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Auf der Suche nach dem Wort, das berührt: Intersubjektivität und Fokus im psychosomatischen Dialog PDF

120 Pages·2016·1.598 MB·German
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Psychotherapie: Praxis Die Reihe Psychotherapie: Praxis unterstützt Sie in Ihrer täglichen Arbeit – praxisorientiert, gut lesbar, mit klarem Konzept und auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Wolfgang Kämmerer Auf der Suche nach dem Wort, das berührt Intersubjektivität und Fokus im psychosomatischen Dialog Mit 6 Abbildungen Mit einem Geleitwort von Michael Klöpper 1 C Wolfgang Kämmerer Hannover Deutschland ISBN 978-3-662-47887-5 ISBN 978-3-662-47888-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-47888-2 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über 7 http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Umschlaggestaltung: deblik Berlin Fotonachweis Umschlag: © Miredi / fotolia.com Satz: Crest Premedia Solutions (P) Ltd., Pune, India Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer-Verlag ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer.com V Geleitwort In diesem Buch legt Wolfgang Kämmerer seine berufliche Lebenserfahrung als psychoso- matisch tätiger Arzt und Vertreter der Heidelberger psychosomatischen Schule vor. Darin gelingt ihm auf beeindruckende Weise die Darstellung der Herausforderung und Schwierig- keit zugleich, die es bedeutet, psychosomatisch Kranke, vor allem schwer und chronisch er- krankte Menschen an Möglichkeiten der Behandlung ihres Leidens heranzuführen. Wenn man dieses Buch als überwiegend somatisch orientierter Arzt in der Absicht liest, sein Verständnis für psychosomatische Beschwerden und Krankheiten zu schulen, so er- fährt man vor allem eines, was überraschen dürfte: Psychosomatisches Leiden ist als Anrede zu verstehen. Mit diesem Begriff bezeichnet Kämmerer die zentrale Eigenschaft aller psy- chosomatischer Krankheitszustände als Ausdrucksform eines dem Betreffenden unbewus- sten seelischen Zustandes, für den es noch keine Worte gibt. Und daher ist für den Autor beides, die Untersuchung ebenso wie die Behandlung psychosomatisch Kranker eine Suche nach Worten, die den Patienten – wahrscheinlich erstmalig in seinem Leben – berühren. Wenn man dieses Buch jedoch als Psychotherapeut liest, um sein Verständnis für die zahl- reichen Patienten zu vertiefen, die mit körperlich anmutenden Leiden in die eigene Praxis kommen, so ist man ebenfalls überrascht. Denn das Buch öffnet die Augen für ein Phäno- men, welches in der psychotherapeutischen und psychoanalytischen Literatur nur wenig beachtet wird. Kämmerer zeigt nämlich, dass es einen fundamentalen Unterschied gibt zwischen jenen Patienten, die aus dem Bedürfnis zum Psychotherapeuten kommen, über psychische Probleme sprechen zu wollen, und solchen Patienten, die wegen ihres körper- lich erlebten Leidens zum Arzt kommen, ohne auch nur die Spur einer Ahnung davon zu haben, dass ihre Beschwerden psychische Ursachen haben. Warum ist dieser Unterschied so grundlegend? Durch die 13 Kapitel seines Buches hindurch führt der Autor seinen Lesern an psychische Zusammenhänge heran, die in dieser Deutlichkeit erst in den vergangenen 30–40 Jahren erforscht und besser verstanden worden sind. Dabei steht im Zentrum seiner Aussage ein höchst komplexer Zusammenhang, welcher die psychische Grundbedingtheit, die seelische conditio humana des Menschen prägt. Es ist dies der Umstand, dass das körperliche und seelische Gleichgewicht des Menschen, die Balance zwischen Stärken und Schwächen nur dann in gesunder Weise entstehen und lebenslang existieren kann, wenn er die Fähigkeit entwickelt hat, über seine körperlichen und seine emotionalen Zustände differenziert spre- chen zu können. Körperliche und psychische Gesundheit ist nach dem heutigen Wissens- stand der Forschung ohne den Erwerb und die Beherrschung einer differenzierten Sprach- fähigkeit, ohne die Fähigkeit zur Symbolisierung innerer Zustände nicht möglich. Das ist so, weil die Sprache, unser zentrales Medium der Symbolisierung, die Brücke zum Ande- ren schlägt, auf die jeder Mensch angewiesen ist, um sich in einer gelingenden Beziehung sicher gebunden fühlen zu können. Seit die Psychoanalyse die Objektbeziehungstheorien entwickelt hat und die Ergebnisse der Säuglingsforschung, der Bindungstheorie sowie die Theorien vom Selbst im intersubjektiven Kontext veröffentlicht worden sind, darf als wis- senschaftlich erwiesen angesehen werden, dass psychische Gesundheit des Menschen nur in befriedigenden Beziehungen entstehen kann, und das vom ersten Lebenstag an. Kämmerer macht deutlich, dass auch die körperliche Gesundheit des Menschen an den Erwerb einer VI Geleitwort differenzierten Sprache gebunden ist, und dass Heilung für den psychosomatisch Kranken erst entstehen kann, wenn dieser Gelegenheit bekommt, Worte für seine inneren Zustände zu finden. Um psychosomatisch Kranke angemessen behandeln zu können, ist das Verständnis die- ser Zusammenhänge für alle Behandler, gleichgültig ob Arzt, Psychologe, Physiotherapeut oder Pflegekraft, unerlässlich. Patienten mit solchen Krankheitsbildern verfügen nämlich, ohne dass ihnen dies auch nur in Ansätzen bewusst ist, über keine Sprache für diejenigen inneren, und das heißt ihnen unbewussten psychischen Vorgänge und Zustände, welche das psychosomatische Leiden als misslingenden Versuch des Ausdrucks von unsagbarem Erle- ben – als Anrede – entstehen lassen. Das Buch von Wolfgang Kämmerer führt den Leser an diese Zusammenhänge heran und zeigt ihm Schritt für Schritt, wie damit als Diagnostiker und Therapeut umzugehen ist. Der Leser hält damit ein spannendes Lehrbuch in der Hand, das Psychosomatik auf dem Wis- sensstand der Zeit beschreibt und das ihn während der Lektüre immer wieder berührt. Michael Klöpper Hamburg, den 18.5.2015 VII Vorwort Dieses Buch ist ein Resümee aus der klinisch-psychosomatischer Erfahrung, die an der Hei- delberger Medizinischen Universitätsklinik (Prof. Christian und Prof. Hahn) und über 25 Jahre als Leiter der Klinik für Psychosomatischen Medizin im Krankenhaus der Henriet- tenstiftung Hannover, akademisches Lehrkrankenhaus der MHH, gewonnen wurde. In der Psychosomatischen Klinik eines Krankenhauses der Maximalversorgung werden Patienten behandelt, die so schwer krank sind, dass sie stationär untersucht und behandelt werden müssen. Der Autor hat neben seiner internistischen eine psychoanalytische Ausbildung durchlaufen. Im Weiteren wird deutlich werden, dass sich Medizin und insbesondere die Psychosomatik immer erneut mit ihren anthropologischen Grundlagen und Prämissen be- fassen müssen. Dazu soll das Buch beitragen. Es wendet sich an alle, die psychosomatische Patienten kennen und behandeln. Es hat kei- nen Anspruch an eine umfassende Darstellung oder gar Vollständigkeit wie ein Lehrbuch. Es will vielmehr dazu anregen, sich immer erneut von vorgefassten Lehrmeinungen zu lösen, und sich immer erneut so offen als möglich von der Begegnung mit dem kranken Menschen überraschen zu lassen, und das, was dabei sichtbar wird, als Anrede aufzufas- sen, als Anrede, die eine Antwort verlangt. Dieses Buch ist zugleich meine Antwort an die Patienten, die mich gelehrt haben, ihnen offen und so unbefangen wie möglich zuzuhören und die Sprache ihres Ausdrucks zu lernen. Es entstand aus dem Wunsch, etwas von dem zurückzugeben, was sie mir gezeigt und mich gelehrt haben. Sie haben mein Leben sehr bereichert. Ihnen sei herzlich gedankt. Es ist zugleich aus dem Gespräch mit den Mitarbei- tern aus allen Berufsgruppen geschrieben, denen zugleich mein ganz besonderer Dank gilt. Sie ließen sich immer wieder von dem, was die Patienten mitbrachten, überraschen und er- probten und vertieften mit Interesse und Engagement das hier vorgelegte Konzept. Meinen großen Dank auch den vielen Kollegen, mit denen dieses Konzept über Jahrzehnte wohltu- end kritisch zur Diskussion gestellt und fortentwickelt werden konnte. Besonders gilt mein Dank Herrn Pastor a. D. Wolfgang Helbig, Vorsteher der Henriettenstiftung Hannover, der couragiert und vorausschauend die Gründung der Klinik für Psychosomatische Medizin im Krankenhaus der Henriettenstiftung betrieben und ihre Arbeit vertrauensvoll ermutigend begleitet hat. Ausserdem danke ich nicht zuletzt meinen Freunden, die mich immer erneut zum Schreiben ermutigt, den Prozess der Manuskriptwerdung begleitet und geduldig Pro- be gelesen haben, damit aus der Überfülle klinischer Eindrücke und Gedanken ein lesbarer Text werden konnte. Ihre kritischen Vorschläge und wichtigen Anregungen haben wesent- lich zur jetzigen Form beigetragen. Neue Überlegungen bedeuten nicht immer den Fortschritt, wie erhofft. Deshalb wird der Leser hier auch auf Überlegungen stoßen, die nur den Nachteil haben älter zu sein, aber un- verändert gelten. Sie sind alle noch zugänglich. Die Literaturangaben dienen als Beleg und geben darüber hinaus Verweise zur Vertiefung. Eine schriftliche Darstellung komplexer Be- ziehungen führt zwangsläufig zu Vereinfachungen. Intersubjektive Aspekte und gleichzeitig auftretende Phänomene müssen nacheinander dargestellt werden. Daraus resultiert der Ein- druck einer kausalen Abfolge, wo es um zirkuläre Prozesse oder wechselseitige Resonanz- phänomene geht. Der Leser möge dies bedenken. Dieses Buch lässt sich fortlaufend oder kapitelweise lesen, Querverweise helfen dabei. Die insgesamt 16 ausführlichen kasuistischen Beiträge stammen aus 40 Jahren klinischer Arbeit, wurden anonymisiert und verfremdet. VIII Vorwort In ihrer zentralen Aussage blieben sie unverfälscht. Sie sind der leichteren Orientierbarkeit halber mit Begriffen markiert wie: »der Medizinstudent« und gesondert im Register aufge- führt. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde die männliche Sprachform als Gattungs- begriff gewählt, wenn geschlechtsneutral etwa von »Patient« gesprochen wird. Meinen Re- spekt haben beide Geschlechter unvermindert in gleicher Weise. Klinische Psychosomatik und Psychotherapie ist Teamarbeit diverser Berufsgruppen. Deshalb spreche ich allgemein von Untersucher und Behandler. Gelegentlich spreche ich die Ärzte an, wenn sie etwas in besonderer Funktion betrifft, sie sind aber auch ansonsten immer gemeint. Ich danke den Mitarbeiterinnen von Springer für die sehr persönliche und ermutigende Be- treuung des Buches, insbesondere Monika Radecki, Sigrid Janke und Martina Kahl-Scholz (Lektorat). Wolfgang Kämmerer Hannover im August 2015 IX Inhaltsverzeichnis 1 Einführung in Thema und Aufbau des Buches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Intersubjektivität und Szene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3 Leib, Körper und Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4 Das Symptom als Spur und Anrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5 Sprechen über das Krankhafte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 6 Psychosomatisch krank sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 7 Ins Gespräch finden: Die therapeutische Dyade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 8 Gemeinsam Untersuchen – Elternsprachlich Benennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 9 Fokus und Fokaltherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 10 Psychosomatischer Fokus und Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 11 Der Fokus aus Sicht des Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 12 Gesund werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 13 Sprachbilder und Resonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Serviceteil Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

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