadeninterviews .................................. 101 3.3.1 Faktoren, die auf die Interviewinteraktion einwirken können ................................. 102 3.3.2 Die Verwendung von Leitfäden in Diskursiven Interviews ........................... 104 3.3.3 Weitere Aspekte der Interviewdurchführung ............ 108 3.3.4 Forschungsethische Aspekte ........................ 114 4 Zur Auswertung Diskursiver Interviews ........................ 119 4.1 Transkription .......................................... 119 4.2 Die Rekonstruktion sozialer Deutungsmuster aus Interviewtranskripten ................................. 123 4.2.1 Kontrastierende Interpretation ....................... 123 4.2.2 Kontrastierung als Interpretationsstrategie des Diskursiven Interviews ......................... 132 4.3 Exkurs: Kontextualisierung bei der Analyse Diskursiver Interviews ................................... 140 4.4 Typenbildung .......................................... 146 5 Qualitätssicherung beim Diskursiven Interview ................. 159 5.1 Glaubwürdigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 5.2 Reichweite ............................................ 166 5.3 Qualitätssicherung bei der Deutungsmusteranalyse mit Diskursiven Interviews ............................... 168 Literatur ..................................................... 173 Sach- und Personenverzeichnis .................................. 191 1 Deutungsmuster und Deutungsmusteranalyse Die Methode des Diskursiven Interviews wurde als Instrument zur Erfassung und Rekonstruktion sozialer Deutungsmuster entwickelt. Zum Verständnis des Dis- kursiven Interviews ist es daher notwendig zu klären, was Deutungsmuster sind und warum die Rekonstruktion sozialer Deutungsmuster sozialwissenschaft- lich bedeutsam ist. Vor allem aber basieren die methodischen Verfahren des Dis- kursiven Interviews auf einem spezifischen Verständnis sozialer Deutungsmuster; sie lassen sich ohne eine Vorstellung davon, was Deutungsmuster sind und wie sie funktionieren, nicht nachvollziehen. Dieses erste Kapitel befasst sich daher zunächst mit dem Deutungsmuster- konzept und der Deutungsmusteranalyse. Im ersten Abschnitt wird versucht, aus dem Dickicht unterschiedlicher Ansätze und Definitionen eine für die Darlegung des Diskursiven Interviews hinreichende Arbeitsdefinition sozialer Deutungs- muster zu gewinnen (Abschn. 1.1). Nach dieser notwendigen terminologischen Vorarbeit befasst sich der zweite Abschnitt mit der Deutungsmusteranalyse, also mit dem Spektrum empirischer Strategien zur Rekonstruktion sozialer Deutungs- muster (Abschn. 1.2). Im letzten Abschnitt werden dann einige Forschungsbei- spiele in synoptischer Form vorgestellt (Abschn. 1.3). 1.1 Deutungsmuster In diesem Abschnitt geht es zunächst darum allgemein zu klären, was im weiteren Verlauf für unsere Zwecke mit dem Begriff Deutungsmuster bezeichnet wird. Es geht also um die Frage, wie der Begriff Deutungsmuster sinnvoll definiert werden kann und wodurch sich der Deutungsmusterbegriff von anderen Konzepten unter- scheidet (Abschn. 1.1.1). Eine grundsätzliche Begriffsexegese oder umfassende © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 1 C. G. Ullrich, Das Diskursive Interview, Qualitative Sozialforschung, https://doi.org/10.1007/978-3-658-27573-0_1

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