FORTSCHRITTE DERBOTANIK BEGRUNDET VON FRITZ VON WETTSTEIN UNTER ZUSAMMENARBEIT MIT MEHREREN FACHGENOSSEN UNO MIT DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT HERAUSGEGEBEN VON ERWIN BUNNING ERNST GAUMANN TUBINGEN ZURICH NEUNZEHNTER BAND BERICHT UBER DAS JAHR 1956 MIT 21 ABBILDUNGEN SPRINGER-VERLAG BERLIN· GOTTINGEN· HEIDELBERG 1957 ISBN-13: 978-3-642-94690-5 e-ISBN-13: 978-3-642-94689-9 DOl: 10.1007/978-3-642-94689-9 Aile Rechte, insbesondere das cler Ubersetzung in fremde Spracheo vorbehalten J Ohoe ausdruckliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfaltigen © by Springer-Verlag oHG. Berlin· Gottingen· Heidelberg 1957 Softcover reprint of thc hardcover 1st edition 1957 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnameo, Warenbezeichnungen llSW. in diesem Werk berechtigt auch ohoe besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB soIche Namen im Sinn der Warenzeichen- und Markenschutz Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durfen BRUHLSCHE UNIVERSITATSDRUCKEREI GIESSEN Inhaltsverzeichnis. Seite A. Morphologie. 1. Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle. Von Professor Dr. LOTHAR GEITLER, Wien III, Botanischer Garten, Rennweg 14. (Mit 2 Abbildungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Morphologie einschlieBlich Anatomie. Von Professor Dr. WILHELM TROLL und Professor Dr. HANS WEBER, Mainz, Botanisches Institut der Uni versitat. (Mit 5 Abbildungen) .. . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3. Entwicklungsgeschichte und Fortpflanzung. Von Professor Dr. KURT STEFFEN, z. Z. Braunschweig, Pharmakognostisches Institut der Techn. Hochschule, PockelstraBe 4. (Mit 1 Abbildung) . . . . . . . . . . . 28 4. Submikroskopische Morphologie. Von Privatdozent Dr. KURT MUHLE THALER, Zurich 6, Institut fUr allgemeine Botanik der Eidgen. Techn. Hochschule. (Mit 2 Abbildungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 B. Systemlehre und Pflanzengeographie. 5a.Systematik und Phylogenie der Algen. Von Professor Dr. BRUNO SCHUSSNIG, Jena, Botanisches Institut der Universitat, Oberer Philo sophenweg 36. (Mit 1 Abbildung) . . • • . . . . . . . . . . . . . 46 b. Systematik und Stammesgeschichte der Pilze. Von Dozent Dr. HEINZ KERN, Zurich 6, Institut fUr spezielle Botanik der Eidgen. Technischen Hochschule . . . . • . • . . . . • • . . . • • . . . . . 64 c. Systematik der Flechten1. Von Dr. JOSEF POELT, Munchen 19, Bota- nische Staatssammlung, Menzinger StraBe 67 d. Systematik der Moose. Von Dr. JOSEF POELT. (Mit 1 Abbildung) 70 e. Systematik der Pteridophyten. Von Dr. JOSEF POELT . . . • • 78 f. Systematik der Spermatophyta. Von Privatdozent Dr. HERMANN MERX MULLER, Miinchen 19, Botanische Staatssammlung, Menzinger StraBe 67 84 6. Palaobotanik. Von Professor Dr. KARL MAGDEFRAU, Munchen 19, Bo- tanisches Institut der Universitat, Menzinger Straf3e 67 . 109 7. Systematische und genetische Pflanzengeographie. a) Areal- und Florenkunde. Von Professor Dr. HELMUT GAMS, Inns- bruck, Botanisches Institut der Universitat . . . . . 126 b) Floren- und Vegetationsgeschichte seit dem Ende des Tertiars1. Von Professor Dr. FRANZ FIRBAS, Gbttingen, Systematisch-Geobotanisches Institut, Untere Karspiile 2a 8. Okologische Pflanzengeographie. Von Professor Dr. HEINRICH WALTER, Stuttgart-Hohenheim, Botanisches Institut der Landwirtschaftl. Hoch- schule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 9. Okologie. Von Professor Dr. THEODOR SCHMUCKER, Hann.-Munden, Forstbotanisches Institut, Werraweg 1 .............. 158 1 Der Beitrag folgt in Band XX. --------------------- ~-~-----~ IV Inhaltsverzeichnis. C. Physiologie des Stoffwechsels. 10. Physikalische und chemische Grundlagen der Lebensprozesse (Strah lenbiologie). Von Professor Dr. WILHELM SIMONIS, Hannover, Botani sches Institut der Tierarztlichen Hochschule, und Professor Dr. HELL- MUT GLUBRECHT, Hannover, Technische Hochschule, Herrenhauser StraBe 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 11. Zellphysiologie und Protoplasmatik. Von Professor Dr. HANS JOACHIM BOGEN, Braunschweig, Botanisches Institut der Technischen Hoch schule, HumboldtstraBe 1. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 12. Wasserumsatzund Stoffbewegungen. Von Professor Dr. BRUNO HUBER, Miinchen 13, Forstbotanisches Institut der Universitat, AmalienstraBe 52, und Privatdozent Dr. LEOPOLD BAUER, Tiibingen, Botanisches In- stitut der Universitat, Wilhelmstral3e 5 (Mit 2 Abbildungen) . 209 13. Mineralstoffwechsel. Von Professor Dr. HANS BURSTROM, Lund (Schweden), Botanisches Institut der Universitat . . . . . . . . . 221 14. Stoffwechsel organischer Verbindungen I (Photosynthese). Von Pro fessor Dr. ANDRE PIRSON, Marburg a. d. Lahn, Botanisches Institut der Universitat, Pilgrimstein 4. (Mit 2 Abbildungen) . . . . . . . 235 15. Stoffwechsel organischer Verbindungen II. Von Dr. FRANK EBERHARDT, Tiibingen, Botanisches Institut der Universitat, Wilhelmstral3e 5. . . 263 D. Physiologie der Organbildung. 16. Vererbung. a) Genetik der Mikroorganismen. Von Professor Dr. REINHARD W. KAPLAN, Frankfurt am Main, Institut fiir Mikrobiologie der Univer sitat, Siesmayer-StraBe 70 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 b) Genetik der Samenpflanzen. Von Professor Dr. CORNELIA HARTE, Koln-Lindenthal, Institut fiir Entwicklungsphysiologie der Uni- versitat, Gyrhofstral3e 17 . . . . . . . . . . . . . . . 324 17. Cytogenetik1. Von Professor Dr. JOSEPH STRAUB, Koln-Riehl, Bota nisches Institut der Universitat, Amsterdamer Stral3e 36 18. Wachstum. Von Dozent Dr. JAKOB REINERT, Tiibingen, Botanisches Institut der Universitat, WilhelmstraBe 5. (Mit 1 Abbildung) . . . . 343 19a.Entwicklungsphysiologie. Von Professor Dr. ANTON LANG, Los Angeles, Californien (USA), University of California, Department of Botany. (Mit. 1 Abbildung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ., 356 b. Physiologie der Fortpflanzung und Sexualitat. Von Professor Dr. HANSFERDINAND LINSKENS, Nijmegen (Holland), Laboratorium der R. K. Universitat, Kapittelweg 40. (Mit 2 Abbildungen) 385 20. Bewegungen1. Von Professor Dr. ERWIN BUNNIl'G, Tiibingen, Bota nisches Institut der Universitat, Wilhelmstral3e 5 21. Viren. a) Pflanzenpathogene Viren. Von Oberreg.-Rat Dr. ERICH KOHLER, Braunschweig, Virusinstitut, Messeweg 11(12. (Mit 1 Abbildung) 399 b) Bakteriophagen. Von Dr. GEBHARD KOCH, Z. Z. 14 Central Ave., Rochelle Park N. J. (USA) 412 Sachverzeichnis. . . . . . . . . . 422 1 Der Beitrag folgt in Band XX. Die Abschnitte A und B sind von E. GXUMANN und die Abschnitte C und D sowie das Sachverzeichnis von E. BUNNI~G redigiert. A. Morphologie. 1. Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle. Von LOTHAR GEITLER, Wien. Mit 2 Abbildungen. 1m folgenden sind vieliach nicht Publikationen als solche, sondern nur ihre Abschnitte, die sich auf das Thema "Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle" beziehen, referiert. Cyanophyceen und Bakterien. Der Prooplast der Blaualgen laBt sieh bekanntlich nicht mit dem anderer Organismen homologisieren und seine Organellen sind nicht mit sonst bekannten identisch. Von bedeutendem Interesse ist der elektronenoptische Nachweis, daB das Chromatoplasma wie die Plastiden der anderen photosynthetisch autotrophen Pflanzen, obwohl es mit ihnen nieht homolog ist, Lamellenbau besitzt - auch "Grana"-artige Gebilde in regelmaBigen Abstanden sind vorhanden - und daB vermutlich "fermentaktive Granula" vorkommen, die eine bestimmte submikroskopisehe Struktur aufweisen und bis zu einem gewissen Grad an Mitochondrien erinnern (DREWS u. NIKLOWITZ 1956, 1957, NIKLOWITZ U. DREWS). Es besitzen also diese analogen Organellen offenbar einen im wesentlichen gleichen Feinbau. Die lameWire Struktur des Chromatoplasmas sieht man ubrigens - nach unveroff. Beob. des Ref. - manchmal sehr auffallend in stark vergroberter Ausbildung schon bei mikroskopischer Betrachtung, z. B. an Chroococcus turgidus und manchen Oscillatorien (ahnlich kann auch der Lamellenbau der Plastiden als vergroberte Nekrosestruktur sichtbar werden). Es han de It sich urn pathologische Zustande; die Zellen sind miBfarbig, die Teilungen sistiert - ob reversibel, bleibt noeh fraglieh. DaB das Chromatoplasma trotzdem kein Chromatophor ist und daher auch nicht so genannt werden darf, bleibt sicher (vgl. dazu die weiter unten zitierte Fest stellung ROBINOWS). Die wichtigste Frage, namlich die nach der Lokalisation der DNS und dem Vorhandensein einer permanenten, sich identisch reproduzie renden Struktur, also naeh der Beschaffenheit der Kern- und Chromo somenaquivalente, bleibt noch ungeklart (vgl. auch Fortschr. Bot. 17, 1, und fruher). Vorlaufig erscheint das Centroplasma der Blaualgen als der zentrale Bezirk des Protoplasten, der von den Lamellenpaketen des Chromatoplasmas freibleibt und in dem sich DNS-haltige Strukturen Fortschritte der Botanik XIX 1 2 Morphologie. befinden, die nach DREWS u. N IKLOWITZ sehr mannigfaltig - als Strange, Netze, fadenformig verbundene Granula - erscheinen1. Die diinnen, elastischen, mehr oder weniger als lebend angesehenen Membranen der hormogonalen Blaualgen, an deren Vorhandensein die Kriechbewegung gebunden ist, erscheinen nach entsprechender Vor behandlung elektronenmikroskopisch sehr differenziert gebaut. In den Langswanden nahe dem Ansatz der Querwande sind Systeme von Porenreihen vorhanden, die Querwande erscheinen fein zerstreutporig (METZNER, DRAWERT U. METZNER, SCHULZ). AuBerdem erkennt man im Elektronenmikroskop, daB die zarten Querwande doppelt sind (NIKLOWITZ u. DREWS); dies stimmt mit der Beobachtungstatsache iiberein, daB hormogonale Faden in Einzelzellen zerfallen konnen oder sich in solche zerlegen lassen. - Mit Hilfe eines besonderen Abdruck verfahrens und Bedampfung erhielt SCHULZ charakteristische, oft sehr regelmaBige, rillenfOrmige Reliefstrukturen auf der Oberflache der Langswande. Es handelt sich zweifellos urn Artefakte, die durch die Eintrocknung bei der Praparation entstehen, deren RegelmaBigkeit aber doch zeigt, daB es sich urn "significant artifacts" handelt. Ihre Deutung bleibt noch fraglich. Dber den Bau des Bakterienprotoplasten und vor allem iiber die Problematik der DNS-haltigen Strukturen liegen nunmehr sehr ein gehende, sorgfaltige und kritische Untersuchungen von ROBINOW vor. Sie zeigen, wie gerechtfertigt die in diesen Berichten geiibte Zuriick haltung war gegeniiber den Angaben, hauptsachlich DE LAMATERs, iiber das Vorhandensein von Zellkernen, die sich mitotisch teilen und Spindeln, sogar mit Centrosomen an den Polen, bilden (Fortschr. Bot. 14, 1; 15, 1; 17, 2). Die Untersuchungen ROBINOWs beweisen iiberzeugend, daB keine Kerne ausgebildet sind, sondern "chromatin bodies" (oder nach PIE KARSKI Nukleoide), die zu mehreren in der Zelle liegen und sich nicht mitotisch, also ohne Chromosomen- und Spindelbildung teilen. Die entgegengesetzten Angaben DE LAMATERs lassen sich bis in Einzelheiten widerlegen und auf miBverstandene und unzureichende Beobachtungen zuriickfiihren. Bemerkenswerterweise - solche Stellungnahmen sind selten geworden - nimmt ROBINOW nachdriicklich den Standpunkt ein, daB dariiber, was ein Zellkern ist, nicht die Chemie und die Genetik entscheiden konnen, sondern nur die Morphologie. Es handelt sich um keinen Streit urn Worte. Eine markante, allgemein bedeutungsvolle Stelle sei hier wortlich zitiert (S. 201). "It seems desirable that real morphological differences be recognized by the use of distinctive terms. The chromatin organs of the Myxophyceae (= Cyanophyceae) and the bacteria, though different in detail, have in common that they lack most of the properties which cytologists consider characteristic of nuclei. Hence they should be called by some other name such as 'chromatin bodies'. They do not become less interesting for being so treated. On fact the only danger to the advancement of knowledge could come from 1 Nach FUHS lassen sich feulgenpositive Elemente in bestimmter Anzahl nach weisen. Die methodisch sehr exakten Untersuchungen liegen vorlaufig nur als Dissertation vor (Bonn 1956). Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle. 3 describing these enigmatic structures in terms of unwarranted familiarity. It is differentiating rather than levelling terminologies that stimulate further work!" Karyologische Anatomie und Endomitose, "Riesenchromosomen". Eine eingehende, kritische, durch Originalbeobachtungen erganzte zu sammenfassende Darstellung der bisherigen Ergebnisse auf dem Gebiet der karyologischen Anatomie von TSCHERMAK-WOESS [1956 (l)J zeigt, daB die auf Endopolyploidie beziiglichen Untersuchungen, weil me thodisch leichter durchfUhrbar als Untersuchungen iiber andere Bau eigentiimlichkeiten der Kerne, wenigstens in deskriptiver Hinsicht so weit fortgeschritten sind, daB sie "ein gut fundiertes Bild" ergeben. "Es ware daher an der Zeit, daB auch andere Forschungsrichtungen ihre Resultate berucksichtigen. Dies gilt insbesondere fUr diejenigen Zweige, die die Zelle zum Gegenstand haben, da sie bei ihren Versuchen mit ungleich wertigem Zellmaterial im gleichen Gewebe und sogar innerhalb der gleichen Gewebeschieht rechnen mussen." Endopolyploidie wurde z. B. im Rinden- und Markgewebe der Wurzel von 140 Arten aus 24 Familien der Angiospermen festgestellt. Die Epidermis, zumindest die "gewahn licher" Ausbildung, bleibt im allgemeinen diploid. Doch wird die nicht nur als AbschluBgewebe dienende Epidermis des Appendix von Sauro matum sogar 64- und 128ploid. Die Blattepidermis von Anacampseros filamentosa erreicht Oktoploidie, die von Portulaca wird 16- und teil weise bis 64 ploid und in den altesten Blattern laufen - ein bisher ohne Analogie dastehender Fall - spontan Mitosen ohne Zellteilungen ab, so daB zwei- bis vierkernige Epidermiszellen - die Kerne sind poly ploid - entstehen (CZEIKA). Bei Gibbaeum heathii bleibt die Epidermis der Folgeblatter diploid, aber die der Cotyledonen wird 16-, in einzelnen Zellen auch 32ploid (SCHLICHTINGER). Ganz allgemein zeigt sich eine groBe Mannigfaltigkeit im karyologischen Aufbau verschiedener Organe und Gewebe, doch lassen sich gewisse systematische und funktionelle Beziehungen deutlich erkennen (vgl. neuerdings CZEIKA). Es gibt kaum ein Organ oder einen Organteil, der nicht, bauplanmaBig bestimmt, endopolyploid ware (aber nieht bei allen Angiospermen). Nur die SchlieBzellen der Stomata scheinen ausnahmslos diploid zu bleiben. Auch fur die Samenanlagen, die bisher nicht untersucht worden waren, laBt sich ein bestimmter, gemischt diploid-polyploider Aufbau nach weisen (HASITSCHKA-JENSCHKE fUr Allium ursinum). Typisch hochpolyploid werden Organe mit gesteigerter trophischer Funktion, so auch soIche im Bereich des Embryosacks, also Haustorien verschiedener Art und entsprechend funktionierende Antipoden oder persistierende Synergiden (HASITSCHKA-JENSCHKE fUr Allium). Bei Pedicularis palustris wird das Mikropylarhaustorium schatzungsweise 384ploid (STEFFEN, vgl. auch Fortschr. Bot. 18, 8). Bemerkenswert, wenn auch nicht unerwartet ist die Tatsache, daB die VergraBerungs faktoren in triploiden Endomitose-Reihen im Endosperm nieht die glei chen wie in Reihen mit diploiden Ausgangskernen sind. In ihrer Struktur weichen die alteren, haher polyploiden Haustorialkerne auffallend von anderen ab, wie dies auch fur die chalazalen Riesenkerne im Endosperm 1* 4 Morphologie. von Allium gilt (Fortschr. Bot. 18, 8). Charakteristisch ist "das regcl maBige A uftreten fibrillarer Verbindungen zwischen den Chromosomen und die Tendenz zur Bildung von Sammel-Endochromozentren", also von Bildungen haherer Ordnung. Aus den Bildbelegen (nur Photo graphien) ist keine ganz klare, anschauliche Vorstellung von ihrem Aufbau zu gewinnen. Jedenfalls ist der Bau, und auch die endo mitotische Teilungsstruktur, anders als in anderen Kernen. Noch auf- Abb. 1. Halbschematische Darstellung der flinf Strukturtypen in hochpolyploiden Antipodenkernen von Papaver rhoeas. Nach HASITSCHKA. fallender tritt dies an den Antipodenkernen von Papaver und Aconitum hervor. Bei Papaver (HASITSCHKA) werden sie - aus haploiden Aus gangskernen - bis 128ploid und zeigen fiinferlei verschiedene Struktur typen, die ineinander ubergehen (Abb. 1). Die Bedingungen fur ihre Ausbildung sind noch nicht bekannt, es laBt sich vorlaufig keine Regel erkennen. Zugrunde liegt immer eine fadige Chromonemastruktur, doch kannen die Chromonemen bzw. Chromosomen ± gestreckt oder stark spiralisiert sein und die endomitotischen Tochterchromonemen frei liegen oder zu sternfarmigen Chromozentren oder der Lange nach gebundeIt vereinigt bleiben. Am auffallendsten und interessantesten ist die Aus bildung von 7 "Riesenchromosomen" je Antipodenkcrn, d. h. das Auf treten von - entsprechend der haploiden Zahl - 7 Bundeln von Tochterchromosomen, die an ihren Spindelansatzstellen fest zusammen haIten. Die graB ten Blindel bestehen offenbar aus 128 Einzelelementen Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Zelle. 5 (Chromosomen), die sich allerdings nicht genau auszahlen-lassen1. - Bei Aconitum [TSCHERMAK-WOESS (2)], dessen Antipoden ebenfalls 64- oder 128ploid werden und die in einem gewissen Prozentsatz in ihren Kernen der Haploidzahl entsprechend 8 "Riesenchromosomen" bilden, lassen sich in den "Riesenchromosomen", und zwar in den Abschnitten --- / . . --. :.., ,/ '... ._.. ...........6.. . ....•..· •. .•..•. -• II • ••••••.• •••.•.•;· •.• . • .•• • - ~':I .... a·~ ./.~..-.: ~ .:.: ..:....., : '. ., --- ~~ ,.....: ~ ~..r..:.. :.i\ :-~.: ....,.:,•-~ ...,..• .,:•. . ....,.. ~:.... " .... . . :: /' .••• •, H.t! .-..-..... .-.-~. • ••• , • I .~.•.• .~• ....~. ' .... . •" .I,. .. ..'_.r '.. ,= --..S..4......, 4.. •..1..• .>I :"~_ ...•., ~. -.~:: •..~ .••\• .-.•.•• . .••;• •. , ~•~ •.• ~'•. . I •~ I .'.. :_ •• I ••~ :,\-t., ~....~... ~ (~ I ....:. ... . l.......-.;. .-. ... ....•...-~ •.... ,.• .f~;.. •." _.. .: -..;.,..e... .. .... . .. -.. ~~ (~. •• ·"-".~ .!.I..t N ~"'. i....A .&.a. ,•. ·.· .. ... .• )•. .'e•. f . ..T:..': :... . . .•o..•: . ,•.;. .,-.._..-.''.. ....·....~cr. ..;b".:.'....t.-.. . et- • ~ •. <.'.-'. !.'......A ..... o...... ~•... ..'.1..1..-_.'. ....•, .-~ .w :- .- •..- •t .'_.. .e •:. · · .. .-.:. ••.•. .~.~....I I..' .... . . .. ... "" ....~... -- ..•.- . ~L.:.~._----'--- Abb.2. Aconitum variegatum. "Riesenchromosomen" aus vollentwickelten Antipodenkerneu, links das SAT·Chromosomenbilndel, rechts - starker vergro!3ert - ein anderes (sein oberes Ende umgeschlagen). Nach TSCHERMAK,WOESS 1956 (2). des lockeren und kompakten Heterochromatins, nicht aber im Eu chromatin, Querreihen und scheibenfOrmigeAggregate von Chromomeren erkennen, so daB eine betrachtliche Ahnlichkeit mit den Riesenchromo somen, richtiger Riesenchromosomenbundeln der Dipterenlarven zu stande kommt (Abb. 2). Doch besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen und den pflanzlichen "Riesenchromosomen" - die daher unter Anfiihrungszeichen zu set zen sind -; die Lange der Riesen chromosomen der Dipteren betragt etwa das 100fache der Lange 1 Ahnliche Gebilde wurden schon friiher von Embryologen gesehen, konnten aber, auch wegen der unzureichenden Fixierung in Mikrotomschnitten, nicht richtig verstanden werden. 6 Morphologie. mitotischer Metaphase-Chromosomen, die der pflanzlichen nur etwa das 10fache, d. h. die Entspiralisierung entspricht bei ihnen nur der im Pachytan erreichten; es fehlt also die "Ultra"- Entspiralisierung der Dipteren. AuBerdem ist die Bundelung nicht so eng und die Quer scheiben sind undeutlicher (bei Papaver sind sie kaum angedeutet). Ob der Unterschied grundsatzlich oder nur graduell ist, bleibt noch zu untersuchen. Es ware denkbar, daB in den Dipteren-Chromosomen bundeln nur infolge ihrer viel hOheren Polyploidie (bis 16000) eine weitergehende Entspiralisierung und als deren Folge engere Bundelung ("Paarung") und damit deutlichere Querscheibenbildung erfolgt. Es ist offen bar kein Zufall, daB solche Strukturen gerade im Embryo sack auftreten. Es mussen hier besondere, wenn auch noch unbekannte Bedingungen herrschen. Sie bewirken, daB z. B. bei Allium im Basal apparat des Endosperms eine Art permanenter Prophasestruktur unter Bildung von losen Bundeln endomitotischer Tochterchromosomen auf tritt (Fortschr. Bot. 18, 8). Fast die gleiche Ausbildung zeigt sich in den Kernen persistierender Antipoden und Synergiden (HASITSCHKA JENSCHKE). Fur diese Kerne HiBt sich auch rhythmisches Waehstum unmittelbar nachweisen. Das Bauprinzip ist das gleiche wie im Fall der "Riesenchromosomen": die endomitotisch entstandenen Tochter chromosomen, die aber in diesem Fall mittelprophasische Spiralisierung aufweisen, bilden lose Bunde!. DaB nicht "Riesenchromosomen" ent stehen, beruht vielleicht nur auf der niedrigeren Polyploidie und der schwacheren Entspiralisierung. Endopolyploide Kerne auBerhalb des Embryosacks zeigen keine der artigen Strukturen - Annaherungen kommen aber z. B. in der hoch polyploiden Basalzelle der Klebstoffhaare von Bryonia dioica vor -, doch ergibt die eingehendere Betrachtung auch "gew6hnlich" struktu rierter Kerne eine gewisse Mannigfaltigkeit, die teils gewebespezifisch bedingt, teils yom Alter abhangig ist (SCHLICHTINGER, CZEIKA, vgl. auch Fortschr. Bot. 17, 8). Kerne mit als Prochromosomen ausgebildeten Chromozentren bilden im Verlauf der Endopolyploidisierung zunachst unter Gleiehbleiben der diploiden Zahl der Chromozentren entsprechend sich vergr6Bernde Endochromozentren (d. h. die Toehterchromosomen bleiben beisammen), aber spater, und zwar oft auf dem oktoploiden Stadium, zerfallen die Endochromozentren in ihre Einzelelemente, so daB Kerne mit Chromozentren in entsprechend polyploider Anzahl ent stehen. Dieser Zerfall erfolgt ohne Mitose (fUr verschiedene Angiospermen CZEIKA, SCHLICHTINGER). Die bisherige Auffassung, daB das Auftreten von Einzelchromozentren allgemein ein Anzeichen fur den Ablauf post endomitotischer Mitosen ware, weil wahrend der Endomitosen die Tochterehromosomen beisammenbleiben m uBten, ist also unzutreffend. Der altersbedingte Zerfall erfaBt allerdings nicht besonders kompaktes Heterochromatin, z. B. das der SA T-Chromosomen. J edenfalls ergibt sich, daB der gleiche heterochromatische Chromosomenbereich in ver schiedenen Altersphasen des Gewebes sich verschieden verhalten kann. Doch gibt es auch FaIle, wo nicht altersbedingt, sondern gewebe spezifisch daruber entschieden wird, ob Einzel- oder Endochromozentren