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Arena des Todes PDF

50 Pages·2012·0.4 MB·German
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Nr. 277 Arena des Todes Sie sind elf Kämpfer - nur einer von Ihnen darf überleben von Hans Kneifel Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muß sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen. Gegen diese inneren Feinde ist der Kristallprinz Atlan, der rechtmäßige Thronerbe von Arkon, mit seinen rund 12.000 Helfern bereits mehrmals erfolgreich vorgegan­ gen. Seine geheime Zentrale, von der die meisten Aktionen gegen Orbanaschol ih­ ren Anfang nehmen, ist Kraumon. Auch auf diesem abgelegenen Planeten ist inzwischen längst bekannt, daß es mit Orbanaschol nicht mehr zum Besten steht. Daher rechnet sich Atlan eine reelle Chance aus, den Usurpator zu stürzen. Um dieses Zieles willen hat Atlan ein Spiel mit höchstem Einsatz begonnen. Der Sieg in den Amnestie-KAYMUURTES soll ihm den Weg nach Arkon ebnen. Und so beginnen für den Kristallprinzen die gefährlichsten Stunden und Tage sei­ nes bisherigen Lebens. Unter dem Namen Darbeck tritt er zu den Kampfspielen auf dem Planeten Hirc an, die nur ein einziger Kämpfer überleben wird. Schauplatz des Geschehens ist die ARENA DES TODES … Arena des Todes 3 Die Hautpersonen des Romans: Darbeck -Der Kristallprinz in der Maske eines Verbrechers. Germukron -Atlans Lehrmeister in der Maske eines Raumschiffskommandanten. Mana-Konyr, Nannkost, Glotho-Carn, Zyschiol und der dunkle Zordec -Sieger des ersten Tages der Amnestie-KAYMUURTES. Huccard -Der Chef der Kampfagentur GLORIOC bemüht sich um Atlan. Stahlgitter, die an einigen Stellen fast silbern 1. poliert waren von den schwieligen Fingern der gefangenen KAYMUURTES-Teilneh­ Glotho-Carn, der Hilfreiche Saboteur, mer. Er warf Glotho-Carn einen gehässigen lehnte an der kühlen Wand aus massivem Blick zu. Er schien sich auf den Kampf Stein und dankte schweigend den unbekann­ förmlich zu freuen, schien ihm mit allen Fa­ ten Erbauern dieses Gefängnisturms. Hier sern entgegenzufiebern. Der ehemalige Pro­ unten war es angenehm kühl. Eine der weni­ spektor war kleiner als Glotho, viel stämmi­ gen Annehmlichkeiten an diesem verdamm­ ger und primitiv. In seinen stechenden Au­ ten Platz, dachte der Arkonide. gen loderte das Feuer eines Pyromanen, ei­ Glotho-Carn war ein hagerer, braunge­ nes Chaoten. brannter Mann, hochgewachsen und in Hun­ »Vor dir habe ich keine Angst!« fauchte derten von Kämpfen gegen die Methanatmer er zurück. »Fürchtest du dich vor dem bewährt. Das schwerste Vergehen, das die Tod?« fragte Glotho zurück. Er selbst hatte Flotte Arkons kannte, hatte ihn gezeichnet – dem Tod in seinen vielen Erscheinungsfor­ er war ein Meuterer. Nicht ein nur einfacher men in die Fratze gestarrt. Raumsoldat, der einen unsinnigen Befehl »Nicht, wenn er schnell kommt!« knurrte verweigert hatte, sondern ein Offizier, der Nannkost. In bestimmten Minuten wirkte er eine Schiffsmannschaft zur Meuterei aufge­ wie ein sprungbereites, von Haß erfülltes stachelt hatte. Der Sieg bei den KAYMU­ Tier. Glotho verabscheute ihn; er kannte die­ URTES war seine einzige, unwiderruflich se Typen. Seine eigenen Vergehen gingen letzte Chance. Regungslos preßte Glotho über die Meuterei und über die vorausgegan­ seinen Rücken gegen die kühle Fläche der gene Sabotage an Bord seines Schiffes nicht Wand. Er hatte nicht mehr viel Zeit, über hinaus; unbedeutende Zwischenfälle in ei­ den Rest seines Lebens nachzudenken. Mor­ nem solchen Krieg. gen begannen die ersten Ausscheidungen. Es »Dein Tod wird langsam kommen, waren Kämpfe auf Leben und Tod. schmerzhaft und unausweichlich«, erklärte »He, Meuterer!« rief Nannkost aus der er trocken. »Ich hoffe, daß nicht ich derjeni­ Nachbarzelle. »Schön kühl hier, wie? Hast ge bin, der dir den Tod schenkt, Nannkost.« du schon Angst?« »Du ganz bestimmt nicht, du alter Der sechzigjährige Mann mit den stahl­ Mann!« schnaufte der Jüngere. Nur er, Glo­ harten Muskeln verzog keinen Muskel sei­ tho-Carn und Zyschiol befanden sich jetzt an nes Gesichts. Seine Unterarme waren ver­ den Gittern, die ihre Zellen von dem runden schränkt, seine kalten Augen blieben aus­ Eingangsraum abtrennten. druckslos, als er antwortete. Sie konnten die schräge Rampe erkennen, »Erstens bin ich kein Meuterer. Mann die in den Park hinaufführte. Der Wald lag nennt mich den Saboteur. Und Angst habe zwischen dem Raumhafen und dem gewalti­ ich wie jeder von uns. Nur ein kompletter gen Stadion, näher an dem Ort, der den Tod Idiot kennt keine Angst. Hast du Angst, du für alle von ihnen bedeutete – außer für Verbrecher?« einen einzigen Teilnehmer. Jeder hoffte, die­ Nannkost spuckte durch die massiven ser eine Überlebende zu sein. Der Sieger, 4 Hans Kneifel der Triumphator, der vollständig Rehabili­ waren die letzten erholsamen Tage vor dem tierte und mit Ehrungen überschüttete. tödlichen Kampf. Er, Glotho, bemühte sich, Dort, wo die Rampe aufhörte, erweiterte alles mit philosophischer Ruhe zu sehen, sich der Boden zu einer kreisförmigen Flä­ und er rechnete damit, sterben zu müssen. che. Keilförmig waren zwanzig Zellen der­ »Gibst du dir Chancen? Echte Chancen?« artig angeordnet, daß die schmalen Stahlgit­ fragte Glotho versöhnlicher. tertüren unmittelbar an diesen Kreis an­ Zyschiol zuckte seine knochigen Schul­ schlossen. Jeder der Gefangenen konnte in tern. Sein fahles Gesicht war nur von den die meisten anderen Zellen hineinsehen, we­ tiefliegenden Augen gekennzeichnet, sonst nigstens in den vordersten Raum. Dahinter erinnerte man sich schon nach Sekunden befanden sich Toilette, Bad, Aufenthalts­ nicht mehr daran. Er war sicher einst ein raum und ein kleiner, aber hervorragend Meister der Maske gewesen. Das spurlose ausgestatteter Trainingsraum mit Kraftgerä­ Verschwinden dreier hoher Würdenträger ten und nach Wunsch gelieferten Kampfro­ wurde ihm angelastet; niemand kannte das botern. Auch Glotho-Carns Zelle enthielt ei­ Volumen und die Wirkungsweise der Tricks, ne solche Maschine, an deren blitzschnellen die er beherrschte. Reflexen der sechzigjährige Mann mehrere »Warum nicht? Einer von uns wird übrig Stunden täglich arbeitete. bleiben. Falls nicht noch ein elfter oder »Ob ich es bin, wird das Los entschei­ zwölfter Selbstmörder kommt!« antwortete den«, entgegnete Glotho uninteressiert. Der Zyschiol mit einer ebenso unscheinbaren nackte Haß der ihm wie jedem anderen hier Stimme. »Ihr entschuldigt, wenn ich mich untergebrachten Mann entgegenschlug, zurückziehe – gewisse Dinge bedürfen ge­ machte ihn rasend. Nannkost schien aber danklicher Klärung.« nicht der einzige Psychopath unter den bis­ »Du wirst noch an deiner eigenen Höf­ her zehn Kämpfern zu sein. lichkeit ersticken«, schrie Nannkost mit hei­ »Oder ich bringe dich um?« schrie Nann­ serer Stimme. »Oder ich stecke sie dir in kost mit verzerrtem Gesicht. Ein Speichelfa­ deinen Schlund, draußen auf der Plattform.« den hing aus seinem Mundwinkel. »Gewiß«, sagte Zyschiol ruhig. »Aber ich »Das ist nicht unwahrscheinlich«, antwor­ meine, du verschwendest schon hier deine tete Glotho ungerührt. »Und wie fühlen sich Energie, mein Sohn.« Ihre Lordschaft Zyschiol?« Er nickte, ohne Nannkost zu beachten, »Indifferent!« sagte Zyschiol. Er war ein Glotho-Carn zu und drehte sich um. Zwi­ unscheinbarer Mann, der immer mit seinen schen einigen der Verzweifelten hatte sich auffallend langen, dünnen Fingern spielte. eine merkwürdige Art von kameradschaftli­ Das Knacken der Gelenke hatte die anderen cher Verbundenheit herauskristallisiert. Sie schon mehrmals nachts geweckt und aufge­ wußten, daß jeder den anderen würde töten regt. Es herrschte hier unten eine ungesunde, müssen, aber trotzdem hoffte jeder Angehö­ hektische und vergiftete Stimmung, wie rige dieses aberwitzigen Bundes, daß die an­ nicht anders zu erwarten gewesen war. Aber deren sterben würden. im Vergleich mit allen anderen Gefängnis­ Auch Glotho-Carn drehte sich um, ging sen, die Glotho-Carn inzwischen sehr gut mit drei Schritten durch das spaltförmige kannte, war dies hier auf Hirc der reinste Zimmer und schloß die Tür des Aufenthalts­ Luxus: hervorragendes Essen, alle sanitären raums hinter sich. Er war allein mit der küh­ Möglichkeiten, mehr als genug Bewegungs­ len Stille. Er setzte sich in den Sessel, schloß freiheit, tägliche Trainingsmöglichkeiten in die Augen und befahl seinem Verstand, die der glühenden, feuchten Hitze dieser Tage störenden Körperfunktionen abzuschalten. … entweder bedeutete es eine schöne Vor­ Innerhalb ganz kurzer Zeit befand sich Glo­ bereitung auf ein besseres Leben, oder es tho im Zustand äußerster Entspanntheit. Arena des Todes 5 Nur seine Gedanken beschäftigten sich Er verschob die Richtung seiner Gedan­ mit den Tagen oder Stunden, die vor ihm la­ ken; es war unwichtig, was es dort draußen gen. gab. Für ihn war nur die Kampfplattform wichtig. Sie, von einer Million Augen beob­ * achtet, und der Gegner. Je mehr Gegner er dort bekämpfen und töten mußte, desto grö­ Auch das riesige Stadion lag unter einer ßer waren seine Chancen, zu überleben und transparenten Kuppel; darunter hielt sich die als Gesamtsieger aus den KAYMUURTES mit Sauerstoff angereicherte Luft, die wäh­ hervorzugehen. rend der letzten Tage durch riesige Gebläse Ein letztes Mal entstand vor seinem inne­ gekühlt worden war. Aber die Mauern und ren Auge die Landschaft des vierten Plane­ der rötliche Sand der kleinen Savannenwelt ten im Dubnayor-System. Hirc strahlten ununterbrochen die gespei­ Drei Hauptkontinente waren unter dem cherte Hitze aus. Nur in den unterirdischen landenden Beiboot der Raumkreuzer hin­ Turmgefängnissen, die sich wie dicke Stein­ weggeglitten, und auf dem größten Konti­ säulen in den Sand der Wüste bohrten, war nent, der den Namen Konek trug, waren sie es angenehm kühl und frisch. Eine der letz­ gelandet. Der Raumhafen Mal-Dagmon und ten Illusionen der Aussichtslosigkeit! das gewaltige Stadion mit all seinen Anla­ Mehr als neun Zehntel der arkonidischen gen bildeten die einzigen Flächen, die sich Norm betrug die Oberflächenschwerebe­ schon während des Landeanflugs deutlich schleunigung. Ein niedriger Wert, der die gezeigt hatten. Kämpfer schneller und die Kämpfe selbst Glotho-Carn hatte eine Anzahl von Visio­ wesentlich interessanter machen würde. In nen, die sich alle mit den unterschiedlichen sechzehn Stunden drehte sich der Planet ein­ Möglichkeiten und Aspekten der unmittelbar mal, knapp neun Stunden blieben in dieser bevorstehenden Zukunft beschäftigten. Ein Jahreszeit für den heißen, sonnenerfüllten Kampf, in dem er mit letzter Kraft einen Tag. Vor drei Tagen war Glotho-Carn hier­ Mann niederschlug und seine Brustplatte her gebracht worden. Einige der Gefangenen zertrümmerte. Der Mann trug plötzlich die befanden sich schon in den Zellen, andere Gesichtszüge von Nannkost. Der brausende kamen nach ihm. Aber theoretisch konnte Jubel aller fünfhunderttausend Zuschauer. der letzte Teilnehmer noch einige Stunden Eine Fahrt in einer Prunkbarke auf dem Ta­ vor Beginn der ersten Ausscheidung ankom­ maskon-See nahe des Tamaskon-Stadions. men. Feiern und Empfänge in Mal-Dagmon, der Keiner von den Gefangenen wußte es, Kolonialstadt mit einer Viertelmillion Ein­ und Glotho bezweifelte, ob auch die Wäch­ wohnern. ter am oberen Ende der Rampe etwas davon Und zuletzt: wußten. Sie waren nur für die Zeit der Er selbst, der von der Kampfplattform KAYMUURTES hierher abkommandiert taumelte, den tödlichen Schmerz fühlend, worden und waren keine Kolonisten vom hinunter in den rötlichen Sand der riesigen Kontinent Konek. Arena, in dem er sein Leben ließ. An diesem Neben dem Tamaskon-See, einem der Punkt der halben Trance schlief der Arkoni­ Seen der Ebene, stieg ein riesiger, weißer de ein. Gewitterturm in den hellen Himmel. Viel­ Später weckte ihn der Lärm, den die ande­ leicht würde es zum Beginn der Amnestie- ren dort draußen machten. Ein neuer Gefan­ KAYMUURTES regnen. Glotho-Carn gener war heruntergebracht worden. glaubte, gewisse meteorologische Vorzei­ Also der elfte Wahnsinnige, der seine chen erkannt zu haben, als er am letzten Tag Freiheit durch Kampf erkaufen wollte. Glo­ draußen sein Training absolviert hatte. tho-Carn stand auf, um sich anzusehen, wer 6 Hans Kneifel es diesmal sein würde. Der Arkonide öffnete nische Ausstattung der Zentrale dieses ge­ die Tür und blieb vor den Gitterstäben ste­ tarnten kleinen Schiffes steigerte mein Un­ hen. Er sah die schwer bewaffneten Wachen behagen. und dahinter einen jungen Mann, dessen Be­ »Auch sie hat mehr als nur ein Auge auf wegungen und Haltung ihm höchst merk­ dich geworfen. Wenn sie dich allerdings würdig vorkamen. jetzt sehen könnte!« Fartuloon kicherte grimmig. 2. Er hat Recht. Dich erkennt niemand mehr! meldete sich der Logiksektor. Etwa zwei Stunden vor der letzten Transi­ Ich war in den häßlichen, viel zu weiten tion der PFEKON besannen wir uns alle Gefangenenoverall gekleidet. Auf meinem wieder auf die Rollen, die wir zu spielen Kopf befand sich kein einziges Haar mehr; hatten. Wir waren abermals hervorragend mit beträchtlicher Schadenfreude hatten un­ präpariert und keiner von uns siebzehn Män­ sere Maskenspezialisten mich völlig kahlge­ nern hielt das, was wir versuchten, für eine schoren und die Farbe meiner Kopfhaut ei­ Farce. nem Strafgefangenen angeglichen, der auf Niemand kennt die geringen Chancen, dem Strafplaneten Setamuur im Freien ge­ über die KAYMUURTES nach Arkon zu schuftet hatte. Meine Augen wirkten schma­ kommen, besser als du, Kristallprinz, melde­ ler. Die Bindegewebsteile und die Ringmus­ te sich der Extrasinn. kel waren durch langwirkende Injektionen Wie wahr! dachte ich und sah, wie der verändert und umgeformt worden. Meine Kommandant des Schiffes in die Zentrale Wangen waren eingefallen, ein weiterer kos­ hereinkam. Die PFEKON war ein Gefan­ metischer Trick hatte mich mit einem auffal­ genentransporter; ein häßliches, altes Schiff lenden Doppelkinn ausgestattet. Nur ganz mit einem ebensolchen Kommandanten. gute Freunde konnte mich erkennen, und Germukron war der Kommandant; ein dies nur mit einiger Mühe und Phantasie. graugesichtiger Mann mit eingefallenen »Ab und zu wirkt dein sogenannter Hu­ Wangen und einem Gesichtsausdruck, der mor wie rauchende Säure«, entgegnete ich. Sorge und Mißmut verkörperte: Fartuloon »Im Augenblick besitze ich keinen Hu­ in einer Maske, die ihn ein Fünftel seines mor«, gab der falsche Kommandant zurück. Körpergewichts gekostet hatte. Die fünfzehn Männer der Besatzung hat­ »In zwei Stunden, Freunde, darf uns nicht ten sich in Raumfahrer und Wächter ver­ die geringste Panne unterlaufen. Wie fühlt wandelt. Immer wieder hatten wir die ge­ sich unserer Gefangener?« fragte Fartuloon. ringfügigsten Einzelheiten kontrolliert. Er hatte mit äußerstem Widerwillen die Ab­ Nichts mehr war zu merken von der gelösten magerungskur und die Veränderung seines Kameradschaft und der Heiterkeit, die sonst Aussehens über sich ergehen lassen. Seit Ta­ in den Schiffen Kraumons herrschte. Ein de­ gen plagte er uns mit seiner schlechten Lau­ primierender Zug unter ebensolchen Um­ ne. ständen nach einem tödlichen Ziel, das war »Nicht besonders gut«, mußte ich zuge­ es für uns alle. Selbst unsere Bordpositronik ben. Nicht nur ich hatte das Gefühl, in eine war manipuliert worden. Wir waren zwar offene Falle hineinzulaufen. von Kraumon gestartet, aber niemand konn­ »Karmina denkt an dich!« sagte Fartu­ te daran zweifeln, daß wir vom Strafplane­ loon-Germukron hämisch. ten Arkons kamen, von Setamuur. »Und auch die diebische Arkonidin, die »Niemand hier hat viel Lust zu einem be­ mit uns von der Minenwelt flüchtete, wie freienden Gelächter!« warf Ninpolt ein und heißt sie doch …?« drehte sich im Pilotensessel herum. »Kreya«, knurrte ich unwillig. Die sparta- Darbeck, Germukron, PFEKON – wir Arena des Todes 7 hatten, als wir zum erstenmal in diese Maske Voller Ernst gab Germukron zurück: schlüpften, diesen Namen und die beiden »Niemand unterschätzt die Gefahr der anderen, die erst jetzt wichtig wurden, nicht Enttarnung. Wenn uns etwas verraten wird, ohne Grund benutzt. dann ist es die Spannung, die an Bord Es war einigen politischen Gefangenen herrscht. Versucht, euch zu entspannen! auf Setamuur gelungen, zu flüchten und sich Nehmt meinetwegen einen gewaltigen auf abenteuerlichen Wegen zu uns nach Schluck unseres teuren Alkohols!« Kraumon durchzuschlagen. Diese Namen Die Tarnung war soweit gegangen, daß gab es wirklich! Informationen dieser und wir relativ teure, wohlschmeckende Geträn­ ähnlicher Art waren uns von den Männern ke in Flaschen und Kanistern mit Flottenauf­ willig zur Verfügung gestellt worden. Es druck umgefüllt hatten. Die scheinbar billi­ gab ein solches Schiff, dessen Kommandant gen Fusel, die hin und wieder an die Mann­ tatsächlich Germukron hieß! schaften ausgegeben wurden, waren in Es gab dort auch einen Darbeck, dem ich Wirklichkeit Beutestücke, die auf abenteuer­ jetzt ziemlich ähnlich sehen sollte. Ich hatte liche Weise nach Kraumon gelangt waren. mehrmals daran gedacht, was wohl gesche­ »Orbanaschol kommt also nicht«, sagte hen würde, wenn dieser Darbeck ebenfalls ich nach einer Weile. Ich hielt mich weitab auf den selbstmörderischen Einfall kommen der Bildschirme auf, um schnell in mein sollte, sich zu den Amnestie-KAY­ »Gefängnis« zurückgehen zu können. Es MUURTES anzumelden. war eine karge, mehrfach gesicherte Doppel­ Drei der Flüchtlinge von Setamuur befan­ kabine. den sich ebenfalls an Bord, mit einer neuen »Das erscheint mir, selbst wenn wir alle Identität ausgestattet. Wir brauchten sie, Unwägbarkeiten mit einkalkulieren könnten, falls ihr Wissen entscheidend werden konn­ als sicher. Er wagt sich nicht aus seiner kri­ te. Bezeichnenderweise befanden sie sich in stallenen Höhle auf Arkon heraus. Alle In­ der Maske von Wachen. formationen besagen übereinstimmend, daß »Warten wir auf dieses Gelächter bis nach die drei KAYMUURTES ohne seine Anwe­ dem Kampf!« sagte ich. senheit stattfinden.« »Hoffentlich haben wir Grund dazu!« ant­ Ninpolt hob die Hand. wortete Fartuloon voller Grimm. »Es ist besser, auf die Plätze zurückzuge­ »Wir haben nur noch knapp einen Tag bis hen. Wir werden in Kürze transitieren.« zum offiziellen Beginn der Spiele«, sagte »Verstanden. Alles klar«, sagte ich und ich leise und winkte Cerchor, Lenkdush und ging langsam zurück in meine gesicherte Alnvaar To zu, den drei Flüchtlingen von Kabine. Wie drei gleich programmierte Ro­ Setamuur. Sie trugen den grimmigen Ge­ boter folgten mir Alnvaar To, Lenkdush und sichtsausdruck von gelangweilten Gefange­ Cerchor. Kurze Zeit später traf uns der Ent­ nenwächtern, die ihr ganzes Leben lang zerrungsschmerz der geglückten Transition. nichts anderes getan hatten. Alnvaar To lä­ Wir befanden uns inmitten des Dubnayor- chelte plötzlich; er wirkte völlig unglaub­ Sonnensystems. würdig. »Hört zu, Freunde!« sagte er drängend. * »Wir dürfen uns ab dem Augenblick, an dem wir im Dubnayor-System herauskom­ Auf dem Bildschirm verfolgte ich die Ak­ men, nicht die geringste Panne leisten. Die tionen der nächsten Minuten. Jeder von uns, Soldaten der Wachschiffe sind mehr als selbst ich, war halb krank vor Spannung. überempfindlich. Sie verstehen ihr Geschäft Ninpolt bremste die hohe Eintauchfahrt meisterhaft. Allein aus Langeweile werden der PFEKON ab, griff nach dem Mikrophon sie uns alle halbwegs auseinandernehmen.« und sagte in schnarrend-unverbindlichem 8 Hans Kneifel Tonfall: sen Flug nicht geprügelt. Ein Verbrecher­ »Hier Pilot Gefangenentransporter PFE­ transport zu den KAYMUURTES ist keine KON. Wir erbitten Landeerlaubnis auf dem Lustfahrt. Tyrannisieren Sie uns nicht mit Planeten Hirc. Zweck des Anflugs ist ein den Folgen Ihrer Langeweile, Admiral!« Teilnehmer, für die Amnestie-KAY­ Der andere winkte mißmutig ab. Er schien MUURTES gemeldet. Bitte Bestätigung. sich in derselben Stimmung wie wir zu be­ Übergebe an Kommandanten Germukron.« finden. Dieser Umstand machte seine be­ Die Großkampfschiffe, die in diesem Sy­ rufsmäßige Neugier umso gefährlicher. stem wachten, schienen fabelhafte Speziali­ »Schon gut. Rammen Sie uns nicht, sten an den Ortungsschirmen zu haben. Raumfahrer.« Noch während Ninpolt sprach, schlugen die »Keine Sorge«, antwortete Germukron ersten Suchimpulse in unsere Antennen. Ei­ lässig. »Los, Ninpolt, fliegen Sie den Bur­ ne herrische Stimme ertönte, dann erhellte schen dort drüben ein paar schöne Manöver sich ein Monitor und zeigte den Oberkörper vor.« eines hohen Offiziers. Wir konnten sicher sein, daß schon jetzt »Hier Kommandant Großkampfschiff die Überprüfung begann. Sie würden schnell SANNA KOL. Geben Sie Ihre Kennzeichen herausgefunden haben, daß ein Gefangenen­ durch und fliegen Sie Kollisionskurs.« transport gestartet war, und daß die PFE­ »Verstanden. Unsere Kennziffern sind KON tatsächlich ein Verbindungsschiff zwi­ …« Ninpolt rasselte mit militärischer Exakt­ schen dem Strafplaneten und anderen Wel­ heit und in genau dem charakteristischen ten war. Alnvaar To kam herein und sagte: Jargon der Flottenfunker eine Reihe von »Es ist zu erwarten, daß das Kommando Zahlen und Buchstaben herunter. Germu­ in einigen Minuten hier eindringt. Ich werde kron stellte sich in seiner zerknitterten Uni­ die Sicherungen einschalten, Darbeck!« form vor die Linsen des Kommunikations­ »Nur zu«, sagte ich. »Hoffentlich gelingt geräts und machte, was ihm keinesfalls unsere Maskerade.« schwerfiel, ein verdrießliches Gesicht. Ihm »Wir sind sicher.« schien dieser Flug weit zum Hals herauszu­ Riegel bewegten sich. Schirmfelder bau­ hängen. ten sich auf. Meine Kabine verwandelte sich »Danke. Wir befinden uns im Anflug. Die in ein wirkliches Gefängnis. Die drei Flücht­ PFEKON hat längsseits zu gehen. Ein Kom­ linge vom Strafplaneten bauten sich neben mando wird Ihr Schiff betreten und eine dem Eingang auf und erstarrten in militäri­ gründliche Prüfung unternehmen. Halten Sie scher, aber deutlich gelangweilter Haltung. die Papiere bereit.« Ich zog mich in eine Ecke zurück und warte­ »Verstanden. Sichtflug oder Anflug nach te auf den Augenblick, an dem wir unsere Koordinaten?« fragte unser Kommandant. Fahrt aufgehoben hatten und am Schlacht­ »Sind Sie Raumfahrer oder halbblind?« schiff anlegten. In quälender Langsamkeit fauchte der Offizier zurück. vergingen die Minuten. Ich merkte an den »Ich bin nicht halbblind, aber Sie haben nachlassenden Vibrationen und an den Ge­ die schlechteren Manieren, Kollege. Aller­ räuschen der Maschinen, daß Ninpolt eine dings haben Sie das größere Schiff«, gab Reihe von ruhigen, aber exakten Manövern Germukron schlagfertig und mit unverändert flog. Auf dem Bildschirm in meiner dürfti­ trockener Stimme zurück. Der Mann auf gen Gefängniskabine sah ich die Vorgänge dem Bildschirm bewegte, unhörbar flu­ in der Zentrale. chend, die Lippen. Dann grinste Germukron Aus dem Dunkel des Weltraums schob wie ein Wolf und sagte: sich ein riesiges Schiff hervor, dessen Ku­ »Diese Antwort nur für den Fall, daß Sie gelform als sichelförmige Struktur erschien. Ärger haben wollen. Ich habe mich um die- Wir befanden uns weit außerhalb der Bahn Arena des Todes 9 des fünften Planeten. Dann flammten gewal­ Nacheinander klappten die neunzehn tige Scheinwerfer auf. Kommandos kamen Männer – ich zählte zweimal nach – die durch die Lautsprecher und dirigierten die Raumhelme zur Seite und verteilten sich. Ei­ winzige PFEKON an eine bestimmte Stelle ner von ihnen ging schnell auf Germukron des Schlachtschiffs. Abermals veränderte zu und hob kurz die Hand. sich die Bahn des extrem langsam schwe­ »Kommandant Germukron?« benden Schiffes. Ein dumpfer Laut ertönte, »Richtig. Mit wem habe ich das Vergnü­ das Schiff kam zur Ruhe. gen«, fragte mein Freund und blickte ihn Der Bildschirm in meiner »Zelle« wurde herausfordernd mißtrauisch an. von der Zentrale aus abgeschaltet, als ich die »Zweites Untersuchungskommando, ersten Anzeichen wahrnahm, daß ein Kom­ Mondträger Portar. Ich bitte um Ihre Flugpa­ mando in eine unserer Hangarschleusen ein­ piere.« drang. Ich wartete; eine Mischung aus Trotz, Germukron zog einen dicken Umschlag Furcht, Wachsamkeit und Nervenanspan­ aus einem Fach neben dem Kartentisch und nung erfüllte mich. übergab ihn dem Mann mit dem harten, Irgendwo dort vorn oder dort unten lag schmalen Gesicht. Zwei Soldaten blieben ein Planet, auf dem es eine gewaltige Arena vor der Rechenanlage stehen und zogen gab. Dorthin würden sie mich auf eine noch langsam die Raumhandschuhe aus. Einer unbekannte Weise bringen. Ich hatte nur va­ von ihnen setzte sich an das Programmier­ ge Vorstellungen davon, was mich in Wirk­ pult und hämmerte schnell und geübt auf ei­ lichkeit erwartete. Meine Phantasie folterte ne Reihe von Tasten. Der Drucker und der mich mit allen denkbaren Vorstellungen. Bildschirm reagierten augenblicklich und Beruhige dich. Es ist sehr viel zu deiner zeigten die abgerufenen Informationen. Sicherheit getan worden, flüsterte der Extra­ »Sie sagen, Kommandant, daß Sie einen sinn. gewissen Darbeck, der für die KAYMUUR­ Dumpfe, entschlossene Schritte waren zu TES gemeldet ist, sicher verwahrt hierher hören. Ich schätzte die Stärke des Komman­ brachten?« dos auf rund zwanzig Mann. Ich hörte Stim­ »Das ist richtig. Drei Wächter von Seta­ men, konnte aber nicht verstehen, was sie muur verhindern, daß er ausbricht und das sagten. Schiff kapert«, sagte mein Freund, ohne den Die Schritte entfernten sich in die Rich­ Gesichtsausdruck zu verändern. Der Mond­ tung der Zentrale. Ohne daß es die Soldaten träger wußte nicht, ob es schiere Ironie oder aus dem Schiff merkten, schaltete Fartuloon- bodenlose Naivität war. Er warf Germukron Germukron oder Ninpolt den Bildschirm einen abwägenden Blick zu und studierte ein. Mit einem Satz war ich an den Reglern mit großer Gründlichkeit einen der Kunst­ und drehte die Lautstärke zurück. Alnvaar stoffbogen nach dem anderen. Jeder von ih­ To würde mich zur rechten Zeit warnen; ein nen stellte ein kleines Meisterwerk aus unse­ Strafgefangener wie Darbeck, der sich derart ren Fälscherwerkstätten dar. schweren Verbrechen schuldig gemacht hat­ »Ist Darbeck ordnungsgemäß auf Pejolc te, mußte auf den Luxus verzichten, an die in der Zentralkartei registriert?« wollte der Schiffskommunikation angeschlossen zu Offizier wissen. sein. Germukron zog seine breiten Schultern Sie meinten es ernst. Sie gingen mit der hoch und knurrte: Perfektion und der rücksichtslosen Schnel­ »Wie, bei Arkon, soll ich das wissen? ligkeit vor, die ich erwartet hatte. Mein Auftrag lautet, ihn hierher zu bringen. Nach Hirc, auf den Raumhafen Konek bei * der Hauptstadt Mal-Dagmon.« »Wir sind dazu da, um dies festzustellen. 10 Hans Kneifel Hier, Unhil, besorgen Sie das!« Die Geschütze des Schlachtschiffs wür­ Einer der Männer nahm einen Bogen, den uns nicht die geringste Chance lassen. schaltete sein Funkgerät ein und sprach leise Ich glaubte zu wissen, daß einige der wich­ ins Mikrophon. Was er, über die Relaiskette, tigsten Feuerleitstellen besetzt waren, und die hinüber zum Schlachtschiff und von dort daß sich die Zieloptiken auf unser kaum be­ zum anderen Planeten ging, erfuhr, konnte waffnetes Schiff richteten. Ich schaltete ha­ keiner von uns hören; er trug einen Spezial­ stig den Bildschirm aus und setzte mich wie­ lautsprecher in seinem linken Öhr. Schließ­ der. lich, nach einigen Minuten verzweifelter Einige Zeit später hörte ich vor dem Unsicherheit, gab er das Blatt zurück und Schott meiner Zelle die bekannten schweren sagte knapp: Schritte von Männern in Raumkampfanzü­ »Ist gemeldet und ordnungsgemäß regi­ gen. Wieder ertönten Stimmen. Dann schob striert. Die Registratur des Planeten Whark sich das Schott auf. Ich beugte mich in mei­ hat die Eintragung offiziell bestätigt. Das nem Sessel vor und starrte wild die Männer Büro der Siedlung Innsweier nahm die An­ an, deren Gesichter ich über den Halsblen­ meldung entgegen. Kurz danach wurde Dar­ den der Anzüge erkennen konnte. beck an anderer Stelle verhaftet und nach »Darbeck!« sagte einer von ihnen schroff. Setamuur gebracht.« Verachtung klang aus seiner Stimme. Er hat­ Ich atmete auf. Das komplizierte Spiel, te vermutlich die Urteilsbegründung gele­ das wir getrieben hatten, trug seine Früchte. sen, die in den Papieren ausgedruckt war. Der Einsatz auf Whark, der uns bis an die Sie entsprach perfekt den Vergehen des ech­ Grenze der Leistungsfähigkeit beansprucht ten Darbeck. hatte, war geglückt. »Was wollen Sie?« fragte ich knurrend. War es anders zu erwarten gewesen? er­ »Stehen Sie auf. Kommen Sie an das Git­ kundigte sich das Extrahirn. ter. Können Sie den Schirm abschalten, Sol­ »Ich habe die Aufgabe, Ihnen zu sagen, dat Lenkdush?« daß der erste Teil Ihrer Aufgabe erfüllt ist. »Selbstverständlich. Aber ist es nicht zu Wir werden Darbeck und eine Begleitper­ gefährlich …?« son, die für ihn verantwortlich ist und sich Der Schiffsoffizier stieß ein kurzes La­ nach den Kämpfen um die Beseitigung sei­ chen aus und knurrte zurück: nes Leichnams zu kümmern haben wird, von »Wir treiben ihm jeden Gedanken an hier nach Hirc bringen. Ihr Schiff samt rest­ Flucht aus, glauben Sie mir!« licher Besatzung hat auf Pejolc zu landen »Auf Ihre Verantwortung?« und dort auf unsere Benachrichtigung zu »Natürlich. Wir übernehmen ihn. Sie kön­ warten. Tut mir leid, daß Sie auf diese Wei­ nen seine Leiche abholen, wenn die Kämpfe se um den Genuß des direkten Zusehens ge­ vorbei sind.« bracht werden, aber die Fernsehübertragun­ »Ist uns recht.« gen sind, wie überall und immer bei solchen Ich stand auf und versuchte, genau die Veranstaltungen, weitaus informativer.« Mischung von Trotz und erwartungsvoller Der Rest der Gruppe schien die Überprü­ Bereitschaft in meinen Bewegungen auszu­ fung der Zentrale abgeschlossen zu haben. drücken. Bisher hatten wir geglaubt, auf Es bildeten sich Dreimannkommandos, die dem Raumhafen Hircs landen zu können. aus der Zentrale stampften. Mit Sicherheit Dann hätten wir eine Art kleinen Brücken­ durchsuchten sie andere Räume des Schif­ kopf auf diesem Planeten gehabt. fes. Im Stillen mußte ich ihnen meine Hoch­ Ich klammerte mich an die Stahlträger achtung aussprechen – ihnen würde nicht und knurrte: der kleinste Fehler entgehen. »Ich will endlich kämpfen. Ich fliehe Gab es einen solchen Fehler? nicht, keine Angst. Bringt mich in die Are­

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